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Slice of Life

von

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Wie gut brennt Polyester?

Vector schlug eine Mücke tot, die gerade dabei gewesen war ihn zu stechen. Er hasste es hier. Er hasste es so sehr. Alit hatte einfach so dumme Ideen; warum hörten sie überhaupt auf ihn? Sollten sie es nach all diesen Jahren nicht besser wissen?

Wobei er ja nicht wegen Alit hier war. Er sah Yuuma an, der vor ihm ging und wie immer bester Laune war. Vector seufzte. Alles mal wieder nur wegen ihm.

„Diese Scheißviecher!“, fluchte Vector und schlug erneut nach einer Mücke. Sie hatten es regelrecht auf ihn abgesehen. Wenn er wieder zuhause war, dann war er bestimmt mit Stichen übersät.

„Hast halt süßes Blut“, sagte Alit mit einem breiten Grinsen.

„Halt’s Maul“, murrte Vector.

„Das ist so sowieso nicht ganz richtig“, Durbe richtete sich die Brille, „das hat nichts mit süßem Blut zu tun. So was wie süßes Blut gibt es auch gar nicht. Studien haben ergeben, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 häufiger gestochen werden als andere. Auch hängt es mit den Bakterien auf deiner Haut und Schweiß zusammen.“

„Willst du damit sagen, ich stinke?“, knurrte Vector.

Alit kam näher und schnüffelte an ihm. Vector schubste ihn weg. „Lass das!“

Durbe fing an, das Thema Mücken zu vertiefen und spielte ganz den Klugscheißer. Vector verdrehte die Augen. Wieso war Durbe überhaupt dabei? Wer hatte ihn eingeladen?

Und wer hatte Mizael eingeladen? Und wieso hatte Mizael auch noch zugesagt? Er wirkte fehl am Platz und man sah ihm regelrecht an, wie sehr er es bereute.

Nicht, dass er es selbst genießen würde hier zu sein. Er hasste campen. Es war unbequem und egal, wie warm es im Moment war, er würde bestimmt frieren. Und Insekten! Zahllose Insekten! Er unterdrückte ein Schaudern. Er hasste alles, was diesen Trip anging.

Naja, nicht alles. Er hat kein eigenes Zelt, deshalb würde er bei Yuuma schlafen und das entschädigte schon fast alles andere.

Nur fast, weil leider auch Nasch in Yuumas Zelt schlafen würde. Vector knirschte mit den Zähnen. Warum hatte Nasch nicht mit seiner nervigen Schwester mitgehen können? Merag veranstaltete irgendeinen „Mädelsabend“, da hätte Nasch auch gut reingepasst, und er hätte Yuuma für sich gehabt.

Es passte ihm sowieso nicht, dass Yuuma und Nasch nebeneinander gingen und sich Yuuma so lebhaft mit ihm unterhielt. Ihm fiel aber auch nichts ein, mit dem er Yuumas Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte. Vector murrte. Er hasste diesen Trip.
 

Sie erreichten die Campingstelle. Es war eine Lichtung im Wald, eine von vielen, die den Eindruck erwecken sollte, dass man alleine im Wald war. Auf dem Boden sah man die Abdrücke von Zelten und die Reste eines Lagerfeuers.

Vector ließ seinen Rucksack fallen und streckte sich. Ihm taten die Beine weh von dem langen Marsch.

„Shingetsu!“ Er sah zu Yuuma. „Hilfst du uns beim Zeltaufbau?“

Vector nickte nur. Lust hatte er keine, aber so hatte er zumindest Gelegenheit etwas mit Yuuma zu machen... und Nasch, aber es war besser, wenn er ihn ignorierte.

Sie breiteten das Zelt auf dem Boden aus, während Nasch die Stangen und Heringe bereitlegte.

„Gibt’s hierfür eine Anleitung?“, wollte Vector wissen und sah Yuuma fragend an.

„Es gab mal eine, aber... naja, ich weiß nicht, wo sie ist.“ Er lachte und Vector seufzte. Wieso war er nicht überrascht?

Zusammen mit Yuuma schob er die großen Stäbe in die Öffnungen. „Shark, kannst du die Stäbe in die Schlaufen machen?“

„Klar!“

Vector äffte Shark nach ohne dass dieser es mitbekam. Als Shark sich um den vorderen Teil kümmerte, betrachtete Vector die sorgfältig in die Schlaufen geschobenen Stäbe. Er grinste, bückte sich und zog die Stäbe wieder heraus. Das Zelt knickte leicht ein. Er gesellte sich zu Yuuma bevor jemand Verdacht schöpfen konnte.

Yuuma hielt die Heringe in den Händen. „Nur noch die und wir sind fertig.“ Er legte zwei neben Shark und kümmerte sich selbst um den hinteren Teil des Zelts. „Hey, Shark, ich dachte, du hast das hinten schon erledigt?“

„Hab ich“, erwiderte Shark und zog die Stirn kraus. Er trat den Hering im Boden fest und ging zu Yuuma.

Vector zog in der Zwischenzeit die Heringe wieder aus dem Boden. Er zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.

„Es ist besser, wenn du mit mir Feuerholz holst“, sagte Gilag.

„Muss das sein?“ Der Griff an seiner Schulter festigte sich.

„Ja, bevor du hier noch mehr Ärger machst.“

Das Zelt flatterte etwas im Wind.
 

Sie waren kaum zwischen den Bäumen verschwunden, als ein lautes „VECTOR!“ durch den Wald schallte. Vector grinste zufrieden. Er hob einen Ast vom Boden auf und ließ ihn durch die Luft zischen. Er hatte keine Lust Holz zu sammeln, sollte Gilag das doch machen. Er blickte zurück. Hoffentlich nutzte Nasch die Gelegenheit nicht um sich an Yuuma ranzumachen. Vector knirschte mit den Zähnen und schlug den Ast so fest gegen den nächsten Baum, dass er zerbrach. Er warf die Reste weg.

Irgendwie musste er Nasch los werden... mal wieder. Sie waren in einem Wald, da war es leichter jemanden „verschwinden“ zu lassen. Es könnte ihm ein tragischer Unfall passieren. Von einem Bär gefressen, in den Fluss gefallen und ertrunken, einen Abhang hinunterfallen und sich dabei den Schädel spalten; es gab so viele Möglichkeiten! Er könnte ihn auch ganz einfach abstechen und dann irgendwo verscharren oder, noch besser, zum Verrotten liegen lassen.

Damit könnte er auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: er musste nie wieder Naschs hässliche Fresse ertragen und Yuuma würde bestimmt bei ihm Trost suchen. Und wie er ihn trösten würde. Vector grinste.

„Vector!“

Vector zuckte zusammen und drehte sich zu Gilag um. Er hatte die Arme voller Äste. „Ja?“

„Du sollst auch Holz sammeln.“

„Hab noch keins gefunden“, erwiderte Vector genervt. Was war Gilags verdammtes Problem? Er hatte keinen Bock auf diesen Mist! Wer wusste, was Nasch in der Zwischenzeit mit Yuuma tat.

„Dann trag das zurück.“ Gilag drückte ihm die Äste gegen die Brust und Vector verlor fast das Gleichgewicht. Er festigte seinen Griff um das Holz und murrte. Zumindest konnte er jetzt zurückgehen.
 

Vector ließ das Feuerholz neben der Feuerstelle fallen und strich sich sein Shirt sauber. Er zupfte gerade ein Blatt weg, als Nasch ihn plötzlich am Shirt packte.

„Wegen dir wäre fast das Zelt zusammengebrochen“, fauchte er ihn an. „Wie immer machst du nur Ärger!“

Vector hob die Augenbrauen und setzte eine Unschuldsmiene auf. „Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Tu nicht so! Du hast die Heringe wieder rausgezogen!“ Er schubste Vector und dieser stolperte über den Holzstapel und fiel zu Boden. Bevor Nasch aber auf ihn losgehen konnte, wurde er von Yuuma aufgehalten, der sich zwischen sie stellte.

„Beruhig dich, Shark.“

„Aber er...“

Yuuma schüttelte den Kopf. „Shingetsu hat gesagt, er war es nicht und ich glaube ihm. Er war mit Gilag beim Holz sammeln.“

Nasch schnaubte. Er murmelte etwas Unverständliches, drehte sich um und ging.

Yuuma half Vector wieder auf die Beine. „Hast du dir wehgetan?“ Vector schüttelte den Kopf und Yuuma atmete erleichtert aus. „Lass dich von Shark nicht ärgern.“

„Ich versuch’s.“ In seinem Kopf zog er in der Zwischenzeit langsam die Haut von Naschs Gesicht. „Aber ich bin froh, dass du dich für mich eingesetzt hast.“ Er schenkte Yuuma ein Lächeln.

Yuuma hielt eine von Vectors Händen mit seinen. „Aber natürlich, du bist doch mein Freund.“

„Das bedeutet mir sehr viel.“ Zumindest konnte er einen Vorteil aus der ganzen Situation ziehen. Yuuma schenkte ihm sein breitestes Lächeln und Vector schluckte. Am liebsten hätte er ihn zu sich gezogen und geküsst. Er entwand seine Hand aus Yuumas Griff und sah schon fast verlegen zur Seite. „Kann ich dir noch mit irgendwas helfen?“
 

Curry köchelte über dem Lagerfeuer und Vector trommelte ungeduldig mit dem Plastikbesteck auf seinen Papierteller. „Ist es endlich fertig?“

Mizael verdrehte die Augen. Er hatte seine Haare zusammen gebunden und hatte fast im Alleingang das Curry für sie vorbereitet. „Gleich“, antwortete Mizael knapp und rührte um.

„Das hast du vorhin auch schon gesagt.“

„Du hast mich auch dasselbe erst vor einer Minute gefragt.“ Mizael hatte sichtlich Schwierigkeiten ruhig zu bleiben.

„Ich bin eben am Verhungern.“

„Oh bitte, tu mir den Gefallen“, zischte Mizael.

Vector hob abwehrend die Hände und stand auf. Er ließ sein Geschirr liegen und streifte über den Platz. Es gab drei Zelte, eins davon gehörte Gilag und Alit, die öfters campen gingen um im Wald zu trainieren. Vector schüttelte den Kopf. Man konnte es auch übertreiben.

Mizael und Durbe teilten sich ebenfalls ein Zelt. Woher auch immer die beiden ein Zelt hatten. Durbe hatte auch erst gehofft, er und Nasch würden sich eins teilen, doch Yuuma war schneller mit seinem Angebot gewesen. Vector knirschte mit den Zähnen. Nicht, dass er scharf darauf gewesen wäre, mit Mizael in einem Zelt zu schlafen, doch es wäre tausendmal besser als Nasch gewesen. Bei Mizael musste er sich wenigstens keine Sorgen machen, dass er plötzlich Yuuma anmachte.

Er wollte in Yuumas Zelt krabbeln und wäre dabei fast mit eben diesen zusammengestoßen. „Was machst du hier?“ Vector warf einen Blick ins Zelt, schon fast panisch, dass er Nasch sehen würde, doch das Zelt war leer.

Yuuma hielt eine Tüte Marshmallows hoch. „Für später“, sagte er mit einem Grinsen.

„Essen ist fertig!“, rief Mizael und Vector beeilte sich zurück zum Feuer zu kommen.
 

Er saß neben Yuuma, während sie aßen und zu seinem Leidwesen saß Nasch an Yuumas anderer Seite. Der Typ war so aufdringlich, es war zum Kotzen. Wütend schob er sich einen Löffel Curry in den Mund und verschluckte sich prompt. Er hustete und Yuuma klopfte ihm auf den Rücken.

„Alles okay?“

Vector röchelte und er wischte sich über die Augen. Heute war nicht sein Tag. Langsam beruhigte er sich wieder.

„Geht’s?“, fragte Yuuma besorgt. Vector nickte. „Gut.“ Es mochte peinlich gewesen sein, doch das Lächeln, das Yuuma ihm gerade schenkte, machte das alles nur nebensächlich.

Schnell richtete Vector seinen Blick wieder auf seinen Teller. Was hatte dieser Junge nur an sich?
 

Vector prüfte den Marshmallow an seinem Stock.

„Ist das nicht schön?“, fragte Yuuma leise.

„Was?“, fragte Vector und hielt den Stock zurück ins Feuer.

Yuuma lehnte sich leicht gegen ihn und zeigte nach oben. Vectors Blick folgte seinem Fingerzeig. Über ihnen funkelten zahllose Sterne. Der Mond war nirgends zu sehen. Vectors Blick ging jedoch wieder nach unten, weil Yuuma immer noch an ihm lehnte. Vector schlug das Herz bis zum Hals.

„Vector. Vector. VECTOR!“

Nur schwer konnte Vector seinen Blick von Yuuma lösen. „Was?“, fauchte er Durbe an.

„Dein Marshmallow brennt.“

Panisch riss Vector den Stock aus dem Feuer und versuchte den Minibrand zu löschen. Sein Marshmallow war schwarz. Vector seufzte.

„Hier.“ Lächelnd hielt ihm Yuuma seinen hin.

„Aber das ist deiner“, murmelte Vector verlegen. Er wollte Yuuma ja näher kommen, aber im Moment war er wirklich etwas überfordert. Er sah kurz an Yuuma vorbei. Nasch spießte ihn mit seinen Blicken auf. Vector unterdrückte das triumphierende Grinsen.

Er nahm Yuumas Marshmallow, weil dieser darauf bestand und weil es Nasch noch wütender machte.
 

„Hey, wisst wir was noch zum Campen gehört?“ Alle Blicke richteten sich auf Alit. „Gruselgeschichten!“

Vector schnaubte. Sowas lächerliches. Er merkte, dass alle ihn ansahen. „Was?“

„Du weißt doch bestimmt eine“, sagte Alit mit einem Schulterzucken.

„Wieso ich?“

„Weil dein Gesicht schon zum Gruseln ist.“ Mizael lachte leise über seinen eigenen Witz.

Vector verengte die Augen. „Ja, ich weiß eine, über einen Jungen und seinen toten Drachen.“ Mizaels Lachen erstarb und er presste die Lippen aufeinander. Vector grinste zufrieden. „Aber gut, ich weiß wirklich eine.“ Er ließ sich nur darauf ein, weil er hoffte, dass Yuuma sich erstrecken würde. „Also“, er beugte sich nach vorne und sah durch die Runde, „es ist vor ein paar Jahren in Heartland passiert. Eine Mutter geht mit ihrem kleinen Mädchen an einem Spielzeugladen vorbei und im Schaufenster liegt ne Puppe, aber die Puppe hat nur noch drei Finger. Das Mädchen will sie trotzdem haben und bettelte bis Mama sie kauft. Der Verkäufer warnt die Mutter, das Mädchen niemals mit der Puppe allein zu lassen.“ Vector merkte, wie Yuuma etwas näher an ihn rutschte. „Eine Woche vergeht und die Mutter muss kurz weg, sie erinnert sich aber daran, was der Verkäufer gesagt hat. Sie nimmt ihrer Tochter die Puppe weg und legt sie auf den Schrank. Nach ner Weile kommt die Mutter wieder und hört ein komisches Geräusch. Sie ruft nach ihrer Tochter, aber die antwortet nicht, also geht sie ins Zimmer.“ Er machte eine kurze Pause und genoss die angespannten Gesichter der anderen. „Das Mädchen lag auf dem Boden, tot, und nur noch drei Finger an der Hand. Daneben saß die Puppe, grinsend, mit fünf Fingern.“
 

Gilags Schrei hallte durch die Nacht und war wohl der Hauptgrund dafür, dass sich alle erschreckten. Gilag presste dich die Hand auf den Mund und war ganz blass im Gesicht.

„So gruselig war die Geschichte auch wieder nicht.“ Vector rieb sich den Nacken.

„Ich fand sie schon ziemlich unheimlich.“

Vector sah Yuuma an. Und warum hatte er sich dann nicht panisch an ihn geklammert? Das war doch eigentlich seine Absicht gewesen. Er seufzte. „Wird’s nicht langsam Zeit zum Schlafen?“

„Nein“, widersprach Gilag mit ungewöhnlich hoher Stimme. Alit saß neben ihm und strich ihm beruhigend über den Arm.

„Shark, du hast doch deine Gitarre dabei, spiel doch was für uns.“

Das war jetzt nicht Yuumas Ernst? Vector sah Nasch hinterher, wie er seine Gitarre aus dem Zelt holte. Womit hatte er das verdient? „Ich leg mich lieber hin“, sagte er, doch Yuuma hielt ihn am Ärmel fest.

„Bleib doch noch etwas.“

Wie sollte er diesem Lächeln widerstehen? Er blieb sitzen und verfluchte sich selbst dafür, dass er so schwach war.
 

Als Nasch jedoch anfing zu spielen und Yuuma nur noch ihm seine Aufmerksamkeit schenkte, hätte Vector am liebsten die Gitarre gepackt und damit solange auf Nasch eingedroschen bis sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war. Und es war ja nicht nur die Gesichtsaggro, nein, dann gab es da ja auch noch diese unglaublich hässliche Jacke. Aus was für einem Stoff war die überhaupt? Polyester? Billig und hässlich.

Vector sah ins Feuer. Wie gut Polyester wohl brannte? Er sah wieder zu Nasch und überlegte, wie er das am unauffälligsten herausfinden konnte. Er ertrug dieses Gejaule nicht mehr. Und es gefiel ihm auch gar nicht, wie Yuuma Nasch ansah. Er schnaubte und spielte mit dem Stock auf den er seine Marshmallows aufgespießt gehabt hatte.

Er beobachtete, wie die Spitze glühte und begann zu grinsen. Vector sah sich um, doch alle saßen bei Nasch und achteten nur auf ihn. Nur Mizael wirkte so unbegeistert wie Vector selbst. Er spielte mit seinem Handy und Vector wusste, dass er innerlich wieder darüber fluchte, dass er keinen Empfang hatte. Er hatte sich nachmittags schon ein paar Mal darüber beschwert.

Gut, Vector hielt wieder den Stock ins Feuer, niemand achtete auf ihn. Als er ausreichend glühte schob er ihn vorsichtig an Yuuma vorbei, damit dieser nichts mitkriegte. Vector lehnte sich leicht zurück und hielt den Stock an Naschs hässliche Jacke. Er wartete, doch nichts passierte.

Missbilligend presste Vector die Lippen aufeinander. Wieso ging der Bastard nicht in Flammen auf? Das wäre mal ein Lagerfeuer, das er wirklich genießen würde.

Er hielt den Stock wieder in die Flammen. Er brauchte irgendwas, das leichter brannte. Die trockenen Blätter, die überall auf den Boden verstreut lagen, kamen ihm gerade recht. Es war, als wollte die Natur, dass er Nasch anzündete.

Mit dem Fuß schob er die Blätter zusammen. Aber wie sollte er sie hinter Nasch bekommen? Vector lehnte sich wieder zurück um zu sehen, ob nicht schon Blätter hinter ihm lagen, doch so viel Glück hatte er nicht. Er schnaubte leise und knüllte die Blätter zusammen. Wenn er sie warf, würde das auffallen und sonst wusste er keine Möglichkeit. Er kaute auf seiner Unterlippe und trommelte mit dem Fuß auf den Boden. Damit hörte er jedoch auf, als er merkte, dass er es im Takt der Musik tat. Wie lange wollte dieser Idiot noch singen und auf seiner blöden Gitarre rumklimpern? Er hielt das einfach nicht mehr aus!

Vector stand auf. Es war nicht wirklich geplant gewesen, aber jetzt war es schon zu spät.

Yuuma sah zu ihm hoch. „Wo gehst du hin?“

„Nur kurz pissen“, murmelte Vector. Er hatte immer noch die Blätter in der Hand und versteckte sie etwas hinter seinem Rücken. Als er an Nasch vorbeiging, stieß er nicht nur gegen seine Schulter und brachte ihn damit aus dem Spielfluss, sondern ließ auch die Blätter hinter ihm fallen.

Okay, damit war er schon mal einen Schritt weiter. Er ging zwischen die Bäume und lehnte sich gegen einen Baumstamm. Wenn er es jetzt noch schaffte das Ganze anzuzünden, dann war sein Tag gerettet. Schöner wäre es gewesen, wenn er eine Hetzjagd durch diesen Wald hätte veranstalten können. Das hätte ihm wirklich Spaß gemacht, aber man konnte ja nicht alles haben.

Vector holte die Streichhölzer aus seiner Hosentasche, die er zuvor dafür benutzt hatte das Lagerfeuer anzuzünden.
 

Schon auf dem Weg zurück zündete Vector eins der Streichhölzer an und schirmte die Flamme mit der Hand ab. Er biss die Zähne zusammen, als das Feuer seine Haut erhitzte.

Wie schon zuvor die Blätter ließ er das Streichholz fallen und setzte sich wieder neben Yuuma, der ihm kurz einen Blick zuwarf. Vector drückte seine Hand in das kühle Gras hinter ihm. Er hoffte, dass sein Plan jetzt auch funktionierte. Vector grinste, als er die kleine Flamme sah, die hinter Nasch heranwuchs.
 

Der Polyesterstoff fing nur langsam Feuer. Die Flamme kroch nach oben und schmolz den Stoff eher, als dass er ihn komplett in Brand steckte. Vector war enttäuscht. Diese verdammte Polyesterjacke! Sie war nicht nur hässlich, sondern auch komplett nutzlos.

Mizael sah von seinem Handy auf. „Riecht’s hier nicht irgendwie ekelhaft?“

„Shark, du brennst!“, rief Yuuma plötzlich panisch.

Vector hatte Schwierigkeiten sich das Lachen zu verkneifen, während er das Spektakel beobachtete. Hektisch zog sich Nasch die Jacke aus und zündete dabei fast das Shirt an, das er trug. Die untere Hälfte der Jacke war zum Teil zusammengeschmolzen. Nasch warf die Jacke auf den Boden und trat das Feuer aus.

„Bist du verletzt?“, wollte Yuuma wissen, doch Nasch achtete gar nicht auf ihn, sondern sah mit grimmigem Gesicht zu Vector, der inzwischen breit grinste.

„Jetzt reicht’s mir.“ Er ging an Yuuma vorbei und packte Vector am Kragen. „Ich sollte dir jeden Knochen im Leib brechen!“

„Was hält dich auf?“, fragte Vector provozierend. Er bemerkte, wie sich Naschs Körper anspannte.

„Hör auf, hört auf.“ Yuuma schob sich zwischen sie. „Nicht streiten.“

„Er hat mich angezündet!“

„Ich weiß nicht, wovon er redet.“

„Hier sind die Reste eines Streichholz“, sagte Durbe, der die Feuerstelle untersuchte. „Vector hat doch immer noch die Streichhölzer.“

Alle Blicke richteten sich auf Vector. „Hast du ihn angezündet, Shingetsu?“, fragte Yuuma leise.

„Nein“, antwortete Vector ohne mit der Wimper zu zucken.

Yuumas Gesichtszüge entspannten sich. „Gut.“

„Wie kannst du ihm nur glauben?“, rief Nasch und wollte wieder auf Vector losgehen. „Er ist der einzige mit Streichhölzern!“

„Ich hab keine Streichhölzer“, widersprach Vector und zeigte seine Hosentaschen. Sie waren leer. Er hatte die Packung fallen lassen, als er das eine Streichholz angezündet hatte. Als ob er so blöd wäre und Beweismittel mit sich rumschleppte.

„Siehst du, Shark. Er kann es gar nicht gewesen sein.“

Nasch verengte die Augen und wandte sich schließlich ab. Er griff nach seiner Gitarre und verschwand im Zelt.
 

Als Vector nach Yuuma ins Zelt kam, warf Nasch ihm einen hasserfüllten Blick zu. Vector genoss ihn. Es machte solchen Spaß Nasch auf die Nerven zu gehen und das Beste an der Sache war, Yuuma glaubte ihm.

Vector schlüpfte in seinen Schlafsack. Er lag neben Yuuma, Nasch, wie schon zuvor am Feuer, auf der anderen Seite.

„Ihr solltet euch wirklich vertragen“, flüsterte Yuuma.

Nasch schnaubte und Vector bevorzugte es nicht zu antworten. Er würde sich niemals mit Nasch vertragen. Eher würde die Hölle zufrieren.

„Wir sind doch alle Freunde“, redete Yuuma weiter. Er ließ sich nicht davon beirren das ihm niemand antwortete, sondern redete munter weiter darüber, dass sie Freunde waren, bis man schließlich nur noch regelmäßige Atemzüge von ihm hörte.

Vector lächelte. Ihm war nicht nach schlafen. Als ob er auch nur ein Auge zumachen würde, wenn Nasch in der Nähe war. Außerdem brannte seine Hand immer noch unangenehm. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen... ach quatsch, das war die beste Idee seit langem gewesen! Er grinste.
 

Als Vector am nächsten Tag die Augen aufschlug, fühlte er sich wie gerädert. Irgendwann war er dann doch eingeschlafen. Nicht, dass es einen Unterschied machte, er war trotzdem völlig fertig.

Er drehte den Kopf und bekam Herzrasen, als er direkt in Yuumas Gesicht sah. Er lag so nah, dass er seinen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Nur ein bisschen und er könnte ihn küssen.

Doch eine Sache störte ihn, und das war Naschs Arm, der um Yuuma lag. Er knirschte mit den Zähnen. Dieser Bastard brauchte seinen Yuuma gar nicht antatschten. Vector setzte sich leicht auf und legte vorsichtig seine Finger um Naschs Handgelenk. Er hob den Arm langsam hoch, darauf bedacht ihn nicht aufzuwecken. Er grinste, als er Naschs Arm genau über dessen Gesicht fallen ließ. Schnell stellte sich Vector wieder schlafend, als sich Nasch überrascht aufsetzte.

Nasch rieb sich die Nase. „Vector!“, fauchte er.

Vector japste überrascht, als Nasch sich plötzlich auf ihn stürzte. Er versuchte sich aus seinem Schlafsack zu befreien und nebenbei zu verhindern, das Nasch ihm ins Gesicht schlug.

„Bist du total irre?!“

„Ich hab genug von deinem Scheiß!“ Nasch holte aus, doch bevor er zuschlagen konnte, rollte sich Vector samt Nasch zur Seite. Sie knallten gegen die Zeltwand. Vector schaffte es den Schlafsack zum Teil zu öffnen, doch es dauerte nicht lange bis er Nasch wieder an der Gurgel hatte.

„Was macht ihr?“ Yuuma setzte sich verschlafen auf, gerade als Vector Nasch von sich stieß.

Nasch prallte gegen eine der Stangen und riss das Zelt auf einer Seite aus seiner Halterung. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich nochmal auf Vector zu stürzen.

„Shark! Singetsu!“ Doch niemand achtete auf Yuuma.

„Du Bastard!“, fauchte Nasch und erwischte Vectors Nase. Vector, der inzwischen endlich seinen Schlafsack los war, trat Nasch in den Magen. Sie rollten durch das Zelt und ließen sich von dessen Wand nicht stören. Sie rissen das Zelt endgültig aus seiner Halterung und als Vector mit dem Rücken gegen eine der Stangen prallte, brach alles über ihnen zusammen.

Nur schwerfällig kamen die drei aus dem Zelt gekrochen.

Nasch spuckte Blut, während Vector es sich von der Nase wischte.

Er hasste campen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sharksliebling
2015-12-25T21:20:48+00:00 25.12.2015 22:20
Hey :)
Wieder mal ein super kap (das davor auch bin bloß zu Faul um zu schreiben XD)
Erstmal ich habe oft gelacht so geil XD Nash tut mir aber trotzdem leid der wird voll gemoppt von Vector T-T und der Naive Yuma checkt gar nichts nichts anderes erwarte ich von ihm XD Ich finde du triffst die Charaktere super dein schreibstil gefällt mir auch mega und ich bin schon riesig gespannt wie es witer geht und mit wem Yuma zusammen geht ;D
LG
Sharksliebling


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