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Zum ersten Mal

(Prideshipping)
von

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Yami stand am Küchentisch und knetete mit beinen Händen den Teig. Eine Schürze war um seine Taille gebunden und schützte die schwarze Jeans vor weißen Mehlspuren. Fröhlich mit einem Lied mitsummend, das aus dem kleinen Radio auf dem Kühlschrank ertönte, klatschte er den Teigklumpen auf eine vorbereitete Fläche und griff nach dem Nudelholz. In dieser Sekunde ertönte das piepende Geräusch des Handyweckers. Yami drehte sich leicht zur Seite und beugte sich ohne zu zögern zu dem Gerät am Rande des Tisches. Seine Lippen berührten die Oberfläche und das Piepen brach ab. Das Nudelholz wurde abgelegt und Yami trat zur Spüle.

Seto seufzte von seiner Position am Türrahmen aus und trat in die Küche.

„Jetzt kriegt dein Smartphone schon mehr Zuneigung als ich.“

Yami drehte ihm den Kopf zu, die Hände weiterhin unter den Wasserstrahl haltend, und schenkte Seto ein Lächeln.

„Wenn du näher kommst, kriegst du auch einen Kuss.“

Seto überwand die kurze Distanz zu seinem Partner und legte die Arme um die schlanke Taille Yamis. Er musste sich vorbeugen, um die Lippen des Kleineren zu erreichen, doch das war inzwischen eine gewohnte Geste. Meist fiel ihm der Größenunterschied nicht mehr auf.

Yamis Lippen fühlten sich süß an und die Berührung dauerte viel zu kurz, ehe Yami seinen Kopf wieder wegzog.

„Husch, ich muss die Plätzchen herausholen.“

Mit einem weiteren tiefen Seufzer ließ Seto los und trat einen Schritt zurück, während Yami das Wasser abstellte und nach den Backhandschuhen griff.

„Ich bin dann mal im Arbeitszimmer“, sagte Seto in einem nur angedeutet unzufriedenen Tonfall. Seine Worte brachten ihm jedoch nur ein Lächeln ein, das Yami ihm schnell über die Schulter warf.

Beim Verlassen des Zimmers hörte Seto wieder das Summen, was ihm ein Schmunzeln entlockte. Sogar dabei traf Yami die Melodie nicht. Zumindest brachte es Abwechslung in die sich viel zu oft wiederholenden Weihnachtslieder.

 

Seto holte den Schlüssel zu Yamis Wohnung heraus und betrachtete ihn in Gedanken versunken, ehe er damit die Tür aufschloss. Er besaß diesen Schlüssel schon seit fast drei Jahren, Yami den Schlüssel zu der Villa schon um einiges länger. Wobei der Schlüssel zur Villa wirklich nur eine symbolische Geste war, schließlich ließ man dort Yami natürlich seit Beginn ihrer Beziehung mit einem Lächeln herein. Zudem waren sie selten in der Villa, die am Stadtrand lag. Yamis Wohnung war zwar um einiges kleiner, hatte jedoch eine bessere Lage in Bezug auf ihre Arbeitsstellen.

Seto trat herein und schloss die Tür hinter sich. Es dauerte nicht lange, bis er sich seiner Schuhe und des langen, dunkelgrauen Mantel entledigt hatte und sich auf die Suche nach seinem Partner begab. Er fand diesen im Wohnzimmer auf der Couch unter eine Decke gekuschelt und mit einem Buch in der Hand.

Yami sah auf, als Seto das Zimmer betrat. Der Blick der Amethysten war warm und willkommen heißend. Sofort spürte Seto Wärme in seinem Körper sich ausbreiten und seine Schultern entspannen. Dieses Augenpaar strahlte Ruhe und Geborgenheit aus wie sonst kein anderes. Es hatte seine Zeit gebraucht, bis Seto am Anfang ihrer gemeinsamen Zeit erkannt hatte, dass Yamis Gelassenheit aufrichtig war. Statt sich gegen den Wind aufzulehnen, beugte er sich wie das Gras mit ihm. Doch das war wahre Stärke und nicht die sture Gegenwehr, die er gelernt hatte. Die Erkenntnis hatte ihm sehr viel inneres Selbstbewusstsein gekostet, doch gleichzeitig hatte es ihnen den Weg in diese Beziehung eröffnet. Nach all der Zeit hatte Yamis Blick immer noch die gleiche Wirkung auf ihn.

Seto lächelte und trat an die Couch. Er platzierte einen Kuss erst auf Yamis Stirn und dann auf die Lippen. Sofort danach wandte der Kleinere seinen Blick wieder in das Buch, doch zumindest hob er einladend die Decke und machte Platz neben sich. Seto ging der Einladung nach und machte es sich neben seinem Freund bequem. Er legte seinen Arm um die schmale Schulter Yamis und widmete sich dann endlich dem Cover des Buches. Was konnte so spannend sein?

„‘Wie zelebriert man nach westlicher Tradition‘“, las er laut vor und schnaubte sofort. „Ist es dein Ernst?“

Yami sah grinsend auf.

„Es gibt inzwischen Ratgeber für alles“, sagte er neckisch.

Seto schnaubte ein weiteres Mal. Natürlich gab es Ratgeber für alles Mögliche, doch meist war ihre Qualität eher bescheiden.

„Warum liest du es überhaupt?“

„Weil hier auch die im Westen üblichen Gebräuche zu Weihnachten erklärt werden.“

Seto verdrehte demonstrativ die Augen, doch das führte nur zu einem noch breiteren Grinsen auf Yamis Gesicht.

„Willst du dich nicht stattdessen mit mir beschäftigen?“, fragte Seto in der tiefsten Stimme, zu der er fähig war und blickte direkt in die zwei Amethysten.

Yami lachte auf und setzte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Es war deine Idee Mokuba nach Europa zu schicken“, erinnerte ihn Yami amüsiert.

„Wer hätte auch erwarten können, dass er mit der Idee Weihnachten ‚richtig‘ zu feiern zurückkommen würde“, verdrehte Seto die Augen.

Yami lachte laut auf, was Setos Mundwinkel automatisch nach oben zog. Yamis Stimme klang heiter und glücklich.

„Niemand. Trotzdem müssen wir jetzt da durch.“

Das hielt Seto nicht davon ab weiter zu nörgeln.

„Trotzdem musst du da nicht so viel Zeit investieren. Mokuba organisiert das Essen und die Dekorationen. Wir müssen nur eine Kleinigkeit mitbringen und lächeln.“

Yami schüttelte leicht den Kopf.

„Das reicht nicht. Weihnachten ist im Westen etwas vollkommen anderes als hier. Wusstest du zum Beispiel, dass der 25. eigentlich der Weihnachtsfeiertag ist?“

Seto hob verwundert eine Augenbraue. Das war glatt eine neue Information. Änderte jedoch nichts an seinen Bedürfnissen.

„Ich hatte einen anstrengenden Tag und muss den Stress jetzt wieder abbauen“, schlug er eine neue Taktik ein und lehnte sich mit mehr Druck gegen Yami.

„Oh, bin ich jetzt dein Trainingsgerät?“, erwiderte sein Partner neckisch.

Seto blickte auf. Yamis Gesicht war nur wenige Zentimeter entfernt.

„Nein. Du bist die Oase, in der ich entspannen kann.“

Die Amethysten funkelten auf und Yamis Gesicht glättete sich zu einem sanften Lächeln.

„Hat dich die Weihnachtsstimmung doch erwischt“, flüsterte er leise und küsste Seto.

Die Berührung war zärtlich und lang. Das Gefühl der weichen Lippen beschleunigte Setos Herz wie kaum etwas sonst es in seinem Leben vermochte. Er schloss die Augen und legte seine Hand in Yamis Nacken. Seto hörte wie das Buch auf den Tisch gelegt wurde und spürte dann die warmen Finger Yamis an seiner Wange. Er öffnete den Mund und ihre Zungen berührten sich. Es war warm und süß.

Sie lösten sich wieder voneinander und Yami zog den Größeren in seinen Schoß. Seto machte es sich bequem und streckte die Füße aus. Die Wohnung war warm geheizt, so dass seine nicht mehr von der Decke bedeckten Füße trotzdem nicht kalt werden würden. Der süße Duft von frisch gebackenen Plätzchen durchzog den Raum.

„Also, was sagt dein Buch noch so über Weihnachten“, sagte er schließlich.

Yami nahm lachend das Buch wieder in die Hand und suchte nach der richtigen Seite. Danach begann er vorzulesen und strich dabei durch das braune Haar.

„Weihnachten ist ein besinnliches Fest der Familie an dem die Geburt…“

Seto schloss die Augen und lauschte den Worten mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, während er sich auf das Gefühl der Hand an seinem Kopf konzentrierte.

 

„Ich hätte zur Arbeit fahren sollen“, stellte Seto nüchtern fest. Er hatte die Theorie hinter Yamis Erklärung zum Thema Zusammenführen der Familie verstanden, die dieser natürlich aus dem Ratgeber erlesen hatte. In der Praxis jedoch sah er die Verbindung zwischen dem Schmücken des Weihnachtsbaumes und dem Erwecken eines Familiengefühls nicht. In diesem Moment war er damit beschäftigt die Diskussion zwischen seinem Bruder und seinem Freund zu ignorieren. Sein Kommentar, den er mehr zu sich selbst als jemand anderen gesprochen hatte, zog jedoch die Aufmerksamkeit des letzteren auf Seto. Böse funkelten ihn die violetten Augen an, als Yami sich halb zu Seto drehte.

„Das ist nicht hilfreich.“ Die Stimme klang bedrohlich tief und so zuckte Seto nur leicht mit den Schultern anstatt seine Gedanken zum Thema ‚hilfreich‘ preis zu geben.

„Wir könnten auch einfach einen zweiten Baum besorgen…“ Das war Mokubas Stimme, der die Diskussion wohl auch langsam leid war, jedoch nicht von seiner Meinung abwich.

„Auf keinen Fall! Das geht gegen…“

Seto schüttelte leicht den Kopf. Was hatte er auch erwartet bei einem angehenden Historiker und einem Stylisten? Er griff nach einer der Boxen und holte eine blaue Kugel heraus, die er an einen Ast schräg über einem anderen mit einer silbernen Kugel dran hängte. Die Stimmen im Hintergrund wurden zu einem unbedeutenden Rauschen, während er die Unmengen an Kugeln um sich herum betrachtete. Er suchte das schönste Violett heraus und nahm drei Kugel davon mit, die er an unterschiedliche Seiten des Baumes platzierte. Danach brauchte er noch grün. Beim Durchstöbern der Kisten stieß er auf silberne Sterne. Mit einem Blick evaluierte er den Baum und nickte sich selbst zu.

„Weniger ist mehr!“, erhob Yami die Stimme im Hintergrund. Seto zählte innerlich bis drei…

„Aber in all diesen Bildern ist es bunt!“, erwiderte Mokuba.

Seto schenkte den Streithähnen keine weitere Beachtung sondern tauschte einige der silbernen Kugeln gegen Sterne aus. Diese passten viel mehr zu den Blauen, von denen einige silberne Punkte darauf hatten. Dann fügte er die drei hellgrünen Kugeln seinem Kunstwerk hinzu. Jetzt fehlten nur noch der Stern an der Spitze und eine Lichterkette. Trotz seiner Größe konnte er die Spitze des Baumes nicht ohne Hilfsmittel erreichen. So begab er sich auf die Suche danach. Er wusste irgendwo in der Nähe musste eine Abstellkammer sein, in der ein Hocker stand… Seto stieg vorsichtig über seine zwei geliebten Menschen, die inzwischen nebeneinander auf dem Boden mitten im Zimmer lagen und die Köpfe in eine Sammlung aus Fotographien steckten. Um sie herum lagen Magazine und noch mehr Fotos und Ausdrucke herum.

„Wie wäre es denn klassisch. Rot-Gold könnte ganz gut zur Einrichtung passen“, schlug gerade Yami vor.

„Aber ich will etwas Besonderes…“

Keiner der beiden sah auch nur auf, als er das Zimmer verließ. Seto schüttelte nur den Kopf dankbar für den flauschigen Teppich, der zumindest dafür sorgte, dass die Zwei keine Gefahr liefen sich eine Erkältung zu holen. Schnell fand er einen Hocker und schaute noch in der Küche vorbei. Yoko nickte lächelnd, als er um Tee bat und versprach diesen in wenigen Minuten zu servieren. Er nickte ihr zu und ging wieder in das große Wohnzimmer mit dem viel zu großen Weihnachtsbaum. Jetzt, nachdem er gesehen hatte, wie viele Kugeln nötig waren, um das Waldmonster zu schmücken, gestand er zumindest in der Sicherheit seines Kopfes ein, dass sie wohl etwas übertrieben hatten bei der Wahl.

Mokuba und Yami lagen in unveränderter Position in der Nähe des Baumes. Inzwischen lachten sie allerdings leise über etwas. Anscheinend hatte die Auseinandersetzung ein Ende gefunden und sie hatten sich endlich geeinigt oder aber brauchten dringend eine Pause. Letzteres war wahrscheinlicher, da der Baum noch genau so aussah, wie Seto ihn zurückgelassen hatte. Mit der Hilfe des Hockers platzierte er problemlos den Stern auf die Spitze und wickelte die Lichterkette um den kompletten Baum. Wo zum Teufel hatten sie eine so lange Kette nur aufgetrieben? Das waren bestimmt zwanzig Meter. War das gewöhnlich? Was machten Menschen mit weniger Baum damit?

„Hey, ihr beiden Grazien, ich bin fertig mit dem Baum“, rief Seto, nachdem er den Hocker zur Seite geräumt hatte.

Es war fast gruselig wie synchron die zwei Köpfe sich zu ihm drehten und die Augenpaare jeweils vier Mal – ja, er hatte mitgezählt – blinzelten, ehe sich die beiden Blicke auf den Baum richteten. Da gab es endlich die erste Abweichung. Während Mokuba von unten nach oben aufsah, richtete Yami den Blick sofort an die Spitze und fuhr dann herunter. Wirklich, der Baum war viel zu hoch, wenn er so leicht den Richtungen folgen konnte!

Danach waren sie jedoch wie ein eingespieltes Team. Sie tauschten nur einen abschätzenden Blick, ehe sie aufstanden und sich ans Werk machten.

„So geht das nicht. Links sind die Farben schlecht verteilt.“

„Außerdem fehlt Lametta. Als ich letztes Jahr bei Julia eingeladen war, hatten sie ganz viel Lametta.“

Mokuba griff nach einer Box, die unter vielen Verpackungen von einfachen Kugeln begraben lag und deswegen von Seto völlig übersehen worden war, und reichte diese an Yami weiter. Seto lächelte in sich hinein. Es war sehr einfach seinen Partner und seinen Bruder zu verbünden – er musste ihnen nur etwas zum Verbessern geben. Ganz besonders liebten sie es ihn zu verbessern… und nach all den Jahren von Streit und Bitterkeit hatte er gelernt, dass es etwas Gutes war. Jetzt war es nur eine weitere Sache, über die er sich amüsierte.

„Wie habt ihr denn bei Julia gefeiert?“, fragte Yami interessiert bei Mokuba nach.

„Da war das Essen das Beste! Es gab…“

Seto setzte sich an den runden Tisch, der etwas abseits stand. Gerade wurde der Tee gebracht und in drei Tassen gegossen. Yoko lächelte breit, als sie die Erzählung Mokubas hörte. Bestimmt kannte sie die Geschichte schon. Seto nickte ihr zu und griff nach seiner Tasse. Er nippte an dem heißen Tee während Mokuba noch mehr Details von seinem Aufenthalt in der Schweiz auspackte und Yami dem Baum einen persönlichen Anstrich verpasste. Er würde noch mindestens fünf Minuten warten und die entspannte Atmosphäre genießen, ehe er seine Familie zum Tee rief. Yami und Mokuba hatten es gemeinsam, dass sie Katzenzungen hatten, die sehr empfindlich auf Hitze reagierten. Es würde dauern, bis der Tee soweit abkühlte, dass er von den beiden schmerz- und beschwerdenlos zu sich genommen werden konnte.

 

Seto legte von hinten die Arme um Yami, der den fertigen Weihnachtsbaum kritisch betrachtete.

„Ich find ihn hübsch“, sagte er und legte sein Kinn auf dem Kopf seines Freundes ab. Die abstehenden Haare kitzelten seine Nase.

„Hübsch? Die richtige Bezeichnung hierfür ist exzellent! Superb!“, empörte sich Yami spielerisch und versuchte seinen Kopf nach hinten zu drehen. Doch Setos Griff war fest.

„Ich will auch Kuscheleinheiten“, unterbrach Mokuba sie. Seto blickte zu seinem Bruder und traf auf eine Schnute gepaart mit einem flehenden Blick. Es irritierte Seto immer wieder von neuem, wie man mit Anfang Zwanzig noch Erfolg mit solchen Taktiken haben konnte. Und wie er Erfolg hatte! Sofort öffnete Yami die Arme und Mokuba sprang fröhlich in eine innige Umarmung, der auch Seto Teil wurde. Seto lächelte und verpasste dem Schwarzkopf eine sanfte Kopfnuss.

„Wollt ihr Tee? Er dürfte inzwischen den Gefrierpunkt erreicht haben.“

„Du meinst Raumtemperatur“, verbesserte ihn Yami lachend. Mokuba ließ sie los und Seto hob seinen Kopf zumindest soweit, dass Yami sich umdrehen und ihm einen Kuss geben konnte. Es ließ das Blut immer schneller durch seine Venen fließen, wenn er sah wie Yami sich auf die Zehenspitzen stellte, um seine Lippen zu erreichen. Es war schön. Seto festigte seinen Griff.

„Auch wenn Tee toll klingt, ist es schon Viertel nach Vier“, warf Mokuba nachdenklich ein.

Yami fuhr bei der Aussage auf und löste sich sogleich aus der Umarmung.

„Schon? Seto, wir müssen zurück.“

Der Angesprochene blinzelte verwirrt.

„Wir fahren jetzt zurück, nur um in wenigen Stunden wieder hier zum Weihnachtsessen zu erscheinen?“

„Natürlich. Ich muss mich noch umziehen. Außerdem sind die ganzen Plätzchen auch noch bei mir.“

„Plätzchen?“, mischte sich Mokuba von der Seite ein.

„Unmengen davon. Reichen dir bestimmt für das ganze Jahr.“ Setos Worte wurden von einem Augenrollen begleitete, während er zur Tür schritt.

„Ich wollte mal die ganzen Rezepte ausprobieren“, nuschelte Yami leise und holte ihn ein.

Seto blickte zu seinem Partner und sah den Rotschimmer, der sich auf die hellen Wangen schlich. Er fühlte wie Yamis Hand nach seiner griff und umschloss sie mit seinen langen Fingern sanft. Die Amethysten blickten zu ihm auf. Sie baten um Entschuldigung und sprachen von Freude. Seto lächelte. Yami hatte so viele verschiedene Seiten. Er war keine feste Maske, sondern ein Fluss, der sich veränderte, Kurven machte und doch ruhig eine Richtung anstrebte. Das war es, was er am meisten bewunderte.

 

Das Essen war köstlich gewesen und Mokuba hatte wirklich eine ganze Auswahl an Gerichten zubereiten lassen. Selbstverständlich resultierte das in viel zu viel Essen für Drei, worüber sich aber die Bediensteten bestimmt freuten, also hatte sogar Yami kein Wort über Verschwendung verloren. Nun saß Seto im Sofa, während Mokuba und Yami auf dem Boden vor dem Weihnachtsbaum Geschenke auspackten. Mokuba lachte gerade heiter über Yamis Gesichtsausdruck, als dieser ein sehr bunt eingepacktes Päckchen begutachtete. Das Papier hatte Sterne und Herzchen darauf.

Seto sah zu dem kleinen Geschenkestapel. Darunter war auch ein kleines Päckchen eingepackt in dunkelblaues Papier und mit einem schwarzen Band umwickelt. Es war passend zu seinem eigenen Hemd und schwarzem Anzug gewählt. Seto tippte mit den Fingern auf der Sessellehne. Es war vielleicht besser, wenn er selbst… Seto linste wieder zu seinem Freund, der ihm jedoch keine Beachtung schenkte und seufzte schließlich. Er erhob sich und griff nach dem Kästchen, mit dem er sich zu Yami drehte, der überrascht zu ihm aufschaute. Seto kniete sich nieder so dass sie auf gleicher Höhe waren.

„Du bist der erste und einzige Mensch, mit dem ich mein Leben teilen möchte“, sagte er und hielt das Päckchen hin.

Yamis Augenbraue hob sich während er wortlos das Geschenk entgegennahm und die Schleife löste. Seto beobachtete wie die dünnen Finger delikat das Papier aufmachten. Er hörte seinen eigenen Herzschlag in den Ohren, der immer schneller wurde.

Yami öffnete das silberne Schmuckkästchen, das in dem Papier eingewickelt war, und zog hörbar die Luft ein. Er hob den Schlüssel, der darin lag hoch und sandte Seto einen fragenden Blick zu.

Seto schluckte.

„Ich möchte, dass wir zusammenziehen.“

Seine Villa war immer seine und Mokubas Villa gewesen und Yamis Wohnung blieb immer Yamis Wohnung, egal wie viel Zeit sie darin zusammen verbrachten.

„Hast du die Wohnung schon ausgesucht?“

Seto hörte den mahnenden Ton in Yamis Stimme, sah wie der Griff um den Schlüssel sich festigte und spürte wie die Amethysten ihn durchbohrten.

Yami liebte seine Selbstständigkeit und seinen Freiraum mehr als alles andere auf der Welt. Er hatte sich niemals von Setos Geld oder Macht oder Sturheit beeindrucken lassen. Er war stets der Herr seines Lebens geblieben, während er viel Raum für Seto darin schaffte. Yami war der erste Mensch gewesen, der auf Augenhöhe mit ihm stand. Dafür liebte er ihn.

„Nein“, erwiderte Seto lächelnd. „Ich habe nicht die geringste Ahnung ob dieser Schlüssel überhaupt etwas öffnet.“ Seto griff nach Yamis Hand mit dem Schlüssel und legte seine Finger darum. „Möchtest du zusammen mit mir eine Wohnung für uns aussuchen?“

Yami sandte Wellen von Freude und Ruhe aus, als er sich nach vorne beugte und Seto küsste. Es war die gewohnte Wärme, die Seto durchströmte, während die violetten Augen ihn sanft betrachteten.

„Ja“, erwiderte Yami mit klarer Stimme.

Sie beide liebten ihren Freiraum und ihre Unabhängigkeit. Doch sie liebten sich gegenseitig noch mehr.

Seto schüttelte den Kopf über seine eigenen Gedanken. Bestimmt hatte ihm die Weihnachtsstimmung solch schnulzige Ideen in den Kopf gepflanzt. Er zog den heiter lachenden Yami in seine Arme und versuchte ihn mit einem Kuss zu erdrücken.

„Dann passt ja mein nächstes Geschenk einfach perfekt!“, rief Mokuba auf und griff nach einem großen Packet in dunkelgrünem Papier und roter Schleife.

Ein blaues und violettes Augenpaar richteten sich skeptisch auf den Schwarzhaarigen, ehe Yami schließlich das Geschenk auspackte.

Es war an Seto laut zu lachen, als der Luftbefeuchter zum Vorschein kam.

Es war in diesem Moment, dass Roland – dessen Anwesenheit Seto nicht einmal wahrgenommen hatte – beschloss ein Foto zu machen. Seto wusste mit Bestimmtheit, dass die resultierende Aufnahme in dreifacher Ausführung aufbewahrt werden würde.

Vielleicht war Weihnachten gar keine schlechte Tradition. 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Als "Katzenzunge" bezeichnet man tatsächlich auf Japanisch Menschen, die sehr Hitze-/Wärmeempfindlich mit ihrer Zunge sind :)
Ich wünsche allen schöne Festtage ^-^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Gepo
2016-01-21T18:17:06+00:00 21.01.2016 19:17
Süüüüüüüüüüüüß!
Schöner Fluff, nicht zu übertrieben kitschig. Lässt sich leicht lesen, bringt einem zum Lächeln.
Du hast ein paar Kommata vergessen und es heißt "ehe" (Er nahm das Glas in die Hand, ehe er sich erhob), nicht "eher" (Sie waren eher als ihr das andere Paar gekommen), das erste ist ein Zeitwort, das andere ein Adverb. Einer der sehr, sehr seltenen Fälle, wo mal auffällt, dass Deutsch deine zweite Sprache ist ^.^
Das einzige, was mich störte, ist, dass die Geschichte an manchen Stellen einen "Dann"-Charakter hatte (dann geschah das, danach das, schließlich das).
Insgesamt sehr erheiternd ^.^ Und ich fürchte, ich habe eine Katzenzunge, ich hasse Warmgetränke und trinke Tee und Schokolade nur lauwarm.
Von:  Akazie
2015-12-26T19:48:18+00:00 26.12.2015 20:48
Ich mag diese Geschichte wirklich sehr. Es ist eine der wenigen YamiXSeto-FFs, die ich jedem Fan empfehlen würde =D
Man merkt während des Lesens an, wie viele Gedanken du dir zu den Charakteren gegeben hast.
Ich glaube, dass ist bislang meine Lieblingsgescshichte zu diesem Pairing.
Beindruckt bin ich von den vielen Kleinigkeiten, die du eingebaut hast, sowie dass Kaiba kein zahmes Lamm geworden ist und immer noch ein paar bissige oder genervte Sprüche ablässt. Folgende Szene fand ich zB genial:
„Es war deine Idee Mokuba nach Europa zu schicken“, erinnerte ihn Yami amüsiert.
„Wer hätte auch erwarten können, dass er mit der Idee Weihnachten ‚richtig‘ zu feiern zurückkommen würde“, verdrehte Seto die Augen.

Gerne mehr davon! In deiner Geschichte hast du auch alles sehr gut beschrieben.
Was könnte ich noch sagen?
Die Idee, dass Yami Setos Schlüssel zuerst hatte, diesen aber kaum nutzt, da dieser seine Freiheit und Eigenständigkeit liebt, ist toll. Man darf nicht vergessen, dass Yami über 5.000 Jahre eingesperrt in seinem Milleniumspuzzle war. Da liegt dieser Gedanke auch wirklich nahe, dass er seine Freiheit nun umso mehr liebt =)

Die nächste Szene finde ich auch nicht schlecht, aber eine Kleinigkeit hat mich ein wenig gestört. Genauer gesagt ein Wort: („Willst du dich nicht stattdessen mit mir beschäftigen?“, fragte Seto in der süßesten Stimme, zu der er fähig war und blickte direkt in die zwei Amethysten.)
Meinst du, du könntest ein anderes Wort hierfür finden? Ein männlicheres Wort? *lach*
Ich muss mir leider aber selber eingestehen, dass ich keine gute Alternative dafür wüsste. Ich bin schon die ganze Zeit am überlegen, aber außer "rauen", "verführerischen" fällt mir nichts ein.

Richtig süß finde ich die Idee, dass Yami Ratgeber liest. Das ist sogar ziemlich gut durchdacht, wie ich finde und das unterstreicht auch nochmal seine Eigenständigkeit.
Von:  Nepatan
2015-12-25T13:39:10+00:00 25.12.2015 14:39
Oh Himmel, war das niedlich! *lacht*
Super One Shot, sehr schön geschrieben. Ich hatte an einer Stelle das Gefühl, du teilst uns "The Best of" mit den kleinen Szenensprüngen mit. Es hat mir gefallen ^^
Ich freue mich so, dass du die Charkatere so toll hingekriegt hast. Sowohl Seto, als auch Yami und Mokuba. Bist IC geblieben, das können viele nicht. Mir hat besonders gefallen wie du Setos Sicht dargestellt hast.
Es gab schöne Lachmomente! Dafür bedanke ich mich besonders, weil ich jetzt davon eine super Laune habe =^_^=
Antwort von:  Lunatik
25.12.2015 16:05
Dankeschön ^_^ Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat. Die Idee war eine heitere Stimmung zu schaffen und wenn mir das gelungen ist, bin ich sehr glücklich :D
Es ist tatsächlich ein bisschen nach der Idee eines "Best of" gemacht :)

Ich wünsche schöne Feiertage ^.^
Von:  Ansay
2015-12-24T23:12:48+00:00 25.12.2015 00:12
Woaaaah super *_* danke Olga :3 ich finde sie richtig klasse~ Ich liebe die FF :3 das ist mal guter Pride Fluff :3


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