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Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier gibt es schon ein neues Kapitel.
Ich hab gerade Urlaub...
Viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen

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Kapitel 9:

Kapitel 9:
 

Der Dozent muss ausgerechnet heute überziehen. Zehn nach sieben beendet er endlich die Vorlesung. Ich fege meine Unterlagen in die Tasche und springe auf, kaum dass er das letzte Wort gesprochen hat. Hoffentlich wartet Raphael! Gott sei Dank komme ich aus dem Saal ohne weiter aufgehalten zu werden. Punkt neunzehn Uhr fünfzehn verlasse ich das Gebäude und stehe nun auf dem leeren Platz vor dem Hauptgebäude. Suchend sehe ich mich um. Dann entdecke ich Raphael. Er steht unter einer der Laternen an das Gebäude gelehnt. Die Hände hat er in seinen Manteltaschen vergraben, die Schultern hochgezogen, den Kopf leicht gesenkt.

„Hey Raphael!“ Bei meinen Worten reißt er den Kopf hoch, seine hellen Augen zucken über den Platz. Er ist blass. Vielleicht auch nur Einbildung oder es liegt am Licht. Sein Blick wirkt gehetzt und sein ganzer Körper zum zerreißen gespannt.

„Geht es dir gut?“ frage ich vorsichtig und strecke eine Hand nach ihm aus. Er weicht einen Schritt zurück. Ich lasse den Arm wieder sinken.

„Alles in Ordnung!“ antwortet Raphael schließlich. Das habe ich ihn nicht gefragt… Trotzdem nicke ich leicht.

„Okay, gehen wir, oder?“ Er geht vorweg. Ich bin einen halben Schritt hinter ihm. Wir müssen nicht weit laufen, da bleibt Raphael neben einem Wagen stehen. Das ist nicht seiner. Ein Mann steigt aus und öffnet die hintere Tür.

„Frau Schlee, Herr Bräuer!“ Ich werfe Raphael einen fragenden Blick zu. Der sieht allerdings nur stur nach vorne. Ich atme tief durch und steige dann ein. Raphael sitzt stumm neben mir, den Blick aus dem Fenster gerichtet. Seine Hände zupfen unruhig am Saum seines Mantels. Was ist mit ihm los?
 

Zögernd betrete ich hinter Raphael die Wohnung. Er geht durch das Wohnzimmer und bleibt mit verschränkten Armen vor der Fensterfront stehen. Ich betrachte seinen starren Rücken und seufze leise. Warum bin ich hier? Raphael scheint ja nicht wirklich auf meine Anwesenheit zu achten.

„Raphael?“ Er reagiert nicht. Ich weiderhole seinen Namen noch einmal lauter. Er zuckt zusammen, sieht mich über die Schulter an. Ich erschrecke. Seine hellen Augen sind trüb und starren an mir vorbei ins Leere.

„Was ist los mit dir?“ traue ich endlich zu fragen.

„Nichts!“ mauert er sofort. Was irgendwo in mir einen Wunden Punkt trifft. Ich stemme die Hände in die Hüften.

„Ich bin doch nicht blind! Irgendetwas stimmt nicht! Was ist passiert?“ platzen die Worte aus mir heraus. Er sieht wieder aus dem Fenster.

„Das bildest du dir ein! Es ist nichts passiert!“ Seine Stimme ist eiskalt. Einen Moment stehe ich sprachlos da.

„Willst du mich verarschen, oder was?“ Es will mir nicht in den Kopf. Soll ich etwa den ganzen Abend hier rumstehen? Und das sage ich ihm auch.

„Wenn ich nur hier stehen und deinen Rücken betrachten soll kann ich auch genauso gut nach Hause gehen!“ Raphael fährt herum. Bitterkeit steht in seinen Augen.

„Dann hau doch ab!“ knurrt er. Mit harten Schritten stürmt er an mir vorbei. Ich höre eine Tür knallen. Sein Schlafzimmer? Mit offenem Mund sehe ich immer noch nach. Was zum Teufel ist hier los? Aber wenn er es so will. ich sammle meine Sachen ein und gehe zum Aufzug. Mein Finger schwebt über dem Rufknopf, dann lasse ich die Hand wieder sinken. Wenn ich jetzt gehe… Ich kann Raphael doch nicht alleine lassen, wenn er so drauf ist. auch wenn er mich etwas wütend macht im Moment. Aber er hat mich bestimmt nicht mit her genommen um alleine zu sein. ich lasse meine Sachen einfach da neben dem Aufzug fallen. Langsam gehe ich zu Raphaels Schlafzimmer. Ich klopfe an die Tür und schiebe sie vorsichtig auf, als ich keine Antwort bekomme. Raphael sitzt auf dem Bett, den Kopf in die Hände gestützt. Langsam gehe ich um ihn herum und hocke mich vor ihn.

„Raphael?“ Er versteift sich.

„Warum bist du noch hier?“ nuschelt er kaum verständlich.

„Weil ich nicht hier wäre, wenn du mich nicht hier haben wolltest!“ erwidere ich sanft.

„Etwas ist im Laufe des Tages passiert!“ Er reißt den Kopf hoch.

„Da war nichts!“ Beruhigend hebe ich beide Hände.

„“Schon gut, ich werde nicht weiter nachfragen! Aber ich kann dir auch nicht helfen, wenn du mich so abblockst. Okay?!“ Lange sehen wir uns einfach nur an, dann nickt er. Ich hebe die Hand um ihm über die Wange zu streichen. Raphael zuckt zurück, in seinen Augen steht Panik. Ich ziehe meine Hand zurück. Er lässt seinen Kopf hängen.

„Tut mir leid!“ Ich seufze leise. Ich weiß ja, dass er sich ungerne berühren lässt. Aber so hat er bisher noch nie reagiert. Dann ist es still zwischen uns. Das Problem ist nur ich werde wohl kaum etwas aus Raphael heraus bekommen. Also quäle ich mich aus der Hocke hoch. Meine Beine sind eingeschlafen.

„Ich habe Hunger. Wollen wir etwas essen?“ frage ich also ruhig.

„Ich brauche nichts, aber fühl dich wie zuhause.“ Ich sehe auf Raphael hinunter. Er macht es mir nicht gerade einfach.

„Kommst du wenigstens mir in die Küche?“ Raphael folgt mir tatsächlich. Allerdings sitzt er nur stumm am Tisch und ich schaffe es gerade mal ihn zu drei Bissen zu überreden. Meine Frage wann er das letzte Mal etwas gegessen hat, beantwortet er nicht. Aber ich habe die Befürchtung, dass das gestern Abend war. Immerhin lässt er sich eine Tasse Tee kochen, die er allerdings mehr zum festalten nutzt. Irgendwann ziehen wir vom Esstisch auf die Couch um. Raphael hält Abstand. So viel wie möglich. Ich sitze in eine Decke gewickelt am anderen Ende der Couch. Von dem Actionfilm, den Raphael eingelegt hat bekomme ich nicht viel mit. Meine Aufmerksamkeit liegt auf Raphael. er hat die Arme um die angezogenen Beine geschlungen, die Stirn auf seinen Knien abgelegt. Ein leichtes Zittern zieht sich immer stärker durch seinen Körper. Ich habe keine Ahnung was ich tun soll. Aber so geht es nicht weiter. Ich angle nach der Fernbedienung und drücke auf Pause. Irgendwie hilflos sieht Raphael mich an.

„Ich würde dich jetzt einfach gerne in den Arm nehmen. Nur glaube ich nicht, dass dir das jetzt gut täte. Aber Raphael … Vielleicht hilft es dir, wenn du mich umarmst?“ Ich klinge total unsicher. Und im nächsten Moment kommt mir meine spontane Idee blöd vor. Und ich will sie schon zurücknehmen, da…

„Vielleicht…“ Raphael kommt etwas schwerfällig auf die Beine. Ich tue es ihm gleich. So stehen wir uns gegenüber. Ich abwartend, er unsicher.

„Kannst…“ Er schluckt schwer.

„Kannst du dich umdrehen?“ Er kann mir dabei nicht in die Augen sehen. und da wird mir bewusst, dass Raphael ganz anders ist als ich immer dachte. Sein ganzes Verhalten, sein Auftreten, sein Verhalten. Das alles ist nur Fassade. Darunter ist er… ja was? Eine gemarterte Seel, kaputt, sensibel? So viele Phrasen… Aber das einzige, das in diesem Moment passend scheint ist verletzt. Er will mir vertrauen, hat aber panische Angst davor. Ich wickle mir meinen Schal vom Hals und binde mir damit notdürftig die Hände vor dem Bauch zusammen.

„Ich fass dich nicht an, versprochen!“ Damit drehe ich mich herum. Und warte. Ich spüre wie Raphael mir näher kommt und dann hinter mir stehen bleibt. Dann spüre ich seine Hand an meiner Schulter. Hauchzart aber eiskalt, selbst durch den Stoff meines Pullovers hindurch. Ganz vorsichtig tastet er sich vor. Ein Arm um meine Schultern, der andere um meinen Bauch. Wieder hält er inne, dann plötzlich zieht er mich mit einem Ruck an seine Brust. Umklammert mich wie einen Rettungsring. Ich weiß nicht wie lange wir da so stehen, er sich an mich klammert und wir uns keinen Millimeter bewegen. Irgendwann spüre ich wie die Spannung in seinem Körper langsam etwas nachlässt. Er vergräbt sein Gesicht in meinem Nacken und atmet mehrmals tief durch. Dann zieht er den Schal von meinen Handgelenken. Ich halte immer noch still.

„Schauen wir den Film fertig?“ fragt Raphael vorsichtig.

„Klar, können wir machen!“ Ohne mich los zulassen, zieht er mich zur Couch. Etwas umständlich landen wir auf der Seite. Ich vor ihm. Vorsichtig ziehe ich die Decke über uns beide und drücke wieder Play. Jetzt kann ich mich ein wenig entspannen. Nicht dass jetzt alles in Ordnung ist oder so. aber Raphael scheint sich wieder ein wenig gefangen zu haben. Sogar so weit, dass er noch vor Ende des Filmes einschläft. Ich spüre wie sein Griff sich wieder ein wenig lockert und seine Atmung regelmäßig wird. Erst jetzt traue ich mich etwas zu rutschen um Raphaels Arm nicht genau an meinen letzten beiden Rippen zu haben. Ich hae gar nicht gemerkt wie angespannt ich war. Was jetzt allerdings zur Folge hat, dass ich eher aufgedreht als müde bin. Am liebsten würde ich mich jetzt bewegen, was wiederum Raphael wecken würde, dem Schlaf gut täte. Also konzentriere ich mich auf den Film und schalte nach dessen Ende um. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht bis sich etwas in meine Nieren bohrt. Ich rutsche etwas nach vorne um Raphael mehr Platz zu geben. Der bewegt sich allerdings immer unruhiger hinter mir, sein Atem wird abgehackter. Vorsichtig setze ich mich auf und drehe mich zu ihm. Raphael hat das Gesicht verzogen, Schweißtropfen stehen auf seiner Stirn, die Hände hat er zu Fäusten geballt. Ein Alptraum. Ein leises Wimmern kommt über seine Lippen, er fängt an um sich zu schlagen. Ohne lange zu überlegen packe ich ihn an den Schultern und schüttle ihn.

„Raphael, wach auf!“ Mit einem durchdringenden Schrei fährt er auf. Schweratmend sitzt er da. Schweißgebadet mit schreckgeweiteten Augen.

„Es war nur ein Traum!“ versuche ich ihn zu beruhigen. Sein Blick fixiert sich auf mich. Darin blanke Panik. Ich breite die Arme ein wenig aus.

„Komm her!“ Raphael stürzt sich ohne Zögern in meine Umarmung. Zitternd drängt er sich an mich. Meine Hände liegen auf seinen Schulterblättern. Darauf reagiert er gar nicht, also wage ich es beruhigend über seine Schultern zu streicheln.

„Alles okay! Es war nur ein Traum! Alles gut!“ Er vergräbt das Gesicht an meinem Hals.

„Lass mich nicht los!“ flüstert er erstickt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yamasha
2016-03-24T14:09:22+00:00 24.03.2016 15:09
Omg Raphael tut mir ja so leid!!!*leidend das Gesicht verzieh* Es muss ja was richtig schlimmes sein, wenn er nicht darüber reden möchte! Armer Raphael!


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