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Written In My Own Heart's Blood

von

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Das retadierende Moment

Wie vor den Kopf geschlagen stand Fighter in dem Gang, in welchem sie die blonde Archivarin gefunden hatte und die daraufhin fast panisch die Flucht ergriffen hatte. Sie begriff nicht, weshalb Chaser so erpicht darauf schien, nur ja nicht in ihre Nähe zu kommen. Ob Maker sich geirrt hatte und es am Ende gar nicht sie, Fighter, war, an der die Blondine ein Interesse welcher Art auch immer hatte? Was, wenn dieses Abhauen bedeutete, dass Chaser deutlich machen wollte, dass sie sie in Ruhe lassen sollte? Vielleicht hatte sie in die Gärten geschaut und sie nur zufällig angestarrt weil Maker, Healer und sie selbst zufällig vorbei gekommen waren. Oder sie hatte gehofft, einen Blick auf Prinzessin Kakyuu erhaschen zu können. Es gab so viele Möglichkeiten... und obwohl Fighter nicht behaupten konnte, dass sie sich Hals über Kopf in Chaser verliebt hätte, so schmerzte es doch, dass diese ganz offensichtlich kein Wort mit ihr wechseln wollte. Ein Kloß bildete sich in der Kehle der Schwarzhaarigen während sich ihre Hände unwillkürlich zu Fäusten ballten. Wie ein Kaleidoskop wirbelten die Gedanken durch ihren Kopf, doch keinen konnte sie festhalten und näher betrachten. Es half einfach nichts. Sie musste sich zusammen reißen. Vor allem aber musste sie eine Entscheidung treffen. Wollte sie Chaser folgen, die inzwischen wer weiß wo zwischen den Regalen verschwunden sein konnte oder wollte sie aufgeben und die ganze Sache auf sich beruhen lassen? Fighter wusste es nicht so recht. Wenn sie ging ohne das Missverständnis aufgeklärt zu haben würde Maker ihr vermutlich (und zurecht) gehörig den Kopf waschen. Maker mochte zwar relativ gleichgültig, unnahbar und kühl auf ihre Umwelt wirken und nicht den Eindruck machen als würden zwischenmenschliche Beziehungen sie sonderlich interessieren, doch das war nicht ganz richtig. Sie selbst war vielleicht nicht erpicht darauf, eine Romanze mit jemandem einzugehen, aber das bedeutete nicht, dass sie keinen Anteil daran nahm, wenn ihre Schwestern es anders handhabten. Obwohl Fighter zugegebenermaßen kein Kind von Traurigkeit war, was zwanglose Affären anging, zumal sie oft und gern flirtete und schon so manches Mal einen falschen Eindruck vermittelt hatte. Bei Chaser konnte das allerdings kaum der Fall sein. Immerhin hatte sie bis zu dieser Begegnung in den Gärten nicht einmal von der Archivarin gewusst.

Fighter seufzte, noch immer unschlüssig, was ihr Vorgehen anbelangte. Was sollte sie nur tun? Sie konnte Chaser doch nicht bedrängen, wo diese augenscheinlich keinen Wert darauf legte, mit ihr zu sprechen. Andererseits war es gut möglich, dass Healers Worte die Blondine dermaßen verunsichert hatten, dass sie sich einfach nicht anders zu helfen wusste. Was, wenn sie glaubte, dass Healer in Fighters Auftrag gehandelt hatte?

"Das würde zumindest erklären, warum sie davon gelaufen ist.", murmelte Fighter in ihren nicht vorhandenen Bart. Sie seufzte erneut. Für heute konnte sie ohnehin nichts mehr ausrichten, denn ihre Mittagspause war vorbei und sie musste in den Palast zurückkehren, um ihre Pflicht gegenüber der Prinzessin wieder aufzunehmen. Aber, und das nahm sie sich fest vor, sie würde es in den kommenden Tagen weiter probieren. Solange bis sie es schaffte, Chaser zu fassen zu kriegen und diese unangenehme Angelegenheit aus der Welt zu schaffen.

Zufrieden mit diesem Entschluss drehte Fighter sich um, kehrte der Bibliothek den Rücken und begab sich zurück an ihren Arbeitsplatz. Doch für den Rest des Tages kreisten ihre Gedanken um Chaser, nicht um die Sicherheit der Prinzessin.
 

Kakyuu entging keinesfalls die geistige Abwesenheit Fighters, allerdings verlor sie darüber kein Wort. Nicht bis zum Abend zumindest. Es war an diesem Tag Makers Nachtwache und während Kakyuu sich hinter einem Paravent für das zu Bett gehen richtete, inquirierte sie bei Fighters Schwester nach dem Grund für die offensichtliche gedankliche Abwesenheit. Obwohl Maker zunächst eher widerwillig Auskunft gab erzählte sie ihrer Prinzessin die ganze Geschichte schlussendlich doch. Letztlich konnte sie sich kaum weigern. Kakyuu war ihr immerhin hierarchisch überlegen. Ganz abgesehen davon war ja auch Maker nicht entgangen, wie sehr die Sache Fighter zu beschäftigen schien. Kakyuu einzuweihen war daher wohl das Vernünftigste. Zumindest war das der Schluss, zu welchem Maker kam ehe sie begann, die Prinzessin teilhaben zu lassen an den jüngsten Ereignissen. Kakyuu, inzwischen in ihr Nachtgewand gekleidet und die langen, roten Haare zu einem dicken Zopf geflochten, hörte sich das Ganze schweigend an, wobei sie sich ihre eigenen Gedanken machte.

"Und Fighter ist nun also unsicher, wie sie weiter vorgehen soll, nehme ich an?" Es war halb eine Frage, halb eine Feststellung, welche die Rothaarige äußerte. Mittlerweile saß sie auf dem Bettrand, ihre diensthabende Leibwächterin ernst musternd. Maker nickte, fügte dann aber an: "Ich habe ihr geraten, Chaser in der Bibliothek aufzusuchen und mit ihr das Gespräch zu suchen. Bisher hat Fighter jedoch keinen Erfolg vorweisen können. Das ist der Grund, weshalb sie heute so in sich gekehrt war, denke ich."

Einen Moment blickte Kakyuu ins Leere, blinzelte einige Mal und war wieder in der Gegenwart angekommen.

"Nun, ich kann nicht behaupten, dass ich diese Archivarin kenne, obwohl sie ebenso meine Untertanin ist wie alle anderen Bewohner Kinmokus. Doch mit der Obersten Archivarin bin ich durchaus vetraut. Ich werde einige Erkundigungen einziehen was Chaser anbelangt. Es muss doch irgendwie möglich sein, ein Gespräch zwischen Fighter und ihr in die Wege zu leiten."

Maker lächelte schwach. Einen ähnlichen Gedanken hatte sie selbst gehabt. Leider sah es so aus als würde sich dieses Vorhaben sehr viel schwerer gestalten als man annehmen wollte. Zum Einen musste man Chaser erst einmal dazu bewegen, Fighters Gegenwart nicht zu meiden. Zum Anderen war dies wohl ein Gespräch, welches am besten an einem privaten Ort stattfand, was bedeutete, dass die Bibliothek ein denkbar schlechter Platz war.

"Das habe ich ja versucht, Prinzessin. Doch wie es scheint möchte Chaser gar nicht, dass es zu einer Unterhaltung mit meiner Schwester kommt.", bemerkte die Brünette widerstrebend. Kaykuu quittierte diese Anmerkung mit einem Stirnrunzeln, sagte jedoch nichts darauf, was Maker zum Anlass nahm, fortzufahren.

"Ich denke, ich weiß auch den Grund dafür." - "So? Dann erleuchte mich.", kam prompt die Aufforderung seitens des Rotschopfes.

"Es wird an den Dingen liegen, die Healer zu Chaser sagte. Sie wird Healer geglaubt haben. Vielleicht dachte sie auch, dass Healer für Fighter gesprochen hat und dass Fighter nun plötzlich Tag um Tag in der Bibliothek erscheint und nach ihr fragt dürfte sie ziemlich verunsichern."

Langsam nickte Kakyuu, die diese Erklärung für sehr plausibel hielt. Innerlich allerdings schüttelte sie den Kopf. Wie es aussah würde sie ein ernstes Gespräch mit Healer führen müssen, deren Beschützerinstinkt manches Mal mit ihr durchging. Dies schien wieder ein Fall davon zu sein. Ganz abgesehen davon hatte Healer kein Recht dazu, sich in die Angelegenheiten ihrer Schwester einzumischen, selbst wenn sie nur das Beste für sie im Sinn hatte. Nicht, dass Kakyuu so naiv gewesen wäre in Healer eine Altruistin zu sehen, denn das war sie beileibe nicht. Sie wusste die Kleinste ihrer Leibwächterinnen jedoch dennoch zu schätzen. Niemand, darüber war Kakyuu sich im Klaren, würde sie jemals so leidenschaftlich verteidigen wie Healer. Nicht einmal Fighter und Maker, obwohl auch sie für ihre Prinzessin im schlimmsten Fall zu sterben bereit waren, wie Kakyuu sehr wohl wusste.

"Das klingt in der Tat sehr logisch.", bemerkte die Prinzessin, aus ihren Gedanken aufgeschreckt, weil ihr einfiel, dass Maker sicherlich eine Antwort auf ihre Theorie haben wollte.

"Bleibt zu überlegen, wie man es einrichten kann, dass beide zusammen kommen, um dieses Missverständnis zu beseitigen ohne dass Chaser die Möglichkeit hat, sich vorher zu verstecken, um dem Gespräch zu entgehen.", fügte der Rotschopf nachdenklich an. Inzwischen hatte sie sich unter die Decke gekuschelt und war in die Mitte ihres Himmelbetts gerückt.

"So ist es. Es muss eine Möglichkeit geben.", stimmte Maker zu. Sie hatte sich zwar bereits das Hirn darüber zermatert, war jedoch noch zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis gekommen, was sie enorm wurmte. Immerhin konnte sie sich einer sehr hohen Intelligenz rühmen, die sie bisher noch nie im Stich gelassen hatte. Außer Fighter befleißigte sich mal wieder ihrer Bauernschläue, die sie wo auch immer her hatte. Jedenfalls stand eindeutig fest, dass die Situation, so wie sie war, nicht bleiben konnte. Es musste sich etwas ändern. Nicht nur um Fighters Willen, sondern vor allem weil auf Dauer die Sicherheit der Prinzessin durch diese Gedankenlosigkeit gefährdet wurde. Und das durfte schlichtweg nicht sein.

Mehrere Tage vergingen an denen sich nichts Nennenswertes ereignete. Davon abgesehen, dass Fighter weiterhin erfolglos versuchte, mit Chaser ein klärendes Gespräch zu führen. Ihre Misserfolge führten zu einer ziemlichen Frustration, die Fighter deutlich an Healer auszulassen begann, die in den Augen der Schwarzhaarigen ja die Wurzel allen Übelns war. Immerhin waren es ihre unqualifizierten Äußerungen gewesen, die Chaser so verletzt hatten. Fighter wusste nach wie vor nicht besonders viel über die Archivarin, obwohl sie begonnen hatte, Kolleginnen der Blondine auszufragen. Leider konnten diese ihr auch keine großen Auskünfte geben, von einigen wenigen grundlegenden Informationen einmal abgesehen. So brachte Fighter zwar in Erfahrung, wo Chaser wohnte und dass sie nicht mehr bei ihrer Familie lebte, dass sie mit Büchern anscheinend besser zurecht kam als mit menschlichen Wesen und dass Chaser jemand war, der es vermied, mit Anderen in Kontakt zu kommen, wenn es ihr möglich war, doch mehr als das konnte sie nicht herausfinden. Niemand konnte Fighter sagen, was Chaser gern in ihrer Freizeit tat ("Ich nehme an Lesen, was sonst?") oder ob es bestimmte Orte gab, die sie außerhalb ihrer Arbeit häufiger aufsuchte ("Darüber weiß ich nichts, tut mir leid."). Der Konsens schien zu sein, dass Chaser zuverlässig und kompetent war wenn es um die Arbeit ging, dass man ansonsten aber kaum etwas von ihr mitbekam, weil sie sich so ruhig verhielt. "Manchmal kommt es einem so vor als würde sie mit der Umgebung verschmelzen und sich einfach unsichtbar machen.", teilte Dreamer Fighter mit, schien aber genervt von der Fragerei zu sein. Toll. Das brachte Fighter auch nicht weiter. Zumal sie sich zu fragen begann, wieso sie eigentlich so hartnäckig war. Sie konnte die Sache genauso gut auf sich beruhen lassen, da Chaser ja anscheinend kein Interesse daran hatte, ihr Gehör zu schenken. Andererseits war Fighter nicht der Typ, der einfach aufgab, nur weil es schwierig wurde. Tatsächlich spornte sie das irgendwie an, was wohl an ihrer angeborenen Sturheit liegen musste. Irgendwann, das schwor sie sich, würde sie Chaser zu fassen bekommen und dann würde diese ihr einfach zuhören müssen. Etwas Anderes würde Fighter nicht zulassen. Auch wenn es vorerst so aussah als würde es nicht dazu kommen. Seufz.
 

Natürlich gab es noch andere Möglichkeiten, Kontakt mit der Archivarin aufzunehmen, wie Fighter sehr wohl bewusst war. Allerdings bestand dann die Gefahr, dass irgendetwas dabei schief ging. Ein Brief wäre zwar an und für sich bequem, aber Fighter war keine Wortakrobatin. Zumal Chaser den Schriebs vielleicht nicht einmal öffnete, geschweige denn las oder darauf reagierte. Genauso gut konnte Fighter ihre Botschaft auch einer anderen Angestellten der Bibliothek anvertrauen, die Chaser diese mündlich überbrachte. Hierbei bestand allerdings die Gefahr, dass die Überbringerin der Nachricht etwas durcheinander brachte und nicht den genauen Wortlaut wiedergab, den sie von Fighter zuvor gehört hatte. Ganz abgesehen davon hatte Fighter kein gesteigertes Interesse daran, dass mehr Leute als unbedingt nötig von der Sache Wind bekamen. Diskretion mochte gewöhnlich nicht Fighters herausragendeste Eigenschaft sein, in diesem Fall hielt sie es jedoch für angebrachter, sich so bedeckt wie irgend möglich zu halten. Vor allem auch weil sie Healer keine weiteren Gelegenheiten geben wollte, gegen Chaser zu wettern oder gar vorzugehen, nur weil sie sich von ihr bedroht (oder was auch immer) fühlte. Zum Anderen wollte Fighter gern vermeiden, dass die Prinzessin etwas von der Angelegenheit erfuhr. Dass es dafür längst zu spät war ahnte die Schwarzhaarige zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.

Eine weitere Möglichkeit wäre Chaser unter einem Vorwand durch eine gefälschte Nachricht irgendwohin zu locken, doch das erschien Fighter zu intrigant. Sie zog es vor, die Dinge auf direktem Wege zu klären. Was noch übrig ließ, Chaser nach deren Feierabend vor der Wohnung aufzulauern. Aber auch das schied aus, denn im Zweifelsfall machte Fighter sich damit das Leben nur noch schwerer als es schon war. Nein, sie musste wohl oder übel entweder aufgeben, kurzzeitig pausieren oder den Stier bei den Hörnern packen und bei Chasers nächster Flucht direkt nachsetzen, um sie nicht entwischen zu lassen. Einen anderen Weg gab es einfach nicht, auch wenn das bedeutete, dass Fighter ein gewisses Maß an Geduld aufbringen musste. Dabei war allgemein bekannt, dass Geduld nicht gerade eine ihrer Stärken war. Nein, das war eher Makers Fachgebiet, nicht Fighters. Sie war auch die Impulsivste des Trios, handelte oft erst und dachte danach an die möglichen Konsequenzen wenn es längst zu spät war, die Situation irgendwie zu retten.

'Eines steht fest... mit Chaser darf mir das nicht passieren.', schoss es Fighter durch den Kopf. Kaum hatte sie das gedacht griff sie sich an die Stirn. Wo zur Hölle war das denn hergekommen? Wieso dachte sie so über einen Menschen, den sie im Grunde genommen nicht kannte und der, seinem Verhalten nach zu urteilen, nicht das geringste Interesse daran hatte, dies zu ändern? Eine gut Frage - auf die Fighter jedoch keine Antwort wusste. Ihr Beschluss war einfach eine Tatsache. So war es und sie würde alles daran setzen, damit es so ausging, wie sie sich das vorstellte. Was letztendlich daraus wurde konnte natürlich niemand sagen, aber solange diese Sache nicht geklärt war würde sie keine Ruhe haben und das ging nicht. Also musste sie, koste es, was es wolle, dran bleiben. Hartnäckigkeit zahlte sich für gewöhnlich aus. Wie es so schön? Steter Tropfen höhlt den Stein. Blieb abzuwarten, ob sich diese Binsenweisheit im Hinblick auf Chaser ebenfalls bestätigen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sanguisdeci
2016-02-24T05:29:09+00:00 24.02.2016 06:29
Ein sehr schönes Kapitel :) Weiter so!
Antwort von:  Katherine_Pierce
24.02.2016 10:35
Vielen Dank :) Das nächste Kapitel ist in Arbeit :)
Von:  fahnm
2016-02-23T21:11:29+00:00 23.02.2016 22:11
Spitzen Kapitel
Mach weiter so
Antwort von:  Katherine_Pierce
24.02.2016 10:35
Auch dir vielen Dank :)


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