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Verflossene Liebe

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Erste Annäherung

Verflossene Liebe
 

Ja, ich bin ein versoffener Taugenichts, ein Versager, der sich wahrscheinlich mehr bemitleidet, als irgendetwas anderes. Jeden Abend sitze ich in dieser einen Kneipe. Im "Louie's" und das seit mehr als 10-15 Jahren, wie lang genau ich hier Stammgast bin, weiß ich nicht. Ich hatte nie auch n ur die leiseste Ahnung, dass es jemanden oder etwas gab, geben würde, dass mich wirklich noch mal tief berühren könnte. Nichts, dass mich wirklich hätte traurig machen können, oder nachdenklich stimmen. Doch hätte ich sie gehabt, diese Ahnung, so hätte sie sich an jenem Abend bestätigt. Diese Kneipe ist etwas besonderes, nicht für den äußerlichen Betrachter, jedoch dafür mehr für die "Bewohner", ja, so kann man sie wirklich nennen, Bewohner. Sie ist einfach einzigartig und ich bin mir sicher, wenn ihre Theke, Wände, Barhocker sprechen könnten, so hätten sie sicher viele Geschichten zu erzählen. Ich weiß das, denn ich bin solch ein "Bewohner".

Zurück zu dem, was ich dir eigentlich zu erzählen gedenke. Es geht um eine Frau, eine die wirklichmerkwürdig und makaber zu sein scheint. Doch wie wohl jede merkwürdige Figur, hat auch sie ihre Erklärung dazu. Dass Merkwürdige war, dass sie jeden Abend zur gleichen Zeit hier aufkreuzte, um Punkt 19:00.

Oh nein, dass ist nur 1/3 der Merkwürdigkeit und keinesfalls der Knackpunkt. Die vollkommene Merkwürdigkeit ihrerseits besteht darin, dass sie nicht nur jeden Abend um dieselbe Uhrzeit hier anwesend ist, sonder, dass sie dabei immer das Gleiche trug. Ein mittlerweile abgetragenes und ganz mottenzerfressenes Kleid und allen Schmuck, den sie besaß. Sie war schon viel länger als ich "Bewohner". Ich hatte nie ein Wort mit ihr gewechselt, sie war nicht gerade redselig, bis mir der Kneipeninhaber nach einem Gespräch weiß gemacht hatte, dass sie nach ein paar Bier sehr gerne erzählte, wenn du weißt, was ich meine, ich darf dich doch duzen?! Und so kam es, dass sie mir den Grund ihres täglichen Kommensberichtete. Die Geschichte war länger, als ich erwartet hatte, doch ich kann dir versichern, ich weiß noch jedes einzelne Wort genau so, wie sie es mit letztendlich erzählte.

Es war also ein lauwarmer Sommerabend, an dem mich meine Neugierde überwältigte und so setzte ich mich neben sie auf den freien Barhocker und sah ihr in die Augen, ich hatte vorher nie bemerkt, dass sie blau waren, kein leuchtendes Blau, viel mehr ein trauerndes, mattes. Misstrauisch und aufmerksam schaute sie zurück in die meinen. "Ja bitte, sie wünschen?" fragte sie, schon ein wenig lallend. Ihr Misstrauen war ihr nicht zu verdenken, ich muss wohl ungefähr so ausgesehen haben wie heute, Dreitagebart, verlumpte Kleidung, eben ungepflegt. "Ich wollte ihnen nur Gesellschaft leisten und unsere momentane Einsamkeit brechen." Antwortete ich, immer noch gefangen von ihren rätselhaften Augen. Ich hatte wohl auch schon etwas intus. "Aha" entgegnete sie "und wie lautet ihre Frage?" bis heute sind ich noch verwundert, verwundert über ihre Reaktion. "Ja, eine Frage habe ich wirklich." Stammelte ich, während ich eine passende Formulierung für diese Frage suchte. Sie hatte es wirklich geschafft, mich aus dem Konzept zu bringen. "Nun, ihre täglich Anwesenheit, ihr immerpünktliches Kommen und ihre immer gleiche Erscheinung wollte ich hinterfragen." Versuchte ich mich förmlich und höflich auszudrücken. "Und sie erlauben es sich, einfach eine völlig persönliche und für sie nun wirklich irrelevante Frage zu stellen, und das, wobei sie mich nicht einmal kennen, also an eine völlig fremde, dazu noch zu betonen: Lady?" fragte sie bissig, während sie ihr Bier auf einen Schlag runterkippte und das Glas mit einem lauten "tock" auf die Theke zurückstellte. Sie hickste: "Nun gut, mein Lieber, aber interessiert es dich wirklich, was dir eine Frau mittleren Alters zu erzählen hat?!" fragte sie, zu Teil wohl auch sich selbst.

Mit einem nicken bestätigte ich ihr: "Ich würde nicht fragen, wenn es mich nicht interessieren würde zudem weiß ich mit meiner Zeit sowieso nichts anderes anzufangen. Im übrigen können sie mich Jack nennen."

"Also gut, Jack, ich habe nichts zu verlieren."



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