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Starlight Love

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die ersten zwei Kapitel geben die Ereignisse der Episoden 194 und 195 verändert wieder - es geht also kurz nachdem Kakyuu erschienen ist los! :) Komplett anzeigen

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Der Brief

Endlich allein. Die anderen trauten ihr wirklich gar nichts mehr zu. Dabei konnte sie sich selbst verteidigen, wenn es darauf ankam. Schließlich war sie Sailor Moon, die Kriegerin für Liebe und Gerechtigkeit. Sie hatte sich weiterentwickelt und war keine unfähige Heulsuse mehr. Zumindest wollte sie das glauben.

 Seufzend stützte sich Bunny auf das Metallgeländer, das das Dach der Juban-Oberschule einrahmte, und beobachtete ihre Mitschüler beim Sport. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich daran, wie Seiya versucht hatte, sie für das Softballspiel zu trainieren. Sie hatten sogar gewonnen, aber Bunny war immer noch furchtbar unsportlich. Ohne Seiya hätte ich es niemals geschafft, auch nur einen Ball zu fangen …

            Die Wolken, die immer zahlreicher über den Himmel trieben, färbten sich bereits orange, als Bunny den Brief von Mamoru aus ihrer Schultasche zog. Sie trug ihn bereits seit drei Tagen mit sich herum. Nachdem er sich so lange nicht gemeldet hatte, hatte sie sich einfach nicht getraut, ihn aufzumachen. Obwohl sie sein Lebenszeichen sehnsüchtig erwartet hatte. Er war schon über drei Monate in Amerika. Am Anfang hatte sie ihn schrecklich vermisst, doch dann war jemand anderes in ihr Leben getreten, jemand, der sie zum Lachen und mit seiner offenen Art völlig aus dem Konzept brachte. Ich fühle mich so schuldig. Sie musste den Brief endlich lesen. Mit zitternden Händen öffnete sie das Kuvert und faltete das schlichte, gelbstichige Papier auseinander:

            „Liebe Bunny,

            es tut mir sehr leid, dass ich mich jetzt erst bei dir melde. Du hast dir sicher Sorgen um mich gemacht. Ich wollte dir schon oft schreiben, doch ich habe es nicht über mich gebracht, dich zu belügen und auch nicht, dir die Wahrheit zu sagen. Es war feige von mir, mich nicht bei dir zu melden. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen.

Vielleicht hast du bemerkt, dass ich in letzter Zeit sehr distanziert war. Unser Abschied fiel daher sehr unterkühlt aus und mein schlechtes Gewissen dir gegenüber wurde noch größer. Erst habe ich gedacht, das geht vorbei, und dass es wie früher wird. Aber inzwischen weiß ich einfach, dass wir keine Zukunft miteinander haben.

Wir sind so verschieden und ich habe begriffen, dass wir nicht nur wegen einer Liebe aus einem früheren Leben zusammenbleiben können. Außerdem … du wirst mich sicher hassen, aber ich muss es dir sagen … Ich habe jemanden kennengelernt. Sie heißt Hiyori und ich glaube, ich liebe sie. Es tut mir so leid. Ich hoffe, wir können noch Freunde sein, irgendwann? Du bedeutest mir immer noch viel.“

            Der Brief entglitt ihren Händen. Mamoru hatte eine andere. Deswegen hatte er sich also nicht gemeldet. Und sie hatte sich schon ausgemalt, dass er krank war oder dass ihm etwas Schlimmes zugestoßen war. Die Sorgen um ihn hatten das Vermissen bald aufgefressen. Doch nun war Bunny trotz seines Geständnisses vor allem erleichtert, dass es ihm gut ging. Wenn sie ehrlich zu sich war, hatte sie es schon lange gespürt. Die Beziehung mit Mamoru war nie so tief gewesen wie in ihrer Erinnerung an das Silberjahrtausend. Auch wenn es schmerzte, wusste sie, dass er Recht hatte. Nur weil sie sich in einem früheren Leben geliebt haben, mussten sie jetzt nicht das gleiche empfinden. Er war nicht mehr Endymion. Er war Mamoru und sie war jetzt Bunny.

            Ihr ging es genauso wie ihm. Sie hatte ihr Herz an einen anderen verloren.

 

                                                             ***

 

Nun war es also vorbei. Sein Leben als Seiya. Auch wenn er unendlich glücklich darüber war, dass sie Prinzessin Kakyuu gefunden hatten, erfüllte ihn Wehmut, während er sein Pult in der Schule leerräumte. Er hatte auf diesem Planeten eine wundervolle Zeit verbracht und auch Yaten und Taiki mussten erkennen, dass sie in diesem menschlichen Leben glücklich gewesen waren.  Ein Lächeln schlich sich auf Seiyas Lippen, als er an Bunnys Tisch stand. Sie hatte einen kleinen Hasen in die untere Ecke geritzt. Unweigerlich fluteten Bilder von ihr sein Bewusstsein, wie sie ihn böse anschaute und mit ihm stritt. Wie sie sehnsüchtig die Sterne betrachtete und traurig in die Ferne schaute. Wie sie lachte und rot wurde, sobald er sie berührte. Wenn sie sich doch nur früher getroffen hätten …

            Seiya zog die rote Rose aus der Brusttasche seines Anzugs, um sie auf Bunnys Tisch zu legen, als plötzlich Rei in das leere Klassenzimmer stürmte. An ihrem gehetzten Blick erkannte er sofort, dass etwas nicht stimmte.

            „Oh, Seiya“, hauchte Rei atemlos. „Hast du vielleicht Bunny gesehen?“

            Sein Herz blieb beinahe stehen. „Ist sie denn nicht bei euch?!“ Rei schüttelte traurig den Kopf. Die Anima Mates waren hinter ihrem Sternenkristall her, wie konnte das Sailorteam sie allein lassen?

            „Ich helfe euch suchen!“ Er musste sie finden, bevor es ihre Gegner taten. Während sie das gesamte Stockwerk nach Bunny durchsuchten, wurden alle anderen Gedanken aus seinem Kopf gefegt. Es zählte nur noch, dass es ihr gut ging. Wo bist du nur, Schätzchen? Niemals könnte er es sich verzeihen, wenn ihr etwas zustieß. Du bist ein verdammter Idiot, Seiya. Du wusstest doch, dass sie in Gefahr ist.

            Im Treppenhaus trafen sie auf die anderen Mädchen, die ihrem verzweifelten Gesichtsausdruck nach ebenfalls erfolglos geblieben waren.

            „Was machen wir jetzt?“, fragte Makoto.

            „Wir waren noch nicht auf dem Dach und in der Turnhalle“, warf Rei ein.

            Seiya entschied sofort: „Ich sehe auf dem Dach nach!“ Wenn sie dort nicht war, könnte er schnell vom Dach springen und zur Turnhalle rennen.

            Während die Mädchen nach unten stürmten, stürzte Seiya die Treppen hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Als er die Tür zum Dach aufriss, bohrte sich ein kalter Schmerz in seine Brust. Sein Schätzchen lag auf dem Boden. Sailor Tin Nyanko beugte sich über sie und forderte: „Gib mir endlich deinen Sternenkristall!“

            Ohne zu zögern warf Seiya die Rose, die er immer noch in der Hand hielt, vor Galaxias Schergin, die mit einem Aufschrei zurückzuckte. Sailor Moon dagegen starrte erbleicht auf die Rose, als wäre diese ein böser Geist. Als sie Seiya erblickte, wich der letzte Rest Farbe aus ihrem Gesicht. Was ist mit dir los?

            Er hatte keine Zeit nachzudenken. Er musste sich verwandeln und ihr helfen. „Macht des Star Fighter, mach auf!“ Ihr Schätzchen rührte sich immer noch nicht, als sie ihre Sternenwaffe auf Tin Nyanko richtete. „Sailor Star, strafe sie!“

            Galaxias Untergebene schrie, als das blaue Licht sie traf, doch Bunny rührte sich einfach nicht.

            „Sailor Moon“, rief Fighter verzweifelt. „Worauf wartest du?“  

            Endlich erwachte sie aus ihrer Starre und realisierte, dass Tin Nyanko verwundbar war. Sailor Moon zückte ihren Moon Power Tiare und richtete ihn auf die feindliche Sailorkriegerin. Fighter war überwältigt von dem gleißenden Licht, das aus dem Stab hervorbrach und Tin Nyankos rechten Armreif zerstörte. Es sah beinahe so aus, als könnte Sailor Moon sie zurückverwandeln, doch dann floh die Anima Mate fluchend.

            Bunny verwandelte sich zurück und Fighter nahm wieder die Gestalt von Seiya an. Unsicher ging er einige Schritte auf sein Schätzchen zu, blieb jedoch stehen, als er die Tränen in ihren Augen sah. Warum? …

            „Weißt du, Seiya, ich bin wirklich nicht gut darin, etwas alleine zu machen. Wenn ich Hausaufgaben machen will, fange ich an zu essen und dann werde ich müde und habe wieder nichts gemacht.“ Warum erzählt sie mir das jetzt? „Als Mamoru nach Amerika geflogen ist, dachte ich, ich kann es alleine schaffen. Dass ich stark genug bin. Aber als ich die Rose gesehen habe … da …“ Die Tränen kamen nun in Strömen und sie schaffte es kaum, weiterzusprechen. Seiya sah, wie stark ihre Hände zitterten und hätte sie am liebsten fest in die Arme geschlossen. Das Gefühl, zu weit zu gehen, hielt ihn jedoch davon ab.

            „Oh Schätzchen …“

            „Ich musste an Mamoru denken!“ schrie Bunny plötzlich. „Und dass er mich allein gelassen hat … und dass … dass …“ Sie leidet so sehr. Wie kann er ihr das antun?

            Sie fiel auf die Knie und brach vollkommen in sich zusammen. Seiya spürte ihren Schmerz als wäre es sein eigener und konnte schließlich nicht anders, als sich zu ihr zu knien und ihr zärtlich die Arme auf die Schultern zu legen. Sie wirkte so zerbrechlich in diesem Moment. Er wollte ihr nicht wehtun. Sie nicht durcheinanderbringen. Aber dieser Mamoru hatte sie nicht verdient.

            „Du hast doch mich“, sagte Seiya leise.

            Bunny blickte erschrocken auf. Sie schien nicht zu verstehen.

            Seiya beugte sich näher zu ihr und fragte sanft: „Bin ich nicht gut genug?“

            Das Lächeln auf seinen Lippen schmerzte. Er wusste, dass sie einem anderen gehörte. Trotzdem wollte er an ihrer Seite sein. Eine gefühlte Ewigkeit sahen sie sich stumm in die Augen und Seiya glaubte fast, dass sein Schätzchen ihm in die Arme fallen wollte, als plötzlich Harukas schneidende Stimme den Moment zwischen ihnen zerstörte.

            „Geh von Bunny weg!“

            Sie, Michiru und die anderen standen in der Tür. Wie lange schon? Hatten sie gehört, was Seiya gesagt hatte? Bunny richtete sich auf und wandte verschämt den Blick von ihm ab. Da war etwas zwischen ihnen gewesen, doch jetzt war es verschwunden. Wütend ballte Seiya die Hände zu Fäusten, sagte jedoch nichts. Er musste sie gehen lassen. Schweigend sah er zu, wie Haruka Bunnys Hand nahm und sie von ihm wegzog. Er sah ihnen nicht nach. Erst als er allein war, fiel ihm der Bogen Papier auf, der auf den Steinfliesen lag und von einem Windhauch aufgewirbelt wurde. Verwundert hob Seiya das Blatt auf und erkannte, dass es ein Brief für Bunny war.

            Da öffnete sich der dunkelgraue Himmel und es begann in Strömen zu regnen. Seiya schob den Brief unter sein Sakko und machte sich auf dem Heimweg.

 

                                                            ***

 

Haruka hatte darauf bestanden, sie nach Hause zu bringen, und ihr abermals ins Gewissen geredet, dass sie sich von den Starlights fern halten sollte. Vor allem von Seiya. Bunny konnte die Ablehnung, die Haruka ihren neuen Freunden entgegenbrachte, einfach nicht verstehen. Denn das waren sie ganz sicher: Freunde. Sie hatten ihr immer geholfen. Sie beschützt.

            Bunny war zu müde und zu verwirrt, um der Kriegerin des Windes zu widersprechen. Außerdem wusste sie ja, dass Haruka sich Sorgen um sie und den Planeten machte, und sie wollte nicht schon wieder streiten. Also schwieg sie, bis sie endlich zu Hause war und verzog sich in die Badewanne.

            Bin ich nicht gut genug?

            Bunny war viel zu überrascht gewesen, um Seiya zu antworten. Die Verzweiflung und die aufrichtige Zuneigung in seinen tiefblauen Augen hatten jedes Wort in ihrer Kehle ersterben lassen. Sie hatte nicht gewusst, dass seine Gefühle so stark waren. Oder hatte sie es nicht sehen wollen? Noch immer fühlte sie sich schuldig – wegen dem Herzrasen, das sie bekam, wenn Seiya sie anlächelte. Wegen diesem irren Glücksgefühl, das seine Nähe in ihrem Herzen entfachte. Und weil ihre Gedanken immer wieder zu ihm fanden und dabei ihre vorherbestimmte Zukunft vergaßen.

            Dabei erschien ihr diese längst verloren. Wenn Mamoru und sie nicht zusammen waren, was passierte dann mit Chibiusa? Schmerzhaft wurde Bunny bewusst, dass ihre Tochter niemals geboren werden würde. Aber da konnte nicht sein, sie war doch bei ihr gewesen. Chibiusa existierte. Bedeutete das, Mamoru würde zu ihr zurückkehren? Warum freute sie sich nicht darüber? Warum musste sie stattdessen an Seiya denken? Du bist gut genug! Aber ich kann nicht, ich …

            Als ihr die Tränen kamen, sprang sie aus dem Wasser und wischte sich barsch übers Gesicht. Nein. Sie würde nicht schon wieder heulen. Sie war stark genug, um alleine mit ihrem inneren Chaos fertig zu werden. Sie würde jetzt schlafen. Und morgen würde die Welt ganz anders aussehen.

Nachdem sie in ihren rosanen Schlafanzug mit den kleinen Häschen drauf geschlüpft war, band sie ihr Haar zusammen und verkroch sich ins Bett. Luna sprang zu ihr und schmiegte ihr Gesicht an ihre Wange, als wolle sie sie trösten. Bunny war unendlich dankbar, dass ihre Katze in diesem Moment keine Fragen stellte, sondern einfach nur bei ihr war.

 

                                                      ***

 

Im Halbdunkel saß Seiya im Proberaum und starrte gedankenverloren auf den Brief, den er einfach eingesteckt hatte. Sollte er ihn lesen? Überschritt er nicht eine Grenze? Verdammt. Er hielt die Ungewissheit nicht aus, denn er spürte, dass in diesem Brief etwas stand, das er unbedingt wissen musste. Zögerlich faltete er das schlichte Papier auseinander und überflog die Zeilen. Wie er befürchtet hatte, hatte sich dieser Mamoru bei seinem Schätzchen gemeldet. Ein Liebesbrief also? Offenbar nein … Es tut mir sehr leid … wir haben keine Zukunft … ich habe jemanden kennenlernt …

            „Wie kannst du nur?“, zischte Seiya in die Stille hinein. Mamoru hatte sie nicht verdient. Wie konnte er einen so wunderbaren Menschen wie Bunny verlassen? Seiya schämte sich für den nächsten Gedanken, der ihn überkam: Hieß das, er hatte doch noch eine Chance? Durfte er ihren Schmerz einfach ausnutzen? Nein. Auch wenn er es zu gerne getan hätte. Sein krankgeliebtes Herz würde alles tun, um ihr nah zu sein, doch die Vernunft hielt ihn fest. Er durfte diese Situation nicht ausnutzen. Außerdem musste er sich auf seine Aufgabe konzentrieren und die Prinzessin beschützen. Sie mussten das Licht der Hoffnung finden.

            „Du sitzt ja schon wieder alleine im Dunkeln?“ Taiki und Yaten standen plötzlich vor ihm und blickten ihn halb kritisch halb sorgenvoll an. Er hatte sie gar nicht hereinkommen hören.

            „Seit wann liest du Fanpost?“, fragte Yaten und riss ihm einfach das Papier aus der Hand – nur um es gleich wieder fallen zu lassen, als hätte er sich verbrannt. „Oh man. Woher hast du den? Du hast ihn doch nicht etwa gelesen?“

            „Bunny hat ihn liegen gelassen und ich …“ Ich wollte wissen, was drin steht. Ich wollte wissen, warum sie so geweint hat. Jetzt war alles klar. Dieser armselige Kerl hatte sie einfach verlassen. Ausgerechnet jetzt, da sie ihre ganze Kraft für den Kampf brauchte.

            „Das war wirklich kindisch“, tadelte ihn Taiki. „Schlag sie dir endlich aus dem Kopf.“

            „Du verstehst das nicht“, murmelte Seiya. Er wollte seine Gefühle verteidigen, aber er wollte auch keinen Streit anfangen.

            „Lass ihn“, knurrte Yaten. „Es ist hoffnungslos.“

            „Wo ist die Prinzessin?“, fragte Seiya, um vom Thema abzulenken.

            Taiki antwortete: „Sie schläft längst. Es ist drei Uhr nachts, du solltest auch endlich schlafen. Das Konzert morgen ist wichtig.“

            Seiya nickte benommen und stand auf, um in sein Zimmer zu gehen. Er wusste, dass er keinen Schlaf finden würde.



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