Zum Inhalt der Seite

Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin,
da bin ich mal ein paar Stunden zu spät dran und kriege gleich ne Mail, wann das neue Kapitel kommt :D Sorry, ich lese momentan wieder viele FFs und hab die letzte Nacht praktisch durchgelesen, deswegen hab ich meine eigenen Kapitel etwas vernachlässigt :D
Ich wünsch euch viel Spaß! ^^ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Guter Rat ist selten

Als Harry erwachte, musste er sich erst einmal orientieren. Als erstes fiel ihm natürlich Severus auf, der noch immer seelenruhig neben ihm schlummerte. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt, sodass die Glut in der Dunkelheit rot leuchtete. Noch bevor Harry richtig wach war, wusste er, weshalb er aufgewacht war: Der Arm, auf dem er lag, war eingeschlafen und das nicht zu knapp.

Der Gryffindor versuchte sich aufzurichten, doch der Arm gehorchte ihm nicht mal ansatzweise und es erschien unmöglich aufzustehen. Er griff mit dem anderen Arm nach der Sofalehne, verkrallte sich darin und zog sich ächzend hoch. Weit kam er nicht, aber weit genug, dass er das Blut sofort wieder durch den anderen Arm fließen spürte. Bei diesem Gefühl verzog Harry das Gesicht, doch es nützte ja nichts. Eine gefühlte Ewigkeit lang musste Harry in dieser anstrengenden Position bleiben, bis er endlich den anderen Arm nutzen konnte, um aufzustehen. Umständlich kletterte er über den Slytherin und seufzte auf, als er endlich vor dem Sofa stand. Severus beanspruchte den freigewordenen Platz sofort für sich und legte sich gemütlicher hin. Grummelnd sah Harry ihm dabei zu, während er seinen Arm massierte.

Schließlich schlich er zu einer der Kerzen und entzündete sie, um besser sehen zu können. Etwas unschlüssig betrachtete er den schlafenden Severus. Was sollte er jetzt tun? Verschwinden? Aber eigentlich hatte er ihm versprochen Wache zu halten. Dann konnte er sich doch jetzt nicht einfach so davonschleichen, oder?

Seufzend nahm Harry den Kerzenhalter und steuerte auf eines der Bücherregale zu. Vielleicht gab es hier ja irgendwas, was ihn auch interessieren könnte. Er las sich die Buchrücken durch, doch viele klangen allein schon nach dem Titel kompliziert oder langweilig. Als der Gryffindor die oberen Reihen ableuchtete, fiel sein Blick auf ein dünnes Buch ohne Beschriftung. Neugierig zog er es heraus und auch auf dem Deckblatt stand nichts. Harry ging zum Sessel am Kamin, stellte die Kerze auf den Beistelltisch und schlug das Buch auf. Es war kein Buch, wie Harry feststellen musste, sondern ein Notizbuch. Gerade wollte Harry es wieder zu machen und wegräumen, als er bemerkte, dass auf den meisten Seiten Fotos eingeklebt waren. Vorsichtig blätterte Harry um und erstarrte. Das war seine Mum im Teenageralter. Sie stand zusammen mit dem blonden Mädchen, dass Harry bereits aus Severus' Erinnerungen kannte, vor dem Big Bang und winkte aufgeregt in die Kamera. Auf dem nächsten Bild war auch der Big Bang abgebildet, nur standen dieses mal Lily und Severus davor. Während Severus vergeblich versuchte sich ein Lächeln abzuringen, hatte Lily lässig ihre Hände auf seiner Schulter verschränkt und lächelnd ihr Kinn darauf abgestützt. Harry fiel auf, dass sie stinknormale Muggelkleidung trug und auch Severus hatte ein normales T-Shirt an, auch wenn es etwas abgetragen aussah.

Fasziniert von den Bildern, ließ Harry sich in den Sessel sinken und blätterte zur nächsten Seite um. Das nächste Foto war schon sehr alt und offensichtlich ein Muggelbild, da es sich nicht bewegte. Es zeigte eine Schaukel auf einem Spielplatz, an dessen Gerüst der kleine Severus saß, während Lily neben ihm hockte und mit schief gelegtem Kopf in die Kamera grinste. Sie hatte ein farbenfrohes Kleidchen mit Blumenmuster an, während Severus einen viel zu großen, ausgefransten Umhang trug. Wie alt mochten sie da wohl gewesen sein? Harry war schlecht im schätzen, aber älter als acht waren sie da auf keinen Fall.

Ein weiteres Foto zeigte nur Lily, die mit Partyhütchen vor einer großen Geburtstagstorte saß und gerade die Kerzen auspustete. Harry zählte nach. Sieben Kerzen. War das zu fassen? Er hielt hier ein Foto vom siebten Geburtstag seiner Mutter in der Hand. Ein warmes Gefühl machte sich in Harrys Brust breit und behutsam blätterte er um. Beim Anblick des nächsten Bildes musste Harry leise kichern. Lily und Severus ein paar Jahre später, wie sie beide auf dem Sofa beim fernsehen eingeschlafen waren. Lily hatte sich auf die Seite gelegt und kuschelte sich in eine der Decken, während Severus neben ihr im Sitzen eingeschlafen war und mit offenem Mund dalag, ein Kartoffelchip noch an seiner Lippe hängend. Die Decken waren komplett mit Chips vollgekrümelt und die Schale lag halbleer auf Severus' Schoß. Auf dem nächsten Bild war die gleiche Szene zu beobachten, nur dass Severus' Mund nun von irgendwem mit Flips vollgestopft worden war. Lächelnd schüttelte Harry den Kopf. Wer hatte nur diese ganzen Fotos gemacht? Es waren Muggelbilder, also konnte man Severus' Mutter wohl ausschließen. Harry erkannte das Wohnzimmer wieder. Auch wenn Severus damals die Sicht stark eingeschränkt hatte, konnte man eindeutig erkennen, dass es der Raum war, in dem Lily ihm den heißen Tee angeboten hatte. Also musste das bei Lily zu Hause gewesen sein. Hatte ihre Mutter, also Harrys Großmutter die Bilder gemacht? Moment... die Erinnerung mit dem Tee...

Hier, wärm dich ein wenig auf. Du kannst hier so lange bleiben wie du willst.“

War das etwa... Hatte Severus die Erinnerung damals so stark getrübt, damit Harry nicht erkennen konnte, wie es um Severus gestanden hatte? War das etwa die Nacht, in der er vor seinem Vater geflohen war? Überlegend biss Harry sich auf die Lippe, ehe er leicht seufzend den Kopf schüttelte. Er wollte da ehrlich gesagt gar nicht so genau drüber nachdenken.

Sich ablenkend blätterte Harry weiter. Das nächste Foto war wieder bewegt und wurde eindeutig in Hogwarts gemacht. Die jugendliche Lily saß an einem Tisch, der komplett mit aufgeschlagenen Büchern überhäuft war. Konzentriert las sie in einem der Bücher, während sie sich auf einer Hand abstützte. Sie wirkte so vertieft, dass sie die Kamera anscheinend nicht einmal zu bemerken schien und sie bewegte sogar leicht die Lippen beim Lesen mit.

Nachdenklich biss Harry sich auf die Unterlippe. Das Bild erinnerte ihn irgendwie an Hermine. Er wusste, dass seine Mutter gut in der Schule gewesen war, aber dass sie so ein Bücherwurm war, überraschte ihn ein wenig. Andererseits... Harry ließ den Blick durch Severus' Wohnzimmer schweifen. Offensichtlich musste sie ein Bücherwurm gewesen sein, um sich so gut mit Severus zu verstehen.

Beim nächsten Bild blieb Harry kurz der Atem stehen. Es war ein Muggelbild, auf dem Lily sich auf einem Baumstumpf abstützte und lächelnd in die Kamera blickte. Die Sonne kam von schräg vorne und ließ ihr, offenbar frisch gekämmtes Haar, goldrot glitzern und wie glühende Wasserfälle aussehen. Das Bild hatte so satte Farben und war so gut inszeniert, dass es nur von einem professionellen Fotografen stammen konnte. Auch das nächste Bild war im gleichen Stil, nur saß Lily dieses Mal auf dem Baumstumpf, die Beine dabei überschlagend. Sie trug eine hellblaue Jeans mit starkem Schlag und eine grüne Bluse, die wunderbar ihre Augen betonte. Verdammt, diese Bilder waren einfach nur perfekt. Das nächste war ebenfalls vom Fotografen, nur dieses mal stand sie halb hinter einem alten Baum und lugte hinter ihm hervor. Ihr Haar flog so schwungvoll, dass es den Anschein machte, als wäre sie genau in dem Moment erst hinter dem Baum zum Vorschein gekommen. Seufzend strich Harry über das Bild. Sie strahlte allein durch ihr Lächeln so viel Wärme und Geborgenheit aus, wie musste es erst gewesen sein, wenn man ihr wirklich gegenübergestanden hatte? Leider würde er das nie erfahren.

Seufzend blätterte Harry weiter. Es kam wieder ein bewegtes Bild, dass Lily, Severus, das blonde Mädchen vom Big Bang und einen blonden Jungen zeigte, die auf einer Picknickdecke saßen und offenbar an so etwas ähnlichem wie einem Flugzeug aus Pappe bastelten. Das blonde Mädchen hielt sich die Hand über die Augen, da die Sonne sie blendete, grinste in die Kamera und sagte irgendwas, woraufhin Lily anfing zu prusten und sich dann laut lachend hin und herwiegte. Severus hingegen zog daraufhin eine Augenbraue hoch und sah Lily halb fasziniert halb skeptisch bei ihrem Lachanfall zu, während der Junge neben ihm breit grinste und der Kamera mit schalkhaften Augen einen Blick zuwarf. Was auch immer dieses Mädchen gesagt hatte, es hatte offenbar die ganze Szene vernichtet. Und gleichzeitig machte es das Bild auch faszinierend, denn Lilys Lachen wirkte so natürlich und ungezwungen.

Grübelnd betrachtete Harry die beiden Fremden genauer. Das Mädchen hatte Gryffindorroben an und war offensichtlich eine gute Freundin von seiner Mutter. Und wer war der Junge? Harry fiel auf, dass er so dicht bei Severus saß, dass er ihn vermutlich berührte. Er lehnte ja schon fast an ihm. Sein kurzer Blick offenbarte blaue Augen, die stark und selbstbewusst wirkten, ohne dass es überheblich herüberkam. Und dennoch hatte sein Grinsen etwas schelmisches, arrogantes. Vielleicht ein wenig frech. Erstaunt stellte Harry fest, dass er Slytherinroben trug. Mit einem seltsamen Gefühl rechnete Harry nach. Severus war mit 16 mit diesem Ric zusammen gewesen und in dem Alter konnten sie auch ungefähr auf dem Bild gewesen sein. Verdammt, er wurde doch jetzt nicht ernsthaft eifersüchtig?! Das lag viele Jahre zurück! Außerdem hatte diese Beziehung ein so trauriges Ende genommen, dass er eher Mitleid haben sollte. Wer weiß wie lange die Beziehung hätte halten können. Vielleicht hätte sie auch nie geendet... und vielleicht war das der Grund für Harrys Eifersucht.

Grummelnd blätterte Harry weiter. Es folgten noch einige Bilder von Lily und Severus im Teenageralter, bis eine leere Seite kam und dann Fotos von Syndia folgten. Harry fiel auf, dass der Fotograf sich anscheinend weniger Mühe gemacht hatte, obwohl viele der Bilder bewegt waren und man dadurch weniger falsch machen konnte. Die meisten Fotos wurden draußen gemacht und waren teilweise schief, wobei Syndia anscheinend oft mit dem Fotografen zu sprechen schien. Auf einem Bild streckte Syndia sogar die Hand aus und verlangte offenbar nach der Kamera. Es folgten Bilder, die im Haus gemacht wurden und die eine deutlich bessere Qualität hatten. Trotzdem fehlte ihnen irgendwas und nach einigem Überlegen fiel Harry auch auf, was. Die Wärme. Sämtliche Fotos von Lily hatten warm gewirkt, während das Zimmer, in dem Syndia saß, irgendwie eine triste Atmosphäre erschuf. War die Stimmung bei den Snapes etwa so viel schlechter als bei den Evans' gewesen? So weitgehend, dass man es sogar auf den Fotos sah?

Harry blätterte weiter, bis ihm fast etwas aus dem Notizbuch gefallen wäre. Stirnrunzelnd nahm er die beiden Karten zur Hand und betrachtete sie genauer. Das waren Urkunden. Eine zu der Hochzeit von Syndia Snape und David Levin und die andere von der Geburt von Luca Levin. Harry fiel auf, dass in dem Notizbuch keinerlei Bilder von der Hochzeit waren, was ihn nur wieder die Stirn runzeln ließ. Lupin hatte ihm erzählt, dass alle Syndia für tot gehalten hatten. Dass keine neueren Fotos von Syndia existierten, unterstützte diese Erzählung, aber warum besaß Severus dann diese Urkunden?

Harry blätterte noch die letzten Seiten des Notizbuches durch, doch er fand keine weiteren Hinweise. Seufzend legte er die Urkunden zurück und schloss das Buch. Sein Blick wanderte zum Sofa, wo Severus noch immer tief und fest schlief. Was war das nur für eine verrückte Nacht. Wahrscheinlich würde Harry denken, er hätte alles nur geträumt, wenn er morgen aufwachen würde. Apropos.

Der Gryffindor sah zur Uhr, die fast Vier anzeigte. Wenn Harry nicht wollte, dass alle merkten, dass er über Nacht nicht da gewesen war, musste er langsam zurück in den Gryffindorturm. Leise erhob er sich und stellte das Buch zurück. Noch einmal schlich er zum Slytherin und versicherte sich, dass er auch ruhig schlief. Harry musste den Drang unterdrücken Severus nochmal übers Gesicht zu streicheln und so drehte er sich ruckartig um. Er löschte die Kerze, bevor er so leise wie möglich aus der Wohnung schlich.

 

Am nächsten Mittag saß Severus in der Großen Halle am Lehrertisch und trank seine zweite Tasse Kaffee. Schwarz natürlich. Seine Kollegen spürten sofort, dass er heute nicht sonderlich gesprächig war, also ließen sie ihn in Ruhe. Alle bis auf eine Person natürlich.

„Du siehst aus, als hättest du eine lange Nacht hinter dir“, stellte Syndia fest und setzte sich neben ihren Bruder, der unauffällig die Augen verdrehte.

„Nicht direkt, nein“, antwortete er knapp und versuchte Syndia zu ignorieren.

Fragend zog Syndia eine Augenbraue hoch und überhörte absichtlich die Ablehnung in der Stimme des Slytherins.

„Und wie erklärst du mir dann, dass du zum Mittagessen erscheinst, als seist du gerade erst aus dem Bett gekrochen?“

„Warte eine halbe Stunde, dann bin ich wieder fit.“ Murmelnd ergänzte er: „Dann wirkt der Trank endlich.“

Nun sah Syndia noch erstaunter drein. „Was für ein Trank? Halbe... Du meinst doch nicht etwa einen Katertrank, oder?“

Severus warf ihr einen mürrischen Blick zu, den die Hexe als Ja deutete.

„Wow“, sagte Syndia nur verwundert und füllte sich auf. „Ich hoffe du warst unterwegs und hast dich amüsiert und dich nicht alleine in deiner Wohnung betrunken.“

„Ich war nicht alleine, keine Sorge“, brummte der Slytherin und leerte seine Tasse mit einem großen Schluck.

„Du hast aber nicht jemanden abgeschleppt, oder?“

Nun war es Severus, der skeptisch dreinsah. Was dachte seine Schwester eigentlich von ihm?!

„Könnten wir vielleicht das Thema wechseln?“, grummelte er mürrisch. „Oder noch viel besser: Lass uns einfach gar nicht reden.“

„Wenn du meinst“, zuckte Syndia mit den Schultern. „Aber dann kann ich dir nicht erzählen, was ich zu erzählen habe.“

Augenverdrehend ächzte Severus: „Dann sag es einfach und lass diesen unsinnigen Smalltalk.“

„Es ist kein Smalltalk, wenn ich dich frage, warum du so scheiße aussiehst“, antwortete Syndia trocken.

„Herzlichen Dank“, knurrte der Slytherin. „Aber wenn du schon fragst: Dein Sohn hat mir Veritaserum untergejubelt.“

Erstaunt zog Syndia eine Augenbraue hoch. „Was? Wieso? Und... was ist passiert?“

„Die Hölle ist ausgebrochen, das ist passiert“, zischte Severus gefährlich. „Wegen Luca haben Potter und ich uns gezofft.“

Ächzend strich Syndia sich übers Gesicht und sah dann leicht besorgt wieder zu ihrem Bruder. „Kennt Harry bereits den Grund für euren Streit?“

„Er hat überhaupt erst herausgefunden, dass Luca der Übeltäter war“, knurrte Severus und trank einen Schluck Kaffee. „Zwischen uns ist wieder alles geklärt, aber Luca konnte ich mir noch nicht greifen.“

„Ich rede mit ihm“, nickte Syndia so ernst, wie sie es selten tat.

„Reden allein reicht mir aber nicht“, funkelte Severus Syndia böse an. „Gib ihm wenigstens Hausarrest... beziehungsweise Wohnungsarrest oder irgendsowas.“

„Ich habe nie behauptet, dass das keine Konsequenzen für ihn haben wird“, verteidigte Syndia sich beleidigt.

„Du ziehst bei diese Bengel doch nie Konsequenzen.“

„Wenn es angebracht ist, schon.“

„Das habe ich noch nicht miterlebt.“

„Tja, dann kannst du dieses mal ja aktiv dran teilhaben“, erwiderte Syndia entschieden und wurde von Severus fragend angesehen. „Ich kann heute Abend mit dem Spezialisten für Seelenforschung reden. Das bedeutet also, dass ich gleich abreisen muss. Wahrscheinlich werde ich erst morgen wiederkommen, das hängt davon ab, wie lange es dauert und ob ich dann noch einen internationalen Portschlüssel erwische. Da ich dich sowieso bitten wollte, in der Zeit ein Auge auf Luca zu haben, kannst du ihm ja für heute eine Strafarbeit bei dir verpassen.“

„Und du glaubst, der Bengel hört auf mich“, brummte Severus skeptisch.

„Er wird auf dich hören, wenn ich mit ihm geredet hab“, erwiderte Syndia entschieden und zum ersten mal wirkte sie tatsächlich streng. „Gib ihm eine Strafarbeit, achte darauf, dass er Abendbrot isst und schicke ihn spätestens um zehn ins Bett, in Ordnung?“

„Um zehn?“, zog Severus skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Es ist Wochenende“, leierte Syndia genervt.

„Jaa schon gut. Ich kümmere mich darum“, murrte Severus und sah für sich das Thema als abgeschlossen an.

Sein Blick wanderte zum Gryffindortisch und dort weiter zu Harry, der angeregt mit Hermine Granger zu diskutieren schien. Er konnte sich doch darauf verlassen, dass Potter dichthielt, oder? Bisher hatte er seine Versprechen immer gehalten, also warum sollte er es jetzt nicht tun? Verdammt, er hätte ihm einen unbrechbaren Schwur aufdrücken sollen.

„Und ihr habt euch wirklich wieder vertragen?“, riss Syndias sanfte Stimme ihn aus seinen Gedanken.

Lautlos seufzend nahm Severus einen Schluck aus seiner Tasse. „Keine Sorge, er ist da sehr hartnäckig gewesen.“

Ein sanftes Lächeln umspielte kurz Syndias Lippen, ehe ihr Blick wieder besorgt wurde. „Wir werden einen Weg finden ihn zu retten, Severus.“

„Mir wäre es lieber, wenn du das sagen würdest, nachdem du das Gespräch mit dem Experten hattest“, erwiderte Severus leise.

„Ich werde dir sofort Bescheid geben, sobald ich zurück bin“, versprach die Hexe.

 

Am Abend verschanzte Luca sich mit Harry und Ron im Gryffindorturm und spielte mit ihnen Zaubererschach. Zuerst war Harry mulmig dabei gewesen, da er es nicht riskieren wollte, dass Luca seine Erinnerungen der letzten Nacht las, doch bald bemerkte er, dass er einfach nur nicht mit den Gedanken abschweifen durfte.

„Ihr seid ja immernoch am Spielen“, runzelte Neville verwundert die Stirn, als er mit einer seiner Topfpflanzen den Turm betrat.

„Luca versteckt sich“, grinste Ron schief, weshalb Nevilles fragender Blick zum Jüngeren wanderte.

Grummelnd erklärte dieser: „Mum ist nicht da und das nutzt mein Onkel aus, um sich an mir zu rächen. Ich musste bereits den ganzen Tag Kessel schrubben.“

„Rächen? Wofür? Hast du schon wieder Scherzartikel benutzt?“

„Nein, er hat dem großartigen Trankmeister heimlich einen Trank einflößen können“, trällerte Harry etwas bissig, wofür Luca ihm seinen Das-ist-nicht-witzig-Blick zuwarf.

„Wow“, sagte Neville bewundernd. „Ich fürchte, dann wirst du dich aber für den Rest deines Lebens verstecken müssen.“

„Ja, vielleicht“, seufzte Luca auf. „Ich würde mich ja hinter Mum verstecken, aber die war auch nicht sonderlich begeistert.“

„Also an deiner Stelle würde ich wie Moody nur noch aus meiner eigenen Flasche trinken“, riet Neville dem Jungen mitleidig und ging dann die Treppen zu den Schlafsälen hoch.

Laut aufseufzend versuchte Luca sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren, während Harry ihn skeptisch beobachtete.

„Du kannst dich nicht ewig verstecken, das weißt du.“

„Ich werde mich solange verstecken, bis Mum zurück ist“, antwortete er entschieden und machte seinen nächsten Zug.

„Ähm“, kam plötzlich ein Erstklässler schüchtern auf die drei zu und stand nun unsicher vor ihrem Tisch, während sein Blick schnell zwischen Harry und Luca hin und herhuschte.

„Was gibt es, Knirps?“, fragte Ron so charmant wie immer, was den Jungen nur noch nervöser werden ließ.

„Ä-Ähm, also... ich, i-ich soll von Pr-Professor Snape ausrichten...“

„Ja?“, hakte Harry nach und versuchte freundlich zu klingen, doch wirklich besser schien er es damit nicht gemacht zu haben.

Inzwischen zog der Junge nervös am Zipfel seines Pullovers und musste deutlich schlucken.

„Also... er sagt.... er wartet draußen auf... auf...“, sein Blick blieb nun länger an Luca hängen, obwohl er noch immer zu Harry sprach.

„Och nicht doch“, ächzte Luca auf und machte eine Schmolllippe. „Sag ihm, ich will noch zu Ende spielen.“

Sowohl Ron als auch Harry runzelten die Stirn.

„Du weißt, dass er den kleinen umbringen wird, wenn er ihm das ausrichtet?“, nickte Ron zum Erstklässler.

Ächzend erhob Luca sich. „Ist ja schon guuut. Ihr seid mir tolle Freunde.“

„Du weißt, was wir von der Aktion gehalten haben“, zuckte Harry mitleidlos mit den Schultern.

„Jaa, ich weiß“, erwiderte Luca. „Tut mir wenigstens den Gefallen und kontrolliert Morgen als erstes, ob ich noch lebe.“

Damit ging er zum Portraitloch und verließ den Turm. Der Erstklässler sah nochmal kurz unsicher zu Ron und Harry, ehe er sich hastig umdrehte und davontrippelte.

 

Es war bereits nach elf, als Severus seine Unterlagen und Bücher zusammenpackte, um für heute Feierabend zu machen. Er wollte gerade den Kamin löschen, als jemand unangekündigt die Tür öffnete. Severus wollte schon protestieren, als er Syndia erkannte. Sie trug noch ihren Reisemantel und wirkte ziemlich erschöpft.

„Da bin ich wieder“, lächelte sie schwach und schloss die Tür hinter sich.

„Und?“, zog Severus eine Augenbraue hoch.

Ihm fiel sofort auf, dass Syndia ihm nicht lange in die Augen sehen konnte, was er als schlechtes Zeichen deutete. Seufzend sammelte sich die Hexe.

„Voldemort ist... der erste bekannte Zauberer der Welt, der jemals so weit mit Horkruxen gegangen ist. Soweit man weiß.“

„Du willst mir also sagen, dass der Berater keine Ahnung hat“, sah Severus skeptisch zu seiner Schwester.

„Naja, es konnte... soweit noch nicht geforscht werden“, sagte Syndia zögerlich. „Aber er war über den Gedanken, einen lebenden Körper als Horkrux zu benutzen, sehr misstrauisch. Er meinte, dass wäre das dümmste, was man tun könnte, da man seinen Seelenteil damit nicht unsterblich machen würde.“

„Es ist ja nicht so, dass der Dunkle Lord Harry freiwillig zum Horkrux gemacht hätte“, knurrte Severus dunkel.

„Das ist mir schon klar“, erwiderte Syndia. „Er sagte, dass bei einem normalen Horkrux die Unversehrtheit von einem vom anderen abhängt. Das heißt, der Seelenteil kann nur von der Erde entbunden werden, wenn der Gegenstand zerstört wird. Er vermutet, … dass sich das Seelenstück genauso zum lebenden Körper verhalten würde, wie die körpereigene Seele. Er geht sogar davon aus, dass sich das Seelenstück an die gesunde Seele klammern kann, sprich dass wenn beide Seelen den Körper verlassen müssten. Ein Avada würde den Körper zwar unversehrt lassen, aber er würde beide Seelen in den Tod schicken. Sämtliche Methoden, die die Seele weiterhin an den Körper binden würden, würden auch Voldemorts Seelenteil binden.“

Severus senkte den Blick und ließ die Worte kurz wirken, ehe er stumm nickte. Syndias Blick wurde mitleidig und sie trat einen Schritt weiter vor.

„Sev, wenn dieses Gebiet noch nicht erforscht ist, gibt es da vielleicht noch Sonderregeln, die einfach nur keiner...“

„Und du glaubst, wir beide würden innerhalb weniger Monate hinter dieses Rätsel kommen, ja?“, sah Severus seine Schwester giftig an. „Wo wir keinerlei Ahnung auf diesem Gebiet haben.“

Syndia sah ihren Bruder eine Zeit lang nur an und biss sich unsicher auf die Lippe.

„Gib Harry nicht auf“, flüsterte sie schließlich sanft.

„Denkst du denn das will ich?“, hauchte Severus schwach.

In seinen Augen konnte man förmlich sehen, wie er seine Gefühle wegsperrte.

„Aber was bleibt uns denn anderes übrig“, ergänzte er schließlich.

Syndia gefiel das überhaupt nicht und so streckte sie ihre Hand aus, um sie Severus auf die Wange zu legen, doch sofort wich der Slytherin zurück.

„Nein, Syndia. Hör auf mich mit deinem Mitleid zu überschütten. Ich hasse das!“, zischte er abwehrend und funkelte sie böse an. „Danke, dass du mir gleich berichtet hast, aber jetzt hätte ich gerne meine Ruhe.“

Seufzend betrachtete Syndia ihren Bruder. Er reagierte nur so abwehrend auf ihr Mitleid, weil er selbst Mühe hatte, sich nichts anmerken zu lassen, das war für Syndia offensichtlich. Sie machte sich Sorgen um ihn, aber vielleicht brauchte er jetzt wirklich etwas Zeit für sich.

„Mach die Nacht nicht wieder zum Tag. Und versprich mir, dass du dich nicht wieder verkriechst. Komm zu mir, wenn du jemandem zum reden brauchst, okay?“, strich Syndia ihm letztlich sanft lächelnd über den Arm.

Lautlos seufzte der Slytherin auf, brach den Blickkontakt und nickte schließlich stumm.

„Okay“, flüsterte Syndia, lächelte ihren Bruder nochmal warm an und ging dann zur Tür.

„Gute Nacht, Sev.“ Damit verließ sie den Raum.

Schwer ächzend massierte Severus sich die Nasenwurzel und strich sich schließlich die Haare zurück.

Leise flüsterte er in den Raum: „Der Albtraum nimmt wohl nie ein Ende.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das wars schon wieder. Das Finale rückt näher, schließlich sind nur noch 6 1/2 Kapitel übrig (das letzte ist mehr ein Epilog) *schwer seufz* Aber ne Fortsetzung gibts ja auch noch.
Bis Donenrstag! :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Salatgurke
2016-11-09T20:29:27+00:00 09.11.2016 21:29
Ja du hast Recht, über mehrere Stunden ist das glaube ich ok.
Aber ob er sich an alles erinnert XD
Ich kann Harry ja verstehen das er was über seine Mutter wissen möchte.
Aber was Snape darüber wohl denkt...
Naja er weiß es ja nicht ;)
Bin aber mal gespannt wie du Harry rettest und wie sich Snape nun verhalten wird.
Er scheint Harry aber ja schon zu vertrauen.
Das mit dem Zauber könnte er ja immer noch machen :)

Naja bin mal gespannt und bis morgen.
Kommen die beiden hier nicht zusammen?
Dein Kommentar macht mir etwas Angst XD''
Antwort von:  -wolfsmoon-
10.11.2016 17:17
Ist auch gut so, dass Severus es nicht weiß :D
Und lass dich von Im_Whats_Left nicht verunsichern XDD Ich drücke mich ziemlich kryptisch aus, ich weiß, aber das mache ich nur, um nichts zu verraten und eure Kreativität da nicht einzuschränken :D
Von: abgemeldet
2016-11-07T20:00:18+00:00 07.11.2016 21:00
Das ist mal wieder so typisch für Harry, dass er seine Nase in fremde Sachen steckt...wenn Severus jemals dahinter kommen sollte, dass Harry sich dieses persönliche Notizbuch angesehen hat, dann ist unser junger Held wohl ein toter Mann :(

Trotzdem war es eine einmalige Gelegenheit, die Harry nicht bloß seine Mutter näher gebracht hat. Diese Bilder werfen ein wenig Licht und Wärme auf den Mann, den er liebt und lassen ihn weniger unnahbar wirken (Snape als Teenie mit Chipskrümeln übersäht und vor dem Fernseher schlafend - einfach süß!!!)

Schade, dass Syndia keine besseren Nachrichten für Severus hat, wie Harry gerettet werden kann. Wie das im Originalwerk ausgeht, ist ja bekannt, aber was geschieht in deiner Geschichte mit Harry? Was ist mit Syndias und Lucas besonderen Fähigkeiten als Lamia? Auch Syndias Mann David spielt doch bestimmt noch irgend eine Rolle oder?

Mal gespannt, wie es am Donnerstag weiter geht...(nervös an den Nägeln kau...)
Antwort von:  -wolfsmoon-
10.11.2016 17:14
Ja, es ist typisch Harry und Severus würde sich tierisch drüber aufregen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen, das einzubauen :D
Du willst doch nicht etwa, dass ich bezüglich Harrys Schicksal spoiler :D Als Lamia vllt nicht unbedingt, aber man darf Syndias wahren Job nicht vergessen, das wird schon noch in die Geschehenisse eingreifen. Später... irgendwann :D
Von:  Im_Whats_Left
2016-11-07T17:05:30+00:00 07.11.2016 18:05
Das sind bittere Nachrichten. Hab aber auch nicht wirklich damit gerechnet, dass der Kram mit den Heiligtümern soo bekannt ist. War klar, dass der Weg, Harry zu retten, erstmal verborgen bleibt. Bin gespannt, wie lange noch :3 Wenn es nicht mehr sooo viele Kapitel sind, ist ja die Frage, ob der Kampf gegen Voldie noch in diesem Teil oder erst in der Fortsetzung kommt. Und ich hätte ne nette Idee, was als Kliffhänger am Ende von Teil eins kommen würde... ich hoffe nur, genau das passiert nicht, sonst KÖNNTE es sein, dass mein Rechner ausm Fenster fliegt XD
Antwort von:  -wolfsmoon-
07.11.2016 18:15
Ohoh, dein armer Rechner XD Hm... das macht mich jetzt etwas nervös XDD Ich weiß nicht... würde es als Cliffhänger gelten...? hmmmmm :D Ich würde sagen... Jaein XDDD Bin mal gespannt, ob deine Vermutung am Ende stimmt :D Zu Voldemort sag ich einfach mal nichts ^^


Zurück