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Von grausamen Monstern, Pestdoktoren und ganz normalen Menschen

von

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Sanji – Das Ziel: Sondertrakt

Der Smutje hatte schon lange aufgegeben, sich zu überlegen, wie er denn am Besten von der Sankt Freud runterkommen könnte. Schließlich wusste er nicht, wo er war, wie weit seine Freunde weg waren und wie er die nächste Insel erreichen sollte - ohne die Fähigkeit zu Schwimmen, natürlich. Denn irgendwie bezweifelte er, dass es hier Rettungsboote gab. Und heil ans nächste Ufer kommen, würde er nicht, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, in welcher Richtung die nächste Insel lag.

Doch irgendwie hatte er auch nicht das Gefühl, dass er zu fliehen brauchte. Zumindest nicht so lange, bis sie in einem Hafen angelegt hatten. Außerdem wurde es immer kälter. Das konnte er auch unter Deck sehr gut spüren. Und mit diesen Fetzen, welche man ihm zum Anziehen gegeben hatte, würde er bei solchen Temperaturen auch nicht lange überleben, vor allem nicht auf dem offenen Meer.

So sollte für Sanji nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten und zu sehen, wohin dieses Schiff fuhr. Nur, dass er nicht abwarten konnte, sondern sich für seine Crew nützlich machen wollte.

Er wollte Etwas über Ezra herausfinden. Und dessen Plänen. Was hatte es denn mit dem Weltuntergang auf sich und damit, dass dieser selbsternannte Doktor sich nichts sehnlichster wünschte, als eine der drei Antiken Waffen in seinem Besitz zu wissen.

Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, in was die Strohhüte da einmal wieder hineingeraten waren und er sorgte sich um die Antwort, auf die Frage, wie sie da wohl wieder rauskommen sollten. Ob es überhaupt einen Ausweg gab.

Sanji saß in der Ecke seiner Zelle und spielte mit seinem goldenem Feuerzeug. Warum man ihm dieses kleine Objekt behalten ließ, war ihm echt ein Rätsel. Aber seine geliebten Zigaretten – die haben sie ihm genommen. Diese Bastarde!

Mit einem Klick schnippte er die Kappe auf, ließ den Daumen einmal über das Rädchen wandern, bis es leicht zischte. Mit einer kleinen, kunstvollen Bewegung schloss er den kleinen Feuermacher wieder, bevor das Schauspiel wieder von Vorne begann.

Kurz wurde sein Gesicht dabei beleuchtet, genau wie seine Umgebung und auch dieser schräge Typ, welcher beim Gitter in der gleichen Zelle saß. Dass der Patient 291 genannt wurde, war alles, was er über ihn erfahren hatte. Aber Sanji musste zugeben, dass keiner dieser Gefangenen hier wirklich gesprächig war. Und das war für seinen Plan nicht sonderlich förderlich.

„Du gehst mir auf die Nerven, Bursche!“, knurrte irgendwann endlich Patient 291, welcher dann nur in die Ecke spuckte. Sanji unterdrückte dabei seinen Würgereiz und zog seine Füße auf die Bank, auf welcher er saß. Schließlich wollte er nicht wissen, auf was er bereits alles getreten hat. Schließlich trug er keine Schuhe.

„Dann beantworte endlich meine Fragen!“, forderte der Smutje und fuhr mit der Tortur des ewigen Erfragens fort. „Also? Wer kann mir hier etwas über Ezra erzählen? Irgendetwas“.

Wieder murrte der Typ nur und Sanji hatte das Gefühl bald seine Nerven zu verlieren.

„Du bist doch schon lange genug hier. Du musst doch etwas wissen!“

Wieder dieses Geräusch, doch es wurde gefolgt von dem Läuten der Glocke.

„Essen!“, rief einer von Ezras Gefolgsleuten und sofort ging ein Raunen durch die Gefangenen. Sie mussten darauf gewartet haben.

Auch sein Zellengenosse stand auf, den Blick die ganze Zeit zum Gitter gerichtet.

„Wenn du wirklich ein paar Dinge über den Pestdoktor erfahren willst...“, murmelte der Mann hastig, ohne den Blonden nur einmal anzusehen, „..., dann solltest du in Einzelhaft in den Sondertrakt gehen.“

„Sondertrakt...“, wiederholte Sanji noch einmal ungläubig und runzelte die Stirn. Er verstand nicht recht – wie solle ihm das Helfen? Wenn er allein in irgendeinem Käfig saß, so würde ihm gewiss niemand helfen.

Doch dann erinnerte er sich. Diesen Patienten 666 hatten sie doch auch in den Sondertrakt gebracht und allem Anschein nach hielt Ezra ihm gegenüber eine Art von Respekt. Vielleicht sogar Angst. Deswegen sollte er vielleicht auch dort hin gelangen.

Die Frage war nur – wie?

Eilig steckte er sein Feuerzeug in die Hosentasche dieser Lumpen, welche er trug und ging auch zur Tür.

„Hier, für euch!“, bellte der Mann mit Glatze und den Schwarzmarkt-Gummi-Kräften. Dabei reichte er ihnen je einen Teller mit irgendeiner komischen Pampe, welche wie eine Mischung aus Käse und vergammeltem Fisch stank.

'Das muss es sein, was die anderen jetzt von Lysop vorgesetzt bekommen', dachte der Smutje mit einem schmerzhaften Sprung seines Herzens, als er an all die verschwendeten Lebensmittel dachte. Und daran, dass sie alle nicht wirklich satt würden. Und an seine Nami, die er so sehr vermisste.

„Mhm...riecht besser, als das von gestern Abend“, konnte er Patient 291 in voller Ernsthaftigkeit murmeln hören, welcher sich in die Ecke der Zelle setzte und den Fraß zu essen begann.

Sanji besah den Teller genau, während der Glatzen-Mann ungeduldig fragte:

„Stimmt etwas nicht, oh mächt'ger 10-Sterne Koch?“

Er wusste gar nicht, wie lächerlich er sich mit dieser Aussage machte, schließlich gab es so eine Kategorie nicht. Doch das sollte nicht das Anliegen des Smutjes sein.

„Willste 'nen Nachschlag, oder wie? Gibt's nicht, für Neuankömmlinge. Befehl vom Chef. Also setz dich auf 'n Arsch und friss!“, befahl er dem jungen Mann mit solch einer rüpelhaften Art, wie Sanji sie nur selten erlebt hat.

Und doch erwies sich dieser unwirsche Typ als genau das perfekte Mittel, um an sein Ziel – in den Sondertrakt, zu kommen.

„Wer soll denn bitte diesen Kram essen?“, fragte Sanji mit gespielt abwertender Stimme und ließ den Teller einfach aus seiner Hand fallen. Etwas schmerzlich. Schließlich wollte er doch keine Lebensmittel verschwenden. So versuchte er sich einfach im Gedanken einzureden, dass diese Masse nichts Essbares war.

„Was machst'n du da? Das waren 3 Stunden Arbeit unseren Kochs!“ Kurz schnaubte er durch, bevor der Mann seine Fäuste ballte. „Leider haben wir den Befehl, dir nichts anzutun, Keule! Sonst hättsch dich jetzt gebucht!“

Sanjis Augenbrauen kletterten die Stirn hinauf. Diese Aussage sollte sein Vorhaben dann doch etwas erschweren. Aber, mit dem Ziel seinen Freunden irgendwie behilflich zu sein vor den Augen, wollte er sich davon nicht abhalten lassen.

„Wenn euer Koch so lange daran gearbeitet hat, dann friss doch selbst!“, rief Sanji und erweckte nun die Aufmerksamkeit des nun wirklich letzten Mitgefangenem hier. Irgendwoher konnte er sogar jemanden rufen hören:

„Der weiß doch gar nicht, auf was er sich da einlässt!“

Als der Mann noch immer nichts erwidert hat, schwang Sanji seinen gesunden Fuß in einer solch perfekten Art, dass einiges der Pampe im Gesicht seines Gegenübers landete.

„Na warte! Wenn's nach mir ginge, würdest du dafür das Deck mit deiner Kauleiste putzen, du kleiner-“

Schon hatte der Typ seinen Arm erhoben, wollte den Blonden schlagen, doch ein zweiter von Ezras Leuten kam hinzu und hielt ihn davon ab. Er griff das Handgelenk des Ersten, hielt es fest und sagte:

„Nicht! Er soll unbeschädigt bleiben. Befehl von oben!“

„Pah! Ich pfeif' drauf!“

„Bleib ruhig...“

„Nur ein Schlag! Keiner erfährt was von!“

„Dass wird dem Pestdoktor nicht gefallen. Das weißt du genau.“

Sanji sah seine Chance:

„Genau – hör' auf deinen Liebhaber!“

Sofort hielten die Beiden inne und sahen ihn erzürnt an. Der Smutje spürte, dass er einen wunden Punkt erwischt hatte und begann siegessicher zu grinsen.

„Nehmt jetzt euren elendigen Fraß und verpisst euch! Lasst mich in Ruhe – irgendwas antun dürft ihr mir ja eh nicht. Ihr Feiglinge“

Das nächste geschah so schnell und Sanji hatte nicht einmal mehr Zeit, sich zu fragen, ob er sich nicht doch irgendwo blind hineingestürzt hatte.

Sie rissen die Tür zu seiner Zelle auf und jeder von ihnen griff Sanji an einem Arm, schliffen ihn den Korridor entlang. Patient 291 konnte er noch 'Viel Glück!', rufen hören, während all die anderen, müden und geschundenen Augen ihn stumm beobachteten.

Keiner wagte es, einzugreifen.

Es ging die Treppe hinauf und als sie das Deck erreichten, musste Sanji schockiert feststellen, wie kalt es war und das tiefste Nacht die gesamte Sankt Freud umgab. Wie lange war er denn dort unten gewesen?

Doch um eine Antwort zu verlangen, blieb nicht genug Zeit. Sie zogen ihn quer über die Planken, eine weitere Treppe hinauf, bis sie eine Tür erreichten und ohne zu klopfen eintraten.

Sofort erkannte der Smutje, dass dies Ezras Labor sein musste. Überall standen seltsame, medizinische Gerätschaften, Pulver und Tinkturen in beschrifteten Flaschen und Gläschen mit bunten Flüssigkeiten standen in extra dafür gefertigten Haltern. Es roch so steril, wie auch in Choppers Zimmer und kaltes, weißes Licht fiel von den Lampen, welche an der Decke befestigt waren, auf sie hinab.

Sanji konnte etwas auf dem Boden aus rollen hören und schon schob sich Ezra auf seinem Stuhl in sein Blickfeld. Er trug eine sonderbare Brille und Handschuhe, während seine schwarzen Haare in einem Zopf zurückgebunden waren. Sein Mund und seine Nase waren hinter einem Schutz versteckt. In einer Hand hielt er eine Spritze, während man in der anderen eine medizinische Zange fand. An deren Ende hing ein Stück Verband, welches durch Blut rot verfärbt war.

„Warum stört ihr zu dieser späten Stunde?“, fragte der Pestdoktor irritiert und Sanji konnte jemanden am anderen Ende des Raumes keuchen hören. Irgendwie bekam er bei diesem Geräusch ein unwohles Gefühl in seiner Magengegend.

„Der is' frech!“, sagte der Glatzen-Mann und drückte den Arm des jungen Mannes fest.

„Er hat uns beleidigt. Wollte sein Essen nicht annehmen. Hat es sogar auf dem Boden geschmissen“, erklärte der andere.

„Und mir ins Gesicht geschmiert!“

„Das ist der Grund für eure Störung?“, fragte Ezra ruhig und schüttelte den Kopf, um sich dann wieder mit dem Abstoßen seiner Beine zurückrollen zu lassen.

Die beiden Typen folgten Ezra, der Smutje musste weiterhin in ihrer Mitte verweilen.

Schließlich blieben sie zwischen einigen der Regale stehen und nun wusste der Blonde auch, woher das Keuchen kam.

Ezra hatte einen jungen Mann – er musste nicht viel älter als Sanji selbst sein und einer von Ezras 'Patienten' – an einen Stuhl gefesselt. Mit dicken Bändern aus Leder an den Handgelenken, den Oberarmen und auch an den Fußgelenken. Auch sein Kopf war an der Stirn fixiert, doch seine Augen blickten wild umher, während er die Zähne vor lauter Schmerzen auf ein Stück Holz presste. Somit konnte er seine eigene Zunge nicht abbeißen.

Schnell hatte Sanji auch verstanden, was ihm solche Schmerzen bereitete. Denn nur Augenblicke, nachdem Ezra ihm etwas gespritzt hatte, deckte der Pestdoktor die Brust des Mannes, vorher versteckt unter einem Tuch, auf.

All die Farbe musste aus Sanjis Gesicht verschwunden sein. All die Kraft aus seinem Körper, als hätte man ihm Handschellen aus Seestein angelegt.

Die Brust des Mannes stand offen. Das schlagende Herz sichtbar.

Ezra musste seinen Blick die ganze Zeit beobachtet haben.

„Faszinierend, nicht wahr, Sanji? Das schlagende Herz eines Menschen. So wertvoll. Der Mittelpunkt unseres Körpers. Anfällig für manch eine Krankheit. Für Stress. Gut geschützt. Es schlägt ebenso präzise, wie meine Uhren. Manchmal schneller. Manchmal langsamer. Der schönste Rhythmus, der Natur. Vor allem, wenn man das Herz eines anderen hört. Und noch schöner ist es, wenn man es sieht. Glaubst du nicht auch? Doch dir brauche ich es nicht sagen. Warum sollte ich auch? Wenn man jemanden so liebt, wie du eure Navigatorin.“

Wieder keuchte der gefesselte Mann, schrie auf. Sein Herz begann schneller zu schlagen, so schnell, wie es der Blonde nie für möglich hielt. Blut sammelte sich im Raum um das Herz. Und er kämpfte, riss sich in seinen Bändern hin und her. Ballte die Fäußte. Wollte raus, um sein Leben zu retten. Doch langsam verfärbte sich der lebenschenkende Muskel und wurde schwarz, bevor es im Blut ertrank und womöglich aufhörte zu schlagen.

Denn er hing nur noch still in seinen Bändern. Atmete nicht. Wehrte sich nicht. Sein Blick blieb auf der Decke hängen und er war einfach vor Sanjis Augen gestorben.

„So wäre es auch ihr ergangen. Nami. Dieser Virus hier war nur effektiver. Schneller. Tödlicher. Es war schon seit dem Beginn von mir geplant, dass du als meine Geisel dienen solltest, Sanji“ Ezra lachte leise, fuhr dann fort: „Liebende sind schließlich zu so vielem in der Lage, wenn sie den Anderen retten wollen. Daher bin ich sicher, dass deine kleine Freundin nichts unversucht lassen wird, Uranos zu mir zu bringen. Und ich hoffe, dass du nun dankbar bist, dass ich ein Heilmittel für sie hatte. Sonst wäre sie genauso qualvoll gestorben. Genauso...“

Ezra nahm seine Brille und den Mundschutz ab, behielt aber noch die Handschuhe an, seufzte dann.

„Ich hätte gedacht, dass du dich mehr benehmen würdest. Das wir in Symbiose hier beieinander auskommen würden, bis ich meine Antike Waffe habe und du wieder sicher an Bord der Thousand Sunny bist. Du musst verstehen, dass ich keine Maßnahmen gegen dich anbringen wollte. Und doch lässt du mir keine andere Wahl. Sonst glaubt man mir nicht. Denkt, ich sei schwach, könnte mich nicht durchsetzen.“

„Er soll auch 'ne Behandlung bekommen!“, forderte der Mann mit den Schwarzmarkt-Gummi-Kräften, während der andere stumm nickte.

Ezra seufzte erneut. Wahrscheinlich war das nicht sein Anliegen gewesen und Sanji war auch sehr froh darüber.

„10 Peitschenhiebe und ein unbegrenzter Aufenthalt im Sondertrakt. Solltest du noch einmal auffällig werden, werde ich mich gezwungen sehen, dich tatsächlich einer Behandlung unterziehen zu müssen. Jetzt geht...“

Genau in dem Moment, als man ihn von Ezra wegdrehte, konnte Sanji noch sehen, wie der Pestdoktor, wohl im stillen Gebet, die Augen des Toten schloss.

„Du 5 und ich 5, okay?“, begannen die beiden Kerle sich feixend zu unterhalten. Mit der Strafe schienen sie doch recht einverstanden zu.

„Abgemacht. Ich will'n aber zuerst peitschen!“

Erst da wurde sich der junge Mann bewusst, was ihm jetzt drohen würde. Und doch hatte er keine andere Wahl. Natürlich hätte er sich die beiden vornehmen können. Gewiss war er stärker – da zweifelte er keine Sekunde daran. Doch er wollte in den Sondertrakt, zu diesem ominösen Patienten 666. Der musste doch irgendetwas wissen!

Doch der Weg dorthin führte nur über das Auspeitschen.



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