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Schlussstrich

Manchmal ist es gut und tut trotzdem weh
von

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Noch immer ist es still.

Nur das heftige Atmen der Beiden auf dem Bett ist zu hören.

Er steht in der Tür.

Mal wieder so spät nach Hause gekommen das die Sonne schon wieder aufgeht.

Kein „Entschuldigung“ kein „Tut mir leid“ immer noch sieht sie ihn einfach nur an.

Mit diesen rießigen Rehaugen. Wie oft hat sie ihn schon mit diesem unschuldigen Blick rum gekriegt?

Seine Augen schauen zu dem Schrank. Er hat ihr so gut gefallen. Mit dem Mahagoni. Er findet ihn scheußlich. So hat sie ihn auch bei dem Kauf angeschaut.

Ewig sind sie in dem fünfstöckigen Möbelhaus herrum geirrt.

Viermal ist sie an diesem Schrank vorbeigelaufen.

Drei Stunden später hat sie sich endlich entschieden ihn mit zu nehmen.

Zwei Tage später kamen die Arbeiter und haben ihn zusammengebaut.

Ein Jahr steht er nun schon dort.

Wieder schaut er zu ihr.

Sie hat nicht mal ihren BH noch an.

Sie hat die Decke nicht hoch gezogen.

Sie schämt sich nicht.

Eine bittere Erkenntnis.

Langsam durchdringt das Zwitscher der Vögel durch das doppelt versiegelte Glas. Die Sonne streckt ihre blutroten Fühler aus, es wird ein schöner neuer Tag.
 

Ihre Augen folgen seinen Schritten. Sie weiß das er weiß das sie sich nicht schämt. Wofür auch, er hatte sie ja schließlich nicht ertappt.

Genauso wenig wie sie ihn je ertappt hat. Sie ist nicht dumm. Leider hat er das zu spät bemerkt.

Fast schon hatte sie befürchtet mit diesem Idioten neben ihr im Bett schlafen zu müssen.

Er hatte sich verspätet.

Noch später als sonst.

Wahrscheinlich hatte es eine extra Runde gegeben.

Sie hat seinen Koffer schon gepackt, und ihm dem viel zu klobigen Platinring mit dem scheußlichen Diamant in die Innentasche gelegt.

Es war schön mit ihm, doch leider folgt auf schönes immer wieder hässliches.

Alle hätte er haben können, mit seinem Charm und Witz. Doch er hatte sich sie ausgesucht. Und sie hat es akzeptiert. Es akzeptiert einfach wie ein Ding aus dem Regal genommen zu werden. Nicht mal zu einem fairen Preis sonder geschenkt.
 

Er betrachtet den Koffer. Es ist nicht sein normaler Reisekoffer. Normalerweise braucht er keinen so großen.

Wie dumm er doch war. Zu glauben sie ewig blenden zu können. Sie hat ihn nie erwischt, dafür hatte er gesorgt. Doch er hat sie auch nicht erwischt, dafür hat sie gesorgt.

Der Koffer ist schwer.

In der Tür bleibt er stehen. Dreht sich noch ein letzes mal zu ihr um.

Tränen schimmern in ihren Augen. Diesen rießigen Rehaugen. Er hat ihre Augen immer geliebt.

Ein letztes Mal lächelt er ihr zu.
 

Ihre erste Träne fällt.

Leicht hebt sie die Hand als wollte sie seine Wange berühren.

Doch er ist zu weit weg. Das war er immer.

Ihre zweite Träne fällt.

Er geht.

Ihre dritte Träne fällt.

Sie lächelt seinen Rücken an. Erbarmungslos drück die Traurigkeit in ihr an die Oberfläche. Dann fängt sie an hemmungslos zu schluchzen. Laut und verzweifelt. Für all die Male die sie still war.

Salzwasser überströmt ihr Gesicht. Schreiend legt sie den Kopf in den Nacken.

Ihre Tränen befeuchten ihre Haare.

Fließt in ihr Ohr.

Hängen sich an ihr Ohrläppchen.

Zeichnen die Konturen ihres Gesichts nach.

Folgen ihrer Luftröhre und biegen Richtung Herz ab.

Es ist gut so, das weiß sie, doch es tut furchtbar weh.
 

Er verlässt das Haus.

Folgt seinem Weg nach links. Runter zum Bahnhof.

Eine fette Katze rennt über die Straße.

Noch Speckröllchen vom Winter die von zu viel Dosenfutter zeugen.

Sie hat nun keine Speckrollen mehr, sondern Frühlingsrollen.

Lächelnd muss er an ihren Spruch denken.

Sein Blick folgt ihr. Alles schwappt hin und her. Ihr Körper bewegt sich so schnell das man angst hat das ihre Beine nicht hinterher kommen.

Mit Schwung springt sie auf eine Birke, versucht sich zu halten und fällt herab. Verärgert schleicht sie um den Baum.

Aufgeregt zwitschern die Vögel im Baum, ob vor Angst oder Belustigung, wer weiß.

Schnell läuft er weiter.
 

Eine einsame Blume reckt sich, schaut in den Himmel und bittet ihn um Wasser.

Ein salziger Tropfen berührt ihre Blüte. Dankbar nimmt sie ihn an.

Jetzt kann sie weiter wachsen.



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