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Via Inquisitoris - Cum tacent clamant

von

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arah kaufte sich vor dem Rückweg in ihr Hotel eine Landkarte, nur, um dann in ihrem Zimmer zu begreifen, dass es illusorisch war. Sie hatte trotz allem die Ausmaße der Landschaft unterschätzt. Es handelte sich um Hunderte von Quadratkilometern die zu durchsuchen wären, Meilen und Meilen bewohnten und unbewohnten Landes. Allein die Naturschutzgebiete waren riesig. Unmöglich, da mal eben zwei Frauen zu finden. Das wäre mehr als Zufall.

Sie warf sich etwas frustriert auf ihr Bett. Es musste einfach eine Möglichkeit geben, wie sie das Duo vor der Polizei finden konnte. Matho oder Daniel waren alles andere als vollendete Trottel und die Gefahr, dass das Vampirbaby aufflog, ja, das gesamte verborgene Volk, war einfach zu groß. Überdies musste sie herausfinden, was die Mambo, Marianne d´Anjou, bereits wusste – und wer, Loyra oder Marianne, wen beeinflusst hatte.

Moment. Diese letzten drei ermordeten Frauen waren alle aus Houston gewesen. Das bedeutete doch auch, dass sich die Mörder hier aufhielten. Nein. Sie saßen nicht draußen in irgendwelchen Sümpfen, sonst wäre es noch schwieriger geworden die Opfer und die Tatorte jeweils zwischen den Vollmonden, in nicht einmal vier Wochen, aufzuspüren. Sie zog die Karte vor und legte sich auf den Bauch. Die letzten drei Toten waren hier und hier gefunden worden ...

Ihre Notizen und der Kugelschreiber kamen dazu.

So. Hier waren diese Naturschutzgebiete, die Marianne so lieben sollte und Loyra wohl auch. Immer natürlich einfach vorausgesetzt, dass die Beiden die Zielpersonen, die Mörderinnen waren. Nur, ihre Opfer lagen dort – in dieser Fast-Wüste. Wie kamen die Zwei dahin? Aus den Bayous wären das Hunderte von Kilometern. Und in weniger als vier Wochen musste der Mordort ausgesucht und inszeniert sein, das Opfer gefunden und entführt … Da war die Zeit wahrlich knapp.

Nun, sie war der Jäger der Jäger. Ihr musste etwas einfallen, was Daniel und seinen FBI-Kollegen noch nicht eingefallen war und hoffentlich auch erst einmal nicht einfallen sollte.

Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, erkannte sie.

Sie sollte sich wohl der Regel ihrer Lehrer folgen, immer wieder neu von einer anderen Seite aus gehen.

Angenommen, Marianne und Loyra waren die Mörderinnen. Nun, an diese Vermutung sollte sie sich halten, sie hatte keine bessere. Marianne tötete Frauen Anfang Zwanzig, weil sie selbst zu diesem Zeitpunkt von einer Lehrerin zurückgewiesen worden war. Töricht aber nun gut. Dazu zog das Duo quer durch die USA, wohl auch immer bemüht die Morde unzusammenhängend erscheinen zu lassen. Was im Übrigen auch bedeutete, dass es ihnen nichts ausmachte, wenn fälschlicherweise Ehemänner, Nachbarn oder sonst wer verdächtigt wurden.

Sekunde. Vor Jahren hatte es bereits einmal einen Mord in Texas gegeben, wenngleich im Süden, in Galveston. Sie durchsuchte ihre Notizen. Eine Touristin. Nun gut. Da mochten die Beiden in einem Naturschutzgebiet gesteckt haben. Aber gerade diese letzten drei Morde ...

Alle im gewöhnlichen, zeitlichen, Abstand, alle in der Stadt und im Norden von Houston. Das musste einfach etwas bedeuten.

Natürlich.

Marianne wollte die Nachfolgerin werden. Sie hatte einen Brief an das Sekretariat geschrieben und sich quasi angemeldet. Also war sie hier, in Houston,wo das entschieden wurde. Sie oder auch die junge Vampirin konnten den Drang zu töten aber nicht unterdrücken und mordeten weiter. Darum alle drei Frauen aus Houston und Umgebung und auch hier gefunden. Das mörderische Duo hauste nicht im Sumpf, sie waren hier in der Großstadt. Und ungefähr ähnlich schwer zu finden.

 

Sarah hätte fast geseufzt. Auf dies Ideen würde Daniel auch bald kommen, wenn er es nicht schon war.

Marianne und Loyra waren Jäger, sie sollte sie daher doch eher verstehen. Wenn sie in Houston waren – wo? Nach ihren Opfern zu urteilen hatten sie Zugang zu praktisch allen Bevölkerungsteilen. Irgendwie würde sie darauf tippen, dass Chinatown oder so ausfiel. Die Ärztin war aus dem Hospital entführt worden. Wieso kannten sich die Beiden da aus? Oder war es einfach so, dass der inszenierte Tatort schwerer wog als die Frage nach dem Opfer? Waren die ermordeten Frauen schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen? Die erste Tote der gesamten Serie war, das hatte ja Matho gesagt, diese Tankstellenangestellte in Alaska – aus der Arbeit weggelockt, der Tatort noch nicht inszeniert. Einfach nur so? Oder hatte Loyra Durst bekommen, und mit einem durstigen Vampirbaby hatte man Ärger, Marianne dann jedoch die Chance auf eine, wenn auch überdimensionierte, Rache gesehen?

Rache – und der Wunsch die nächste Chefin zu werden. Marianne war sicher sehr daran interessiert zu erfahren, wer noch kandidierte. Und sie und Beryll Morris kannten sich aus New Orleans, ja, aus den Tagen von Mariannes Zurückweisung.

Wenn sie selbst Marianne wäre, würde sie Beryll Morris nicht aus den Augen lassen – oder die Unternehmensberaterin wäre das nächste Opfer.

Sarah starrte an die Decke. Das war schwer. Lag sie falsch? Informierte sie das FBI könnten die wohl Beryll Morris schützen, aber was dann? Fasste Daniel Marianne d´Anjou dann damit auch Loyra. Und noch war nicht klar, was das Vampirbaby für eine Rolle spielte, wenn überhaupt.

„Ach, Vater ...“ flüsterte sie. Aber sie wusste, der konnte ihr nicht helfen, ebenso wenig wie Wombat oder Donna Inanna. Sie allein war der Kadash, musste denken, entscheiden. Die Einsamkeit des Jägers der Jäger.

 

Lord Johns Gedanken waren bei seiner Adoptivtochter, wobei sich Sarah kaum gefreut hätte, worüber. Zum tausendsten Mal hatte er seine Notizen über ihre Vergangenheit durchgelesen – und war sich immer sicherer, dass es doch so stimmen musste. Es hatte viele Menschen Anfang des neunzehnten Jahrhunderts gegeben, die aufgrund der Kriege Napoleons und zuvor schon der französischen Revolution nach England geflüchtet waren, in aller Regel Aristokraten. Die hatten sich finanziell nach dem Verlust ihrer Landgüter sanieren wollen, und müssen, – und die bürgerlichen Händler der City waren angetan von der Möglichkeit Adelstitel für ihre Töchter zu erhalten. Im gregorianischen Zeitalter wurde gerade dadurch langsam die unsichtbare Heiratsschranke aufgehoben. Warum also störte ihn irgendetwas, warnte ihn sein Unterbewusstsein so?

Plötzlich schlug er sich die Hand vor die Stirn. Ja, es mochte stimmen, dass Sarah auf diese Art zumindest ein ausländisches Elternteil besaß – aber kaum Fernando, nun, nicht den Fernando, den sie in Mexiko als Inquisitorin getötet hatte. Sie hatte sich wie jeder Vampir nach ihrer Verwandlung nicht mehr verändert – sah immer noch so aus wie vor mehr als hundertfünfzig Jahren. Man hätte doch annehmen sollen, dass Fernando, falls er wirklich ihr leiblicher Vater gewesen wäre oder auch nur ihr Vampirvater, sie wiedererkannt hätte. In diesem Fall, so undercover, wäre das für Sarah fatal geworden. Aber er hatte sie eben nicht erkannt. Folglich war er nicht ihr Vater.

Das der Rest seiner eigenen Theorie stimmen mochte ... nun ja. Das musste er nochmals überprüfen. Die Richtung würde stimmen. Und, wenn die spanische, französische oder wer auch immer Familie nach dem Ende der Kriege England verlassen hatte, hätte auch niemand nach dem Mädchen gesucht, falls deren Eltern gestorben waren. Nicht ganz so unwahrscheinlich. Unter all dem Glanz und den Perücken der Regency-Zeit steckten auch eine Menge Läuse, Flöhe und andere Krankheitsüberträger. Er, John, hatte schon immer gewusst, warum er London nicht sonderlich schätzte. Allerdings war es durchaus ratsam sich ab und an bei Hofe sehen zu lassen, vor allem, wenn man den alten Vater spielte und Buxton einem Sohn überlassen wollte. Bannkreise waren bei solchen Verjüngungskuren mehr als praktisch, ja, dazu wohl auch eigentlich erschaffen worden. Neben denen, natürlich, die ein zurückgezogener Vampir verwendete.

Gleich. Er atmete tief durch. Nein,sein armes Kind hatte nicht ihren eigenen Vater getötet. Das zumindest brauchte er ihr nicht sagen. So gesehen hatte er sich zwar auf eine falsche Spur begeben, aber sie eben noch als falsch erkannt.

Ermitteln war eben nicht so einfach wie gedacht.

 

Sarah holte tief Atem. Noch einmal: Marianne war eine Frau mit psychischen Einflussmöglichkeiten, Loyra ein Vampirbaby, das nach dem Tod der leiblichen Eltern gerade in seelischer Hinsicht zerbrochen war. Schlechte Kombination, schon im Allgemeinen. Hinzu kam, dass Marianne offenbar die Zurückweisung einer begehrten Lehrerin nicht verkraftet hatte, nicht gewartet hatte, sich nicht verbessert hatte, sondern in die Bayous verschwunden war. Jetzt, nach mehr als zehn Jahren tauchte sie wieder auf und wollte auf Platz Eins aufsteigen. Woher nahm sie die Zuversicht, dass sie, die ja wohl nie ausgebildet worden war, gewinnen würde? Da stand mit Gewissheit Beryll Morris vor ihr, womöglich auch andere.

Hatte sie etwa alle Frauen getötet, von denen sie annahm, dass sie ihr im Weg stehen würden? Das war Unsinn. Es hatte Opfer aller Rassen gegeben. Wobei Matho schon erwähnt hatte, dass sich Serienmörder normalerweise beschränken würden.

Hatte sie nicht nur potentielle Mambos, Voodoopriesterinnen ausschalten wollen, sondern alle jungen Frauen, die in irgendeiner Weise spirituell oder manipulativ begabt waren? Herauszufinden war das, das bewies nicht zuletzt das Gespräch zwischen Beryll Morris und ihr selbst. Man erkannte sich. Wenn man denn ausgebildet war.

War das die Mordursache, denn Motiv war das ja kaum zu nennen?

Marianne oder auch Loyra, diese sogar bestimmt noch eher, spürten bei der einen oder anderen Frau im Zielalter die angeborene Fähigkeit – lockten sie in die Falle und brachten sie um. Marianne, um ihren Weg freizubekommen, Loyra .... für Blut? Aber wozu dann diese völlige Blutleere? Nur ein Gebissener wäre in der Lage das gesamte Blut eines Menschen zu trinken, kein wahrer Vampir. War etwas bei Loyras Umwandlung etwas schief gegangen und sie hatte sich nicht zu einem Vampir weiterentwickelt sondern zu einem dieser seelenlosen Kreaturen? Hatte Musa das nicht mitbekommen, weil er eben mit seinen sechshundert Jahren noch zu unerfahren war?

Nein, das konnte auch nicht sein. Gebissene benötigten eine Menge Blut, da wäre ein Opfer pro Monat selbst oder auch gerade bei einem frisch Verwandelten zu wenig. Nein, Loyra war wohl ein Vampir, aber das machte es nicht besser. Trank dann auch Marianne? Oder wurde das Blut aus anderen Zwecken abgenommen?

Ach, das war schwer. Schwer zu ermitteln, schwerer noch zu entscheiden. Kein Wunder, dass alle das Amt des Inquisitors als Last und schwere Bürde bezeichneten. Und, da war sich Sarah sicher, früher war es einfacher gewesen. Die Menschen waren unerfahrener gewesen, ja, dümmer, hatten nicht über die Bildung, die technischen Möglichkeiten verfügt. Insgesamt war alles langsamer abgelaufen, das Leben der Menschen, die Informationen und damit indirekt auch das Leben des Kadash. Wer auch immer die Narren gewesen waren, die Telefone, Telegrafen erfunden hatten – sie hatten letztendlich zu Fernsehen und Internet geführt, und damit ihr Leben als Inquisitor erheblich erschwert. Wombat hatte ihr erzählt, dass er früher einfach durch die Welt gereist war um nach dem Rechten zu sehen – das und sein Ruf hatten genügt. Heute war alles viel problematischer geworden. Genug des Selbstmitleids, dachte sie energisch.

 

Noch einmal von vorn. Marianne wollte die Oberpriesterin werden, oder wie immer man das hier nannte. Diese hatte sie nicht als Schülerin angenommen, das wäre ein, wenn auch ziemlich verrückter, Grund alle Frauen ausschalten zu wollen, die über gewisse Fähigkeiten verfügten. Warum aber hatte sie dann Beryll Morris noch nicht ermordet? Die war doch sozusagen ihr vorgezogen worden? Weil sie an sie nicht herankam? Die sie ja kannte? Es war natürlich leichter ahnungslose Opfer in eine Falle zu locken. Was jedoch hatte Loyra dann damit zu tun? War sie, bzw. ihr Blutdurst der Auslöser für die Serie gewesen, vor zehn Jahren in Alaska? Beryll Morris … Sie wäre einfach das ideale nächste Opfer, oder?

Sie rief Daniel an, der sich etwas müde meldete, und berichtete von ihrer Idee. Soweit konnte sie gehen ohne von Loyra zu sprechen.

„Ja, daran dachte ich auch, wenn Matho recht hat und die Idee mit dem Priesterstreit stimmt. Aber Miss Morris ist auf der Hut. Sie meinte schon am Telefon, als ich zuvor warnte, dass sie nie allein unterwegs ist. Ihr Mann holt sie immer ab.“

„MISS Morris?“

„Lebensgefährte. - Selbst, wenn sie nach Hause fährt. Sie wohnen in der Gegend vom Zoo. Ganz nett da, schön grün, ruhige Wohngegend. Naja, Universitätsviertel. Keine Sorge um sie. Sie lehnte Polizeischutz zwar ab, aber ich habe veranlasst, dass ein oder zwei Wagen immer in der Nähe sind.“

„Gut. Danke, Daniel.“

„Bitte. Und jetzt schlafen Sie.“

„Ja, so in etwa.“ Die Inquisitorin legte auf. Schön grün war es da, der Zoo hatte doch Tiere? Marianne liebte die Natur? Hm. War sie da irgendwo? Da konnte sie Beryll beobachten und hatte Grün um sich? Sie sollte sich das mal ansehen. Womöglich konnte sie Vampire spüren. Leider hatte sie keinen Führerschein, aber da musste eben ein Taxi her. Sie rief in der Rezeption an.

 

Keine zehn Minuten später war sie in der Halle, wo ihr auch bestätigt wurde, dass dort ihr Taxi wäre. Sie ging hin und setzte sich, da die Tür geöffnet wurde. Jemand hispanischer Abkunft, keine Dreißig, dachte sie, meinte jedoch: „Was verlangen Sie für eine Spazierfahrt?“

„Das hängt davon ab, wie lange, m´am. Und wohin.“

„Zum Zoo, die Gegend ansehen. Ich möchte dorthin ziehen, es mir aber zuvor angucken.“

„Ah, Ausländerin, hm? Okay. Sagen wir, eine Stunde hundert Dollar?“

Die englische Lady hob die Augenbrauen. „Sie sind ohne Zweifel geschäftstüchtig.“

Nun ja, niemand, den man über den Tisch ziehen konnte. Sie klang recht kühl und er ertappte sich bei einem unwillkürlichen Schauder, als er ihrem Blick begegnete. Aus irgendeinem Grund stellten sich die feinen Härchen auf seinen Armen auf. Aber auch ein solcher Auftrag war wichtig für ihn als Einzelunternehmer. Beschwerte sich ein Hotelgast würde ihn das Hotel nie wieder rufen. „Schon gut, es war ein Scherz ...“

Sie warf einen Blick auf seinen Hals. „Fahren Sie. Und hundert Dollar für diesen Ausflug. Ohne Gerede, ohne Umwege, ohne Probleme.“

„Okay, Ma´m.“ Das war ein guter Auftrag, dachte Juan Medina, ohne zu ahnen, dass auch ein halber Liter seines Blutes im Preis inbegriffen war. „Nur rund um den Zoo oder auch die Universitäten?“

„Auch diese.“

„Ja, M´am.“

 

Ruhige Wohngegend, in der Tat, konstatierte die Inquisitorin. Zwei Universitäten, das große Grün des Zoos, auf der einen Seite mehr Einfamilienhäuser mit Gärten, auf der anderen kleinere, höchstens fünfstöckige Miethäuser. Oder Eigentumswohnungen. Die Straßen breit, meist auf einer Seite Gehwege, von der Fahrbahn getrennt durch große, alte Bäume. Grün, hübsch und offenbar ruhig. Es wurde dämmerig, nun, nichts, was eine Jägerin der Nacht störte. Das war doch Beryll Morris? Sie stieg aus einem weißen Auto, aus der Beifahrerseite. Am Steuer saß ein farbiger Mann, sicher um die Fünfzig, der den Wagen in eine Auffahrt lenkte. „Halten Sie bitte“, befahl sie. Der Taxifahrer gehorchte und drehte sich um.

„Wollen Sie aussteigen?“

„Ja, ich denke.“ Leider ohne Drink

„Kreditkartenstecker ist hier. ..“ Er reichte ihn hinter.

Sarah gab automatisch die Daten ein, ohne den Blick von Miss Morris zu lassen. Die Unternehmensberaterin sah sich immer wieder um. Hatte sie Daniels Warnung doch nervös gemacht? Oder war etwas anderes los? Sie stieg aus, zu weit weg, um von menschlichen Augen erkannt zu werden, zumal, als der Begleiter wieder zu Beryll Morris kam und Einkaufstüten mitbrachte, sie gemeinsam in ein Haus gingen.

Sarah blickte sich um. Keine Universität direkt hier, aber bestimmt wohnten in den Mietwohnungen hier auch keine Studenten. Das sah alles doch recht teuer aus. Nur vorne waren einzelne Appartements, sicher kleine, gewesen. Aber die gehörten zu einem Pflegeheim. Auch hübsch, so direkt am Zoo. Die Straße war relativ leer, zumal, als ihr Taxi weg fuhr, keine Fußgänger. Sie zog sich unter den Schatten der Baumallee zurück. Da also wohnte die Mambo – wurde sie von Marianne beobachtet, wenn ja, von wo? Oder in ihrem Büro? Nein, da saß sie, alles war bewacht und recht sicher. Die Kameras in der Innenstadt würden Marianne auch entlarven. Eher hier, wo alles so ruhig war. Auch auf der Rundfahrt hatte sie Kameras nur direkt am Zoo entdeckt. Hier gegenüber auf einem Sportplatz waren auch keine. Einige Jugendliche spielten dort Fußball, schienen sie jedoch nicht zu bemerken.

Gleich neben dem Platz befand sich ein Mietshaus, keine fünf Stockwerke hoch, die Balkone nach Süden gerichtet. Das weiße Haus hatte einen Garten dabei, jedenfalls Bäume – und von den Balkonen konnte man mit etwas Mühe das Haus von Miss Morris beobachten. War es da? Sie würde einfach näher hingehen und versuchen, ob sie einen Artgenossen spüren würde. Wenn es ihr gelang mit Loyra zu sprechen, konnte sie ihr womöglich klar machen, dass ihr Vater sie vermisste, dass ...Ja, aber was, wenn Loyra die Anstifterin war und Marianne beeinflusste? Oder die Jungvampirin doch durch die kritischen Jahre verrückt geworden war. Sie musste aufpassen, denn, wie sie nun erst entgeistert bemerkte, hatte sie die Waffe des Inquisitors im Hotel vergessen. Sie besaß nur ihre geistigen Fähigkeiten, jemanden, auch einen Vampir zu beeinflussen oder gar bewusstlos zu machen. Das mochte nicht reichen, wenn zwei meditativ starke Frauen auf sie losgingen. Das war ungut. Sehr. Aber sie hatte jetzt kaum eine Wahl als zumindest herauszufinden, ob und wo Loyra dort in dem Appartementhaus war oder sonst wo in der Gegend um das Haus der Unternehmensberaterin. Hoffentlich hielt die von Daniel alarmierte Polizei sie nicht für eine potentielle Einbrecherin.

 

So ging sie langsam den Fußweg entlang, sorgfältig nach der Ahnung eines Vampirs spürend. Ab und an fuhren Autos vorbei, offenbar auf dem Heimweg, aber es herrschte wirkliche Ruhe hier. Nur entfernt knatterte ein Rasenmäher, was sie seltsamerweise an Buxton erinnerte. Ja, sie sollte wirklich Urlaub in Südengland machen.

Sie warf einen Blick herum, ehe sie die Straßenseite wechselte und zu dem weißen Mietshaus ging. Von den Balkonen aus hatte man sicher auch freie Sicht auf die Bäume des Zoos. Und das Haus war gesichert. Sie erkannte an der hohen Mauer auch Alarmanlagen. Nein, hier wohnte man sicher nicht billig. Konnte sich das verdächtige Duo das leisten? Niemand wusste ja, von was die Beiden in den vergangenen zehn Jahren gelebt hatten, aber offenbar waren sie in der Lage gewesen durch die gesamten USA zu ziehen und nicht zu arbeiten, denn sonst hätten sie kaum in vier Wochen Opfer und Tatort dermaßen geschickt auswählen können.

Ein orangefarbener Chevrolet furh ihr entgegen. Si erkannte trotz der Dunkelheit am Steuer eine Frau von fast fünfzig Jahren, auf dem Beifahrersitz allerdings die Frau, die ihr musa auf dem Foto gezeigt hatte: Loyra.

Die Zwei fuhren weg. Und was sollte sie jetzt machen? Das FBI anrufen?

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Teilchenzoo
2016-07-07T22:07:30+00:00 08.07.2016 00:07
Geschickt, wie du um die Erkenntnisse herumgetanzt bist, langsam genug, dass man als Leser den Gedanken folgen und selber zu den Ergebnissen kommen konnte, bevor Sarah es ausgesprochen hat.

Hui, also doch nicht das Naturschutzgebiet, sondern im Gegenteil ein städtisches Umfeld. Und ein sehr logisches für jemanden, der Rache will.

Ich bin übrigens froh, dass Sarah doch nicht unwissentlich ihren eigenen Vater erschossen hat. Klar, das war notwendig, aber gut fühlt sich sowas sicher nicht an. Hm, aber was wird er ihr davon erzählen, was nicht? Wo führt es ihn noch hin?


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