Was nach dem Abendessen passierte
"Haruhi! Wir müssen reden!", stellte Kyouya klar und zog Haruhi, die gerade zwei Mädchen bedient hatte, zur Seite.
"Reden? Ist irgendwas schlimmes passiert?", irritiert sah Haruhi Kyouya an. Er wirkte so anders als sonst. Schon seit dem Abendessen. Das, wie zu erwarten, dann doch mehr als chaotisch abgelaufen war. Vor allen Dingen, weil Tamaki angebissen und für bare Münze genommen hatte, das sie mit Kyouya zusammen wäre. Aber auch das war zu erwarten gewesen. Denn Kyouya hatte seine Rolle wirklich gut gespielt, beinahe, aber wirklich nur beinahe, hätte selbst Haruhi ihm es abgenommen. Besonders nach dem Kuss, der dann zugegebenermaßen, doch etwas unerwartet kam. "Also worum geht es denn jetzt?", erkundigte sie sich bei Kyouya.
Kyouya sah sie einen Augenblick lang stirnrunzelnd an. Er verstand dieses Mädchen einfach nicht. Sie war Einserschülerin was alle Fächer die sie belegte anging, doch Zwischenmenschliches schien sie komplett kalt zu lassen. Oder besser gesagt, davon schien sie nichts zu verstehen. Eigentlich sollte es ihn ja freuen und dennoch... "Wegen gestern Abend, wollte ich nochmal mit dir reden...", er wollte noch mehr sagen, doch Haruhi unterbrach ihn.
"Ach gut dass du es ansprichst! Genau das wollte ich auch! Nur bin ich bisher leider nicht dazu gekommen. Du hast ja selbst auch mitbekommen wie viel heute hier los ist. Immerhin sind Ferien und es sind nur die Clubs geöffnet"
"Ja. Stimmt. Also was ich sagen wollte..."
"Also ich wollte mich bei dir bedanken. Ich hab zwar erwartet, dass du deine Rolle gut spielst aber dass du es so gut machst und sogar mit dem Kuss einen drauf setzt - da konnte Tamaki ja nur denken, dass wir beide zusammen sind. Und keine Sorge ich mache dir keine Vorwürfe deswegen!"
Kyouya erstarrte. "Dann ist gut. Ich meine dass wir zusammen sind ist schließlich auch total abwegig", sagte er dann.
"Aber sowas von", Haruhi lachte "ich meine so jemand wie ich wird niemals mit jemandem wie dir oder einem von den anderen zusammen sein können. Schließlich liegen zwischen uns Welten!"
Kyouya nickte. "Allerdings. Gut das wars auch schon. Du hast doch noch zu tun, oder? Wenn du die acht Millionen Yen nicht auch nach dem Schulabschluss hier abarbeiten willst, solltest du dich ranhalten. Immerhin ist in den Ferien Hochsaison und bald müsste auch schon wieder einer deiner Stammkunden eintreffen - also ab an die Arbeit!", eigentlich wollte er das gar nicht sagen. Doch er war sich ziemlich sicher, dass das was er eigentlich hatte sagen wollen ihn nur in Schwierigkeiten bringen wollen. Vor allem da er jetzt wusste wie Haruhi über den Abend dachte. Dennoch schmerzte ihn ein wenig, zu wissen dass dieser Kuss, den er Haruhi gegeben hatte, ihr so gar nichts bedeutete. Denn, auch wenn es ihm nur sehr schwer fiel sich das einzugestehen, ihm hatte er durchaus etwas bedeutet. Gut, es war jetzt nicht gerade wie das schweben auf Wolke sieben gewesen aber er hatte sich glücklich dabei gefühlt. So glücklich wie schon sehr lange nicht mehr. Aber natürlich stimmte es auch was Haruhi sagte. Es war absolut unmöglich, dass er mit jemandem wie Haruhi zusammen kam. Außerdem wusste er ja noch nicht einmal ob das wirklich und wahrhaftig Liebe war was er für sie empfand - obwohl ihm der Kuss gefallen hatte. Bei ihr war es jedenfalls keine Liebe, so viel war sicher. Mal ganz davon abgesehen: Ja, es stimmte er schätzte sie. Aber mehr war da definitiv nicht. Warum also sollte er weiter darüber nachdenken? Bringen tat es ihm ja sowieso nichts. Und er war nicht der Typ dazu, der Dinge tat die ihm nichts nutzten. Das hatte auch Haruhi schon relativ früh erkannt, worüber er wiederum erstaunt gewesen war. Überhaupt hatte sie einen ziemlich guten Blick für Menschen. Sie konnte sogar Hikaru und Kaoru auseinander halten. Das gelang nur den wenigsten.
"Sollen wir dann mal zurück gehen?", riss Haruhi Kyouya aus seinen Gedanken. Der nickte.
"Geh schon mal vor. Falls Tamaki nach mir fragt, ich bin in ein paar Minuten da", entgegnete Kyouya. "Ich muss nur schnell was klären"
Haruhi zuckte mit den Schultern. "Wenn du meinst"
"Allerdings. Also dann: Bis gleich!"
Haruhi seufzte. Heute war Kyouya wirklich seltsam. "Bis nachher"
Kaum dass Haruhi gegangen war, ließ Kyouya sich an der Wand entlang auf den Boden gleiten. "Bitte nicht", flüsterte er leise "bitte nicht. Dieses Gefühl kann ich doch gerade jetzt sowas von gar nicht gebrauchen"
