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Ein unerfüllter Wunsch

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey ho,

ein kleiner OS, den ich schon vor langer Zeit geplant habe und gerne Rabenkralle widmen würde. Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnern kannst, aber du hast mich damals auf diese Idee gebracht, als ich deinen OS "Shikamarus Weihnachtswunsch" gelesen habe. Nun ist er endlich fertig. Ich hoffe sehr, dass er dir gefällt und auch allen anderen, die ihn lesen.

Viel Spaß dabei.

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Ein unerfüllter Wunsch


 

Ein unerfüllter Wunsch

 

Lachend und feiernd saßen sie zusammen. Alle hatten ihren Spaß, nur einer zog eine Trauermine … Eine Stunde ging ihre Feier nun schon. Eine Stunde wartete er nun schon. Eine Stunde war sie nun schon zu spät. Das war ihr neuer Rekord … Er war es nun schon gewohnt, dass sie nicht pünktlich zu ihren Treffen kam und bis zu einem gewissen Grad verstand er es auch, schließlich pendelte sie immer zwischen Japan und Frankreich hin und her. Trotzdem war eine Stunde Verspätung einfach zu viel.

 

Andererseits konnte er so viel besser mit seinen Patenkinder spielen, ohne dass sie ihr auf die Nerven gingen, wobei auch das immer seltener vorkam. Sie schien sich langsam an den Gedanken an Kinder zu gewöhnen. Vielleicht konnte er dann, wenn sie kam, doch noch mal seinen Wunsch zur Geltung bringen. Seinen Wunsch nach eigenen Kindern. Vielleicht sah sie endlich, welches Glück eigene Kinder brachten. Vielleicht sah sie, dass ihre Karriere und die Firma nicht alles waren. Er hoffte es. Schließlich wartete er nun schon so lange darauf, sich diesen Wunsch erfüllen zu können …

 

„Na wieder mal am Träumen?“, riss ihre spöttische Stimme ihn aus seinen Gedanken. Überrascht drehte er sich zu ihr um, hatte er doch nicht bemerkt wie sie gekommen war.

  „Wenn du mich wieder warten lässt“, konterte er, wobei er genau sah, wie ihre Mine sich kurzzeitig verdunkelte, bevor sie sich wieder aufhellte.

  „In Frankreich war ein schreckliches Unwetter. Wir konnten ewig nicht starten, sonst wäre ich überpünktlich hier gewesen“, erklärte sie und setzte sich auf den freien Platz neben ihn. Ihre Freunde hatte sie also schon begrüßt, sonst wäre sie sicher weiter gegangen.

  „Das übliche also …“, stellte er missmutig fest. Es nervte ihn, dass sie für jedes Zuspätkommen eine plausible Erklärung hatte. So war es ihm nur schwer möglich, böse auf sie zu sein, schließlich konnte er ihre Ausrede nur schwer widerlegen.

 

„Hey …“, flüsterte sie sanft, wobei sie zärtlich über seine Wange strich, bevor sie ihren Finger unter sein Kinn legte und es so drehte, dass er sie ansehen musste. „Ich wollte dich wirklich nicht versetzen und wollte extra früh los, aber leider hat es nicht geklappt. Dafür hatte ich genügend Zeit, um zu arbeiten und wenn nichts dazwischen kommt, kann ich die ganze Woche hierbleiben.“ Er seufzte. Natürlich hatte sie auch wieder einen Kompromiss dabei, um ihn milde zu stimmen. Dass sie sich allerdings einen ganze Woche frei nahm, überraschte ihn. Es schien ihr wirklich Leid zu tun. Trotzdem war da dieses Verlangen nach mehr.

 

„Erfüllst du mir einen Wunsch?“, fragte er sie freiheraus, sah sie allerdings ernst an.

  „Einen Wunsch?“, wiederholte Temari überrascht. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.

  „Ja, einen Wunsch als Ausgleich dafür, dass du immer zu spät kommst“, erklärte er ihr sachlich, wobei er sie nicht aus den Augen ließ, um jede ihrer Reaktionen mitzubekommen. Ihr verwirrter Blick wich allerdings einem misstrauischen.

  „Was für einen Wunsch?“, hakte sie nach und entfernte sich von ihm, um ihn nun ihrerseits genau mustern zu können.

  „Ich denke, du weißt genau, was ich mir wünsche“, erwiderte er ruhig. Doch es verfehlte seine Wirkung nicht.

 

Abrupt erhob sich Temari von ihrem Platz und zischte: „Das kannst du von mir nicht verlangen!“, bevor sie sich von ihm entfernte und wütend davon rauschte. Natürlich wusste sie, was sein sehnlichster Wunsch war, doch sie konnte ihn ihm einfach nicht erfüllen. Sie konnte einfach nicht! Aber das wusste er ja eigentlich auch. Er wusste, warum sie ihm keine Kinder schenken wollte, konnte. Zumindest die meisten Gründen kannte er, hatte sie ihm diese bereits am Anfang ihrer ernster werdende Beziehung erklärt. Sie hatte ihm die Wahl gelassen, hatte mit offenen Karten gespielt. Er hatte es so gewollt, hatte sich dafür entschieden. Darum nervte es sie auch umso mehr, dass er sie immer wieder darauf ansprach.

 

„Na, ärger im Paradies?“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Überrascht drehte sich Temari um und erblickte TenTen. Auf ihrem Arm hielt sie ihren Sohn. Er war gerade er ein paar Monate alt. Trotzdem war er schon ein aufgewecktes Kerlchen.

  „Ach das übliche …“, erwiderte sie schlicht, während sie ihren Patensohn begrüßte. Mehr musste sie auch gar nicht mehr sagen, schließlich kannte TenTen die Geschichte zwischen ihr und Shikamaru zur Genüge. War es doch immer dasselbe zwischen ihnen beiden.

 

„Was hältst du davon. Ich nehme dir den kleinen ab und du kannst ein paar Runden mit Neji tanzen oder das tun, wozu auch immer ihr Lust habt“, schlug Temari ihr vor, um das Thema zu wechseln und die Stimmung zu heben. TenTen musterte sie einen Moment lang misstrauisch, bevor sie Temari lächelnd ihren Sohn überreichte.

  „Vielleicht wird das bei euch ja doch noch mal etwas mit den Kindern“, lachte sie.

  „Eher nicht“, erwiderte Temari, wobei ein dunkler Schatten über ihr Gesicht huschte, doch das sah TenTen schon nicht mehr.

 

Einen Moment lang sah sie TenTen noch hinterher, dann wand sie sich an das kleine Kerlchen auf ihren Armen.

  „Und wir zwei sorgen jetzt erst mal dafür, dass die Tante Temari endlich etwas zu essen bekommt“, sagte sie zu dem Kleinen, obwohl sie sich sicher war, dass er sie nicht verstand. So konnte sie doch nicht das kleine Schmunzeln verbergen, das bei dem Anblick des Kleinen auf ihren Lippen prangte.

 

Zusammen mit ihm auf dem Arm machte er sich auf den Weg zum Buffet. Allerdings stellte sich das als schwerer als gedacht heraus. Mit dem kleinen Jungen auf dem Arm war es gar nicht so einfach den Teller auszubalancieren und sich zu nehmen, was sie wollte. Vor allem da der Junge Spaß daran zu finden schien, an ihren Zöpfen zu ziehen.

 
 

~~~

 

„Hast du sie wieder gefragt?“, wurde Shikamaru aus seinen Gedanken gerissen. Seufzend wand er seinen Blick von seiner Freundin ab und seinem besten Freund zu, der ihn mit einen mitleidigen Blick betrachtete.

  „Ja, aber du hast ja gesehen, wie erfolgreich ich war“, erwiderte Shikamaru missmutig. Choji nickte verstehend und setzte sich zu ihm an den Tisch.

 

„Ihr habt es wirklich nicht leicht …“, durchbrach Choji die wieder eingekehrte Stille, nachdem er seinen Blick durch die Gruppe schweifen lassen hatte. Auch Shikamaru ließ seinen Blick schweifen und nickte schließlich zustimmend. Ja, sie hatten es beide nicht leicht, auch wenn eigentlich alle immer nur ihm bemitleidende Blicke zuwarfen. Sie sahen immer nur, dass er die meiste Zeit alleine war und auf sie wartete und sie sahen, wie sehr er manchmal darunter litt, seinen größten Wunsch erfüllt zu bekommen. Sie sahen jedoch nicht, dass auch sie es nicht unbedingt leicht hatte. Genau wie er litt auch sie unter der Fernbeziehung. Außerdem musste sie immer unter den Blicken seiner Freunde leiden, auch wenn sie immer sagte, dass es ihr nichts ausmachte. Aber ja, sie hatten es beide nicht leicht.

 

 „Eigentlich habe ich gedacht, dass sie dieses Mal ja sagen würde“, sagte Shikamaru nach einer Weile. „Seit all ihre Freundinnen und auch ihre Brüder Kinder haben, schien sie sich immer weniger gegen diesen Gedanken zu sträuben. Sie hat gerne mit unseren Patenkinder gespielt und sie kommt in letzter Zeit immer öfter nach Hause. Darum habe ich gehofft, dass sie nun so weit ist, aber ich habe mich wohl getäuscht …“, erklärte er und senkte den Kopf. Choji aber klopft ihm aufmunternd auf die Schulter.

  „Vielleicht solltest du sie erst einmal ankommen lassen und später mit ihr reden, wenn ihr alleine unter euch seid“, schlug er vor.

 

Shikamaru nickte und ließ seinen Blick suchend durch die Gruppe wandern. Choji hatte Recht. So ein Gespräch führte man besser unter vier Augen, auch wenn der Drang viel zu groß war. Und er wurde noch größer, wenn er sie zusammen mit eines der Kinder sah. Es weckte in ihm den Wunsch, dass es ihr Kind war, dass sie so zum Lächeln brachte und gleich noch bezaubernder auf ihn wirken ließ.

 

Als er sie nun aber am Buffet erblickte, rückte ein ganz anderes Gefühl in den Vordergrund. Eifersucht. Eine Eifersucht, die sicher nicht durch TenTens Sohn hervorgerufen wurde, sondern viel mehr durch den Mann, der für seinen Geschmack viel zu nah an seiner Freundin war. Doch bevor er aufspringen konnte und wohlmöglich etwas Dummes tat, wurde er durch Choji aufgehalten, der ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihn warnend ansah, wussten sie doch beide, was passierte, wenn er da rüber ging und ihnen eine Szene machte.

 
 

~~~

 

„Na bist du mittlerweile auch unter die Mütter gegangen?!“, wurde sie aus ihrer Akrobatik gerissen und hätte vor Schreck beinahe ihren Teller losgelassen.

  „Man Hidan, du Idiot! Erschreck mich doch nicht so!“, beschwerte sie sich und sah ihn vorwurfsvoll an. „Du kannst froh sein, dass ich gerade beide Hände voll habe.“

  „Was wäre sonst?“, fragte Hidan sichtlich amüsiert und machte einen Schritt auf sie zu.

  „Dann hätte ich dir schon längst dein dämliches Grinsen aus dem Gesicht geschlagen“, konterte sie und grinste sie angriffslustig an.

 

„Dann haben wir ja glück, dass du hungrig und unter die Mütter gegangen bist“, neckte er sie und griff an ihr vorbei nach einen Apfel. Temari dagegen. Verdrehte die Augen.

  „Ich bin nicht unter die Mütter gegangen, was du als einer meiner Geschäftspartner eigentlich wissen solltest. Ich passe auf den Kleinen auf, sodass sich seine Mutter vergnügen kann“, erwiderte sie genervt. Von dem plötzlichen Stimmungswandel überrascht, zog Hidan eine Augenbraue hoch.

  „Warum denn auf einmal so zickig? Hab ich da etwa einen wunden Punkt getroffen?“, hakte er scherzhaft nach.

 

Erneut verdrehte sie die Augen und packte sich ein paar Weintrauben auf ihren Teller. Doch gerade als sie diesen wieder aufnehmen wollte, begann der Kleine in ihren Armen so sehr zu zappeln, dass die Weintrauben drohten wieder herunter zu fallen, was sicher passiert wäre, hätte Hidan ihr den Teller nicht abgenommen, sodass sie das Kind an ihrer Hüfte stabilisieren konnte. Eigentlich war sie ihn dafür dankbar, wenn er dies nur nicht ausgenutzt hätte, um ihr so nah zu kommen …

 

„Hidan, du weißt, dass ich mit Shikamaru zusammen bin. Ich würde es also bevorzugen, wenn du mir nicht so nah kommen würdest“, sagte sie schnippisch.

  „Wieso? Hast du etwa Angst, dass dein Freund sonst eifersüchtig wird? Meint du nicht, dass er damit umgehen kann, weil du als Firmenchefin fast nur mit gutaussehenden Typen etwas zu tun hast?!“, erwiderte er provokativ.

 

„Nein, aber es könnte sein, dass sie sonst leichte Gewalt anwendet, um dich wieder auf Abstand zu bringen“, sagte Shikamaru ruhig und steckte die Hände in die Hosentaschen, „wobei es sein kann, dass es in schwerer Gewalt endet, weil sie noch immer unter der Zeitumstellung leidet.“

  „Oh der weiße Ritter ist da, um die hilflose Prinzessin zu retten“, lachte Hidan spöttisch, entfernte sich aber trotzdem von Temari, da er nicht riskieren wollte, dass sie ihre schlechte Laune an ihm ausließ.

  „Wir sehen uns dann beim Meeting, Temari“, verabschiedete sich Hidan und drückte Shikamaru Temaris Teller in die Hand, bevor er die beiden verließ.

 

„Ich hätte deine Hilfe nicht gebracht“, fuhr Temari ihn schnippisch an und drehte sich zu ihm um. Warum sie so schlechte Laune hatte, konnte sie eigentlich gar nicht sagen. Dass es am Jetlag lag, glaubte sie jedoch nicht, denn es hielt schon seit ein paar Tagen an. Dabei hatte sie sich so sehr gefreut, ihn endlich wieder zu sehen und Zeit mit ihren Freunden zu verbringen, auch wenn der Brief in ihrer Tasche schwer wog und das Ganze nicht gerade leichter werden ließ.

 

Shikamaru aber sagte nichts. Er seufzte einfach nur genervt auf und ging wieder zurück zum Tisch, wissend, dass sie ihm folgte. In den Jahren, in denen sie nun schon zusammen waren, hatte er gelernt, dass es manchmal besser war, einfach zu schweigen, auch wenn er gerne wüsste, woher ihre Stimmungswechsel kamen …

 

 

 

„Soll ich dir den Kleinen mal abnehmen, damit du mit deinen Freunden besser feiern kannst? TenTen scheint dein Angebot ziemlich auszunutzen“, schlug Shikamaru vor, nachdem sie ihren Teller aufgegessen hatte. Temari aber schüttelte den Kopf.

  „Lass sie den Abend ihren Spaß haben. Der Kleine hält sie die ganze Zeit auf Trapp. Da hat sie sich die kleine Auszeit verdient. Außerdem ist er momentan ganz lieb“, erwiderte sie mit Blick auf den kleinen Jungen, der in ihrem schlief. Dabei lag ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen.

 

Ein Lächeln, das Shikamaru geradezu verzauberte und den Wunsch nach Kindern stärkte. Zeigte dieses Bild nicht, wie gut ihr Kinder standen und dass sie eine gute Mutter abgeben würde? Warum sträubte sie sich also so sehr dagegen? Konnte sie es denn nicht auch fühlen? Sie musste doch auch spüren, dass sich alles mittlerweile verändert hatte …

 

Ja, er wusste, warum sie keine Kinder wollte. Sie hatte es ihm schließlich gesagt, bevor es zwischen ihnen ernst geworden war. Die meisten ihrer Gründe klangen für ihn sogar recht plausibel. Wenn sie immer zwischen Frankreich und Japan her reiste, was es mit einem Kind nicht leicht machte. Ihren Job wollte sie allerdings nicht aufgeben, vor allem da er eine Verbindung zu ihren Brüdern war. Außerdem konnte sie Kinder nicht leiden, was sie in ihren Augen zu keiner guten Mutter machte.

 

Doch das war schon lange nicht mehr so. Immer öfter verließ sie ihre Heimat, um bei ihm zu sein und auch ihr Job und ihre Karriere schienen ihr nicht mehr ganz so wichtig zu sein. Und gegen Kinder schien sie auch nichts mehr zu haben, schließlich hatte sie sie schon lange nicht mehr als Balg abgetan und spielte wirklich gerne mit den Kindern anderer. Warum sträubte sie sich also so sehr gegen eigene Kinder?

 

„Kann ich dich etwas fragen, Temari?“, fragte er schließlich nach einer Weile des Schweigens.

  „Hast du doch gerade“, konterte sie und warf ihm ein schelmisches Grinsen zu, das ihn kurz überlegen ließ, ob er ihr diese Frage wirklich stellen sollte. Sie schien momentan wirklich gute Laune zu haben. Die wollte er ihr nur ungern vermiesen. Doch war sein Verlangen nach Wissen einfach größer als sein Selbsterhaltungstrieb.

  „Warum möchtest du keine Kinder haben?“, fragte er und ließ sie nicht aus den Augen, um jede ihrer Reaktionen auffangen zu können.

 

Augenblicklich drehte sich Temari zu ihm, sodass er erst den Schock in ihren Augen sehen konnte, dass  einen dunklen Schatten, der über ihr Gesicht huschte und schließlich ihre unterdrückte Wut. Damit hatte er es also geschaffte, ihre Laune wieder zu verschlechtern. Doch diese Frage hatte ihn einfach nicht mehr losgelassen. Mit ihrer Antwort hatte er jedoch nicht gerechnet, schon gar nicht nachdem er ihr Minenspiel gesehen hatte.

 

„Lass uns zu Hause darüber reden“, sagte sie ruhiger als er erwartet hatte.

  „Warum könnten wir nicht jetzt darüber reden?“, hakte er nach, froh, dass sie endlich mal mit einer Antwort heraus rückte.

  „Weil es hier nicht hin gehört. Das sollten wir alleine klären“, erwiderte sie ruhig mit Blick auf TenTens Sohn, der in ihren Armen schlief.

  „Aber wir sind doch alleine. Niemand hört uns zu“, bleib er beharrlich.

 

„Verflucht Shikamaru! Ich habe dir gesagt, wir klären das später!“, fuhr sie ihn aufgebracht an, wobei ihre Augen wütend funkelten. Dabei hatte sie jedoch nicht bedacht, dass sie so die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkte, vor allem da TenTens Sohn aufgewacht war und zu schreien begonnen hatte. Allerdings gab ihr das die perfekte Gelegenheit sich zu erheben und zu gehen, um sich den Blick der anderen zu entziehen.

 

 

 

„Gibst du ihn mir? Vielleicht kann ich ihn ja beruhigen“, schlug TenTen vor und hielt ihr ihre Arme entgegen, um den kleinen Jungen in Empfang zu nehmen. Temari war so sehr damit beschäftigt gewesen, den Jungen zu beruhigen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sich TenTen und Konan neben sie gesetzt hatten. Nun übergab sie ihrer Freundin jedoch bereitwillig das Kind, auch wenn ein kleiner Ausdruck von Schmerz in ihren Augen zu sehen war, den sie krampfhaft versuchte zu verbergen.

 

„Was ist eigentlich los, Temari?“, fragte Konan und musterte sie eingehend, während TenTen ihren Sohn beruhigte. Temari aber wich ihrem Blick aus. Dabei wanderte ihre Hand unwillkürlich in ihre Tasche, wo sie den Brief, der ihr Herz schwerer werden ließ, umschloss.

  „Es ist absolut nichts. Ich bin nur ein bisschen ausgelaugt, weil ich so lange am Flughafen warten musste und gearbeitet habe“, erklärte sie. TenTen und Konan aber glaubten ihr kein Wort.

 

„Das glaubst du doch selbst nicht, Temari. Wir können in deinen Augen, dass dich etwas bedrückt. Also erzähl schon, was los ist“, erwiderte TenTen einfühlsam.

  „Wir können auch bei Matsuri anrufen und sie fragen, wenn dir das lieber ist“, schlug Konan vor, wissend, dass Temari damit absolut nicht einverstanden wäre.

  „Das wird nicht nötig sein“, sagte Temari schnell und seufzte. „Ich werde es euch noch früh genug sagen. Ich möchte nur vorher mit Shikamaru darüber reden, aber nicht hier.“

 

Verstehend nickten Konan und TenTen.

  „Dann werden wir so lange warten und nicht weiter fragen“, erwiderte TenTen und schenkte Temari ein aufmunterndes Lächeln, das Temari dankend erwiderte. Dabei umfasste sie erneut den Brief, sodass er bestimmt schon ganz zerknüllt war. Doch das war egal, denn sie hatte ihn schon viel zu oft gelesen, kannte jedes schmerzliche Wort, das in ihm geschrieben stand.

  „Könnte ich alleine mit Temari reden?“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und blickte auf, direkt in Shikamarus dunkle Augen.

  „Klar“, erwiderten Konan und TenTen sogleich und erhoben sich, um Shikamaru und Temari allein zu lassen.

 

Shikamaru setzte sich an die Stelle neben Temari, an der TenTen bis eben noch gesessen hatte und blickte hinauf in den mittlerweile dunklen Himmel, um seine Gedanken zu sammeln. Erst dann wand er sich zu ihr und blickte sie direkt an, um sie genau beobachten zu können.

  „Möchtest du mir nicht sagen, was los ist? Du bist doch sonst auch nicht so schlecht gelaunt. Was ist passiert, Temari?“, rückte er schließlich mit der Sprache raus.

 

„Wir reden später“, erwiderte Temari ruhig, hatte dabei allerdings ihren Blick gegen Himmel gerichtet. Für Shikamaru war das ein eindeutiges Zeichen, dass sie ihm auswich.

  „Temari, ich möchte doch nur wissen, warum es dir nicht gut geht“, sagte Shikamaru ruhig und ließ sie nicht aus seinen Augen.

  „Und ich habe gesagt, wir reden später!“, fuhr sie ihn aufgebracht an und sprang auf, sodass sie von oben auf ihn hinab blickte. Dass sie damit erneut die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkte, fiel ihr gar nicht auf.

 

„Temari …“, versuchte Shikamaru sie zu beruhigen, doch sie ließ sich nicht beruhigen, wollte das vielleicht auch gar nicht, weil sie spürte, wie gut es sich anfühlte all den Schmerz der letzten Tage raus zu lassen.

  „Du willst es also wirklich wissen?“, meckerte sie aufgebracht und merkte gar nicht, wie ihr bereits die ersten Tränen kamen. „Eigentlich wollte ich es dir sagen, wenn wir alleine unter uns sind, aber wenn du unbedingt eine Antwort willst, hier hast du sie!“, schrie sie ihn an und warf ihm den verhassten Brief zu Füßen, bevor sie die Tränen, die immer wieder von neuem kamen, wegwischte und ging.

 

„Temari!“, rief Shikamaru ihr hinterher. Temari aber blieb nicht stehen und drehte sich nicht um, sondern ging einfach weiter, ohne ihn zu beachten. Seufzend fuhr er sich durch die Haare, bevor er den zerknüllten Zettel nahm, den sie ihn hingeworfen hatte. Er entfaltete ihn, um ihn zu lesen, in der Hoffnung endlich eine Antwort auf seine Frage finden zu können.

 

Er las ihn sich einmal durch und dann gleich noch ein zweites Mal, weil er nicht glauben konnte, was dort stand. Doch auch beim zweiten Mal lesen, änderte sich der Inhalt des Briefes nicht. Das einzige, was sich änderte, war, dass ihm die dunklen Flecken auffielen, die überall auf dem Papier zu finden waren und ihm sagten, dass sie geweint haben musste, als sie es gelesen hatte, was für ihn nur verständlich war.

 

Schnell stand er auf und rannte los, um nach Temari zu suchen. Dass seine Freunde nach ihm riefen, ignorierte er. Wichtig war erstmal, dass er Temari fand. Doch lange musste er nicht nach ihr suchen. Er fand sie auf einer Parkbank sitzen, nicht weit von dem Ort entfernt, an dem sie alle zusammen gefeiert hatten. Dabei schien sie so sehr in ihren Gedanken versunken zu sein, dass sie gar nicht bemerkte, wie er sich ihr langsam näherte und sich schließlich neben sie auf die Bank setzte.

 

Erst, als er sie stillschweigend in den Arm nahm, richtete sie ihren tränenverscheierten Blick auf ihn. Dabei sagte auch sie kein Wort. Sie lehnte einfach ihren Kopf an seine Schulter und ließ sich von ihm halten, wobei ihr ganz egal war, dass sie gerade so viel Schwäche zeigte. Sie brauchte diesen Momenten, in dem er ihr all seine Liebe und seine Wärme schenkte, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war.

 

„Dass du keine Kinder bekommen kannst, ändert für mich absolut nichts. Ich werde dich trotzdem immer lieben, Temari“, sagte er schließlich ruhig in die Stille hinein, bevor er ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und sie fester seine Arme zog.



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