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Feindbild

Hashirama/Madara
von

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Zwei

Still beobachtete Hashirama den Regen, der auf das Dorf hinter den Blättern niederprasselte. Nach so einer langen Trockenzeit waren die dunklen Wolken ein wahrer Segen und er selbst genoss das leise Rauschen, während er an seinem Schreibtisch saß, den Pinsel noch in der Hand. Nun, den Stapel Dokumente zu prüfen und zu unterzeichnen, gehörte zu den weniger angenehmen Aufgaben eines Hokage, doch er konnte schlecht immer alles auf Tobirama abwälzen.

Sein Bruder konnte, wenn er so weitermachte, bald mit Madara konkurrieren, so strafend, wie er ihn stets aus seinen roten Augen anfunkelte. Natürlich hätte Hashirama niemals den Uchiha um Hilfe gebeten, denn er wollte sein Büro ungern in Flammen aufgehen sehen. So sehr er Madara schätzte und liebte, sein Temperament war nicht immer einfach zu händeln.

Ein Seufzen entwich seinen Lippen, während er unglücklich auf den stattlichen Papierstapel vor sich blickte. Nachdem sie Konoha gegründet hatten, waren immer mehr Clans aus der Umgebung auf sie zugekommen, um sich ihnen anzuschließen. Die Anfragen durchzuarbeiten und die Oberhäupter vorzuladen, war leider keine Kleinigkeit. Zumal er auch noch interne Aufgaben zu verwalten hatte…Ratssitzungen abhalten, Missionen einstufen, so wie vergeben.

Dadurch, dass Konoha stetig wuchs, mussten Häuser gebaut und Arbeitsplätze geschaffen werden, denn nicht jeder Bewohner war ein Shinobi…oder wollte dies sein. Es war ein großer Fortschritt, dass es in ihrem Dorf möglich war, sich die Zukunft selbst auszuwählen. Zu gut erinnerte er sich an seine Kindheit, die von Krieg, Blut und Tod geprägt worden war. Zwar wusste er, dass es auch weiterhin Krieg geben würde, zumal es schien, als würden sich die anderen Nationen ihnen anpassen und ebenfalls Gemeinschaften gründen, doch wenigstens erhielten die Kinder nun eine Ausbildung. Die Geschichte von Itama und so vieler anderer durfte sich nicht wiederholen. Dieses Dorf stellte den Grundstein einer besseren Welt dar…und er glaubte an ihren Erfolg.
 

Abermals seufzend lehnte sich Hashirama zurück, sah frustriert vor sich hin. Obwohl er wusste, wie wichtig die Dokumente waren, konnte er sich kaum konzentrieren. Zum Teil lag das auch an der letzten Versammlung, welche nicht besonders gut gelaufen war, was nicht bloß an der Thematik lag. Tobirama hatte vorgeschlagen, den Clans geordnete Aufgaben zu übertragen, die ihren Fähigkeiten entsprachen. Eigentlich eine Idee, die Hashirama befürwortete, gerade wenn er an spezielle Techniken wie die des Yamanaka-Clans dachte, die bei einem Verhör nützlich waren. Tobirama hatte natürlich auch die Uchiha angesprochen, doch diesmal im positiven Sinne – jedenfalls dachte Hashirama so darüber. Ihnen den Posten der Polizei anvertrauen zu wollen, war eine verantwortungsvolle Aufgabe, die von Vertrauen zeugte – umso überraschender, dass sie von seinem Bruder kam. Das hatte sich wohl auch Madara gedacht und hatte prompt dagegengehalten, dass er sich seinen Posten sonst wohin stecken konnte. Das war das Problem bei Tobirama und Madara – sie kamen nie auf einen gemeinsamen Nenner.

Nach Madaras Ansicht ging es Tobirama darum, ihnen mit dieser Aufgabe ihr politisches Mitspracherecht zu entziehen, indem man sie zu einfachen Ordnungshütern ernannte. Als zweiter Gründerclan eine Zumutung…sie seien nicht die Wachhunde der Senju und sollten nicht in deren Schatten stehen. Zugegeben, Hashirama verstand Madaras Gedankengänge, auch wenn er sie für übertrieben und von Vorurteilen behaftet hielt. Jedoch kannte er seinen Bruder gut genug, um zu ahnen, dass da tatsächlich mehr hinter stecken könnte.

Auf das Wortgefecht der beiden war eine hitzige Debatte darüber ausgebrochen, die sich bis zum Ende nicht gelegt hatte. Hashirama musste leider einsehen, dass Madara nicht unschuldig daran war…sein hitziges Temperament war schwer zu zügeln. Die Versammlung war daraufhin vertagt worden…er freute sich schon darauf…
 

"Anija!"

Hashirama war so in seinen Gedanken versunken, dass er harsch zusammenfuhr, kaum dass die Tür aufgerissen wurde. Verdutzt sah er seinen Bruder an, der ihn mit seinem typisch grimmigen Gesichtsausdruck bedachte und sich vor seinem Schreibtisch aufbaute.

"...ist etwas passiert?", wagte er zu fragen.

Anstatt einer Antwort wurde ihm eine Schriftrolle hingehalten. Er nahm sie wortlos an sich und rollte sie auseinander – das Siegel war ihm bekannt. Uzushio-Gakure also...

Er las sich den Inhalt durch und je weiter er kam, desto mehr erhellte sich seine Miene und er wandte sich wieder seinem Bruder zu, der ihn ungeduldig anblickte.

„Sie wollen sich Konoha anschließen!“, klärte er ihn auf.

„Nun, sie wären töricht, täten sie es nicht“, lautete Tobiramas trockener Kommentar dazu. „Unser Dorf wächst mit jedem Tag, während es in Uzushio immer weiter bergab geht. Sie haben anscheinend eingesehen, dass es ein Vorteil für sie ist, sich mit uns zu verbünden.“

Hashiramas freudiges Lächeln wankte bei dieser doch sehr rationalen Beurteilung ein wenig.

„So kann man es natürlich auch sehen“, brummte er und rollte das Schriftstück zusammen. „Die Uzumaki sind ein sehr alter, aber auch sehr stolzer Clan und sie sind bekannt für ihre außergewöhnlichen Jutsu.“

„Außergewöhnlich, das mag sein…aber es gibt stärkere Shinobi. Die Uzumaki sind spezialisiert auf lebenserhaltende und heilende Jutsu. Das allein reicht nicht, um für den Fortbestand ihres Clans zu sorgen.“

Hashirama seufzte leise.

„Wie auch immer, freuen wir uns einfach, dass sie endlich dazu bereit sind, uns die Hand zu reichen.“

Tobirama nickte knapp, wobei er ihn weiterhin mit seinen roten Augen fixierte. Es war nicht so, dass sein Bruder ein geselliger Mensch war, der gern Smalltalk hielt. Da er sein Büro noch nicht verlassen hatte, schloss Hashirama daraus, dass ihm etwas auf der Seele lag.
 

„Ich muss dich noch in einer anderen Angelegenheit sprechen.“

Wie erwartet und Hashirama ahnte fast, welches Thema er anschneiden würde. Abwartend faltete er die Hände ineinander und blickte den Jüngeren offen an, zum Zeichen, dass er reden sollte.

„Es gibt gewisse Unruhen im Uchiha-Clan“, begann er. „Und diese Unruhe färbt auf die Bewohner des Dorfes ab. Du weißt, wovon ich spreche.“

„Madara.“

Der Hokage atmete tief durch, ließ sich aber ansonsten nicht anmerken, dass er nicht darüber diskutieren wollte. Es war seine Pflicht, jedermanns Meinung anzuhören – und dies war noch dazu sein Bruder, den er nicht einfach ignorieren konnte.

„Ja…wobei die Uchiha im Allgemeinen ein Problem werden könnten. Izuna war beliebt, das ist kein Geheimnis. Die ältere Generation ist nachtragend und sie werden seinen Tod ebenso wenig vergessen, wie es Madara tut.“

Hashirama erwiderte seinen Blick ernst, sagte aber noch nichts dazu.

„Sie werden dich nie als ihren Hokage akzeptieren, dich möglicherweise sogar umzubringen versuchen, damit Madara an deine Stelle treten kann. Außerdem vergiften sie mit ihrem Hass und Neid die Jüngeren, die sich anpassen wollen. Madara fördert diese negative Entwicklung.“

„Das sind Spekulationen“, erwiderte Hashirama leise, seinen Bruder nicht aus den Augen lassend.

„Spekulationen? Du warst bei der letzten Versammlung dabei! Du hast ihn doch gehört…er ist zu keiner Kooperation bereit und rebelliert gegen alles und jeden!“

„Die Uchiha waren einst unsere Feinde, Tobirama…so wie viele andere Clans, die nun mit uns zusammen hier leben. Wir wussten immer, dass es schwierig werden würde…und Madara ist ihr Anführer. Er hat das Recht, seine Bedenken frei auszusprechen. Den Uchiha deswegen einen Putschversuch zu unterstellen, geht zu weit. Du hast keine Beweise dafür…und wäre Madara Hokage geworden, hätte er nun mit denselb-“
 

Er zuckte nicht mal mit der Wimper, als sich sein Bruder abrupt vorbeugte und die Handflächen lautstark auf den Schreibtisch knallte. Ein paar Dokumente wurden durch die Wucht von der Tischfläche gefegt, doch keiner von ihnen achtete wirklich darauf.

„Aber Madara ist nicht Hokage, sondern du!“, zischte Tobirama scharf.

„Das ist mir bewusst.“

„Ist es das?“

Hashirama verengte die braunen Augen, wich dem anderen nicht aus.

„Ja“, meinte er weiterhin ruhig. „Ich bin mir dessen bewusst…und ich vertraue Madara. Wir hatten dieses Gespräch bereits, du erinnerst dich?“

Ein verächtlicher Laut entwich seinem Bruder.

„Madara ist ein Saboteur!“, knurrte er. „Er verbreitet sogar unter seinen eigenen Leuten Unruhe, kennt keinen Respekt…du bist geblendet, Anija!“

Etwas Lauerndes lag in seiner Stimme. Etwas, das Hashirama ganz und gar nicht gefiel und am liebsten hätte er das Gespräch direkt für beendet erklärt. Andererseits wollte er kein Feigling sein, also stellte er sich dem, auch wenn er eines wiederholt klarstellte.

„Madara ist mein Freund und ich-“

Freund…“, kam es abgeneigt von Tobirama. „Denkst du, ich bekomme nicht mit, dass er die Nächte bei dir verbringt?“

Hashiramas Mimik blieb beherrscht, auch wenn er innerlich zu Eis gefror; er hatte nicht erwartet, dass Tobirama ihn damit konfrontieren würde. Dass er es geahnt hatte, nun gut, sein Bruder war ein kluger Mann und kein Kind mehr, es war nicht unwahrscheinlich. Hashirama fand es nicht einmal schlimm, denn er schämte sich seiner Gefühle nicht, auch wenn es sich nicht gehörte, einen anderen Mann zu lieben.

„Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht“, warnte er ihn und hoffte, dass Tobirama verstand, dass er hiermit eine Grenze überschritt.

„Du bist Hokage, Anija!“, fuhr der Jüngere fort. „Wenn das jemand mitbekommt-“

„Dann gebe ich diesem Jemand dieselbe Antwort wie dir“, fuhr er ihm über den Mund. „Das reicht jetzt!“

Zwar erhob er seine Stimme nicht, doch sein Chakra stieg zeitgleich an, ließ Tobirama zusammenzucken. Ein paar Sekunden starrten sie einander nur an, unnachgiebig…bis sein Bruder einen Schritt zurücktrat. Sofort löste sich der Druck seines Chakras, Hashiramas Haltung entspannte sich. Eigentlich hasste er es, solche Mittel anzuwenden, doch auch, wenn er zumeist ein weiches Herz besaß, ließ er nicht zu, dass man seine Autorität untergrub. Nicht einmal, wenn es sich dabei um Tobirama handelte.
 

„Ich verstehe deinen Standpunkt“, hörte er den Jüngeren schließlich sagen. „Doch ich hoffe, du weißt, dass das nicht ewig gutgehen kann. Du hast Pflichten.“

Hashirama verschränkte die Arme.

„Madara steht meinen Pflichten nicht im Wege…und zudem ist das nicht deine Sorge.“

„Du bist mein Bruder!“

„Ein Grund mehr, dich damit zu arrangieren. Bitte“, fügte er mit Nachdruck an.

Es war Tobirama anzusehen, dass er am liebsten widersprochen hätte, doch sah er wohl ein, dass Hashirama nicht weiter darüber reden wollte. Glücklicherweise, denn der Ältere hatte genügend richtige Probleme, als dass er seine Beziehung zu Madara mit seinem Bruder ausdiskutieren wollte. Es war auch ohne seine Einmischung schwierig und er wollte nicht streiten.

„In ein paar Tagen ist wieder eine Ratssitzung.“

Hashirama empfand Erleichterung, als sein Bruder das Thema so salopp wechselte. Es war ihm lieber so, denn mit Toleranz hatte er ohnehin nicht gerechnet. Wenn Tobirama akzeptierte, dass die Dinge waren, wie sie nun einmal waren, reichte ihm das fürs Erste.

„Du solltest mit Madara reden, bevor sich die Dispute verstärken.“

Tobiramas Blick wirkte bei seinen Worten wie pures Eis, aber das konnte Hashirama verschmerzen.

„Das werde ich.“

„Gut.“

Abermals bohrten sich die roten Iriden in seine braunen, doch es schien, als gäbe es nicht mehr dazu zu sagen. Hashirama für seinen Teil hatte nicht vor, noch etwas hinzuzufügen, und sein Bruder schien einzusehen, dass er alles, was mit Madara zu tun hatte, nicht weiter ausführen würde.

„Anija.“

Tobirama stand schon vor der Tür, mit dem Rücken zu ihm, als er doch noch mal die Stimme erhob.

„Du weißt, dass Madara deinen Pflichten sehr wohl im Wege steht.“

Es war nicht nötig, nachzufragen, was der Jüngere damit meinte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, denn so sehr er an seinen Empfindungen für Madara festhielt, löste es das Problem an der Sache nicht. Der Druck auf ihn würde nicht abnehmen und er würde diesem ewig standhalten müssen.

„Und solange er dir nicht plötzlich Kinder gebären kann, wird sich daran nichts ändern.“

Hashirama atmete beherrscht durch, versucht, seine Fassung nicht zu verlieren. Was Tobirama sagte, entsprach der Wahrheit, das konnte er nicht leugnen. Dennoch…war es anmaßend.

„Geh jetzt. Ich habe zu arbeiten“, war alles, was er erwiderte.

„…wie du wünschst.“
 

Als Tobirama endlich sein Büro verließ, lehnte sich der Hokage in seinem Stuhl zurück. Unzufrieden richtete sich sein Blick wieder auf den Stapel Papiere – ungeachtet dessen, dass sie diesmal nicht der Grund seines Unmuts waren. Sein Bruder gehörte zu denen, die nicht vergessen konnten, was zwischen Uchiha und Senju geschehen war. Es war nicht das erste Mal, dass Tobirama die Uchiha als Problem bezeichnete – und das war die vorsichtige Formulierung. Vielleicht lag es daran, dass sie so viele Brüder verloren hatten, so viele Freunde und Kameraden. Auch Hashirama dachte oft an die sinnlosen Kriege zurück, doch den Uchiha ging es da nicht anders. Man konnte keiner Seite Vorwürfe machen, denn niemand war unschuldig und sie hatten alle mit demselben Preis bezahlt.

Es wurde Zeit zu verzeihen und einander zu vertrauen, anstatt sich ständig gegenseitig zu beschuldigen. Hashirama hatte genauso viel durch die Kriege verloren, aber er hatte verziehen – warum konnten es so viele andere nicht? Warum konnte es Tobirama nicht? Und warum musste sich sein Bruder in Dinge einmischen, von denen er nicht einmal wissen sollte. Er musste dringend mit Madara reden. Madara…den er seit der Versammlung nicht mehr gesehen hatte.

Abermals drehte er den Kopf in Richtung Fenster, wo es immer noch gewitterte…dann erhob er sich, ohne den Papierstapel auf seinem Schreibtisch noch eines Blickes zu würdigen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und weiter geht's! :D Komplett anzeigen

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