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Zwischen den Welten

von

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Seine Welt

Ich wusste nicht warum ich dieser verwöhnten Göre meinen Namen verraten hatte und warum ich ihr etwas von meinem Essen abgegeben hatte, obwohl sie von mir aus gerne die zwei Tage verhungern konnte. Doch lange konnte ich mir darüber sowie so keine Gedanken machen. Erstens musste ich John verständigen, damit er den Brief überliefern konnte, zweitens musste ich gleich zur Arbeit und drittens war ich sie morgen früh so oder so los. Schnell packte ich noch meine restlichen Sachen in die Tasche und verließ dann das Haus. Sie würde schon nicht abhauen, sollte sie den Knoten aufbekommen so würde ich ab heute nicht mehr Leonard heißen, falls das überhaupt mein richtiger Name war.
 

John traf ich zum Glück im ersten Gasthaus an. „Haste den Brief?“ fragte er und ich konnte sowohl riechen als auch hören wie betrunken er sein musste. Bei ihm war das nicht wirklich etwas neues. Also kramte ich ohne einen weiteren Kommentar den Brief aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch vor ihm. „Aha, wie hasse das hinbekommen?“ Tse, er wusste also das ich nicht schreiben kann. Trotzdem halst er mir diese Aufgabe auf, bestimmt hätte er sich auch noch gefreut, wenn ich es nicht geschafft hätte. „Na wie wohl!“ werfe ich zurück und weil ich weder Zeit noch Lust auf weitere Diskussionen habe verlasse ich schnellst möglich den Laden und mache mich auch schon auf den Weg zur Arbeit.
 

Meine Arbeit brachte mir nicht besonders viel ein, weswegen ich mich Johns Bande angeschlossen habe, um irgendwie über die Runden zu kommen. Das das ganze illegal war juckte mich relativ wenig. Schließlich war meine ganze Existenz illegal, da konnte ich wohl die ein oder andere Gesetzeswidrige Aktion starten. Pünktlich schaffe ich es noch bis zur Arbeit. Nun gut ich rede die ganze Zeit von Arbeit, eigentlich ist es aber nur Glück, ob ich am Ende des Tages wirklich an Arbeit gekommen bin oder nicht. Vorerst stelle ich mich einfach neben all die anderen und versuche so kräftig wie möglich auszusehen. Leider sind bei mir Kraft und Aussehen nicht ganz in Harmonie zueinander. Oft wird von mir also gedacht, ich wäre schwach, was zu meinem Nachteil wird.
 

Heute habe ich sogar Glück und werde am Nachmittag von einem der Landsleute angeheuert, einer seiner Arbeiter ist anscheinend kürzlich an einer Krankheit verstorben und bis er Ersatz findet muss jemand anderes seine Arbeit erledigen. Ich handele einen angemessenen Preis aus und mache mich auch sofort an die Arbeit. Es dämmert bereits als ich entlassen werde und man mir meinen Sold gibt. „Hier dein Geld! Du hast gute Arbeit geleistet!“ anscheinend habe ich heute eine Glückssträhne, denn nur wenige geben mir Lob geschweige denn den verlangten Preis für meine Arbeit. Also bedanke ich mich und gehe meiner Wege. Vielleicht würde er mich ja morgen wieder anheuern.
 

Auf dem Weg zurück läuft mir Eric über den Weg, auch er war an der Entführung beteiligt. Er schaute recht erleichtert, als er mich erblickt. „Was is?“ frage ich ihn also sorglos. „John! Er, er...“ Langsam werde ich hellhörig. Was ist passiert, dass der sonst so ernste Eric auf einmal keine Worte findet? Schon male ich mir das schlimmste aus. Leider liege ich damit gar nicht mal so falsch, denn, nachdem ich ihn beruhigen konnte, erzählt mir Eric, dass sich dieser Bastard betrunken wie er war hat schnappen lassen. Er wollte wohl den Brief über einen Laufburschen überbringen lassen, nur blöd, dass der für diese Information ne Stange Geld bekommen und ihn gleich verpfiffen hat. Jetzt sind er und der Brief wohl in den Händen der Regierung.
 

„Verdammt, was wenn er uns auch verpfeift! Was machen wir dann?!“ schreit Eric mich an als hätte ich darauf eine Antwort. Ehrlich gesagt bekomme ich es mittlerweile auch ein wenig mit der Angst zu tun. John hatte mich nie besonders gemocht bevor der auch nur den kleinsten Schmerz über sich ergehen lässt, plappert der alles aus. Er wird ihnen sagen, wo das Mädchen is… Scheiße ich muss sofort nach hause! Sobald meine Gedanken geschaltet haben renne ich los und lasse einen verzweifelten Eric am Boden zurück. Bei solchen Sachen kennt die Regierung keine Gnade. Die warten doch nur auf einen guten Grund, das ganze Dorf hier dem Erdboden gleich zu machen. Und jetzt werden sie bei meinem Haus anfangen!!
 

Kurz war ich erleichtert, als ich ankam und das Haus immer noch stand. Aber nur kurz. Ratlos fragte ich mich was ich als nächstes tun sollte. Sie wegschaffen? Bringt nichts! Sie werden trotzdem das Haus finden und es wird nicht lange dauern bis sie auch mich finden. Sie freilassen? Nein, dann rennt sie zu ihrem Vater und…!! Ich bemerke gerade wie sinnlos dieser Plan von Anfang an war. Sie wusste wo ich wohne, sie wusste wie ich aussah, solange sie in irgendeiner Weise existierte, schwebte ich in Lebensgefahr. Wieso hatte ich das nicht vorher bemerkt. Das ganze hier war zum Scheitern verurteilt, wir hatten das große Geld gesehen und all unsere Rationalität verloren. Warum sonst, durfte es bisher niemals Zeugen geben?
 

Es gab keinen anderen Weg um mein Leben abzusichern. Mein einziger Ausweg: Sie umbringen und nichts wie weg. Nichts führte drum herum. Also nahm ich mein Messer und legte es an ihrer Kehle an. Ein kleiner Schnitt und sie würde nie wieder einen Muks von sich geben. Sie fing an zu schreien, nur dass das nichts neues war. Ich hatte schon viele so schreien hören. Aber diesmal war etwas anders. Meine sonst so zielsichere Hand fing an zu zittern sich zu sträuben. Ich sah in ihre Augen und wusste wer sie war. Die beiden Personen, die ich bereits getötet hatte, waren mir völlig fremd gewesen und ich hatte die eine sogar nur aus der Ferne gesehen. Jetzt war es ein Mädchen, dessen Namen ich wusste, dessen Handschrift ich kannte, das sich gestern an mich klammerte, weil sie nicht allein sein wollte. Nie hätte ich gedacht, es wäre so schwer jemanden zu töten, wobei es doch nur eine einzige kleine Bewegung war.
 

Trotzdem musste ich es tun und das wusste ich. Ich atmete also tief ein, drückte das Messer leicht in ihre Haut und wollte mit einem Ruck durchziehen. Da traf mich ein stechender Schmerz in meiner Hand. Erschrocken musste ich ein Schwert entdecken, dass mein Hand durchbohrte und gerade wieder herausgezogen wurde. Klirrend fiel das Messer zu Boden und ich drehte mich langsam um. Hinter mir stand ein mit Rüstung bedeckter und mit einem Schwert bewaffneter Mann. Von der Klinge seines Schwertes tropfte Blut, mein Blut. Ohne, dass ich reagieren konnte, raste sein Schwert ein zweites Mal in meine Richtung. Ich konnte nichts dagegen tun, dass sein Schwert auch mein linkes Bein durchbohrte. Weglaufen wurde damit schier unmöglich.
 

Langsam breitete sich eine kleine Pfütze aus meinem Blut auf dem Boden aus. Schnell presste ich meine noch unverletzte Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen, doch es brannte nur und wollte trotzdem nicht aufhören. Hinter dem Mann tauchten zwei weitere ähnlich gekleidete bewaffnete Männer auf und ich merkte, dass meine Chancen schlecht standen. Verzweifelt taste ich mit meiner Hand nach dem Messer. Meine einzige Option: Das Mädchen als Geisel nehmen und irgendwie hier raus. Doch auch diese Option wird mir genommen, als der Mann einen Schritt nach vorne macht und sich auf mein Klappmesser stellt. Mein Gehirn rattert, aber ich finde so schnell keinen Ausweg und versuche aus welchem Grund auch immer mich hinzustellen. Nicht einmal das schaffe ich und auf einmal verschwimmt mein Blick.
 

„Schnell kommen sie da weg!“ „Sie sind jetzt in Sicherheit!“ Das letzte, was ich sehe ist, wie sie von mir weggebracht wird. „Los bringt sie weg hier! „Sehr wohl!“ „Und was machen wir mit ihm!“„Den nehmen wir auch mit, obwohl es eigentlich keinen Unterschied machen wird, wo er stirbt, aber wir müssen uns an die Regeln halten und ihm einen fairen Prozess bieten, nicht wahr?“ Gelächter ist das letzte, was ich vor einem durchgehenden Piepen höre, bis ich vollkommen bewusstlos werde.



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