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Sanfte Sehnsucht

von

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Verfolgt

Jodie zog den braunen Mantel enger um ihren Körper. Der Wind peitschte ihr blondes Haar in ihr Gesicht. Sie strich sich die Strähnen aus dem Gesicht. Das Wetter in Japan spielte momentan verrückt. Tags zuvor war es noch relativ warm, doch jetzt lachte ihr das Wetter ins Gesicht. Warum konnte es nicht einfach einheitlich bleiben? Zumindest hätte sie dann eine Sorge weniger. Kaum hatte sie sich für ein Outfit entschieden, musste sie es wieder wechseln. Entweder sie war viel zu warm angezogen oder sie trug zu wenig und würde frieren. War sie mit dem Wagen unterwegs oder arbeitete direkt im Büro konnte sie das kurzzeitige Frieren ertragen. Musste sie allerdings eine längere Zeit draußen arbeiten, mögliche Personen beschatten oder Orte beobachten, wollte sie nicht frieren und schon gar nicht wollte sie schwitzen ohne Ende.

Jodie ging zu ihrem Wagen. Ihr Parkplatz befand sich glücklicherweise in der Nähe ihrer Wohnung, sodass die morgens immer nur wenige Meter hinter sich bringen musste. Auch am Abend war ein naher Parkplatz von Vorteil. Sie konnte schnell zurück in die Wohnung und im Falle einer Verfolgung oder eines Angriffs schnell fliehen. Ihren Wagenschlüssel hielt sie bereits in der linken Hand in der Manteltasche und behielt ihre Umgebung im Auge. Als FBI-Agentin wurde sie vor einiger Zeit enttarnt und trotzdem gab es keinen Anschlag auf ihre Wenigkeit – zumindest wenn man die Scharade von Vermouth beiseiteließ. Wie oft die blonde Schauspielerin wohl noch in der Rolle der FBI-Agentin glänzte? Wusste Jodie überhaupt von allen Malen in denen sie nachgemacht wurde? Allein bei dem Gedanken fuhr Jodie ein kalter Schauer über den Rücken. War sie so einfach nachzumachen? Fiel es wirklich keiner Person auf? Bei Zivilpersonen konnte Jodie es noch verstehen, aber FBI-Agenten und ihren Freunden oder näheren Bekannten hätte es auffallen müssen. Andererseits war auch schon Camel auf das Schauspiel hereingefallen. Wäre es nur bei dem einen Mal geblieben oder bei einem zweiten…aber Jodie hatte das Gefühl, dass es bei Weitem häufiger gewesen war. Die Agentin schüttelte den Kopf. Sie durfte nicht daran denken, durfte sich nicht von Vermouth fertig machen und in die Irre führen lassen. Seit sie Vermouth in Aktion sah, hatte sie das Blitzen in ihren Augen gesehen. Vermouth wollte sie unbedingt unter den Toten sehen und sie ließ keinen Zweifel daran, alles zu tun was dafür nötig war. Sie hassten einander und freuten sich, wenn der andere einen Fehler machte. Jetzt ertappte sie sich wieder dabei wie sie an Vermouth dachte. Jodie musste die Frau eindeutig aus ihren Gedanken verbannen. Es war nur so schwer. Egal was Vermouth tat, Jodie fühlte sich danach nicht so Selbstbewusst wie sie eigentlich sollte. Nach außen hin zeigte sie die Verletzung nicht, aber im Inneren brodelte es richtig.

„Jetzt denk nicht daran“, sagte Jodie zu sich selbst und öffnete die Tür ihres Wagens. Sofort stieg sie ein und steckte den Schlüssel in das Zündschloss. Kaum dass der Motor des Wagens lief, spürte sie den warmen Dunst der Heizung auf ihrem Körper. Jodie lockerte ihren Mantel und schob das Handy in die dafür vorgesehene Halterung der Freisprechanlage. Erst da fiel ihr der briefähnliche Icon auf der oberen Seite des Displays auf. Jodie drückte mit dem Finger darauf.

Du wirst von Bourbon verfolgt. Achte auf denen Weg.

Irritiert sah Jodie auf die Kurzmitteilung. Verfolgt? Die Agentin sah mehrfach von einer Seite zur anderen. Dabei hatte sie extra auf ihre Umgebung geachtet. Ein Verfolger war ihr allerdings entgangen. Doch woher wusste er, dass sie verfolgt wurde? Verfolgte er sie ebenfalls oder war das nur ein guter Rat? Außerdem warum sollte ausgerechnet Bourbon so verfolgen? Sie standen auf der gleichen Seite und konnten füreinander nützlich sein. Jodie runzelte die Stirn. Es brachte nichts sich darüber Gedanken zu machen. Jodie warf einen kurzen Blick nach hinten ehe sie mit dem Wagen aus der Parklücke ausscherte. Jetzt war es an ihr. Sie durfte nicht zu auffällig sein und aus ihrem Muster fallen. Aber irgendwas musste sie sich einfallen lassen. Ursprünglich wollte sie zur Villa der Kudos. Aber nun war es nicht ratsam einen möglichen Verfolger mitzubringen. Jodie musste schnell eine alternative Route finden. Das Klingeln ihres Handys riss sie aus den Gedanken. Wieder war eine Kurzmitteilung eingegangen. Jodie drosselte das Tempo und blieb an einer roten Ampel stehen. Dort drückte sie auf das Icon am Handy.

Fahr zur Bäckerei in der Nähe des American Diner und hol für das Frühstück Brötchen. Mach dich danach ohne Umwege auf den Weg zu James.

Jodies Irritation wuchs. Woher wusste er nun, dass sie sich Gedanken über eine Alternative machte? Es war schon fast unheimlich. Seine Idee war allerdings gut. Vor geraumer Zeit hatten sie einen American Diner mitten in Tokyo gefunden. Direkt in dessen Nähe lag eine Bäckerei die amerikanische Spezialitäten anbot. Ab und an holte aßen sie dort und besprachen einige Punkte.
 

***
 

Jodie stieg aus dem Wagen und nahm die Tüte der Bäckerei. Sie sah zum Wohnkomplex in dem James seit einigen Monaten wohnte. Der Treffpunkt war eine gute Idee. Vom Treppenhaus kam man direkt in den Keller sowie in die Tiefgarage und konnte von dort verschwinden. Es gab verschiedene Ausgänge und egal was Bourbon tat, er konnte sie nicht alle gleichzeitig beobachten. Und aus irgendeinem Grund war sich Jodie sicher, dass der Mann dieses Mal alleine arbeitete. Jodie steckte das Handy noch schnell ihre Manteltasche und machte sich auf den Weg zur Haustür. Bei den Klingeln musste sie wenige Sekunden warten und fuhr anschließend mit dem Aufzug in die siebte Etage. Jodie schlenderte auf James‘ Wohnung zu. Sobald sie klingeln wollte, wurde die Tür geöffnet und ihr Chef ließ sie rein.

„Morgen.“

„Guten Morgen, Jodie.“ James lächelte. „Die Anderen warten bereits im Wohnzimmer.“

Jodie nickte, schlüpfte aus ihren Schuhen und folgte James in das Wohnzimmer. Die Wohnung war teilweise sehr spartanisch aufgebaut. James besaß alle notwendigen Möbel, aber weder Fotos noch Dekoration standen in den Räumen. Ein Vorteil den er zumindest beim Putzen hatte. Außerdem konnte es ihm Jodie nicht verübeln. Manchmal flog der ältere FBI-Agent mehrmals im Monat in die Staaten zurück. Und bei dem, was die Organisation tat, konnte man nie wissen, ob die Wohnung bei der Heimkehr noch immer stand. Außerdem konnten die Vorgesetzten in Amerika auch entscheiden, dass James dort blieb.

„Morgen“, sagte sie zu den anderen beiden Agenten. Ohne es wirklich geplant zu haben, musterte sie Akai. Er gefiel ihr besser, wenn er unter seiner richtigen Identität vor ihr stand und nicht als Subaru Okiya. Subaru Okiya und seine Handlungsweise waren Jodie schon von Anfang an suspekt – eigentlich erst seit sie wusste, wer er war. Okiya war nett und zuvorkommend. Er war das komplette Gegenteil von Shuichi. Und dennoch bewunderte sie ihn für die Fähigkeit, sich so schnell in eine neue Persönlichkeit einzufinden. Shuichi spielte ihn perfekt. Manchmal zu perfekt. „Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass mich Bourbon verfolgt?“, wollte sie sogleich wissen. „Er ist doch auf unserer Seite.“

„Eigentlich schon“, sprach der Agent. „Bourbon wird momentan von der Organisation beobachtet. Rum ist wohl mit seinem Vorgehen nicht einverstanden, möglicherweise ist auch seine Tarnung in Gefahr. Bourbon muss jetzt handeln und braucht für den Notfall einen Trumpf im Ärmel.“

„Und das sollst du sein?“

„Das wäre nicht undenkbar.“ Akai fixierte sie mit seinen tiefgrünen Augen. „Bourbon weiß, dass ich am Leben bin und behält es für sich. Wir wissen alle, dass es zu seinem Plan gehört. Aber, im Falle dass ihn die Organisation unter Druck setzt, könnte er meine weitere Anwesenheit auf Erden verraten. Aber Behauptungen kann jeder Aufstellen, daher muss er herausfinden, wo ich mich momentan aufhalte. Durch das Schauspiel von Yusaku Kudo konnten Subaru Okiya und Shuichi Akai gleichzeitig an zwei Orten agieren. Solange meine verdeckte Identität weiter aufrecht erhalten bleibt, sollten wir ihn nicht auf eine Fährte führen.“

Jodie nickte verstehend. Und wenn dann noch heraus kommt, dass ein anderer Okiya darstellte…er wird alles daran setzen um herauszufinden, wer diese Person war.“ Teilweise sprach Jodie schon mit sich selbst. „Und dann geraten die Kudos in das Visier der Organisation.“

„So sieht es aus. Solange von Bourbon keine Sicherheit ausgeht, treffen wir uns nur noch hier oder an einem anderen sicheren Ort. Ich habe da schon etwas im Auge. Spätestens heute Abend schicke ich euch eine Liste mit allen Örtlichkeiten.“

Jodie war nicht überrascht, dass er bereits vorab alle möglichen Lokalitäten auskundschaftete. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er nie ohne einen Plan B – manchmal auch C bis G – seine Wohnung verließ.



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