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Morgen vielleicht

Seto & Joey | Puppyshipping
von

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Epilog | Gehen

 

Joey klopfte nie. Er war einfach da, ohne Ankündigungen. Als wäre es selbstverständlich. Er war chaotisch und laut. Als wäre es selbstverständlich, dass niemand ihn ignorieren konnte.

Wenn er nicht mehr da war, dann klaffte da eine Leere.

Menschen glaubten, wenn sie erst einmal genug gearbeitet hätten, würden sie all ihre Träume erfüllen können. Die Leere füllen.

»Du hättest es nach mir benennen sollen. Joey-Wheeler-DuelMonsters-Schule, beste Schule des Landes, in Gedenken an den besten Duellanten und so.«

Seto verdrehte die Augen, während er den Schotterweg entlangschritt.

»Sie heißt Domino Duell-Akademie.«

»Ich weiß. Wie öde.«

Sie glaubten, sie könnten die Dinge, die sie heute versäumten, morgen erledigen.

»Mmmh. Du bist also so ein Idiot, der seine Kinder auf so eine Schule schickt.«

»Es ist Mokubas Tochter. Er ist der Idiot.«

Dass sie übermorgen nichts mehr in ihrem Leben bereuen müssen.

Er kniff die Augen zusammen, schwieg. Da war das Rauschen der Baumkronen, ein Eichhörnchen, das den Stamm entlangjagte. Seto schritt an Namen und Daten vorbei.

»Ich habe dafür gesorgt, dass sie die Maschinen abstellen.«

Joey lächelte.

»Ich weiß. Und du hast dein Versprechen gehalten. Tristans Gesicht, als du sie alle zum Döneressen eingeladen hast. Ich dachte echt, ich verrecke.«

Seto hob die Augenbraue und Joey brach neben ihm in Lachen aus.

»Alter, der war gut«, japste er.

Menschen glaubten, Zeit heilt alle Wunden, aber er war der Ansicht, das war ein Irrglauben. Zeit allein heilte so gut wie eine Brausetablette oder eine Überdosis an Schmerzmitteln.

»Ich habe deine Beerdigung verpasst«, sagte er und betrachtete den Grabstein, gegen den Joey gelehnt stand.

Zeit half nichts oder betäubte eine Weile, aber irgendwann brach die Leere herein und riss einen mit sich.

»Schon okay«, erwiderte er mit einem Schulterzucken und grinste dann, als hätte er ihm einen verdammt genialen Streich gespielt. »Ich werde ja auch deine verpassen.«

Joeys Humor war schon immer fragwürdig.

Er glaubte, es war nicht die Zeit oder Tabletten oder Reichtum, was die Wunde heilte.

»Du wärst heute 25 Jahre alt geworden«, sagte er und schaute in den Himmel, weg von den Daten und dem Namen im Stein. Es war einer dieser eiskalten, aber sonnigen Wintertage. Er zog den Mantel enger.

»Joah, stimmt.«

Es war ein Unfall gewesen. Aber wäre Joey nicht dort gewesen, hätte er ihm nur an diesem einen Abend gesagt, er solle bleiben. Oder wäre er früher vom Büro nach Hause –

»Aber«, hätte Wheeler geantwortet und wäre sich mit einer Hand durch seine blonden Strähnen, »du, ich muss jetzt, Geldsack. Du solltest auch lieber nach Hause. Lass die anderen nicht unnötig warten.« Und dann hätte er übertrieben breit gegrinst.

Morgen vielleicht würde er es sich verzeihen, war einer seiner letzten Gedanken, bevor er wusste, dass er es akzeptiert hatte. Dass manche Wunden immer nur zu einer Narbe verblassen würden. Dass manche Entscheidungen das Leben durchschnitten. Dass manche Menschen eine Leere hinterließen.

Er drehte sich um und ließ Joey gehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  jyorie
2017-04-04T11:30:16+00:00 04.04.2017 13:30
Hey, ☕

Seto klingt sehr viel ruhiger und ausgeglichener als in den anderen Kapiteln. Und das was man so am Rande von der Duell-Academy mitbekommt, das hört sich doch danach an, als wenn Seto wohl nicht nur einen Wunsch von Joey ausgeführt hätte, wenn er sogar den Traum von der Schule wahr gemacht hat.

Joey klingt im Gespräch mit Seto auch anders. Weicher, versöhnlicher. Ich glaube das es Seto jetzt wohl geschafft hat seinen Frieden mit Joey (bzw. mit sich selbst) zu machen.

Viele Grüße, Jyorie

Antwort von:  Jaelaki
07.04.2017 23:00
Hallöchen! : )
Das stimmt wohl. Er hat akzeptiert, was passiert ist – auch, wenn es da immer diesen leisen Schmerz geben wird, es wird in zukünftig nicht mehr verschlingen. Die Wunde bleibt sichtbar als Narbe ... aber es ist keine klaffende, lebensbedrohliche Wunde mehr ... : )

Richtig, so sehe ich es zumindest auch. : )
~LG Jaelaki
Von:  Onlyknow3
2017-04-03T17:50:16+00:00 03.04.2017 19:50
Dann hatte ich also recht damit das Joey ein Geist ist der sich auch nach seinem Tod noch um Seto sorgt.
Ob er jetzt ruhe findet, ob er jetzt wirklich gehen kann zu seiner letzten ruhe?
Schön wäre es, wenn auch Seto seinen Frieden damit macht das er Joeys Tod nicht hatte verhindern können.
Mir hat die FF so gefallen, so was könntest du öfter schreiben wenn du Zeit dazu hast.
Mach weiter so, freue mich auf das endgültige Ende morgen.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Jaelaki
07.04.2017 23:03
Also für mich war Joey ab dem 2. Kapitel nur noch in Setos Vorstellung da.
Ich persönlich würde es auf Setos Schuldgefühle zurückführen und sein Weigern, das Geschehene als gegeben zu akzeptieren. Er ignoriert seinen Schmerz, flüchtet sich in Arbeit (und damit vor der Realität), bis er allmählich den Bezug dazu verliert. Als ihm langsam klar wird, dass er Joey nicht zurückbringen kann, fällt er in eine depressive Phase.
Danke, das freut mich wirklich! : )
Ich werde sehen, was mir zu den beiden noch so einfällt. Wobei ich momentan eher den Fokus auf mein Original lege und »Was wir sind«. Aber zwischendurch kann so ein Projekt ja immer mal wieder frischen Wind reinbringen. : )

~LG Jaelaki
Von:  Chaoskid
2017-04-03T16:07:20+00:00 03.04.2017 18:07
Hm...
Irgendwo ab dem dritten Kapitel oder so hab ich ja geahnt auf was es hinauslaufen wird. Trotzdem bin ich am Ende ziemlich nah an den Tränen gewesen. Mag daran liegen, dass Joey einfach mein Liebling ist..

Wie immer mag ich deinen Schreibstil einfach gerne. Das du im letzten Absatz die Perspektive wechselt ist erstmal irritierend, aber total logisch. Nachdem mit bewusst geworden ist, dass das der Augenblick war in dem Seto es akzeptiert hat... Pfft.

Deine Umsetzung eines so schwierigen Themas ist echt gut geworden. Die Charaktere bleiben dabei sie selbst.

Du hast meine Hochachtung.

Liebe Grüße Chaos
Antwort von:  Jaelaki
03.04.2017 19:00
Ich denke, durch die ganzen Zuordnungen hier war das ziemlich offensichtlich. Ich wollte auch niemanden vor den Kopf stoßen, man weiß ja nie, ob ein Leser gerade jemanden verloren hat o.Ä. und da möchte ich wirklich niemanden triggern.
Aber super, wenn es erst ab dem dritten war – wäre es später gewesen wäre es auf Dauer zu verwirrend gewesen, nehme ich an ...

Dankeschön! Das freut mich. : )
(Wobei nicht die Perspektive per se gewechselt wird. Ist ja weiterhin aus Setos Sichtweise, aber ich weiß, was du meinst.) : )

Dankeschön! <3
~LG Jaelaki
Von:  Koinu
2017-04-03T14:10:49+00:00 03.04.2017 16:10
Als Nachtrag sehr süß und ich mag die FF wirklich sehr. <3
Allerdings bin ich mit dem letzten Absatz und Text von Joey irgendwie überhaupt nicht zufrieden. Ich glaube das liegt an den Satzkonstruktionen. Ich glaub da solltest du noch mal ein Auge drüber schweifen lassen. Wie "hätte" Joey plötzlich dinge gesagt?
Dieser Sprung ist für mich sehr irritierend. Da Seto ihn quasi die ganze Zeit sieht und sich mit ihm unterhält ist es komisch, dann im "hätte" zu reden. Weiß nicht ob das wirklich so beabsichtigt ist. (Vielleicht im Eifer des Gefechts übersehen?)

Ansonsten finde ich deine Dialoge immer sehr toll, da sie nicht steif sind sondern sehr fluffig und locker und vor allem kein 0815. <3 Kann bitte jemand ein FanArt von Seto beim Döneressen zeichnen mit dem lachenden "Geister-Joey"? ö^ö

Ich freue mich mehr von dir zu lesen und warte gespannt auf den "zweiten Epilog" und wenn es bei "Was wir sind" weiter geht <3<3
Antwort von:  Jaelaki
03.04.2017 18:55
Hey! Danke dir! Das freut mich sehr! : ) <3
Tatsächlich ist in diesem Absatz Konjunktiv II beabsichtigt. Das ist nämlich der Moment, in dem Seto endgültig Joeys Tod akzeptiert (und damit eben auch, dass Joey nicht mehr da ist, er sich also nicht wirklich mit ihm unterhalten kann, sondern nur in seiner Vorstellung) ... ich hoffe, das macht nicht nur Sinn in meinem Kopf. x'D

Vielen Dank. : ))
Natürlich! Sehr gerne, würde mich freuen! Verlink das doch dann bitte hierher, damit ich es auch ja nicht übersehe! ; )

<3
Epilog II kommt dann morgen. Und »Was wir sind« geht am Wochenende weiter. : )
~LG Jaelaki
Von:  Schwarzfeder
2017-04-03T14:06:42+00:00 03.04.2017 16:06
Darf ich dich jetzt hassen? So ein bisschen sehr?
Woah~ ich bin grade soooooooo~ durch 😭😭😭

So schön und traurig und fürchterlich. Wieso tut man sich das eigentlich an? Wieso liest man das und warum schreibst du so schrecklich schöne Sachen?
Ich Wein jetzt erst einmal eine Runde in mein Kissen (ganz Teenager like, hab ich mir sagen lassen) und les dann heute Abend alles noch einmal in einem Rutsch x'D
Antwort von:  Jaelaki
03.04.2017 19:02
Ein bisschen ja. ; ))

Morgen kommt dann noch ein bisschen Süßes hinterher. Ich habe ja ein »Happy End« versprochen. Soweit das eben geht. ; )
Fühl dich also ein bisschen sehr getröstet. : ) <3
~LG Jaelaki


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