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Unter den Sternen segeln

von

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Wenn Traumflieger fliegen

Lied: Wenn Traumflieger fliegen aus dem Kindermusical 3 Wünsche frei

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* In einer Nacht auf dem Weg nach Zou*
 

Still, still, still, ganz still

senkt sich die Nacht hernieder.

Weit, weit, weit, so weit

zieh'n wir mit unseren Träumen.
 

Lysop träumte von seiner Mutter. Wie sie früher – bevor Bankina starb – gemeinsam vor ihrem kleinen Haus saßen, zu den Sternen hinaufsahen und sich an ihrem Strahlen erfreuten. Wie Lysop sich die Abenteuer seines Vaters auf hoher See ausdachte und sie dann fragte: „Glaubst du, Papa kann die gleichen Sterne sehen wie wir?“ Seine Mutter antwortete daraufhin immer mit „Ja. Bestimmt“, und sang ihm das Lied vom Fliegen vor …
 

Wenn Traumflieger fliegen,

kann es geschehen,

dass die Zeiger der Uhren sich andersrum drehen.

Wenn Traumflieger fliegen,

dann schläft die Zeit.

Ein Traum bleibt kein Traum,

er erwacht und wird Wirklichkeit.
 

Und noch immer hatte Lysop ihre klare Engelsstimme im Kopf und stellte sich vor, sein Vater würde an ihn denken, wenn er in den das Meer überspannenden Nachthimmel schaute.
 

Noch etwas benommen vom Alkohol wankte der Schütze über das Deck der Going Ruffy. In der Nähe der gigantischen Ruffy-Gallionsfigur konnte er Franky, Robin und Law ausmachen, die sich in einer gemütlichen Runde über das wahrscheinlich letzte Fass Bier hermachten. Robin kicherte ihm entgegen, als Lysop in ihre Richtung stolperte.

„Solltest du nicht deinen Rausch ausschlafen?“, fragte sie und belächelte seinen uneleganten Versuch, sich elegant zu setzen.

„Ein 200-Millionen-Berry-Mann kennt keine Zu-Bett-geh-Zeiten, Robin.“

Franky gab ein verächtliches Schnauben von sich. „Sag schon!“, maulte er. „Was hast du auf Dressrosa gemacht, dass dich die Marine für eine so große Nummer hält?“

„Tja.“ Lysop grinste seinen Kameraden unheilverkündend an. „Ich habe … ihnen die geballte Wucht meiner grenzenlosen Kraft vor Augen geführt!“ Mit einer theatralischen Bewegung warf er seine Arme in die Luft und ließ sich von dem Schwung nach hinten fallen.

„Du hast mit ein paar Topfpflanzen um dich geschmissen, dich von Trébol verprügeln lassen und ein kleines Mädchen zu Tode erschreckt“, beurteilte Law die geballte Wucht seiner grenzenlosen Kraft.

„Ich habe quasi die ganze Insel befreit, als ich das kleine Mädchen zu Tode erschreckt habe.“ Lysop reckte seine Finger zum Victory-Zeichen in die Luft. „Zwei mal.“

Robin kicherte erneut, während der Cyborg nur murrend an seinem Krug nippte.

Ein ruhiger Wind umgarnte die Runde und unzählige Sterne sendeten ihr Licht herab.

Sterne …

„Hey“, erhob Lysop das Wort, noch immer auf dem Deck liegend. „Hab ich euch jemals von meinem Vater erzählt?“

Ein Nein in Form von unruhigem Raunen seitens der drei Angesprochenen kam als Antwort.

„Echt nicht?“ Der Schwarzhaarige setzte sich wieder schwungvoll auf. „Mein Vater“, begann er mit überschwänglichem Stolz in der Stimme, „ist vor Jahren weggegangen, um Pirat zu werden.“

Die Geschichte, die nun folgte, klang wie eine seiner typischen Lügenmärchen: Ein Mann fuhr eines Tages aufs Meer hinaus, kämpfte an der Seite seiner Kameraden mit Mut und Tapferkeit um Ruhm und Ehre und zwang jeden Gegner in die Knie, der sich ihm entgegenstellte. Zugegeben: Das meiste entsprang tatsächlich Lysops Fantasie. Denn seit seiner Abreise vor langer Zeit kam von Yasopp nie ein Lebenszeichen, bis auf einige Steckbriefe, die Lysop einmal zufällig in die Hände fielen und die er behütete wie einen Schatz.

In Wahrheit hatte er keine Ahnung, wie es seinem Vater erging, was er so tat oder wo er sich herumtrieb. Vielleicht war er ja genauso ein Schisser wie sein Sohn oder ein Taugenichts, der zu nicht mehr zu gebrauchen war als zum Putzen und Gemüse Schnippeln. Ruffy hatte aus Lysop das Beste herausgeholt; dank seinem Käpt'n konnte er sich auf dem Meer verwirklichen. Aber wer wusste schon, ob Shanks das ebenso gelungen war?

Wer wusste, ob er nicht schon tot war?

„Moment“, unterbrach Law die Erzählung des Schützen. „Shanks? Etwa Rothaar Shanks? Der KAISER?!“

Der Angesprochene nickte bedächtig. „Ja.“

„Du bist mit einem der vier Kaiser bekannt?!“ Dem Arzt entgleisten sämtliche Gesichtszüge. Es war ein ungewohnter Anblick, den sonst so ruhigen, mürrisch dreinblickenden Mann derart geschockt zu erleben.

Franky grinste ihn breit an. „Ja. Na ja, weißt du, dieser Kerl“, der Cyborg machte eine ungeschickte Handbewegung, die alles Mögliche bedeuten konnte und vermutlich auf den Alkoholgehalt in seinem Blut zurückzuführen war, „hat Ruffy diesen Strohhut geschenkt und ihm das Leben gerettet.“

„Er hat unseren Käpt'n dazu bewegt, Pirat zu werden“, fügte Robin bei.

Eine hitzige Diskussion entfachte, die eigentlich mehr eine Aufzählung all der Dinge war, die die drei Strohhutpiraten über den berühmten Mann im Laufe ihres Lebens erfahren hatten. Law lauschte mit Staunen und einem Hauch von Bewunderung.

Und inmitten all der Informationen wurde Lysop bewusst: Niemand, der so einem Kaiser unterstand, war ein Taugenichts. Und schon gar nicht konnte ein Taugenichts ein Crewmitglied des zukünftigen Königs der Piraten zeugen.
 


 

***
 

*Zur selben Zeit: eine Party auf der Red Force irgendwo auf dem Meer*
 

Trunkenheit war wirklich ein Mysterium: Einer der stärksten Männer dieses Planeten konnte – wissentlich oder nicht – eine nahende Flotte der Marine übersehen, doch wollte man sich unbemerkt in seine Koje zurückziehen, hatte man gewiss seine volle Aufmerksamkeit.

„Seht euch diesen Langweiler an!“, stellte Shanks seinen Kanonier an den Pranger. „Noch nicht mal Dämmerung und schon will der pennen gehen.“

Zugegeben: Yasopp machte viel Scheiß mit seinem Käpt'n, eigentlich so ziemlich alles ab einem bestimmten Promillewert. Doch in klaren Nächten wie diesen holte ihn die Wehmut ein und würde er dabei Alkohol trinken, würde er sich in das Nonplusultra einer Heulsuse verwandeln. Immerhin hatte er einen Ruf zu verlieren.

Während die Crew auf Shanks Kommentar mit Buh-Rufen und Pfiffen reagierte, wandte sich Yasopp desinteressiert wieder dem Gehen zu.

„Schön, nicht? Die Sterne“, unterbrach die Stimme des Rothaarigen sein Vorhaben erneut. Er hatte seinen Blick nach oben gerichtet und blickte ins hell erleuchtete Universum. Shanks wusste um die Gefühle seines Kameraden und die Bedeutung des Sternenhimmels bescheid. Er kannte ihn fast besser als sich selbst. „Sie wirken so nah. Als ob man einfach hinfliegen könnte.“

Fliegen ...

Augenblicklich kam Yasopp wieder das Lied in den Sinn, das Bankina einst auf einer Sommerwiese sang und er sie heimlich dabei beobachtete …
 

Klein, klein, klein, ganz klein

werden all' uns're Sorgen.

Frei, frei, frei, so frei

fliegen wir dann in den Morgen.
 

Wenn Traumflieger fliegen,

kann es geschehen,

dass die Zeiger der Uhren sich andersrum drehen.

Wenn Traumflieger fliegen,

dann schläft die Zeit.

Ein Traum bleibt kein Traum,

er erwacht und wird Wirklichkeit.
 

„Hey.“ Shanks hatte sich längst wieder einen vollen Krug besorgt und lehnte nun mit unnatürlich ernster Miene an die Reling. „Wie hieß dein Sohn nochmal?“

„Lysop“, gab der Schütze verwundert zurück und registrierte mit Entsetzen den nachdenklichen Blick, mit dem sein Chef in das Bier starrte.

„Hat er“, der Kaiser kniff die Augenbrauen zusammen, als würde er die Antworten auf seine Grübeleien doch nicht wie erhofft in dem Getränk finden, „irgendwelche besonderen Fähigkeiten?“

„Was denn für besondere Fähigkeiten?“

„Na ja, was … göttliches zum Beispiel.“

„Göttlich?“ Würde Yasopp es nicht besser wissen, könnte man glatt meinen, der Käpt'n hätte den Verstand verloren. Aber das war – in den meisten Fällen – nur der Alkohol, der aus ihm sprach. „Wovon zur Hölle redest du?“

„Ach nix“ Der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern und nahm einen großzügigen Schluck. Er leerte seinen Becher in einer Geschwindigkeit, die auf jahrelange Trinkerfahrung zurückzuführen war und als er fertig war, war er wieder ganz der Alte.

„Weißt du was? Dein Sohn wird mal richtig groß rauskommen“, wetterte er mit Stolz und Enthusiasmus in der Stimme.

Obwohl Shanks ihn davon abhielt, in sein heißgeliebtes Bett zu gehen, grinste Yasopp ihn bei dieser Bemerkung an.

„Wie kommst du drauf?“, fragte er aus Neugier.

„Bauchgefühl. Reines Bauchgefühl.“



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