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The close Stranger

von

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nothing but hate

Er konnte kaum glauben, dass es bereits drei Jahre zurücklag.
 

Dieses Ereignis, welches er am liebsten aus seinem Leben verbannt hätte. Zu schmerzhaft waren die Erinnerungen an glückliche Momente, die er zusammen mit ihr verbracht hatte. Er war keineswegs der perfekte Ehemann gewesen und im nach hinein bereute er manche Dinge zutiefst, die er ihr angetan hatte. Eigentlich war er ein Mensch, den man nicht sehr schnell aus der Ruhe bringen konnte, doch wenn man es doch mal geschafft hatte, brach seine unbändige Wut umso mehr auf einen hernieder. Seine Eifersucht wandelte sich in Wut, aus seiner Wut wurde Hass und sein Hass bekam man als Schläge zu spüren. Und doch hatte sie es ertragen, hatte seine Tobsuchtsanfälle über sich ergehen lassen. Und als alles vorüber war, als er sich beruhigt hatte, hatte sie ihn nur stumm angesehen. Aus verweinten Augen, die so eine unnatürlich schöne Farbe besaßen, hatte sie ihn aus tiefer Traurigkeit angesehen und doch hatte ihr Blick zugleich so viel Liebe ausgestrahlt, was ihn jedes mal dazu getrieben hatte zu bereuen, sich selbst für seine Tat zu hassen.
 

Er kannte den Grund bis heute nicht, warum sie ihn nie verlassen hatte.
 

Vielleicht hatte sie ein zu großes Herz, als dass sie es über sich gebracht hätte. Womöglich liebte sie ihn zu sehr. Er wußte es nicht. Und doch war er dankbar dafür, dass sie an seiner Seite geblieben war.

Denn von seinen Aggressionen mal abgesehen, hatten sie ein gutes Leben gehabt. Sie war für ihn seine Sonne gewesen, sein Herz ging jedes mal auf, wenn sie gelacht hatte oder ihm auch bloß ein seichtes Lächeln schenkte. Er glaubte nicht an Gott, doch wenn es einen gab, dann musste er ihn unendlich hassen. Anders konnte er es sich nicht erklären, warum man sie ihm nehmen sollte.
 

Ihre Krankheit kam überraschend und war bereits so weit fortgeschritten, dass man sie nur schwer heilen konnte. Und erst ab diesem Zeitpunkt an, hatte sich angefangen sein Wesen zu ändern. Er hatte aufgehört zu Trinken, seine Aggressionen schwanden, wandelten sich mit zunehmendem Fortschritt der Krankheit in bittere Verzweiflung um. Er hatte alles versucht um sie zu retten, seine ganzen Ersparnisse hatte er für ihre ärztliche Kosten aufgebracht, alles hatte er für sie getan, ihr jeden Wunsch von den Lippen gelesen. Und nach etlichen Monaten, in denen er den Zerfall seiner Frau hatte mitansehen müssen, sich für sie in schwere Schulden gestürzt hatte, kam der Tag, an dem die Bank ihm keinen Kredit mehr geben und die Versicherung nicht mehr zahlen wollte. Die Ärzte fingen an, sich nicht mehr richtig um sie zu kümmern, anscheinend befanden sie sie bereits für tot, da ihr eine sehr geringe Überlebenschance diagnostiziert wurde.
 

Als sie schließlich starb, ging für ihn die Sonne unter und seine Welt stürzte sich damit in ewige Finsternis.
 

Durch seine Verzweiflung und der Trauer an seinem Verlust, versuchte er seinen Kummer in Alkohol zu ertränken. Und als auch das nicht mehr funktionierte, kehrte der Zorn und der Hass zurück.
 

Und auch nach drei langen Jahren war er nicht aus seinem Inneren gewichen. An machen Tagen machte er sich nur leicht bemerkbar, doch am heutigen war er besonders schwer. Denn heute jährte sich ihr Tod zum dritten mal und damit zerfraß der Hass seine Seele und sein Herz von neuem, stieß ihn in tiefste Schwärze, aus der er als Monster zurückkehrte, der alles und jeden am liebsten in Stücke reißen würde.

Er wollte sie am liebsten tot sehen, die Ärzte, die damals seiner Frau nicht helfen wollten, die Angestellten der Bank, die ihm keinen neuen Kredit geben wollten oder auch bloß der Kerl, der heute an der Kasse vorgedrängelt war, als Kakuzu sich auf dem Nachhauseweg einen Kaffee-to-go kaufen wollte.
 

Doch am allermeisten richtete sich sein Zorn auf seine verstorbene Frau, die ihn hier auf dieser Welt in seiner Einsamkeit einfach zurückgelassen hatte.
 

Und wie jedes mal, wenn sich ihr Tod jährte und er nicht wußte, wohin mit seinen Gedanken und seinem Hass, der ihn beinahe zu ersticken drohte, trieb es ihn aus seiner Wohnung. Wie in einem Rausch wanderte er dabei ziellos auf den dunklen Gassen und Straßen umher.

Die kühle Nachtluft schlug ihm ins Gesicht und auch wenn es ihn nicht kümmerte, wohin ihn seine Füße trugen, so wußte er doch, dass er nach einer Möglichkeit suchte, sich seinen Frust von der Seele zu laden.
 

Kaum jemand war zu so später Stunde noch auf den Straßen anzutreffen, erst recht nicht in dieser verwahrlosten Gegend, in der die dunklen Gassen und Ecken nur noch zwielichtiger erschienen. Die Nacht war klar und kalt und auch wenn beinahe eisige Temperaturen herrschten, so fror er nicht. Es war, als würde er glühen, als würde er in seinem Inneren einen Vulkan beherbergen, der nur darauf wartete, dass Kakuzu dessen Ausbruch zuließ.

Seine zu Fäusten geballten Hände zitterten, doch nicht vor Kälte, sondern vor aufgestauter Wut, die er nicht länger vermochte zurückzuhalten und die er am nächst besten, der ihm über den Weg lief, auslassen würde.
 

Als er um die nächste Ecke in eine Seitenstraße einbog und ihm ein Kerl mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze entgegenkam, war seine Chance greifbar. Absichtlich steuerte er ihn direkt an, wich dem Herannahenden nicht aus um diesen in der engen Gasse vorbeizulassen. Doch der Jüngere schien ihn zu bemerken und bremste ab, noch bevor sie drohten zusammenzuprallen. Dessen Kopf ruckte nach oben, helle Haut kam zum Vorschein, erschien im Mondlicht beinahe weiß. Aufmüpfig fixierte der Kleinere ihn mit seinen Augen, während sich dessen Mund zu einer unfreundlichen Grimasse verzog.
 

«Hast du keine Augen im Kopf? Geh mir aus dem Weg, Wichser!»
 

Kakuzu belächelte diese Worte bloß, was in seiner sonst so finsteren Miene wohl reichlich fehl am Platz wirkte. Der Kerl vor ihm hatte gar nicht mehr die Zeit, Kakuzus Verhalten zu hinterfragen, als er auch schon ausholte und seine Faust auf das Gesicht des anderen niederfahren ließ. Seine Knöchel fingen durch den harten Schlag an zu schmerzen und doch verschaffte es ihm tiefe Genugtuung zu sehen, wie der Typ durch die Wucht nach hinten fiel, auf dem Boden aufschlug und sich ächzend aufzurichten versuchte.
 

«Geht’s noch, Arschloch? Welcher Vogel hat dir denn in’s Hirn geschissen?»
 

Bedächtig ging Kakuzu auf den Kauernden zu, ließ seine Fäuste wieder und wieder auf den Jungen niedersausen, ließ seiner Wut freien Lauf, verfiel regelrecht in einen Rausch, in dem ihn niemand stoppen konnte, sich an diesem Kerl auszulassen. Er wollte ihn bluten sehen, genau so, wie er geblutet hatte als seine Frau gestorben war, er wollte ihn leiden sehen, genau so, wie er immer noch, jeden einzelnen Tag, litt, nicht fähig sich aus dem Sog dieser Spirale des Leides zu befreien, welcher ihn immer wieder in ihre Fänge nahm und weiter in die Tiefe zog.
 

Die anfänglichen Proteste des Jüngeren brachen ab, die Beleidigungen, die ihm an den Kopf geworfen wurden, minderten, bis er sich nach etlichen Schlägen und Tritten schließlich kaum noch wehrte, sondern sich stattdessen auf dem Boden nur noch wand vor Schmerz.

Und als er dann schließlich von ihm abließ, seine schmerzenden Fingerknöchel über und über befleckt mit Blut, sein hitziges Gemüt abgekühlt, regte sich der Jüngere gar nicht mehr. Nur noch ein bemitleidenswertes Wimmern war zu vernehmen. Die Atmung des Jüngeren ging flach, während Kakuzus hektischer nicht hätte sein können, als er sich ihm näherte, ihn am Kragen packte und auf Augenhöhe an die nächste Häuserwand drückte.
 

Kakuzus Verlangen nach Blut war inzwischen abgeklungen, sein Rausch beendet, sein Kopf leer, als wäre ein Sturm über ihn hinweggefegt. Sein Blick glitt über das geschundene Gesicht des Jungen, welches er nur zum teil betrachten konnte, da dieser den Kopf gesenkt hatte. Die helle Haut war mit blauen Flecken nur so bedeckt, ein Strom aus Blut trat aus einer Wunde an der Schläfe aus, ebenso wie es ihm aus Nase und Mund floss.
 

Kakuzu wartete.
 

Worauf wußte er selbst nicht. Auf einen jämmerlichen Laut? Einen flehenden Blick? Oder einfach nur auf irgendeine Reaktion?

Er hielt den Kleineren an Ort und Stelle fest und auch als einige Sekunden später nichts geschah, brummte er unzufrieden.
 

«Sag was!», forderte er ungeduldig.
 

Die Mundwinkel des Silberhaarigen zuckten, als hätten sie einen Witz vernommen, ehe sie sich nach oben schoben und blutbeschmierte Zähne preisgaben. Ein höhnisches Grinsen, welches noch besser zur Geltung kam, als der Kerl seinen Kopf langsam hob und ihm direkt in die Augen sah.
 

«War das schon alles?»
 

Kakuzu festigte seinen Griff, lachte innerlich über diesen Trottel, der die Dummheit besaß ihn weiter zu reizen. Doch wenn dieser noch weitere Schläge wollte, würde er sie ihm nicht verwehren.

Und doch stockte er kurzzeitig, als ihm die funkelnden Augen des anderen auffielen. Es war nicht der Blick an sich, was ihn einen Moment inne halten ließ, sondern vielmehr die unnatürliche Farbe seiner Irden und die ihn unweigerlich an vergangene Zeiten erinnern ließ. An Zeiten, in denen sein Leben noch nicht völlig Nichtig gewesen war und noch einen Sinn gehabt hatte.
 

Seine Finger ließen wie von selbst von dem Jüngeren ab, er wandte sich um, ohne sich eines weiteren Wortes zu bemächtigen und ließ den Geschundenen alleine zurück.
 


 

♦︎
 

Ein Tag wie jeder andere.
 

Abgeschuftet im undankbaren Job, um kaum seine anstehenden Rechnung bezahlen zu können, die ihn dieses sinnlose Leben, in dieser heruntergekommenen Wohnung, die in dieser Kloake das sich Wohnviertel schimpfte, zu ermöglichen.

Er hatte sich nach diesem einschneidenden Ereignis vor drei Jahren nicht mehr sehr viel aus seinem Leben gemacht. Hatte sich nicht mehr bemüht, mit anderen Leuten unnötig viel zu kommunizieren, geschweige denn Freundschaften oder dergleichen – die in seinen Augen nichts als Lügen waren – aufzubauen oder zu halten. Wenn man es so sehen wollte, vegetierte er in seinen gammligen vier Wänden vor sich her, hielt jeden Kontakt mit der Außenwelt von sich fern. Abgedunkelte Fenster, zugezogene Vorhänge waren bei ihm Standard, ebenso wie herumliegende leere Flaschen, bei denen er einfach nicht die Lust oder die Notwendigkeit verspürte, sie wegzuräumen. Denn lieber vergeudete er seine Kraft und Zeit dafür, stundenlang grübelnd vor sich hin zu starren, sich die Hucke voll zu saufen oder sich einfach nur zu bemitleiden und die Welt für sein Unglück verantwortlich zu machen.
 

Und er fragte sich, warum er sich nicht schon längst die Kugel gegeben hatte.
 

Ein Klopfen ließ ihn aus seiner Starre fahren und auch wenn er sich für gewöhnlich für unwillkommene Besucher gar nicht erst die Mühe machte aufzustehen und an die Tür zu gehen, sondern sie einfach ignorierte bis sie von alleine verschwanden, raffte er sich dieses mal doch auf und öffnete eher desinteressiert die Tür einen Spalt.
 

Sein Blick wurde sogleich wacher, seine Sinne, die bisher in einem stand-by ähnlichen Zustand verweilt waren, schärften sich, als er den Jungen erkannte der vor seiner Haustür stand. Dessen Gesicht sah noch immer übel aus, auch wenn inzwischen fast zwei Wochen vergangen waren. Mit ausdrucksloser Miene stand dieser da, stumm, als würde er auf eine Reaktion seinerseits warten.

Die Frage, wie der Silberhaarige ihn gefunden hatte, war allgegenwärtig und doch ergab es für ihn keinen Sinn, warum man seinen Peiniger aufsuchen sollte. Denn anschwärzen wollte er ihn wohl augenscheinlich nicht, andernfalls hätte er doch gleich die Bullen mitgebracht. Auch wenn Kakuzu dieses Szenario auch nicht sonderlich kümmern würde, sondern es einfach mit einem Schulterzucken hingenommen hätte.
 

Es gab so weniges, das ihn noch in irgendeiner Weise etwas bedeutete.
 

«Wie hast du mich gefunden?»
 

Statt einer Antwort hielt der Jüngere einen Gegenstand hoch, den er schnell als seinen Geldbeutel identifizierte und den er seit geraumer Zeit vermisste. Wieder ein solch überaus witziger Streich, der ihm das Leben spielte. Erst hatte er seine ganzen Karten sperren müssen, hatte sich um neue bemühen müssen, hatte dem wenigen Bargeld nachgetrauert, welches er zu verloren geglaubt hatte und nun servierte ihm dieser Junge, den er beinahe krankenhausreif geprügelt hatte, sein Hab und Gut wie auf einem Silbertablett und strafte seine ganzen Mühen umsonst.
 

Kakuzu riss ihm den Geldbeutel aus der Hand, durchsuchte ihn misstrauisch und war kurz darauf erstaunt, dass noch alles an seinem Platz zu sein schien.
 

«Danke. Und nun verpiss dich!»
 

Er wollte die Tür zu knallen, als sich ein Fuß dazwischen schob.
 

«Warte. Wir sind noch nicht fertig.»
 

«Doch das sind wir. Außer du bist scharf auf eine weitere Tracht Prügel.»
 

Zu Kakuzus Erstaunen schien seine Drohung den Jüngeren nicht abzuschrecken. Und wenn er es sich genau überlegte, war ihm das Verhalten des Jungen damals schon seltsam erschienen, nur hatte er dem in diesem Moment keine weitere Beachtung geschenkt. Er hatte das blutige Grinsen nicht vergessen, wie auch nicht die Worte, die dieser von sich gegeben hatte. Jeder normale Mensch hätte ihn angefleht losgelassen zu werden, vor Schmerzen gejammert oder seinetwegen auch geheult, doch niemand hätte in so einer Situation weitere Peinigung provoziert.
 

«Und wenn ich genau deswegen hier bin, Wichser?» Seine Stimme; keine Spur von Spott, sein Gesichtsausdruck; todernst.
 

Und Kakuzu fing an zu glauben, dass dieser Kerl nicht nur lebensmüde war, sondern auch irre.
 


 

♦︎
 

Und doch hatte ihn diese Tatsache nicht davon abgehalten, den fremden Kerl in seine Wohnung zu lassen. Sowie auch nicht, ihm das zu geben, weswegen er zu ihm gekommen war. Erst hatte er noch geglaubt, dass der Silberhaarige nach den ersten Schlägen das Weite suchen würde und es sich hierbei nur um einen überaus dummen Scherz handeln würde. Doch wie fest er auch zuschlug, wie kraftvoll er auch ausholte, der Jüngere blieb, ließ es über sich ergehen. Auch wenn dies wohl die falsche Beschreibung war, denn er schien die Schläge regelrecht zu ersehnen, sich nach dem Schmerz zu verzehren und ihn zu geniessen.
 

Kakuzu war es egal und irgendwo auch ganz recht, denn für ihn war es eine geeignete Möglichkeit seinen Frust herauszulassen, welcher er andernfalls nur weiter in sich hinein gefressen hätte, bis dieser schließlich irgendwann wieder drohen würde unkontrolliert aus ihm zu brechen.
 

Und als die Schläge endeten, kehrte die Stille zurück, in der der Junge nur noch keuchend in seinem Wohnzimmer auf dem Boden lag. Schwer raffte sich dieser auf, humpelte mehr, als dass er lief und verließ seine Wohnung ohne ein weiteres Wort.

Und doch stand er kaum eine Woche später wieder vor seiner Tür und Kakuzu hielt ihm bloß stumm die Tür auf, damit er eintreten und sich ihr Spiel wiederholen konnte.
 

Auch wenn er diesen Kerl kaum kannte, so verschafften ihm ihre Treffen Befriedigung. Sie redeten dabei kaum, schließlich waren sie nur zwei Fremde, die sich nichts zu sagen hatten.
 

«Warum machst du das? Warum kommst du immer wieder, wenn du doch weißt, was dir blüht?» Hatte er ihn dann doch einmal gefragt, einfach weil er den Grund nicht verstand, warum sich jemand so etwas antat.

Dann hatte ihn der Jüngere bloß angesehen, so als würde ihn diese Frage überraschen. Er hatte wohl angenommen, dass seine Beweggründe offensichtlich wären.
 

«Aus dem selben Grund, aus dem du mich immer wieder herein lässt.» Hatte er geantwortet, als er an ihm vorbei ins Wohnzimmer schritt, sich dabei seine zerschlissene Kapuze vom Kopf zog. Und als Kakuzu nicht reagierte, drehte er sich zu ihm um, mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen.
 

«Weil ich es brauche.»
 

Und erst da begriff Kakuzu, dass nicht nur er kaputt war, dass er nicht der einzige war, den das Leben gezeichnet hatte, dem etwas schlimmes widerfahren war, sondern dass es noch weitere gab wie er. Es war tröstlich zu wissen, dass nicht nur er glaubte, einsam und verloren auf dieser Welt zu wandeln.
 

Er fühlte sich dadurch verbunden mit diesem Jungen, auch wenn sie bloß fremde waren.
 

Die Wochen verstrichen und mit der Zeit gewöhnte er sich an diesen seltsamen Jungen, der ihn wöchentlich aufsuchte. Und irgendwann war es nicht mehr unüblich, dass sie, nachdem Kakuzu ihn blutig geschlagen hatte, nebeneinander auf dem Sofa saßen, der Jüngere ihm bei seinem Löcher-in-die-Luft-Starren Gesellschaft leistete und sich nebenbei das Blut aus dem Gesicht wischte. Sie verweilten oft stundenlang vor dem eingeschalteten Fernseher. Der Jüngere ließ sich dabei oft über das Fernsehprogramm aus, allgemein schien dieser ein reichlich vorlautes Mundwerk zu besitzen, so oft wie dieser fluchte.
 

Doch eines Tages, als sie wieder auf dem Sofa saßen, Kakuzu in seinen trüben Gedanken vertieft, die Sendung im Fernseher kaum mitverfolgte und nach der nächsten Bierflasche griff, durchbrach der Jüngere die Stille.
 

«Willst du mich nicht fragen wie ich heiße?» Die Frage klang dabei leicht nasal, dann musste Kakuzu dessen Nase zuvor wohl ziemlich in Mitleidenschaft gezogen haben. Es erstaunte ihn doch, dass die Verletzungen, die er ihm jedes mal zufügte, immer so gut verheilten. Denn wenn der Silberhaarige das nächste mal vor seiner Tür stand, war von den dunkelblauen Flecken und der aufgeschürften Haut, nur noch vage gelbe Verfärbungen zu sehen.
 

Nur kurz dachte Kakuzu über die Frage nach, ehe er sich einen großen Schluck genehmigte.
 

«Das interessiert mich nicht.»
 

Er kannte diesen Jungen nicht, er wußte dessen Namen nicht und er wollte ihn auch gar nicht wissen. Er wollte die Geschichte, die hinter ihm steckte, nicht erfahren. Kakuzu hatte genug eigene Probleme, die ihn schon zu genüge beschäftigten und er war sicherlich nicht so dumm, sich noch weitere aufzuhalsen. ‹Jeder ist sich selbst der nächste›, war doch das Motto, an welches sich jedermann auf der ganzen Welt hielt und so galt es auch für ihn. Auch wenn das Wissen um einen Namen vielleicht nicht sonderlich bedeutend erschien, so war es doch der Anfang von Allem.
 

Und es war das, was er am allerwenigsten wollte; jemanden, der in sein Leben trat und welchen er schließlich mit sich in die Tiefe reißen würde.

the pain of loss

Er schloss seine Hand zur Faust, ließ seine Fingerknöchel knacken und besah sich das Blut, welches daran klebte, ehe er für sich entschied, dass es für heute genug war. Er wandte sich ab, ging ins Bad, um sich von der roten Flüssigkeit zu säubern.
 

Als er zurück ins Wohnzimmer trat stand der Silberhaarige bereits wieder, wischte sich mit seinem Ärmel einmal über Nase und Mund. Langsam bewegte sich dieser dabei in Richtung Haustür, doch als er sie erreicht hatte, drehte er sich nochmals zu ihm um.
 

«Wenn wir uns das nächste mal sehen, will ich, dass du mich vergewaltigst.»
 

Kakuzu schnaubte und wußte nicht, was er davon halten sollte, geschweige denn, ob der Jüngere das gerade ernst gemeint hatte.

Ihm war mittlerweile klar, dass der Kleinere Schmerzen mochte, weswegen ihn diese Forderung nicht mal so sehr schockierte, wie sie es müsste.
 

Und als eine Woche vorübergegangen war, stand der Silberhaarige wieder vor seiner Tür. Kakuzu ließ ihn schweigend hinein, bis sie sich beide schließlich im Wohnzimmer gegenüber standen.
 

«Hast du darüber nachgedacht, was ich letztes mal gesagt habe, Narbenfresse?», fragte ihn der Jüngere.
 

«Kann man so sagen.»
 

«Und?»
 

«Wenn es dir nicht mehr reicht, von mir verprügelt zu werden, dann solltest du gehen und dir deinen Kick wo anders holen. Denn ich werde dich garantiert nicht vergewaltigen.»
 

Man konnte vieles von ihm behaupten, er hatte viel schlechtes in seinem Leben getan, ohne Gewissensbisse oder auch nur den leisesten Hauch von Skrupel. Doch das, was der Jüngere da von ihm verlangte war etwas, das sogar er verabscheute. Er hatte nie auch nur ansatzweise einen Gedanken daran verschwendet seine Aggressionen auf diese Weise herauszulassen und so würde es auch bleiben. Für ihn war es etwas anderes, jemanden Gewalt anzutun, indem man ihn schlug oder trat, als jemanden gewaltsam zum Sex zu zwingen. Verprügelt zu werden konnte man seiner Meinung nach noch ohne größere Konsequenzen wegstecken. Natürlich wenn man darauf achtet, demjenigen nicht gleich Folgenschwere Verletzungen zuzufügen. Doch eine Vergewaltigung war da etwas anderes. Nicht die körperlichen, sondern die seelischen Schäden waren für ihn ausschlaggebend. Er wollte sich die Erniedrigung und die Qual, die das Opfer zu erdulden hatte gar nicht erst vorstellen. Da sträubte sich alles in ihm.
 

Zumal der Silberhaarige noch recht jung war, wenn er schätzen würde, etwa zehn Jahre jünger als er selbst und er glaubte kaum, dass dieser das so einfach wegstecken würde. Doch auch wenn der Jüngere ihn darum gebeten hatte, so blieb Kakuzu bei seinem ‹Nein›. Abgesehen davon, würde es wohl sowieso nicht funktionieren, denn er glaubte kaum, dass er dabei Lust verspüren konnte. Nicht weil der Jüngere ihm nicht gefiel oder sie beide Männer waren – er war durchaus auch dem männlichen Geschlecht zugeneigt – sondern weil Sex und Gewalt für ihn einfach nicht zusammen gehörten.
 

Er sah dem Silberhaarigen an, dass dieser sich wohl eine andere Antwort von ihm erhofft hatte, dennoch nickte er bloß.
 

«Nein, dann lassen wir das.»
 

Danach lief alles wie immer ab, Kakuzu schlug zu, während der Jüngere nur hin und her taumelte. Und schließlich irgendwann auf den Boden landete, wo er sich etliche Tritte gefallen ließ. Er keuchte schwer und spuckte etwas Blut, als Kakuzu ihn in der Magengegend traf.

Kakuzu beugte sich über den sich zusammenkauernden, packte ihn vorne am Kragen, um ihn etwas hoch zu ziehen, als sich plötzlich dessen Finger um sein Handgelenk schlossen und er nur wenig später das Gleichgewicht verlor, da ihm gegen das Schienbein getreten wurde. Er fiel direkt auf den Jüngeren, begrub ihn regelrecht unter sich, welcher durch das Gewicht, welches nun auf ihm lastete, erneut auf keuchte.
 

Wütend sah Kakuzu zu ihm runter, während dieser ihn nur aus funkelnden Augen fixierte und seine Mundwinkel schelmisch nach oben zuckten.
 

«Komm schon…», flüsterte der Silberhaarige ihm zu, während er sich an Kakuzus Seite festkrallte und ihm so ein Wegweichen erschwerte.
 

Kakuzu kam so langsam dahinter was hier gespielt wurde und es behagte ihm gar nicht. Er stützte sich mit seinen Unterarmen am Boden ab und als er versuchte sich von dem Jüngeren zu entfernen um aufzustehen, erwies es sich als schwieriger als angenommen, denn dieser war für seine Statur doch ziemlich kräftig, hielt sich wie verbissen an ihm fest und verhinderte damit, dass er sich aufrichten konnte.
 

«Hör auf damit!», knurrte er erbost, doch auch dies schien nicht zu helfen. Denn nur kurz darauf fasste ihm der Jüngere einfach in den Schritt, was seine Wut nur noch mehr schürte. Er holte mit seiner Faust aus, so weit es ihm in dieser Position möglich war und ließ sie senkrecht mit voller Kraft auf den Kopf des unter ihm liegenden niederfahren. Ein grausiges Knacken ertönte und nur kurz darauf wurde er losgelassen, da sich der Silberhaarige lieber schreiend die blutige Nase hielt, die er ihm – dem Geräusch nach zu urteilen – wohl eben gebrochen hatte.
 

«Ich sagte Nein!» Brüllte Kakuzu, raffte sich auf, packte den anderen am Nacken und zog diesen mit sich in die Höhe. Wutentbrannt schritt zur Haustür, die er auch sogleich aufriss, um den Jüngeren durch diese zu befördern.

Eigentlich hatte er gedacht, dass er seinen Standpunkt in dieser Sache deutlich gemacht hatte, doch dem war anscheinend nicht so. Er hasste es, wenn man seine Entscheidungen nicht akzeptierte oder ihm etwas aufzwingen wollte.
 

«Verpiss dich! Und komm ja nicht wieder!», knurrte er ihm noch hinterher, ehe er die Tür zuknallte.
 


 

♦︎
 

Die darauf folgenden Wochen ignorierte er das Klingeln der Tür, von dem er genau wußte, dass es sich dabei um den Silberhaarigen handelte. Doch dieser entpuppte sich als ziemlich hartnäckig, denn als er eines Tages von der Arbeit nach Hause kam, saß dieser im Treppenhaus vor seiner Tür und schien auf ihn gewartet zu haben.

Stumm sah dieser ihn an, während er sich grummelnd an ihm vorbeischob. Versuchend ihn zu ignorieren, machte er sich stattdessen daran die Tür aufzuschließen.
 

«Es tut mir leid, Kakuzu.» Hörte er den anderen sagen, während er schnaubend die Tür aufschob. Eigentlich hatte er vorgehabt noch einige Zeit auf Stur zu stellen und den Jüngeren zappeln zu lassen, doch irgendwie gelang es ihm nicht.
 

«Na schön», gab er nach und als er drinnen war, ließ er die Tür offen stehen, zum Zeichen dass er eintreten durfte, was dieser auch sogleich ausnutzte.

Kakuzu entledigte sich erstmal Mantel und Tasche, um sich anschließend auf seinem Sofa niederzulassen. Sein Tag war anstrengend gewesen und nichts wünschte er sich nun sehnlicher, als in Ruhe ein bisschen Fern zu sehen und dann schlafen zu gehen.
 

Der fragende Blick des Jüngeren bemerkte er erst, als der Fernseher schon lief.
 

«Heute nicht», brummte er und ließ sich in das Polster zurücksinken. Er hatte im Moment keine Energie, und wenn er ehrlich war, hielten sich seine Aggressionen und der Drang, jemanden die Zähne auszuschlagen in Grenzen. Dafür war er im Moment einfach zu geschafft.
 

Er bemerkte, wie sich der andere wortlos zu ihm setzte, es ihm gleichtat und seine Aufmerksamkeit auf den Fernseher richtete.
 

Der Film der gerade lief schien nichtmal schlecht zu sein und doch drifteten Kakuzus Gedanken immer wieder ab.

Wie oft er es auch versuchte sich abzulenken, am Ende des Tages holte ihn sein Elend immer wieder ein. Die Trauer um seine Frau war einfach allgegenwärtig, was ihn kaum ermöglichte sein Leben weiterzuführen. Es war, als würde ihm alle Kraft entzogen werden, wie auch seinen Willen, sich auch nur um irgendetwas zu bemühen. Und irgendwann hatte er aufgegeben, aus seinem Dilemma entfliehen zu wollen, hatte sich seinem Schicksal ergeben. Wie eine erdrückende Last auf seinen Schultern, so kam ihm sein Leben vor. Einen Sinn hatte es schon lange nicht mehr und mit jedem Tag der verging, erschien sein früheres Leben immer mehr, als hätte er es nur geträumt. Als hätte er sich nur eingebildet, dass es tatsächlich einmal Momente gegeben hatte, in denen er glücklich gewesen war.

Er konnte sich einfach nicht mehr vorstellen ein normales Leben zu führen, da es für ihn nichts gab, für das es sich zu leben lohnen würde.
 

Müde schloss er seine Lider, die ihm zu dem hypnotischen Geflimmer des Bildschirms beinahe von alleine zufielen.
 


 

Er spürte die wärmenden Strahlen der Sonne auf seiner Haut, sowie die milde Brise, die ihn zu umschmeicheln schien. Zufrieden ließ er sich auf der ausgebreiteten Decke zurückfallen, genoss die Stille, die an diesem Ort herrschte und die ihn bis in den letzten Muskel entspannte.
 

Eine Stimme, so hell und weich, die seinen Namen rief, ließ ihn sich wieder aufrichten. Er fasste seine Frau ins Auge, wie sie mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu lief. Ihre Haare schaukelten leicht im Wind hin und her. Ihr wohlgeformter zierlicher Körper, den ein hübscher blauer Bikini zierte, war über und über bedeckt mit Wassertropfen, die davon zeugten, dass sie sich eben noch im nahen See abgekühlt hatte.
 

Ihr Anblick brannte sich tief in sein Innerstes und er glaubte, noch nie etwas schöneres gesehen zu haben.

Kein Wunder also, dass er ihr schon bei ihrer ersten Begegnung verfallen war.
 

Sie kniete sich vor ihn, schlang ihre Arme um seinen Nacken und drückte sich neckisch an ihn. Sie ließ nicht von ihm ab, auch nicht, als er protestierte und sein von der Sonne aufgeheizter Körper durch die plötzliche Nässe zusammenzuckte. Ihr Kichern mutierte zu einem hellen Lachen, als er sich halbherzig versuchte von ihr zu befreien, doch sie ließ nicht locker.

Schließlich gab er auf und ließ sich zurückfallen, sie mit einem Lächeln über ihn gebeugt.
 

Ihre Hand legte sich sanft an seine Wange, während sie ihn liebevoll ansah. Sein Herz machte einen Satz und er glaubte, der glücklichste Mensch auf Erden zu sein, so lange sie in seiner Nähe war. Sie beugte sich vor, verschloss ihre Lippen zu einem zarten Kuss, den er seufzend erwiderte.
 

Er flüsterte ihren Namen, der sachte vom Wind hinfortgetragen wurde…
 


 

Etwas hatte ihn geweckt, doch er wußte nicht genau was es gewesen war.
 

Als er seine Augen aufschlug befand er sich noch immer auf dem Sofa und erblickte den Silberhaarigen, der halb über ihn gebeugt war. Dann musste er wohl so müde gewesen sein, dass er es nicht mehr in sein Schlafzimmer geschafft hatte.

Eine Hand löste sich von seiner Wange, die bis eben noch an dieser Stelle verweilt war und er fragte sich, warum der Jüngere ihm so nahe war. Kaum zwanzig Zentimeter Abstand bestand zwischen ihren Köpfen.

Sein Verstand war noch getrübt durch die Müdigkeit und doch hatte er das Gefühl, dass es nicht nur in seinem Traum einen Kuss gegeben hatte. Doch bevor er den Jüngeren darauf ansprechen konnte, ergriff dieser bereits das Wort.
 

«Wer ist sie?»
 

Zunächst irritiert über diese Frage, wurde ihm kurz darauf klar, dass er wohl ihren Namen im Schlaf gemurmelt haben musste. Etwas in seiner Brust zog sich krampfhaft zusammen – er wollte nicht über sie reden.
 

«Sie war meine Frau.»

Er wußte nicht, was ihn zu einer Antwort verleitet hatte. War es deshalb, weil er ihr, wenn sie ihn mit ihren besonderen Irden angesehen hatte – wie sie auch dieser Junge besaß – nie etwas hatte abschlagen können?
 

«Und wo ist sie jetzt?»
 

«Nirgendwo. Sie ist tot.»
 

«Hast du sie getötet?»
 

Kakuzus Miene verfinsterte sich. Nie hätte er es über sich gebracht ihr so etwas anzutun, auch wenn er nicht immer gut zu ihr gewesen war, hatte er stets die Grenzen gekannt. Sein Gesichtsausdruck schien zu genügen, um seinen Gegenüber eine Antworte zu liefern. Nachdenklich neigte dieser seinen Kopf, entfernte sich etwas von ihm.
 

«Dann denkst du wohl an sie, wenn du manches mal so traurig vor dich hin starrst? Du musst sie sehr geliebt haben. Ich hab mich schon einige male gefragt, warum du dich so gehen lässt, denn eigentlich scheinst du es ziemlich gut zu haben. Einen Job, ein Dach über dem Kopf. Du müsstest dich nicht so hängen lassen…»
 

Kakuzu missfiel das offensichtliche Interesse und die Neugierde des Jüngeren, denn für ihn hatte er damit eine Grenze überschritten. Es waren Dinge, die diesen nichts angingen. Zumal er sich nicht von einem Jungen, der Jahre jünger war als er selbst, Lebensweisheiten erzählen lassen wollte.

Sein Stimmungsumschwung schien sein Gegenüber bemerkt zu haben, denn dieser erhob sich plötzlich.
 

«Schon gut. Ich verzieh mich jetzt wohl besser. Es ist schon spät.»
 


 

♦︎
 

Es war schon seltsam genug, dass sie sich gegenüber am Küchentisch saßen und noch seltsamer waren die Blicke, die der Jüngere ihm zuwarf, während er eines dieser aufgewärmten Fertiggerichte runterwürgte.

Irgendwann war ihm sein ohnehin schon kaum vorhandener Appetit vergangen, weswegen er den Teller von sich schob und etwas angesäuert seinen Gegenüber fixierte. Doch dann fiel ihm auf, dass die Blicke wohl gar nicht ihm, sondern dem Essen gegolten hatten.
 

«Wenn du Hunger hast, dann sag es einfach und hör gefälligst auf so blöd zu glotzen.»
 

«Hast du auch mal gute Laune, Bastard?», wurde ihm bloß entgegnet, was ihn jedoch kalt ließ. An die Beleidigungen und die blöden Sprüche hatte er sich mittlerweile gewöhnt und nahm sie deshalb nicht mehr allzu ernst. Es war wohl einfach seine Art sich auszudrücken.

Kakuzu schob ihm seinen halb aufgegessenen Teller zu, welcher nach einem verwunderten Blick und kurzem Zögern des Silberhaarigen gleich in Beschlag genommen wurde. Schweigend sah Kakuzu ihm beim Essen zu und ärgerte sich insgeheim über die nicht vorhandenen Tischmanieren des Jüngeren.
 

«Willst du mich nicht mal nach meinem Namen fragen?», wurde ihm die Frage gestellt, die er sich schon gefühlt tausendmal anhören musste. Kakuzu wußte nicht, was er sich davon erhoffte, denn er gab ihm jedes mal die selbe Antwort.
 

«Das interessiert mich nicht.» Erwiderte er und begab sich in sein Schlafzimmer, um sich erstmal etwas angenehmeres anzuziehen. Er war gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen und hatte keine Lust, nachher, wenn er müde war, sich noch aufraffen zu müssen, um nicht in seiner Arbeitskleidung einzuschlafen.
 

Er zog das Hemd über den Kopf und ließ es zu Boden fallen, begab sich zu seinem Schrank, wo er sich unweigerlich in der verspiegelten Außentür betrachten musste. Sein Körper glich einem Schlachtfeld, war übersaht mit Narben, die in ihm nur dunkle Erinnerungen wachriefen. Weswegen er seinen Blick auch gleich wieder abwandte und sich schnell etwas bequemes aus seinem Schrank suchte.

Sein entstellter Körper empfand er selbst als scheußlich, was auch der Grund war, warum er so gut es eben ging einen Bogen um Spiegel machte und soweit es ihm möglich war versuchte, sich unter langen Ärmeln und hochgeschnittenen Pullovern zu verstecken. Die Narben waren Überbleibsel eines weiteren dunklen Abschnittes seines Lebens, welcher er am liebsten aus seinen Erinnerungen gelöscht hätte. Und doch hatte er die damalige Zeit, als er in einen Unfall verwickelt wurde, überstanden, was er nur seiner Frau zu verdanken hatte, die ihn damals im Krankenhaus aus dieser schweren Zeit geholfen und aus seiner Depression zurück ins Leben geholt hatte.
 

Als sie noch gelebt hatte und er noch glücklich mit ihr gewesen war, hatte er seinen Unfall manches mal sogar als Wink des Himmels angesehen. Denn wenn es damals diesen Unfall nicht gegeben hätte, hätte er sie niemals kennengelernt, da sie damals in dem Krankenhaus als Krankenschwester gearbeitet hatte, in welches er eingeliefert worden war.
 

In Gedanken versunken wandte er sich vom Schrank ab und wollte sich eben das herausgeholte Shirt über den Kopf ziehen, als ihm der Blick des Jungen auffiel. Dieser saß noch in der Küche, konnte jedoch durch den Spalt seiner nur angelehnten Schlafzimmertür zu ihm sehen.
 

Kakuzu spannte sich unwillkürlich an. Er empfand es noch immer als unangenehm angesehen zu werden, auch wenn es nicht so schlimm war, als dass er gleich eine Panikattacke erleiden würde. Und doch verband er mit diesen Narben so viele persönliche Dinge, die er mit niemandem mehr teilen und Fragen dazu am liebsten gar nicht erst entstehen lassen wollte.

Auch wenn ihn der Jüngere nun schon gesehen hatte, so setzte er sich dennoch in Bewegung, um die Tür gänzlich zu schließen und sich vor den unwillkommenen Blicken abzuschirmen.
 

Doch es waren nicht nur Blicke, die er versuchte von sich fern zu halten. Sondern auch alles andere.

reduction of qual

Eines Abends saßen sie wieder zusammen auf dem Sofa und sahen sich eine langweilige Show im Fernseher an, so, wie ihre Treffen mittlerweile jedes mal ausgingen. Kakuzu bemerkte schon seit einiger Zeit, dass der Jüngere immer wieder zu ihm rüber sah und er ahnte, dass dieser ihn etwas fragen wollte. Doch nach ein paar Minuten war er es leid und es nervte ihn, dass der Silberhaarige nicht mit der Sprache herausrückte.
 

«Spuck schon aus.» Warf er daher in den Raum und er sollte sich nicht getäuscht haben.
 

«Ich… mir ist die Frau auf dem einen Foto aufgefallen, das auf deinem Nachttisch steht. War sie das? Deine Frau?»
 

«Wo hast du sonst noch rumgeschnüffelt?», knurrte er den Jüngeren an, während er mit seinen Zähnen knirschte.

Der Silberhaarige war ihm noch immer ein Fremder und auch wenn er wollte dass dies so blieb, so hatte Kakuzu trotzdem angefangen ihm irgendwo zu vertrauen. Jedenfalls insofern dass er diesen für einige Zeit alleine in seiner Wohnung ließ, während er kurz etwas einkaufen ging oder für fünf Minuten im Bad verschwand. Doch dessen Aussage weckte nun sein Misstrauen. Hatte der Jüngere sonst noch wo seine Nase reingesteckt, womöglich in seinen Sachen gewühlt?
 

Doch dieser überging seinen Vorwurf geflissentlich.
 

«Ihre Augen… sie haben die selbe Farbe wie meine. Ich habe bisher niemand anderen gekannt, der die selbe Augenfarbe hat wie ich. Ist das der Grund, warum du bei unserer ersten Begegnung von mir abgelassen und mich nicht weiter verprügelt hast? Ich habe dich an sie erinnert, nicht wahr?»
 

«Schon möglich…»
 

«Wie war deine Schnalle denn so?»
 

«Nenn sie nicht so. Sie war nicht meine Schnalle, sondern meine Frau.»
 

«Dann eben Frau, wie war deine Frau denn so?»
 

«Wie soll sie schon gewesen sein?»
 

«Das frage ich dich.»
 

Kakuzu grummelte hörbar und schwieg einfach. Er war für Gespräche und Diskussionen dieser Art einfach nicht gemacht. Er war sowieso eher der ruhige Typ, dachte erst nach, bevor er sprach und auch dann nur das Nötigste. Nicht so wie der Jüngere. Dieser hatte zwar auch seine ruhigen Phasen, doch war er eher von der geselligeren Sorte, war definitiv nicht auf den Mund gefallen und ging ihn damit manchmal schon ziemlich auf den Sack.

Wie jetzt, wenn Kakuzu vor allem das Gesprächsthema nicht passte. Da halfen seine Ausweichversuche auch nichts, denn der andere schien ein hartnäckiger Sturkopf zu sein.
 

«War sie mir ähnlich?»
 

Kakuzu wandte seinen Blick vom Fernseher ab und sah schon fast belustigt zum Silberhaarigen. Wie kam dieser Idiot denn nun auf so einen Vergleich?
 

«Dir? Nein, sie war ganz anders.» Antwortete er, auch wenn er zugeben musste, dass sie sich äußerlich vom Typ her schon ähnlich sahen. Sie hatte auch helle Haare gehabt, auch wenn sie sie wesentlich länger getragen hatte und sie vom Farbton her eher ins Golden ging. Ihre Haut war aber beinahe vom gleichen Teint wie dem des Jungen, auch wenn die ihre, im Gegensatz zu seiner, gesprenkelt gewesen war mit Sommersprossen.

Doch vom Charakter her, – soweit er das beurteilen konnte – waren sie völlig verschieden. Wie Himmel und Hölle. Sie war lebensfroh gewesen, hatte immerzu gelächelt. Sie hatte es allen immer recht machen wollen, war bescheiden gewesen und hatte mit ihrem ruhigen, humorvollen Charakter immer schnell Kontakte knüpfen und Freundschaften schließen können.
 

Deswegen konnte er auch nicht verstehen, warum ein so guter Mensch wie sie es gewesen war, so ein Schicksal erleiden musste.
 

«Hast du sie auch geschlagen?»
 

Auch wenn der Jüngere diese Frage sachlich gestellt hatte, so spannte Kakuzu sich dennoch sofort an. Dieses Thema war einfach ein wunder Punkt, da er sich selbst nicht verzeihen konnte, dass er seine Wut, geschürt durch Eifersucht, – und die Eifersucht wiederum entstanden, weil er immer das Gefühl gehabt hatte, nicht gut genug für sie zu sein – an ihr ausgelassen hatte. Dabei hatte er sich doch bloß so sehr davor gefürchtet, dass sie ihm jemand anderes wegnehmen würde. Er hatte in alltägliche Begegnungen, die nichts bedeutet hatten, immerzu etwas hineininterpretiert, wo eigentlich gar nichts gewesen war und hatte sie dann beschuldigt mit anderen zu flirten oder ihn zu betrügen.
 

«Hörst du wohl endlich auf mit dieser Fragerei?! Oder willst du, dass ich dich vor die Tür setze?!»
 

Angesprochener zuckte aufgrund der Lautstärke die er angeschlagen hatte leicht zusammen, ehe er beschwichtigend die Hände hob.
 

«Reg dich ab, war bloß ne Frage, kein Grund gleich so auszuflippen.»

Seufzend lehnte sich der Silberhaarige zurück in die Polster, während seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher galt.
 

Sie sahen eine Weile schweigend Fern, bis Kakuzu irgendwann drohten vor lauter Müdigkeit die Augen zuzufallen und er sich dazu entschied, schlafen zu gehen. Er schaltete den Fernseher aus, sah dann neben sich zu dem Jungen, der sich mit geschlossenen Augen eingekrümelt hatte. Den Kopf zur Seite gelehnt, war er offensichtlich eingenickt.

Was nicht das erste mal geschah. So wie sich die Dauer seiner Besuche erhöht hatte, so hatte auch die Häufigkeit, wie dieser vor seiner Tür stand, zugenommen. War es vor zwei Monaten noch einmal die Woche gewesen, so suchte ihn der Junge nun fast jeden zweiten Tag auf. Und Kakuzu war bewusst, dass es ihm nicht nur um’s verprügelt werden ging. Was bei ihren Treffen sowieso irgendwie in den Hintergrund gerückt war. Manchmal nervte sich Kakuzu ab dem Jungen, der ihm teils wie eine Klette vorkam, die er nicht mehr los wurde. Und manchmal konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, wie es gewesen war, als dieser Idiot ihn noch nicht besucht hatte. Irgendwo hatte er sich an ihn gewöhnt und er konnte nicht leugnen, dass es auch ganz angenehm war, nicht die ganze Zeit alleine zu sein.
 

Kakuzu hatte zu dieser Entwicklung jedoch nichts gesagt. Auch nicht, als es schließlich wie heute damit endete, dass der Jüngere auf seinem Sofa einschlief.
 

Er stand auf, wollte sich schon in Richtung seines Schlafzimmers aufmachen, zögerte jedoch kurz. Er nahm sich dann doch eine leichte Decke und breitete sie über den Jüngeren aus.
 


 

♦︎
 

Ein Klopfen weckte ihn, genauso wie das Licht, welches durch den Spalt, der nur halb zugezogenen Vorhänge, auf sein Bett fiel.
 

«Was willst du?» Rief er genervt, woraufhin sich seine Schlafzimmertür öffnete und wie vermutet der Silberhaarige eintrat.
 

«Ich sagte nicht, dass du reinkommen darfst, sondern hab gefragt was du willst. Normalerweise wärst du um diese Zeit doch schon längst weg.» Kakuzu drehte sich prompt auf die Seite, kehrte dem anderen den Rücken zu und unterband den Drang sich die Decke höher zu ziehen, um seinen entblößten Oberkörper vor neugierigen Blicken zu schützen. Denn auch wenn er nicht wollte, dass man seine Narben sah, so würde diese Reaktion bloß Unsicherheit ausdrücken. Das war schwach. Und das letzte was er sein wollte war ein Schwächling, der sich wie eine verschüchterte Jungfrau zu bedecken versuchte.
 

«Heute ist Samstag», ertönte es hinter ihm.
 

«Ja und?»
 

«Und ich dachte, ich könnte uns gleich Frühstück machen. Wenn du gleich nichts besseres zu tun hast, als dich zu verkriechen und sinnlos vor dich hin zu grübeln oder den ganzen Tag im Bett zu verbringen.» Die Matratze gab leicht nach, als sich der Jüngere auf die Bettkante setzte.
 

Kakuzus Magen machte sich schon bloß bei der Vorstellung von Essen bemerkbar. Vor allem wäre es ganz praktisch, gleich frühstücken zu können, ohne einen Finger gekrümmt haben zu müssen, weswegen er schließlich nachgab.
 

«Von mir aus.»
 

Der Silberhaarige erwiderte daraufhin nichts, blieb jedoch unerwarteter weise an Ort und Stelle sitzen.
 

«Sonst noch was, Kleiner?», grummelte er. Es war eine ganze Weile still, bis er plötzlich eine Berührung an seinem Rücken spürte.
 

«Woher hast du die eigentlich?»
 

Kühle Finger tasteten eine größere Narbe ab, die von seinem unteren Kreuz quer bis fast hoch zu seiner linken Schulter verlief. Kurz zuckte er deswegen zusammen, da er mit so etwas nicht gerechnet hatte. Man müsste meinen, dass der Kleinere so etwas nicht wagen würde, denn dieser musste doch so langsam wissen, dass er leicht zu verstimmen war, wenn man ihm zu sehr auf die Pelle rückte.
 

«Hat dich nicht zu interessieren.» Knurrte er deswegen gereizt um zu signalisieren, dass er darüber nicht sprechen wollte und hoffte, dass man von ihm abließ, was aber nicht geschah. Stattdessen fuhr der Jüngere mit seinen Fingern dreister weise seine Wirbelsäule entlang weiter nach oben.
 

«Muss bestimmt höllisch weh getan haben, so viele Narben wie das sind. Ich hab auch ein paar, nur längst nicht so groß und man sieht sie auch nicht so gut wie deine. Als ich noch klein war und mir manchmal das Knie aufgeschlagen habe, habe ich immer geglaubt, dass es nur Schlechtes mit sich bringt, wenn man sich verletzt. Doch dem ist nicht so. Denn durch den Schmerz wächst man und wird schließlich stärker. Man vergisst… vergisst wie scheiß ungerecht die Welt ist, wie mickrig und unbedeutend das eigene Leben, vergisst für einen kleinen Moment alles um sich herum, weil man sich nur auf den Schmerz fokussiert. Als würde dich jemand wachrütteln aus deinem Alltagstrott. Das ist der Grund, weswegen ich dich aufgesucht habe, als du mich da in der Gasse verprügelt hast. Wenn du mich schlägst, dann fühle ich mich lebendig. Lebendiger als ich es je war und es zeigt mir, dass ich noch nicht tot bin.»
 

Kakuzu lauschte still den Worten und konnte gewisse Parallelen zu sich entdecken. Nur, dass er sich nicht Gewalt von jemanden antun ließ, sondern er derjenige war, der sie ausübte, um sich einen kurzen Moment von seinen Sorgen und Gedanken zu befreien und sich den Frust von der Seele zu laden. Da hatten sie wohl mehr gemeinsam als er angenommen hatte. Außerdem schien es, als hätte der Jüngere auch kein einfaches Leben, dem Gesagten nach zu urteilen.

Und doch hatte die Aussage einen fahlen Nachgeschmack hinterlassen. Kakuzu kam es vor, als ob dieser Junge nicht ganz richtig im Kopf war und doch schoss ihm noch im selben Augenblick der Gedanke in den Sinn, dass er selbst vielleicht genau das brauchte. Die Gesellschaft von jemandem, der ihm in dieser Sache ähnlich war.
 

Was ihn schließlich dazu veranlasste, sich langsam auf den Rücken zu drehen und zum Silberhaarigen hinüber zu sehen, der seine Hand eben wieder zurückgezog.
 

«Es war ein Unfall. Und ich habe mich dabei mehr tot als lebendig gefühlt.»
 

«Aber du hast es überlebt.»
 

Kakuzu schnaubte abfällig.
 

«Was bringt mir das, wenn ich für den Rest meines Lebens entstellt sein werde und trotzdem alles verloren habe, was mir jemals etwas bedeutet hat?»
 

Der Jüngere machte daraufhin ein Gesicht, als ob Kakuzu ihm soeben gesagt hätte, dass warmer Schnee existierte. Nur einen Augenblick später legte sich eine Hand an seine Wange, Finger fuhren seine Narbe an dieser nach, wodurch seine Haut an dieser Stelle leicht zu kribbeln anfing. Für einen Moment fühlte sich Kakuzu zurückversetzt an den Abend, als er auf dem Sofa eingeschlafen war und von seiner Frau geträumt hatte. Die Berührung war die selbe wie damals und er war sich von Sekunde zu Sekunde sicherer, dass er sich den Kuss damals nicht eingebildet hatte.
 

«Das hier… das sind keine Entstellungen. Das sind Zeichen deiner Stärke.»
 

Und erst jetzt wurde Kakuzu bewusst, wie nah ihm der Jüngere gekommen war. Er konnte dessen warmen Atem bereits in seinem Gesicht spüren, bemerkte dessen glühende Irden, die forschend direkt in seine sahen und wie er ihm mit dem Gesicht langsam näher zu kommen schien.

Kakuzu wusste vom Interesse um seine Person, was er aus den lästigen Fragen schließen konnte, mit denen ihn der Jüngere ständig nervte, deswegen war er auch nicht allzu sehr überrascht, dass dieser ihn nun küssen wollte. Schon wieder.
 

Abwartend blieb Kakuzu still liegen und beobachtete innerlich amüsiert, wie unsicher der andere dabei vorging und sich doch nicht getraute ihm die Lippen aufzudrücken, ohne vorher von ihm eine einwilligende Reaktion zu erhalten.
 

Sonst war er doch auch nicht so schüchtern, schoss es Kakuzu durch den Kopf.
 

«Junge», sprach er, während genannter leicht aufschreckte und die Abfuhr wohl schon kommen sah.
 

«Was willst du nur von mir… ich bin doch viel zu alt für dich. Du solltest dir jemanden in deinem Alter suchen.»

Und obwohl es das Vernünftigste war, das er in letzter Zeit von sich gegeben hatte, konnte er sich gleichzeitig nicht davon abhalten sich zu fragen, wie der Silberhaarige wohl im Bett wäre. Denn dieser war seines Erachtens alles andere als hässlich und hatte eine gewisse Ausstrahlung, die ihn auf sonderbare Weise anzog. Nur hatte er das alles bisher einfach ignoriert, da er nie geahnt hätte, dass die Möglichkeit bestand, dass zwischen ihnen jemals etwas laufen würde und er in der vergangenen Zeit einfach andere Sorgen gehabt hatte.
 

«Willst du denn, dass ich mir jemand anderes suche?»
 

Sie starrten sich gegenseitig in die Augen und für Kakuzu war der Fall klar, dass er bejahen würde. Nur eine Silbe aus seinem Mund und die Sache wäre geklärt und abgehakt. Und doch lag ihm dieses Wort so schwer auf der Zunge, als würde es sich nicht von ihr lösen wollen. Als hätte sein Gehirn einen Aussetzer, konnte er sich nicht dazu aufraffen es über die Lippen zu bringen.
 

Der Moment ging vorüber, ohne dass er etwas erwidert hatte, worauf die Mundwinkel des Jüngeren anfingen zu zucken und sie sich schließlich zu einem Grinsen anhoben. Er kam ihm noch etwas näher und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Dass Kakuzu diesen nicht erwiderte schien den Silberhaarigen nicht zu stören, denn er fuhr unbeirrt fort, bedeckte seine Wange mit weiteren Küssen, leckte ihm schließlich einmal über die Ohrmuschel. Was Kakuzu dazu veranlasste nachzugeben, da sich seine Gedanken nur noch um eines kreisten; Wie schmeckte der Jüngere? Wie würde sich seine Haut unter seinen Fingern anfühlen? Was für Geräusche würde er von sich geben, wenn er in Ekstase versetzt unter ihm liegen würde?
 

Kakuzu krallte sich mit einer Hand in den silbernen Haaren fest, zog den Kopf des Jüngeren nach hinten, so dass er von ihm ablassen musste. Leicht verunsichert musterten ihn die lilafarbenen Irden, ehe er den Jüngeren zu sich runter zog, um ihre Münder verlangend miteinander zu verschließen. Neckisch biss er in die weichen Lippen des anderen, bis sich diese für ihn teilten und ihm ihr Inneres preisgab. Seine Zunge stieß vor, plünderte die Mundhöhle des Jüngeren ausgiebig, schmeckte die Süße, die darin verborgen lag und berauschte sich an dem leisen Keuchen, das der Silberhaarige in den Kuss stieß. Er packte den Jüngeren an dessen Taille, um diesen aus seiner sitzenden Position auf sich zu ziehen.
 

Neugierige Hände fingen an über seinen Oberkörper zu streichen, fuhren seine Brustmuskulatur nach, was ihm eine Gänsehaut bescherte. Ihr bestehender Kuss wurde immer verlangender und hemmungsloser, während Kakuzu sie beide mit einem kurzen Kraftaufwand so drehte, dass der Jüngere nun unter ihm lag.

Und mit einem mal wurde Kakuzu bewusst, dass sein letztes mal schon eine Weile zurücklag, so empfindlich wie er reagierte. Es kam ihm vor, als stünde sein gesamter Körper unter Stromspannung, seine Härchen stellten sich überall auf seinem Körper auf und in seinem Unterleib zog es bereits unerträglich. Er war hart. Was er auch den Jüngeren spüren lassen wollte, weswegen er seinen Unterleib gegen den des unter ihm liegenden presste, was sie beide zum Keuchen brachte.

Er hatte nach dem Tod seiner Frau kaum mehr Wert auf Sex gelegt, war in seiner Freizeit selten vor die Tür gegangen und hatte somit in den vergangenen drei Jahren kaum darauf geachtet seine Bedürfnisse zu stillen.
 

Doch das würde er nun nachholen.
 

Kakuzu fuhr nun seinerseits unter das Shirt des anderen, ertastete die ausgesprochen weiche Haut darunter, ehe er ihm den störenden Stoff über den Kopf zog, weswegen sie ihren Kuss unterbrechen mussten. Als das Shirt achtlos auf den Boden gefallen war, richtete er sich etwas auf und ließ es sich nicht nehmen seinen Blick über den Körper des Jüngeren gleiten zu lassen. Dessen Brustkorb hob und senkte sich in raschen, regelmäßigen Atemzügen und den vor Lust verschleierten Augen nach zu urteilen, konnte es der Silberhaarige kaum erwarten ihr Treiben weiterzuführen.
 

«Ich hoffe dir ist klar, dass das hier nichts zu bedeuten hat», sagte er mit rauer Stimme, um seinen Standpunkt klarzustellen und mögliche Missverständnisse von vorne herein gar nicht erst entstehen zu lassen.
 

Der Jüngere nickte nur knapp.
 

Und als Kakuzu sich wieder über den Jüngeren beugte – der sich direkt ungeduldig an ihn presste – und diesen erneut in einen Kuss verwickelte, vergaß er das erste mal seit drei Jahren seinen Kummer und ließ die Vergangenheit für einen kurzen Moment hinter sich.
 


 

♦︎
 

Das warme Nass prasselte auf ihn hernieder, wusch seinen Körper von den Spuren des vergangenen Aktes rein.
 

Kakuzu fasste sich an den Nacken, massierte diesen um die Verspannung zu lösen, zeitgleich hielt er sein Gesicht in den Duschstrahl und seufzte einmal tief.

Im Nachhinein betrachtet war es vielleicht doch etwas sehr unsensibel von ihm gewesen, direkt nachdem sie zum Ende gekommen waren, sich mit dem Kommentar, dass er duschen gehen würde, ins Bad zu verziehen. Der Jüngere hatte ihm nur hinterher gesehen und ihn angeblafft, dass er wohl nicht so der ‹Kuschel-Typ› war, wie er es so schön formuliert hatte. Kakuzu hatte dazu nichts gesagt, auch wenn er dies nicht so sah. Früher war er manches mal mit seiner Frau im Bett gelegen, während sie Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten, ohne dass es daraus hinauslief, dass sie miteinander schliefen.
 

Doch es hatte einen Grund, weshalb er nun direkt auf Abstand ging. Zum einen um nochmals zu verdeutlichen wie er zu dieser Sache stand, dass es für ihn nichts bedeutet hatte. Und zum anderen weil er sich danach nicht mehr sicher war, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, dass sie gevögelt haben. Einfach weil Kakuzu nicht wußte, wie der Jüngere darauf reagieren würde, ob er damit umgehen konnte, dass es eine einmalige Sache gewesen war. Dieser war ja noch ziemlich jung, nach seiner Schätzung etwa Anfang Zwanzig, und als er selbst in diesem Alter gewesen war, hatten für ihn noch andere Regeln gegolten. Eigentlich war er nie der Typ gewesen, der nur etwas für zwischendurch suchte. Doch nach dem Tod seiner Frau hatte sich vieles verändert. Seither hatte er sich auf etwas, das auf mehr als eine Nacht hinauslief, einfach nicht einlassen wollen.

Oder vielleicht machte er sich in diesem Punkt auch einfach zu viele Gedanken, war er vor knapp zehn Jahren auch einfach nur spießig gewesen und die Welt der Jugend hatte sich ohne sein Wissen gewandelt. Vielleicht waren die Kids von heute nun viel lockerer drauf, wer wußte das schon.
 

Jedenfalls hatte er keine Lust darauf, dass der Umgang zwischen ihnen komisch werden würde, was er nun aber befürchtete. Und nun war er nicht sicher, was er für besser befinden würde, wenn er gleich aus dem Bad kommen würde.
 

Wenn der Silberhaarige noch da war oder wenn er sich schon längst aus dem Staub gemacht hatte?
 

Er seufzte erneut, beschloss darüber nicht mehr nachzudenken, als er das Wasser abstellte und aus der Dusche stieg. Mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt trat er ins Wohnzimmer, in dem nichts von dem Silberhaarigen zu sehen war und auch im Schlafzimmer war er nicht anzutreffen. Das Bett war noch immer so zerwühlt wie noch vor wenigen Minuten, nur lag kein Silberhaariger mehr darin. Schulterzuckend tat er die Tatsache, dass der Jüngere wohl gegangen war, ab und zog sich erstmal frische Kleidung an, bevor sich sein Magen erneut lautstark bemerkbar machte. Weswegen er sich schließlich in die Küche begab, um nach etwas Essbarem zu suchen.
 

Grummelnd musste er feststellen, dass er in dieser Sache enttäuscht wurde, denn bis auf ein paar Gläser eingemachtes Gemüse, ein Sixpack Bier und ein Joghurt, welcher jedoch mit Sicherheit schon ein paar Wochen vor sich her gammelte, hielt sein Kühlschrank nur gähnende Leere für ihn bereit.
 

Frühstücken war für ihn deshalb erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben, denn er hatte keine Lust vor die Tür zu gehen und sich etwas zu holen. Viel lieber schnappte er sich eines der Bücher aus dem Regal, welches vergeblich auf seine Entstaubung wartete. Früher hatte er oft gelesen, bevor das mit seiner Frau geschehen war. Und vor ein paar Tagen hatte er plötzlich einfach das Bedürfnis gehabt sich in ein Buch zu vertiefen, anstatt vor dem Fernseher zu gammeln.
 

Mit dem Buch in der Hand war er auf dem Weg zum Sofa, als seine Haustür unerwartet aufging. Hindurch trat der Silberhaarige, der einige Plastiktüten in Händen hielt.
 

«Ich dachte du wärst schon weg. Wie bist du überhaupt wieder reingekommen?»
 

Der Jüngere hielt zur Antwort nur seinen Schlüsselbund mit dem Wohnungsschlüssel hoch.

«Hab mir die ausgeliehen um uns Frühstück zu besorgen, da deine Küche echt nichts hergibt. Ernsthaft, gehst du überhaupt irgendwann mal einkaufen? Und keine Sorge, ich hab’s aus meiner Tasche bezahlt, nicht dass du denkst, ich hätte außer dem Schlüssel sonst noch was mitgehen lassen.» Der Silberhaarige ließ die Tür ins Schloss fallen und ging mit vollen Einkäufen an ihm vorbei in Richtung Küche.
 

Kakuzu folgte ihm und war erleichtert, dass er sich vorhin in der Dusche wohl zu viele Gedanken gemacht hatte. Von wegen es würde komisch zwischen ihnen sein, der kleine Rotzbengel war frech wie eh und je.

Er sah dabei zu wie eben jener gerade die Einkäufe auspackte, als er sich an den Tisch setzte und sich eines der Brötchen nahm.
 

«Hast du beschlossen die ollen Staubfänger endlich mal zu entsorgen?», damit deutete der Jüngere auf das Buch, welches er noch immer in der Hand hielt.
 

«Nein, ich wollte sie lesen.»
 

Ein erstaunter Laut war zu hören.
 

«Du liest? Ich hab dich noch nie mit einem Buch gesehen, deswegen habe ich immer gedacht, die Dinger wären nur zur Deko da.» Sagte er, ließ sich auf einen freien Stuhl fallen und griff ebenfalls nach einem der Brötchen.
 

«Nein, früher hab ich oft gelesen. Angefangen aber erst wieder seit kurzem.»
 

«Warum hast du aufgehört?»
 

Kakuzu zuckte mit den Schultern.

«Hatte keine Lust mehr.»
 

«Und nun hast du wieder Lust?»
 

«Sieht so aus.»

Sie aßen eine Weile schweigend, so wie es Kakuzu am liebsten hatte, bis der Silberhaarige jedoch wieder das Gefühl hatte seine Klappe aufmachen zu müssen.
 

«Und was ist mit den Vorhängen? Warum hast du sie in der ganzen Bude aufgezogen?»

Verwundert hob Kakuzu eine Augenbraue angesichts dieses Themawechsels. Doch der Jüngere hatte recht, er hatte die ganzen Vorhänge zurückgezogen, das Licht von draußen in die einst von Dunkelheit erfüllte Wohnung wieder hereingelassen.
 

«Ohne Licht kann ich nicht lesen.»

Und danach war es ihm irgendwie unnötig vorgekommen, die Vorhänge wieder zuzuziehen.
 

Kakuzu wußte nicht, worauf der Jüngere mit diesem albernen Frage-Antwort-Spielchen abzielte. Erst recht nicht, als dieser ein ‹Heh› von sich gab und sich daraufhin dessen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln anhoben.

the fear of nearness

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

the fear of nearness

Er wischte sich seine verschwitzten Haare aus dem Gesicht, versuchte seine Atmung erstmal wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ein Seitenblick zu seinem Nebenmann zeigte, dass es diesem nicht anders erging.
 

Das, was er vor ein paar Wochen noch als eine einmalige Sache betitelt hatte… nun, es war augenscheinlich nicht einmalig geblieben. Jedenfalls wenn man die vergangenen Wochen mit einbezog, in denen sie fast jedes mal, wenn der Jüngere ihn besucht hatte, schlussendlich im Bett gelandet waren. Und er konnte dem Jüngeren nichtmal einen Vorwurf machen, war er selbst es doch gewesen, der dabei jedes mal den ersten Schritt gemacht hatte. Er konnte es nicht mehr leugnen, der Jüngere zog ihn einfach an. Es schien, als hätte der Silberhaarige seit ihrem ersten mal ein Verlangen in ihm entfacht, wovon er gedacht hätte, dass er es in diesem Ausmaß nie wieder erleben würde. So oft wie sie es in den letzten Tagen miteinander getrieben hatten, kam er sich beinahe vor wie ein Sexbesessener Teenager, der einfach nicht genug davon kriegen konnte.
 

Und verdammt, er bereute es nicht.
 

Der erste Sex mit dem Jüngeren war ja schon gut gewesen und es schien, als würde er mit jedem weiteren mal noch besser werden. Und der Silberhaarige schien genau zu wissen, was er tun musste, um ihn wahnsinnig zu machen. Doch das Allerbeste war, dass sein Kopf bei nichts anderem leerer war, als dann, wenn sie miteinander schliefen. Nichtmal das Gefühl, wenn er seine Aggressionen – die nebenbei erwähnt in letzter Zeit stark abgenommen hatten – bei ihrer einvernehmlichen Prügelei herausließ, konnte mit dem konkurrieren, wie wenn sie geschafft und befriedigt nebeneinander im Bett lagen. Und es war genau das, was er haben wollte; einen leeren Kopf, frei von pessimistischen Gedanken, die ihn ansonsten nur runterzogen.

Das Seltsame daran war, dass sich dieses Hochgefühl nicht nur auf den Moment während und nach dem Sex bezog, sondern sich auch auf alltägliche Situationen ausgebreitet hatte, während der Jüngere in seiner Nähe war. Wie wenn sie in der Küche etwas zusammen aßen, vor dem Fernseher hockten oder sogar dann, wenn der Silberhaarige ihm mit seinem Großmaul auf die Nerven ging. Hätte er gewusst, dass sinnlose Gespräche – bei denen er sich nicht mal beteiligen musste – ihn so sehr von seinen Problemen ablenken konnten, dann hätte er sie schon viel früher geführt.
 

Eine Hand, die sich auf seine Brust legte, riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte den Kopf zur Seite und blickte in das zufriedene Gesicht des Jüngeren. Dieser hatte sich seitlich zu ihm gedreht, stützte sich auf einem Ellenbogen ab, während er ihm über die Brust streichelte. Schließlich beugte er sich zu ihm und drückte ihm seufzend einen sanften Kuss auf die Lippen.
 

Das tat er in letzter Zeit öfters.
 

Kakuzu fuhr ihm sanft durch sein silbernes Haar, strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und genoss einfach diesen kurzen Moment der Stille und des Friedens. Doch die harmonische Stimmung zwischen ihnen geriet mit den nächsten Worten etwas ins Wanken.
 

«Willst du mich nicht endlich mal nach meinem Namen fragen?»
 

Kakuzu gab ein genervtes Grummeln von sich.
 

«Warum fragst du mich das ständig, wenn du meine Antwort doch schon kennst?» So langsam ging ihm diese Frage so tierisch auf die Nerven. Zumal sie ihm der Jüngere jetzt beinahe jedes mal stellte, wenn sie sich trafen.
 

«Weil ich denke, dass es so langsam an der Zeit ist. Ich weiß so vieles über dich, doch du hingegen kennst nichtmal meinen Namen. Und ich verstehe den Grund einfach nicht, weshalb du nichts über mich wissen willst und ständig abblockst, wenn ich dir etwas über mich erzählen will.»
 

Für Kakuzu war damit der Moment zerstört und er scheute sich auch nicht seine Verärgerung darüber zum Ausdruck zu bringen.

«Weil ich niemanden in meiner Nähe haben will.» Zischte er gereizt und schob den Jüngeren, der bis eben noch halb auf ihm gelegen hatte, von sich runter, erhob sich vom Bett und fing an sich anzuziehen.
 

«Verdammt, Kakuzu! Wir ficken seit Wochen miteinander, ich glaube viel näher geht’s nicht mehr.» Der Jüngere schien nun auch langsam wütend zu werden, was Kakuzu an seinem Tonfall erkannte, ebenso wie er sich aufgebracht aufsetzte.
 

«Ich meinte damit nicht diese Nähe», flüsterte er leise, ehe er hinzufügte: «Ich kenne dich nicht und so soll es auch bleiben. Versteh doch endlich, dass ich nicht will, dass sich etwas verändert, dass es mir egal ist wer du bist und hör auf mich in dieser Sache zu nerven.» Sagte er und zog sich eilig seine Hosen hoch, da er nicht schnell genug aus dem Zimmer verschwinden konnte. Ihm war die Richtung, in die dieses Gespräch verlief, so gar nicht geheuer.
 

«Du sagst das fast so als wäre ich ein Fremder für dich. Doch das bin ich doch schon lange nicht mehr. Du kennst mich sehr wohl, Kakuzu. Nur willst du nichts über mich wissen. Warum nicht? Hat es etwas mit deiner Frau zu tun? Oder ist es weil–»
 

Kakuzu machte den Fehler bei der Erwähnung seiner Frau eine verräterische Bewegung zu machen.
 

«Dann ist es also wegen deiner Frau. Ich dachte mir schon, dass sie der Grund dafür ist, weshalb du niemanden an dich heranlässt. Begreif doch, sie ist tot, Kakuzu. Es bringt nichts auf sie zu warten, sie kommt nicht wieder. Ich sage ja nicht dass du sie vergessen sollst, nur dass du anfangen musst sie loszulassen. Du liebst sie noch immer, nicht wahr? Auch noch nach drei verdammten Jahren…»

Kakuzu antwortete nicht, stattdessen beeilte er sich etwas mehr mit Anziehen. Er wollte hier raus.
 

Nein, er musste hier raus.
 

«Du hast Angst davor, dass dich wieder jemand verlässt, so wie sie es mit ihrem Tod getan hat. Du gibst ihr die Schuld dafür und doch gilt deine Treue noch immer ihr. Ich meine, Scheiße, überall in der Bude sind sogar noch ihre Sachen verstreut. Sogar im Schrank hängen noch ihre Kleider… dass das nicht ganz gesund ist muss ich dir wohl nicht sagen, oder? Das grenzt schon fast an Besessenheit!» Der Jüngere legte eine kurte Pause ein, ehe er mit leicht belegter Stimme weitersprach. «Sag mir nur eins, Kakuzu… denkst du an sie wenn wir miteinander schlafen?»
 

Den Pullover über den Kopf gezogen drehte er sich zu dem Jüngeren um, blickte in die ernsten Augen die denen seiner Frau so ähnlich sahen. Auch wenn zu Anfang die Ähnlichkeit ihrer Augenfarbe wohl ausschlaggebend gewesen war, warum er ihn nicht direkt aus seinem Umfeld verscheucht hatte, so sah er nicht seine Frau, wenn er ihm in die Augen blickte. Sondern die Person die er in Wirklichkeit war. Es war nicht seine Frau an die er dachte, wenn sie zusammen ins Bett stiegen. Gott, die beiden waren abgesehen von den Augen doch so verschieden, das hätte er nicht bewerkstelligen können. Vielmehr dachte er dabei an nichts, war es doch die einzige Möglichkeit sich von den Gedanken, die stets um seine verstorbene Frau kreisten, zu lösen und sich von ihr zu distanzieren. Er fühlte sich lebendiger und wacher, wenn der Jüngere in seiner Nähe war. Mehr noch, als wenn er einen ganzen Liter Kaffee trinken würde.

Und doch hielt er es sich vor ihm die Wahrheit zu sagen, denn es bedeutete trotzdem nichts und er wollte um alles auf der Welt verhindern, dass der Silberhaarige daraus etwas fehlinterpretierte.
 

Doch wenn es nichts zu bedeuten hatte, warum fühlte er sich dann bloß jedes mal so schlecht, wenn er wieder alleine war und seine Gedanken erneut zurück zu seiner Frau wanderten?
 

«Manchmal», log er mit versteinerter Miene, blickte ihm direkt in die Augen.

Anders sah er keine Möglichkeit, um diesem Thema ein Ende zu setzen. Er hatte schon immer gewusst, dass er ein guter Lügner war, was sich auch dieses mal als wahr herausstellte, denn seine Worte verfehlten die gewünschte Wirkung nicht.

Der Jüngere sah ihn für einen Moment enttäuscht und etwas fassungslos an, bevor er kurz den Kopf schüttelte, ihn anschließend senkte um auf die Bettdecke zu starren.
 

Damit dürfte ihm die Lust an diesem Thema vergangen sein.
 

«Doch dass ich nichts über dich wissen will hat trotzdem nichts mit ihr zu tun. Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass das zwischen uns nichts bedeutet.»

Er war schon aus dem Schlafzimmer getreten, hatte sich im Gehen seinen Mantel übergeworfen, als ihm der andere noch etwas hinterher brüllte.
 

«Ach ja?! Und warum stellst du dich mir dann nicht, sondern läufst davon wie ein Feigling?!»
 

Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und ihm die kalte Herbstluft ins Gesicht schlug, fiel ihm auf, dass er in seiner Hektik vergessen hatte den Wohnungsschlüssel mitzunehmen. Doch auch das würde ihn jetzt nicht davon abhalten so lange durch die Gegend zu laufen, bis er sich etwas heruntergefahren hatte und sein Kopf wieder klar war.
 

Doch zu seinem Missfallen sagte ihm sein Gefühl, dass auch danach der Jüngere mit diesem Thema nicht locker lassen würde. Er würde ihm vielleicht nicht direkt wenn er wiederkam damit im Nacken sitzen und vielleicht auch nicht gleich morgen, doch so hartnäckig wie dieser sein konnte, glaubte Kakuzu kaum, dass er es auf sich beruhen lassen würde.
 


 

♦︎
 

Ein Tritt in die Seite des am Boden liegenden, worauf ein gequältes Stöhnen folgte und sich dieser nur noch mehr krümmte vor Schmerz.
 

Langsam ging Kakuzu in die Hocke, beugte sich über den Jüngeren, um ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, so dass dessen Kopf zur Seite flog und gegen den Boden knallte. Fest packte er im am Kragen, riss ihn ein Stück nach oben um ihm ins Gesicht sehen zu können.
 

Die Unterlippe des Jungen war aufgeplatzt, ein kleiner Blutstrom floss aus der Wunde das Kinn hinab.
 

Die selben Lippen die er schon so oft geküsst hatte.
 

Die lilafarbenen Augen starrten ins Leere, als würden sie einen unbestimmten Punkt in weiter Ferne fixieren, den nur sie sehen konnten.
 

Die selben Augen die ihn auf so unterschiedliche Weise anfunkeln konnten.
 

Dabei wirkte er auf Kakuzu jedes mal so, als ob er geistig gar nicht mehr richtig da wäre, als hätte sich seine Seele vom Körper gelöst und würde irgendwo über ihnen schweben.
 

Er holte mit seiner Faust zum nächsten Schlag aus und hielt noch in der Bewegung inne, als ihn erneut dieses seltsame Gefühl überkam, welches ihn schon die letzten male heimgesucht hatte. Ein merkwürdig drückendes Gefühl in der Magengegend, als ob ihn etwas davon abhalten wollte den Jüngeren weiter zu schlagen. Es fühlte sich nicht richtig an weiterzumachen, zumal er sich dabei auch irgendwie schlecht fühlte und er frage sich, wie er es die ganzen anderen male über sich gebracht hatte den Jüngeren so schlimm zuzurichten, ohne sich danach nicht mies zu fühlen.
 

Wut.
 

Ja, er war immer rasend vor Wut gewesen und auch wenn sie sich nie gegen den Jüngeren gerichtet hatte, so hatte er nie ein Problem damit gehabt sie an ihm auszulassen. Doch was war nun anders?

Denn so weiterzufahren wie bisher, erschien ihm mit einem mal absurd. Denn eigentlich wollte er dem Silberhaarigen doch gar keine Schmerzen zufügen.
 

So, wie er auch seiner Frau nie etwas hatte antun wollen.
 

Sein Zögern schien von dem Jüngeren bemerkt zu werden, denn dieser sah so aus als würde er wieder zu sich kommen. Seine Pupillen huschten kurz unfokussiert durch den Raum, als müsste er sich erstmal orientieren, ehe sie an ihm hängen blieben.
 

«Was ist? Warum hörst du auf?» Seine Stimme hörte sich kratzig an.
 

Kakuzu senkte seine erhobene Faust und ließ den Silberhaarigen schließlich los.
 

«Weil es reicht.»
 

Der Jüngere richtete sich etwas auf, tastete mit den Fingern seine Lippen ab und als er das Blut bemerkte leckte er es genüsslich weg.

«Du hast nachgelassen.» Sagte er als er sich vom Boden erhob, nicht ohne sich die wohl geprellte Seite zu halten.
 

«Was?»
 

«Na mit den Schlägen. Früher hat es irgendwie mehr weh getan und du hast auch wesentlich länger gemacht.»
 

«Und?», knurrte er, zog seine Augenbrauen zusammen.

Er hatte noch gehofft, dass der Jüngere es nicht merken würde, doch da hatte er wohl falsch gedacht. Er hatte keine Lust ihm den Grund für sein Verhalten zu erklären, zumal er ihn ja selbst kaum verstand, weswegen er ohne eine Antwort abzuwarten in die Küche ging um sich etwas zu trinken zu holen.
 

«Nichts und. Ist mir nur aufgefallen.» Antwortete der Jüngere, der ihm gefolgt war und nun im Rahmen angelehnt da stand.

Kakuzu warf einen Blick in den Kühlschrank und entschied sich für Orangensaft.
 

«Und du trinkst auch nicht mehr so viel wie damals als wir uns kennengelernt haben. Und die ganzen leeren Bierdosen stehen auch nicht mehr überall in der Gegend rum.»
 

«Was willst du mir damit sagen?» Er nahm einen Schluck, drehte sich dann zum anderen um, lehnte sich an die Küchenzeile.
 

Der Jüngere machte ein Gesicht, als ob die Antwort auf diese Frage offensichtlich wäre.
 

«Du kannst mir nicht sagen, dass du es noch nicht bemerkt hast?» Fragte der Jüngere verwundert, ehe er sich langsam auf ihn zubewegte.
 

«Was bemerkt?»

Als der Silberhaarige vor ihm stand nahm er ihm die O-Saft Flasche aus der Hand und stellte sie auf den Tresen. Der durchdringende Blick, mit welchem Kakuzu bedacht wurde, ließ ihn etwas unbehaglich werden, dennoch hielt er ihm stand.
 

«Du hast wieder angefangen zu lesen. Du lässt wieder Licht in die Bude, die im Gegensatz zu vor ein paar Monaten viel aufgeräumter ist. Du trinkst kaum mehr, hast aufgehört ständig vor der Glotze zu sitzen und vor dich hin zu grübeln, gehst stattdessen öfters mal nach draußen… muss ich noch mehr sagen?»

Der Jüngere kam ihm noch etwas näher, schlang zögerlich einen Arm um seinen Nacken und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Kakuzu nahm einen leicht eisenhaltigen Geschmack wahr, ehe der Silberhaarige wieder von ihm abließ und ihm fest in die Augen blickte.
 

«Es scheint, als ob es dir langsam besser gehen würde. Und ich glaube, dass ich einen Teil dazu beigetragen habe.»
 

«Besser? Mir ging es nie schlecht.» Behauptete er mit belegter Stimme, als er den Arm um seinen Nacken löste und den Jüngeren etwas von sich schob.
 

Vom einen Moment auf den anderen verzog der Silberhaarige ärgerlich das Gesicht. Kakuzu wollte schon unbeirrt an ihm vorbeigehen, als er am Oberarm festgehalten wurde.
 

«Ich bin vielleicht nicht der hellste aber blöd noch lange nicht, also verkauf mich nicht für dumm. Und dann läufst du schon wieder vor mir davon. Weißt du, eigentlich wollte ich dir Zeit geben und warten bis du von dir aus mehr über mich wissen willst. Doch anscheinend würde ich bei deinem Sturkopf vergeblich darauf warten und ich war noch nie der Geduldigste. Auch wenn du immer so abweisend und desinteressiert tust, weiß ich ganz genau, dass du mich magst. Und ich denke mit dem Tod deiner Frau hast du… keine Ahnung, irgend so ein scheiß Trauma oder so erlitten. Und das hält dich jetzt irgendwie davon ab jemanden an dich ran zu lassen und–»
 

«Bist du fertig?», knurrte Kakuzu gereizt und riss seinen Arm los. «Denn ich kann auf irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen Psychoanalysen verzichten!» Es herrschte Stille zwischen ihnen, in der sie sich bloß ansahen. Doch der seltsame Ausdruck der sich in den Augen seines Gegenübers breit machte, behagte Kakuzu so gar nicht.
 

«Na schön, dann eben auf die harte Tour. Du hast es ja nicht anders gewollt…» Herausfordernd hob der Jüngere seinen Kopf und fixierte ihn mit seinem Blick. «Ich bin einundzwanzig Jahre alt. Ich hasse den Winter, weil er scheiß kalt ist und ich Kälte einfach nicht ausstehen kann, Sommer ist mir zu heiß und im Frühling sind mir die Leute zu gut drauf. Deswegen mag ich den Herbst am liebsten, auch weil ich das Geräusch liebe, was der Regen macht, wenn er gegen die Scheibe schlägt. Ich esse vorwiegend Fleisch, Gemüse mag ich nicht sonderlich, ist für mich nur Unkraut was nicht satt macht. Als ich damals von dir verlangt habe, dass du mich vergewaltigst, habe ich es nicht aus dem Grund getan, weil mir der Kick nicht mehr ausgereicht hat, sondern weil ich dachte, dass das die einzige Möglichkeit wäre um dir näher zu kommen. Ich weiß, dass das seltsam erscheinen mag, aber ich kann eben nicht gut mit Menschen und von Zwischenmenschlichem hab ich noch weniger Ahnung. Was auch der Grund ist, weswegen ich so gut wie keine Freunde habe.»
 

Wie ein tosender Sturm brach das Gesagte auf Kakuzu ein und am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten. Es waren alles Einzelheiten über diesen Jungen die er doch so sehr versucht hatte von sich fern zu halten, um ihn weiter als Fremden ansehen zu können.

Unfähig eine Reaktion von sich zu geben, da er mit so einem Überfall einfach nicht gerechnet hatte, blieb er wie angewurzelt stehen.
 

«Ich war zwölf als ich die Schule abgebrochen habe, weil ich mich mit Mitschülern geprügelt habe und ich mit dem Stoff einfach nicht mehr hinterhergekommen bin. Ich wohne ein paar Straßen weiter, nicht weit von hier, mit meiner Mutter in einer kleinen Mietwohnung. Ich bezeichne sie nicht gerne als meine ‹Mutter›, weil sie es für mich nie war und sie auch nie etwas unternommen hat, als mich mein Vater schlug. Den habe ich schon seit über sieben Jahre nicht mehr gesehen, weil er vom einen Tag auf den anderen abgehauen ist als ich vierzehn war und uns mit einem Schuldenberg zurückgelassen hat. Doch auch wenn er mich immer verprügelt hat und ein Arschloch war, so war mein Verhältnis zu ihm schon immer besser gewesen als das zu meiner Mutter. Und manchmal wünschte ich, sie wäre gegangen und er bei mir geblieben.»
 

«Hör auf damit, halt die Klappe!», brüllte Kakuzu, als er sich endlich aus seiner Starre gelöst hatte. Gleichzeitig schalt er sich innerlich dafür, dass er sich auf jemanden eingelassen hatte, der ganz offensichtlich einen scheiß Vaterkomplex hatte. Da erübrigte sich wohl auch gleich die Frage, weshalb der Jüngere sich nie an ihrem großen Altersunterschied gestört hatte.
 

«Meine Lieblingsfarbe ist grün. Ich bin gläubig und bete zum einzig wahren Gott Jashin-sama. Ich huldige ihm jeden Tag indem ich mich selbst verletzte oder verletzen lasse, so wie es seine Regeln verlangen. Ich hab zu ihm gefunden, als ich mich mit neun umbringen wollte und mich aus dem zwölften Stock eines Gebäudes gestürzt habe. Doch wie durch ein Wunder habe ich überlebt und nichts weiter als ein paar Schrammen, blaue Flecken und gebrochene Rippen davongetragen. Ich hasse Politiker, weil die den ganzen Tag nur reden und schlussendlich nur den Reichen noch mehr Geld in den Arsch schieben und nichts für diejenigen tun, die das Pech haben in so einem Viertel wie diesem aufzuwachsen. Ich kann es gar nicht leiden wenn man lügt, deswegen ziere ich mich auch nicht frei zu sagen was ich denke, auch wenn es nicht jedem passt.»
 

«Ich will das nicht wissen, verdammt!», schrie er nun schon aus vollem Hals.

Es waren so viele Informationen die er mit diesem Redeschwall vor die Füße geworfen bekam und dazu schoben sich Bilder in seinen Kopf, die er einfach nicht mehr heraus bekam. Auch wenn er in seinem Inneren bereits vor Wut schäumte und alles in ihm schrie, den Jüngeren zum Schweigen zu bringen, so entschied er sich doch für die Flucht. Er stürmte beinahe schon aus der Küche ins Wohnzimmer und doch schien dies nicht viel zu nützen, denn der Silberhaarige folgte ihm hartnäckig und fuhr einfach fort.
 

«Ich hab ein paar kleinere Vorstrafen, da ich manchmal Lebensmittel in Supermärkten klaue, weil meine Mutter unser Geld lieber versäuft anstatt es für Essen auszugeben. Ich habe keinen richtigen Job, mache eigentlich den ganzen Tag lang nichts, außer zu versuchen ihn unbeschadet zu überstehen. Der Grund warum ich dich Mittwochs nie besuchen komme ist der, weil ich da als Aushilfe in einer Kneipe in der Gegend arbeite, was ich nur dem fetten Kerl zu verdanken habe, dem der Laden gehört. Er hatte Mitleid mit mir, als ich mich im Winter vor ein paar Jahren lieber in der Kneipe aufgehalten habe als Zuhause, weil es da wenigstens ne Heizung gab die funktionierte. Und obwohl ich den Job hasse und ihn am liebsten schon längst geschmissen hätte, halte ich daran fest, weil es das einzig Beständige in meinem Leben ist und weil ich denke, dass ich mir ohne ihn gleich die Kugel geben könnte. Ich hab dich schon bei unserer ersten Begegnung interessant gefunden und später, als ich dir den Grund für mein masochistisches Verhalten erklärt habe, warst du der Erste, der mich nicht schief angeschaut und mich direkt verurteilt hat. Und dann, als ich dich ein paar mal unbemerkt dabei beobachtet habe, wie du auf das Foto deiner Frau gestarrt hast, habe ich angefangen mir zu wünschen, du würdest, so wie du sie ansiehst, auch mich ansehen und–»
 

Ein ekelhaft klatschendes Geräusch hallte von den Wänden wider und als Kakuzu seine erhobene Hand senkte, fing seine Handfläche an zu brennen wie Feuer. Wie es wohl auch die Wange des Jüngeren tun musste, da sie sich bereits jetzt schon anfing rötlich zu verfärben. Der Kopf des Silberhaarigen war durch die Ohrfeige zur Seite geflogen, weswegen Kakuzu nur dessen Profil betrachten konnte. Es herrschte eine ganze Weile Stille, in der Kakuzu das Mienenspiel des Jüngeren mitverfolgte.

Obwohl man meinen könnte dass der Silberhaarige Schmerzen gewohnt war, schien ihm die Ohrfeige ganz schön weh zu tun. Und das, obwohl er doch nur die Handfläche benutzt hatte, anstatt ihn mit der Faust zu schlagen.
 

Oder hatte es gar nichts mit dem Schmerz an sich zu tun, warum der Jüngere sein Gesicht so verzog, sondern war es für ihn genau deshalb schlimmer, weil sich Kakuzu dazu gezwungen gesehen hatte, seine Handfläche zu benutzten und ihn damit zurechtzuweisen wie ein kleines Kind?
 

Tränen traten dem Silberhaarigen in die Augen, seine Unterlippe fing verdächtig an zu beben und Kakuzu befürchtete bereits das Schlimmste. Wider Erwarten schien sich sein Gegenüber jedoch gleich wieder zu fangen und einmal tief ein- und ausatmete. Und als er schließlich den Kopf in Kakuzus Richtung drehte und ihm direkt in die Augen blickte, stand in ihnen die pure Entschlossenheit.
 

«…und ich will, dass du endlich meinen verdammten Namen erfährst! Auch wenn ich ihn dir auf die Stirn tätowieren muss, so dass du ihn jeden Morgen im Spiegel sehen kannst und ihn auch nie vergisst, Gott ich werde es tun! Ich hoffe du erstickst dran, Arschloch! Mein Name lautet Hhhng–»
 

Noch bevor der Jüngere seinen Namen aussprechen konnte, hatte Kakuzu ihm am Hals gepackt um jeden weiteren Laut zu ersticken. Fest drückte er dabei die Kehle des anderen zusammen und blickte ihm Wutentbrannt in die Augen.

So weit würde er es nicht kommen lassen, als dass er diesen Namen erfahren würde, denn damit würden sich die Puzzleteile, die Dinge die er von diesem Jungen wußte, in seinem Kopf unwiderruflich zusammenfügen. Mit dem Namen würde sich ein Bild formen, welches er dann nie wieder aus seinem Kopf bekommen würde.
 

Denn dann würde er ihn unweigerlich nicht mehr als einen Fremden betrachten können.
 

Der Jüngere brachte nur einen erstickten Laut zustande und auch die Versuche sich von seinem Griff zu befreien waren vergebens.
 

«Ich sage es jetzt noch ein letztes mal…», fing er mit vor Wut bebender Stimme an zu sprechen. Er drückte noch etwas fester zu, um seinen Worten mehr Ernsthaftigkeit zu verleihen. Die Augen des Jüngeren weiteten sich in blanker Panik, da diesem wohl langsam die Luft ausging. Doch das interessierte Kakuzu nicht, zu sehr war er von seinem Zorn und Widerwillen eingenommen. Nichtmal die Tritte gegen sein Schienbein nahm er mehr wahr, es fühlte sich beinahe so an, als wäre sein gesamter Körper taub.
 

«Ich will deinen Namen nicht kennen, weil es mir egal ist, wer du bist, was du tust oder woher du kommst. Solltest du in Zukunft nur noch einmal versuchen mir auch nur irgendein Detail aus deinem Leben preiszugeben, dann schwöre ich, wirst du mich kennenlernen. Und glaube mir, das was ich dann mit dir vor habe würde nichtmal mehr dir gefallen.»

Angst spiegelte sich in den Irden des Jungen wider, wo sich nur kurze Zeit später erneut Tränen sammelten, die ihm dieses mal ungehindert über die Wangen liefen. Teilnahmslos nahm Kakuzu dies zur Kenntnis und als der Jüngere beinahe nur noch wie ein nasser Sack in seinem Griff hing, ließ er ihn los.
 

Mit einem dumpfen Laut fiel der Jüngere zu Boden. Würgend und hustend schnappte er gierig nach Luft, nach welcher es seinen Lungen schon so lange fehlte, was seinen Hustanfall nur noch verschlimmerte. Er stützte sich mit den Unterarmen am Boden ab und als er sich etwas beruhigt hatte fuhr er sich einmal mit dem Handrücken über die Augen. Langsam drehte er sich zu Kakuzu, welcher noch immer an der selben Stelle stand und ihm mit einem kalten Blick begegnete.
 

«Wenn ich dir so scheiß egal bin», fing er an und versuchte sich zittrig aufzurichten. «Wäre es dir dann auch egal, wenn ich gehen und nie wieder kommen würde?»

Einen kleinen Schimmer Hoffnung konnte Kakuzu an der Miene des Jüngeren ablesen, welcher er mit seinen nächsten Worten jedoch gleich wieder zunichte machte.
 

«Wäre es.»
 

Ein trauriges Lächeln legte sich auf die Züge des Silberhaarigen, als sich dieser wankend erhob. Er öffnete seinen Mund, als würde er etwas sagen wollten, doch noch bevor ihm ein Laut entwich, schloss er ihn wieder, während sich erneut Tränen über seine Wangen bahnten.
 

Für Kakuzu sah der Jüngere in diesem Moment genau so traurig und verloren aus, wie er sich selbst die letzten Jahre gefühlt hatte. Und doch unterdrückte er seinen ersten Impuls einen Schritt nach Vorne zu machen und den Silberhaarigen aufzuhalten, als sich dieser ohne ein weiteres Wort umdrehte und ihn in seiner Wohnung alleine ließ.

regret and insight

Es waren nun schon einige Wochen her, seit sie diesen Streit gehabt hatten und der Jüngere anschließend gegangen war. Und seither, wie angekündigt, nicht wiedergekommen war.
 

In den ersten Tagen, als Kakuzus Verärgerung noch nicht nachgelassen hatte, hatte es ihn nicht gekümmert. Er hatte es sogar als ganz angenehm empfunden, diesen Jungen nicht mehr ständig um sich zu haben. Er hatte wieder Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern. Dadurch war es in seiner Wohnung und allgemein in seinem Leben ruhiger geworden. Die Routine kehrte zurück, wie auch der Alltagstrott. Und war es nicht genau das gewesen, was er immer gewollt hatte?
 

Ruhe. Vor jedem und allem?
 

Und doch erwischte er sich ein paar mal dabei, wie er sich auf dem Nachhauseweg aus Gewohnheit zwei Becher Kaffee kaufte oder wie er nach dem wöchentlichen Einkauf feststellte, dass er unbewusst zu viel eingepackt hatte. Oder wie er sich Abends diese absolut dämliche Fernsehserie reinzog, auf die er selbst nie geschalten hätte, die er aber immer mit ihm zusammen angesehen hatte, weil der Silberhaarige so vernarrt in sie war.
 

Und nun, als seine Verärgerung nachgelassen hatte, empfand er sein Leben plötzlich als zu ruhig. Die Stille nervte ihn, wenn er in einem Buch lesen wollte. Und doch war er ständig aus unerfindlichen Gründen nervös, kam nie zur Ruhe, dazu kam, dass er Nachts nicht einschlafen konnte und deswegen tagsüber wegen des Schlafmangels wie gerädert war.
 

Die Dinge erschienen ihm plötzlich alle belanglos und fade. Als hätte der Silberhaarige mit seinem Gehen alle Farben aus seinem Leben gesogen und ihn in einer grauen Suppe zurückgelassen. Und das, obwohl er bis jetzt selbst nichtmal gemerkt hatte, dass es seit diesem Ereignis von vor drei Jahren so etwas wie Farbe in seinem Leben wieder gegeben hatte.
 

Wie oft er auch versuchte das ganze einfach auszublenden, es ging nicht. Und irgendwann kam der Moment, in dem er einfach nur noch bereute. Bereute den Jüngeren gehen gelassen zu haben. Bereute gegen ihn handgreiflich geworden zu sein, so dass sogar dieser Junge – von dem er immer geglaubt hatte, dass er so etwas wie Furcht nicht kennen würde – vor ihm Angst bekommen hatte. Bereute, dass er ihm gesagt hatte, dass es ihm egal wäre, wenn er nicht wiederkommen würde. Denn ganz offensichtlich war es das nicht.
 

Verdammt, er hatte sich an diesen Bengel gewöhnt und irgendwo angefangen ihn zu mögen. Und zu allem Überfluss schien er ihm nun auch noch zu fehlen. Es war nichts, das er gewollt hatte, doch dass es nun so war, konnte er nicht ändern.

Dabei hatte er doch immer angenommen, dass ihm so etwas erspart bleiben würde, so lange er nur nicht zuließ, seinen Namen, und auch sonst nichts über ihn zu erfahren.

Doch Kakuzu war noch nie ein Mensch gewesen, der sich lange etwas vormachte. Es hatte nicht funktioniert und nun bedeutete ihm dieser Junge wohl etwas. In welchem Sinn auch immer. Doch dass er dies nun eingesehen hatte, brachte ihn auch nicht weiter, denn es sah so aus, als ob er den Silberhaarigen bereits wieder vergrault hatte. Es war ein Fehler gewesen ihn gehen zu lassen.
 

Verlust.
 

Etwas, das er eigentlich nie wieder erleben wollte. Und nun hatte er im Versuch, sich vor weiteren Verlusten zu schützen, in dem er niemanden mehr an sich heranließ, das genaue Gegenteil bewirkt. Es war ein scheußliches Gefühl etwas zu verlieren, das einem wichtig war. Und das alles nur, weil die Erkenntnis zu spät gekommen war, dass ihm dieser Junge wohl doch mehr bedeutete, als dass er zulassen wollte.
 

Es fing an zu schneien, als er um die nächste Ecke auf die Hauptstraße einbog. Fröstelnd zog er seinen Kragen etwas höher, ehe er seine Hände in die tief sitzenden Taschen seines Mantels vergrub, um sie vor der Kälte zu schützen. Ein kleiner Anflug von Widerwille überkam ihn, als sich der anfänglich leichte Schneefall verstärkte und es nun große Flocken vom nachtschwarzen Himmel rieselte. Für einen kurzen Moment frage er sich, ob es die Mühe wert war, sich bei dieser eisigen Kälte auf den Straßen einen abzuhetzen, wo er es doch viel gemütlicher Zuhause hätte haben können. Doch im nächsten Augenblick schalt er sich sogleich wieder für diesen Gedanken.
 

Ja, er war es wert.
 

Nach ein paar Minuten hatte er sein Ziel erreicht und blieb vor dem dunklen Schuppen stehen. Der fünfte, den er heute schon abklapperte, in der Hoffnung, den Jüngeren zu finden. Heute war Mittwoch. Und auch wenn er damals nicht richtig zugehört hatte, als der Silberhaarige so vieles von sich erzählt hatte, so war die Information, dass der Jüngere mittwochs in einer Bar in der Gegend arbeitete, doch bei ihm hängengeblieben. Im Nachhinein gesehen war es auch das einzige, das ihm irgendwie nützlich sein könnte, ihn aufzuspüren. Andernfalls hätte er keine Ahnung wo er nach ihm suchen sollte.
 

Da er es ja nie für nötig gehalten hatte, etwas über den Jüngeren zu erfahren.
 

Es roch nach billigem Schnaps, Zigarettenrauch und etwas Modrigem, als er das Gebäude betrat. Eine kleine Bar erstreckte sich nahe dem Eingang, an der ein paar Gäste auf Barhöckern saßen. Auf der linken Seite standen auch einige Tische mit Stühlen, wie auch eine Sitzecke, auf der es sich zwei zwielichtige Gestalten bequem gemacht hatten. Es war nicht viel Bewegung in dem Raum vorhanden, die meisten tranken still ihr Bier oder begnügten sich damit, sich leise mit seinem Nebenmann zu unterhalten, weswegen Kakuzu direkt die Person auffiel, die, gerade als er hereingekommen war, in den hinteren Teil des Raumes verschwand, welcher wohl nur Angestellte betreten durften. Auch wenn die Person so schnell wieder aus seinem Blickfeld verschwunden war, so glaubte er doch, dass es sich dabei um den Gesuchten handelte.
 

Er trat an die Theke und musste eine ganze Weile warten, bis er die Aufmerksamkeit des dicken Mannes hatte, der hinter der Bar stand und dabei war einige Gläser mit einem dreckigen Handtuch abzutrocknen.
 

«Was darf’s denn sein, Kumpel?»
 

«Ich bin auf der Suche nach einem Freund von mir. Ich glaube er arbeitet hier.»
 

«Na dann, wie heißt er denn?» Der Typ mit dem Schnurrbart fragte eher desinteressiert nach, sah nichtmal von seiner Arbeit auf, obwohl die Gläser längst alle schon trocken waren. Es war nicht unüblich, dass sich die Bewohner dieses Viertels nicht sonderlich für die Anliegen anderer interessierten.
 

«Ich kennen seinen Namen nicht. Aber er ist etwa so groß…», Kakuzu deutete die Größe des Jungen an. «Schlank, silbernes Haar, helle Haut, ist etwa um die Zwanzig Jahre alt. Einundzwanzig glaube ich.» Sein Blick huschte immer wieder zum hinteren Teil des Raumes. Dort, wo er glaubte den Jungen verschwunden gesehen zu haben. Er wollte ihn nicht verpassen, sollte er wiederkommen.

Sein Gegenüber hielt in der Bewegung inne, wandte sich ihm nun endlich ganz zu und musterte ihn von oben bis unten.
 

Wurde ja auch Zeit, dass er endlich wahrgenommen wurde.
 

«Du siehst nach Ärger aus. Das sehe ich schon von Weitem. Und ich glaube kaum, dass dieser angebliche Freund, dein Freund ist, wenn du nichtmal seinen Namen kennst. Halt dich von dem Jungen fern, er hat es schon schwer genug und das Letzte was er gebrauchen kann, sind noch mehr Probleme.»
 

Kakuzu wußte, wie er auf andere wirkte. Seiner Körpergröße, die grimmige Miene, dazu noch die Narben, die sich von seinen Mundwinkeln nach hinten bis fast zu seinen Ohren zogen, gestalteten sein ganzes Erscheinungsbild auch nicht gerade freundlicher. Er bemühte sich auch nicht sonderlich darum freundlicher zu wirken, da es ihm schlichtweg einfach egal war, wie seine Mitmenschen von ihm dachten.
 

«Ich mache keine Probleme, ich will nur kurz mit ihm reden», versuchte er es weiter. Doch der fette Typ wandte sich von ihm ab, um sich um eine Bestellung zu kümmern, die eben ein hagerer Mann auf einem der Barhocker aufgegeben hatte.
 

«Das sagen sie alle. Hör zu, find dich einfach damit ab: er will dich nicht sehen. Und wenn du nichts trinken willst, wäre es besser wenn du dich wieder verziehst. Denn ansonsten kann ich nichts für dich tun.» Und damit war das Gespräch wohl beendet, denn der Kerl schenkte ihm daraufhin keine Beachtung mehr.
 

Kakuzu überlegte kurz, ob er sich etwas bestellen und einfach – hartnäckig wie er war – so lange hier warten sollte, bis der Jüngere wiederkam. Irgendwann musste er schließlich wiederkommen. Zwar hatte der fette Kerl ihn vorhin wohl auf Geheiß des Jüngeren abgewimmelt, und doch schien der Kahlkopf nicht so zu ticken, als dass er es dem Silberhaarigen durchgehen lassen würde, sollte dieser sich über längere Zeit von der Arbeit drücken.

Andererseits konnte er sich gut vorstellen, dass der Jüngere sogar in Kauf nehmen würde seinen Job zu verlieren, nur um seinen Kopf durchzusetzen. Und das wiederum wollte Kakuzu nicht, er wollte ihm keine Schwierigkeiten bereiten. Weswegen er sich schließlich dazu entschied zu gehen, denn wenn er es sich recht überlegte, hatte die Reaktion des Jüngeren, als Kakuzu hereingekommen war, schon genug ausgesagt. Er lief vor ihm davon. Und das, obwohl es doch immer der Silberhaarige selbst gewesen war, der daran etwas auszusetzen gehabt hatte, wenn Kakuzu die Konfrontation mied.
 

Ein deutlicheres Zeichen brauchte er nicht, um einzusehen, dass es dumm von ihm gewesen war hierher zu kommen.
 


 

♦︎
 

Kakuzu stand vor seinem Spiegelschrank und würde sich gleich dem stellen, was er die letzten Jahre immer wieder vor sich her geschoben hatte. Denn es sträubte sich einfach alles in ihm, wenn er schon nur daran dachte, ihre Sachen entsorgen zu müssen.
 

Und doch hatte er die letzten paar Tage immer wieder an das denken müssen, was ihm der Silberhaarige gesagt hatte. Dass es ihm nicht gut tat, die Sachen seiner verstorbenen Frau aufzubewahren. Dass sie nicht zurückkommen würde, dass er vergeblich auf sie wartete. Das wußte er alles natürlich auch selbst und doch hatte er es nie über sich gebracht ihre Kleider, ihren Schmuck und die ganzen Cremes, die noch heute unangetastet in seinem Bad verstreut lagen, – als würde sie noch leben und wäre nur für eine kurze Zeit abwesend – und ihre ganzen anderen Sachen, die sich in seiner ganzen Wohnung wiederfanden, zu entrümpeln. Denn wenn er dies tat, würde er ihren Tod akzeptieren.
 

Und das war genau das, was er bisher einfach nicht gekonnt hatte.
 

Doch nun überwand er sich und schob die Schranktür auf.

Das hellblaue ärmellose Kleid aus dünnem Baumwollstoff fiel ihm als erstes ins Auge. Er konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als sie es das letzte mal getragen hatte. Es war der Tag gewesen, als sie ihren ersten Anfall gehabt hatte. Sie waren in einem Lokal essen gewesen und bis dahin hatte er noch nichts von ihrer Krankheit gewusst. Doch dann bekam sie diesen Anfall, bei dem sie sich über Minuten zusammengekrümmt und gezittert hatte, als herrschten Minusgrade und nicht angenehme Raumtemperatur. Er wußte noch, wie er ihre Hand gehalten hatte. Noch nie zuvor hatte er sich hilfloser gefühlt als in diesem Moment, weil er einfach nicht gewusst hatte was los war und wie er ihr helfen konnte. Anschließend hatte er sie ins Krankenhaus gebracht, wo er es schließlich von den Ärzten erfahren hatte. Anscheinend hatte sie es selbst schon eine Zeit lang gewusst, ihm jedoch verschwiegen.
 

Er schüttelte kurz gedankenverloren den Kopf, ehe er das Kleid zusammenlegte und im Karton zu seinen Füßen verstaute. Wie er es auch mit ihren übrigen Sachen tat, bei denen ihn immer wieder dazugehörige Erinnerungen heimsuchten. Doch zu seinem Erstaunen fiel es ihm mit jedem weiteren Kleidungsstück leichter und am Ende, als ihre Seite des Schrankes leer war, war es, als wäre eine große Last von seinen Schultern gefallen.
 

Ein Abschluss und zugleich ein Neuanfang.
 

Er würde sie nicht vergessen, er würde bloß aufhören in der Vergangenheit zu leben und ihr nachzutrauern. Diese Verständnis hatte er nur dem Silberhaarigen zu verdanken, der ihm die Kraft dazu gegeben hatte einen Abschluss zu fassen. Auch wenn es so aussah, als ob der Jüngere nichts mehr von ihm wissen wollte – was er durchaus auch verstehen konnte – so hatte er ihm dennoch durch eine schwere Zeit geholfen und definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
 

Auch, wenn er bloß ein Fremder war, dessen Namen er nicht kannte.
 

Er war gerade dabei die letzten Kartons mit einem Tesa Klebeband zu verschließen, als jemand penetrant gegen seine Tür hämmerte. Und als er sich ins Wohnzimmer begab um die Tür zu öffnen, war er mehr als überrascht, als er den Silberhaarigen dahinter vorfand. Er hatte gedacht, dass dieser nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Anders hätte es nichtmal ein Idiot interpretiert, da sich Kakuzu letzten Mittwoch doch so rüde vom Arbeitgeber des Jüngeren hatte abweisen lassen müssen. Doch dessen Erscheinen bewies zwangsläufig ja das Gegenteil.
 

Kakuzu angehobene Stimmung knickte jedoch gleich wieder ein, als er die schlechte Laune seines Gegenübers bemerkte.

Die hellen Brauen waren zusammengezogen, die Augen verengt und seine Mundwinkel nach unten gezogen. Allgemein machte er den Eindruck, als würde er ihm gleich an die Gurgel springen.
 

«Ja, ich weiß was ich letztes mal gesagt habe. Dass ich nicht wiederkomme und so weiter, aber bild dir da jetzt bloß nichts drauf ein, kapiert? Wehe du sagst jetzt irgendetwas von wegen angekrochen kommen, dann raste ich aus, klar? Lassen wir das Thema einfach. Und jetzt mach gefälligst platz und lass mich rein.» Ohne eine Antwort abzuwarten stürmte der Jüngere an ihm vorbei in die Wohnung und Kakuzu folgte ihm etwas verwirrt in die Küche.

Der Silberhaarige schmiss seine mitgebrachten Tüten mit mehr Schwung als nötig auf die Arbeitsfläche und fing an in ihnen herumzukramen. Kakuzu währenddessen lehnte im Rahmen und beobachtete das Ganze ruhig, abschätzend wie er dieses Verhalten jetzt verstehen sollte.
 

«Ich war bei dir auf der Arbeit und habe dich gesucht.»
 

«Ja, ich weiß. Ich habe meinem Boss gesagt, dass er dich zum Teufel jagen soll, falls du auftauchst. Obwohl ich eigentlich nicht gedacht habe, dass du es tatsächlich tust.» Knurrte der Jüngere gereizt.
 

«Ich wollte dir nur sagen, dass das letztes mal etwas außer Kontrolle geraten ist. Ich habe Sachen getan, die ich nicht hätte tun sollen und Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint habe. Ich hätte nicht–»
 

«Tze, ich lege keinen Wert auf deine Entschuldigung, falls es denn eine sein soll. Also steck sie dir sonst wo hin. Und jetzt lass mich in Ruhe was kochen, verdammt! Ich brauch was zwischen die Zähne.»
 

Kakuzu wußte, dass sie beide wussten, dass das gelogen war. Er kannte den Kleineren mittlerweile gut genug um zu wissen, dass ihm sehr wohl etwas an seiner Entschuldigung lag. Dass er dies nur nicht zeigen wollte, damit kam Kakuzu noch klar. Womit er jedoch nicht klar kam war, dass der Jüngere so gereizt war, zumal ihm der Grund einfach nicht schlüssig war. Denn offensichtlich hatte er ihm ja verzeihen, jedenfalls deutete er dessen Auftauchen als solches. Denn hier anzutanzen und Radau zu machen, da er ihm doch noch nicht verziehen hatte, erschien ihm unlogisch und sinnlos. Doch da er genau wußte, dass das, was der Jüngere tat, nicht immer Sinn ergab, fragte er lieber mal nach.
 

«Warum bist du dann hier, wenn du noch immer sauer auf mich bist?»
 

«Ich bin nicht mehr sauer. Ich habe mich damit abgefunden, dass du nichts über mich wissen willst. Und du kannst beruhigt sein, ich werde auch nicht mehr versuchen dir etwas über mich aufzuzwingen. Es ist nur…»

Ein langgezogenes Seufzen entkam dem Jüngeren, ehe er sein Tun einen Moment einstellte, Kakuzu jedoch weiterhin den Rücken zugekehrt hielt.
 

«Willst du wirklich wissen, warum ich mir das antue? Trotzdem wiederkomme, auch wenn ich doch weiß, dass das zwischen uns zu nichts führt?» Es herrschte Stille, in der der Silberhaarige auf eine Antwort seinerseits zu warten schien.
 

Den ersten Impuls die Frage zu bejahen unterdrückte Kakuzu, weil er sich nicht sicher war, ob er es hören wollte. Er ahnte, dass der Jüngere Gefühle für ihn hegte, aber wie weit diese reichten, wollte er dann doch nicht genauer wissen.
 

Jedenfalls jetzt noch nicht. Vielleicht irgendwann einmal…
 

Sein Schweigen war dem Jüngeren wohl Antwort genug.

«Dann frag gefälligst nicht so blöd!», zischte er feindselig und widmete sich wieder der Zubereitung des Essens.
 

Doch nun glaubte Kakuzu zu verstehen, warum der Jüngere solch schlechte Laune hatte.

Der Silberhaarige war nicht wütend auf ihn, sondern er war vielmehr wütend auf sich selbst. Was wollte er schon bei jemanden, der noch an seiner Frau hing und der ihn die ganze Zeit nur abwies? Er war wütend, weil er mit seinem Auftauchen gegen seinen Verstand handelte. Es sah so aus, als ob er wüsste, dass es nicht vernünftig war hier zu sein und doch war er es.
 

Ihm war bewusst, dass er sich damit nur quälte. Und doch schien es, als ob er schlichtweg einfach nicht anders konnte.

a piece of luck?

Die Strahlen der Sonne, die durch das Fenster schienen und ihm direkt ins Gesicht fielen, kitzelten ihn. Und doch war er noch nicht gewillt die Augen zu öffnen, viel lieber wollte er noch ein paar Minuten weiter liegen bleiben. Er brummte zufrieden und rückte seinen Körper etwas mehr zur Seite, um die Wärme der Sonne besser in sich aufnehmen zu können.

Er hörte ein Murren, kurz darauf leises Rascheln neben sich. Etwas legte sich quer über seinen Bauch, woraufhin sich der warme Körper anfing sich an seine Seite zu drücken. Er spürte ein Gewicht auf seiner Brust, ebenso wie der stete Windhauch eines Atems, der seinen Hals schlug.
 

«Ich wollte dich gestern eigentlich noch rausschmeißen.» Brummte er träge, ohne die Augen zu öffnen.

Es war bisher noch nie vorgekommen, dass er den Jüngeren bei sich übernachten ließ. Jedenfalls nicht bei ihm in seinem Bett.
 

Die schlechte Laune des Jüngeren am gestrigen Tag hatte sich schnell wieder verflüchtigt. Spätestens dann, als Kakuzu sich ihm wieder genähert hatte und sie schließlich zusammen im Bett gelandet waren, war von ihr nicht mehr viel übrig geblieben. Und doch spürte Kakuzu, dass dem Silberhaarigen dieses Thema noch immer auf der Seele lastete. Dass er sich noch immer nicht damit zufrieden geben wollte, dass Kakuzu sich vor ihm verschloss, sich aber trotzdem zurückhielt, nur um es nicht wieder in einen Streit ausarten zu lassen.
 

«Hast du aber nicht», murmelte der Jüngere gegen sein Schlüsselbein, woraufhin er sich noch etwas fester an ihn drückte und anfing seine Hände über seine nackte Brust wandern zu lassen um unsichtbare Muster darauf zu malen.
 

Es stimmte. Nachdem sie gestern miteinander geschlafen hatten, hatte er ihn nicht wie er es sonst immer tat, diskret aber deutlich gebeten zu gehen, sondern war mit ihm im Arm eingeschlafen. Und wenn er jetzt darüber nachdachte, hatte es sich nichtmal schlecht angefühlt. Er musste wohl nicht erwähnen, dass er letzte Nacht ohne Probleme hatte einschlafen können, fast so, als hätte es seine Schlafprobleme zuvor gar nicht gegeben.

Auch neben dem Jüngeren aufzuwachen hatte etwas für sich. Die Wärme eines anderen Körpers zu fühlen und mitzubekommen wie sich dieser sachte an ihn drückte. Den Herzschlag jemand anderes zu spüren, während sich dessen Brust in regelmässigen Abständen hob und senkte, wie auch zu fühlen wie der Jüngere sachte gegen seinen Hals atmete. Seine weiche Haut auf der seinen zu spüren. Das Gewicht seines Kopfes der auf seiner Brust ruhte, die seidigen Haare, die Kakuzu an der Schulter kitzelten… das alles war auf angenehme Art irgendwie beruhigend.

Und wenn er es sich recht überlegte, empfand er bei dem Gedanken daran, dass es morgen auch so sein könnte, keinen Widerwillen. Vielmehr freundete er sich gerade mit dem Gedanken an, den Jüngeren auch diese Nacht bei sich schlafen zu lassen. Und die Nacht darauf. Vielleicht auch die ganze Woche… und die Woche darauf.
 

Wie sah es in einem Monat aus? Warum nicht? Einem Jahr? Vielleicht, wer wußte das schon?
 

«Sieht so aus», sagte er unnötigerweise und legte eine Hand auf den Rücken des Jüngeren, um mit ihr die Wirbelsäule entlang nach oben zu fahren. Als er im Nacken an seinem Haaransatz ankam, fing er an mit einigen Strähnen zu spielen, wodurch der Silberhaarige leise aufseufzte. Dessen Haare hatten sich, durch ihre nächtliche Aktivität und dem hin und her Wälzen während des Schlafes, aus der strengen Frisur gelöst und hingen ihm unordentlich ins Gesicht. Kakuzu hatte es ihm nie gesagt, aber er mochte es viel lieber, wenn er seine Haare offen trug.
 

«Was sind das für Kartons? Ziehst du um oder so?»
 

Kakuzu blinzelte und öffnete dann seine Augen einen Spalt, um zu genannten Objekten hinüberzusehen. Nachdem gestern der Silberhaarige so überraschend aufgetaucht war, hatte er die Kartons beinahe schon vergessen.
 

«Nein. Bevor du gestern kamst, war ich gerade dabei ein paar Dinge zu entrümpeln.»
 

«Ah. Was denn für Dinge?», fragte der Kleinere eher nebensächlich und vergrub sein Gesicht etwas mehr in Kakuzus Halsbeuge.
 

«Ihre Sachen.»
 

«Wirklich?», gab der Jüngere etwas zu schnell von sich und Kakuzu konnte ganz deutlich Überraschung wie auch ein wenig Freude daraus heraushören.
 

«Ja. Du hattest recht damit. Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen, nur konnte ich es bisher einfach nicht. Dumm von mir, nicht wahr?»
 

«Mh, vielleicht ist es das», wurde gegen seinen Hals gemurmelt. «Und doch spricht es nur für dich.»
 

«Wie meinst du das?»
 

«Ich meine, ich kenne niemanden der einem Menschen sogar noch über dessen Tod hinaus solch eine lange Zeit treu bleibt. Auch wenn es unsinnig ist, so ist es dennoch eines der größten Geschenke, die man jemandem machen kann, denke ich. Und wer würde sich schon nicht wünschen, so geliebt zu werden? Wenn du mich fragst, hatte deine Frau echt Glück mit dir.»

Der Jüngere klang dabei ein wenig verbittert, doch Kakuzu ging nicht weiter darauf ein. Auch weil er der Ansicht war, dass es eben gerade umgekehrt gewesen war. Nicht seine Frau hatte mit ihm Glück gehabt, sondern er mit ihr.
 

Er drehte den Kopf etwas zur Seite um aus dem Fenster sehen zu können. Es lag noch immer Schnee auf den Straßen, auch wenn die Sonne den größten Teil bereits weggeschmolzen hatte.

Er fragte sich, was wohl seine Frau gesagt hätte, würde sie ihn nun sehen können. Wäre sie traurig, dass er mit jemandem anderen im Bett lag? Vielleicht. Und doch konnte er sich nicht vorstellen, dass sie ihm deshalb einen Vorwurf machen würde. So herzensgut und bescheiden wie sie immer gewesen war, würde sie sich höchstens selbst schuldig fühlen, dass er wegen ihr so lange gelitten hatte.
 

Doch Kakuzu wollte nicht mehr leiden und das würde er auch nicht mehr. Denn seit ihrem Tod fühlte er sich nun das erste mal endlich wieder zufrieden. Keine pessimistischen Gedanken, wenn er an den bevorstehenden Tag dachte und auch die Leere und die Verzweiflung, die einst in seinem Inneren geherrscht hatte, war nun nicht mehr ganz so gegenwärtig. Vielleicht war er nun endlich bereit einen Neuanfang zu wagen.
 

Als hätte der Jüngere seine Gedanken gelesen, seufzte er einmal kurz auf, ehe er seinen Kopf etwas bequemer auf seiner Brust bettete. Kakuzu drehte seinen Kopf leicht zur Seite, um in das ungewohnt friedliche Gesicht des Jüngeren blicken zu können. Kurz darauf spürte er, wie dieser mit seinen Fingern seinen Arm entlang fuhr, um schließlich seine Hand in die seine zu legen.
 

Und vielleicht war ihm dieser Neuanfang bereits näher als gedacht.
 

«Hey», wollte Kakuzu auf sich aufmerksam machen, während er ihre Finger miteinander verschränkte.
 

«Hm?» Der Jüngere hielt seine Augen geschlossen.
 

«Wie heißt du eigentlich, Kleiner?»
 

Augenblicklich richtete sich der Silberhaarige etwas auf, stützte sich auf seinem Unterarm ab und sah ihn ungläubig und zweifelnd in die Augen. Anscheinend glaubte er an einen Scherz, doch an Kakuzus Gesichtsausdruck erkannte er schnell, dass die Frage ernst gemeint war.

Als er dies realisierte, machte sich langsam ein Lächeln auf den feinen Zügen des Jüngeren breit.
 

«Hidan. Mein Name lautet Hidan.»
 

«Hidan also, huh?», erwiderte Kakuzu während auch seine Mundwinkel nach oben zuckten. Er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte mal gelächelt hatte. Doch nun schien es in seinem Gesicht festzukleben.
 

«Dann erzähl mir doch etwas über dich, Hidan. Wie war das noch gleich mit diesem komischen Gott?»
 

Es dauerte einige Sekunden bis Hidan reagierte. Erst sah er ihn verdutzt an, dann fing er an leise zu Kichern, ehe dieses in ein helles Lachen ausartete. Während seine Züge das pure Glück widerspiegelten, konnte Kakuzu kaum glauben, dass Hidan zu solch heiterer Stimmung fähig war. Und er nahm sich vor, diese noch öfter aus ihm heraus zu kitzeln.
 

Denn er konnte sich nicht erinnern, jemals etwas derart Schönes wahrgenommen zu haben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, für alle, die noch nicht 18 sind, hab ich hier das Kapitel noch zugeschnitten. War zu faul den Lemon abzuschwächen und hab ihn stattdessen rausgeschnitten. Ich hoffe ihr verzeiht. ^^
Aber in der Originalversion war der Lemon eigentlich auch nur ein halber Lemon, deswegen... allzu viel verpasst habt ihr also nicht. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Saicke
2018-05-31T09:17:32+00:00 31.05.2018 11:17
Ich muss ja sagen, ich hätte nicht gedacht, dass so ein düsterer Beginn am Anfang dieser FF sich so entwickelt, dass mir schon das Herz aufgeht wie die beiden zum Schluss miteinander umgehen. =)
Vor allem die drückende Stimmung und schwarzen Gedanken von kakuzu die sich nach und nach gelegt haben hat mir richtig gut gefallen. Das hast du gut und sehr nachvollziehbar geschrieben.
Ich musste ja schon richtig breit grinsen, als Hidan ihn mit seiner ganzen Lebensgeschichte überfallen hatte und er nichts dagegen machen konnte.
Und was mich am meisten beeindruckt hat und was die ganze FF über du richtig gut als Spannung aufgebaut hattest war die Tatsache, dass Hidan ihm seinen Namen erst am Ende endlich mitteilen konnte. Als dies endlich ausgesprochen war, fiel mir ein Stein vom Herzen. So einfach diese kleine Tatsache isst, so beeindruckender und bedeuternder fand ich dann diesen Moment, weil es Kakuzu's Akzeptanz und auch seinen Weg für einen Neuanfang damit begonnen hat. Einfach toll!

Dein Schreibstil gefällt mir mega gut! =D Freue mich schon auf neue FF's bzw. neue Kapitel in den anderen FF's von dir ;)
Von:  Maren-san
2017-08-22T00:17:58+00:00 22.08.2017 02:17
es ist... wow.... also normalerweise mag ich solche ernsthaften themen nicht... ich bin eher der humorvolle und schmuddelige leser typ ;) aber du hast alles so gut geschrieben das ich nicht aufhören konnte und ich finde du hast alles so richtig gut rüber gebracht und ich kann mir auch wirklich vorstellen das hidan und kakuzu so wirklich in der heutigen zeit wären... echt genial geschrieben alle achtung ^^
Antwort von:  hYdro_
04.10.2017 02:26
Ich versuche mich immer weiterzuentwickeln und auch mal andere Genre auszuprobieren. Drama, Thriller, Humor etc. Von daher freut es mich natürlich sehr, dass ich dich, als humorvoller, schmuddeliger Lesertyp, hiervon überzeugen konnte. :D Danke für den Kommi und vielleicht bis bald. :)

LG
hYdro
Von:  Fate_stay_night
2017-07-26T16:16:58+00:00 26.07.2017 18:16
Yo!

Wieder ein super Chap! 👍


Die Gefühle, die du dieses Ma' vermittelt hast, hast du wirklich wundervoll rüber gebracht und dargestellt.
Man konnte sich wiederma' so richtig in deine Story hineinversetzten, was mir schon die ganze Zeit unfassbar gut gefällt! 😁

Zudem gefällt mir die Situation in dem Chap wirklich sehr gut.

Kakuzu schließt nun endlich mit seiner Vergangenheit ab und fängt neu an...was mir besonders gut daran gefallen hat war, wie du es beschrieben hast oder auch, als er Hidan allmählich zu vermissen beginnt...hat mir wirklich unglaublich gut gefallen! 👍😁
Das Ende hat mir auch wieder gut gefallen, erst Recht, da man so auch wieder einen Einblick in Hidans Gefühle bekommt, welchen man so wahrscheinlich sonst nicht habt hätte.


Alles in allem hat mir das Chap wirklich verdammt gut gefallen und ich freu' mich schon sehr auf das nächste Chap und bin schon sehr gespannt, wie's weiter geht! 😉

GLG

Fate 💢💣💥
Antwort von:  hYdro_
01.08.2017 17:57
Hey :)

Du lobst mich immer so doll, da fühl ich mich gleich geschmeichelt. :3 Yap, Kakuzu fängt so langsam an seine Frau loszulassen... ich wollte den Fokus bei dieser FF wirklich mal auf etwas anderes legen als üblich. Meistens steht bei mir ja die Romanze selbst im Vordergrund (obwohl Humanity da auch eine Ausnahme ist, aber ich hab noch einige FFs die ich hier nicht veröffentlicht habe und die doch schon alle in dieses Schema passen). Ich liebe ja Herzschmerz und Dramen und da hab ich mir vorgestellt wie es wohl wäre, wenn man jemanden geliebtes verliert (was mir zum Glück noch nicht widerfahren ist) und dann kam dann das bei raus. Und da ich so schlecht in Namen erfinden bin, bleibt Kakuzus Frau wohl auf ewig die Namenlose. xD

Hidan ist hier ja eher kurz gekommen, was auch beabsichtigt ist. Auch weil ich es ganz aus Kakuzus Sicht schreiben wollte. Aber an manchen Stellen wollte ich dann doch etwas von ihm durchblicken lassen, damit man ihn auch ein wenig versteht.
Das nächste Kapitel kann man mehr als Epilog sehen, der wird dann aber wirklich nur noch seeeehr kurz ausfallen.

Danke für dein Kommi, ich hab mich wie immer sehr darüber gefreut! :D

LG
hYdro
Von:  Fate_stay_night
2017-07-19T11:24:25+00:00 19.07.2017 13:24
Yo!

Erstma' danke für deine Glückwünsche. 😁
Ich hatte wirklich einen sehr schönen Geburtstag und hab' auch wirklich schön viele Geschenke bekommen. 😉


Das Chap hat mir wieder sehr gut gefallen.

Die Charaktere und ihre Persönlichkeiten hast du wieder perfekt getroffen und sie auch wunderbar der Situation angepasst.

Die Stimmung hast du wirklich sehr gefühlvoll und spannend hinbekommen, was mir besonders gut gefallen hat. 👍

Zudem find' ich's super, dass man endlich ma' etwas genaueres von Hidan erfährt und Kakuzus Reaktion darauf hat mir auch wirklich gut gefallen! 😉👍

Das Ende hat mir besonders gut gefallen, da dort am meisten Emotionen drin verbaut waren und du diesen Abschnitt auch verdammt gut beschrieben und dargestellt hast.


Freu' mich schon sehr auf das nächste Chap und bin schon sehr gespannt, wie's weiter geht! 😁😉


GLG

Fate 💢💣💥
Antwort von:  hYdro_
26.07.2017 17:26
Hey :3

Yap, endlich hat man was über Hidan erfahren. Wollte damit so lange wie möglich warten, da es dann ansonsten nicht mehr zum Titel der FF gepasst hätte. Und da Kakuzu ja auch nicht unbedingt scharf drauf war, etwas über ihn zu erfahren, tja.. hat sich's dann hingezogen. Aber Hidan wäre nicht Hidan, wenn er ihn nicht einfach so mal alles über sich ins Gesicht klatscht. xD
Man merkt, dass ich einen Hang zu dramatische Schicksale habe, oder? Hidans Vergangenheit ist ja nicht grad ohne, genauso wie Kakuzus... allgemein leiden die Protagonisten in meinen FFs sehr oft, wie ich jetzt gerade feststelle. xD

Jedenfalls danke für die lieben Worte, ich hab mich wie immer sehr darüber gefreut! Wir sind schon bald am Ende angekommen, es folgen nur noch zwei Kapitel. Und das Letzte ist dann wirklich nur noch sehr kurz.

LG
hYdro
Von:  Fate_stay_night
2017-07-06T12:25:45+00:00 06.07.2017 14:25
Yo!

Erstma' schöne Grüße aus dem sonnigen und teuflisch warmen Italien! 😘


Das Chap hat mir wieder super gut gefallen und die Adult-Szene hast du wirklich gut hinbekommen, so dass ich sie auch lesen konnte. 👍😁

Die Charaktere und ihre Persönlichkeiten hast du auch wieder perfekt getroffen und ich bin ma' wieder vollkommen begeistert von ihrer Umsetzung! 👍😉

Die Handlung an für sich hat mir auch sehr gut gefallen und der letzte Abschnitte war wirklich spitze! 😁😉


Wenn du Urlaub oder so machst, dann viel Spaß! - und ansonsten freu' ich mich wie immer sehr auf das nächste Chap! 😉😁


GLG

Fate 💢💣💥
Antwort von:  hYdro_
18.07.2017 20:35
Hey :)

Vielen Dank! Hoffe hattest ne gute Zeit in Italien und hast keinen Sonnenbrand davongetragen! ;D Bei mir sieht's mit Urlaub leider etwas flau aus... von der Gamescom ende nächsten Monat mal abgesehen. Obwohl man das auch nur sehr schwer als Urlaub betiteln kann. ^^
Das war eigentlich noch gar nicht die Adult-Szene... jedenfalls hab ich daran nichts abgeändert oder ausgespart, ist also alles wie in der "Originalversion". Der eigentliche Lemon kommt dann erst nächstes Kapitel.

Danke für dein Review und bis bald! :)

LG
hYdro
Antwort von:  hYdro_
18.07.2017 21:07
Hab was super wichtiges vergessen... Ich wünsche dir nachträglich noch alles gute zum Geburtstag! <3 Ich hoffe du hast schön gefeiert und tolle Geschenke bekommen. :)
Von:  Fate_stay_night
2017-06-23T04:09:40+00:00 23.06.2017 06:09
Yo!

Wieder ein super Chap! 👍😁

Also als allererstes freut es mich, dass du mit den Adult Chaps ma' guckst, da ich es wirklich total ätzend find', dass ich dann immer 'ne Lücke hab'. Vor allem macht mir sowas ja noch nicht ma' was aus.... 😢
Find' ich wirklich super von dir! 😉👍

Die Charaktere und ihre Persönlichkeiten hast du wieder perfekt getroffen und dargestellt, was mir sehr gut gefallen hat.
Zudem hast du das gesamte Chap über eine spannende und mitreißende, auf der anderen Seite jedoch auch noch zugleich emotionale Stimmung aufrechterhalten. 😀👍

Der Inhalt hat mir auch sehr gut gefallen, vor allem, das mit der Vergewaltigung.
Das hast du wirklich super geschrieben! 😉
Das Kakuzu nicht darauf eingeht, Hidan schließlich rauswirft und sich dieser dann entschuldigt, hat mir auch sehr gut gefallen.

Kakuzus Erinnerung bzw. Traum hat mir auch sehr gut gefallen, da du ihn sehr anschaulich geschrieben hast.

Am Ende dann mit Kakuzus Narben hat mir auch wirklich gut gefallen, da du sehr auf seine Gedanken und Gefühle eingehst, welche er in diesem Moment hat.

Alles in allem bin ich wahnsinnig begeistert von deinem Chap und ich kann's schon gar nicht mehr erwarten, dass ich weiter lesen kann. 😁😉

GLG

Fate 💢💣💥
Antwort von:  hYdro_
05.07.2017 02:57
Hey :)

Ja, ich weiß genau, was du meinst. Obwohl es dennoch so ist, dass die Altersbegrenzung schon einen Sinn hat und nicht nur dazu da ist, dass man sich ab ihr nervt. Aber ja, ich gucke dann mal, wie ich das machen werde. Vermutlich einfach etwas abschwächen und die Details rausnehmen, dann sollte es gehen. ^^

Hah ja, das mit der Vergewaltigung... warum Hidan das wollte, das wird gegen Ende dann auch noch aufgelöst. Über ihn weiß man bislang ja noch relativ wenig. Und Kakuzu hat auch nicht sehr viel Wert darauf gelegt mehr über ihn zu erfahren. :D
Freut mich, dass dir ansonsten alles so gut gefallen hat. Dann bis zum nächsten Kapitel. :)

LG
hYdro
Von:  Fate_stay_night
2017-06-13T14:29:21+00:00 13.06.2017 16:29
Yo!

Super Story! 👍😉

Die Charaktere und ihre Persönlichkeiten sind perfekt getroffen und dargestellt und die Situation, die du beschreibst ist wirklich super gelungen!

Die Stimmung, die du geschaffen hast, hat mir wirklich sehr gut gefallen, da du sowohl mitreißend und spannend, als auch vollkommen emotional geschrieben hast.
Von meiner Seite wieder ma' vollsten Respekt! 👍😁😉

Das Chap an für sich find' ich klasse gestaltet und auch geschrieben, da du trotz der vielen Emotionen sachlich und beim Thema geblieben bist.

Bin schon sehr gespannt wie's weiter geht und freu'mich schon auf das nächste Chap! 👍😉

GLG

Fate 💢💣💥
Antwort von:  hYdro_
23.06.2017 00:24
Hey :)

Freut mich, dass dir mein kleines Nebenprojekt auch gefällt. Es ist eher etwas kürzer, umfasst 6 Kapitel und ist übrigens schon fertig geschrieben. Bin gespannt was du zu den weiteren Kapitel sagst. :3 Das Pair ist ja mein absolutes OTP und ich kann gar nicht genug über sie schreiben. Hach, sie passen einfach so gut zusammen. :) Aber genug geschwärmt, ich schweife ab. xD
Muss nur noch gucken, wie ich das mit dem Lemon handhaben will... hab drum grad gesehen, dass du erst 14 bist und ich will dir ja eigentlich nichts vorenthalten. Weil im Lemon-Kapitel doch noch so ziemlich viel Handlung drin ist und es blöd wäre, wenn man das überspringen müsste. Oh, das erinnert mich an früher, wo ich selbst noch minderjährig war und mich immer tierisch darüber aufgeregt habe, wenn ich das Adult-Kapitel nicht lesen konnte und mir beim Weiterlesen dann auffiel, dass da wohl doch noch ziemlich wichtige Dinge passiert sind, die man braucht, um mit der Story mitzukommen. ^^

Danke für deine lieben Worte, hab mich riesig gefreut! :)

LG
hYdro


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