Chloés Geheimnis
EXT. VOR DEM INTERNAT – ANGERS, FRANKREICH – ABEND
LAURENCE entdeckt Emélie und folgt ihr heimlich. Sie sieht, wie sie ihre Kontaktlinsen entfernt und die Perücke abnimmt. Es stellt sich heraus, dass sie Chloé ist.
LAURENCE
(tritt näher)
Was hat das zu bedeuten?
CHLOÉ
Wie?
(dreht sich um und schreckt zurück)
LAURENCE
Chloé? Du bist also die berühmte Emélie Manillon?
CHLOÉ
(wischt sich den Lippenstift weg)
Laurence, ich kann es erklären.
LAURENCE
Das brauchst du nicht. Wow, wenn das die anderen erfahren …
(enthusiastisch)
Dann wärst du der Star unseres Internats.
CHLOÉ
Was glaubst du, warum ich mich tarne?
LAURENCE
Ja schon, aber stell dir nur vor, wie es wäre, wenn die Lehrer davon Wind bekommen! Was würden nur die Jungen sagen? Du kommst als neue Schülerin auf das Internat und gleich am zweiten Tag kennt dich Jeder.
CHLOÉ
Du weißt schon, dass ich 16 Jahre bin, nicht? Niemand darf wissen, was ich hier mache und auch nicht, wer ich wirklich bin.
(seufzend)
Kann ich dich um einen Gefallen bitten, Laurence? Kannst du das Geheimnis für dich behalten?
LAURENCE
Klar, aber nur, wenn ich dir helfen darf, okay?
CHLOÉ
Wie willst du mir denn helfen? Meine Fälle sind nichts für Schulmädchen.
LAURENCE
Stimmt und trotzdem spielst du Emélie Manillon, nicht? Außerdem kann ich wirklich gut stylen. Ich könnte mich darum kümmern, dass die Perücke ordentlich sitzt.
(mustert Chloé von oben bis unten)
Dein Outfit lässt auch zu wünschen übrig und schau dir nur deine Lidstriche an! Dabei werde ich dir auf jeden Fall helfen. Nur zu gut, dass ich selbst designen kann. Du musst also nur meine Kleidung tragen, einverstanden?
CHLOÉ
(unsicher)
Was willst du später werden, wenn ich fragen darf?
LAURENCE
Regisseurin eines Horrorfilmes. Das war schon immer mein Traum. Später, wenn ich groß bin, dann kaufe ich mir eine gigantische Villa, in der ich meine eigenen Filme drehe. Die Kleidung kann ich sogar selbst kreieren, soweit habe ich schon gedacht. Warum fragst du?
CHLOÉ
(in Gedanken)
Na super, da bin ich ja in etwas reingeraten …
(laut)
Hör zu, Laurence. Ich trage ganz sicher keine Kleider, die für Gruselshows geschneidert wurden. Außerdem reicht mir das schlichte Cocktailkleid mit dem grauen Jackett darüber.
LAURENCE
Gut, ich verstehe. Ich meine, ich bin ja nur die Tochter der weltberühmten Coco Henvette.
CHLOÉ
Was nicht bedeutet, dass du genauso gut schneidern kannst wie sie.
LAURENCE
Hab‘ dich doch nicht so, Em! Ich entwerfe für unsere Fälle doch keine Gruselklamotten. Ich weiß, was gerade in ist und kann alles designen, was dein Herz begehrt. Im Notfall kaufen wir im Katalog ein. Du hast also nichts zu verlieren.
CHLOÉ
Es wird mich schon nicht umbringen. Na gut. Ich gebe dir eine Chance. Aber nur eine.
LAURENCE
Du bist die beste, danke.
(umarmt sie)
Wenn du möchtest, dann finanziere ich dich, damit Emélie Manillon nicht nur ein Highlight in aller Munde ist, sondern sehr bald auch in den Augen ihrer Fans. Na? Was sagst du?
CHLOÉ
Ja, ja. Nun geh schon. Ich muss noch etwas erledigen.
(dreht sich um)
Beeil dich mit den Klamotten! Mein nächster Fall wartet schon.
LAURENCE
Wohin gehst du denn, Em?
CHLOÉ
Jeder hat seine Geheimnisse, Laurence.
(will abgehen)
Und, eh, Laurence …
LAURENCE
Hm?
CHLOÉ
Chloé, ich heiße Chloé.
(ab)
LAURENCE
(in Gedanken)
Man ist das aufregend. Ich freue mich so sehr darauf, wieder dabei zu sein, wenn es dann heißt, dass wir den Mörder entlarven. Das wird ein supertolles Schuljahr.
(winkt ihr noch hinterher)
Wir sehen uns später! Beeil dich bloß, denn die Tore schließen bald, ja?
(dreht sich zum Internat)
Na dann, packen wir es an! Ich lass sie bestimmt nicht im Stich.