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Die wundersame Legende des ehrenwerten Paru Hyuuga

von

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Prolog

Es war ein heißer Sommertag in einem kleinen Städtchen, welches zentral im Kohlenpott seinen Platz fand, als sich das Schicksal des Maro Atsukai Paru, schlicht Paru, ändern sollte.

Schon morgens nach dem Aufstehen kribbelte ihn etwas in den Zehen, und er ahnte bereits, es würde nur eines bedeuten können:

Das Rad des Schicksals wurde gedreht.
 

Er war bis spät in die Nacht unterwegs.

Die heiße, trockene Luft des Tages kühlte endlich ein wenig ab, sodass die Temperaturen erträglich wurden.

Paru war auf dem Weg zu seinem Heim, ganz in Gedanken versunken. Das Kribbeln in den Zehenspitzen hatte noch nicht nachgelassen.

Was es wohl zu bedeuten vermochte?

Er war nicht weit von seinem Heim entfernt, als er Geräusche aus den unendlichen Weiten der finsteren Nacht vernahm. Prompt hielt er inne.

Paru war stets aufmerksam, was Anomalien betraf. Er schärfte seine Sinne und wand sich hastig in die Richtung, aus der er die merkwürdigen Geräusche entnahm. Es klang in seinen Ohren wie schnelle Schritte; acht Fußpaare an der Zahl müssten es sein. Sie waren ein paar hundert Meter entfernt, doch dies sollte für ihn kein Problem darstellen.

Das Kribbeln in seinen Zehen verstärkte sich ein wenig, und er kombinierte äußerst scharfsinnig, dass dieses ungewöhnliche Getappel wohl etwas mit der Veränderung seines Schicksals zu tun haben musste.

Als wäre dies eine göttliche Eingebung als Antwort auf seinen Gedankengang, hallte ein hoher Schrei durch die düstere Nacht, nicht weit von seinem Standpunkt entfernt. Es war ein ziemlich erschrockener Schrei, kurz und unterdrückt.

Es musste etwas passiert sein!

Entschlossen rannte der mutige Paru in die Richtung, in der er glaubte, den Schrei vernommen zu haben. Der frische Nachtwind peitschte um seinen Körper, als er die Geschwindigkeit seiner Schritte immer mehr erhöhte.

Schon in wenigen Mikrosekunden war es für ein menschliches Auge schier unmöglich, den Bewegungsablauf seiner Beine, geschweige denn ihn selbst zu erkennen. Mit einer rasenden Geschwindigkeit jenseits der 200 Kilometer pro Stunde war er innerhalb von einer halben Sekunde am Ort des Geschehens.

Mit seinem analytischen Blick besah er seine Umgebung. Vor ihm standen ein paar alte Häuschen mit pingelig gepflegten Vorgärten. Zwischen den Hausnummern 35 und 37 der Nordrampe konnte er einen Umriss erkennen. Er trat näher ran, um zu sehen, was es sein könnte.
 

Paru erschrak, als er realisierte, dass es sich um einen Menschen handelte. Er bewegte sich nicht, also trat Paru schnell an ihn heran und bückte sich besorgt zu ihm nieder. Sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit kam hier zu tragen.

Im Schein der Straßenlaterne sah er in ein blasses, hübsches Gesicht, welches von einem ungewöhnlich natürlich aussehendem, dunkelblauem Haar eingerahmt war. Eine lange Strähne war ihm ins Gesicht gefallen, und Paru fühlte sich sofort dazu verleitet, die Strähne zurückzustreichen.

Vor ihm lag das wohl wunderschönste Mädchen, was er je in seinem Leben erblickt hatte. Sein erwärmtes Herz tat einen erfrischenden Hüpfer, als er sie näher musterte.

Er musste wohl träumen!

Diese hübsche Frau schien im wahrsten Sinne des Wortes vom Himmel gefallen zu sein!

Sein Herz tat noch weitere Hüpfer, bevor er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Hastig hob er mit angespannten Gesichtszügen seine Finger an ihren schneeweißen Hals, um ihren Puls zu kontrollieren. Er hielt ein paar Sekunden inne und konzentrierte sich, dann entspannte er.

Zum Glück war es nichts Ernstes!

Aus dem Nichts heraus beschloss Paru, sich um das Mädchen zu kümmern. Da er nahezu täglich ein Ausdauertraining von mindestens drei Stunden absolvierte und er mittlerweile 750 Kilogramm mit jedem seiner Finger stemmen konnte, war es für ihn ein absolutes Kinderspiel, sie hoch in seine Arme zu hieven und nach Hause zu tragen.
 

Paru fand sich in seinem Zimmer auf einem Stuhl neben seinem Bett wieder, auf dem er das wunderschöne Mädchen sorgsam hingelegt hatte. Ihn plagte Sorge, denn sie hatte sich bisher noch nicht gerührt. Im Licht seines Zimmers betrachtet, war sie noch viel schöner, als er es sich jemals hätte vorstellen können. Er musterte sie erneut genau.

Ganz ungeniert ließ er seinen Blick wandern, angefangen bei dem süßen, dunkelblauen Pony, der ihrer Gesichtsform vorzüglich schmeichelte, ganz abgesehen von dem schulterblattlangen Haar. Sie hatte wahrlich helle Haut, doch sie harmonierte perfekt. Sie trug merkwürdigen Schmuck; es war ein graues Tuch, auf dem eine Metallplatte geknüpft war; mit einem unbekannten Zeichen geprägt. Es sah aus wie ein Kringel mit einer kleinen Spitze.

Paru runzelte die Stirn. So etwas hatte er noch nie gesehen, doch er fand, es passte ganz hervorragend zu diesem Mädchen. Auffällig war der weiß-fliederfarbende Kapuzenhoodie, der sich sanft an ihre schöne, weibliche Figur schmiegte.

'Sie ist der Wahnsinn', dachte Paru ganz hingerissen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, in seinem Magen tanzten die schönsten Schmetterlinge und sein Gesicht war ein wenig errötet.

Ehe er sich dessen richtig bewusst war, hatte er sich in das Mädchen, was vom Himmel fiel, verliebt.

Kapitel 1

~ Eruni ~

 

Die Nacht brach bereits an, als Eruni erneut einsam die Straßen der Weltstadt entlang lief. Tief hingen die fahlen Sterne im smogverseuchten Himmelzelt, die nur durch die Beleuchtung der hunderten Lampen und Lichter durch die dicken Abgas-Schwaden dringen konnten. Getrieben von dem Wunsch nach seinem Bett, führten die angeschlagenen Beine des geplagten Hünen ihn durch Oberhausen; hektisch schwenkte der Blick von Gasse zu Gasse, bedacht darauf, heute Nacht sicher nach Hause zu kommen. Umso besser konzentrierte sich Eruni, schloss die Augen und lief blind durch die finstere Nacht.

Ein Knall... Lachen?!

Gestört in der Ruhe schreckt er auf und sah sich nun doch hektisch um.

Was war das?

Wo kam es her?

Wann gab es Frühstück?!

Diese und andere wichtigere Fragen schossen in diesem Moment durch seinen Kopf und traten einen Atemzug später in Vergessenheit, denn die nächste Schritte, die er tat, welche ihn um eine Ecke führte, eröffnete ihm einen Anblick, der Eindrücke hinterließ.

Grell lachend standen Gestalten vor einem brennenden Laden. Ihre Kleidung, umspielt von den hellen orange-roten Flammen, die durch die warme Sommernacht züngeln, war schwarz-rot.

Moment... Rote Wolken auf schwarzem Grund?!

Irgendwoher kannte Eruni diese Farben schon, und das Gefühl, dass ihm quälend langsam die Knöchel hochlief, verhieß nichts Gutes. Das Rad des Schicksals hatte ihm wohl wieder ein Schnippchen geschlagen... oder war es nicht negativ, dass er Kriminelle beobachtete, die einen Laden entzünden?

Und was verhieß dieses Gefühl?

Atemlos, und dass nicht nur ob der Situation, sondern auch des langen Fußweges, begann Eruni einige Schritte zurückzumachen, schob sich in den Schatten einer Laterne und starrte weiter auf das Bild, das sich vor ihm bot.

Jene Gestalten, die sich nun unterhielten, wurden ihm immer bekannter.

Einer auf allen Vieren; der andere strohblondes Haar, ein roter Haarschopf und der Blaue einer Frau schoben sich zudem in sein Blickfeld.

Es war eindeutig! Er kannte sie gut... sehr gut sogar.

Er hatte doch jede einzelne Folge bereits zweimal gesehen!

Keine Frage, vor ihm stand Akatsuki!

Doch wie?

Woher und warum?

Es war doch nur Fiktion - nur ein Manga und ein Anime... was taten sie hier und warum ausgerechnet heute?
 

 

Enorm verwirrt zog Eruni sich zurück; den Kopf gesenkt arbeitete sein Hirn auf Hochtouren. Vielleicht war das Essen schlecht gewesen und er halluzinierte, vielleicht war er bereits am träumen, vielleicht spielte ihm seine blühende Fantasie wieder einen Streich.

Schleppend kam er zu Hause an, betrat das Haus und legte sich mit Kleidung ins Bett, um schnellstmöglich diese seltsame Nacht zu vergessen, doch was sie alles noch bringen würde...

Dass es nur der Anfang war, war ihm nicht bewusst... dass das Rad der Fortuna sich noch einige Male drehen würde, konnte er nicht ahnen.

 

 

~ Paru ~
 

 
 

Es verstrichen zwei unendliche Tage, bis das Mädchen mit dem dunkelblauen Haar das erste Mal eine Bewegung zeigte. Paru saß neben ihr auf dem Stuhl, balancierte ein 750 Kilo Gewicht auf jedem seiner Finger und beugte und streckte sie.

Er war völlig in seinem Element untergegangen, sodass er beinahe nicht bemerkte, dass das Mädchen tief einatmete und sich zu recken begann. Paru sah auf, und als er scharfsinnig wie eh und je bemerkte, dass sie jede Sekunde die Augen aufschlagen könnte, legte er die Gewichte vorsichtig ab und wischte sich schnell den Schweiß aus der Stirn. Lässig fuhr er durch sein volles, langes Haar, um sicher zu gehen, dass alles bei bester Ordnung war. Sein Puls beschleunigte sich, und er musste sich eingestehen, dass er aufgeregt war. Nun ja, das bleibt nicht aus, wenn man seiner Traumfrau gegenüber sitzt!

Ein verlegener zart-rosa Farbton legte sich auf seine Wangen, als das Mädchen die Augen aufschlug. Sie lag starr da und ließ den müden Blick durch das Zimmer wandern. Man sah ihr an, dass sie nicht wusste, wo sie war.

Sie realisierte Paru erst spät, obwohl er neben ihr saß und nicht von ihrer Seite gewichen war.

Erschrocken zuckte sie zusammen und zog reflexartig die Bettdecke über die Nase. Es verstrich ein Moment des Schweigens, bevor sie leise fragte:

„W...Wer bist du? Und... und warum bin ich hier?“

Paru konnte erkennen, dass sie rot angelaufen war. Sie war verängstigt, und es galt, ihr die Angst so schnell wie möglich zu nehmen. Er entschied sich, von vorn anzufangen.

„Du bist bei mir daheim. Ich war vor zwei Tagen auf dem Weg nach Hause, als ich einen Schrei vernahm. So folgte ich der Richtung, aus der der Schrei kam. Du lagst bewusstlos im Vorgarten eines Hauses der Nordrampe und ich konnte dich doch nicht da liegen lassen!“

Der Ton in ihrem Gesicht veränderte sich merklich zu einem Tiefrot. Es erwärmte Paru das Herz; sie war eben ein herzerwärmender Anblick. Ihm war ganz heiß. Die Schmetterlinge in seinem Bauch kitzelten ihn.

„Das ist... wirklich nett von dir,“ hauchte das Mädchen, sodass jeder Mensch wohl Probleme gehabt hätte, sie zu verstehen, doch Parus scharfes Gehör entging nichts dergleichen. Ein wenig verlegen fuhr er sich erneut durch die Haare und lächelte sie beschwichtigend an.

„Nun ja...“

Er überlegte kurz.

„Ich bin Maro Paru. Du kannst mich ruhig Paru nennen, wenn du magst.“

Paru war erstaunt von sich selbst, dass ihm das so einfach von den Lippen gekommen war. Das Mädchen sah ihn schüchtern an. Sie schob die Decke bis zum Kinn von sich, dann sagte sie mit einem scheuen Blick in die Ecke des Zimmers:

„Ich bin Hinata Hyuuga.“

Paru ließ sich ihren klangvollen Namen bildlich auf der Zunge zergehen.

Hinata Hyuuga... was für ein herrlicher Name!

Er passte wirklich sehr gut zu dem wunderschönen, zerbrechlichen Mädchen.

Paru bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Hinata ihn anstarrte. Ein wenig unangenehm war es ihm schon, doch er hob den Kopf, um ihr ebenfalls in das zarte Gesicht zu sehen. Da hatten ihre Blicke sich kaum getroffen, da verdrehte Hinata eigenartigerweise die Augen und sank schlaff in sich zusammen.

„Hinata!“

Besorgt stürzte Paru zu ihr und wollte ihr fürsorglich eine Hand auf die glühende Wange legen, doch er zögerte, und mit einem Grummeln zog er die Hand zurück und stütze sich neben ihrem Kopf ab. Besorgt hatte er die Augenbrauen zusammengezogen und begutachtete ihr erschöpft wirkendes Gesicht.

Dank seines messerscharfen Verstands und seiner Fähigkeit des cleveren Kombinierens bemerkte er, dass sie erneut in Ohnmacht gefallen war. Er zog die Decke ein wenig herunter und untersuchte ihren Hals.

Ihr Körper brannte; er war mit roten Stressflecken übersäht und sie strahlte eine ungeheure Wärme aus. Paru wusste, er hatte sie überfordert.

Seufzend und mit einem Anflug des schlechten Gewissens hob er seine 750 Kilogramm Gewichte auf und trainierte lautlos weiter. Zwar überwog seine Besorgnis, doch er tat sie damit ab, dass er direkt neben ihr saß und im Notfall jede Sekunde einen Notarzt rufen konnte. Er musste sich ablenken, da er wusste, dass er nichts für Hinata tun konnte.
 

Hinata spürte in der unendlichen Dunkelheit, die sie drückend umhülle, eine zweite Anwesenheit. Die Anwesenheit eines gutherzigen, leidenschaftlichen Menschen.

Es war ein beflügelndes Gefühl, an den besorgten Gesichtsausdruck dieses Menschen zu denken, der sich selbst Paru nannte. Sie konnte seine Anwesenheit spüren, und allein das brachte sie völlig aus dem Konzept.

'Öffne die Augen', mahnte eine innere Stimme sie, 'vergewissere dich, ob dies auch kein Traum ist.'

Hinata versuchte zu gehorchen.

Langsam und zaghaft öffnete sie ein Auge und schloss es gleich wieder, da die Sonne sie blendete. Ganz vorsichtig begann sie zu blinzeln, bevor ihre Augen die Umgebung scharf fokussieren konnten. Sie bewegte sich nicht.

Ihr Blick fiel auf Paru, der Liegestützen im Handstand machte.

Ein Stich durchfuhr ihren ganzen Körper und hinterließ ein wohliges Kribbeln.

Innerlich fluchend bemerkte sie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, doch ihre Bewunderung überstieg das Schamgefühl.

Fasziniert betrachtete sie Paru, der in eiserner Selbstdisziplin schon 497 dieser Handstand-Liegestützen getätigt hatte, welches sie seinem Gemurmel entnahm. Ihr entfiel ein amüsiertes, doch schüchternes Kichern, welches ihm natürlich nicht entging.

Er setzte sich ab und schritt verlegen auf sie zu, aber seine Verlegenheit war nicht von Dauer. Er war noch immer viel zu besorgt um sie – sie, Hinata, dieses bildhübsche Mädchen mit dem wohlklingendem Namen.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Paru atemlos und erschien gleich über ihr. Sie senkte schüchtern den Kopf und konnte seinem bohrendem Blick nicht standhalten.

„Mach dir keine Sorgen um mich, es geht mir gut“, flüsterte sie. Zu mehr war ihre Stimme nicht fähig. Paru war zwar misstrauisch, doch er wollte Hinata glauben – er würde ihr von nun an alles glauben, was sie sagte. Oder eben nicht sagte. Gedankenverloren ließ er sich auf den Stuhl neben seinem Bett fallen und fuhr sich durch die Haare, wie er es immer tat, wenn er ein wenig nervös war. Sein Blick ruhte sacht auf ihr. Seine Augen konnten nicht genug von ihrer Schönheit bekommen, doch Paru konnte, dank seiner Selbstdisziplin, seine Begierde sehr gut zurückhalten. Er wurde Zeuge, wie Hinata schwach den Versuch unternahm, sich aufsetzen und schnellte gleich vor, um ihr behilflich zu sein.

„Ich helfe dir“, sagte Paru leise und griff ihr zärtlich mit dem einen Arm unter den Kopf und mit dem anderen sanftmütig unterstützend unter die Schulter. Hinata war dies ein wenig unangenehm, da sie so hilflos erschien, doch sie genoss den kurzen, liebevollen Kontakt.

Sie begriff kaum, wie ihr und ihren Gefühlen geschah.

Es trat kurz eine Schweigepause ein.

Paru lagen ungefähr 1000 Fragen auf der Zunge und er wusste kaum, welche er zuerst stellen sollte.

Er atmete kurz tief durch, dann ordnete er seine Gedanken.

'Logisch denken, Paru,' sagte er sich und fing mit der Frage aller Fragen an.

„Hinata“, begann er, und genoss diese kurze Sekunde, die er ihren Namen im Mund hatte, „Woher kommst du? Ich fand dich in einem Vorgarten und das auch noch bewusstlos. Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?“

Hinata mochte den besorgten Unterton, der in Parus tiefer, weicher Stimme mitschwang. Sie nahm sich einige Sekunden Zeit; rang mit sich selbst, bevor sie zur Antwort ansetzte.

Eto~“, begann sie zögerlich, „es ist so. Ich komme aus Konoha-ga-Kure, das ist das Land, das versteckt hinter den Blättern liegt. Dies wiederum liegt in Hi-no-Kuni, das Land des Feuers. Ich bin durch einen Port in diese Dimension gelangt, weil wir die geheime Mission haben, die Akatsuki von Oberhausen zu vertreiben.“

Paru dachte, dass er trotz seines scharfen Gehörs nicht recht höre. Seine Fingerspitzen wurden ganz taub vor Schreck.

Hinata sprach von Akatsuki?!

Die Akatsuki?!

Jener Haufen von skrupellosen Mördern, die sich selbst die „Organisation des roten Mondes“ nannten?

Jene, die bereits Unmengen an berühmten, mächtigen Personen umgebracht hatten?

Das konnte unmöglich sein.

„Ist dir nicht gut?“, fragte Hinata leise und legte ihre Stirn besorgt in Falten.

„Du sprachst von Akatsuki. Meinst du damit die Organisation des roten Mondes?“

Hinata schaute verwirrt drein. Diese Frage schien sie völlig aus der Reserve gelockt zu haben. Ungläubig weitete sie die Augen.

„Ja, genau die meinte ich. Aber wie kann es sein, das jemand aus dieser Dimension diese Organisation kennt?“

Ihre verwirrte Reaktion löste in Paru einen Anflug an Stolz aus. Er ließ seine Erfahrung mit den Akatsuki revue passieren und berief sich darauf, woher er die Informationen hatte.

„Weißt du, ich kenne da so einen Anime...“

Und kaum hatte er diese Worte gesprochen, fiel es ihm wie ein Amboss in den Sinn.

Hinata Hyuuga.

Diesen wunderbar klingenden Namen hatte er nicht zum ersten Mal gehört.

Hinata Hyuuga, sie war sein Lieblingscharakter in...

„Naruto!“

Sie hatten es beide wie aus einem Munde gesagt, und prompt begannen beide, wild zu prusten.

Es war so absurd, wie konnte das überhaupt möglich sein?

Sie, Hinata Hyuuga, hier in Oberhausen, um die Akatsuki zu verjagen.

Er, Maro Atsukai Paru, kannte die Akatsuki aus dem Anime Naruto.

Hinata fasste sich als erstes und senkte erneut verlegen den Kopf. Sie nahm die Finger vor den Körper und begann, sie aneinander zu tippen.

„In Hi-no-Kuni wird die Serie als Dokumentation ausgestrahlt“, erklärte sie. „Ich wusste gar nicht davon, dass unsere Dokumentationsreihe auch hier in der Parallelwelt ausgestrahlt wird.“

„Dokumentation? Hier fällt die Sendung unter Anime...“

Erneut löste diese Unstimmigkeit Verwirrung aus, doch Paru machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Du bist klasse, Hinata. Du warst immer mein Lieblingscharakter.“

Ihr Herz tat einen großen Hüpfer und gegen ihren Willen breitete sich ein geschmeicheltes Lächeln auf ihren schmalen Lippen aus.

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, hauchte sie und verdeckte ihr hochrot angelaufenes Gesicht mit den Händen.

Dieser liebevolle, sanftmütige Mensch vor ihr hatte sie im Fernsehen bewundert!

„Wie geht es dir jetzt?“, fragte Paru sie warmherzig. Hinata hob den Kopf.

„Es geht mir gut“, antwortete sie verwundert.

„Was hältst du davon, wenn ich dir die Gegend ein wenig zeige?“

„Das klingt hervorragend!“
 

Paru führte Hinata durch die Stadt, die nur wenige hundert Meter von seinem Heim entfernt war. Das Wetter zeigte sich glücklicherweise von seiner besten Seite; die Sonnenstrahlen erwärmten die müden Gelenke, wusste Hinata, doch ihr Herz wurde keinesfalls von der Sonne erwärmt – nein, es musste Paru sein, der höflich distanziert einen Schritt entfernt neben ihr her lief.

Sie vernahm das Zwitschern der Vögel und blickte sehnsüchtig in den strahlend blauen Himmel.

Das alles hier war ja schön und gut, aber was war aus der Mission geworden?

Wo waren ihre Teamkollegen nur hin?

„Hinata, ist alles in Ordnung bei dir?“

Sie bemerkte Parus herzzerreißend besorgten Gesichtsausdruck.

„Ich frage mich, wo Kiba und Shino abgeblieben sind. Sie waren mit mir hier, um die Akatsuki zu verfolgen. Ich hoffe nur, dass sie nicht ohne mich nach Konoha zurück gegangen sind.“

In ihrer Stimme schwang ein wenig Panik mit.

Paru hatte sofort das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen, doch er zügelte sich und berührte nur kurz aufmerksam ihre Schulter. Sie sah ihm ins Gesicht.

„Mach dir keine Sorgen, Hinata. Ich bin mir sicher, sie müssten hier irgendwo in der Nähe sein. Sie würden sicher nicht ohne dich gehen.“

Paru sprach mit einer solchen Inbrunst, dass er sich beinahe selbst Glauben schenkte, obwohl er nicht mal wusste, wer Kiba und Shino überhaupt waren.

Möglicherweise waren sie unwichtige Nebencharaktere.

„Ja, meinst du denn?“, fragte sie zaghaft und hob die Finger vor die Brust, die sie rhythmisch gegeneinander drückte. Paru reckte den Daumen vor, sodass Hinata überrascht auf sah.

„Natürlich“, behauptete er mit fester Stimme und lächelte sie zuversichtlich an.

Sie hatte sich gerade eben erst beruhigt, doch schon schoss ihr wieder das glühende Rot über die Wangen.

Die Atmosphäre besserte sich, und sie liefen schweigsam lächelnd nebeneinander her.

Paru führte sie über die Straße in das Herz der schönen, alten Innenstadt. Hinata war sehr interessiert und lauschte Parus erklärenden Worten, doch ihre Augen sahen in die Ferne; irgendwas schien sie immer noch nicht loszulassen.

Als könnte Hinata Gedanken lesen, begann sie, die ganze Geschichte zu erzählen.

„Weißt du, die Akatsuki bedrohen seit einiger Zeit das ganze Land. Sie haben schon mehrere Attentate verübt, in ganz Hi-no-Kuni verstreut... niemand weiß genau, was sie als nächstes vorhaben, und das macht diese Organisation so gefährlich. Wir wissen, dass sie hinter den Jinchuuriki her sind, darum macht es einem schwer zu verstehen, warum sie unschuldige Zivilisten angreifen und ganze Dörfer auslöschen.“

Sie war sehr bedrückt.

Parus ungetrübter Sinn für Gerechtigkeit machte ihn ganz nervös. Er begriff es selbst nicht, warum die Akatsuki so etwas taten.

„Man sagt“, erzählte Hinata mit gedrungener Stimme weiter, „dass sie die Dörfer nur aus purem Vergnügen am Töten ausrotten.“

Paru schnappte ungläubig nach Luft.

Wer tat denn so etwas?!

Nicht mal die Akatsuki konnten so skrupellos sein!

Hinata machte eine dramatische Atempause, bevor sie weiter erzählte.

„Es ist schwer zu begreifen, wie Menschen so etwas tun können. Konoha zu zerstören ist ihr neustes Vorhaben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Ninja zu dieser Sekunde patrouillieren und in den Nachbardörfern ausspähen. Nur ausgewählte Ninja wurden in eine andere Dimension geschickt, in diese hier -“ Hinata machte eine ausholende Handbewegung, „um zwei Mitglieder der Akatsuki, Hidan und Kakuzu, ausfindig zu machen. Wir waren erfolgreich. Sie waren gerade im Begriff, das Rathaus in der Stadtmitte zu zerstören, als wir eingriffen. Sie flohen über die Dächer, und wir waren ihnen dicht auf den Fersen, als plötzlich einer von den beiden eine Rauchbombe warf. Ich muss wohl abgerutscht sein, denn ab da kann ich mich nicht mehr erinnern...“

„Ich habe dich zwischen zwei Häusern gefunden, also scheint deine Theorie zu passen.“

Hinata war beeindruckt, wie clever Paru die Tatsachen und Fakten kombinieren konnte. Sie sah ihn mit glänzenden Augen an. Das machte ihn ein wenig verlegen.

Eine weitere Schweigepause trat ein.

Sie hatten schon fast das Ende der Innenstadt erreicht und folgten einer schmalen Einbahnstraße.

„Im Anime heißt es, dass der Hyuuga-Clan einer der stärksten Familien in Konoha ist. Ist dem so?“, fragte Paru ganz aus der Luft gegriffen.

Hinata war überrascht über diese spontane Frage, doch sie kicherte ein wenig.

„Da hast du wohl richtig gehört, der Hyuuga-Clan beherbergt die stärksten Shinobi in ganz Konoha. Das Byakugan zeichnet unsere Stärke aus.“

„Byakugan? Was ist denn das?“

Hinata sah ihm tief in die Augen.

„Siehst du sie?“

Sie deutete mit beiden Zeigefingern auf ihre beinahe weißen Augen ohne Pupille. Paru nickte verwirrt.

Wie konnte er auch nicht verwirrt sein?

Es waren die schönsten Augen, die er je in seinem Leben gesehen hatte!

„Das ist das Byakugan; das ist eine Augenkunst, die es uns Hyuuga Familienmitgliedern möglich macht, die Chakrakanäle- und Punkte im Körper zu durchleuchten. Außerdem haben wir die Fähigkeit, Chakra über weite Entfernungen wahrzunehmen. Daraus haben sich verschiedene Kampftechniken entwickelt, die nur im Hyuuga-Clan gelehrt werden.“

„Wow, das ist ja unglaublich!“

Hinata freute sich heimlich über Parus ehrliche Worte.

„Mein Vater ist einer der stärksten Männer Konohas, und ich bin wirklich stolz auf ihn. Als kleines Mädchen wollte ich immer so stark werden wie mein Vater und gleichzeitig so sanft wie meine Mutter.“

Sie kicherte und wand sich von Paru ab, als sie realisierte, was sie eben gesagt hatte.

„Nun ja, ich bin bloß Hinata. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden.“

Sie richtete sich auf und lächelte Paru an.

Dieser war erstaunt über das plötzliche Selbstbewusstsein.

Hinata schien ganz unglaubliche Stärken zu haben.

Bloß Hinata ist wohl untertrieben“, fiel ihm ein, „ich bin mir sicher, dass du einiges auf dem Kasten hast, sonst wärst du doch nicht in diese Dimension geschickt worden!“

Und wieder erstaunte es Paru, dass ihm ein derartiger Satz so leicht von den Lippen ging.

Hinata wusste nichts dazu zu sagen.

Sie waren vor dem Volkspark angekommen. Es war wieder eine Stille eingetreten, und Hinata schritt mit Bedacht über die Wiese des riesigen Parks.

Paru bewunderte ihre Schönheit immer wieder von Neuem.

Er hatte sich so sehr in sie verliebt, dass er sie am liebsten gleich bei der Hand genommen hätte, doch erneut schlug er sich das aus dem Kopf.

'Kono yaro, baka yaro', beschimpfte er sich selbst, als er sich mit der Faust vor den Kopf schlug, um den lästigen, aber wunderbaren Gedanken loszuwerden.

Er konzentrierte sich wieder auf die anmutige Hinata, wie sie sich erstaunt umsah. Dennoch konnte Paru aufgrund seines zu feinen Gespürs bemerken, dass sie sich wohl immer noch große Gedanken machte. Ihre Mimik verriet, wie schwer es um ihren Gedankengang stand.

Paru dachte kurz nach, dann fiel es ihm in den Sinn; sie war sicher um ihre Teamkollegen besorgt. Mutig wagte er sich näher an sie heran und legte ihr die Hand auf die Schulter.

„Hinata“, sprach er ihren vollkommenen Namen, „Kiba und Shino ist sicher nichts passiert. Sie können hervorragend auf sich selbst aufpassen. Und ohne dich gegangen sind sie auch nicht. Das glaube ich einfach nicht.“

Plötzlich verzog sie schmerzlich das Gesicht und drückte sich hektisch schluchzend an Parus Brust, der so überrascht darüber war, dass er erst inne hielt, bevor er langsam seine warme Hand auf ihren Rücken senken ließ. Er spürte, wie ihre bitteren Tränen sein T-Shirt durchnässten und es zerbrach ihm das Herz.

Er spürte deutlich, wie ein Teil seines Herzens einfach brach und in sich zusammenfiel. Er hatte noch nie etwas derart Schmerzliches erlebt, wie etwa das schönste Mädchen auf der ganzen weiten Welt weinen zu sehen. Er konnte sich selbst nur schwer zusammenreißen.

„Ist ja gut“, hauchte er tonlos, denn zu mehr war er nicht fähig. Hinata hatte sich an seine Brust gedrückt, doch er spürte trotzdem ihre Distanz. Es schien ihr wahnsinnig unangenehm, aber die Verzweiflung überwog.

„Komm, wir gehen nach Hause.“

Paru bugsierte sie in seinem Arm in Richtung Heimat.

Mehr wusste er nicht zu tun.

 

Zuhause angekommen, zog Hinata sich stillschweigend zurück. Paru bemerkte, dass sie eine Weile für sich sein wollte, darum verschwand er diskret in das Wohnzimmer und setzte sich erschöpft auf die Couch.

All diese neuen Gefühle überwältigten ihn; gleichzeitig quälte ihn Hinatas Leid. Es tat ihm tief in ihm weh, dass sie so verzweifelt und hilflos war.

Er hatte ja selbst absolut keinen blassen Schimmer, wohin ihre Teamkollegen gegangen waren. Sie zu suchen war zwecklos, da die beiden Ninja überall hätten sein können. Und was wäre nur, wenn die beiden tatsächlich ohne Hinata nach Konoha heimgekehrt waren?

Oder... wenn ihnen etwas zugestoßen wäre, dann...

Nein.

Nein, das konnte einfach nicht sein.

'Sie suchen bestimmt nach ihr', dachte Paru mit einem flauem Gefühl im Magen. So schön es auch mit Hinata hier war, wie wunder, wunderschön es war, sie betrachten zu dürfen, mit ihr Reden zu können und dabei ihrer klangvollen Stimme zu lauschen.

Er schloss sinnlich die Augen und legte den Kopf in den Nacken, während ihm ein tiefer Seufzer entfuhr.

Er rief sich ihre wohlgeformte Gestalt in den Sinn.

Sie stand vor ihm; ein seichter Wind wehte ihr frech eine tiefblaue Strähne in das zarte Gesicht mit der makellosen Haut. Mit einer automatischen Handbewegung wurde die Strähne zurückgeschoben, und sie lächelte ihn so unschuldig und freundlich an, sodass ihm bald Hören und Sehen verging. Sein Herz schlug schnell und heftig gegen seine Brust, als würde es ihm entspringen wollen. Hinata vor seinem inneren Auge blickte ihn mit einem derartigen Augenaufschlag an, dass Paru befürchtete, er würde bald ableben, wenn er sich weiter Gedanken über sie machte.

Ihre glänzenden Augen waren von überwältigender Schönheit und raubten ihm den Atem. War er in ihrer Nähe überhaupt noch lebensfähig? Diesen Charme, den sie ausstrahle, ihre Art und ihre Moral, es war, als hätte Paru tatsächlich diese eine Frau für sein Leben gefunden.

Noch nie zuvor hatte er Gefühle in einem solchen Ausmaß für ein Mädchen gehegt.

Er konnte es kaum in Worte fassen.

Er sehnte sich nach ihrer Nähe, und jede einsame Sekunde ohne sie war wie ein Feuerpfeil, der sein Herz durchbohrte.

 

Besorgt saß Paru auf der Couch und hatte mittlerweile das Gesicht in die Hände gelegt, die er auf seinen Knien abstütze. Sogar zum Trainieren fühlte er sich zu erschöpft und das kam eigentlich nie vor. Er war der Verzweiflung nahe.

Hinata hatte sich noch kein einziges Mal gemeldet, und es waren schon unendliche zwei Stunden vergangen. Sie war zwar nur zwei Stockwerke über ihm und er brauchte rein theoretisch nur aufstehen und die Treppen hochgehen, doch er hielt es für unklug, sie zu stören, wenn sie doch so eindeutig signalisiert hatte, dass sie allein sein wollte.

Vielleicht war es ihre Art, so mit Verzweiflung umzugehen. Paru müsste lernen, das zu akzeptieren. Schließlich würde er sie, diese perfekte Frau, die einfach vom Himmel fiel, niemals in ihrer Natur ändern wollen. Es klang paranoid, doch er hatte nun Bedenken, ob sein Einfluss nicht schon ihre unberührte Natur tangierte.

Paru seufzte erneut.

Das Ticken der Wanduhr lag ihm monoton im Ohr.

Tick, tick, tick, tick... Sekunden vergingen, Minuten vergingen. Tick, tick, tick, tick...

'Vielleicht sollte ich doch zu ihr gehen', griff Paru den Gedanken, der ihm schon die ganze Zeit vorschwirrte. 'Möglicherweise mag sie gar nicht allein sein.'

Er öffnete die Augen und ließ den Nacken kreisen, der unerhört laut knackte. Er war gerade im Begriff, aufzustehen, da erschien Hinata beinahe lautlos im Türrahmen.

Paru erschrak; ihr herrliches Gesicht war tränenüberströmt und rot gefleckt, dabei bemerkte er, dass sie zitterte.

Sie musste ungeheure Angst haben.

Paru stand im Zwiespalt.

Was sollte er jetzt nur tun? Sie einfach in den Arm nehmen? Oder einfach nur tröstende Worte sagen?

Diese Fragen wurden ihm mit einem Schlag einfach beantwortet.

Sie ging wortlos auf ihn zu und setzte sich steif neben ihn.

Er war genauso erstarrt wie sie.

Es knisterte zwischen ihnen, und es war beinahe erstaunlich, dass keine Funken flogen.

„Darf... ich?“, hauchte Hinata so leise, dass jeder andere Mensch sie nur zu leicht überhört hätte, doch Paru, der sie klar und deutlich verstanden hatte, nickte.

Hinata ließ sich gegen seinen Arm senken, das Gesicht stark errötet. Es war ihr abermals unangenehm, Nähe von sich ausgehend zuzulassen, doch sie schien es zu brauchen.

Ohne groß Nachzudenken öffnete Paru die Arme, sodass sie seitlich gegen seine Brust sank. Er legte beschützend einen Arm um ihren schmalen, doch so wunderschönen Körper und drückte sie sanft an sich heran. Sie ließ es dankbar zu; so bemerkte er, dass es genau das war, was sie sich in dieser Situation wünschte.
 

Es dauerte nicht lang, da erschlaffte ihr fiebriger Körper. Sie fing sich ein paar Mal ab, bevor sie beinahe auf Parus Schoß sank. Er fing sie ab und legte sie behutsam auf die Couch. Es musste ein langer Tag für sie gewesen sein und das, wo sie sowieso gerade erst nach ein paar Tagen das erste Mal aufgestanden war. Die Muskeln waren sicher noch müde, sodass es wohl sehr anstrengend gewesen sein muss, so viel zu weinen. Noch immer waren ihre Augenwinkel feucht, also muss sie sich mehr Sorgen gemacht haben, wie Paru gedacht hatte.

Sorgsam hüllte er sie in eine warme, kuschelige Decke ein und blickte auf sie hinab. Er rang um sich selbst, doch er hob langsam seine warme Hand an ihr Gesicht, und strich ihr zärtlich mit einem Finger über die Wange.

„Schlaf gut, Hinata Hyuuga“, flüsterte er in einer tiefen, besänftigenden Tonlage.
 

Da er sich sehr um sie sorgte, hatte er diskreterweise eine Matratze neben die Couch gelegt, um in ihrer Nähe zu sein, damit sie sich nicht fürchtete. Direkt neben ihr zu schlafen befand er für ein wenig geschmacklos. Schließlich wusste er nicht, ob Hinata die selben Gefühle für ihn hegte, wie er für sie und er wollte sie nicht unnötig bedrängen.

Was du liebst, gib frei, hatte Konfuzius schon damals gesagt und er hatte recht.

Etwas freizugeben, welches man liebt, ist eine Sache der Selbstdisziplin und des Altruismus; also eine sehr tugendhafte Tat.

Paru versuchte sich stets daran, sich an diesen Vorsatz zu halten.

Da es ihm richtig erschien, ihr ihren eigenen Freiraum zu geben, ihr aber nicht das Gefühl geben wollte, sie im Stich zu lassen, schob er die Matratze neben den Fernseher und baute sein Lager für die Nacht auf. Gegen halb elf löschte Paru das Licht im Haus und kuschelte sich in sein gemachtes Nachtlager.

An Schlaf war leider noch nicht zu denken, da ihm bewusst wurde, dass er Hinata nicht mehr gehen lassen konnte.

'Scheiß auf diesen Konfuzi-doji, ich muss einen anderen Weg finden', dachte Paru für sich. Er fand, dass eine Aussprache das wohl Sinnvollste wäre, damit er auch Hinatas Stand der Dinge einbeziehen konnte.

Er wälzte sich von der rechten Seite zur Linken.

Vielleicht könnte er noch einen Spaziergang mit ihr machen?

Er wälzte sich zurück.

Nein, das wäre zu eintönig. Abgesehen davon wäre sie wahrscheinlich viel zu abgelenkt.

Paru drehte sich ächzend auf den Bauch und schob die Hände unter sein Kopfkissen.

'Vielleicht ja ein Café!', dachte er triumphierend.

Ja, genau das wäre das Richtige. Kulinarische Küche wie Eibrötchen und eine Tasse Kaffee, das müsste Hinata ebenfalls interessieren.

Es war schon weit nach zwei Uhr morgens, als Paru endlich Schlaf fand. 

Kapitel 2

Paru freute sich wahnsinnig, mit Hinata ins Café zu gehen.

Er striegelte sich zur Feier des Tages sogar mal ausnahmsweise das lange, braune Haar. Summend stand er vor dem Spiegel des Badezimmers im ersten Obergeschoss und betrachtete sich selbstkritisch.

Seine sonst so analysierenden grau-blauen Augen glänzten hell und schienen beinahe Funken zu versprühen. Er strahlte so sehr, dass er sich dabei dämlich vorkam. Das ganze hatte einen bestimmten Grund; Paru hatte es im Gefühl, dass etwas besonderes passieren würde. Das Kribbeln in den Zehen war wieder präsent, und er wusste, was dies in den meisten Fällen zu bedeuten hatte:

Das Rad des Schicksals war in Bewegung.
 

Mit zittrigen Fingern hielt er der zarten Hinata die Tür auf. Sie trat erleichtert ins Freie und sah sich sofort um. Paru durchfuhr ein Stich; er wusste genau, dass sie nach Shino und Kiba Ausschau hielt. Er hatte auf der einen Seite ein schlechtes Gewissen, doch auf der anderen wollte er Hinatas ungeteilte Aufmerksamkeit zumindest für diese Verabredung nur für sich haben.

Als wäre das das Stichwort, drehte sich Hinata zu ihm um und sah in mit den schönsten Augen der Welt sehnsüchtig an. Die Intensität ihres Blickes verwirrte Paru für den Bruchteil einer Sekunde, dann wand er sich mit klopfendem Herzen zur Tür und schloss sie sorgfältig hinter sich.

Sie gingen nebeneinander die Straße herunter in Richtung Innenstadt.

Hinata war erneut froh, dass Paru die Distanz zu ihr hielt und sie nicht einengte. Andererseits betrübte es sie ein klein wenig, da sie seine Nähe als sehr angenehm empfand.

Das Wetter hatte sich gebessert und untermalte sanft die liebevolle Atmosphäre. Der diesige Nebel von dem Morgen hatte sich komplett gelegt und der Himmel hatte sich geklärt.

Die Sonnenstrahlen streichelten die Fassaden der kleinen, süßen Häuschen, und nicht zuletzt umschmeichelten sie auch Hinatas zarte, blasse Haut und ihr glänzendes, dunkelblaues Haar. Das Zwitschern der Amseln und der Spatzen löste in Paru ein heimisches Gefühl und die Liebe zu seinem Zuhause aus; dies hier war der Platz, zu dem er gehörte, und er würde Hinata am liebsten für den Rest ihres Lebens bei sich behalten.

Die Stadt war außergewöhnlich leer heute. Wahrscheinlich waren die Leute heute eher am See oder im Wald, wo es kühler war als auf dem erhitzten Pflaster der Innenstadt. Paru führte Hinata zu einem schönen, kleinen Café in einer Seitenstraße.

Es war sehr gemütlich, fand Hinata. Genau nach ihrem Geschmack. Aufgeregt sah sie sich um und erfreute sich an dem hübschen Ambiente.

Paru führte sie lässig zu einem Tisch in einer Nische. Hinata setzte sich auf dem Stuhl gegenüber von ihm. Ihr Blick wanderte immer noch fasziniert in dem Café umher. Erst, als Paru sich streckte, um in ihr Sichtfeld zu gelangen, fokussierte sie überrascht sein Gesicht. Er bereute es sogleich, ihre Aufmerksamkeit erzwungen zu haben.

„Was ist?“, fragte sie und lächelte verwirrt.

„Nichts, nichts weiter. Hier ist die Karte, möchtest du sie dir ansehen?“

Er reichte ihr eine laminierte Karte und sie nahm sie dankend nickend an. Paru war bereits so nervös, dass er kaum die Buchstaben zu einem Satz führen konnte. Ihm fehlte jegliche Konzentration.

In Hinatas Nähe war er stets durcheinander. Sie brachte Schwung in seinen öden Alltag als Überflieger. Eine perfektere Frau würde es nie wieder in seinem Leben geben – und im nächsten Leben auch nicht.

Er blickte mit auf der Hand abgestütztem Kopf verliebt auf Hinata, die konzentriert und interessiert die Karte studierte. Ihre aufgeweckte, doch ruhige Art machte sie unwiderstehlich. Sie bemerkte nicht mal, wie Paru sie beobachte, so sehr faszinierte sie die Karte. Er glaubte, vor Zuneigung zu explodieren, wenn sie so weiter machte.

„Ich möchte gern einen Kaffee“, tönte es enthusiastisch von ihr.

Paru sah verwirrt auf.

„Nur einen Kaffee? Nicht mehr?“

„Nein.“

Ihr Blick wurde leidenschaftlich.

Paru legte den Kopf ein wenig schief und lächelte sie amüsiert an. Hinata wusste, dass er eine Erklärung erwartete, doch bevor sie zum Satz ansetzen konnte, stand die Bedienung vor dem Tisch.

„Was darf ich Ihnen bringen?“

Ganz erschrocken fuhr Hinata zusammen. Sie hatte Parus Augen so fixiert, dass sie ihre Außenwelt kaum wahrgenommen hatte.

„Ich hätte gern einen Eiskaffee und ein Stück Marmorkuchen“, diktierte Paru desinteressiert und sah Hinata durchdringend an. Sie errötete und druckste erst ein wenig herum, bevor sie unverständlich „Einen Kaffee, bitte“ hauchte.

Die Bedienung runzelte die Stirn und trat näher an den Tisch heran.

„Wie bitte?“

Hinata sank immer weiter in sich zusammen und errötete noch mehr.

„Sie hätte gern einen Kaffee“, half Paru ihr netterweise aus. Die Bedienung kritzelte genervt die Bestellung auf ihren Notizblock und rauschte von dannen.

Paru schenkte seinem Gegenüber wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Hinata streckte sich schüchtern und richtete sich auf. Sie war völlig in sich zusammengesunken, nur wegen der schwerhörigen Bedienung.

'Unverschämtheit', befand Paru ärgerlich, 'wer stellt den schwerhörige Bedienungen ein?'

„Nun ja“, begann Hinata auf einmal, und Paru stützte sich auf seinen Ellenbogen ab, um sie besser zu verstehen und seine Aufmerksamkeit zu unterstreichen.

„Ich mag Kaffee sehr gern“, erklärte sie schüchtern, „ich mag seinen Duft und seinen bitteren Geschmack. Schade, dass ich davon noch nie in Konoha gehört habe.“

Paru grinste sie breit an.

„Du kannst ja welchen mit nach Konoha nehmen. Hier kann man überall Kaffee kaufen.“

Echt?“, fragte sie aufgeregt.

„Natürlich! Wenn du möchtest, kaufen wir gleich eine Packung Kaffee.“

Hinatas Augen leuchteten erfreut. Parus Herz schlug so laut, dass er beinahe befürchtete, sie könnte ihm dabei zuhören. Er fuhr sich nervös durch die Haare und wendete seinen Blick ab. Nun war er derjenige, der nicht wusste, wie ihm geschieht. Überrumpelt von seinen eigenen Gefühlen bemerkte er, wie eine Wärme in ihn aufstieg und sich auf seinem Gesicht ausbreitete.

Er hatte nicht viel Zeit, sich in dieses wohlige Gefühl reinzusteigern, da die Bedienung ihre Bestellungen brachte.

„Kaffee“, tönte die gelangweilte Stimme. Hinata hob schwach einen Finger.

„Der geht an mich“, sagte sie schüchtern.

Die Bedienung stellte das Geschirr ab und rauschte davon.

Paru wand sich wieder an Hinata, die ihren Kopf zu der dampfenden Tasse gesenkt hatte und mit geschlossenen Augen den Duft genoss. Der Kuchen und der Eiskaffee waren derzeit völlig uninteressant geworden.

„Erzähle mir mehr von Konoha“, forderte er sie freundlich auf. Hinata lächelte bei dem Gedanken an Konoha liebevoll.

„Konoha-ga-Kure ist ein wirklich großartiges Dorf, es wird von den stärksten Ninja auf der ganzen Welt bewohnt. Der Hyuuga-Clan, wie du ja bereits weißt, ist einer der Mächtigsten seiner Art in unserem Dorf. Konoha hat ein Dorfoberhaupt, welches gleichzeitig der stärkste Shinobi ist. Das ist in unserem Fall Tsunade-hime. Sie ist eine unglaubliche Person. Sie ist eine meiner größten Vorbilder.“

„Das klingt ganz cool“, kommentierte Paru aufrichtig, denn er wusste nichts anderes darauf zu sagen.

„Ja“, stimmte Hinata zu und hob stolz den Kopf.

Paru stellte fest, dass er jede ihrer Gesten liebte. Es gab absolut nichts an ihr, was er als störend empfand. Er bewunderte sie durch und durch.

„Tsunade-hime ist der Hokage, wie man bei uns sagt. Es gibt eine ziemlich strenge Folge an Rängen in der Welt der Shinobi.“

„Wie habe ich das zu verstehen?“

„Jeder, der sich dazu entscheidet, ein Shinobi oder eine Kunoichi zu werden, durchläuft den Nindo, den Weg eines Ninja. Am Anfang einer Karriere steht immer die Ninja-Akademie, um die Basics zu lernen. Wenn man diese erfolgreich abschließt, so darf man sich einen Genin, einen Unterninja nennen. Von da an ist man in der Lage, kleine und niedrige Missionen durchzuführen. Man wird einem Team zugewiesen, welches aus drei Genin und einem Lehrer besteht. Man wird auf die Chunin-Auswahlprüfung vorbereitet, und wenn man diese besteht, darf man sich einen Mittelninja nennen. Die Auswahlprüfungen sind aber nicht zu unterschätzen; sie sind sehr schwer und gefährlich. Nur wenige schaffen es tatsächlich, Chunin zu werden.“

Paru nickte fasziniert.

„Und was für einen Rang bekleidest du?“

Hinata tippte die Finger aneinander.

„Ich bin Jonin, also gehöre ich zu den Oberninja.“

„Das ist ja der Wahnsinn, Hinata!“

„Sag' doch sowas nicht“, kicherte sie verschämt und bekam ganz rote Ohren. Paru bemerkte, dass sie sich über sein Kompliment freute. Schließlich erkannte er ihre Kräfte an.

„Es gibt noch eine Elitetruppe, um dies hier zu Ende zu führen“, fügte sie zu. „Das wären die ANBU, aber zu dieser Organisation gehören nur talentierte und begabte Ninja. Es gibt eine unglaublich harte Ausbildung, bis man sich einen Jonin der ANBU nennen darf. Viele sind schon daran zerbrochen, sowohl seelisch als auch körperlich. Manche ließen ihr Leben.“

Paru legte besorgt die Stirn in Falten.

„Du strebst aber doch keine ANBU Ausbildung an, oder?“

„Was, ich?“, lachte Hinata los, „quatsch, das wäre viel zu hart für mich!“

Paru atmete erleichtert auf. Ein Schweigen war eingetreten.

Er sah ihr einen Moment tief in die Augen, doch Hinata hielt dem Blick nicht lang stand und sah in eine andere Richtung.

Er liebte sie.

Er sorgte sich um sie.

Er wollte sie nie, niemals wieder loslassen.

Sie war mit Abstand der hübscheste und anständigste Mensch, den er jemals kennen gelernt hatte, und damit würde sie wahrscheinlich den Rest seines Lebens die einzige bleiben. Die Zuneigung, die er für sie empfand, sprengte jeglichen Rahmen von Vorstellungen zum Thema Liebe, er vermisste sie bereits schmerzlich, obwohl sie direkt vor ihm saß und er sie sehen und hören konnte. Doch das war ihm nicht genug. Die Entfernung war einfach zu groß.

Parus Herz klopfte so schnell und laut, dass er befürchtete, es würde zerspringen, als er zum Sprechen ansetzte. Ihm stockte der Atem.

Er fragte sich, ob er sie verschrecken würde, sollte er ihr seine wahren Gefühle anvertrauen...

Aber er würde es nie herausfinden, wenn er es nicht wagen würde.

Und wenn er ehrlich zu sich selbst war: Besser, er sagte es ihr jetzt und kassiert eine Abfuhr - das tat sicherlich weniger weh, als wenn er sich jetzt weiter in seine Gefühle verlieren würde.

'Jetzt oder nie', mahnte er sich und streckte ein wenig zitternd seine Hand aus.

„Darf ich... deine Hand halten?“

Hinata hob den Kopf. Ihre Finger, die sie die ganze Zeit über aneinander getippt hatten, hielten inne. Wie vom Donner gerührt war sie versteinert und sah Paru direkt in die Augen. Er hatte das Gefühl, sie würde direkt in sein Herz schauen; er fühlte sich geradezu nackt unter ihrem Blick.

Nach ein paar Sekunden, die sich wie Stunden hinzogen, fiel Hinatas starrer Blick auf seine ausgestreckte, zitternde und warme Hand. Paru ließ nicht nach.

Ihr Kopf schien beinahe Feuer zu fangen, so war ihr das Blut in das Gesicht geschossen. Sie zitterte selbst vor Nervosität.

Er konnte ihr die Unsicherheit ansehen, doch er wunderte sich, als sie zögerlich ihre eigene Hand ausstreckte.

Sie antwortete ihm nicht verbal. Stattdessen legte sie ihre zarte Hand sanft in die Seine.

Das Kribbeln in seinen Zehen verschwand in dieser Sekunde.

Das Schicksal hatte sich mit sofortiger Wirkung geändert.
 

Sie ließ ihn nur widerwillig los, und das war nur, weil sie aufstehen mussten. Hinata hatte es von vorne herein gespürt. Dieser Mann, wie er vor ihr stand, wie er sie ansah, sie ansprach und sie behandelte – er war etwas ganz besonderes.

Sie empfand dieses angenehme Kitzeln tief in der Magengrube; schon ab der Sekunde, als sie die Augen in seinem Bett aufgeschlagen hatte. Sie konnte seine reine und liebevolle Aura spüren, welches ihn umso attraktiver machte.

Paru, was bist du für ein Mensch?

Vor dem Café verschränkte er seine Finger geschmeidig mit Hinatas.

Es quälte sie noch immer eine unglaubliche Hitze, doch es war ihr egal.

Es war ihr Traummann, der da ihre Hand hielt, sie hatte also allen Grund, aufgeregt zu sein.

Niemals hatte sie derartige Gefühle für jemanden empfunden.

Nicht mal für Naruto, der sie so gemein hatte abblitzen lassen. Darum war ihr vor Erleichterung beinahe zum Weinen zumute, denn ein solches Glück war ihr noch nie Zuteil gewesen.

Die frische Brise fuhr ihr durch das lange Haar. Von der Seite bemerkte sie Parus bewundernden Blick, und sie vermochte ihre Freude darüber kaum auszudrücken. So schwieg sie, genoss den kleinen, aber so tragenden Körperkontakt zu ihm, Maro Atsukai Paru,

ihren Geliebten.
 

Hinata trat durch die Haustür und zog ihre Schuhe im Flur aus. Paru tat es ihr nach. Ein wenig unschlüssig standen sie im Flur. Nach ein paar Augenblicken zog Paru sie mit ins Wohnzimmer. Hinata war entzückt von seiner Spontanität. Er war vor ihr, doch sie blieb plötzlich stehen. Paru war verwundert über diesen abrupten Stopp und wand sich zu ihr.

Hinatas Herz setzte aus, als sie sein sanftmütiges Gesicht erblickte, dann schien es sich zu überschlagen.

„Was hast du?“, fragte Paru, der ihre Hand noch immer nicht loslassen wollte. Hinata sah zu Boden, überlegte kurz; dann sah sie ihm fest in die Augen.

Überrumpelt runzelte er die Stirn. Er merkte es nicht mal.

Hinata trat einen Schritt zu ihm ran. Sie war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt.

Perplex betrachtete Paru die feine Zeichnung ihres zarten Gesichts. So nah war er ihr noch nie gewesen. Automatisch hob er die Hand und legte sie auf ihre Wange. Sie schloss die Augen und genoss diese liebevolle Geste. Sie konnte spüren, wie viel sie ihm bedeutete.

Doch wusste Paru, was er für sie war?

Sie war sich nicht sicher. Schließlich besaß er kein Byakugan, und dementsprechend auch keine angeborene, scharfe Intuition. Sie würde ihm zeigen, was sie für ihn empfand.

Mit noch immer geschlossenen Augen trat sie an ihn heran, sodass sich ihre Körper berührten. Beide spürten gegenseitig den wilden Herzschlag, in beiden Körpern schien ein Sturm der Gefühle zu wüten. Entschlossen streckte sie sich. Langsam rollte sie sich über die Fußballen auf die Zehenspitzen, um seinem Gesicht näher kommen zu können.
 

Hinata spürte seinen Atem auf den Lippen, als sie Ihre vorsichtig auf die Seinen drückte.
 

Eine weitere ungeahnte Welle an Gefühlen brach über Paru herein. Er glaubte, zusammenzubrechen.

Seine Knie waren wie Pudding.

Er zitterte am ganzen Körper.

Hinata ging es nicht anders.

Beiden schoss das Adrenalin durch die Adern.

Hinatas Lippen schmiegten sich so zärtlich an Parus, dass er sie am liebsten nie wieder losgelassen hätte. Er passte sich sanft an; er wollte nicht zu aufdringlich erscheinen. Vorsichtig und mit geschlossenen Augen legte er seine Hand auf Hinatas Rücken.

So standen sie mitten im Wohnzimmer, und der erste Kuss, so schön er auch war, fand sein Ende. Hinata lehnte sich ein wenig zurück und sah Paru durchdringend in die Augen. Wieder dieses Gefühl, dass Hinata bis in sein Herz sehen konnte.

'Damit wären wohl die Fronten geklärt', dachte er und lächelte sie warmherzig an. Er legte den zweiten Arm um sie und zog sie an sich ran. Hinata krallte sich an ihn fest.

„Ich liebe dich“, flüsterte Paru.

Er erkannte sich selbst nicht wieder. Woher nahm er diesen Mut?

Er merkte, wie Hinatas Beine leicht nachgaben, doch er hielt sie fest in seinen warmen, sicheren Armen. Sie atmete tief seinen Duft ein; so maskulin und markant. Ihr Herzschlag beruhigte sich ein wenig.

„Ich liebe dich auch, Paru“, hauchte sie leise in sein Ohr, sodass ihn ein wohliger Schauer überfuhr. Er bekam Gänsehaut, so intensiv war diese Situation.

Er hatte sie im Arm; seine Geliebte, die, die er am meisten anpreiste und nahezu vergötterte. Sie hatte ihm eine sehr intime Berührung geschenkt – den ersten Kuss, der wirklich unglaublich war. Berauscht von den Glücksgefühlen bugsierte er sie zur Couch, wo sie sich niederließen.

 

Sie hatte sich an seine Seite gepresst und er hatte einen Arm um ihre Schultern geschlungen. Seit einer Stunde saßen sie auf der Couch, den Fernseher eingeschaltet, und sprachen kein Wort miteinander. Es war nicht nötig.

Beide schwelgten in ihren eigenen Gedanken.

Es war also geschehen. Die Initiative war von ihr ausgegangen. Paru war sich sicher - es stand identisch um ihre Gefühle.

Er spürte Hinatas glühenden Körper; freute sich über ihr eindeutiges Geständnis. Sie würden ab heute ein Paar sein, ein Liebespaar, geschaffen für die Ewigkeit.

Sie hatte ihr Ohr an seiner Brust und lauschte seinem ebenmäßigen Herzschlag. Sie liebte diesen Mann so sehr, dass sie es selbst nicht ausdrücken konnte oder sich jemals eingestehen wollte. Er, den Mann, den sie sich immer gewünscht hatte, hielt sie zärtlich im Arm, als wäre sie ein gebrechliches Geschöpf.

Selig schloss sie die Augen und kroch näher an ihn heran.

Kein Blatt sollte dazwischen passen.

Paru legte sanft seinen Kopf auf ihren und sog den feinen Duft ihrer Haare ein. Er spürte, dass sie schwächer wurde, sie aber immer wieder hochschreckte.

Hinata war völlig erschöpft.

Er strich ihr sanft über den Rücken.

"Es ist okay", flüsterte er, und als wäre es ein Kommando, rutschte sie kraftlos tiefer.

Sie hatte ihren wohlverdienten Schlaf gefunden.
 

„Es gefällt mir wirklich gut hier.“

Hinatas leise, besonnene Stimme riss Paru aus seinen Gedanken. Er sah ihr direkt ins Gesicht und unmittelbar darauf breitete sich ein gutherziges Lächeln auf seinem eigenem Gesicht aus.

„Das höre ich gern“, erwiderte er und drückte sie an sich heran.

Sie saßen auf der Hollywood-Schaukel im Garten der Parus; das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Bei 26°C war die Hitze noch einigermaßen zu ertragen. Der Duft von getrocknetem Gras lag in der Luft, die Vögel hatten ein angenehmes Lied angestimmt und die Sonne erhellte jeden schattigen Winkel. Die Sommerferien hatten ihren Hochpunkt endlich erreicht.

Und in Mitten der endlosen, trainingsreichen Tage hatte Paru seine Liebe des Lebens gefunden und war fest entschlossen, sie nie mehr herzugeben.

Er bewunderte in stiller Faszination ihr ebenmäßiges Gesicht und es war ihm egal, wie oft er dies hier noch wiederholen würde, er konnte nicht genug von ihrer Schönheit bekommen. Er wollte ihr gerade einen sanften Kuss auf die Stirn drücken, da spürte er einen scharfen Luftzug am Ohr.

Alarmierend wirbelte Paru herum. Er konnte eine fremde Aura spüren, die in ihm einen Angreifer-Reflex auslöste.

Prompt sprang er über die Lehne, doch Hinata war noch schneller.

Als hätte sie seine Gedanken gelesen und seinen Zug vorausgesehen, hielt sie ihn zurück. Er hatte ihre Bewegung weder gesehen noch gespürt.

„Wie...?“

'Wie ist das Möglich?', schoss Paru durch den Kopf. Völlig perplex klimperte er zwei Mal mit den Augenlidern, dann besah er sich den Fremden, der sich mitten in seinem Garten, ziemlich unbeeindruckt, so muss man sagen, umsah.

„Was suchen Sie in meinem Garten?“, fragte Paru eine Spur zu heftig. Der schlaksige, maskierte Mann mit dem grauen, wirren Haar ließ sich zu keiner Antwort herab.

Er trug eine dunkelgrüne Weste mit vielen kleinen Taschen, und eine funktionsfähige Hose, die er nur von Ninjas kannte. Als er das glänzende Stirnband mit dem kleinen Kringel entdeckte, wurde Paru einiges klar. Dies musste ein Ninja aus dem Dorf Konoha sein!

Hinata wand sich zu ihm um und legte ihre zarte Hand beruhigend auf Parus Wange. Er fühlte sich dazu gedrängt, ihr in die Augen zu sehen.

„Das ist Kakashi Hatake, Paru. Er ist der weiße Blitz von Konoha-ga-Kure. Manche nennen ihn auch den einzigartigen Kopier-Ninja, er ist total berühmt.“

Paru verengte die Augen zu Schlitzen.

„Ist er...?“

„Nein, mach dir keine Sorgen, er ist einer der Jonin unseres Dorfes.“

Sie hatte ihn seine Sorge nicht aussprechen lassen. Paru liebte sie umso mehr wegen ihrem Feingefühl.

„Hinata-san, das ganze Dorf ist in heller Aufruhr“, informierte der besagte Kakashi Hatake sie monoton. „Endlich habe ich dich gefunden!“

Paru konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Hinata rot wurde.

„Tut mir Leid, Kakashi-sensei, ich bin bei der Jagd auf die Akatsuki auf einem Dach weggerutscht und zurückgeblieben. Ich habe Kiba und Shino aus den Augen verloren...“

„Sie sind außer sich vor Sorge. Du weißt ja, wie es ist. Du als Stammhalterin des Hyuuga-Clans bist eine sehr wichtige Person für die Menschen in Konoha.“

Hai, es tut mir Leid“, antwortete sie kleinlaut und senkte ihren Kopf.

„Vielleicht setzen wir uns erst einmal“, warf Paru ein, der die Situation höchst merkwürdig empfand. Verwirrt entspannte er seine Haltung und bot Kakashi einen Platz am Tisch auf der Terrasse an. Ton- und Kommentarlos nahm er Parus Angebot an und setzte sich auf einen freien Stuhl.

Hinata ließ sich wieder auf die Hollywood-Schaukel nieder und Paru tat es ihr nach. Eine unangenehme Stille trat ein, doch Hinata brach sie nach einer Weile.

„Kakashi-sensei, darf ich vorstellen? Das ist Maro Atsukai Paru, er wohnt hier in Downtown und hat mich gerettet, als ich bewusstlos war.“

„Sehr ehrenhaft“, sagte Kakashi nachdenklich und starrte Paru so durchdringend an, dass es ihm peinlich war. Dennoch hatte er ein gutes Gefühl. Kakashi schien in Ordnung zu sein.

„Kakashi ist ein unglaublicher Shinobi, Paru“, flüsterte Hinata ihm zu und kicherte.

Ihre Wangen glühten vor Stolz.

„Er benutzt Elektrizität als Element, ist das nicht der Wahnsinn? Das ist extrem selten. Er ist etwas ganz besonderes für unser Dorf. Er hat sogar bei der ANBU gearbeitet. Er ist für uns Ninja in Konoha unentbehrlich.“

„Oh bitte, Hinata-san, du schmeichelst mir.“

Kakashi verzog keine Miene. Er wirkte durch und durch unbeeindruckt.

'Muss ein ganz chilliger Typ sein', dachte Paru und freute sich.

Es war wohl wirklich eine große Ehre, einem so starken Ninja gegenüber zu sitzen.

„Ich bin eigentlich hier, um dich zurück zu holen, aber ich sehe, du kommst hier gut zurecht“, fiel Kakashi mit einem Seitenblick auf Paru ein.

Auf Hinatas Gesicht breitete sich ein seliges Lächeln aus und sie senkte schüchtern den Kopf.

„Das stimmt wohl“, antwortete sie, „aber ich bin froh, wenn ich Kiba und Shino wiedersehen kann.“

Sie warf Paru einen entschuldigenden Blick zu, doch er schenkte ihr nur ein nachsichtiges Lächeln. Er konnte gut verstehen, nach allem, was Hinata durchgemacht hatte, dass sie ihre Teamkameraden wiedersehen wollte. Allein in einer fremden Welt zu sein, stellte er sich nicht so einfach vor. Sie machte ihre Sache dafür aber wirklich bemerkenswert gut.

„Dann kommst du also mit?“, hakte Kakashi deutlich nach. Hinata war überrascht über seinen Tonfall. „Natürlich komme ich mit“, fiel sie ein und legte die Stirn in Falten. „Mir geht es nach meiner Ohnmacht wieder gut, und ich sollte wieder anfangen zu trainieren. Kiba und Shino müssen mir auch noch Bericht erstatten. Weiß Tsunade-hime schon Bescheid? Was ist aus der Mission geworden?“

„Sie sind durch die Lappen gegangen. Mehr darf ich aber nicht sagen,“ erklärte Kakashi mit einem Seitenblick auf Paru.

Nachsichtig lehnte er sich zurück.

Er konnte verstehen, dass Kakashi nichts über solche geheimen Missionen ausplaudern durfte; abgesehen davon wusste er ja auch nicht, dass Hinata ihm bereits alles erzählt hatte.

Kakashi stand auf.

„Danke für die Gastfreundschaft“, bedankte er sich und wand sich an Hinata, die ebenfalls aufgestanden war.

„Ich habe wieder genug Chakra, um das Tor der Dimension zu öffnen. Wir sollten zurück, der Timelapse ist wieder sehr sehr ausgeprägt.“ „Ist gut.“

Kakashi klappte das Stirnband, welches sein linkes Auge komplett verdeckte, hoch. Zum Vorschein kam ein rotes Auge; er machte im Bruchteil einer Sekunde eine Reihe schwieriger Fingerzeichen, dann streckte er die Hände von sich und sah mit seinem roten Auge durch den durch die Finger gebildeten Kreis.

Paru beobachtete fassungslos das Schauspiel, welches sich vor seinen Augen ereignete.

Vor ihm tat sich ein riesiges schwarzes Loch auf, dessen Materie sich nicht erklären ließ. Es erinnerte an eine riesige Nebelschwade, so dicht, dass man nicht durch sie hindurch sehen konnte. Die Luft um sie wurde kühl und es fühlte sich so an, als würde das schwarze Nichts versuchen, sie einzusaugen.

Hinata wand sich zu Paru und hob schmerzlich die Augenbrauen.

„Ich komme so schnell wieder, wie ich kann, versprochen.“

Mit diesen Worten schenkte sie ihm einen zärtlichen Kuss auf seine Unterlippe. Paru hatte die Augen geschlossen, und als er sie wieder öffnete, waren sie verschwunden.
 

Hinata war gegangen.

Sie hinterließ in ihm ein großes, klaffendes Loch und ein Meer an untröstlicher Gefühle der Einsamkeit. Nicht mal der Gedanke daran, dass Hinata nun in Sicherheit Zuhause war, tröstete ihn, und gleichzeitig erschrak Paru sich vor sich selbst, denn diese Art von Egoismus hatte er noch nie verspürt.

Er wollte sie nun mal für sich haben.

Sie war durch und durch perfekt für ihn.

Betäubt vom Schmerz der Einsamkeit fand sich Paru im Wohnzimmer auf der Matratze wieder, die er neben die Couch gelegt hatte. Er starrte wie hypnotisiert an die Zimmerdecke und konnte an nichts anderes denken, als an seine Geliebte, die nun eine ganze Dimension von ihm entfernt war.

Ich komme so schnell wieder, wie ich kann, versprochen.

'Verdammt, was heißt so schnell, wie ich kann?' fragte er sich verzweifelt.

Er ließ die letzten Tage in seinem Kopf revue passieren; immer und immer wieder.

Wie er sie im Vorgarten eines Hauses an der Nordrampe fand, wie er sie in seinem Bett pflegte, sie tröstete, sie zum Café einlud, und wie sie ihn geküsst hatte.

Gedankenverloren fuhr Paru sich mit dem Finger über die Lippen.

Ihre waren so weich und warm gewesen. Ihre Art so unschuldig und vorsichtig.

Gott, wo würde er jemals eine perfektere Frau herkriegen?!

Er war ihr definitiv restlos verfallen und er würde alles dafür tun, damit sie ihn nie, niemals wieder verließ.

Plötzlich sprang Paru wie von der Tarantel gestochen auf und hielt inne. Sein Körper war bis zum zerreißen angespannt; seine Muskeln zitterten vor Aufregung.

Es war die Idee.

Die Idee.

 

Der Tag verstrich.

Müde und immer noch taub vor Kummer und Einsamkeit erwachte Paru aus einem unruhigen Schlaf.

Der Vollmond hatte ihm zusätzlich zu seinen Sorgen noch Schwierigkeiten beim Einschlafen bereitet. Hinata war immer noch nicht zurück und es gab auch keine Anzeichen dafür, dass sie so schnell zurückkehren würde.

Wieso auch?

Im Endeffekt sollte sie ihren Missionen nachgehen, und nicht ihrem Privatleben.

Seufzend stand Paru auf und bereitete sich für die einzigartige Paru-Dusche vor, die ihm wenigstens ein bisschen Trost schenken sollte.

Die Paru-Dusche war eigentlich ein Waschritual, welches Paru so gut wie täglich praktizierte. Es unterstützte seinen trainierten Körper beim Stoffwechsel und kurbelte den Kreislauf an – und zwar auf eine Weise, die kaum extremer in dieser Form existierte.

In seinem Garten gab es einen großen, tiefen Teich, der sich trotz der heißen Außentemperaturen niemals aufwärmte. Er hatte durchgehend eine Temperatur von um die 4°C, und da es Paru meist an Extreme fehlte, schüttete er ihn mit Eiswürfeln auf, um seinem Kreislauf den täglichen mörderischen Kick in den Tag zu geben.

Danach würde er in der Lage sein, Tollwut, AIDS, sowie Mumps, Masern und Röteln mit seinem Immunsystem abzuwehren; denn Krankheit existierte nicht mal in Parus Wortschatz.

Im allmorgendlichen Ritual schüttete er einen zwei-Kilo-Beutel mit Eis in den Teich und ging in der Zeit, in der der Teich herunterkühlte, sein Handtuch holen.

Eigentlich befand Paru Handtücher für Schwächlinge, denn ein echter Mann ließ sich das Wasser am Körper vom frischen Morgenwind trocknen. Dabei würde ein normaler, untrainierter Körper wahrscheinlich an Reizüberflutung in sich zusammenfallen, denn ein so schneller Austausch von Zellen und Synapsen war einem Durchschnittstypen nicht möglich. Es würde einen Totalausfall des zentralen Nervensystems hervorrufen.

Aber wie lautet es so schön?

What doesn't kill you makes you stronger, eines von Parus Lebensmottos.

Gut vorbereitet stand er gut zehn Meter vom Teich entfernt, den merkwürdige Nebelschwaden umzogen. Er reckte seinen Hals, sodass es ekelhaft knirschte, dann streckte er die Arme über den Kopf.

Eins...

Zwei...

Drei!

Er machte zwei Schritte und sprang fünf Meter vor dem Teich ab.

Er flog mit einem dreifachen Salto durch die Luft und tauchte mit einem perfekten Kopfsprung in das eiskalte Wasser ein.

Das knackig kalte Nass nahm ihm wie jeden Morgen den Atem und verpasste Paru den ultimativen Kick, doch er blieb stark. Es galt, das Wasser zu besiegen und dem eigenen Körper, der sich heftig gegen diese Reizüberflutung wehrte, den Befehl zu erteilen, stark zu bleiben.

Nach zwei Minuten, als sein Körper komplett ausgekühlt war, schoss er aus dem Wasser. Er landete ein wenig ungelenk mit einem Rückwärts-Salto auf dem Rasen und atmete tief aus.

Dies war der Moment des Tages, an dem er quasi vor Männlichkeit explodierte.

Er hielt ein paar Sekunden inne, um dieses sinnliche Ritual auf sich wirken zu lassen, dann trottete er zur Gartendusche und wusch sich gründlich die Haare und den Körper.

Nach diesem wunderbaren Erlebnis ging Paru selbstzufrieden zurück ins Haus, um zu frühstücken, doch sobald er über die Türschwelle trat, fiel er wieder in dieses große, klaffende Loch der absoluten Einsamkeit.
 

Die nächsten zwei Tage wollten einfach nicht vergehen.

Es war der Abend des zweiten Tag ohne Hinatas Anwesenheit.

Ganz verlassen und allein lag Paru auf der Couch. Der einzige Gedanke, der ihn am Leben hielt, war die Idee. Er würde nicht lang fackeln, sollte Hinata wieder herkommen. Sie sollten für ewig aneinander gebunden sein, durch ihre grenzenlose Liebe zueinander. Paru wusste von der ersten Sekunde, an der er sie erblickt hatte, dass er sie niemals wieder verlieren wollte.

Ein wenig beruhigter stand Paru auf, um zu Abend zu essen.

Er schlurfte in die Küche und machte sich einen Salat. Wenn er also schon den ganzen Tag nicht trainiert hatte, müsste er sich wenigstens gesund ernähren.

Er packte sich den Teller und wollte zum Tisch laufen, als er beinahe gegen jemanden gelaufen wäre.

Paru riss die Augen auf, und sein Herz rutschte so dermaßen in die Hose, dass er seinen Körper für eine Millisekunde nicht unter Kontrolle hatte, und ihm der Teller aus der Hand rutschte.

Es kam ihm wie Zeitlupe vor.

Der Teller segelte durch die Luft, kam dem Boden immer näher, da fing die Person ihn mit dem Fuß auf, balancierte ihn und trat ihn hoch, um ihn mit den Händen aufzufangen.

„Du machst aber Sachen.“

Es war niemand anderes als sie, Hinata Hyuuga, seine so ersehnte Geliebte.

Kapitel 3

„Wie...?“

Paru kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu führen. Hinata stellte vorsichtig den Teller ab und sah ihn mit geröteten Wangen an. Nervös nahm sie die Hände vor die Brust und tippte die Finger gegeneinander.

„Ich hatte Sehnsucht nach dir“, wisperte sie wieder so leise, dass es für ein normales menschliches Gehör nicht möglich war, es zu verstehen.

Erst zögerte Paru, dann schloss er sie zärtlich in seinen Arm. Er legte seine Hand um ihren Hinterkopf und berührte sanft ihre Lippen mit seinen.

So standen sie da; in der Küche, eng umschlungen. Es sah so aus, als würden sie sich nicht mehr loslassen wollen.

Hinata entfuhr ein leises Seufzen. Dieser Kuss war so leidenschaftlich und sinnlich, dass ihr das Herz zu zerspringen drohte. Ihre Liebe zueinander hatte sich um ein vielfaches intensiviert.

Umso betrübter machte es sie, als Paru sich vorsichtig von ihr löste.

Sein butterweicher Blick ließ sie förmlich in seinen Händen zerfließen. Er war der einzige Mann, der für sie jemals existiert hatte, existierte und existieren wird.

Paru hielt sie fest an sich. Er merkte, wie sehr ihre Knie zitterten. Ihr Gesicht berührte ihn nicht mal, und trotzdem konnte er die Wärme spüren, die von ihr ausging. Paru befürchtete, sie würde bald zusammenbrechen.

Er wollte sie keinesfalls überfordern, so bugsierte er sie zu einem Stuhl in der Küche und stellte ihr ebenfalls eine Portion Salat hin. Großzügigerweise schnitt er noch Baguette auf und stellte Butter mit Salz auf den Tisch.

Sie aßen schweigend.

Paru konnte spüren, dass sich Hinatas Puls sich immer noch nicht beruhigt hatte.

Da er gleich Großes mit ihr vorhatte, musste er sie wieder auf den Boden bekommen. Also fing er unverblümt an:

„Und? Was neues aus Konoha?“

Hinata sah ein wenig erschrocken auf. Er schien sie aus den Gedanken gerissen zu haben.

Ihre Miene verdüsterte sich unmerklich.

„Die Akatsuki machen es uns nicht gerade leicht“, begann sie leise. „Wir müssen im Moment verstärkt Grenzkontrollen durchführen und die Bevölkerung schützen. Die Zwischenfälle häufen sich mittlerweile. Ich war die letzten fünf Tage auf Mission an der Grenze zu Suna-Ga-Kure, dem Dorf in der Wüste.“

Paru nickte, doch dann stutzte er.

Die letzten fünf Tage?!

„Aber Süße, du warst doch nur zwei Tage weg...“

Hinata zog die Schultern hoch und lief knallrot an.

Er hatte sie Süße genannt.

Daran könnte sie sich gewöhnen.

„Das ist ein wenig kompliziert. Das liegt an der sogenannten Timelapse. Das hat etwas damit zu tun, wie weit sich die Dimension zu der anderen Welt öffnet. Die Zeiten laufen gegeneinander, das heißt, die Zeit in Konoha vergeht hier schneller und die Zeit hier vergeht in Konoha in gefühlten Ewigkeiten. Diesmal war das Loch klein, aber nur, weil Kakashi ein Genie ist. Er versucht immer, die Dimensionen parallel zueinander zu öffnen, aber das ist nur selten möglich. Es erfordert ein Maß an Perfektion.“

„Klingt wirklich kompliziert“, kommentierte Paru, doch sein messerscharfer Verstand ließ ihn nicht im Stich. Er hatte alles verstanden.

„Jedenfalls wird es mit der Akatsuki bereits ernst. Es verschwinden immer mehr Ninja aus unserem Dorf. Und soweit die Info von der ANBU seine Richtigkeit hat, heißt es, dass Akatsuki seine kriminelle Aktivität jetzt auch noch auf andere Dimensionen verlegen will. Das heißt, diese Stadt wird zukünftig nicht mehr sicher sein.“

Hinata war ziemlich ernst geworden.

„Natürlich tun wir alles, was in unserer Macht steht, um euch zu beschützen. Die Akatsuki teilen sich aber leider immer öfter auf, sodass es schwierig ist, sie ausfindig zu machen. Man darf ihre Fähigkeiten nicht unterschätzen.“

„Nein, da hast du Recht. Aber es soll sich mal jemand wagen, etwas hier zu zerstören! Den zerstöre ich dann!“

Ein wenig Wut kochte in Paru auf, doch er drosselte sich.

Diese Konversation diente weitaus mehr als dem Zwecke des Informationsaustauschs.

Hinata schien sich ein wenig beruhigt zu haben.

„Hey, wie ist es mit einem Spaziergang?“

„Gern!“
 

Sie liefen die Straßenweg bis zum Ende durch und folgten einem abknickendem Waldweg. In der untergehenden Sonne betrachtete Paru Hinata ganz genau.

Sie sah einfach umwerfend in ihrem Hoodie aus.

Das rote Licht der Sonne tauchte die ganze Umwelt in einen warmen roten Ton, der die romantische Atmosphäre liebevoll untermalte. Die Vögel hoch in den Bäumen hatten ihr letztes Lied angestimmt und in den Feldern zirpten ein paar Heuschrecken. Eine angenehme Brise befreite die Luft von ihrer Hitze und wehte eine Strähne von Hinatas weichem Haar in ihre Stirn. Paru strich sie vorsichtig zurück.

Sie waren ganz allein unterwegs.

Paru führte Hinata zu einem Feld zwischen ein paar Bäumen, wo man einen schönen Ausblick auf den Sonnenuntergang hatte.

„Setzen wir uns doch“, schlug er vor und ließ sich nieder. Hinata tat es ihm vergnügt nach.

'Jetzt oder nie', dachte er und griff nach Hinatas Hand.

Sie sah ihm verwundert über diese plötzliche Reaktion ins Gesicht.

Paru blickte ihr durchdringend in ihre Augen. Seine Zehen kribbelten angenehm.

„Hinata, ich möchte dich etwas fragen.“

Nani?

„Nun ja, es geht um uns.“

„Ach so...“

Paru legte eine kurze Sprechpause ein. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Das würde ein großer Moment werden.

„Hinata Hyuuga, möchtest du... möchtest du mich heiraten?“

 

Paru blickte erwartungsvoll in Hinatas Gesicht, doch zu seinem Entsetzen wurde sie anstatt knallrot schneeweiß und plötzlich verdrehte sie die Augen und drohte zu kippen.

Erschrocken fing Paru sie ab und hielt sie in seinem Arm.

'Das war wohl ein bisschen viel auf einmal', dachte er beschämt und zog sie näher an sich. Ihr Kopf lag in seinem Schoß. Mit einem mulmigen Gefühl sah er auf sie hinab; ihre Augenlider flatterten schwach.

Schuldgefühle überkamen ihn.

Was der Antrag noch zu früh gewesen?

Sie war zweifelsohne die Liebe seines Lebens. Er wusste zwar nicht, ob es Hinata ähnlich ging, doch die Angst, sie zu verlieren, war zu groß.

Was, wenn sie zurück nach Konoha gehen würde, und sie sich nie wieder sehen würden?

Sie könnte jemand anderes finden, jemand viel besseres als ihn.

Er strich ihr geistesabwesend über das feine Haar und schloss die Augen.

Sie lag vor ihm, doch gleichzeitig war sie so unfassbar weit von ihm entfernt. Er wollte sie am liebsten im Arm halten und küssen und nie wieder loslassen.

„Heirate mich, Paru.“

Ihre liebliche Stimme durchfuhr seinen ganzen Körper und löste in ihm einen Sturm seiner Gefühle aus. So fest entschlossen hatte er sie noch nie wahrgenommen. Paru öffnete die Augen und sah zu ihr nieder, zu ihr, seiner wunderschönen Geliebten.

Sie griff nach seiner Hand, die auf ihrem Kopf ruhte, und drückte sie an sich heran.

Er traute seinen Augen kaum, als er bemerkte, dass Hinata Tränen über die Wangen rannen.

Paru spürte augenblicklich sein Herz brechen.

Unverzeihlich.

Das war das einzige, was durch seinen Kopf schoss.

'Ich habe die Frau, die ich am meisten vergöttere, zum Weinen gebracht', dachte er in tiefer Trauer über Hinatas Reaktion. Er spürte, wie sie seine Hand noch näher an sich heranpresste.

„Ich kann dieses Glück nicht fassen“, hauchte sie mit dünner Stimme, „du bist so einzigartig und so perfekt, Paru! Bitte, versprich mir eines...“

Paru fuhr mit seinem Daumen einer Träne nach.

„... lass mich nie, nie wieder los!“

Eine Gänsehaut überfuhr Parus ganzen Körper und ein Kribbeln breitete sich bis in seinen kleinen Zeh aus. Eine ungeahnte Welle an Gefühlen und Zuneigung für dieses zarte Mädchen auf seinem Schoß überkam ihn und er spürte selbst, wie sich Tränen in seinen Augenwinkeln sammelten.

„Ich liebe dich, Hinata.“

Es kam aus den Tiefen seines Herzens. Er hatte es mit einer solchen Inbrunst gesagt, dass Hinata zu nicht mehr fähig war, als ihn verehrend anzustarren. Ihre Augen waren weit aufgerissen und eine Träne folgte der anderen.

„Wie ist das nur möglich...?“

Paru schnaubte nachsichtig.

„Wie soll es nicht möglich sein? Wie könnte es nicht möglich sein? Du bist die perfekteste Frau, die ich in meinem Leben jemals getroffen habe. Du hast alles, was eine Frau haben sollte, und noch viel mehr. Darum lass uns heiraten, Hinata...“

„Ja“, stimmte sie tonlos zu und nickte, immer noch geistesabwesend auf Paru starrend.

Sie konnte dieses Glück immer noch nicht fassen. Dieser Mann liebte sie so sehr, dass er mit ihr den Rest seines Lebens verbringen wollte. Wie war das möglich?

Kraftlos hievte sie sich hoch und ließ sich um Parus Hals fallen. Sie drückte sich mit einer solchen Sehnsucht an ihn, dass Paru sie am liebsten nie wieder losgelassen hätte.

Sie verharrten endlos lang, doch das war immer noch zu wenig. Das Band der Liebe zwischen den beiden war für alle Ewigkeiten geschmiedet.
 

Hand in Hand liefen sie durch die milde Dunkelheit zurück zu Parus Heim. Es war absolut still, der Mond stand hell am Himmel und kein Auto war mehr auf der Straße, so lang hatten sie aneinander verharrt. Nur ungern hatte Paru die Stimmung gebrochen, doch er spürte, wie der Boden auskühlte und er wollte nicht, dass Hinata sich wohlmöglich noch erkältete.

Vor der Haustür angekommen, schloss Paru auf und hielt seiner frisch verlobten Freundin die Tür auf. Sie schlüpfte durch und ließ die Schuhe in einer geschmeidigen Bewegung von ihren Füßen gleiten.

Sie wartete geduldig, bis Paru seine Schuhe ausgezogen hatte, dann machten sie sich fertig zum Schlafen-gehen.

Paru und Hinata standen in der Tür des Wohnzimmers und starrten auf die beiden Schlafgemache.

„Wenn du möchtest, kannst du auf der Couch schlafen, dort ist es bequemer als auf der Matratze am Boden.“

Paru schenkte ihr ein charmantes Lächeln und machte eine einladende Handbewegung, doch zu seiner Überraschung sah Hinata ihn nur unschuldig von der Seite an.

„Aber da ist doch überhaupt kein Platz für uns beide“, sagte sie kleinlaut und wurde ein wenig rot. Paru klappte beinahe die Kinnlade herunter. Hatte Hinata das wirklich eben gesagt?!

Überrumpelt kratze er sich am Hinterkopf und kicherte verunsichert.

„Möchtest du dann auf der Matratze schlafen?“

„Ich würde gern da schlafen, wo du schläfst, Paru.“ Ihre Stimme wurde immer leiser.

Erfreut über diesen Wunsch schloss er sie augenblicklich in seine Arme und zog sie zärtlich an sich heran.

„Danke“, hauchte er und drückte ihr einen Kuss auf die Ohrmuschel.

„Wof...?“

„Danke, dass es dich gibt, Hinata.“

Er hielt sie noch eine kleine Weile, bevor er sie losließ.

Hinata hätte sich gewünscht, dass dieser Augenblick nie vergehen würde, doch viel zu schnell hatte er sie wieder freigegeben.

Sie liebte seine offenherzige, liebevolle Art.

„Nun ja, also wenn das nun so ist, dann können wir ja beide bei mir oben schlafen. Die Matratze hier unten brauchen wir eh nicht mehr und mein Bett ist groß genug für dich und mich.“

„Ist gut.“

Sie folgten dem Flur und stiegen die Treppen zu Parus Zimmer empor.

Oben angekommen machte Paru eine präsentierende Geste mit seinen Händen in Richtung seines Bettes.

„Bitte sehr, ich hoffe es gefällt dir hier.“

Hinata erwischte sich selbst dabei, wie sich ihre Mundwinkel zu einem zarten Grinsen formten, während sie sanft zur Zustimmung nickte.

'Mit dir zusammen ist es überall besser als alleine, egal wo', dachte Hinata im Geheimen, während sie einen Schritt in den Raum auf das Bett zu machte. Paru schüttelte schnell die Kissen auf und ließ sie unter seine Decke schlüpfen. Er nahm sie zärtlich in seinen Arm, und Hinata fragte sich, ob sie wohl jemals genug von dieser Art von Körperkontakt bekommen könnte.

Klammheimlich bezweifelte sie es.

,,Schlaf gut, meine Süße“, flüsterte Paru ihr sanft ins Ohr und gab seiner Verlobten einen Kuss auf die noch leicht gerötete Wange.

Davon würde sie auch vermutlich niemals genug bekommen, wusste Hinata:

Meine Süße, ja - das war sie nun.

Sie war seine Süße.

Und auch er würde jetzt von diesem Tag an immer ihr Paru, ihr Geliebter sein.

Ein letztes Kribbeln der Überdosis an Freude über ihr Glück am heutigen Tag durchfuhr Hinata von den Zehen bis in den Nacken, sodass sie leicht zuckte und ihren Paru fest in den Arm schloss um das Kribbeln zu besänftigen und ihrer übermäßigen Freude mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht gerecht zu werden.

 
 

Paru gähnte herzhaft, als er dabei war, aufzuwachen. Es war ungewöhnlich kühl auf seinem Bett.

Reflexartig streckte er den Arm aus, um nach Hinata zu tasten. Er fühlte vorn, dann etwas weiter hinten, und dann riss er die Augen auf.

Sein starrer Blick wanderte über das leere Stück Matratze, wo Hinata jetzt eigentlich friedlich schlafend liegen sollte.

Wo war sie nur hin?

Erschrocken und noch immer ganz benommen vom Schlaf hievte er sich hoch und lief in die Küche.

„Hinata?“

Keine Antwort.

Er ließ den Blick schweifen, dann drehte er sich um und klopfte an die Toilettentür.

„Hinata?“

Noch immer keine Antwort.

Mit zuckenden Schultern lief er zur Treppe im Flur.

„Hinata!“

Noch immer kein Anzeichen. Unwohl suchte Paru das ganze Haus und den ganzen Garten ab.

Wohin war sie verschwunden?

War sie etwa gegangen?

Ein Angstgefühl stieg flau in Parus Magengrube an.

War sie entführt worden?

'Niemals', dachte Paru, denn dafür war seine Intuition zu sehr ausgeprägt. Er hätte es auf jeden Fall bemerkt, wenn jemand Fremdes das Haus betreten hätte. Trotzdem hatte er einen Kloß im Hals.

Vielleicht war sie auch nach Hause gegangen. Es könnte ja etwas vorgefallen sein.
 

Ganz krank vor Sorge saß Paru auf der Couch, das Gesicht in den Händen verborgen. Es quälten ihn die schlimmsten Gedanken.

Es war bereits Mittags geworden, und Paru erschrak ganz fürchterlich, als ihn das Schellen der Haustüre aus den Gedanken riss.

Er sprang auf und rannte zur Tür.

Vielleicht war sie es, und sie hatte...

„Hey Paru, alles klar?“

Ein wenig perplex stand Paru an der Tür und blickte in ein Paar braune Augen.

„Kurisu?“

Es war niemand anderes als Kurisu Shiwas, einer seiner guten Kollegen. Sein braunes Haar stand wie immer ein wenig von seinem Kopf ab und seine Augenringe wirkten wie sonst auch ziemlich düster. Wenn man Kurisu nicht kannte, wirkte er generell ein wenig wie ein Grufti. Doch Paru und jeder aus seiner Clique wusste, Kurisu war eigentlich ganz in Ordnung. Er war nur nicht der Schnellste.

„Ich dachte, ich schauen mal nach, ob du noch lebst. Du hattest dich ja seit Tagen nicht mehr gemeldet.“

Verwirrt trat Paru zur Seite, um ihn herein zu lassen. Die schlaksige Person traten durch die Tür und zog lässig die Schuhe aus.

Er freute sich ein klein Wenig über diese willkommene Ablenkung.

 

Paru hatte Kurisu bereits auf den Punkt genau 74 Mal bei dem Prügel-Spiel für seine Xbox besiegt und das verlieh ihm beinahe so viel Männlichkeit wie die Paru-Dusche.

Welcher Mann gewann nicht gern bei Videospielen?

Paru liebte es, Kurisu jedes Mal aufs Neue zu erledigen, obwohl dieser immer schlechtere Laune bekam. Bei dem besagten 74. Mal legte er den Controller beiseite und reckte sich.

„Ich geh zum Klo“, informierte er Paru eine Spur zu missmutig und verschwand aus der Tür. Paru zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück.

Ein eisiges Gefühl nagte an ihm, sobald Kurisu aus dem Raum war.

Wo war Hinata bloß hin und was tat sie gerade?

Hoffentlich war sich nicht in Gefahr.

Eine ganze Weile verstrich.

„Oh, hey, was ist das?“

Paru sah auf und erblickte Kurisu, der mit schrägen Kopf auf den Küchentisch starrte.

„Was ist das denn?“

„Hier steht: 'Guten Morgen Paru, mache dir keine Sorgen. Ich bin auf einer Mission in Konoha. Wenn ich es schnell schaffe, bin ich schon bald wieder bei dir. In Liebe, deine Hinata.'“

Wie von der Tarantel gestochen sprang Paru auf und riss Kurisu im Bruchteil einer Sekunde den Zettel aus der Hand. Er war so schnell gewesen, dass Kurisu nicht mal bemerkt hatte, dass der Zettel nicht mehr da war.

Völlig perplex starrte er erst auf seine leere Hand, dann auf Paru, der schwer atmend neben ihm stand.

Sie hatte ihn also nicht verlassen.

Alles war gut.

Sie würde bald wiederkommen.

Er seufzte laut und rieb den Zettel so unauffällig, wie es ging, an seine Brust und schloss dabei verstohlen die Augen. Sie hatte an ihn gedacht... In Liebe, deine Hinata...

„Ähm, Maro.“

Aus den Gedanken gerissen sah Paru auf.

„Was denn?“

Er blickte in Kurisus Gesicht. Seine Augenlider waren ein wenig hochgezogen, als hätte er Paru auf frischer Tat ertappt und hatte die Lippen zu einem schmalen Strich verzogen.

Oh nein, jetzt würde das Kreuzverhör starten.

„Wer ist Hinata? Und warum schreibt sie 'in Liebe'? Fängt es wieder damit an, dass du dir selbst Liebesbriefe schreib...“

„Hinata Hyuuga und ich sind verlobt, Kurisu.“

Zu Parus Überraschung begann Kurisu zu lachen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte.

„Was? Verlobt mit einer... imaginären Freundin?“

Kurisu prustete nochmals los. Langsam ärgerte es Paru und er holte aus, um ihm eine zu verpassen, doch er überlegte es sich anders.

Das letzte Mal musste Kurisu notoperiert werden, weil sich ein Stück seines Nasenknochens in sein Gehirn gerammt hatte. Seitdem war er nicht mehr ganz der Alte, also beließ Paru es mit einem abschätzigen Geräusch. Er führte zwei Finger zu seinem Nasenrücken und massierte ihn mit geschlossenen Augen.

Kurisu verstand die Mahnung und verstummte augenblicklich.

„Kennst du Hinata Hyuuga aus Naruto?“, fragte Paru leise und zeigte drohend mit den beiden Fingern auf Kurisu.

Er nickte.

Es dauerte eine Weile, bis er kombiniert hatte.

Er war nun mal nicht so gut im cleveren Kombinieren wie Paru und seit der Knochengeschichte erst recht nicht mehr.

Kurisu schlug beide Hände vor den Mund, um nicht in erneutes Lachen auszubrechen. Ein erstickter Fieper presste sich zwischen seinen Fingern hervor. Es verärgerte Paru noch mehr.

„Hör' mal zu, Kurisu“, knurrte er, „ein Wort gegen meine Verlobte und du kannst dir die Radieschen von unten ansehen. Jetzt hör' mir zu, wenn du es wirklich wissen willst.“

Kurisu folgte Paru mit hochrotem Kopf zur Couch.

Es würde eine lange Geschichte werden.
 

„Du bist mit Hinata Hyuuga verlobt! Tatsache!“

Kurisu klappte mit einem Mal die Kinnlade herunter. Paru kratzte sich verlegen am Kopf und kicherte verunsichert.

„Nun ja, man muss halt Prioritäten setzen. Ich denke mal, dass du das gut verstehst, Kurisu.“

Das war endlich die Reaktion, die er sich gewünscht hatte.

„Nun ja, ich muss ja zugeben, das macht mich ein wenig neidisch“, gab Kurisu klein bei.

Paru verzog die Miene unmerklich.

'Fängt das also jetzt schon mit den Hatern an', dachte er misstrauisch und zog die Augenbrauen zusammen. Aber das war wohl nicht zu vermeiden.

Hinata war die perfekteste Frau, die auf diesem Planeten existierte.

Wie also sollte nicht jeder Mann neidisch auf ihn als ihr neuer Freund sein?

Und noch viel mehr – er würde ihr Mann werden.

„Das ging jetzt aber auch ganz schön schnell, Paru. Ich beglückwünsche dich.“

„Danke. Na ja, schnell... Sie ist halt perfekt. Ich wette, du hättest auch keine Sekunde gezögert, wenn dir eine Frau wie Hinata über den Weg gelaufen wäre.“

„Aber ich habe doch Neshi...“

Paru prustete los.

„Also bitte.“

Die Türklingel riss ihn aus seinem Amüsement.

Wer konnte das nur sein?

Sein Herz machte einen Hüpfer. Aufgeregt lief er zur Tür, als...

„Hey Paru!"

„Oh, hey Yoruri."

Ein wenig enttäuscht gab er die Tür frei, durch die niemand anderes als Yoruri Baisotai, einer seiner Freundinnen, trat. Er hatte durch die ganze Aufregung in den letzten Tagen völlig vergessen, dass er ihr zugesagt hatte, dass sie bei ihm übernachten könnte. Ihre Eltern waren ebenfalls wie seine im Urlaub, und sie konnte nicht gut Zuhause allein schlafen.

Yoruri hievte ihre riesige Tasche durch den Flur und schmiss sie rücksichtslos auf die Couch.

„Hey Kurisu! Lang nicht gesehen!"

„Ach, Hey Yoruri."

Der übliche Smalltalk wurde gestartet.

Gedankenverloren ließ Paru sich wieder auf der Couch nieder und griff nach dem Controller.

Er konnte nur an Hinata denken. Sie ging ihm nicht aus dem Kopf.

Da fiel ihm auf einmal ein, dass Yoruri ein riesiger Otaku von der Naruto-Serie war.

Feuer und Flamme schmiss er den Controller zu Seite und wendete sich an Yoruri.

„Yoruri, ich bin verlobt."

Er wusste, sie würde angemessener als Kurisu auf diese Info reagieren. Der Erwartung entsprechend schlug sie die Hände vor den Mund.

„Im Ernst?! Nicht wirklich, Paru!!!"

„Rate mal mit wem."

Paru hätte Kurisu für den demotivierten Tonfall am liebsten weggetreten. Nur in größter Beherrschung ließ er ihm sein Leben.

„Das kommt so plötzlich! Wer kann es nur sein?"

„Kennst du Hinata Hyuuga?"

„NE!"

Yoruri sprang unerwartet auf ihn zu und presste seine Wangen zusammen. In ihren Augen brannte die Neugier. Paru bekam beinahe Angst.

"Wir sind seit gestern verlobt", nuschelte Paru durch sein zusammengedrücktes Gesicht. Yoruri ließ ihn so schnell los, wie sie ihn angetatscht hatte.

Wie besessen fuhr sie sich durch die Haare.

"Oh mein Gott, ich glaub das nicht... Herzlichen Glückwunsch, Paru! Oder sollte ich jetzt besser Omedetou gozaimasu sagen?"

Sie kicherte.

Manchmal glaubte Paru, dass sie nicht ganz richtig im Kopf war. Verunsichert richtete er seinen Blick wieder auf den Bildschirm und griff nach dem Controller.

Zu Kurisus Missgunst und Parus Genugtuung besiegte er ihn die nächsten 90 Male.

„Sag mal, Kurisu, du hast doch Organisationstalent, oder?"

„Es geht."

„Kannst du meine Hochzeit planen?"

Paru sah aus dem Augenwinkel, wie Kurisu erzitterte. Ihm wurde mit einem Schlag so viel Macht zuteil wie noch nie zuvor. Das war er nicht gewohnt.

Ein unangenehmer Schauer huschte über seinen Rücken. Er konnte weder ablehnen, noch durfte er versagen.

„Okay."

Mehr wusste er nicht zu sagen. Seine Antwort ging beinahe durch sein lautes Schlucken unter.

„Ich will die fetteste Party in diesem Jahrhundert. Das wird die Party der tausend Dimensionen!", schwärmte Paru und schlug Kurisu freundschaftlich auf die Schulter, als er ihn das 94. Mal im Perfekt-Modus besiegte. Er bemerkte, wie Kurisus linkes unteres Augenlid nervös zu zucken begann.

Es trat eine kurze Stille ein.

„Hinata hatte mir etwas über ein Schloss auf dem Himalaja in einer anderen Dimension erzählt. Das wäre doch eigentlich super, oder?"

Kurisu gab den Controller an Yoruri weiter, die sich schon längst mit der Tatsache des Versagens abgefunden hatte. Sie wählte einen neuen Charakter und stürzte sich in ihr Verderben.

Kurisu stand auf und holte einen Block und einen Stift, um alles zu notieren.

„Die Zeremonie an sich wird nicht lang dauern, Paru", warf er ein. Paru zuckte mit den Schultern.

„Wir feiern zwei Monate."

„Bitte was?!"

Kurisu war unfähig, die Worte aufzunehmen, wie sie waren. Paru verpasste Yoruri im Spiel unbeeindruckt einen Gnadenstoß.

„Kurisu, du vergisst etwas sehr Entscheidendes..."

„Welches da wäre?"

Paru grinste kurz über seine Unwissenheit.

„Das soll die Party des Jahrhunderts werden. Niemand hat jemals eine fettere Party geschmissen. Sie wird eine Legende. Wenn meine Hochzeit mit Hinata später nicht im Geschichtsunterricht gelehrt wird, kannst du dich warm anziehen."

Kurisu schluckte erneut hörbar. Paru war guter Dinge.

„War nur ein Scherz, abgesehen von dem, was ich über den Geschichtsunterricht gesagt habe. Wir müssen die Gästeliste zusammenstellen. Ruf Mel Gibson an, er soll der Priester sein, der uns traut. Obwohl... Es gibt mehrere, die da in Frage kommen."

„Kommt Killer Bee?"

„Wer ist denn das?"

„Ich bitte dich."

Yoruri verzog keine Miene, als Paru sie zum 10. Mal besiegte. Sie drückte den Start-Button und sah Paru durchdringend an.

„Killer Bee ist der beste und berühmteste Rapper in ganz Hi-no-Kuni! Er kommt aus dem Dorf, welches versteckt hinter den Felsen liegt, Iwa-ga-Kure. Er ist der kleine Bruder vom Raikage."

„Klingt wichtig - wird eingeladen."

Kurz gebunden wendete sich Paru wieder zum Bildschirm.

„Vergiss nicht Exibit, Kurisu. Der könnte ganz schön sauer sein, wenn er nicht kommen darf. Und Fresh Dumbledore soll bitte den Eröffnungsrap anstimmen. Vielleicht sollte er sich mit diesem Killer Bee absprechen, dann könnten sie zusammen einen Track producen."

Yoruri nickte zustimmend, doch Kurisu sah so aus, als würde ihm der Kopf platzen.

 

Kapitel 4

Konoha-ga-Kure war ein ruhiges, verschlafenes Dörfchen in Hi-no-Kuni. Die Sonne strahlte freundlich von dem makellos blauen Himmel auf die Fünf herab. Die harmonische Atmosphäre wurde von dem Zwitschern der Vögel untermalt und machte sie beinahe idyllisch.

Kaum zu glauben, dass der Notstand ausgerufen war und das ganze Land kurz vor einem riesigen Krieg stand.

Staunend liefen Paru, Kurisu und Yoruri hinter Kakashi und Hinata her. Sie schienen sich zu beraten, während die drei fassungslos die Gebäude und deren Einwohner bestaunten. Schon bei der Ankunft durch den Timelapse waren sie verwundert, wie sich ihre Körperstruktur verändert hatte. Sie sahen tatsächlich ziemlich zweidimensional aus und trugen andere Kleidung.

Kakashi erklärte ihnen, dass dafür die Raum-Zeit Barriere verantwortlich war, die noch nicht hinreichend erforscht war, um zu sagen, warum und wieso sie jeden Menschen in eine zweidimensionale Zeichnung verwandelte.

Plötzlich kamen sie vor einem großen Gebäude zu stehen.

Kakashi wand sich an Kurisu und deutete mit einer einladenden Handbewegung auf den riesigen Eingang.

„Du willst Samurai werden, hast du gesagt.“

„Ähm, äh... ja!“

„Dann geh in dieses Gebäude. Danzo wartet bereits auf dich. Er wird dich als seinen Schüler akzeptieren.“

Kurisu schluckte laut und warf seinen beiden Freunden einen Blick zu. Ob das die richtige Entscheidung wäre?

Er zögerte noch eine Weile, dann bewahrte er seine Coolness, indem er einfach die Hand hob und verschwand. Nur Paru bemerkte, wie steifbeinig er die Treppen hochstrakste und er schämte sich für Kurisus Schwäche.

Die Wanderung wurde fortgesetzt. An einer Kreuzung der Hauptstraße blieben sie stehen. Hinata drehte sich zu Paru um und schenkte ihm eines ihrer schönsten Lächeln.

„Wir werden uns jetzt in den Wald begeben, damit ich dir die Basics zeigen kann. Yoruri wird mit Kakashi gehen. Ihr müsst für euch selbst entscheiden, wie lang ihr hier bleiben wollt. Kakashi hat den Timelapse so weit geöffnet, wie es ihm möglich war, das heißt, die Zeitversetzung ist beinahe unmöglich. Also lasst euch ein paar Tage Zeit, denn wenn ihr zurückkehrt ist es ungewiss, ob Kakashi es nochmal schafft, den Timelapse so groß zu machen.“

Er nickte zur Zustimmung.

„Also dann“, rief Yoruri fröhlich, „wir sehen uns, Paru-chan!“

 

 

~ Erfahrungsbericht Kurisus~

 

Gestatten? Kurisu Shiwas. Parus treuer und intelligentester Freund. Darum war ich so schlau, mich von der breiten Masse abzuheben, denn ich werde Samurai werden!

Nachdem Kakashi auf das beeindruckende Gebäude gedeutet hatte, musste ich schlucken. Von dem imposanten Holzbau ging eine elitär-militärische, ruhige Aura aus, die selbst ich spüren konnte.

Ach du Kacke, wo hatte ich mich da wieder reingeritten?

Es war eh zu spät zum Umkehren, also Kloß runter und rein da, immer cool bleiben. Trotzdem hatten meine Knie beim Besteigen der Treppenstufen nicht ganz Lust, mir zu gehorchen. Sie zitterten zwar nicht, waren aber seltsam steif.

'Na ja, so lange ich nicht auf das Gesicht fliege, ist es nicht ganz so peinlich', dachte ich.

Ich drehte mich noch mal um und wollte allen auf Wiedersehen sagen, aber es waren bereits alle verschwunden.

Aus irgendeinem Grund lief ein Tropfen an meiner Schläfe runter und blieb auf Augenhöhe liegen, ich wischte ihn weg und wendete mich den Toren zu. Über dem lackierten Holzbogen war ein Relief mit Samurai, Tigern, Drachen und anderen Tieren eingeschnitzt; noch beeindruckter, als ich eh schon war, klopfte ich gegen eins der hohen Tore.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete ein alter Mann in einer Samurairüstung.

„Komm hinein, wir haben dich erwartet.“

Mit einer Hand wies er mich an, seiner Einladung zu folgen und ich tat dies widerstandslos.

Ich betrat den Innenhof. Mehrere Samurai übten dort synchron Schläge und der Eindruck in einer Militärkaserne gelandet zu sein, verstärkte sich bei mir.

Das Tor schlug hinter mir mit einem dumpfen Laut zu und jegliche Möglichkeit zur Flucht war dahin.

Dann begann der alte Mann loszulaufen und schickte mich an, ihm zu folgen.

„Mein Name ist Mifune, ich bin der Meister dieses Dojos und werde dich einweisen, bevor deine Ausbildung beginnt. Wenn du mit mir redest, sprichst du mich als jemand Ehrfürchtiges an, mache bitte Gebrauch von dem Suffix -sama.

Ich antwortete mit einem Nicken, welches der Mann vermutlich nicht sehen konnte, weil ich hinter ihm herlief, doch wie in diesen ganzen Japano-Samurai-Filmen bekamen die Schüler immer einen auf den Deckel, weil sie falsch antworteten – so begann auf einmal auch mein Schädel zu schmerzen.

Ich rieb mir verwirrt den Kopf.

Itai…!“

„Außerdem will ich, dass du nicht nur mit einem Nicken antwortest, sondern mit einem klaren Ja.“

„Ähm… Ja.“

Wieder Schmerzen.

„Ja, was?“ hakte er nach.

„Ja Mifune-sama“, ächzte ich unter den eintretenden Kopfschmerzen.

„Gut, dann führe ich dich nun durch das Dojo und die umliegenden Räumlichkeiten.“

 

Der Rundgang ging ernsthaft drei Stunden, weil Mifune-sama es irgendwie wohl für wichtig hielt, mir während der Einweisung die komplette Geschichte der Samurai und speziell die des Dojos zu erzählen. Mich hätte zwar eher interessiert, wie der Mann es geschafft hatte, diese seltsamen Falten in seinem Gesicht zu kriegen, aber abgesehen davon, dass es wohl unhöflich wäre, hätte ich vermutlich nur ein paar mehr Schläge mit der Scheide seines Schwertes kassiert.

„Hier schläfst du. Morgen beginnt dein Training, dann bekommst du auch deine Ausrüstung. Ich muss nun wieder meiner Arbeit nachgehen.“

Mit diesen lieblosen Worten ließ er mich in einem Zimmer stehen, welches wohl die nächste Zeit meine Unterkunft werden würde.

Nachdem ich meine Sachen in einen kleinen Schrank untergebracht hatte, legte ich mich schlafen und dachte wie so oft seit meiner Ankunft in Konoha darüber nach, ob es wirklich eine gute Idee war, mich hier ausbilden zu lassen.

Allerdings war der Kampf am Teich des Hades (eigentlich Parus Teich, aber irgendwie sah das Teil aus wie eine Tor zur Unterwelt) so bescheuert gewesen, dass ich wieder darauf brannte, aus der Fischfresse Kisame Sushi zu machen.

Unwohl dachte ich über die Situation nach, die sich bei Paru ereignet hatte.

Der andere Typ neben dem Fisch war mir allerdings immer noch suspekt, er sah aus wie jemand, den man nicht unterschätzen sollte.

War das nicht der Bruder von Sasuke?

Wie hieß der Kerl denn nochmal?

Itachi.

Als das Karpfengesicht aus dem Teich sprang, um Paru zu attackieren, schoss der Kerl aus dem Gartenhaus raus und erschrak mich so sehr, dass ich ohnmächtig wurde. Vielleicht schlug er dich auch K.O., sagte mir mein Inneres, doch wusste ich nicht, ob es das sagte, weil mein Ehrgefühl gekränkt war - oder weil die Beule, die ich mir auch beim Fallen zugezogen hatte einfach zu sehr weh tat, um von Steinboden zu kommen.

Bevor ich einschlief, zückte ich noch mal meinen Notizblock.

Seit Paru mir die Macht der Hochzeitsplanung in die Hände gegeben hatte, trug ich das Büchlein immer mit mir herum, um eventuelle Einfälle nicht zu vergessen.

„Zusätzlich zum Buffet 30 Kilogramm Sushi bestellen.“

Mit diesen letzten feindseligen Gedanken an die Flundervisage schlief ich ein.

 

Am nächsten Morgen wurde ich von einem jungen Samurai geweckt.

Er führte mich zu einer Lagerkammer und gab mir meine Trainingsausrüstung.

Ein Gewand, eine Panzerweste, Sandalen aus Holz und ein Bokken, ein Holzschwert.

„Während du hier trainierst, wirst du deine Tracht immer am Leib tragen.“

Nickend nahm ich die Sachen entgegen und begab mich sofort auf mein Zimmer, um mich umzuziehen.

 

Was dann geschah, ließ sich in ein paar monotonen Aussagen beschreiben.

Die nächsten Monate war ich damit beschäftigt, die Grundtechniken des Kendo und des Ju-Jutsu zu erlernen.

Tag ein, Tag aus bestand mein Lebensinhalt aus trainieren, üben, lernen.

Ab und zu konnte ich zurück in meine Heimat, um Neshi und meine Familie zu besuchen, doch jedes Mal veränderte sich die Raum-Zeit Barriere und der Timelapse wurde nicht immer gleich groß geöffnet, was bedeutete, dass die Zeit in der Parallelwelt mal schneller, mal langsamer verging.

Trotz des Timelapse-Wirrwarrs verging in der realen Welt gerade mal zwei Tage, in der ich zum Samurai ausgebildet wurde.

 

Als ich den Rang eines Samurai erreichte, wurde mir in einer Zeremonie mein erstes richtiges Katana und ein Wakizashi überreicht und ich durfte mich entscheiden, welchen Weg ich nun beschreiten wollte.

Hm...irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment wie in einem Videospiel:

Sie haben Rang 20 erreicht! Wählen sie nun ihre weiterführende Klasse aus!

Ich hatte die Wahl zwischen dem zweihändigen Schwertkampf, dem Kampf mit zwei einhändigen Schwertern oder pure Technik mit den Klingen, die mir soeben überreicht worden waren.

„Ähm… Ich nehme… das Zweihandschwert.“

Ich bereute meine Entscheidung im selben Moment, in dem ich sie getroffen hatte.

Durch mein Training hatte ich etwas mehr Kraft bekommen, aber ein Zweihandschwert? Selbst für mich klang das wie eine sehr bescheuerte Idee.

„So sei es!“, rief Mifune-sama feierlich.

Mist!

Ein gigantisches, imaginäres „Umkehren unmöglich“-Schild flog an meinem inneren Auge vorbei und so musste ich mich wohl meinem Schicksal beugen.

 

Am nächsten Tag stand Mifune-sama vor meiner Zimmertür.

Er schickte mich an, ihm zu folgen.

„Da du nun ein Samurai bist und den Kampf des Zweihandschwertes lernen wirst, bekommst du einen neuen Lehrer. Einen, der dir ganz alleine zusteht und sich um deine weitere Ausbildung kümmern wird. Allerdings“, fuhr er nun in einem seltsamen Ton, der irgendwo zwischen Belustigung und schmerzlichen Erinnerungen lag, fort, „muss ich dich warnen. Dieser Lehrer hat selbst für uns strenge Regeln aufgestellt und kaum ein Schüler hat seine Ausbildung je erfolgreich absolviert.“

Oh je, was hatte ich mir jetzt schon wieder eingebrockt?

Jedes Mal, wenn sich mein Gehirn für den Coolnessfaktor entschied, ritt ich mich in irgendwelche Probleme.

„Ich... ich werde mein Bestes geben, Mifune-sama.“

„Das will ich hoffen. Denn bei deinem neuen Mentor wirst du weitaus mehr lernen, als in deiner bisherigen Ausbildung. Wir sind da.“

Wir standen vor einem Raum im Westflügel der Anlage.

„Geh hinein, setzt dich und bewege dich nicht, bis er kommt“, gab mir Mifune-sama zum Auftrag.

Moment.

„Ich…äh…soll mich nicht bewegen?“, stammelte ich in meiner Verwirrung.

„Ja. Nicht mal einen Luftzug sollst du verursachen. Das ist der einzige Tipp, den ich dir geben kann. Sieh es als Eignungstest an“, antwortete Mifune-sama mit einem leicht bemitleidenden Unterton.

Dann schob er die Tür auf und ich begab mich in das Zimmer.

'Konzentration, Kurisu, Konzentration', dachte ich, während ich mit geschlossenen Augen in der Mitte des Raumes auf einer Matte kniete.

'Nicht bewegen.'

Als nach zwei Stunden stillem Sitzen und ewigem „Konzentration“-Denkens ein Dauerbeat von Nam Myoho Renge Kyo eingesetzt hatte, war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob es so klug war, an Konzentration zu denken.

Konzentration…

Konzen…

Kon…

Eingeschlafen.
 

Als ich aufwachte, saß ein älterer Mann vor mir, er trug einen Anzug und sein Kopfhaar schien sich im Laufe der Jahre komplett verflüchtigt zu haben.

Er sagte: „Ausgezeichnet, du hast den Eignungstest bestanden.“

„T- T- T- Tagatsu-sensei?!“

Ich stotterte, ich wollte aufspringen, jeder Muskel in meinem Körper war zum Zerreißen angespannt.

Jetzt wusste ich, warum mir gesagt wurde, warum ich mich nicht bewegen durfte.

Wer hätte gedacht, dass Tagatsu-sensei ein Mentor an diesem Dojo war und dazu auch noch mein privater Mentor!

„Ich werde dein Mentor für die nächste Zeit werden, also lerne lieber, dich zu kontrollieren.“

„Ja…“

„Da wir in einem Kriegszustand sind, werden wir heute noch mit dem Training beginnen. Packe deine Sachen, wir reisen in zwei Stunden ab“, wies er mich an.

Kopflos rappelte ich mich auf und rannte in mein Zimmer.

Verdammt, wer rechnet denn mit sowas?

Mein Zimmer war ein einziges Chaos. Faulster Schwertkämpfer Konohas wäre ein passender Titel, dachte ich mir, während ich meine Habe zusammenkratzte.

Nach einer halben Stunde hatte ich den Raum aufgeräumt, gesäubert und meine Sachen gepackt. Dann fiel mir ein, dass ich vermutlich noch Proviant brauchen würde, also rannte mit Vollgas ich in Richtung Stadt, doch am Eingangstor stand mein neuer Mentor und machte eine so drohende Handbewegung, dass ich aus einem Höllentempo zum Stehen kam.

„Du wirst keinen Proviant brauchen!“, rief er mir zu, während ich mit einer Staubwolken aufwerfenden Bremse an ihm vorbei in das Tor schoss.

Es gab einen dumpfen Ton und eine weitere dicke Beule schoss aus der ohnehin schon beachtlichen Sammlung an meinem Kopf empor. Ich lag auf dem Rücken, vom Aufprall zurückgeworfen, und schaute mir den strahlend blauen Himmel an.

Tagatsu-sensei trat zu mir und schaute von oben auf mich drauf.

„Ruhe dich die restliche Zeit aus, um alles andere kümmere ich mich.“

Gesagt, getan, ich schlief einfach vor dem Tor ein. Nach einer den Umständen entsprechende unglaubwürdig angenehmen Stunde Schlaf, verließen mein neuer Mentor und ich das Dojo, um ein neues Training anzugehen.

 

Nach einigen Tagen Reise kamen wir an unser Ziel an.

„Wo zur Hölle sind wir hier?“

Kopfschmerzen. Der alte Mann war schneller als Mifune-sama.

„Fluche nicht! Wir sind hier in einem Gebirge zwischen dem Reich der Erde und der Luft“, wurde ich aufgeklärt.

„Hier wirst du die nächsten Tage leben, lernen und trainieren.“

Oh Mann. Ich glaubte, ewig Sühne für meine Entscheidung, Zweihandschwertkampf zu lernen, tragen zu müssen.

„Als erstes bauen wir unser Lager auf, dafür müssen wir zunächst einen geeigneten Platz suchen.“

Also marschierten wir los.

Nach einigen Minuten Dickicht kamen wir zu einem See, an dem wir unsere Zelte aufbauen. Dann trug mir Tagatsu-sensei auf, Essen zu besorgen.

Als ich gerade losrennen wollte, hielt er mich noch mal an.

„Das hier wirst du brauchen.“

Er warf mir mein Katana zu.

„Ich will, dass du jede Tätigkeit, die du hier durchführst und mit deinem Training zu tun hat, mit dem Schwert absolvierst.“

'Geil, Fische fangen mit dem Schwert, gute Idee, mach das mal', dachte ich ironisch und verdrehte innerlich die Augen. Um meine Kleidung nicht übermäßig nass zu machen, legte ich das Obergewand ab und krempelte die Hose hoch, bevor ich ins Wasser watete.

Im Wasser nahm ich das Schwert wie einen Speer in die Hand und wartete darauf, dass ein Fisch vorbeischwamm. Als ich einen sah, reagierte ich sofort und stieß zu.

 

Das ganze ging ein paar Stunden und dann hatte ich genug Fische gesammelt, um satt zu werden. Eigentlich mochte ich keinen Fisch und auch die Motivation, einen zu fangen, war bei mir normalerweise nicht gerade die Höchste, aber seit dem Angriff von der Fischfratze hatte ich so einen Hass auf Fisch, dass ich diese Spezies amtlich zum Feind erklärte. Fisch muss vernichtet werden.

Shine, Sakana-...“, murmelte ich besessen.

Tagatsu-sensei hatte bereits ein Lagerfeuer entfacht, als ich mit dem Fischhaufen wankend ankam.

„Sag mal, hast du im Dojo nichts zu essen bekommen?“, fragte er leicht erstaunt, als ich anfing, die Fische auf angespitzte Stöcke zu rammen.

„Doch, aber die Spezies Fisch und ich führen Krieg.“

Ein wenig irritiert legte Tagatsu-sensei die Stöcke ins Feuer, schien sich allerdings schon recht bald damit abgefunden zu haben, Fisch über zwei Wochen genießen zu dürfen. „Also“, fing Tagatsu-sensei nach einiger Zeit des Schweigens an, „dein Bauchnabel…der sieht irgendwie komisch aus.“

„Ja, das sagen irgendwie alle, die das Teil zu Gesicht bekommen haben. Paru meinte einmal, er sähe aus wie ein Drachenauge“, brachte ich unter dauerndem Gemampfe hervor. Danach versank mein Mentor in Schweigen.

Jeder rationale Mensch hätte bemerkt, dass er nachdachte, aber ich war so intensiv mit meiner Schlacht gegen Meereswesen beschäftigt, dass jegliche zwischenmenschliche Empathie komplett in den Schatten gestellt wurde.

Nach dem Abendessen lehrte mich Tagatsu-sensei eine erweiterte Form der Meditation: Ich saß in meiner traditionellen Sitzposition vor dem Feuer und sollte mich nun auf die Wärme des Feuers und sein Verhalten konzentrieren.

„Feuer ist das Element der Mutigen, das Element der Leidenschaftlichen und das Element der Lebendigen. Das Feuer hat seinen Ursprung in der Sonne und die Sonne ist der Ursprung allen Lebens. Feuer ist allerdings auch das Element der Zerstörung, der Rachsucht und der Wut. Nach einer Feuerbrunst ist nur Asche übrig.“

Blablabla, warum erzählte er mir so einen Quark?

Mein Lehrmeister hörte nicht auf mit seinem Vortrag über Feuer.

Er redete und redete und das einzige Ergebnis war, dass ich müde wurde.

Doch ich mich dazu verleiten ließ, einzuschlafen, würde mir Tagatsu-sensei vermutlich den Kopf abhacken. Der Kampf zwischen Kopf behalten und einschläferndem Feuer war ein sehr harter Kampf, der volle Konzentration benö…

 

Ich war eingeschlafen.

Schon wieder.

Mein erster Gedanke war: Hoffentlich hatte ich meinen Kopf noch, wenn ich erwachen sollte…In meinem Traum sah ich meinen Bauchnabel.

Er wabberte und drehte sich und irgendwann war mein Bauchnabel zu einem Drachenauge geworden. Es blinzelte und blickte mich an, dann wachte ich auf.

Alles sah aus wie vorher, es war nur ein wenig später geworden, ich konnte sehen, wie die Schatten, die die Sonne warf etwas länger waren als vorher, selbst der Vortrag über Feuer war noch nicht zu ende.

Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich eingeschlafen war.

„Feuer ist auch eine praktische Hilfe beim Kochen... und ich empfehle dir, nicht noch einmal einzuschlafen, wenn ich dir etwas beibringe.“

Auweia, er hatte es bemerkt.

Ich schluckte.

Für Paru wäre das wieder ein Zeichen der Schwäche.

„Gut geschlafen?“, fragte mich mein Sensei mit dezent boshaftem Unterton.

„Ähm… ja, habe ich; ich habe geträumt, von einem….Drachenauge…“

Daraufhin versank Tagatsu-sensei wieder in Schweigen, diesmal fiel es mir sogar auf. „Was ist denn los?“

„Weißt du Kurisu-kun, ich glaube, dass in dir ein Drache lebt.“

Die Stille nach dieser Offenbarung war lang. Und seltsam.

Dann begann ich laut an zu lachen.

„Was? Ein DRACHE?! Was zur Hölle? War da was im Fisch? Ich kenn die Sorten Fisch aus dieser Dimension nicht so gut. Haben welche von denen Halluzinogene oder so was?“ Kopfschmerzen.

Starke Kopfschmerzen.

Die Geschwindigkeit, mit der Tagatsu-sensei zuschlagen konnte, war pervers.

„Sei ruhig. Das ist ernst gemeint. Dein Bauchnabel ist ein Zeichen dafür.“

Wenn ich jetzt nochmal lachte, dann würde mein Kopf fliegen, deshalb beherrschte ich mich so gut es ging.

„Ein Bauchnabel als Beweis dafür, dass in mir ein Drache lebt? Sie müssen zugeben, dass das ein wenig weit hergeholt klingt.“

„Es stimmt aber, ich muss Recht haben. Hast du bei Mifune-samas Einweisung nicht zugehört?“

Ich legte mich auf den Rücken und dachte nach, während ich in den orange-roten Himmel starrte. Was hatte der alte Mann noch mal gesagt?

Alle Stämme der Samurai haben ihre Ursprünge in den Drachenkriegern. Mächtige Samurai, die in ihrem Körper Drachen beherbergten, ähnlich den Bijuu, halt ohne Mehrfachschwanz und Drachen anstelle von Dämonen.

Das so ein Drache in mir leben sollte, grenzte an Wahnsinn.

Paru könnte so ein Teil schon eher haben, schließlich war er der Gewinnertyp.

Moment.

Irgendwas brodelte in mir und ballte sich langsam auf.

Eine eine kräftige Woge, ein Sturm der Macht; von meinem Bauch aus breitete sich dieses Gefühl aus und wollte mehr und mehr Platz.

Ist dies das Gefühl, wenn man es zu Etwas gebracht hat?

Dieses Gefühl von Stolz in der Brust, dass einen das Zeug zu einer Führungsperson gibt? Bin ich etwa...wichtig?

Ich war verwirrt und richtete mich auf. Das Gefühl hatte nun kosmische Ausmaße angenommen.

Ich öffnete meinen Mund...

und rülpste so laut, das die Vögel in der Umgebung aus ihren Nestern kippten und Tagatsu-sensei vom Fischgeruch einmal leicht mit dem linken Auge zuckte.

Höllische Kopfschmerzen.

„Kurisu, konzentriere dich auf das Drachenproblem!“ mahnte mich mein Lehrmeister, während ich, die neue Beule reibend, enttäuscht über mein Pseudogefühl der Macht den Kopf hängen ließ.

Genau.

Der Drache.

Fokus.

„Schlaf erst mal eine Nacht, es macht keinen Sinn sich jetzt den Kopf so darüber zu zermatern.“

Tagatsu-sensei hatte Recht. Ächzend stand ich auf, um dann in meinem Zelt in den Schlafsack zu kriechen und einzuschlafen.

 

Irgendwann wachte ich auf, doch ich befand mich nicht mehr in meinem Zelt.

Gut, es war dunkel, da konnte man sowas denken, was mich allerdings wirklich auf die Idee brachte war, dass ich schwebte, es ziemlich kalt war und ich keine Luft bekam. Scheiße.

Ich war wohl im Schlaf irgendwo hin gerollt.

‚Ist ja nicht das erste Mal', dachte ich und machte mich daran, einen Weg aus dieser Lage zu finden.

Da ich keine Luft bekam und es ziemlich kalt war, gab es zwei mögliche Orte, an denen ich mich befinden konnte: Unter Wasser, oder im Weltraum.

Ich suchte hektisch umherwirbelnd in meiner Umgebung nach Himmelskörpern und einem grellen Feuerball namens Sonne, konnte allerdings nichts finden, außer einem weißen Lichtfleck.

Ach Mist.

Ich war unter Wasser.

Im Nachhinein fand ich das auch logischer, da ich in der Nähe eines Sees eingeschlafen war. Ich machte Anstalten, nach oben zu schwimmen, bemerkte jedoch, dass ich wesentlich schwerer war als sonst. Vermutlich hat sich der Schlafsack mit Wasser voll gesogen.

Nach einigen Sekunden des Kampfes, in denen ich nicht wenig Todesangst ausgesetzt war, schaffte ich es, an die Oberfläche zu kommen. Prustend und nach Luft ringend paddelte ich ans Ufer, zog mich an Land und atmete erst einmal durch.

Dann kroch ich aus dem Schlafsack und wrang meine Klamotten aus.

Als ich gerade fertig war und diesen zum trocknen in ein sonniges Fleckchen gelegt hatte, hörte ich eine Stimme.

„Hey! Was machst du am anderen Ufer?!“

Es war mein Lehrmeister, Tagatsu-sensei. Er stand am anderen Ende des Sees und winkte mit der Hand. Nach meinen Todeskampf mit dem vollgesogenem Schlafsack hatte ich nicht darauf geachtet, in welche Richtung ich schwamm. Ich stand am falschen Ufer. Verdammt.

 

Eine Viertelstunde später war ich um den See herum gelaufen und konnte meinen Schlafsack endlich trocknen lassen. Ein sichtlich mies gelaunter Tagatsu-sensei kam mir auf halbem Weg entgegen.

„Sag mal, wie bescheuert bist du eigentlich? Am Ende kannst du während des gesamten Trainings mit einer Erkältung im Bett liegen!“

Na ja, ich war schon glücklich genug gewesen, nicht schon wieder reanimiert zu werden. Meine Klamotten mussten wohl oder übel auch trocken werden, und so durfte ich an diesem Tag in normaler Kleidung üben.

Nach dem allgemeinen Morgenprogramm, das aus Schwertübungen mit dem Dai-Katana bestand und einem Frühstück, gab mir Tagatsu-sensei den Auftrag einen Berg nördlich von hier hochzuklettern und einen Strauch der gelben Kräuter dort zu pflücken. Um zum Berg zu gelangen musste ich nur einem Trampelpfad folgen, welcher in der Nähe war. Enthusiastisch machte ich mich auf den Weg.

Den Pfad fand ich recht bald, es schien, als würden hier öfter Leute Trainieren, vielleicht auch Ninjas? Während ich dem Pfad folgte, beobachtete ich die Bäume, allerdings fand ich anstelle von Dolchen oder Einkerbungen von Klingen lediglich ziemlich viele zerkratzte Bäume. Mit zerkratzt meinte ich, dass einige von denen aussahen, als wäre ein Säbelzahntiger darüber hergefallen.

Mir wurde leicht flau im Magen.

„Nein Kurisu, du musst mutig sein!“, sagte ich zu mir selbst, allerdings fiel mir dabei auch auf, wie brüchig meine Stimme war.

Nach ein paar Stunden Fußmarsch, welcher zum Glück ereignislos war, stand ich am Fuße des Berges. Staunend betrachtete ich das Teil. Von der Größe her war er gar nicht mal so imposant, ungefähr so hoch wie der Schlackeberg bei mir zu Hause, allerdings war er ab der Hälfte von immer mehr Nebelwolken umgeben und das, obwohl heute sehr gutes Wetter war.

Nachdem ich mich ein paar Minuten über die Nebelschwaben gewundert hatte, machte ich Anstalten, den Berg zu erklimmen, aber Moment mal.

Ich hatte gar keine Kletterausrüstung!

Nachdenklich lief ich im Kreis umher.

Wenn ich jetzt umkehren müsste, dann würde mir mein Mentor eigenhändig den Kopf abhacken, allerdings wäre das ein wesentlich schnellerer Tod, als einen Berg runter zu fallen und dann mit zwei gebrochenen Beinen zu verhungern.

Beim Laufen stieß ich auf einmal gegen ein kleines Holzschild. Verwundert betrachtete ich das Teil. Jemand hatte mit schwarzer Tusche Die einzige Ausrüstung, die du brauchst, ist dein Schwert drauf geschrieben.

Mir lief ein Tropfen an der Schläfe lang.

Mein Lehrmeister war ein Sadist.

 

„PUH!“ Ich atmete schwer; es hat eine Ewigkeit gedauert diesen vermaledeiten Berg hoch zu kraxeln. Zu allem Übel merkte ich auch noch, wie es mir Stunde um Stunde schlechter ging.

Ich glaubte, mir wirklich was eingefangen zu haben.

Egal, erst mal war es wichtiger, den Auftrag zu erledigen.

Ich schaute mich um, überall waren heiße Quellen.

Das erklärte die Nebelschwaden - jetzt musste ich nur der Versuchung widerstehen, mich einfach in eine reinzusetzten und ein Bad zu nehmen.

Eto…“

Kräuter... Kräuter?

Dieser verdammte Nebel, ich konnte fast gar nichts sehen! Irgendwo musste doch eine Pflanze sein.

Ich suchte den gesamten Gipfel ab, konnte aber nirgendwo einen gelben Strauch entdecken.

Nach einer Stunde gab ich auf. Hier war alles kahl.

'Wenn ich schon mal hier bin, kann ich ja wirklich ein Bad nehmen…'

Gesagt, getan, ich zog mich aus und ließ mich vorsichtig in ein Becken gleiten.

„Aah…“

Himmlisch!

So könnte ich das gesamte Training verbringen!

Nach ein paar Minuten Gedöse kitzelte mich auf einmal etwas am Fuß.

Ich erschrak im ersten Moment, doch dann viel mir ein, dass sonst niemand hier war. Außer…Es war Fischfresse!

Wie ein Berserker trat ich nach dem Etwas, das mich kitzelte, doch selbst nach zehn Minuten Dauerstampfen hatte sich nichts verändert, kein Thunfischmann, der heraussprang, kein Schreien, Blubbern oder sonst irgendwas.

Ich überlegte kurz und griff nach dem kitzelnden Teil.

Es war etwas festes, drahtiges, das an Gras erinnerte.

Ich riss es raus.

Als ich meine Hand wieder aus dem Wasser zog, kam ein gelblicher Strauch zum Vorschein.

„Aha!“

Das war wohl das Zeug, von dem Tagatsu-sensei sprach. Zufrieden mit mir selbst entspannte ich mich noch ein wenig in der Quelle, bevor ich hinausging.

Dann fiel mir ein, ich hatte gar kein Handtuch!

Wieder im Kreis laufend dachte ich angestrengt nach.

„Wie war das… ‚alles was du brauchst, ist dein Schwert‘…“

Aber ja doch, das war es!

Ich nahm mein Katana und hielt es über meinen Kopf, dann fing ich an es im Kreis zu wirbeln, immer schneller und schneller. Durch den Luftzug, der entstand, wurde das Wasser an meinem Körper runter gedrückt. Als ich mich trocken gepustet hatte, grinste ich.

An sowas hatte mein Lehrmeister bestimmt nicht gedacht!

Dann merkte ich, wie etwas meine Nase kitzelte.

Ein paar Haare.

Schnell betastete ich meinen Kopf.

Alles noch da, wovon waren dann die Haare. Ich betrachtete sie genauer: Kurz, braun, also definitiv von mir, ein wenig wie Wimpern…hm… vielleicht hab ich auch einfach nur ein paar meiner Kopfhaare kürzer geschnitten…egal. Ich zog mich an und begann damit, den Berg wieder runter zu klettern.

 

Am Lager angekommen hielt ich Tagatsu-sensei triumphierend grinsend den Strauch entgegen. Er nahm ihn allerdings nicht ganz so freudig an, wie ich erwartet hatte.

Was war los?

Ich studierte sein Gesicht: Leicht zusammengezogene Augenbrauen, Stirnfalten, eine Frage auf den Lippen, die er auch sogleich stellte:

„Was…hast du mit deiner Augenbraue gemacht?“

„Hä? Wie?“, war meine Gegenfrage.

„Du…hast…dir fehlt da ein Stück Augenbraue…“

Ich betastete mein Gesicht.

Stimmt, da fehlte wirklich ein Stück meiner rechten Augenbraue.

Jetzt wusste ich, woher die Haare kamen, die mir auf die Nase fielen.

Scheiße.

Ich hatte es wohl mit dem Schwertwirbeln übertrieben.

„Ja…ich…bin beim Klettern abgerutscht und dann schliff ich wohl am Stein lang“, log ich. „Sieht für mich eher nach einer Klinge aus, scheint aber Maßarbeit zu sein, immerhin blutet nichts.“

Super, zumindest etwas, dass mich aufheiterte.

Quasi perfekt gefailt.

Mit Glanz und Bravour.

Ich schlurfte mit hängenden Kopf zum Lagerfeuer und ließ mich auf den Boden fallen. Dann nahm ich mir, was auch immer da am Stock aufgespießt war, und begann frustriert davon zu essen.

Plötzlich merkte ich, dass ich niesen musste.

Na toll, jetzt war ich wirklich krank.

Das elende Kitzeln in der Nase bahnte sich langsam seinen Weg durch die Nebenhöhlen in den Vorderbereich.

„Ha…ha…HATSCHU!!!“

Ein kleiner Feuerstoß schoss aus meiner Nase.

„Was zum Teufel?“

Trotz des seltsamen Phänomens, Kopfschmerzen.

„Ich sagte: Nicht fluchen!“, wies mich mein Mentor zurecht.
 

„Ha…HATSCHU!“

Ich war krank. Gestern hatte ich mir wohl eine Erkältung eingefangen. Tagatsu-sensei und ich saßen am Seeufer und dachten darüber nach, wie wir das Training fortsetzten konnten. Nach einigen Minuten des Sinnierens meinte mein Mentor:

„Lass uns das erweiterte Meditieren fortsetzten. Es hat keinen Sinn, dich durch den Wald zu hetzen.“

Oh ja.

Sitzen und nichts tun konnte ich schon immer am besten.

„Nimm deine Haltung ein“, wies mich mein Mentor an.

Ich setzte mich hin und schloss die Augen.

„Ich habe dich vorgestern bereits über Feuer aufgeklärt, nun sind die anderen Elemente dran: Luft, Wasser, Erde und Geist.“

„Der Geist ist ein Element?“, fragte ich erstaunt, worauf Tagatsu-sensei erwiderte:

„Ja und nein. Der Geist an sich ist kein Element, allerdings ist in allem Geist in Form von Chi, aber dazu später. Hör nun zu: Luft ist das aufgelösteste Element von allen. Es ist das Element der Freiheit und des Wilden. Wasser ist das konforme Element. Es kann sich allem anpassen, ist gleichzeitig aber auch das brüchigste, in Form von Eis. Erde ist das Element der Ruhe und Kraft, sowie der Sturheit und des Stolzes. Der Geist ist, wie schon gesagt, in allen vier Elemente zu gegen. Als Chi beziehungsweise als Chakra-Energie gibt er allen lebenden und teilweise noch toten Dingen Kraft. Bäume, als Paradebeispiel für das Element Erde, können nur so vor Chi strotzen. In dir ist auch Chi, in jedem Menschen um genau zu sein. Ninjas benutzen Chakra um ihre Fähigkeiten einzusetzen und Kräfte zu entfesseln. Samurai können dies auch, wir konzentrieren uns nur mehr auf den Schwertkampf. Die Grundlagen beherrschst du schon: Durch Konzentration kannst du deine Schwerthiebe verstärken. Nun sollst du lernen, dich mehr mit den Elementen und dem darin befindlichen Chi auseinander zu setzten. Ich werde dir eine Technik lehren, mit der du Chi in die Umwelt emittieren kannst.“

Nach kurzem Zögern hob ich die Hand.

„Was ist los?“, fragte mich mein Lehrer. „Eto…warum soll ich lernen Energie zu verschleudern, wenn ich sie eigentlich brauche?“

„Ganz einfach: Du hast zu viel davon. Erstens brauchst du als Samurai eh nicht so viel Chi, zweitens kannst du dein Chi gar nicht komplett einsetzten. Das ist etwas kompliziert. Chi und Chakra haben zwar dieselben Energieströme, sind allerdings zwei grundlegend andere Dinge. Chi wird produziert, Chakra muss aufgeladen werden. Sobald du dein Chi in die Umwelt emittierst, können andere Personen, also meistens Ninjas und damit deine Freunde, dein von der Umwelt in Chakra umgewandeltes Chi aufnehmen. Dies ist auch der dritte und letzte Grund, warum du diese Technik lernen solltest.“

Gut, schien durchaus sinnvoll, also ließ ich die Hand wieder sinken.

„Konzentriere dich nun auf die Umwelt. Die Erde zu deinen Füßen, der Wind, der die Wellen des Sees erzeugt, den See selbst, sowie die Kühle, die von ihm ausgeht und die Wärme der Sonne. Lasse nun deinen Geist in all diese Dinge fließen, mach dich frei und stell dir vor, du würdest der Natur ein Geschenk machen.“

War mein Lehrmeister jetzt zum Hippie mutiert?

Wie sollte ich mich denn auf vier Dinge gleichzeitig und dazu noch auf mich selber konzentrieren?

Angestrengt dachte ich nach, wie ich das bewerkstelligen sollte.

„Nicht nachdenken, einfach machen.“

Super Ratschlag. Danke, Herr Lehrer. Brachte mich weiter.

 

Nach einer halben Stunde des Sitzens und Geist-freilegens passierte immer noch nichts. Irgendwann gab mein Meister auf und wies mich an die Augen zu öffnen. Als ich tat, wie mir befohlen, erschrak ich zuerst und kippte hinten über.

Mein Mentor saß direkt vor mir und sah mich so eindringlich an, wie eine Schlange ihre Beute. Viel schlimmer war allerdings, dass er auf einmal buschige Zen-Meister Augenbrauen bekommen hatte.

„Was zum Geier...? Wo kommen die denn her?“

Schon wieder Kopfschmerzen.

Dieses Mal konnte ich wenigstens sehen, wie seine Arme kurz zuckten.

„Ach die“, sagte er beiläufig, während er seine Augenbrauen abnahm und auf den Boden legte.

Moment mal.

„Das sind hier heimische Raupenarten. Ich hab sie zufällig gefunden, während du schliefst.“

Scheiße.

Ich hatte noch nicht einmal bemerkt, dass ich eingeschlafen war.

„Vielleicht sollten wir die Sache anders angehen“, murmelte Tagatsu-sensei.

„Wie denn?“

„Hm…ich könnte es mal mit dieser Jugendsprache versuchen.“

Oh mein Gott. Was war passiert?

„Ich rede natürlich nur von Fachvokabular, nicht von minderwertiger Grammatik.“

Aaaahja.

Ich hatte schon Schlimmstes befürchtet.

„Geh wieder in Position, schließe deine Augen.“

Gesagt, Getan. Zurück in meiner Seiza-Position wunderte ich mich, was mein Lehrer jetzt sagen würde.

„Ordne mal…dein…mal…“, stammelte mein Lehrmeister.

Ich öffnete kurz die Augen und sah, dass er leicht mit dem Mund zuckte, anscheinend in völliger Anstrengung ein Wort raus zu bringen, welches nicht seiner normalen Ausdrucksweise entsprach.

„Ja? Mein was?“

„Dein…dein…warte kurz.“

Er stand auf ging ins Zelt und kam mit einer Kappe wieder.

Dann setzte er sich und die Mütze verkehrt herum auf seinen Kopf. Das Grinsen, welches sich in mir ausbreitete, wurde mit voller Macht bekämpft.

Mein Mentor mit Cap. Dieses Bild würde ich nie wieder löschen können.

Ich gab ein unterdrücktes undefinierbares Geräusch von mir, das sich hoffentlich nicht wie ein Lachen anhörte.

„Still, so kann ich mich besser in Jugendliche hineinversetzten.“

„Hm“, brachte ich nur unter Mühen hervor, da alles in mir kämpfte, nicht hysterisch loszulachen.

„Ordne mal deinen... Swag, di…gger.“

Jetzt ging es nicht mehr - schallend lachte ich für einige Sekunden, rollte mich hin und her und wäre fast wieder im See gelandet. Dann erfuhr ich die schlimmsten Kopfschmerzen meines Lebens.

„Ruhe! Ich versuche, dir etwas beizubringen.“

Ich kämpfte mit mir und schaffte es langsam, aber sicher, wieder ruhig zu werden.

„Ich soll also mein Mojo ordnen?“, fragte ich noch einmal.

„Korrekt.“

„Okay. Wenn es weiter nichts ist.“

Wieder sitzen, wieder Augen schließen.

Das Mojo ordnen.

So bescheuert es klang, aber das machte vieles einfacher. Nach ein paar Sekunden war ich im Einklang mit mir und hörte seltsame Stimmen.

Halt stopp.

Seltsame Stimmen waren definitiv nicht gut.

„Solltest du Stimmen hören, so sind dies die Elemente, die zu dir sprechen, nur noch ein kleiner Schritt, dann hast du den Bogen raus“, echote es in meinem Kopf.

Allerdings war es die Stimme meines Meisters, also kann diese Stimme schon mal nicht meinem Geiste entspringen. Auf einmal merkte ich, wie vertraut mir die Stimmen vorkamen.

Sie schienen mir wie gute Freunde, die man lange nicht mehr gesehen hat.

Als ich mein Mojo ein wenig auf diese Stimmen ordnete, merkte ich, wie sie lauter wurden. „Ja du hast es geschafft! Die Bindung ist da, du kannst dein Chi nun abgeben.“

Ich gab etwas Mojo in die Umwelt und öffnete meine Augen.

„Woah!“

Unglaublich.

Die komplette Botanik sah aus, als hätte sie Powerdünger bekommen: Bäume in der Umgebung waren auf einmal doppelt so groß, überall waren Ranken und gigantische Blüten, wie aus einem Fantasy-Film. Das Wasser des Sees war Klarer als Eis und die Luft war angenehm rein. Ein wunderschönes Naturbild ergab sich vor mir.

„Erstaunlich, es scheint, als hättest du wesentlich mehr Chi, als ich zuerst annahm“, meinte mein Lehrmeister mit einem Anflug von Freude in der Stimme.

Krass, endlich mal etwas, das ich konnte.

Stolz auf mich selbst grinste ich wie ein kleiner Junge, der Süßigkeiten bekam.

„Erde, Luft und Wasser kannst du ganz gut. Jetzt musst du nur noch lernen, dein Chi für das Feuer abzugeben.“

Voller Eifer schloss ich wieder die Augen und richtete mein Mojo enthusiastisch auf die Sonne.

„Achte nur darauf, dass du nicht zu vi…ARGH!“

Hm…wenn mein Mentor schrie, dann war Scheiße am hacken.

Erneut öffnete ich die Augen und sah, wie das gesamte Bild, welches sich mir bis gerade noch zeigte, in einer Flammenbrunst unterging.

„Oh... fuck.“

Die Bäume, Ranken und riesigen Blüten zerfielen in Sekundenbruchteilen zu Asche. Dampf stieg aus dem See, welcher Geräusche wie ein überdimensionierter Wasserkocher von sich gab. Die Fische schossen förmlich nach oben und flogen ein paar Meter hoch, bevor sie auf der heißen Wasseroberfläche aufprallten und dort weiter hüpften und die Luftfeuchtigkeit konnte sich anscheinend nicht entscheiden, ob sie jetzt trocken wie Knäckebrot oder Nass wie in der Sauna sein wollte.

CHIKUSHOU!“, schrie mein Lehrmeister wutentbrannt und knallte die Fäuste zusammen. Binnen einem Sekundenbruchteil war das ganze Spektakel vorbei. Nur die Asche und die toten Fische auf der Wasseroberfläche erinnerten an die Feuerbrunst. Mein Lehrmeister trat vor mir und setzte sich hin. Er atmete tief ein, bevor er anfing zu sprechen:

„Bei Feuer solltest du als Drachenwirt besonders aufpassen. Alles was du tust und mit Feuer zusammenhängt wird bei dir katalysiert und amplifiziert, und wir wissen nicht, wie stark. Sei doppelt und dreifach vorsichtig. Ich werde nicht immer da sein um den Mist wieder rückgängig zu machen.“

„Ja, Sensei…“

Mal wieder deprimiert starrte ich auf den Boden.

Ich hatte wieder Mist gebaut.

Ich hatte die schöne Botanik abgefackelt.

Ich hatte meinen Lehrmeister zum Fluchen gebracht.

Ich war ein Fehler als Samurai.

„Lass dich nicht hängen, du kannst es. Du brauchst nur ein wenig…Feinjustierung.“

Die aufmunternden Worte hallten nur leise in meinem Kopf wieder, da sich ein Großteil meiner Gedanken momentan um Seppuku drehten.

„So wie es aussieht, gibt es heute wieder Fisch zum Abendessen“, murmelte Tagatsu-sensei.

Nani? Sakana?“

Sofort sprang ich auf und fing an, den gekochten Fisch mit einem Netz einzufangen. Kopfschmerzen.

„Benutze dein Schwert.“

Gut zu wissen, dass mein Lehrmeister selbst in diesem Moment an mein Training dachte.

 



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Scorbion1984
2017-09-13T08:13:28+00:00 13.09.2017 10:13
Liest sich gut ,wie hat sie es geschafft so schnell zurueck zukommen ?
Antwort von:  Yoruri
13.09.2017 20:17
Hallo lieber Scorbion!
Das funktioniert folgendermaßen: Kakashi kann einen sogenannten Timelapse schaffen, der es ermöglicht, zwischen die Dimensionen hin- und herzureisen. Je größer die Öffnung zur anderen Dimension, desto paralleler verlaufen die Zeiten zueinander. Wenn er also klein ist, vergehen in der echten Welt weniger Tage als in Konoha. Bisschen kompliziert, hast du recht. :D
Ganz liebe Grüße und danke für deinen Kommentar :)
Yoruri


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