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Sünde

von

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Gregor

Ich lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf meinem Bett und lauschte auf das laute, krachende Donnern des Sturmes, der draußen tobte, während sintflutartige Regenfälle prasselnd gegen mein Fenster schlugen und wild zuckende Blitze die Nacht mit einem bläulichweißen Flackerlicht erhellten.

Mel sah in ihrem Zimmer gegenüber fern, Paps war mal wieder im Krankenhaus und Mutter war bei Oma, die sich bei Gewittern immer zu Tode fürchtete. Aber eigentlich war es mir absolut gleich, wo meine Mutter war. Meinetwegen hätte sie auch mit klappernden Zähnen da draußen im Regen stehen können. Seit ich das Gespräch zwischen ihr und Paps belauscht hatte, hatten wir kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Ich schmollte gekränkt vor mich hin und Mutter... ja, keine Ahnung. Vielleicht war es ihr ganz recht, dass ich sie ignorierte.

Doch sie war nicht das einzige Familienmitglied zu dem der Kontakt angeknackst war. Seit unserem Schwimmbadaufenthalt vor wenigen Tagen gingen Mel und ich uns geflissentlich aus dem Weg. Ich konnte noch nicht genau sagen, was, aber irgendetwas hatte sich verändert.

Während der wenigen, zufälligen Begegnungen in den letzten Tagen war es ein wenig so gewesen als hätte die Luft gebrannt. Wir hatten uns dann gegenseitig auf die Lippen gestarrt und so unbewegt da gestanden, als wären wir zu Salzsäulen erstarrt.

Wieder weg zu gucken und damit fortzufahren, was ich eigentlich vor gehabt hatte, war jedes Mal aufs Neue eine höllische Herausforderung gewesen. Deswegen hatte ich mich hinter meine Bücher zurück gezogen und getan, als würde ich für einen eventuellen Aufnahmetest an einer Uni lernen und Mel klebte geradezu an ihrem Johannes.

Ich fragte mich wieder einmal, was der Auslöser für diese fast greifbare Veränderung gewesen war. Lag es an diesem bloß angedeuteten Kuss? Oder hatte ich mich womöglich irgendwie verraten?

Noch während ich vor mich hin grübelte, wurde plötzlich meine Tür aufgeschoben und Mel steckte ihren Kopf ins Zimmer. „Greg? Schläfst du schon?“ Obwohl sie im Flüsterton sprach, zitterte ihre Stimme ein wenig. Besorgt warf ich die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin noch wach. Ich lieg öfter mal im Dunkeln auf dem Bett, das ist normal.“

Vorsichtig drückte sie sich ganz durch den Spalt und schloss die Tür hinter sich. Ein gleißender Blitz, dessen darauf folgender Donner Mel heftig zusammen zucken ließ, erhellte für wenige Sekunden das Zimmer. Mel trug leicht ausgefranste, grüne Shorts und ein weites, blauschwarzes Schlabber-T-Shirt mit aufgedruckten Totenköpfen, das ich sofort erkannte. Früher hatte ich es immer während des Schulsports getragen, bis es eines Tages einfach aus meinem Schrank verschwunden gewesen war.

„Der Strom ist ausgefallen und ich... ich hab Angst.“ Sie nestelte nervös an ihrem T-Shirt-Saum und sah mich aus riesigen, furchtsamen Augen an. In diesem Moment war sie so sehr Kind, dass ich ohne nachzudenken einfach den Arm ausstreckte, ein wenig zur Seite rückte und sie aufforderte, zu mir ins Bett zu hüpfen.

Dankbar glitt sie neben mich und kuschelte sich so nah wie sie nur konnte an meinen Körper. Ein wenig umständlich zerrte ich meine Bettdecke unter uns hervor und deckte uns zu, um Mel das Gefühl von Geborgenheit zu geben und ihr unkontrolliertes Zittern einzudämmen.

Nach einigen Minuten entspannte sie sich endlich und sie seufzte zufrieden auf, was an meiner nackten Haut kitzelte, als ihr Atem meinen Hals streifte. „Das ist schön hier bei dir.“ Ihre Stimme klang warm und ein wenig schläfrig, fast so wie eine Katze, die sich in einem Sonnenfleckchen zusammen gerollt hatte.

Gedankenverloren strich ich ihr zärtlich über den Rücken, als sie plötzlich mit dem Oberkörper vorschnellte und mich direkt unters Kinn küsste. Überrascht hielt ich in der Bewegung inne, doch sie schwang sich auf meinen Schoß, beugte sich zu mir herab und begann mein Gesicht mit Küssen zu bedecken, bis sie an meinen Lippen angelangt war.

„Mel... Mel, stopp.“, versuchte ich mich halbherzig zu wehren, doch sie hörte nicht auf mich. „Shht.“ Liebevoll strich sie mir mit dem Daumen über die aufgebissene Unterlippe, was ein wenig brannte. „Mel, bitte... Wir... wir dürfen das nicht.“, unternahm ich einen weiteren Anlauf, doch sie legte mir ihren filigranen Zeigefinger auf den Mund. „Shht. Verrat mir hinterher, warum nicht.“

Dann presste sie ihre Lippen auf meine und etwas in mir gab nach. Ich fühlte, wie mein Widerstand zerbröckelte wie eine zu trockene Sandsteinmauer und in sich zusammen fiel. Nach Jahren der Selbstverleugnung war ich des Kämpfens einfach müde. Ich hatte nicht mehr die Kraft, immer und immer wieder zu widerstehen, und wollte es auch plötzlich gar nicht mehr. Mein Herz hatte so lange so viele Einschränkungen ertragen... Wenigstens für ein paar Stunden sollte es erfahren, wie es war zu leben.

Ich vergrub meine Hände in Mels langen, weichen Haaren und küsste sie wie ich es seit Jahren hatte tun wollen. Alles in mir bebte und ich hatte das Gefühl, überall, wo Mel mich berührte, würde mein Körper Feuer fangen – heiße, helle Flammen, die mich trotzdem nicht verbrannten.

Mel zog sich mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung ihr T-Shirt über den Kopf und ließ es achtlos neben mein Bett fallen. Dann kroch sie tiefer unter die Decke, bis sie fast auf meinen Knien saß, schob mir mein Shirt hoch und ließ ihre weichen Lippen geschickt über meine Muskelstränge gleiten.

Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf schrie, dass ich Mel stoppen musste, dass ich sie mit allen nur erdenklichen Mitteln aufhalten musste, bevor es zu spät war. Doch spätestens als ihre harten Brustwarzen sanft über meine empfindliche Bauchhaut strichen, war mein Kopf vollkommen leer und leicht. Ich war außer Stande auch nur noch einen klaren Gedanken zu fassen.

Ich riss mir das alte, dunkelrote Shirt vom Körper, rollte mich auf die andere Seite und begrub Mel unter mir. Sie sah aus ihren wunderschönen, dunkelgrünen Augen zu mir auf und die Liebe, die ich darin sah, zerriss mir beinah das Herz – auf eine positive, mir bisher unbekannte Art und Weise.

„Greg...“ Mel brauchte bloß meinen Namen mit dieser leicht rauen, belegten Stimme zu hauchen und mir lief ein wohliger Schauer den ganzen Rücken hinab. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und küsste sie mit all der Leidenschaft, die ich für sie empfand. Als ich mich schwer atmend von ihr löste, strahlte sie mich mit einem verzückten Lächeln an.

Das war genau der Blick, den ich bei ihr so oft gesehen hatte, wenn sie Johannes angeguckt hatte. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass sich dieses Mal ein Hauch mehr Begehren darin widerspiegelte. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, weil ich es gerne so gehabt hätte.

Mel strich mir zärtlich ein paar Strähnen aus der vor Erregung schweißglänzenden Stirn, während ich eine Hand ganz, ganz langsam an ihrem schlanken Körper entlang wandern ließ und sie vorsichtig unter den Bund von Mels Shorts schob. Als ich ihr schnell in die Augen sah, um ihr Einverständnis einzuholen, küsste sie mich einfach zur Antwort und drückte ihren Unterleib begierig gegen meine Hand.

Ein letztes Mal schrie die Stimme in meinem Hinterkopf auf, doch als Mel ihre Hand Minuten später in meine Jeans schob, war ich mehr als bereit, bis zum Äußersten zu gehen.



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