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Daemon 3

Akte Chase
von

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Kapitel 2


 

Vier Monate später …
 

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Urgh“, fluchte ich, als ich pitschnass durch die Eingangstür zu Rocks Bar hereinkam und ein halbes Kilo Schlamm auf dem alten Dielenboden verteilte. Rock unterbrach das Gläserputzen hinter der Bar und schnalzte tadelnd mit der Zunge.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Muss das sein?“, fragte er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es ist nicht meine Schuld, dass der Daemon im Park unterwegs war“, murrte ich und wrang meinen Zopf über der Türschwelle aus. Kaltes Regenwasser platschte auf den Bordstein. „Oder dass es aus Eimern schüttet. Mir ist eiskalt. Ida, trödel nicht und komm rein. Hast du schon deine Hausaufgaben gemacht?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida schwebte mit unschuldiger Miene durch die Tür und sah überall hin, nur nicht zu mir.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Tom sagte, ich muss sie erst morgen vorrechnen …[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ist ja witzig“, sagte ich und ließ mich vor Rock am Tresen nieder, wo bereits eine Tasse heißer Kaffee auf mich wartete, schwarz wie die Nacht und genau das, was meine durchgefrorenen Knochen brauchten. „Mir hat Tom gesagt, du hättest ihm versprochen, das heute Abend noch zu machen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In ihrer Lüge ertappt, schabte Ida mit dem milchweißen Fuß über den Boden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Aber es ist so schwer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Noch ein Grund mehr, dich heute schon dranzusetzen“, sagte ich. Als Ida immer noch nicht aufsah, tätschelte ich meinen Oberschenkel, bis sie an meine Seite schwebte und sich auf meinem Schoß niederließ. „Ich schaue mir die Aufgaben gleich mit dir zusammen an, okay?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida nickte, schielte aber sofort verschmitzt über ihre Schulter zu mir.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Warum muss ich überhaupt Hausaufgaben machen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich seufzte. „Weil wir uns geeinigt haben, dass du zumindest eine Grundausbildung in Mathe und Lesen brauchst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Ich will aber lieber mit dir Daemonen jagen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das tust du doch auch“, sagte ich seufzend. „Ohne dich bin in den meisten Fällen aufgeschmissen. Aber weißt du, was du mal brauchen wirst, wenn du wirklich die Hunterausbildung machen willst? Lesen und rechnen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Leider wahr“, stimmte Rock zu. „Frag Sam, sie stellt jedes Jahr die Prüfungen und betreut das Trainingslager.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich schlürfte genüsslich meinen Kaffee und massierte mein steif gewordenes Bein, während Ida mit etwas mehr Elan als zuvor die Treppen hinaufschwirrte, wo Tom sicher schon auf sie wartete. Bei dem Gedanken an Tom verging mein Lächeln. Ohne rechten Arm war seine Hunterkarriere zu Ende. Er half jetzt Sam bei der Ausbildung unseres Nachwuchses und hatte angeboten, Idas Unterricht zu übernehmen, als ich meinen Wunsch danach ausgedrückt hatte. Inzwischen befürchtete ich zwar, dass Ida aus seinen Stunden mehr Gebärdensprache als tatsächliche Mathekenntnisse mitnahm, aber das war immer noch besser als gar nichts.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seufzend stützte ich mein Kinn in die Hand und schielte zu Rock, der in der Küche verschwunden war, um nach Mary zu sehen. Innerlich zählte ich die Sekunden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Drei.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zwei.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Eins.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hör endlich auf, mir hinterher zu schnüffeln und geh deiner eigenen Arbeit nach!“, fauchte Mary, die Rock mit Schlägen ihres Handtuchs aus der Küche jagte. „Ich bin schwanger, nicht todkrank.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Grinsend wartete ich, bis Rock sich zu mir über den Tresen lehnte. „Sie ist noch ruppiger als früher“, murmelte er und klang dabei so glücklich, als habe sie ihm gerade ihre ewige Liebe gestanden. Dann wurde seine Miene ernst. „Wie lief dein Auftrag?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„War nichts außergewöhnliches“, sagte ich und dachte zurück an den unter Wasser gesetzten Park. „Ziemlich schlammig. Der Daemon war klein, kein Problem für Ida. Mich beunruhigt nur, wie viele Sichtungen es in letzter Zeit gab.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mich auch“, stimmte Rock leise hinzu und lehnte sich noch näher. „Ich habe einen Anruf bekommen, während du unterwegs warst. Die Organisationsgründer haben ein Treffen beantragt. Ich möchte, dass du mich begleitest.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ein Treffen?“, fragte ich misstrauisch. „Sind die nicht für Notfälle reserviert?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hat mich auch stutzig gemacht. Paige wollte am Telefon aber nichts Weiteres sagen. Wir gehen heute Abend.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wo ist das Treffen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bei Kady. Sie war diejenige, die alles in die Wege geleitet hat.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich nickte abwesend. „Kann ich Ida mitbringen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rock sah mich verdutzt an, dann lachte er. „Ganz ehrlich“, sagte er und klopfte mit der flachen Hand auf den Tresen, „es ist mir nicht mal in den Sinn gekommen, dass du sie nicht mitbringen würdest.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die heruntergekommene Fassade der alten Turnhalle tauchte vor uns in der Dunkelheit auf, schwach beleuchtet und scheinbar völlig verlassen. Die Fenster von Kadys Basis waren mit Brettern vernagelt, dafür standen auf dem Parkplatz die Autos dicht beieinander.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich zog den Kragen meines nachtblauen Mantels gegen den eiskalten Wind hoch und vergrub meine freie Hand tiefer in meiner Tasche. Da ich heute schon mehrere Stunden auf den Beinen gewesen war, stützte ich mich jetzt dankbar auf den Gehstock, den Henny mir damals in Distrikt 18 geschenkt hatte. Ida schwirrte neugierig voran und drehte sich mehrmals im Kreis, um auf uns zu warten, wenn wir zu weit zurückfielen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] Die breite Glastür war von innen mit schwarzem Samt verhangen. Rock klopfte dreimal schnell hintereinander und noch einmal nach einer kurzen Pause. Wenige Momente später öffnete sich die Tür.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Uns erwartete niemand anderes als Kady. Sie war in ihren Fünfzigern, mit schmalen Augen und messerscharfen Wangenknochen. Ihr weißblond gefärbtes Haar reichte ihr bis zu den Schultern und stellte einen herben Kontrast zu dem schwarzen Lippenstift, den schwarz lackierten Fingernägeln und den genauso schwarzen Kleidern dar. Kady war so Goth wie man sein konnte, und wenn ich mich im Flur umsah, spiegelte sich das auch in ihrer Dekoration wider.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr seid spät.“ Mit Schwung drehte Kady ihren Rollstuhl auf der Stelle und fuhr ohne ein weiteres Wort voraus.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In der Mitte der Turnhalle stand ein großer runder Tisch, an dem bereits ein Dutzend Gründer saßen. Die meisten hatte ich noch nie gesehen, doch es gab auch einige bekannte Gesichter, allen voran Paige in ihrem knallengen, dunkelgrünen Samtkleid und Charles, dessen dichter, weißer Bart sein halbes Gesicht bedeckte. Zwischen den zumeist jeanstragenden Gründern, die gelangweilt mit ihren Handys spielten oder leise diskutierten, sah er in dem braunen Anzug und mit der goldenen Taschenuhr wie ein Zeitreisender aus, der sich in der Epoche vertan hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als Rock und ich eintraten, hoben sich die Köpfe. Rock begrüßte die Versammlung mit einem Winken und ließ sich schließlich neben Paige nieder, die für uns zwei Stühle zu ihrer Linken reserviert hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hallo, Äuglein“, sagte sie und lehnte sich so weit über den Tisch, wie ihr mit ihrer Körperfülle möglich war. Ich schüttelte ihre ringbesetzte Hand. „Netten Urlaub in Distrikt 18 gehabt, wie ich höre?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Bevor ich schnippisch antworten konnte, rollte Kady an den Tisch. „Ich habe diese Versammlung einberufen“, verkündete sie, „da mich in letzter Zeit einige Aufträge des Chiefs beunruhigen. Oder sollte ich sagen, fehlende Aufträge.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein Murmeln kam auf, doch ein einziger Blick von Kady genügte, um für Ruhe zu sorgen. Sie sah nicht danach aus, aber sie war eine der ersten Gründerinnen aus Distrikt 16, und diejenige, die am längsten von allen Anwesenden selbst als Hunter tätig gewesen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich winkte Ida unauffällig an meine Seite, damit sie besser zuhören konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich möchte mit euch zusammen darüber diskutieren, was die Gründe für diese Abnahme an öffentlichen Aufträgen sind. Wie den meisten von euch bereits aufgefallen ist, vermehren sich die Daemonen in unserem Distrikt ungewöhnlich schnell. Charles?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Charles erhob sich, die Hände weiter fest auf die Tischplatte gepresst. Er sah in die Runde. „Wir haben unverantwortliche Zustände ausfindig gemacht“, erklärte er in einer tiefen, samtigen Stimme. „In den Vierteln an der Grenze zum Ödland gab es mehrere Horte, in denen Daemonen zusammen hausten, ohne zu eskalieren. Die Umgebung ist geradezu verpestet.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich wandte mich sofort an den Chief“, fuhr Kady seine Erklärung fort. „Aber ich konnte ihn nur über seinen Sekretär erreichen, der meine Anfrage weiterleiten musste. Der Chief war nicht im Rathaus. Und das an allen Tagen, an denen ich anrief.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vielleicht ist er in Urlaub“, warf Rock in die Runde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist er nicht“, sagte Kady. „Im Gegenteil. Auf mein Nachhaken hin hat eine der Empfangsdamen zugegeben, der Chief sei krank, und man bekäme ihn dort nur noch selten zu Gesicht. Wenn er da ist, dann verlässt er fast nie sein Büro. Aber das ist nicht alles.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rock und ich warfen uns argwöhnische Blicke zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vor kurzem hat es einige Änderungen der Maßnahmen für die Daemonenprävention gegeben. Die Überprüfung leerstehender Häuser wurde drastisch reduziert, die Mittel für staatliche Hunter gekürzt. Ich will ehrlich mit euch sein.“ Sie sah jedem der versammelten Gründer nacheinander in die Augen. „Mir kommt es so vor, als versuche der Chief, die Daemonenpopulation in unserem Distrikt absichtlich in die Höhe zu treiben.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Gemurmel schwoll zu einem lauten Stimmengewirr an.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich blieb stumm und dachte angestrengt nach. Konnte es sein, dass der Chief absichtlich versuchte, unsere Hunterarbeit zu sabotieren? Was wollte er damit bezwecken?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich weiß, dass dies eine haarsträubende Vermutung ist. Aber geht in euch. Wie viele Aufträge habt ihr in den letzten Wochen erhalten? Wie viele wären es noch vor einem Jahr gewesen?“ Sie lehnte sich in ihrem Rollstuhl zurück und verschränkte die Arme. „Also, ich höre?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vielleicht will der Chief gegen die Überpopulation vorgehen, indem er für mehr Daemonenangriffe sorgt“, sagte nach einigem Schweigen eine gebrechlich wirkende Frau mit Glatze und Tattoos, die ihren Hals hinaufkletterten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Kady nickte und wandte sich an den Rest der Gründer. „Andere Ideen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Er wird erpresst“, schlug ein Gründer vor.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Womit denn, Peter?“, konterte eine junge Frau mit strohblondem Haar und drei parallellaufenden Narben, die ihre Wange hinabliefen. „Der Mann hat keine Familie.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Steuerhinterzug“, sagte Paige sofort. „Sexuelle Belästigung seiner Mitarbeiter, ein uneheliches Kind im Gefängnis. Ein Mann wie unser lieber Chief Keynes hat sicher einige schmutzige Geheimnisse, von denen er nicht will, dass sie an die Öffentlichkeit kommen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das erklärt aber nicht, warum ihn jemand erpressen würde, um die Daemonen stärker werden zu lassen“, sagte Charles langsam. „Wer profitiert davon?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Chiefs der benachbarten Distrikte“, sagte Peter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Die Bestattungsunternehmen“, murmelte Rock halblaut und ich musste gegen meinen Willen glucksen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir Gründer.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Stille legte sich augenblicklich über die Versammlung. Nur Paige nippte unbesorgt an ihrem Getränk. „Warum schaut ihr mich an wie Rehe im Scheinwerferlicht?“, fragte sie. „Ich spreche nur aus, was jeder hier denkt. Sicher, es ist mehr zu tun, aber unsere Einnahmen waren noch nie so gut. Auch wenn es auf lange Sicht keine tragbare Lösung ist, was hält einen der Unsrigen davon ab, den Chief zu erpressen, um kurzfristig an viel Geld zu kommen? Was ist mit dir, Carlotta?“ Sie sah zu der alten Frau mit den Tattoos. „Du hast noch eine Menge Kosten wegen deiner Chemotherapie offen. Dir kommt das Geld doch sicher gelegen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Carlotta schmunzelte, nicht im Mindesten schuldbewusst. „Dem kann ich nicht widersprechen. Und es ehrt mich, dass du mir so ein politisches Manöver zutraust, wo ich die letzten Jahre doch eher mit Kotzen beschäftigt war.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Paige zuckte mit den Schultern. „Eine Frau tut, was sie tun muss. Und was ist mit dir, Jeremy? Schon die Schulden mit deinem Drogendealer beglichen? Oh, Entschuldigung, war das geheim? Mein Fehler.“ Sie bleckte die Zähne und wandte sich an Kady. „Und vergessen wir nicht dich, Bienenkönigin. Du wartest doch seit Jahren auf eine Gelegenheit, um die Kontrolle über die anderen Organisationen an dich zu reißen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Kady antwortete nicht. Sie und Paige starrten einander unerbittlich an, bis Paige lachte und sich wieder ihrem Getränk zuwandte. Abschätzende Blicke wurden gewechselt. Paige hatte den Samen für Zweifel gesät und ich spürte, wie das Misstrauen sich als dunkle Gewitterwolke im Raum ausbreitete. In diesem Zustand würden wir nichts zustande bringen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Ihr habt noch eine Gruppe vergessen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Alle Augen wandten sich zu mir. Nein, nicht zu mir. Zu Ida. Bislang hatte niemand meinen Dae beachtet, die meisten wussten, wer sie war und dass wir seit ihrem Tod zusammenarbeiteten. Aber niemand, mich eingeschlossen, hatte damit gerechnet, dass ein siebenjähriges Mädchen umringt von erwachsenen Führungsfiguren das Wort ergreifen würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ermutigend legte ich Ida eine Hand auf die Schulter. „Wen meinst du?“, fragte ich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Ganz einfach. Die Daemonen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die gespannte Stille wich schallendem Gelächter, das so durchdringend war, dass Ringen meine Ohren füllte. Ida zitterte an meiner Seite und ich drückte unwillkürlich meine Fingerspitzen in ihre Schulter, um sie zu beruhigen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich weiß nicht, warum ihr lacht“, fauchte ich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es ist lächerlich“, schnaubte Peter. „Wie soll das gehen? Die Daemonen haben keine Anführer, sie sind nicht intelligent. Diese Monster könnten niemals so ein Manöver zustande bringen. Wir reden hier von Legislationen, die umgeschrieben und durch den Kongress gebracht wurden. Raccoon, bring deinen Dae unter Kontrolle oder sie kann bis zum Ende unseres Treffens draußen vor der Tür warten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hitze schoss mir in die Wangen und ich stand ruckartig auf, Augen auf Peter fixiert, der unter meinem Blick zusammenschrumpfte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Erstens hat Idas Stimme genauso viel Gewicht wie meine Eigene, also wage es nicht, von ihr zu reden, als sei sie mein verdammter Schoßhund. Zweitens hat sie Recht. Wer profitiert wirklich davon, dass Daemonen sich vermehren? Natürlich sie selbst. Du sprichst so selbstverständlich davon, dass sie keine Anführer haben und nicht in der Lage sind, Pläne zu schmieden, aber woher willst du das wissen? Bis Ida zum ersten Mal absichtlich Daemonengestalt angenommen hat, wusste niemand hier im Raum, dass so etwas möglich und sogar rückkehrbar ist. Es ist unsere eigene Arroganz, die uns denken lässt, wir hätten bereits alles über Daemonen herausgefunden. Was wissen wir schon davon, wie Daemonen miteinander kommunizieren, wie ihre Hierarchie außerhalb der Grenzen aussieht? Und was, wenn es kein Daemon ist, sondern ein Mensch oder Dae, der aus irgendwelchen Gründen mit den Daemonen sympathisiert? Der Chief könnte von jemandem erpresst werden, der aus dieser Situation einen Vorteil ziehen will, das stimmt. Aber er könnte auch von einem Daemon oder Dae besessen sein, der nicht in der Lage ist, seinen Charakter zu imitieren und deshalb eine Krankheit vortäuscht, um nicht aufzufliegen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Stille.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Peter sah mich aus zornfunkelnden Augen an, aber er wagte es nicht, noch einmal das Wort zu ergreifen. Ida lächelte mir dankbar zu. Kady und Charles tauschten Blicke.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es ist möglich“, stimmte die Anführerin der Gründer nach einer Weile zu. „Aber es wird schwer nachzuweisen sein, solange niemand uns dafür engagiert, einen Daemon im Rathaus ausfindig zu machen. Im Büro des Chiefs, um genauer zu sein. Wir können nicht einfach hineinspazieren und darauf hoffen, dass der Daemon nichts davon mitkriegt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was tun wir also?“, erhob sich Carlottas Stimme durch das allgemeine Durcheinander von Stimmen. „Däumchen drehen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein“, sagte Kady und sorgte mit einer erhobenen Hand für Ruhe. „Wir müssen herausfinden, was vor sich geht, auf eigene Faust, wenn nötig. Wir brauchen jemanden, der sich ins Rathaus einschleust und dort für uns spioniert. Jemand, der sich mit Daemonen und Dae auskennt. Jemand, der Daemonen ausfindig machen kann, ohne sie sehen zu müssen.“ Ihr Blick, und der aller Anwesenden, fiel auf mich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich?“ Ungläubig sah ich von Kady zu Charles, der zustimmend nickte und schließlich zum Rest der Gründer. „Mein Gesicht war erst vor zehn Monaten in jeder Zeitung zu sehen. Ich bin nicht gerade unauffällig, oder ein Spion.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aber du bist die Einzige, die uns sagen kann, ob der Chief von einem Daemon besessen ist, oder ob in den letzten Wochen Daemonen im Rathaus unterwegs waren, ohne einem von ihnen persönlich über den Weg laufen zu müssen“, entgegnete Kady. „Du hörst es vielleicht nicht gerne, aber trotz der anderen Faktoren, die du genannt hast, bist du die Einzige, die diesen Job machen kann.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und wie soll ich reinkommen?“, hakte ich nach. Sah sie nicht, wie viele Löcher dieser tolle Plan hatte, auf den sie so stolz war? „Ich bin einer der bekanntesten Hunter im Distrikt. Selbst, wenn sie mich dort nicht sofort erkennen, habe ich keinen Grund, dort hereinzuspazieren.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Überlass das mir“, mischte sich Charles ein. „Es gibt ein vertrauenswürdiges Jack-Unternehmen in meiner Nähe, das keine Fragen stellt und regelmäßig für Schornsteinarbeiten im Rathaus angeheuert wird. Wir schleusen dich getarnt als Mitarbeiter hinein.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich zögerte. Mit viel Glück konnte der Plan klappen, aber mir gefiel nicht, wie schnell Kady und Charles mich mit ihrer Argumentation in die Ecke gedrängt hatten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es kann nicht schaden“, murmelte Rock, der genau wie ich die drängenden Blicke der anderen Gründer auf sich lasten spürte. „Wenn du nichts findest, wissen wir zumindest, dass keine Daemonen involviert sind.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich sah ihn schräg von der Seite her an. „Du klingst nicht überzeugt von Idas Theorie.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich schließe sie nicht aus“, sagte Rock langsam. „Aber wenn ich zwischen einem intelligenten Daemon und einem gierigen Menschen entscheiden muss, weiß ich, was ich für wahrscheinlicher halte.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seufzend sah ich zu Ida. „Was denkst du?“, fragte ich sie. „Sollen wir nachschauen, was mit unserem Chief los ist?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida runzelte die Stirn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Wenn er von einem Daemon besessen ist, müssen wir ihn retten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Pah“, sagte Peter. „Ihr wollt ihr diesen Job anvertrauen? Einer toten Rotznase und einem arroganten Krüppel?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vorsicht, Peter“, sagte Kady bedrohlich. „Sie ist nicht der einzige Krüppel hier am Tisch.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Peter wurde rot. „Ich meine ja nur“, murmelte er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich räusperte mich. „Danke Peter“, sagte ich lächelnd und erhob mich. „Wenn jemand wie du so viel Vertrauen in meine Fähigkeiten hat, wie kann ich da Nein sagen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Am nächsten Morgen wartete auf meinem Stammtisch bereits meine Tasse schwarzer Kaffee und ein Sandwich mit einer abgerissenen Notiz darauf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich schielte auf das Sandwich, das ich seit Jahren unangerührt ließ. Heute war es doppelt so dick belegt wie sonst. „Ist das Marys passiv-aggressive Art mir zu sagen, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist?“, fragte ich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rock zuckte grinsend mit den breiten Schultern. „Wer weiß schon, was in ihrem Kopf vor sich geht. Aber du hast vermutlich Recht. Das da ist die Adresse, die Charles mir rausgesucht hat. Für deinen Undercover-Einsatz. Der Jack ist schon informiert worden. Du triffst ihn in zwei Stunden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida schwebte glücklich um mich herum.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Ich habe noch nie einen Jack gesehen![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie zögerte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Was ist ein Jack?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ein Jack of all Trades”, erklärte ich. „Das sind Menschen, die in mehreren Handwerken ausgebildet sind, Kochen und Gärtnern zum Beispiel, oder Dachdecken und Putzen. Sie werden von ihrem Unternehmen an Arbeitgeber vermietet und verrichten dort unterschiedliche Arbeiten. Das ist oft effizienter, als mehrere spezialisierte Handwerker kommen zu lassen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida schwirrte aufgeregt um mich herum.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Ich will den Jack sehen, Coon! Wann gehen wir los?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ida“, sagte ich langsam. „Du kannst mich gerne auf dem Hinweg begleiten, aber im Rathaus bist du zu auffällig. Wenn dort jemand zufällig die Sicht hat oder der Daemon unterwegs ist, fliegt meine Tarnung sofort auf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie sank zu Boden, einige Stufen grauer als zuvor.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Oh.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Tut mir leid“, sagte ich und streckte eine Hand nach ihr aus, bis sie sich in eine Schein-Umarmung ziehen ließ. „Es ist nur für heute, versprochen. Mir gefällt dieser Auftrag genauso wenig wie dir. Ab morgen gehen wir wieder auf herkömmliche Daemonenjagd. Ich muss doch dafür sorgen, dass du deine Hunterausbildung mit gehörigem Vorsprung startest.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Idas Körper hellte sich augenblicklich auf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit meinem Mantel und nicht mehr verschlammten Stiefeln bewaffnet, machten wir uns auf den Weg. Der Jack-Verleih lag tief in der Innenstadt. Ida und ich mussten zweimal umsteigen und über diverse rote Ampeln sprinten, um die Verbindungen zu erwischen und rechtzeitig anzukommen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wir hatten unser Ziel schon fast erreicht, als von irgendwo hinter uns plötzlich ein Ruf erschallte. „Mörder!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich weigerte mich, zurückzusehen, obwohl ich wusste, dass nur ich damit gemeint sein konnte. Ida wurde langsamer, sah verunsichert zu mir, doch ich beschleunigte nur meine Schritte und ballte die Hände in meinen Jackentaschen zu Fäusten. Als hätte der eine Schrei eine Lawine verursacht, hörte ich nun von allen Seiten die geflüsterten Kommentare.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ist das nicht Raccoon Thynlee?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wegen ihr ist doch dieses Kind gestorben.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Unverantwortlich.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Warum ist so jemand nicht im Knast?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hätte sie nicht in dem anderen Distrikt bleiben können?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Lasst sie in Ruhe![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida fuhr wütend herum und schoss auf die nächstbeste Person zu, eine ältere Dame in violettem Wintermantel, die mit ihrem glatzköpfigen Ehemann tuschelte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Es war nicht ihre Schuld! Hört auf, so über sie zu reden![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ida, lass gut sein“, murmelte ich. „Sie können dich nicht sehen.“ Ida drehte sich in der Luft herum. Als sie sah, dass ich Recht hatte, färbte sie sich tiefschwarz und sank zu Boden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Das ist nicht fair.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich weiß“, sagte ich und wartete, bis sie wieder an meiner Seite war. Die neugierigen Blicke der Umstehenden jagten mir ein Kribbeln über den Rücken. Wie lange würde es dauern, bis sie merkten, dass ich nicht mit Kopfhörern telefonierte, sondern mit eben jenem toten Mädchen redete, dass sie in ihren Kommentaren zu verteidigen suchten?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als wir wenige Minuten später vor der Tür mit der Aufschrift „JACKs of all TRADES“ standen, hatte Ida sich etwas beruhigt, doch ihre Farbe war immer noch sehr dunkel. Ich hatte inzwischen keine Angst mehr, dass sie durch etwas anderes als meinen Tod zu einem Daemon werden könnte, aber ich bevorzugte es trotzdem, wenn sie weiß war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Bevor ich klingeln konnte, schwang die Tür auf und ein alter Mann mit beeindruckend rotem Schnauzer und tiefsitzender Brille stand mir gegenüber.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hmpf“, sagte er und trat zur Seite, damit ich eintreten konnte. „Blue!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Komme schon“, erschallte die Stimme eines jungen Mannes von oben. Schritte wurden im Geschoss über uns laut, während ich mich umsah. Der Jack-Verleih bestand aus einem länglichen Raum mit einem Schreibtisch voller Ordner, Dokumente und Schreibutensilien, sowie einem altmodischen Scheibentelefon und genauso veralteten und verstaubten Computer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In der hinteren Ecke führte ein Durchgang in einen kleinen Flur, von dem ich vermutete, dass er ein Klo und die Treppe beherbergte. Ida sah sich neugierig um. Der alte Mann, der vermutlich der Besitzer des Verleihs war, hob sein Handgelenk nah an sein Gesicht, um die Uhrzeit abzulesen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich mache Pause“, verkündete er. „Nichts anfassen“, fügte er in meine Richtung hinzu, dann zog er eine Lederjacke über, schob sich an mir vorbei und verschwand auf die Straße.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da ich nichts Besseres zu tun hatte, machte ich einen Rundgang durch die Zentrale. An den Wänden waren eingerahmte Bilder angebracht, von denen die meisten Gebäude oder Menschen zeigten. Kunden des Verleihs? Ich war so vertieft, dass ich die Schritte auf der Treppe erst hörte, als jemand mit beiden Füßen von der letzten Stufe sprang.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich drehte mich zur Tür, hob die Hand in einer lockeren Begrüßung—[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]—und erstarrte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mir gegenüber stand ein junger Mann, dunkelhäutig, mit tiefblauen Augen und einem Knäuel brauner Locken auf dem Kopf. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich die Person vor mir mit meiner Erinnerung in Verbindung brachte. Nein. Das konnte nicht sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aber er war es. Größer und älter, aber nie im Leben würde ich diese Augen, diese vollen Lippen und diese Lachgrübchen vergessen. Es war Sunny. Mein Sunny.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und er war definitiv nicht tot.[/JUSTIFY]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kerstin-san
2020-12-18T16:45:35+00:00 18.12.2020 17:45
Hallo,
 
...das ist eine verdammt logische Idee, dass Ida so ein bisschen Schulausbildung erhalten sollte. Irgendwie vergesse ich ganz oft, wie jung sie eigentlich gestorben ist und dass sie kaum Gelegenheit hatte zur Schule zu gehen. Aber stimmt schon: Wäre ganz schön unpraktisch, wenn sie irgendwann mal spionieren soll und nicht lesen kann.
Wird sie denn vom Verstand her älter werden oder immer ihr kindliches, 7-Jahre-Ich behalten?
 
Also meine erste Vermutung war, dass der Chief von einem Daemon besessen ist, der mit Intelligenz und System versucht die Position der Daemonen zu verbessern - und dann hat Ida den gleichen Gedankengang und die Theroie wird sofort wieder verworfen. Hmpf, ich halte dennoch an ihr fest.
 
Waaaaaaas? Sunny? Bestimmt ein heimlicher Zwillingsbruder, oder?
*geschwind zum nächsten Kapitel huscht*
 
Liebe Grüße
Kerstin


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