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und dann war alles anders

von

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Samstag, 11. August 2018 - Nacht (Teil 1)

Im Nachhinein musste ich zugeben, dass es ein absolutes Wunder war, dass ich mich überhaupt noch an alles – oder zumindest das Meiste – so gut erinnerte.

Ein Blick auf Elli jedoch verriet mir, dass sie sich wohl am Sonntag nicht mehr darüber im Klaren war, was auf der Party im Wohnheim geschah.

Wie sie in mitten der tanzenden Schüler stand und ihre Hüfte und Haare umher warf bezweifelte ich sogar, dass sie sich überhaupt daran erinnern würde die Party betreten zu haben.

Ich lächelte. Schön fand ich es nicht, dass meine süße Maus sich so betrank, aber es schien ihr besser zu gehen. Sie amüsierte sich prächtig und flirtete gelegentlich, war jedoch artig und ließ nicht zu, dass die Typen sie irgendwie berührten.

Das war meine Elli.

Grace würde vermutlich immerhin mit ihnen knutschen und Nahele mit den Mädchen sowieso noch mehr…

Was Lavinia alles mit sich machen lassen würde, das wagte ich nicht zu überlegen. Vermutlich legte sie sich direkt hin und machte die Beine breit…

… Was wohl in etwa meiner Vorgehensweise entsprach…

Ich wandte mich von meiner tanzenden Freundin hab und exte den letzten Rest meiner Flasche, als mein Blick auf Marco fiel, der mich missmutig musterte.

Seine Zähne malten und seine Brustmuskeln hoben und senkten sich schwer bei jedem Atemzug, den er tat.

Vermutlich war er fuchsteufelswild wegen seines Hemdes, das er inzwischen hatte ausziehen müssen, damit mein klebriger Alkohol nicht seine ach so perfekte Haut beschmutzte.

Ich grinste ihn süffisant an und warf ihm einen Kuss durch die Menge hinweg zu, was seine Wut nur noch weiter anfachte.

Hätte er gekonnt, dann hätte er mich wohl in diesem Moment umgebracht, doch stattdessen wurde er von einem angeheiterten Typen angerempelt, als dieser sich an die Wand neben ihm lehnte.

Was auch immer er sagte, es schien Marco nur noch mehr auf die Palme zu bringen und er baute sich mit einem kurzen hasserfüllten Blick zu mir vor dem Kerl auf, der noch immer freudestrahlend auf ihn ein plapperte.

Da mich nun jemand beim nerven meines Bruder würdig vertrat, wandte sich mich wieder der tanzenden Meute zu…

Verwirrt blickte ich mich um.

Da ließ man Elli für drei Sekunden aus den Augen und schon war sie weg.

Wie vom Erdboden verschwunden…

Für gewöhnlich wäre ich nun wohl in Panik geraten und hätte nach der kleinen Schwarzhaarigen gesucht, aber nicht mit was weiß ich wieviel Promille im Blut.

Immerhin: Dieses Gebäude war ihr Zuhause. Vielleicht hatte sie sich einfach nur genug Mut angetrunken, um diese Perverslinge aus ihrem Zimmer zu verbannen und anschließend in einem tiefen Schlaf ihren Rausch auszupennen.

Grinsend sah ich mich um, als der Beat der Musik schon wieder Umschwang.

Grölend hüpfte die Menge in die Luft, sodass es fast an ein Wunder grenzte, dass das Haus nicht zusammenstürzte.

Als mich dann aber ein Typ anzutanzen versuchte, entschied ich, dass es Zeit für ein neues Fläschchen war.

Baby hatte Durst – und davon eine Menge.

Ich ließ ihn also stehen und schob ein Pärchen auseinander, die mir den schwankenden Weg zur Bar versperrten, als einer der Spieler vom Footballteam mein Handgelenk packte und mich zu sich zog.

„Los, Serena, tanz für uns!“, schrie er mir über die laut hämmernde Musik entgegen. Seine Augen glänzten allein bei der Vorstellung, dass ich das tun würde.

Und warum auch nicht?

Um ihn herum begannen mehrere Typen zu grölen und mich anzufeuern.

Beachtung.

Aufmerksamkeit.

All das schenkten sie mir auf einmal.

Ich war beliebt bei ihnen für das was ich tat.

Sie LIEBTEN mich!

Und ich wusste was ich zu tun hatte, wenn ich diese – zugegebener Maßen zweifelhafte – Liebe behalten wollte: Ich musste ihnen ihre Wünsche und Erwartungen erfüllen.

Sie wünschten sich, dass ich tanzte.

Sie erwarteten, dass ich strippte.

Ich lachte mich beinahe in Trance, als mich der Footballspieler auf den Tisch hob und ich in die erwartungsvollen Gesichter der Anderen um mich herum sah.

Sie jubelten und schrien meinen Namen, als ich mich zu bewegen begann – gespreizte Beine, schwingende Hüfte…

Ich spürte ihre Blicke auf mir und ihre Hände, die nach meinen Beinen griffen. Es schien wie eine Ehre für sie zu sein einmal meinen Knöchel, meine Wade oder gar meinen Oberschenkel zu berühren.

Sie himmelten mich an…

Das war es doch, was ich wollte!

Beachtung.

Liebe.

Zuwendung…

Sollte ich sie nur so bekommen?

Vermutlich.

Dies war das Einzige was ich konnte und dafür wurde ich gefeiert.

ICH!

Ich warf die Hände in die Luft und legte den Kopf in den Nacken. Dabei bemerkte ich kaum, dass jemand von hinten nähergekommen war und den Reißverschluss meines Kleides öffnete. Gleich darauf rutschte der Stoff zu Boden und ich präsentierte das letzte, das ich trug: Mein schwarzes Spitzenhöschen.

Der Jubel wurde lauter und ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.

Ich fühlte mich so begehrt…

Total betrunken verhedderten sich meine Füße in meinem Kleid und ich verlor das Gleichgewicht in meinen High Heels.

Die Jungs um mich herum lachten (dreckig) als ich auf sie fiel und sie sich regelrecht darum stritten, wer mich auffangen durfte. Wo überall die vielen Hände auf meinem Körper waren, darüber wollte ich gar nicht nachdenken.

Nur… Sie mochten mich so sehr, dass sie sich um mich stritten und um das Privileg, wer mich halten durfte.

In diesem Augenblick war ich so glücklich.

Sie liebten mich.

Sie liebten mich…

Scheinbar hatte nun endlich einer die anderen bezwungen, denn zwei starke Arme schlangen sich um mich und zogen mich auf die Hüfte ihres Besitzers, der mich mit gierigen, grünen Augen anfunkelte.

Ich schlang die Arme um seinen Hals, während er mich bereits in Richtung Treppe trug. Wir suchten uns nun wohl ein Zimmer, in dem er mir zeigen konnte wie sehr er mich liebte…

Plötzlich war alles vorbei.

Mit einem Schlag war alles finster um uns herum und die Musik hörte auf zu spielen. Anfängliche Verwirrung unter den Anwesenden wich purer Empörung, als sich alle auf die Suche danach machten, warum ihre Feier denn so rüde unterbrochen wurde.

Fluchend ließ das Grünauge mich los und ich fiel. Unsanft landete ich auf meinen Füßen, brach mir dabei jedoch einen der hohen Absätze ab und hielt mich gerade so am Geländer der Treppe fest, ehe ich stürzen konnte.

Irritiert sah ich mich um.

Es war stockfinster.

Nur einige hatten ihre Smartphones herausgeholt, um sie als Taschenlampe zu benutzen. Doch die ersten freuten sich bereits über diesen Stromausfall, denn lautstarke Rufe verlangten danach, dass das Licht weiterhin komplett gelöscht bliebe. Dem Kichern und Quietschen einiger Mädchen nach zu urteilen war der Grund wohl erotischer Natur…

Ich versuchte mich hinzustellen und tappte mit dem kaputten Schuh ins Leere.

Plötzlich prasselte erneut die Einsamkeit auf mich ein.

Keiner beachtete mich mehr.

Niemand kümmerte sich noch um mich.

Ich sah mich um, doch erkennen konnte ich nur ein paar Silhouetten, die Menschen darstellten…

Doch ich wusste nicht wer sie waren.

Ich war erneut allein in einer großen Menge.

Ich griff die Stange des Treppengeländers fester und legte nun auch die zweite Hand daran, als ich schonwieder diese heißen Tränen spürte, die sich über meine Wangen ergießen wollten.

Ich fröstelte – obwohl es in diesem Foyer so heiß und stickig war – und realisierte, dass ich beinahe nackt vor allen Schülern dieser Schule getanzt hatte – zwar nicht zum ersten Mal, aber ich kam mir plötzlich so schäbig und dreckig dabei vor.

Ich schluchzte verzweifelt auf und sackte in die Knie. Das Gerüst vom Geländer war das einzige, was mich noch hielt.

Tief holte ich Luft und stieß sie zitternd aus, als sich plötzlich ein Lichtkegel grell auf mich richtete.

Erschrocken kniff ich die Augen zusammen und versuchte sie vor der plötzlichen Helligkeit abzuschirmen.

Ein ungutes Gefühl beschlich mich und ich presste die Arme schützend vor meine Brüste.

Ein von der Sonne gebräunter, muskulöser Arm erschien aus dem Licht.

Ich wehrte mich nicht, jammerte aber plötzlich widerwillig auf, als er nach meinem Arm griff und mich ruppig in die Senkrechte zurückzog.



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