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Follow the Enderman

Survival Novel
von

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Ghost, Nightmare und Cloud

„Mein Name ist Greg!“

„Aaaaaah!“

„Und ich möchte nur mit dir reden!“

„Aaaaaah!“

„Das ist keine sehr tiefgehende Unterhaltung!“, beschwerte sich Greg, während er erschrocken vor seinem neuen „Freund“ floh.

Der Spieler tat das was ein Spieler eben so tut. Monster angreifen. Warum man dabei so ein infernalisches Geschrei veranstalten musste, das war Greg auch nicht so ganz klar.

„Eine Hexe, eine Hexe!“, plärrte der Spieler, fuchtelte mit seinem Holzschwert herum und lief Greg nach, der sich durch die Fichten schlug.

„Hexer! Mit R hinten! Eigentlich bin ich sowieso viel eher ein Hexenmeister …”, sinnierte Greg und versteckte sich hinter einer Fichte.

Das bekannte Geräusch, wenn Blöcke abgebaut werden, drang an sein Ohr.

„Äh, jetzt warte doch mal … Ich will dir nichts tun, verstehst du das?“

Nach kurzer Zeit ebbte das Geräusch des Abbauens ab.

„Was soll'n das heißen, du willst mir nix tun?! Du bist doch ne Hexe, ein Monster!“

„Hexer!“

„Du musst mir was tun, dazu bist du programmiert!“

Greg dachte eine Weile darüber nach. Irgendwie hatte der Spieler recht, und tief in sich drinnen, in seinem Bit-Herzen spürte Greg den uralten Drang, den Spieler mit einem Trank der Vergiftung das Leben zu versauen, aber sein Bit-Hirn, das war einfach stärker – Greg hatte schließlich einen Plan!

„Weißt du, ich bin anders als die anderen Monster. Ich habe einen Plan. Ich möchte ein Dorf bauen. Für Monster, die so sind wie ich und Spieler, die mir dabei helfen wollen.

Ich meine, du sitzt da in dieser Erdhütte im Wald fest, pflanzt Kürbisse an und hast Angst, auf den nächstgelegenen Hügel zu gehen. Das ist doch kein Leben!“

Auf der anderen Seite der Fichte herrschte Schweigen. Greg nahm das als gutes Zeichen auf und fuhr fort: „Aber zusammen mit mir bist du viel stärker, ich kann dir helfen und du kannst mir helfen. Ich glaube, ich kann keine Blöcke ab- und aufbauen …“

Der Spieler kam langsam um den Baum herum, sein Skin war der eines Geistes. Er hatte lilafarbene Haare, zerrissene Kleidung und keine Hände sowie Beine. Über seinem Kopf konnte Greg den Namen Ghost lesen. Wie kreativ.

„Wozu willst'e ein Monster-Dorf aufbauen?“, fragte Ghost misstrauisch und blieb auf Abstand, das Holzschwert noch immer in der Hand.

Greg warf sich wieder in Pose. Endlich konnte er jemanden seine glorreiche Idee unterbreiten!

„Ich, Greg der Hexenmeister –!“

„Ich dachte immer Hexen sin' weiblich.“

„Ruhe! Ich, Greg der Hexenmeister, bin das erste Monster das verstanden hat, dass wir in dieser Welt einen viel besseren Stand haben, wenn wir Dörfer bauen. Und später Städte. Und dann werde ich diese Welt erobern und sie nach meinen Wünschen gestalten!“

„Aber Minecraft ist ne unendlich große Welt …“

Greg sah Ghost genervt an. „Du kannst einen nicht ausreden lassen, oder?!“

„‘Tschuldige …“

„Also“, Greg räusperte sich und streckte wieder die Arme aus, „Ghost, willst du Teil meines Vorhabens sein?“

Ghost schwieg ein Weilchen, währenddessen ging die Sonne auf und die ersten Lichtstrahlen bahnten sich ihren Weg in die dunklen Täler des Taiga-Bioms. Ein Häschen hoppelte an den beiden vorbei.

„Na gut, ich mach’s. Aber nur, weil ich überleben will und in diesem komischen Spiel feststecke, das sauschwer ist.“

Greg ließ seine Arme wieder sinken. „Du steckst fest?“

„Ja. Ich bin hier gelandet, voll alleine! Du bist der erste, mit dem ich seit ner gefühlten Ewigkeit rede. Ich bin bei mir zu Hause eingeschlafen und in diesem dunklen Wald aufgewacht. Ist’n Wunder, dass ich noch lebe, und das wohl nur, weil ich Minecraft bis zum Erbrechen gezockt hab.“

Greg sah Ghost neugierig an. „Gibt es noch mehr von dir? Ich meine, Spieler die in dem Spiel feststecken.“

Ghost bückte sich und richtete sich wieder auf, vermutlich sollte das ein Schulterzucken darstellen.

„Wie schon gesagt, du bist der erste mit dem ich seit ner Ewigkeit quatsche, keinen Plan, ob es noch andere wie mich gibt.“

„Dann werden wir es herausfinden!“

Ghost hob die Hände. „Woha, immer cool bleiben, Hexenmeister. Im Gegensatz zu dir muss ich essen und brauch ne Rüstung, weil mich so ziemlich alles in dieser Welt umbringen will! So ohne alles geh ich mit dir nirgends hin.“

Greg sah Ghost beleidigt an. „Ich werd nicht mit dir deine Erdhütte ausbauen! Ich will was Impostanes, was zum … äh …“

„Angeben?“

„Genau!“

Ghost schüttelte seufzend den Kopf. „Oh Mann, oh Mann, irgendwie glaube ich, ich hätte dich erschlagen sollen, als ich die Möglichkeit dazu hatte …“

„Und ich dich vergiften. Vergiss aber nicht, dass du bei der höchsten Schwierigkeitsstufe bei Vergiftung draufgehst“, sagte Greg und grinste gehässig.

Ghost schüttelte sich. „Ich brauch unbedingt ne Kuh!“

Greg schaute verdutzt drein. „Das hört man auch nicht alle Tage …

Wie dem auch sei, was brauchst du, damit wir einen geeigneten Standort suchen können, Ghost?“

Das ließ Gregs neuer Gefährte sich nicht zweimal sagen. Er bräuchte unbedingt Leder oder Eisen, Eisen wäre noch besser. Sie bräuchten beide Pferde, um schnell vom Fleck zu kommen, aber ohne Sättel könne man die nicht steuern. Wo man Sättel herbekam? Als Schatz aus Verließen, Tempeln oder anderen Anwesen, die vom Spiel generiert wurden. Abgesehen davon hätte Ghost wohl gerne etwas Besseres als ein armseliges Holzschwert, um sich zu verteidigen.

Greg hörte zu und merkte schnell, so schnell würde er mit Ghost nichts anfangen können. So lange der sich schutzlos fühlte, kämen sie wohl kaum von der Stelle. Am meisten machte ihm zu schaffen, dass man Sättel nicht einfach so bauen konnte, aber … Greg hatte wieder eine Idee – er war ja schließlich ein Genie!

„Ghost, mein naiver Gefolgsmann –“

„Ich bin nich' naiv!“

„Ich war mal ein Dorfbewohner!“

Ghost sah Greg spöttisch an. „Und dann hat dich n Blitz getroffen, was? Tolles Upgrade.“

Greg hielt einen Trank der Vergiftung in der Hand.

Ghost wich panisch zurück. „War nur n Witz, war nur n Witz! Komm wieder runter, erzähl weiter!“

Greg schnaubte genervt. Ghost konnte echt anstrengend sein!

„Das Dorf ist nicht weit weg, wir könnten …“

„Ein Gerber! Der verkauft manchmal Sättel!“, rief Ghost begeistert und hopste auf und ab.

Greg war erleichtert, sein neuer Gefährte hatte kapiert, worauf der großartige Hexenmeister hinauswollte.
 


 

~~~~
 

Schon die zweite Nacht in Folge! Greg hatte das Gefühl, sich seine Beine in den Bauch zu stehen, obwohl er weder müde noch hungrig noch sonst irgendwas werden konnte. Irgendwie befreiend. Manchmal vermisste er den Geschmack von Kartoffeln.

Vor zwei Tagen war Ghost ins Dorf marschiert, aber Greg konnte ihm nicht folgen und musste am Dorfrand unter den Fichten ausharren. Anfangs hatte Greg sehnsüchtig das Dorf angestarrt und seine alten Freunde bei ihrem Tagwerk beobachtet. Es war nicht so, dass Greg das Dorfleben furchtbar vermisste, es war ja schrecklich öde gewesen, aber seine Freunde vermisste Greg irgendwie schon. Sogar die simplen Unterhaltungen über das Wetter.

Ghost meinte noch, es könnte etwas dauern bis er zwei Sättel vom Gerber bekäme, Greg hatte keine Ahnung was „lange“ bedeutete. So langsam bekam er eine Idee davon.
 


 

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„Greg, Greg, ich hab’s geschafft, schau nur!“

Greg drehte sich um, er hatte gerade eine anregende Unterhaltung mit einem Kaninchen geführt, dass er in ein Erdloch gelockt hatte – dort kam es nun nicht mehr heraus.

„Sag bloß, wie lange hat das nochmal gedauert?“, antwortete Greg und richtete sich auf.

Das Kaninchen hopste traurig.

Ghost warf einen Blick in das Loch. „Was macht das Viech da drinne?“

„Sein Name ist Vanilla und ich hab es versehentlich da drinnen gefangen. Es hat eine Vorliebe für blaue Wolle.“

Ghost starrte Greg eine Weile stumm an, dann schüttelte er den Kopf. „Okay, ich hinterfrag das jetzt mal nich' …

Aber hier, schau! Sättel! Zwei Stück! Die dürfen wir auf keinen Fall verlieren!“

„Sehr schön, dann brauchen wir nur noch Pferde, oder? Hab hier noch nie welche gesehen, wo sind die Tierchen denn?“, wollte Greg wissen und sammelte einen Sattel auf, den Ghost vor ihm gedroppt hatte.

Ghost drehte sich im Kreis und sah sich um. „Tja, am einfachsten wäre es, wenn wir auf ner Ebene suchen würden, da spawnen Pferde für gewöhnlich. Wir sollten uns ein Schnelles aussuchen.“

„Es gibt auch Langsame?“

„Arschlangsame, die laufen lahmer als du läufst. Also gut, ich besorg mir noch mal viel Proviant und dann gehen wir Pferde und Kühe suchen!“, meinte Ghost und eilte in Richtung Dorf zurück.

Greg kratzte sich am Kopf. „Was du immer nur mit deinen Kühen hast …

Kannst du dir da einen Reim drauf machen, Vanilla?“

Aber Vanilla hopste nur stumm auf und ab.
 


 

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Greg stand auf einer Ebene, atmete die frische Luft ein und ließ sich die Sonne aufs Gesicht scheinen. Er hatte noch nie zuvor eine Ebene gesehen und obwohl man nicht viel Fantasie brauchte, um sich auszumalen wie es dort wohl aussehen mochte, war Greg dennoch überwältigt gewesen. Noch nie in seinem Leben hatte er so weit blicken können! In seinem Taiga-Biom war Greg es gewohnt, dass entweder ein Hügel oder eine Fichte ihm die Sicht versperrte.

Aber er musste zugeben, nach drei Tagen ließ der Höhenflug merklich nach und er hatte sich an der Ebene satt gesehen.

Die Ebene zu finden, war sogar viel einfacher als gedacht. Nachdem sie auf einen hohen Hügel des Taiga-Bioms gelaufen waren, hatten Greg und Ghost sie bereits aus der Ferne ausmachen können – praktischerweise grenzte sie direkt an das Taiga-Biom an und sie mussten auch nicht allzu weit wandern.

Gregs Gefolgsmann Ghost war nun schwer damit beschäftigt, sich reisefertig zu machen, und das beinhaltete das Züchten von Kühen in einem kleinen Gehege und ihre Schlachtung, um an Leder zu kommen. Zusätzlich betrieb Ghost etwas Minenbau, um an Stein heranzukommen, damit er Steinwaffen und Werkzeuge bauen konnte. Wenn Ghost keine dieser Tätigkeiten nachging, dann waren er und Greg damit beschäftigt, Pferde zu testen. Erst zu diesem Zeitpunkt hatte Ghost sich getraut, die Frage zu stellen, ob Greg überhaupt reiten konnte. Wenn es nicht vom Spiel vorgesehen war wie das Abbauen von Blöcken, funktionierte das überhaupt? Da blieb einem nur das Ausprobieren, und zu Gregs Erleichterung konnte er offenbar auf Pferde aufsteigen. Das Zähmen und Reiten dieser Tiere machte Greg mit Abstand am meisten Spaß. Beim ersten Mal war das ein richtiges Erlebnis gewesen, wie der Hexenmeister sich auf einen weißen Schimmel geschwungen hatte. Ein paar Mal wurde er abgeworfen, bis Herzen über dem Pferd erschienen und Greg es satteln konnte. Nur leider war sein Schimmel noch langsamer, als Gregs eigenes Lauftempo – und so begann das fröhliche Pferdezähmen.
 

Ghost kam, nun ganz in Leder gekleidet und mit einem Steinschwert ausgerüstet, zu Greg hinübergelaufen.

„Also, ich hab jetzt ziemlich viel Leder, ziemlich viel Stein, ne Truhe, ne Werkbank, ziemlich viel Holz und Wolle, Kohle, nen Ofen, aber leider noch keinen Eimer – der ist sauwichtig!“

Greg hätte sich am liebsten schreiend über das Gras gerollt. Er wollte endlich weg von dieser elenden Ebene und das tun, wozu er gemacht worden war!

„Graah, wozu brauchst du einen blöden Eimer?!“

„Für die Milch!“

„Für was, zum Enderdrachen, brauchst du Milch?!“

„Um mich vor Vergiftungen schützen zu können!“

Greg rieb sich die Nasenwurzel. „Okay, okay. Was brauchst du für den Eimer?“

Ghost sah auf den Boden. „Eisen. Das is' eigentlich nich' so schwer zu bekommen. Ich hab nur etwas Angst vor dem Bergbau. Wenn ich in ein Verließ stolpere oder so was, dann könnte ich echt Schwierigkeiten kriegen.“

Greg ließ seinen Blick noch einmal über die Ebene schweifen. In der Ferne trabte sein endlahmer Schimmel herum.

„Also gut, wir buddeln zusammen.“

Ghost schüttelte den Kopf. „Du kannst keine Blöcke abbauen.“

„Frustier mich nicht! Ich meinte damit, dass ich dir Rückendeckung gebe und du gräbst nach diesem blöden Eisen.“

Gesagt, getan. Ghost hatte ja bereits in einem niedrigen Hügel herumgegraben, dabei hatte er zumindest schon etwas Kohle gefunden, die er für seinen Steinofen bräuchte, Holz ginge allerdings auch. Greg sagte Ghost, dass ihm das alles am Zauberstab vorbeiginge. Ghost meinte, dass Greg doch gar keinen habe. Greg wiederum antwortete, dass er Ghost gleich seine Kohle sonst wohin stecken würde.

„Ich hab Eisen gefunden!“, rief Ghost begeistert.

An den Wänden ihrer provisorischen Höhle hingen Fackeln, damit keine Monster spawnten. Das flackernde Licht tauchte die Höhle in eine wohlige Wärme. Auf einer Seite stand ein weißes Bett, in dem Ghost die Nacht verschlief, Greg stand dann daneben und dachte darüber nach, wo er sein Dorf aufbauen könnte.

Der Hexenmeister sah müde auf. „Na endlich, bau es ab und lass uns abhauen!“

„Sekunde …“

Zu dem Bett gesellte sich ein Ofen. Ghost tat die Kohle ins untere Fach und ins obere das Eisenerz. Während sie darauf warteten, dass Ghost das geschmolzene Eisen verarbeiten konnte, hatte Greg den schrecklichen Verdacht, dass sein „Freund“ nachdachte.

„Greg, ich hab nachgedacht.“

Ich wusste es!, dachte der Hexenmeister verärgert.

„Wenn ich noch mehr Eisen finden könnte, dann hät' ich ne Eisenrüstung. Die hält viel mehr aus als Leder. Damit würde ich mich sicherer fühlen, verstehst du?“

Greg legte seinen Kopf in den Nacken. „Du verstehst aber auch, dass ich mich gerade zu Tode langweil, oder?! Alles, was ich machen kann, ist herumstehen und Wache schieben! Du brauchst ja ewig!“

„Ich hab nur ein Leben! Du übrigens auch! Ich finde, du bist ganz schön schluderig damit. So ein Magier könnte dir ganz schön den Arsch versohlen, das ist dir noch gar nich' klar geworden, was?!“

„Niemand hat eine Chance gegen den Hexenmeister!“, sagte Greg und klopfte sich auf die Brust, während Ghost sich die Hand ins Gesicht schlug.

„Egal, ich such jetzt Eisenerz!“

„Dann mach doch!“
 


 

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Greg legte seine Arme um seinen schwarzen Rappen und streichelte dessen Mähne. „Ich werde dich Nightmare nennen.“

„Wie fantasielos.“

„Du hast dich selbst Ghost genannt, erzähl du mir nichts von Kreativität!“, blaffte Greg seinen Gefährten an und schwang sich auf sein Pferd.

Es war endlich so weit; endlich, endlich konnte Greg mit Ghost nach einem geeigneten Platz für sein Dorf suchen!

Ghost saß auf seinem weißen Schimmel (Greg fand es toll, dass ihre Pferde gegensätzliche Farben hatten) und gemeinsam ritten sie los. Die Pferde, die sie sich nach einigen Fehlschlägen aneignen konnten, waren unglaublich schnell und hatten eine ebenso unglaublich schlechte Sprungkraft, aber man konnte nicht alles haben. Im Galopp verließen sie die Ebene und ritten an der Sandküste entlang. Die Sonne ging unter, die letzten Sonnenstrahlen krochen über den Himmel und die Wolken glühten orange. Eine Schildkröte kroch träger über den Sand; Greg galoppierte an ihr vorbei und genoss den frischen Wind, der um ihn flatterte bis er merkte, dass Ghost nicht mehr an seiner Seite war. Greg bremste Nightmare ab und blickte zurück.

Sein Gefährte war vom Pferd abgestiegen und lief um die Schildkröte herum. Greg stöhnte genervt auf und ritt zurück.

„Was machst du denn da?! Hör auf, rumzutrödeln!“

Ghost sah zu ihm auf. „Es gibt Schildkröten?!“

Der Hexenmeister stieg von seinem Rappen ab. „Ja, na und? Was ist daran so toll?“

„Ich weiß nich', ich weiß es eben nicht'und das isses ja! Wenn es Schildkröten gibt, dann müssen die für was gut sein, Greg! Klar werden auch mal nutzlose Sachen geadded, wie zum Beispiel Fledermäuse, die droppen nich' mal was! Aber ich glaube, die Schildkröten haben nen Nutzen!“, erklärte Ghost aufgeregt und lief weiter um das lahme Tier herum, das seine Umgebung wohl kaum wahrnahm.

„Ghost, lass uns endlich weitergehen. Du kannst Schildkröten studieren, wenn wir einen Standort für mein Dorf haben, okay?“, schlug Greg vor und deutete auf die Pferde.

Er wollte weiter, außerdem geriet Ghost bei Nacht immer so in Panik.

Sein Gefährte stieg wieder auf den Schimmel auf (er hieß Cloud, auch sehr kreativ) und trabte los. Die Nacht war hereingebrochen und die beiden Abenteurer hatten ausgemacht, die Nacht durchzureiten, schon allein wegen der ganzen Monster denen man so besser ausweichen konnte. Sie folgten weiter der Küstenlinie, nach einer Weile konnten sie in der Ferne sehen, dass die Ebene in ein Tundra-Biom überging.

„Du, Greg …“, sagte Ghost, während er neben dem Hexenmeister her ritt und das neue Biom in Augenschein nahm.

„Sag jetzt bitte nicht, dass du dir dieses Biom anschauen willst …“, stöhnte Greg auf.

„Doch, aber ich erklär dir auch sofort wieso. In Tundra-Biomen werden manchmal Iglus generiert. In denen befinden sich ab und zu Labore.“

„Wir sind keine Wissenschaftler“, antwortete er abfällig.

„Nein, aber es würde sich lohnen, so ein Iglu zu finden. Da gibt's Gegenstände, die uns in unser'm Dorf nützen würden“, hielt Ghost dagegen und ging vom Galopp ins Traben über, als sie vom Sandstrand auf die verschneite Ebene wechselten.

Greg spürte, wie die einst warme Temperatur kälter wurde, sofort fühlte er sich an sein altes Zuhause erinnert. Die verschneite Tundra war wie die Ebene, eine weite Fläche, bedeckt mit Schnee, hier und dort ragte dunkles Gras heraus. In der Ferne hoppelten Kaninchen umher – Greg musste an Vanilla denken.

„Ich sag dir was, Ghost. Wir reiten ja eh durch die Tundra durch, ich denke nicht, dass das ein geeigneter Standort für mein neues Reich ist. Ich möchte was Warmes haben.“

„Eigentlich wär' die Ebene gar nich' so schlecht dafür gewesen, wieso wolltest du die denn nich'?“, fragte Ghost neugierig nach.

Greg seufzte. „Ich weiß auch nicht, ich hab einfach den Wunsch, mir andere Biome anzusehen und irgendwann dieses Gefühl zu haben: „Das ist es, das ist das Biom, wo ich mein Dorf bauen werde!“

Ghost nickte. „Das kann ich verstehen, zumindest ging es mir so, als ich Minecraft noch gespielt habe.“

„Das machst du doch jetzt auch, oder etwa nicht?“

„Nein, Greg. Ich spiel Minecraft nich' mehr. Ich überlebe es.“
 


 

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Um Greg und Ghost war nichts als Schnee, Schnee, Kaninchen, ein Eisbär mit einem Jungen und noch mehr Schnee. Die Nacht lag wie eine dunkelblaue Decke über ihnen und es war unangenehm frostig. Greg fand das wahnsinnig öde. Absolut nicht das Biom, welches er für sein Dorf nutzen wollte.

„Also, ich kann kein Iglu sehen“, stellte der Hexenmeister frustriert fest und ritt in Gedanken aus dieser Einöde heraus, in ein wunderschönes Biom mit gemäßigten Temperaturen.

Ghost nickte. „Reiten wir weiter.“

„Wer ist das?“, Greg deutete nach vorn, dort lief Etwas oder Jemand über die Ebene. „Ein Spieler?“

Ghost schaute ebenfalls dort hin, die Hand auf Cloud gelegt. „Nein … Nein, ich glaube nich' … Oh!“

„Oh, was?“

„Oh, ein Eiswanderer!“

„Ist das gut?“, wollte Greg wissen und bewegte sich in die Richtung des mysteriösen Neuankömmlings.

Ghost schüttelte energisch den Kopf. „Nein, Mann! Eiswanderer sin' Monster! Und sie verschießen Pfeile der Langsamkeit! Das ist gar nich' gut, machen wir, dass wir hier wegkommen!

Greg! Wo willst du denn hin?!“, schrie Ghost, als der Hexenmeister einfach auf den Eiswanderer zulief.

„Ich will nur kurz mit ihm reden!“

„Du bist aber kein guter Diplomat!“, brüllte Ghost ihm nach.

Greg winkte ab. „Ich hab ein Händchen dafür, wirst schon sehen!“

Der Schnee knirschte leise unter seinen Schritten, Stück für Stück näherte er sich dem Eiswanderer, der aussah wie ein gräulicher Zombie, gekleidet in Lumpen, bewaffnet mit einem verzauberten Holzbogen. Ziellos lief das Monster des nachts über die Ebene, mal hier hin, mal dorthin. Greg hoffte inständig, dass dieses Wesen auch etwas Verstand hatte.

„Sei gegrüßt, Wanderer!“

„Ach nö, eine Hexe“, grummelte der Eiswanderer mit tiefer Stimme und sah Greg ausdruckslos an.

„Hexer. Mit R hinten. Und eigentlich bin ich ein Hexenmeister …

Hey, du verstehst mich!“ Begeistert hopste Greg auf und ab.

Endlich ein anderes Monster, das nicht eine Ausgeburt der Hirnlosigkeit war!

„Ghost, er versteht uns!“

Ghost winkte Greg, rührte sich allerdings nicht vom Fleck und hütete lieber die Pferde.

„Wanderer, ich muss dir unbedingt von meinem Plan erzählen!“

Der Eiswanderer schüttelte den Kopf. „Lass gut sein, du willst bestimmt die Welt erobern.“

Greg stockte. „Äh, ja, nein … Nicht ganz. Als erstes will ich ein Dorf bauen … Woher weißt du das?“

„Hm“, summte der Wanderer zustimmend, „da bist du aber nicht der Erste.“

Greg sah das Monster verdutzt an. „Was soll das heißen?“

Der Horizont hinter den beiden färbte sich allmählich rot, die Sonne war dabei aufzugehen.

„Es ist so weit, bald hat es ein Ende …“, murmelte der Eiswanderer, den Blick auf den Himmel gerichtet.

Greg runzelte die Stirn, was laberte der Eiswanderer da nur für ein Blech?!

„Äh, okay … Hilf mir auf die Sprünge, was soll das heißen ich bin nicht der Erste. Gibt es noch mehr Monster die so sind wie ich?!“ Dieser Gedanke munterte den Hexenmeister ungemein auf; das würde ja bedeuten, dass sein Plan viel schneller und besser Gestalt annehmen konnte, als ursprünglich gedacht!

„Ja. Es gibt einige die so sind wie wir. Aber du bist nur ein kleiner Fisch, Hexe.“

„Hexenmeister“, murmelte Greg zerknirscht.

„Hm, wie dem auch sei …“ Der Eiswanderer starrte noch immer den Horizont an. „Nach diesem Biom hier folgt ein großes Wüsten-Biom. Dort müsst ihr mit dem Wüsten-Zombie sprechen, Grey. Er bringt euch zum Großmagier, er führt sie alle an, die Monster mit Verstand. Zu dem musst du.“

Ghost hatte sich schließlich doch getraut, dem Eiswanderer näherzukommen, doch der schien auch gar kein Interesse daran zu haben, Ghost anzugreifen.

„Was sagt er denn?“, will Gregs Gefährte vorsichtig wissen und blieb mit den Pferden einige Blöcke entfernt stehen.

Greg erzählte ihm von dem Wüsten-Zombie und dem Großmagier, dass es Monster wie ihn gäbe.

„Die müssen wir finde, Ghost! Mit denen müssen wir reden, die können mir helfen, mein Dorf zu bauen!“

Die Sonne war kurz davor aufzugehen, der Eiswanderer sah wie gebannt zu. „Ich habe noch nie die Sonne gesehen, weißt du …

Der Großmagier wird nicht dir helfen dein Dorf zu bauen, du wirst ihm helfen seines zu bauen. Niemand widersetzt sich dem Großmagier Zabini … Glück gehabt, Hexe. Ich habe das Ende meiner Reise erreicht …“

Greg öffnete den Mund, da er noch Fragen hatte, als der Eiswanderer plötzlich in Flammen vor ihm stand. Er brannte einfach, lichterloh, wie eine Fackel. Die Sonne war aufgegangen und offenbar vertrugen Eiswanderer diese genauso wenig wie Zombies. Entsetzt wich Greg zurück, auch Ghost hatte sich vorsichtshalber aus dem Staub gemacht.

Geschockt sahen die beiden zu, wie der Eiswanderer brannte, einfach blieb wo er war und brannte, bis er umkippte und sich in Rauch auflöste.

Nichts mehr. Es war nichts mehr von ihm übrig – so als wäre er nie da gewesen.

„Was zum Henker war'n das?!“, wollte Ghost wissen und lief erschrocken hin und her.

Greg schüttelte verwirrt den Kopf. „Keine Ahnung. Aber wir wissen zumindest, was wir als nächstes tun werden, Ghost.“

„Ins Wüsten-Biom gehen?“

„Genau.“

„Aber davor suchen wir nach nem Iglu.“

„Du und dein scheiß Iglu!“

„Voll nicht!“

Und während Greg und Ghost sich stritten, ritten sie weiter durch das Tundra-Biom, dem Sonnenaufgang entgegen, auf der Suche nach dem Wüsten-Biom (und dem Iglu).


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ghosts Dialoge sind nicht falsch geschrieben, sie sollen seinen Dialekt wiedergeben. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blue_StormShad0w
2019-03-27T19:06:14+00:00 27.03.2019 20:06
Guten Abend.
Tolles Kapi, es war sehr unterhaltsam! (^~^)
Oh Junge, Greg und Ghost kleine Odyssey durch die unendlichen Weiten Minecrafts waren sehr gut dargelegt. Schon lustig, wenn ein Spieler und eine Hexe, äh, und ein Hexenmeister gemeinsam unterwegs sind und sich über dieses und jenes Zanken. (^^)
Hm, es gibt also noch andere kluge Monster, wie den Eiswanderer, interessant. Aber nach den Aussagen des verstorbenen Monsters, scheint dieser Großmagier Zabini kein angenehmer Zeitgenosse zu sein.
Auch frage ich mich, was den Eiswanderer dazu veranlasst hatte, sich in Brand zu setzten?
Nun denn, bis zum nächsten Mal wieder! (^^)/
Antwort von:  Sas-_-
27.03.2019 23:22
Hi :D

Ich bin im Moment krank und will gar nicht wissen, wie viele Tippfehler in dem Kap sind XD

Ich bin auf jeden Fall froh, dass dir das Kapitel gefallen hat :3 Über Greg zu schreiben, macht auch immer sehr viel Spaß :D

Der Eiswanderer ... Weil ich nicht weiß, ob ich das in der ff dann richtig aufklären kann ... Über sich selbst zu entscheiden, beinhaltet auch diese Eintscheidung - sein Dasein zu beenden. Der Eiswanderer hat in seinem Leben keinen Sinn mehr erkennen können. Das kommt in dem Kapitel nicht richtig rüber, weil er es nicht erklärt. Ich will aber sehen, dass so etwas noch Eingang in die Geschichte findet.

Immer noch, vielen Dank für deinen Support! ^3^

Bis hoffentlich bald,
Sas-_-


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