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Nahe bei Dir

Maron x Chiaki
von

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Nahe bei Dir

Die rhythmische Sportgymnastik am Nachmittag hatte mich wie immer fertig gemacht. Als wir endlich Schluss machen durften, spürte ich jeden einzelnen Knochen in meinem Körper. Während wir uns umzogen, fiel mir ein, dass Chiaki angeboten hatte, auf uns zu warten und zusammen nach Hause zu gehen. Miyako hatte natürlich sofort freudestrahlend zugestimmt. Bei dem Gedanken daran stöhnte ich innerlich auf. Ich freute mich in etwa so sehr darauf, mit Chiaki nach Hause zu gehen, wie auf meinen nächsten Zahnarztbesuch.

Wie befürchtet stand Chiaki schon vor der Schule, als Miyako und ich die Umkleideräume verließen. Mit einem seiner charmantesten Lächeln begrüßte er uns und ich spürte förmlich wie Miyako neben mir zerfloss. Er war ja wirklich verdammt attraktiv, das musste ich zugeben. Wenn er nur seine Klappe nicht immer so weit aufreißen würde…

Während ich noch in meine Gedanken versunken war, war Miyako schon zu Chiaki gerannt und hatte sich bei ihm eingehakt. Ich seufzte, als ich sah, wie sie sich mal wieder an ihn heranschmiss.

"Maron, komm schon!", rief sie mir entgegen.

"Ich komme", rief ich zurück und beeilte mich, mit den beiden aufzuschließen.

"Mein anderer Arm ist noch frei", sagte Chiaki und zwinkerte mir zu.

"Nein, danke", gab ich zurück. "Ich kann durchaus alleine laufen."

Ich legte unseren Heimweg schweigend zurück, während Miyako vor sich hin plapperte und Chiaki nur immer mal nickte. Zwischendurch schaute er zu mir, als ob er prüfen wollte, dass ich noch da war. Miyako bekam das gar nicht mit und ich tat so, als würde ich es nicht bemerken.

Als wir endlich an unserem Wohnungskomplex ankamen, atmete ich einmal tief durch. Keine schlimmen Sprüche von Chiaki, bei denen ich am liebsten im Boden versunken wäre. Das war doch mal was.

Miyako und Chiaki steuerten direkt auf den Fahrstuhl zu, doch ich blieb noch zurück. Ich hoffte, die beiden würden nichts merken, aber meine Hoffnung wurde nicht erfüllt.

"Maron, was ist denn jetzt?", rief Miyako mir zu.

"Geht schon mal vor", sagte ich und wartete, bis die Fahrstuhltür sich endlich schloss. Ich sah noch, wie Chiaki mich komisch musterte, dann waren die beiden hinter den Doppeltüren verschwunden. Ohne dass ich es merkte, hatte ich die Luft angehalten, die sich jetzt in einem langgezogenen Seufzer entlud. Ich ging hinüber zu den Briefkästen. Es dauerte immer eine Weile, bis ich mich gewappnet hatte, aber dann öffnete ich meinen Briefkasten.

Leer.

Wie immer.

Ich blinzelte meine Tränen weg und wischte mir einmal mit schnellen Bewegungen über die Augen. Dann straffte ich meine Schultern und rief den Fahrstuhl wieder nach unten.

Als sich die Türen oben in meinem Stockwerk wieder öffneten und ich aus der Kabine trat, sah ich als erstes den blauen Schopf meines überaus nervigen Nachbars. Er lehnte lässig zwischen unseren Wohnungstüren und machte den Eindruck, als könnte er das den ganzen Tag machen.

"Hast du deinen Schlüssel vergessen?", fragte ich im Vorbeigehen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

"Nein, ich habe auf dich gewartet", antwortete er.

Ich blieb vor meiner Tür stehen. "Warum?", fragte ich ungläubig.

"Was hat es mit den Briefkästen auf sich?", fragte er zurück, anstatt meine Frage zu beantworten.

"Das geht dich überhaupt nichts an", gab ich zurück.

"Sei doch nicht immer gleich so", sagte er schmollend. "Du kannst ruhig akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sich um dich sorgen."

"Und ausgerechnet du sollst dazugehören?", fragte ich schnippisch.

"Wir müssen das ja nicht auf dem Flur klären. Darf ich reinkommen?", fragte er und trat einen Schritt auf meine Wohnungstür zu, die ich gerade geöffnet hatte.

"Nein", sagte ich knapp, doch Chiaki hatte gar nicht auf eine Antwort gewartet. Obwohl ich mich ihm in den Weg stellte, schlängelte er sich mit seinem typischen Grinsen an mir vorbei und betrat meinen Flur. Außerstande einen klaren Gedanken über diese Unverschämtheit zu fassen, folgte ich ihm und schloss die Tür hinter mir. Wenigstens besaß er den Anstand, seine Schuhe auszuziehen, bevor er es sich in meinem Wohnzimmer bequem machte. Ich seufzte resigniert, was zu einer Gewohnheit zu werden schien, zog ebenfalls meine Schuhe aus und stellte meine Schultasche ab. Dann ging ich in die Küche, um Tee zu machen, so gastfreundlich war ich ja dann doch.

Mit einem Tablett, beladen mit Teekanne, Tassen und Keksen, kehrte ich dann ins Wohnzimmer zurück und setzte mich Chiaki gegenüber. Da ich absolut keine Ahnung hatte, worüber ich mit ihm sprechen sollte, hielt ich mich an meiner Teetasse fest und trank immer mal einen Schluck. Chiaki schien das alles zu amüsieren, er grinste mich unentwegt über seine Tasse hinweg an. Irgendwann konnte ich nicht mehr ernst bleiben. Sein kontinuierliches Grinsen war einfach zu viel. Ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht.

Plötzlich warf Chiaki triumphierend die Arme in die Luft. "Ich habe es geschafft!", rief er aus. "Sie hat gelächelt!"

Daraufhin musste ich wirklich lachen. Chiaki beruhigte sich wieder und sah mich ernst an. "Du hast ein wirklich schönes Lachen", sagte er. "Du solltest das öfter machen."

"Ich lache oft!", gab ich zurück.

"Tust du nicht."

Ich überlegte. Wann hatte ich heute das letzte Mal gelacht, gerade eben nicht eingerechnet? So sehr ich mich anstrengte, es fiel mir tatsächlich nicht ein. Hatte Chiaki Recht?

"Hey, jetzt schau nicht so", sagte Chiaki nach einer Weile. "Du brauchst eben einfach mehr Gründe zu Lachen."

"Und du bist einer dieser Gründe oder wie?", fragte ich, ohne es wirklich so zu meinen.

Zu meiner Überraschung antwortete Chiaki völlig ernst. "Das würde ich gerne sein, ja", sagte er.

"Wie meinst du das?", fragte ich zurück.

Anstatt etwas zu antworten, stand Chiaki auf, kam zu mir herüber und streckte seine Hand zu mir aus. Ohne darüber nachzudenken ergriff ich sie und ließ mich auf die Füße ziehen. Doch Chiaki hatte mich so dicht an sich herangezogen, dass ich seinen Atem auf meiner Stirn spüren konnte. Mein Herz begann wie wild zu klopfen und ich geriet in Panik. Ich riss meine Arme hoch und wollte Chiaki wegschieben, doch er hielt mich weiterhin fest. Obwohl ich mich wehrte und versuchte, von ihm loszukommen, war Chiaki zu stark. Irgendwann gab ich meinen Widerstand auf und ließ mich einfach an seine Brust sinken. Er hatte immer noch seine Arme um mich geschlungen, was mittlerweile eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Mit der Stirn lehnte ich an Chiakis Schulter und die Arme hatte ich um seine Hüfte geschlungen. So standen wir eine ganze Weile, bis sich mein Herz wieder beruhigt hatte und ich ganz langsam ein- und ausatmete.

"Siehst du", sagte Chiaki dann. "Es ist nicht schlimm, jemanden an sich heranzulassen."

"Meiner Erfahrung nach tut das irgendwann ziemlich weh", flüsterte ich zurück.

Daraufhin löste er seine Hände von meinem Rücken, legte sie auf meine Schultern und schob mich ein Stück von sich weg, damit er mich ansehen konnte.

"Was ist nur mit dir passiert?", fragte er leise.

Ein wehmütiges Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ich dachte an meine Eltern, die mich verlassen hatten und keinen Kontakt mit mir aufnahmen. Ich dachte an Miyako, die ich um ihre liebevollen Eltern beneidete. Und ich dachte an Chiaki, der direkt vor mir stand und aus dem ich nicht schlau wurde.

Mit seinen braunen Augen sah er mich immer noch durchdringend an, und ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden.

Auf einmal spürte ich, wie seine Hand von meiner Schulter langsam nach oben wanderte, bis sie an meiner Wange Halt machte. Obwohl seine Hand angenehm warm war, lief mir eine Gänsehaut über den gesamten Körper.

Im nächsten Moment küsste Chiaki mich. Automatisch schloss ich die Augen und konzentrierte mich vollständig auf die Berührungen seiner Hände und seiner Lippen. Chiaki war ganz zärtlich, so als hätte er Angst, mich zu zerbrechen. Doch ich genoss den Kuss und fühlte mich nach langer Zeit mal wieder wohl und geborgen.

Als er sich irgendwann von mir löste, hinterließ er ein Kribbeln auf meinen Lippen und ein Gefühl der Leere in meinem Magen. Ich hielt mich immer noch an ihm fest und auch er hatte mich nicht losgelassen. Mit einem liebevollen Blick, den ich ihm nie zugetraut hätte, sah er mich an.

"Und was passiert jetzt?", fragte ich leise.

"Jetzt gehört uns die Welt", antwortete er.

Dann küsste er mich noch einmal.
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ItachiUchih4
2020-01-19T21:59:27+00:00 19.01.2020 22:59
Hey, ich habe nach wirklich langen Jahren die Serie mal wieder geschaut und habe mir gedacht, dass ich mal wieder einige Stories zu diesem unglaublich romantischen Pärchen lesen könnte.

Und siehe da, ich bin auf deinen OS gestoßen!

JEdenfalls fand ich deinen OS sehr schön und hat mir recht gefallen, dass Chiaki ihr so ehrlich gegenüber getreten ist und da nicht locker gelassen hat!

Du hast es auch sehr gut geschrieben, sodass man es flüssig lesen konnte!

Schade, dass der Anime/Manga von Jeanne fast schon ausgestorben leer wirkt.

LG
Von:  Mayachan_
2019-06-10T03:49:22+00:00 10.06.2019 05:49
Hi hab eben deinen OS gefunden und finde ihn sehr schön. :)
Ich bin auch ein Fan von der Serie und den Mangas und überlege auh schon ob ich eine neue FF schreibe. Eine idee hab ich schon ;)
Mach weiter so
Glg Mayachan


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