Zum Inhalt der Seite

One Reason Why

Kaiba/Anzu
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

Für mich gab es nie so etwas wie Freundschaft. Es war ein Wort. Vergänglich. Zerbrechlich. Aber vor allem unehrlich. Eine Lüge. Pure Heuchelei. Kein Mensch konnte einen anderen aufrichtig lieben, ohne dabei Hintergedanken zu haben. Es gab immer ein Motiv. Einen Beweggrund, der einen Mensch antrieb. Denn alle Menschen waren Egoisten, die in erster Linie immer nur an sich selbst dachten, an ihr eigenes Wohlergehen oder den Nutzen, den sie aus einer Beziehung zogen. Auch ich war da keine Ausnahme. So wägte auch ich stets die Vor- und Nachteile ab, vor allem bei geschäftlichen Beziehungen.
 

War mir ein zukünftiger Geschäftspartner von Nutzen? Was würde mir eine Zusammenarbeit langfristig bringen? Gerade als Geschäftsführer der Kaiba Corporation konnte ich mir keine Fehltritte leisten und so musste ich jeden Schritt nach vorne mit Bedacht wählen. Persönliche Gefühle spielten keine Rolle.
 

Niemand nahm Rücksicht auf eine Person, die sich selbst bemitleidete oder gar seine Schwächen nach außen zeigte. Nur wer stark und selbstbewusst war, wurde respektiert. Verantwortung bildet den Charakter. Worte, die mich seit meiner Kindheit begleiteten. Nur wer sich Herausforderungen stellte und siegreich hervorging, hatte ein Anrecht auf das Leben. Das war es, was man mir jahrelang eingeflößt hatte und nie hatte ich diese Art zu denken hinterfragt, sondern sie in mich aufgenommen, wie ein Schwamm, der Flüssigkeit einsog. Ohne nachzudenken, ohne je zu hinterfragen. Ich hatte die Lehren meines Stiefvaters Gozaburou übernommen und obgleich er schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilte, so waren es seine Worte und seine markerschütternde Stimme, die mich jede Nacht aufs Neue daran erinnerte, dass ich nicht versagen durfte und niemals unvorsichtig werden durfte.
 

War es seine Stimme oder einfach nur mein Unvermögen mich auf andere Menschen einzulassen? Liebe, Hass, Freundschaft oder Rivalität. All diese Gefühle existierten in mir, auch wenn ich sie mir nicht wirklich eingestehen wollte. Ich hasste Schwäche. Ich konnte Menschen nicht respektieren, die immer wieder dieselben Fehler begangen und nicht einmal versuchten, sich zu ändern oder gar stärker zu werden. Chaotische, unordentliche und laute Menschen brachten mich aus der Ruhe und machten mich aggressiv.
 

Menschen, die freiwillig ihre Schwächen offenbarten und mit ihren Predigten über Moral, Nächstenliebe und Freundschaft andere in ihren Bann zu ziehen versuchten und offensichtlich noch nie die harte Realität erlebt hatten und ihr ganzes Leben lang in einer zuckersüßen Wattewolke verbracht hatten, fernab von der harschen Welt der Erwachsenen, wo Gefühle keine Rolle spielten, sondern nur Macht von Wert war. Menschen, die sich vor harten Herausforderungen flüchteten und lieber die Rolle des Opfers annahmen und sich in Selbstmitleid sudelten, sodass sie ihre Probleme gar nicht erst in Angriff nehmen mussten, da sie eine bequeme Rechtfertigung für ihre Schwäche gefunden hatten.
 

Es war beinahe beneidenswert, wie naiv und kindlich einige Leute sein konnten. Sie hatten eine Art von Weltanschauung, die ich nie gelernt hatte. Oder schon lange vergessen. Es fiel mir schwer diese Art zu denken zu nachzuvollziehen, denn ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, nach Vor- und Nachteilen zu suchen, dass ich nie in Erwägung gezogen hatte, dass menschliche Bindungen noch ganz andere Eigenschaften hatten. Die Liebe zu meinen Bruder Mokuba. Was wäre ich ohne ihn?
 

Er war mein Fels in der Brandung. Er war es, der mich jeden Tag daran erinnerte, wofür ich mich jeden Morgen aus dem Bett quälte und er war es auch, der mir einen Grund gab, an die Zukunft zu glauben. Schon immer hatte ich arge Schwierigkeiten damit mit Verlust umzugehen. Als er ging, hinterließ er eine riesiges Loch in meinem Herzen, das ich einfach nicht füllen konnte. Verzweifelt hatte ich nach einem Ersatz gesucht. Nach irgendetwas oder jemanden, der ihn ersetzen konnte. Doch niemand in dieser Dimension konnte ihm das Wasser reichen. In meinem Frust suchte ich nach Wegen, ihn zurückzubringen oder zu ihm zu kommen. Und es war mir gelungen.
 

Auch wenn mein Wiedertreffen mit ihm, meinem wahren Rivalen und meinem ersten Freund, sich verzögerte, so hatte ich mein Ziel dennoch erreicht. Als ich vor ihm stand und in seine voller Stolz strahlenden Amethyste blickte, wusste ich, dass es Zeit wurde, einen neuen Weg einzuschlagen und in Richtung Zukunft zu gehen. Unser letzter Augenblick hatte mir die Augen geöffnet. Seine warme und fast fürsorgliche Stimme, die mir alles Glück der Welt wünschte und mich darum bat, gut auf mich und ihn zu achten, jagte mir einen Schauer über den Rücken.
 

Er hatte akzeptiert, dass er kein Teil meiner Welt war und forderte mich dazu auf, den einzigen Yuugi Mutou meiner Welt als meinen neuen Rivalen anzuerkennen. Ich konnte dem nichts entgegensetzen. Selbst ich hatte seine Stärke in einem Duell erfahren. Wohl oder übel musste ich einsehen, dass Atem niemals wieder ein Teil meines Lebens sein würde und ich musste ohne ihn den Pfad in Richtung Zukunft ebnen. Trotzdem war ich zufrieden. Ich konnte ihn hinter mir lassen. Und eines Tages würde ich ihm voller Stolz entgegentreten können und ihm zeigen, was ich in meinem Leben erreicht hatte. Pyramiden? Antike Gemäuer? Die Ägypter hatten die Welt massiv beeinflusst, doch auch ich würde meine Spuren auf diesem Planeten hinterlassen und Atem zeigen, dass ich ihm in nichts nachstand.
 

Doch in meiner Zeit fiel es mir schwer, nicht an ihn zu denken. Yuugi war nicht Atem. Er war liebenswert und freundlich. Stets achtete er auf das Wohlergehen seiner Freunde. Und so kam es, dass er auch auf mich zukam. Nun ich ging selten zur Schule. Als Firmenleiter galten nun mal Sonderregelungen für mich und ohnehin war der Schulstoff für mich schon längst bekannt. Doch die letzten sechs Wochen ging ich hin. Wollte ich Atems Bitte erfüllen und ein hütendes Auge auf Yuugi werfen oder sehnte ich mich einfach nur nach menschlichen Bindungen und einer Ablenkung, die mich vergessen ließ, wie sehr ich ihn vermisste? Auch Mokuba zuliebe wollte ich guten Willen zeigen. Er sorgte sich so sehr um mich, denn auch wenn ich es selbst nicht wahrnahm, so hatte er gesagt, dass man in meinen Augen tiefe Trauer und Einsamkeit erkennen würde.
 

Spöttisch hatte ich gelacht. Einsamkeit? Trauer? Unsinn! Doch nicht ein Mann meines Formats. Ich hatte doch meinen kleinen Bruder und genug Aufgaben und Pflichten, die ich nicht vernachlässigen durfte. Das sagte ich mir immer wieder und ich wiederholte diese Worte wie ein magisches Mantra in meinem Kopf. Immer und immer wieder. Vollkommen egal, wie oft ich diese Worte aussprach und wie sehr ich versuchte, mich selbst von ihnen zu überzeugen, es blieb der kleine Zweifel in mir, der in mir wuchs und sich nicht ausrotten ließ. Furcht. Ja, ich hatte Atem verloren. Ich fürchtete mich davor, nun auch Yuugi zu verlieren. Aus irgendeinem paradoxen Grund suchte ich die Nähe zu ihm.
 

Es waren nur sechs Wochen. 42 Tage, die mein Leben veränderten. Doch es war nicht Yuugi, der mir immer näherkam. Es war seine dümmliche Freundin Mazaki Anzu, die regelmäßig zu mir kam und mich ansprach.
 

„Wie geht es dir, Kaiba-kun?“
 

„Mein Privatleben geht dich nichts an, Mazaki. Hast du nichts Besseres zu tun?“
 

Ich stieß sie von mir. Mit Worten. Mit Gemeinheiten. Stets zeigte ich ihr die kalte Schulter und versuchte sie irgendwie zu verletzen und dennoch schien ihr dies nichts auszumachen. Als wäre sie immun gegen meine spitzzüngigen Bemerkungen. Sie plapperte ungehalten weiter. Sie war Klassensprecherin und somit war es ihre Pflicht die Hausaufgaben und Facharbeiten ihrer Mitschüler einzusammeln. Sie organisierte das Schulfest und half dem Lehrer beim Verteilen von Materialien. Sie war äußerst beliebt in der Klasse und wirklich ausnahmslos jeder mochte sie. Selbst ich konnte mich nicht davon freisprechen, sie als sehr fleißige Frau anzuerkennen.
 

Wenn es etwas gab, das mich beeindruckte, dann war es Kompetenz und Intelligenz. Eigenschaften, die sie mit jedem Vortrag, den sie vor der Klasse hielt, bewies. Sie mochte einen kümmerlichen, gar zurückgebliebenen Freundeskreis haben, doch sie war alles andere als auf den Kopf gefallen. Sie zeigte Mut und Selbstbewusstsein. Selbst die dummen Sprüche ihrer Mitschüler brachten sie nicht aus dem Konzept. Ohne sich ablenken zu lassen, hielt sie ihre Rede vor der Klasse und bewies wahre Führungskompetenzen. Sie wusste sich zu behaupten und selbst wenn ich sie als Person nicht ausstehen konnte und mir einredete, dass ich sie hasste, so konnte ich ihre Qualitäten nicht ignorieren. Ja, ich wollte sie hassen. Dieses selbstgefällige Mädchen, das sich mir ungefragt aufdrängte.
 

Jeden Morgen kam sie etwas früher und erledigte ihre Aufgaben. Ein solches Pflichtbewusstsein imponierte mir. Selbst einige meiner besten Mitarbeiter schafften es nicht, ihre Aufgaben ordentlich zu erledigen und machten immer wieder Fehler aus Nachlässigkeit, doch Anzu, dieses unscheinbare brünette Mädchen, bewies wahres Verantwortungsgefühl – eine Eigenschaft, die selbst vielen Erwachsenen fehlte. Da ich auch jeden Morgen früher kam, um vor dem Unterricht noch einige E-Mails abzuarbeiten, kreuzten sich unsere Wege häufiger und jedes verdammte Mal hatte sie Dreistigkeit, mich anzusprechen und mich von meiner Arbeit abzulenken.
 

„Du siehst heute aber blass aus! Alles in Ordnung?“
 

„Ich brauche dein geheucheltes Mitleid nicht. Wird dir das nicht langsam lästig, immer so zu tun, als würde dich das Wohlergehen Fremder interessieren? Muss doch anstrengend sein, immer die Samariterin zu spielen und sich als Heilige feiern zu lassen.“
 

Sie wirkte überrascht. Ich hatte mit einem spitzen Pfeil genau auf ihr Herz gezielt und hatte gehofft, dass sie mich nun endlich alleine lassen würde, doch sie hob einfach nur die Augenbraue, sah mich ungläubig an und verschränkte die Arme. Sie schien nachzudenken, nach den richtigen Worten zu suchen. Vermutlich fiel es ihr schwer, mit der Wahrheit konfrontiert zu werden und nun suchte sie verzweifelt nach einem Konter, doch mit Kaiba Seto war nicht zu spaßen. Ob in einem Spiel, einem Duell oder einem Wortgefecht – stets ging ich als Sieger von dem Feld. Und in meiner Arroganz und in meiner Überzeugung, sie überrumpelt zu haben, schlich sich ein überhebliches Lächeln auf meine Lippen und in mir bauschte sich das Gefühl der Schadenfreude auf, denn ich wusste, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte und genoss es, sie aus der Bahn geworfen zu haben.
 

Die beliebte Klassensprecherin hatte meinen Worten nichts entgegenzusetzen.
 

„Du bist doch kein Fremder. Nach all den Jahren müsstest du doch langsam mal verstanden haben, dass wir Freunde sind. Es tut mir aufrichtig leid für dich, dass du glaubst, mich mit fiesen Sprüchen von dir stoßen zu können, denn es beweist, dass du einfach nur Angst hast, dich zu binden. Aber keine Sorge, ich behalte deinen Kryptonit für mich.“
 

Sie zwinkerte, wandte sich zum Gehen und ließ mich auf meinem Platz zurück. Empört starrte ich ihr eine Weile hinterher. Ich fühlte mich gedemütigt und beleidigt von ihr und wenn sie glaubte, dass sie so mit mir sprechen konnte und ungeschoren davon kam, hatte sie sich geschnitten. Zügig erhob ich mich von meinem Platz und lief ihr hinterher, doch als ich zur Tür kam, war es Yuugi, der mir entgegen kam. Lächelnd begrüßte er mich und wünschte mir einen wunderschönen guten Morgen und das in einer solch liebevollen Stimmlage, dass sich mein Magen umdrehte und ich glaubte, dass mein Frühstück sich gerade seinen Weg in Richtung Freiheit bahnte. Yuugi und Anzu waren beide so widerlich zuvorkommend und freundlich. Doch Anzu hatte Mumm und wagte es immer wieder mich herauszufordern und im Gegensatz zu Yuugi hatte sie genügend Selbstbewusstsein meinem beißenden Sarkasmus entgegenzutreten und mir ebenso den Spiegel vorzuhalten, wie ich es bei ihr und ihrem Gutmenschentum versuchte.
 

Yuugis süßes Lächeln war so widerlich ehrlich, dass ich nicht anders konnte, als mich mit ihm zu vergleichen, da wurde mir umso bewusster, wie kaltherzig und abscheulich ich war. Und obwohl ich zu Yuugi und seinen Freunden so gemein war und kein einziges gutes Haar an ihnen ließ, kamen sie immer noch auf mich zu und beharrten auf eine Freundschaft, von der ich mir sehr sicher war, zu dieser nie zugestimmt zu haben. Eigentlich wollte ich Anzu hinterher, doch ich verdrängte das Verlangen ihr die Meinung zu sagen und ging an meinen Platz zurück, nur um im nächsten Moment mich mit Yuugi konfrontiert zu sehen, der fröhlich über seinen neuen Highscore in einem Onlinespiel erzählte.
 

Jeden Morgen sahen wir uns. Wir diskutierten und stritten. Ich fuhr wie gewohnt meinen Laptop hoch, anstelle mein Postfach zu öffnen, linste ich vorsichtig zur Eingangstür und wartete darauf, dass meine Kontrahentin erschien. Sie verspätete sich. Ich rümpfte die Nase. Letzten Endes war sie nichts weiter als ein normales Mädchen. Das Gefühl der Enttäuschung machte sich in mir breit. Warum nur hatte ich so fest damit gerechnet, dass sie kommen würde? Es waren bereits fünf Minuten vergangen. Zehn Minuten. In einer Viertelstunde würden die ersten Schüler und Schülerinnen hier auftauchen und somit war unser Morgenritual nicht mehr möglich.
 

Es war bereits zur Gewohnheit geworden. Es war ein kleiner Wettkampf zwischen uns. Wer schaffte es seinen Gegenüber zuerst zum Schweigen zu bringen? Ich wäre nicht Kaiba Seto würde ich einer solchen Herausforderung kampflos entsagen. Mein Stolz verbot es mir, mir nicht mit ihr zu messen. Auf keinen Fall sollte sie glauben, dass sie mir überlegen war. Doch es störte mich ungemein. Dass sie nicht hier war und sie mich einfach warten ließ. Pünktlichkeit gehörte zu den wichtigsten Eigenschaften eines Geschäftsmannes und auch hielt sehr viel davon. Das Einhalten von Terminen und Verabredungen war enorm wichtig und ich konnte es nicht leiden, wenn mein Zeitplan durcheinander geriet. Ich hielt inne. Genau genommen war das hier keine Verabredung. Es war purer Zufall, dass wir uns hier jeden Morgen begegneten.
 

Ich hörte Stimmen im Flur. Schritte, die näher kamen. War es Anzu? Was sie wohl zur ihrer Verteidigung zu sagen hatte? Wie konnte ich ihr ihr Zuspätkommen vorhalten und sie damit ärgern? Erst jetzt wurde mir bewusst, dass es sich um mehrere Personen handeln musste.
 

„Lasst mich endlich los!“
 

„Ach komm schon, Anzu-chan! Du bist doch das Mädchen für alles. Ist doch nichts dabei, nur den Rock hoch und einmal knipsen!“
 

Wie von einer Tarantel gestochen erhob ich mich von meinem Platz und eilte in den Flur, wo ich Anzu mit zwei Jungs aus der Parallelklasse sah. Es war offensichtlich, dass die beiden sie bedrängten und in einem Anflug von Zorn konnte ich nicht anders, als einen von ihnen am Arm zu packen und ihn von ihr wegzureißen. Erschrocken sah er mich an. Es war ein Leichtes für mich ihn mit einer Hand hochzuheben. Er hatte keine Chance sich zu befreien. In meinem Blick legte ich all den Hass, der sich sonst stets in diesen Tiefen meiner Seele zu verstecken versuchte. Wie konnte es diese Mistkerle wagen, ein Mädchen zu belästigen? Hatten sie denn keinen Anstand? Ich schleuderte den einen Kerl einige Meter von mir weg und warf ihm einen eiskalten Blick zu.
 

Verschwindet, bevor ich wirklich wütend werde, hatte ich geknurrt und die beiden rannten den Flur entlang und flüchteten über die Treppe in das untere Stockwerk. Erleichtert atmete Anzu aus und kam mir näher.
 

„Danke, Kaiba-kun. Du warst mir eine große Hilfe.“
 

„Pah, bilde dir nichts darauf ein. Das hier hat nichts mit dir zu tun. Ich hasse Männer, die glauben, sie könnten sich alles nehmen, was sie wollen. Eine Frau muss man mit Taten überzeugen, wenn man sie für sich gewinnen will und sich nicht aufdrängen wie ein unzivilisierter Wilder, der mit seiner Keule seine Beute erschlägt. Ein solches Verhalten ist einer modernen Gesellschaft inakzeptabel.“
 

„Trotzdem hast du mir geholfen und dafür bin ich dankbar. Hoffentlich lassen sie mich ab jetzt in Ruhe. Einige Jungs in unserem Jahrgang sind einfach nur abscheulich. Ich bin froh, dass ein gut gebildeter und wortgewandter Gentleman mir geholfen hat und nicht alle Männer so sind.“
 

Sie zwinkerte. Ich blickte ihr finster hinterher und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Es war ja nicht so, dass das, was sie da sagte, nicht wahr war. Es fühlte sich nur eigenartig an, dass ausgerechnet sie diese Eigenschaften an mir lobte. Ich war es gewohnt, dass sie mir den Spiegel vorhielt und meine negativen Eigenschaften betonte, umso überraschender war es, dass sie mich auf diese Weise lobte.
 

Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ein ehrliches Lächeln, das sich gut anfühlte. Ich war froh, dass ich ihr helfen konnte und dass sie zur mir aufsah. Dieser eine Moment, diese wenigen Minuten, als sie nicht erschien und ich ungeduldig auf ihr Erscheinen wartete, machte mir bewusst, wie sehr ich ihre Gegenwart genoss und dass sie still und heimlich dieses tiefe Loch in meinem Herzen gefüllt hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück