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Woods

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Lyrics by Luke Eisner and Gus Ross Komplett anzeigen

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Im Wald gibt es Tiere

Die kleine Gruppe stieg aus dem VW Bus und sah sich um.

Das Holzhaus sah wirklich alt aus, die Scheiben wirkten als wären sie lange nicht mehr geputzt worden und das kleine Grundstück war umringt von dunklen, hohen Tannen und dornigen Brombeersträuchern.

Ungefähr 500 meter hinter dem Haus sollte sich irgendwo zudem ein kleiner, idyllischer Waldsee verstecken.

Die ersten, die sich zu Wort meldeten waren die drei Mädels:
 

"Du hast nicht gesagt, dass es soooo tief im Wald ist....", murrte Jenny argwöhnisch und wehrte eine aufdringliche Mücke ab, die sich gerade auf ihren blassen Oberarm setzen wollte.

"Das Haus sieht aus, als würde es gleich zusammen brechen..", überlegte Becky skeptisch und bereute direkt nicht noch mehr Pullover eingepackt zu haben, denn hier so im Schatten der vielen Bäume war es gleich um einiges kälter als in der Sonne. Sie war komplett auf Sommer eingestellt gewesen.

"Ich hab ja gesagt eine Finca auf Mallorca wäre tausend mal besser. Aber ihr wart ja zu geizig!", seufzte Sophie und band sich ihre feurig roten Locken zu einem dicken Zopf zusammen.
 

Pierre zuckte mit den Schultern und zog die ersten Taschen aus dem Bus: "Also ich bin total zufrieden mit meiner Wahl. Ich hab auch extra drauf geachtet, dass der Empfang hier miserabel ist, dann könnt ihr nicht ständig am Handy kleben."

"Schatz spinnst du?! Ich dachte wir haben hier Wlan?!", protestierte Becky und ihre blauen Augen wurden schlagartig eisig kalt.

"Ich möchte wieder nach Hause....", jammerte Jenny und sah Ben auffordernd an.

"Hm?", machte dieser nur.

"Unterstütz mich gefälligst mal!", meckerte die Blondine und kontrollierte ihr Handy. Tatsächlich....null Empfang...

"Also ich finde es eigentlich ganz gut. So kann man mal richtig abschalten. Im wahrsten Sinne des Wortes.", strahlte Lukas und erntete prompt böse, funkelnde Blicke aller Frauen.
 

Die Gemüter beruhigten sich zwar schnell wieder, allerdings nur bis zur Besichtigung der Schlafzimmer.

"WIR nehmen das Doppelbett!", rief Becky und wollte schon ihre Tasche ins Zimmer schmeißen, als Jenny dazwischen sprang: "NIX DA!"

"Leute, leute also ich finde, dass Lukas und Sophie das Doppelbett bekommen sollten. Immerhin sind die am kürzesten zusammen und haben noch viel zu erkunden.", Pierre grinste breit. Tatsächlich waren Lukas und Sophie erst 3 Monate zusammen und deswegen hatte Lukas auch urspringlich allein kommen wollen. Es hatte ein Männertrip sein sollen. Nur die drei Musketiere. Aber Becky wollte unbedingt mit und aufeinmal wurde dieses Pärchending daraus.

Furchtbar.

Das gemeinsame Bindeglied der Gruppe war wohl Pierre.

Ben und Pierre kannten sich bereits seit dem Kindergarten und waren beste Freunde. Lukas hatte Pierre dagegen vor 5 Jahren im Italienurlaub kennen gelernt.

Nach und nach waren dann die Mädels dazugestoßen. Becky und Pierre waren mit 3 Jahren am längsten zusammen , Ben und Jenny ungefähr ein Jahr und bei Lukas und Sophie war es eben noch ganz frisch.

Für die beiden war es definitiv ein harter Beziehungstest Urlaub in einem alten Haus im Wald zu machen....ohne Wlan.
 

"Lasst uns einfach losen.", kam es typisch diplomatisch von Lukas.

Ein besserer Vorschlag folgte nicht, also schüttelte Sophie kurz darauf ein paar kleine, zusammengeknüllte Zettelchen in einem Topf hin und her.

"Ok ich würde sagen die Kerle ziehen. Dann können wir die Schuld später auf euch schieben!", beschloss sie frech grinsend.

"War ja klar..:", schmunzelte Pierre und griff eines der Papierkügelchen. Ben und Lukas taten es ihm schnell nach.

"Uuuund?", Jenny trippelte ungeduldig auf der Stelle hin und her, sie wollte endlich ihre Sachen auspacken.

"Das Zimmer mit den zwei Einzelbetten.", gab Ben trocken und recht unaufgeregt bekannt. ihm war es irgendwie herzlich egal. Er hätte auch die Couch im Wohnzimmer genommen.

"Na ok...wir können die ja zusammen schieben.", nickte Jenny und meinte damit: Du kannst die dann gleich zusammenschieben während ich mein Make Up auffrische.

Das Doppelbett war also noch im Rennen.

Pierre öffnete seinen Zettel: "Yes! wir haben das Doppelbett!"

Sophie sah aus wie drei tage Regenwetter:

"Das...heißt wir haben das scheiß Hochbett?!"

"ich glaub das heißt Stockbett.", korrigierte Becky.

"Ist doch nur für ein paar Tage..", versuchte Lukas es schön zu reden, doch Sophie griff ihre Handtasche und stapfte verärgert drauf los.

Alle bezogen nach und nach ihre Zimmer und inspizierten jeden Winkel, wobei sie ein paar Spinnen aufschreckten.

In der Anzeige hatte eigentlich gestanden, dass hier regelmässig alles gesäubert wurde. Wie lange war hier schon niemand drin gewesen?

Hatten sie sich abzocken lassen?

Naja jetzt mussten sie das beste daraus machen.
 

Ein paar Stunden später saßen sie alle versammelt an dem Tisch im Wohnzimmer...fast alle.

"Maus jetzt komm wir wollen UNO spielen!", rief Pierre aus dem Wohnzimmer und öffnete seine Bierflasche an der Tischkante.

"Boah Hasi Ich komm ja gleich! Ich muss wenigstens nochmal den Kühlschrank auswischen sonst kann ich mich nicht entspannen!", rief sie zurück und befeuchtete ihren Putzlappen.

"Ja "Hasi" entspann dich mal.", grinste Ben und Pierre warf eine Handvoll Erdnüsse nach ihm.

"Das hab ich gehört Ben!", zischte Becky aus der Küche, die sich jetzt daran machte die Küchenzeile von ihrer Staubschicht zu befreien.

"Komm wir fangen schonmal an."entschied Sophie.

"Äh Leute...schaut mal aus dem Fenster....wie dunkel das geworden ist...", hauchte Jenny leise und ihre braunen Rehaugen wurden gleich etwas größer.

"Ja das hat die Nacht so an sich.", bemerkte Ben.

"Das ist mir schon klar..aber...so mit den hohen Tannen und so ganz ohne Laternen ist es wirklich....rabenschwarz draußen...", Jenny war Großstadtkind durch und durch. So richtig dunkel wurde es da eigentlich nie.

"Schon ein bisschen gruselig...", stimmte Sophie ihr schließlich zu.

"Hier drinnen ist es ja hell.", lächelte Lukas. Genau in diesem Moment flackerte die Lampe über ihnen kurz.

Jenny kreischte auf und klammerte sich an Ben's Arm.

"Man ihr stellt euch aber auch an...", seufzte dieser und begann die Karten zu verteilen.
 

Mitten im Spiel sah Jenny wieder zum Fenster:

"Gibts hier eigentlich auch wilde Tiere?"

Ben vergrub das Gesucht hinter seinen Händen: "Das hast du grad nicht wirklich gefragt oder?",

er sah sie fassungslos an.

"Ja ich meine mehr als Eichhörnchen?"

"Na logisch wir sind hier voll in der Wildnis!", Sophie hob eine Braue.

"Wieso hat mir das keiner vorher gesagt?!", protestierte Jenny empört.

Ben reichte ihr wortlos ein Glas Wein.

Er kannte das Theater schon.

"Jenny...wir sind hier im Wald was hast du denn erwartet...?", fragte Becky vorsichtig.

"Jetzt lasst sie mal in Ruhe. Wer ist überhaupt grade dran?", unterbrach Lukas, der keinen Streit wollte.

Keiner wusste es.

"Wisst ihr was? ich glaub wir sind alle müde von der Fahrt und ja auch erst frisch angekommen.. ich würd sagen wir beenden das hier für heute und hauen uns aufs Ohr.", Pierre stand auf.

"Klar, dass du das sagst. Du hast das Doppelbett.", schnarrte Sophie, stand aber ebenfalls auf.

Jenny nickte lediglich , nahm ihren Wein mit aufs Zimmer und wartete nicht einmal auf Ben.

Der einzige, der es schaffte sofort einzuschlafen war Pierre.

Die anderen lagen noch mehrere Stunden wach auf den unbequemen Matratzen und lauschten den Geräuschen des Waldes.

Schlammpackung

"Leute!", nur mit Tanktop und Herzchen-Hotpants bekleidet riss Jenny die Schlafzimmertür von Sophie und Lukas auf, sodass ihr in Eile gefertigter strohblonder Dutt dabei wippte.

Lukas schoss sofort senkrecht in die Höhe während Sophie im Bett eine Etage über ihm noch im Traumland war.

"Ben ist weg!"

Lukas sah sie verschlafen aus seinen grün-braunen Augen an:

"Hast du schonmal auf Klo nach geguckt?", nuschelte er und lies sich wieder auf die Matratze fallen.

"man ich meins ernst er ist nicht da!", ihre schrille Stimme war genau das , was er gerade nicht so früh am Morgen brauchte.

Pierre kam mit Zahnbürste im Mund dazu: "Was'n hier los?"

Sophie's rote Mähne stand in alle Richtungen ab , als sie schließlich auch aufwachte: "Hab ich was verpasst?", murrte sie und rieb sich gähnend über die Augen.

"Irgendwas riecht hier richtig gut...", Lukas kletterte aus dem Bett.

"Becky macht Frühstück.", meinte Pierre, dann musste er schnell ins Bad, um die Zahnpasta auszuspucken.

"Hallo?!Stimmt was nicht mit euch?! Wie könnt ihr an Frühstück denken?! Ben ist weg! Mein Freund ist verschwunden und wir sind hier mitten im Wald!", Jenny wurde fuchsteufelswild.

In diesem Moment steckte Pierre wieder den Kopf aus dem Bad:

"Chill mal du Zwerg. Der ist doch nur Joggen."

"Woher willst du das wissen? Und nenn mich nicht Zwerg!", fauchte die 1,59m kleine Jenny.

Was irgendwie absurd war, denn Jenny, als kleinste Frau, hatte mit Ben den deutlich größten Freund hier.

"Na weil er mich um 5:30 Uhr gefragt hat, ob ich mit will und ich ihm nen Vogel gezeigt hab."

"Also dann hätte er mir doch aber beschei-", sie brachte den Satz nicht zu Ende, weil jemand hinter ihrem Rücken gegens Flurfenster klatschte und sie vor Schreck aufschrie und einen Sprung nach vorne machte.

Ben stand verschwitzt draußen in Sportsachen und lachte.

"Siehst du...", grinste Pierre und rieb sich über einen seiner tätowierten Arme.

"Ich bring ihn um.", waren Jenny's letzte Worte, ehe sie sich einen Bademantel überwarf und nach draußen stürmte.

"Armer Ben...", Lukas ging zu Pierre ins Bad und besah sich das blonde Vogelnest auf seinem Kopf. Er hatte sich aber auch im Bett die halbe Nacht hin und her gewälzt.
 

Später als alle einigermaßen ansprechbar waren und Ben sich geduscht hatte. Trafen sie sich in der Küche.

Becky hatte Brötchen gebacken, Kaffee gekocht und den Tisch gedeckt. Verblüfft sah die Gruppe auf das Buffet das sich vor ihnen erstreckte.

"Und deswegen ist sie meine Freundin.", sagte Pierre stolz in den stillen Raum hinein.

Becky kicherte nur verlegen und ging mit der Kaffeekanne herum.

Zu Hause machte tatsächlich auch Pierre oft mal das Frühstück. Aber das war das Geheimnis der Beiden.

"Ich brauch erstmal eine Kippe.", Jenny griff sich nur eine Tasse Kaffee, die mit dem großen Smiley drauf und huschte wieder nach Draußen.

"Meintest du nicht sie wollte aufhören?", fragte Lukas und setzte sich neben Ben.

Der zuckte mit den Schultern: "Bisher war das leider nur Gerede..."

Jenny's Zigaretten waren der Hauptstreitpunkt in Ben's und ihrer Beziehung.

"Hattest du nicht Angst, dass du dich hier verläufst? Du warst ja schon echt lange weg.", Lukas begann sich ein Brötchen aufzuschneiden.

"Ich find mich eigentlich überall relativ schnell zurecht. Komm doch morgen mal mit und reich mir mal bitte die Butter rüber."

"Klar wieso nicht. Mal gucken.."

"Kann man eigentlich auch irgendwo was einkaufen gehen?", erkundigte Sophie sich und schob sich einen Löffel Nuss-Nugat-Creme pur in den Mund.

Pierre verzog angewidert das Gesicht: "Bist du eklig....naja da gibt es so einen Laden, da müssen wir allerdings fast 2 Stunden zurück in dieses eine Dorf fahren. Ich glaub aber dass wir mit unseren Vorräten auskommen."

Jenny kam zurück, legte kurz die Arme um Ben's Hals, gab ihm einen Kuss und setzte sich dann auch an den Tisch.
 

Nach dem Frühstück hatte irgendwie jeder eine andere Idee. Wirklich viel unternehmen lies sich hier allerdings nicht.

Sie befanden sich tatsächlich in völliger Abgeschiedenheit. Irgendwo im Nirgendwo traf hier definitiv zu.

Sophie wünschte sich von Jenny ein Umstyling und wollte auch mal endlich ausnutzen, dass Jenny Kosmetikerin war.

Pierre und Becky hatten sich in ihr Zimmer verzogen und ...naja sie hatten ein imaginäres Bitte-Nicht-Stören-Schild an die Tür gehängt. Sie stritten es vorher noch ab, aber jeder wusste was sie da drinnen machten.

Übrig blieben Lukas und Ben.

"Ich wollt nochmal ein bisschen nach draußen. Kommst du mit?", Ben öffnete die schwere Holztür.

"Klar ich hätt jetzt sonst nur mein Buch weiter gelesen.", nickte Lukas, der sich vorgenommen hatte während ihres Aufenthalts zwei Romane durch zu bekommen.

Sophie machte sich immer darüber lustig, dass er eigentlich am liebsten zu Hause auf der Couch lag , Tee trank und sich durch Bücher wälzte. So richtig viel gemeinsam hatten sie irgendwie nicht.
 

Durch den Wald zu gehen gestaltete sich etwas abenteuerlicher als gedacht, denn der Pfad auf dem sie gingen, war teilweise sehr schmal geworden und auch mal beinahe zu gewachsen.

"So bei Tag ist es aber schon ganz schön hier.", Lukas sah eine Tanne nach oben, die unten ganz kahl war und deren Nadeln erst weit über seinem Kopf begannen.

Ben nickte: "Die Luft ist auch ganz anders. Ich liebe es."

"Jenny nicht so, oder?"

"Ach was, merkt man das?", Ben grinste.

Sie liefen ein Stück weiter über Moos und kleine Ästchen, die unter ihren Füßen knackten.

"Ich glaub Sophie hat vorher auch was anderes erwartet...ein Wellnesshotel im Wald oder so..aber wenn sie erstmal angekommen sind dann-", Lukas sah nicht nach vorne und war plötzlich verschwunden.

"Lukas?!", Ben drehte sich um. Da war niemand mehr hinter ihm.

"Hier unten!", rief Lukas, der einen Abhang runtergerutscht war und sich auf halber Höhe an einer dicken Wurzel festhielt.

Um wieder hochzukommen war es zu steil und viel zu rutschig.

Ben trat vorsichtig oben bis an die Abbruchstelle heran: "Was machst du da?"

Lukas sah ihn verlegen grinsend und voller Matsch an:

"Och nur so abhängen. Ich glaub ich hab den See gefunden. Kannst du mir wieder hoch helfen?"

Hätte Lukas diese Wurzel nicht zu fassen bekommen wäre er direkt ins Wasser gefallen.

Allerdings sah es unter ihm absolut nicht tief genug dafür und auch ziemlich felsig aus. Das hätte ziemlich weh getan.

Ben kniete sich hin und streckte den Arm nach unten aus.

Ihre Fingerspitzen berührten sich kurz, dann löste sich die Wurzel weiter aus der Erde und Lukas rutschte ein Stück tiefer.

Jetzt wurde er doch etwas nervös: "Schnell!"

In dem Moment als Lukas' Hand abrutschte schmiss Ben sich nach vorne und bekam ihn gerade eben noch zu fassen.

Der Ruck der folgte hätte ihn beinahe mit die glitschige Wand runter gezogen.

Unter großer Anstrengung zog er seinen Freund wieder nach oben. Danach lagen sie beide auf dem Rücken auf dem Waldboden und atmeteten schnell.

"Danke...", japste Lukas und rieb sich über die Stirn, wobei er nur noch mehr Schlamm verteilte.

Ben sah ihn an: "Du siehst vielleicht scheiße aus..."

Das lies Lukas sich nicht gefallen, griff in den Dreck und warf eine ordentliche Ladung Matsch nach Ben.

Lachend rangelten sie über den Boden.

Lukas blieb nach Luft schnappend unter Ben liegen und hob abwehrend die Hände als dieser versuchte seinen eigenen Schlamm an ihm abzureiben.

Schließlich liesen sie voneinander ab.

"In der Anzeige stand: Romantischer Waldsee läd zum Baden ein.", zitierte Ben.

"Was...??? Die Todesfalle da???", Lukas war fassungslos.

Beide mussten laut loslachen.

Wirklich kein Aspekt hier war so wie beschrieben. Das Haus nicht, das Grundstück nicht, die Umgebung nicht.

"Die haben uns richtig verarscht.", war Ben's nüchternes Fazit.

Lukas grinste nur und schmierte ein letztes Mal Schlamm über Ben's Hals.

Der stieß ihn sofort weg: "Man lass den Scheiß."

"Das ist gut für deine Haut. Schlammpackung. Frag mal Jenny.", Lukas hatte schon Bauchschmerzen vor Lachen.

Danach wanderten sie noch eine Weile hin und her, bis ihnen ein gewaltiger, umgestürzter Baum den Weg versperrte.

Ben war sofort oben, war allerdings auch größer und sportlicher als Lukas.

"Wer bist du? Tarzan?", fragte dieser von unten und versuchte unbeholfen ebenfalls hoch zu kommen.

Ben streckte die Hand aus und zog Lukas dann derart schwungvoll nach oben, dass dieser gegen ihn prallte und beide auf der anderen Seite runterfielen weil Ben das Gleichgewicht verlor.

Ehe sie sich versahen lag Lukas auf Ben drauf, vorher stießen ihre Köpfe natürlich gegeinander.

"Fuck...", stöhnte Ben und hielt sich den Kopf. Ihre Nasen berührten sich beinahe.

"Sorry...", nuschelte Lukas verlegen.

"Runter! los!", Ben schob Lukas von sich und rappelte sich auf, dann half er Lukas auf die Beine.

"Ich glaub der Wald mag uns nicht...", stellte Lukas fest.

"Ich weiß nur, dass ich Hunger habe und dass wir besser langsam zurück gehen sollten."

Das klang so erstmal ganz gut. Klappte allerdings nicht, weil sie sich zu diesem Zeitpunkt bereits komplett verlaufen hatten.

Natürlich zog Lukas erstmal reflexartig sein Handy aus der Tasche.

Aber damit hatte er hier ja keinen Empfang.

"Nimm du mal , du bist viel größer als ich.", war seine einzige Idee.

Doch Ben winkte ab: "Quatsch...das bringt nichts..."

"Der Baum da kommt mir bekannt vor.", war Lukas sich kurz darauf sicher. Seine sonst so weichen, blonden Haare, waren von Schlamm verklebt.

"Der sieht genauso aus wie die fünf, die daneben stehen..", nahm Ben ihm die Illusion.

Tatsächlich irrten sie noch einige Stunden hin und her.

"Wenn es gleich dunkel wird flipp ich aus....", stöhnte Lukas, der es nicht zugeben wollte, aber langsam richtig Angst bekam.

Ben klopfte ihm beruhigend auf die Schulter: "Ich weiß jetzt wo wir sind...in 20 Minuten sind wir wieder beim Haus."

"Wirklich?", Lukas Augen leuchteten erleichtert auf.

"Klar.", log Ben, der absolut keinen Schimmer hatte wo sie sich befanden und Lukas nur beruhigen wollte.

Glücklicherweise fand er kurz darauf tatsächlich den Weg wieder.

Als Lukas das auch bemerkte umarmte er Ben überschwänglich.

Ben drückte ihn kurz an sich und schob ihn weg: "Ist ja gut...lass mich los..."

Dann stapften sie noch durch ein Brombeergestrüpp, zerkratzten sich etwas und kamen schlamm verkrustet auf die anderen zu, die schon besorgt vor dem Haus standen.

"Wir sind hier nicht zum Survival Training ihr Spinner!", rief Pierre ihnen lachend entgegen.

Nur wer ihn kannte konnte ihm ansehen wie viele Sorgen er sich bereits gemacht hatte.

Sophie fiel Lukas um den Hals: "Man ich hatte schon richtig Angst, dass ihr nicht mehr wieder kommt. Geht's dir gut?"

Jenny dagegen wich Ben weiträumig aus: "Geh du erstmal duschen bevor du mich wieder anfässt mit deinen schlammigen Pranken!"

Lukas umarmte seine Freundin, sah dabei aber zu Ben.

Das Joggen morgen würde wohl ausfallen.

Das war heute definitiv erstmal Waldspaziergang genug gewesen.

Soft Lips

Spät abends saßen sie im Wohnzimmer im Kreis auf dem Boden.

Draußen rief eine Eule und der Raum wurde nur durch ein paar Kerzen erhellt.

"Können wir nicht doch lieber das Deckenlicht anmachen?", flüsterte Jenny.

"Wieso flüsterst du?", fragte Ben.

"Keine Ahnung...."

"Hör jetzt auf abzulenken nur weil du dran bist. Wahrheit oder Pflicht?", fragte Pierre und strich sich eine schwarze Strähne hinters Ohr.

Jenny sah ihn einen Moment an: "Pflicht!"

"Du musst Becky oder Sophie küssen."

Jenny zögerte, als Sophie ihr dann jedoch zuzwinkerte fasste sie sich ein Herz, kippte ihren Sekt runter und krabbelte auf sie zu.

"Ich mag dieses Spiel.", grinste Pierre, woraufhin Becky ihm unsanft ihren spitzen Ellenbogen in die Seite rammte.

"Waaas? Nach 3 Monaten gehst du mir schon fremd?", lachte Lukas, der durch ein paar Bier ausnahmsweise auch mal etwas lockerer war. Sophie streckte ihrem Freund die Zunge raus, dann gaben die beiden Mädels sich einen schnellen Schmatzer auf den Mund.

"Also ich finde das zählt nicht.", beschloss Ben, der sich bisher ansonsten sehr zurück gehalten hatte.

"Schaaatz!", fauchte Jenny und wollte gerade zu ihm zurück, als Sophie ihr Gesicht zu sich drehte.

Jenny sah sie überrascht an und schloss dann die Augen, als sie sich richtig küssten.

"Wow...", sagte Pierre leise und bekam wieder einen saftigen Stoß in die Rippen.

Sophie zog Jenny näher an sich und spürte wie deren Brüste leicht gegen ihre drückten.

So weiche Lippen..., dachte Jenny.

Sie hat ja gar keinen Bh an..., dachte Sophie.

Für beide war es das erste Mal, dass sie eine andere Frau küssten und beide waren angenehm überrascht.

Weiche Haut, weiche Lippen...irgendwie viel sinnlicher als mit ihren Männern...außerdem roch Jenny blumig süß.

Kurz vergaßen sie die Zeit.

"Nehmt euch ein Zimmer.", lachte Becky mit geröteten Wangen.

Die beiden Frauen lösten ihre Lippen voneinander und sahen sich noch kurz in die Augen.

"Du schmeckst nach Erdbeeren und Sekt...", flüsterte Sophie. Jenny lief rot an und floh zu ihrem Ben zurück.

"Muss ich mir Sorgen machen?", fragte Lukas und legte den Arm um Sophies Schultern als sie wieder neben ihm hockte.

"Quatsch.", sie gab ihm ein Bussi auf die Wange.
 

"Also ich finde ihr müsstet das jetzt auch machen.", warf Becky forsch ein und alle sahen sie überrascht an, da sie sonst so schüchtern war.

"Jaaa cool. Ich bin für Pierre und Ben!", rief Sophie gleich.

"So geht das Spiel nicht!", beschwerte Pierre sich.

Dann sahen alle auf Ben.

Ben trank erst in Ruhe einen Schluck Bier, dann sah er in die Runde: "Nein.", war seine knappe aber klare Antwort.

"Wieso willst du mich nicht küssen Ben?"

"Willst du doch auch nicht."

"Würdest du lieber Lukas küssen?"

"Ich küsse hier nur meine Freundin.", brummte Ben.

"Also deine Freundin ist da scheinbar nicht so streng.", lachte Pierre.

"Sei kein Spielverderber.", sagte nun sogar Jenny, die irgendwie auf den Geschmack gekommen war.

Grummelig und widerwillig stand Ben auf und ging zu Lukas rüber.

Lukas versuchte noch rückwärts weg zu krabbeln, als Ben sich auch schon vor ihn gehockt und ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen gegeben hatte.

Sofort ging Ben wieder auf seinen Platz zurück.

"Schatz wirst du rot?", Jenny sah ungläubig zu ihrem Freund auf.

"Quatsch, Ich bin nur gut durchblutet."

Dann sahen alle auf Lukas.

Mit einer ziemlichen Verzögerung wischte der sich schnell über die Lippen: "Bah..."

"Moment...solltest du nicht mich küssen? Ich meine nicht dass ich mich beschweren will oder so.", meinte Pierre gespielt empört.

"Du bist mein bester Kumpel das wäre so abartig.", erklärte Ben und stand dann auf um noch ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.

"Lukas Wahrheit oder Pflicht?"

"Hm Wahrheit..."

"Was hast du letzte Nacht geträumt?", fragte Jenny.

"Buuuh langweilig!", rief Sophie.

Lukas wusste sofort dass er nicht wirklich die Wahrheit sagen konnte, denn er hatte von Ben geträumt. Es war nichts sexuelles sondern was ganz normales. Sie waren gemeinsam unterwegs gewesen, aber sowas konnte er doch jetzt nicht sagen, nachdem Ben ihn geküsst hatte. Alle würden sich über ihn lustig machen und ihn wahrscheinlich sogar die ganzen nächsten Tage damit aufziehen.

"Ich weiß es nicht mehr.", sagte er schließlich entschuldigend.

"Ah mist.", schmollte Jenny.

"Becky Wahrheit oder Pflicht?"

"Wahrheit!"

Sophie sah Becky ungeniert an und fragte: "Hast du Pierre schonmal einen Blowjob gegeben?"

Pierre prustete sein Bier über den Teppich.

"n...natürlich nich'", stammelte Becky ziemlich leise.

"Maus es heißt WAHRHEIT oder Pflicht.", fiel Pierre seiner Freundin in den Rücken und wischte sich mit dem Arm über den Mund.

"Wie echt jetzt? Becky das hätt ich nie von dir gedacht.", lachte Jenny.

Becky lief rot an wie eine Tomate.

"Im Bett ist sie gar nicht so schüchtern.", zwinkerte Pierre den anderen zu und Becky kniff ihm so doll sie konnte in den Arm.

"Hey ärger sie nicht sonst kocht und putzt sie nicht mehr.", warf Lukas schnell ein.

"Ich find sowieso dass ihr Männer das auch mal machen könnt!", meinte Sophie.

"Jenny?"

"Pflicht...."

"Geh raus in den Wald und pflück eine Brombeere."

"ne...es ist dunkel...mich bekommen keine zehn Pferde da raus."

"Och Jennyyy....", murrte Pierre.

"Ich komme mit.", Ben nahm die Hand seiner Freundin.

"Nein Ben. Das zählt nicht."

Ärgerlich stand Jenny auf.

"na gut.....", widerwillig ging sie nach draußen während die anderen drinnen lachten und weiter tranken.

Durch die hohen Tannen kam nicht mal wirklich Mondlicht bis auf den Waldboden runter.

Bibbernd schlich Jenny auf die Bäume und Sträucher zu.

Bei jedem Knacken zuckte sie heftig zusammen.

Ständig hörte sie etwas oder bildetete sich ein eine Bewegung in ihrem Nacken zu spüren.

Mit der heftigsten Gänsehaut ihres Lebens begann sie zu rennen, griff ins dornige Gestrüpp, tastete nach einer Beere, zog eine unreife, harte ab und rannte so schnell sie konnte wieder zum Haus zurück. Ihr Herz raste immernoch als sie sich außer Puste wieder auf den Teppich fallen lies und die Beere in die Mitte warf.

"NIE WIEDER!", krächzte sie. "Ich schwöre da war etwas hinter den Bäumen!!"

"Wahrscheinlich ein Fuchs oder so...", Pierre zuckte mit den Schultern.

"Ich will zurück in die Staaaaadt.", jammerte sie und wurde blass als sie den kleinen Riss in einem ihrer gemachten Nägel entdeckte.

Ben reichte ihr schnell noch einen Sekt.

Das war wirklich so ein Ritual bei den Beiden. Wenn was war: lenk sie mit Zigaretten , Alkohol oder Massagen ab. Im Notfall: Schokolade.
 

Irgendwann saßen sie am Tisch und spielten alle Kartenspiele die ihnen so einfielen.

Lukas merkte, dass ihm der Alkohol langsam zu Kopf stieg also ging er kurz allein nach Draußen um frische Luft zu schnappen.

Draußen war es stockfinstere Nacht.

Jenny hatte Recht gehabt...ständig raschelte oder knackte es irgendwo und ob man es wollte oder nicht...die Dunkelheit regte die Fantasie an.

Langsam setzte er sich hinterm Haus auf die Stufen vor der schmalen Terrasse und versuchte seine Augen an das schwarz der Nacht zu gewöhnen.

War da eben etwas lang gehuscht?

Als Ben ihm kurz eine Hand auf die Schulter legte und sich dann neben ihn setzte, zuckte er heftig zusammen.

"Spinnst du?!", zischte er.

"Was? Dachtest du ich bin irgendein Axtmörder der hier durch die Wälder streift?", Ben grinste und stellte sein Bier neben sich auf die Stufen.

"Das ist echt nicht witzig...", Lukas stieß Ben an.

"Sorry...."

"Ben da ist irgendwas. Was ist das da hinten?", Lukas deuerte auf ein Schimmern etwas entfernt zwischen zwei dichten Tannen.

"Ich geh mal gucken."

Lukas packte Ben sofort am Arm: "Nein! Bleib hier!"

"Lukas ich bin schon groß...da ist nichts gefährliches..."

"das weißt du nicht...", flüsterte Lukas angespannt.

"komm mit ich beweis es dir." Ben ging vor.

Lukas zögerte, wollte aber nicht als Weichei dastehen.

Mürrisch schlich er dem anderen hinterher und stieß unsanft gegen Bens Rücken, als dieser abrupt stehen blieb.

"Also...das ist jetzt schon ein bisschen weit vom Haus...", murmelte Lukas und sah zurück zu dem erleuchteten Wohnzimmerfenster. Die Stimmen der anderen waren in dieser Entfernung nicht mehr zu hören.

Als er sich wieder umdrehte war Ben verschwunden.

"Ben?!", zischte er ins Schwarz der Nacht.

Keine Antwort.

"Man Ben das ist nicht lustig!", Lukas versuchte keinem der Bäume den Rücken zu zu drehen,was in so dichtem dunklen Tannenwald irgendwie schwierig war.

In diesem Augenblick entdeckte er was hier so leicht geschimmert hatte. Ein Stück Folie....oh man...

das war auch der Moment in dem er kurz nicht aufpasste.

Und obwohl er damit gerechnet hatte, dass Ben ihn erschrecken würde blieb ihm beinahe das Herz stehen, als dieser hinter einer der Tannen auftauchte und ihn gegen einen der Bäume drückte.

"Du blöder Arsch!", Lukas versuchte sich zu beruhigen und spürte das feuchte Moos des Stammes in seinem Rücken.

Ben hielt immernoch Lukas' Schultern fest: "Du zitterst ja richtig..."

"Du hast mich auch f...ast zu Tode erschreckt ....Idiot.. reicht doch dass du mich vorhin geküsst hast. Das war schon schlimm genug. Hättest mal ruhig Pierre nehmen können!"

"Ach stell dich nicht so an. Das war nichtmal ein richtiger Kuss."

"Natürlich."

"Was ist denn für dich bitte ein richtiger Kuss?"

"na also ....also..."

"Das ist einer.", Ben's Hand wanderte hoch in Lukas' Nacken und er beugte sich zu ihm runter.

Diesmal war es kein kurzes Lippen aufeinander pressen....sondern ein richtiger Kuss.

Lukas Herz das durch den Schreck schon gerast hatte, überschlug sich nun beinahe und ihm wurde schlagartig extrem warm...

Moment!

"Spinnst du?!", schnell aber doch etwas zu spät stieß er Ben von sich weg, was gar nicht so einfach war.

Ben war ebenso überrumpelt.

Schnell versuchte er es zu überspielen: "Widerlich."

"Eklig...", stimmte Lukas zu.

"Aber das wäre ein richtiger Kuss gewesen.", mit diesen Worten ging Ben schnell mit großen Schritten zum Haus zurück, schnappte auf dem Weg sein Bier und trank es aus während er zurück nach drinnen ging.

Lukas blieb noch kurz wie versteinert stehen und berührte seine Lippen mit den Fingerspitzen während er Ben hinterher sah.

Dann knackte es laut hinter ihm und er rannte ebenfalls zum Haus zurück.

Was auf der Couch passiert bleibt auf der Couch

Jenny hatte zu viel getrunken und war auf der Couch eingeschlafen. Ben gab ihr einen Kuss auf die Stirn und deckte sie zu. Wenn sie schlief war sie soviel süßer..

Er hatte erst überlegt sie ins Bett zu tragen, aber so konnte er endlich mal eine Nacht durchschlafen ohne dass sie ihn mit ihren eisigen, kalten Füßchen streifte.

Was war das nur mit Frauen und ihren frostigen Füßen?!

"Schlaf gut mein kleiner Giftzwerg...", flüsterte er und verschwand ins Bett.

Nicht viel später schlief das ganze Haus.

Bis auf Sophie.

Mucksmäuschenstill kletterte sie vom Hochbett runter und schlich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer zurück und zu Jenny.

Ganz behutsam hob sie die Decke hoch und legte sich zu ihr.

Als sich jemand warmes an sie rankuschelte, wachte Jenny auf und nuschelte verschlafen:

"heute nich' Ben..."

"ich bin nicht Ben..", hauchte Sophie.

Jenny zuckte zusammen und sah sie erschrocken an: "Was machst du hier??"

"Nur bisschen Spaß.", grinste der Rotschopf.

Kurz darauf zogen sie sich die Decke über die Köpfe und kicherten.

Sophies volle, weiche Lippen küssten sich sanft Jenny's Hals hoch.

Schließlich lagen sie eng aneinander geschmiegt da und küssten sich wie vorhin beim Spiel.

So unbeobachtet war der Kuss allerdings gleich viel intensiver.

"ich steh nicht auf Frauen...", hauchte Jenny.

"Ich schon....", flüsterte Sophie.

Jenny sah sie mit weit geöffneten Augen an.

"Aber...du...bist doch mit Lukas...?"

Sophie grinste sie frech an: "Ein bisschen Bi schadet nie.."

Dann krabbelten ihre Finger vorsichtig unter Jenny's Top bis zu deren kleinen, festen Brüsten.

"Warte das können wir doch nicht machen, oder?", Jenny kicherte leise.

"Nur ein bisschen....Lukas ist so langweilig...mit dem läuft hier gar nichts..", säuselte Sophie.

Mutig durch den Alkohol nickte Jenny schließlich leicht, woraufhin Sophie zwischen die Beine der zierlichen Blondine abtauchte.

Kurz darauf biss Jenny sich lustvoll auf die Lippe und stöhnte leise auf.

Sophie schien wirklich zu wissen was sie tat.

"Oh...mein...Gott....", Jenny bäumte sich leicht auf.
 

Später schlich sie mit wuscheligen Haaren und glühenden Wangen in ihr Schlafzimmer.

Sie spürte immer noch Sophies große, weiche Brüste auf sich und deren ...Zunge zwischen ihren Schenkeln.....

Mit einem Kribbeln im Bauch stieg sie auf eines der Einzelbetten, die Ben zusammen geschoben hatte und krabbelte rüber zu ihrem Freund, der bereits wie ein Stein schlief.

Wie eine Katze schmiegte sie sich an seinen breiten Rücken und legte einen Arm über ihn.

Dann strich sie mit einem ihrer kalten Füße über sein nacktes Bein und grinste breit als er zuckte und irgendwas brummelte.

Im Halbschlaf drehte Ben sich zu ihr um und zog seine Kleine an sich und in seine Arme.

Dann schlief er wieder ein.

So schön dieses kleine Abenteuer mit Sophie eben gewesen war...sie wusste wo sie hin gehörte...zu ihrem großen starken Mann.

Lächelnd und ziemlich befriedigt schlief sie ein...an ihre ganz eigene persönliche Heizung gekuschelt..

Auch wenn sie es ihm nicht immer leicht machte. Sie liebte diesen Mann...

besonders wenn er mal zum Auto fahren seine Brille aufsetzte. Allerdings tat er es auch nur dann weil er sich selbst damit hässlich fand..
 

Am nächsten Morgen war es komisch für Jenny Sophie am Frühstückstisch in die Augen zu sehen.

Auch Ben und Lukas vermieden merkwürdigerweise den direkten Blickkontakt zumindest für eine ganze Weile.

Pierre spießte sein Spiegelei mit der Gabel auf und sah in die Runde:

"Ist irgendwas los?"

"Nö wieso?!", schoss es aus Jenny raus.

"Alles gut.", brummte Ben.

Der Rest nickte einfach nur zustimmend.

"Meint ihr man darf hier ein Lagerfeuer machen?", fragte Becky und zog die Kochschürze aus, dann setzte sie sich auf den Schoß ihres bis unters Kinn tätowierten Freundes und klaute dessen Toast.

"Hey...das war meins...", protestierte Pierre sofort und kniff ihr leicht in den Po.

Becky lachte nur fröhlich, biss nochmal ab, legte es zurück und kuschelte sich an ihn.

"Becky wir sind hier im Wald...das darf man auf keinen Fall.", antwortete Lukas nachdem er seinen Mund leer gekaut hatte.

"Allerdings ist doch hinten neben der Terrasse eine Feuerstelle?", gab Sophie zu bedenken.

"Na da drin darf man das bestimmt. Ben kann das ja nachher mal machen.", schlug Jenny vor.

Ben sah von seinem schwarzen Kaffee auf: "Hört auf mich ständig einzuplanen als wäre ich gar nicht da."

"Sonst kann ich das auch...", meinte Pierre.

Becky kraulte ihm durch die dunklen Haare und gab ihm einen Kuss.

"Ben kann ja Holz holen!", sagten Jenny und Lukas gleichzeitig und alle mussten los lachen.

"Ihr mich auch.", brummelte dieser und ging mit seinem Kaffee nach Draußen, Jenny folgte ihm,

weil sie eh noch eine rauchen wollte.

Sie zündete ihre Kippe an und Ben sah argwöhnisch auf sie runter: "Du weißt schon dass der Rauch nach oben steigt oder?"

"Ach sei nicht so....", murrte sie, nahm aber ein wenig Abstand.

Als sie ihre Zigarette schließlich ausdrückte sah sie wieder zu Ben: "Sophie und Lukas wirken irgendwie gar nicht wie ein Paar oder?"

Nach ihrer heissen, nächtlichen Begegnung fühlte sie sich in diesem Gedanken nur umso bestätigter.

"Du weißt, dass ich lästern nicht ausstehen kann."

"Das ist doch bloß eine Beobachtung...", Jenny verdrehte die Augen.

"So oder so geht es uns nichts an, außerdem lernen die sich doch quasi noch kennen."

"Trotzdem...", grübelte Jenny.

"Steck nicht überall deine Nase rein..", Ben trank den letzten Schluck Kaffee und lies sie auf der Terrasse stehen.
 

Später lief Pierre rum und sah suchend aus:

"Hey Mädels habt ihr Lukas gesehen?", erschrocken zuckte er zurück, als Becky , Jenny und Sophie zu ihm aufsahen und alle schwarze Gesichtsmasken aufgetragen hatten.

"Weiber...", er schüttelte verständnislos den Kopf und ging weiter suchen.

Ben wusste auch nicht wo Lukas steckte.

"Komisch..."

"Wieso suchst du ihn denn?"

"Ach er sollte mir bei was steuerrechtlichem helfen."

"Pierre wir sind im Urlaub."

"Sag mir einfach bescheid wenn du ihn siehst."

"Klar..", log Ben und ging zum VW Bus, kletterte hinten rein und setzte sich neben Lukas, der gerade sein Buch weiter las.

"Und?", Lukas sah von der Seite auf.

"Ja er sucht dich wirklich deswegen."

"Danke, dass du mich nicht verraten hast. Sophie ist mir heute viel zu aufdringlich und Pierre will mir dauernd Aufgaben aufbrummen und Fragen stellen....ich will doch nur einmal eine Stunde was lesen.."

"Mach nur nicht zu lange...nicht, dass sie dich alle suchen gehen.", riet Ben und wollte wieder raus steigen.

Lukas hielt ihn am Arm fest: "Hey Ben...?"

Ben sah runter auf Lukas' Hand: "Was denn..?"

Unweigerlich musste er wieder an ihren Kuss denken. So ein Mist.

"Kannst du mir einen Tee holen?"

Ben zeigte ihm einen Vogel und verschwand: "Träum weiter."

Lukas grinste nur und widmete sich wieder seinem Roman.
 

Becky, Jenny und Sophie saßen derweil immernoch mit ihren Gesichtsmasken im Bad.

"Nein habt ihr nicht...das glaub ich nicht", Becky wurde rot und schlug sich die Hände vor den Mund.

"Das muss unser Geheimnis bleiben. Es war ja nur ein kleiner Spaß und wir hatten ziemlich was intus.", zischte Jenny.

"Ich würds wieder tun...", grinste Sophie, woraufhin auch Jenny rot anlief.

Pierre riss die Tür auf und alle zuckten zusammen:

"Was tuschelt ihr hier die ganze Zeit?"

"Hier ist Männerfreie Zone Schatzi", rief Becky.

"Raus Pierre!", Jenny warf einen rosa Badeschwamm nach ihm, den er allerdings flink abwehrte.

"Man Pierre geh jetzt!", stimmte Sophie zu und schloß die Tür vor seiner Nase.

"Und was wenn ich mal pissen muss?!", rief er durch die Tür.

"Dann geh raus Schatz!", rief Becky zurück und hinter der Tür brach wieder lautes Gekicher aus.

Pierre stand fassungslos im Flur...

"Wieso sind wir nochmal mit denen zusammen?", fragend warf er Ben einen Blick zu, der gerade aus der Küche kam.

"Frag mich was leichteres."

"Das hab ich gehört Bärchen!", tönte es von Jenny aus dem Bad.

"Ja, ja Ich liebe dich!", rief Ben zurück.

"Komm Bärchen wir gucken mal nach der Feuerstelle.", grinste Pierre.

"Ich geb dir gleich Bärchen.", brummelte Ben und trottete hinterher.

Lukas schaffte derweil gerade mal ein halbes Kapitel ehe Pierre ihm auf die Schliche kam und er mit zum Holz sammeln kommen musste.

Dieser Urlaub artete definitiv viel zu sehr in Arbeit aus..

Geständnisse

Aus dem Lagerfeuer wurde nichts.

Draußen goss es wie aus Eimern und als es auf einmal laut donnerte zuckte Becky ängstlich zusammen.

Sofort nahm Pierre sie in den Arm: "Sicher nur ein kurzes Sommergewitter...das zieht schnell weiter."

"Na ganz toll ...Gruselwald und auch noch Gewitter...", stöhnte Jenny und erwartete, dass Ben sie auch in den Arm nahm. Der biss allerdings grad in das Sandwich das er eben kreiiert hatte und hatte nur Augen für sein Essen.

"Also ich mag das ja.", lächelte Sophie und schloss das Fenster.

Lukas hatte ebenfalls Angst vor Gewitter, gab es aber nicht zu.

"Hauptsache es schlägt hier nicht ein in unser Holzhäuschen....", Jenny öffnete ihren Zopf und lies die langen, blonden Haare locker über ihre Schultern fallen.

"Sag mal ...wusstet ihr eigentlich, dass wir einen Keller haben?", kauend wies Ben auf eine schmale Tür, die sie vorher nicht bemerkt hatten, weil sie wirklich unaufällig und schmal war und eine große Klappleiter davor gestanden hatte.

"Geh mal runter und guck was da ist.", sagte Becky und stubste Jenny an, die am nächsten an der besagten Tür stand.

"redest du mit mir?! Ich geh da auf keinen Fall runter. Man kennt das doch aus Horrorfilmen, da erwischt es immer als erstes die Hübschen. Geh du lieber."

"Wie bitte?!", Becky sah sie fassungslos an.

"Ich geh runter.", sagte Ben.

Und merkwürdigerweise war es nicht Jenny sondern Lukas der etwas einzuwenden hatte.

"Nein!", rief er dazwischen.

Alle Blicke richteten sich auf Lukas.

"Ähm...", stammelte der.

"Ist ja süß Luki machst du dir Sorgen um Ben? Es ist nur ein Keller.", grinste Pierre.

Die Mädels kicherten.

"Quatsch!", log Lukas und sagte dann etwas was er extrem bereute, "Ich meine nur: Ich will lieber gehen."

Jetzt wirkten seine Freunde wirklich überrascht.

"DU?", Pierre hob eine Braue.

"Ja...was?!", beleidigt ging Lukas zur Tür und ....bekam sie nicht auf.

Gott sei dank...danke lieber Gott danke, dachte er.

"Oh schade....ich wäre so gern runter. Naja es soll wohl nicht sein.", lächelte er.

"Warte das haben wir gleich.", Ben wollte sich vorbeischieben.

Doch Lukas versperrte ihm den Weg: "Lass mal. N icht dass wir was kaputt machen und das später bezahlen müssen. Die Tür ist sicher antik..."

Ben zuckte nur mit den Schultern: "Wie du meinst."

Dann zerstreuten sie sich wieder während das Gewitter draußen immer lauter wurde.

Kaum waren sie weg ging die Kellertür knarrend einen kleinen Spalt breit auf.
 

Pierre und Becky kuschelten sich in ihrem Zimmer auf ihr Doppelbett. Die Gardinen hatten sie zugezogen.

Becky zeichnete mit der Fingerspitze ein paar von Pierres Tattoos nach und küsste dann die einzige freie Stelle Haut, die auf seinem Oberkörper noch übrig war. Sie war ziemlich klein.

Dann legte sie ihren Kopf auf seine Brust.

"Es ist wirklich ziemlich unwahrscheinlich dass es hier einschlägt Becks.."

Becky seufzte leise: "Es ist noch was anderes....Meinst du Jenny hat gemerkt, dass sie im Grunde gesagt hat, dass sie mich hässlich findet...?"

"Selbst wenn ...scheiß drauf...Jenny ist 'ne arrogante Kuh...und ich glaub nicht, dass Ben ihres IQ's wegen mit ihr zusammen ist."

"Naja ich dachte sie wäre meine Freundin."

"Ist sie bestimmt auch...ich glaube sie hat das nur so gesagt und wollte witzig sein..", meinte Pierre.

Becky seufzte wieder leise.

Pierre zog sie ganz auf sich und sah ihr ins Gesicht:

"Du bist die schönste hier...ok?"

"Ach Pupsi...", grinste sie und küsste ihn zärtlich.

"Nenn mich nie vor den anderen so...dann müsste ich dich nämlich leider verlassen.", lachte Pierre.

Und endlich konnte auch Becky wieder grinsen. Zumindest bis es das nächste Mal donnerte.
 

Ben ging raus.

"Spinnst du komm rein. Das regnet bestimmt gleich wieder! Außerdem gewittert es!", rief Lukas ihm nach.

"Ich muss nur kurz was aus dem Bus holen!"

"Warte..", Lukas sah argwöhnisch zum Himmel hoch und folgte ihm.

Kaum waren sie im Bus setzte der Starkregen natürlich wirklich wieder ein und trommelte auf das Dach über ihnen.

"Mist...", seufzte Lukas.

"Wieso musst du auch recht haben? Naja gut rennen wir eben kurz durch den Regen."

Gerade als sie aufstehen und aussteigen wollten krachte es ohrenbetäubend.

Lukas fiel vor Schreck hinten über.

"Sieht aus als wäre das Gewitter über uns...", meinte Ben nur.

"Da geh ich jetzt auf keinen Fall raus.", Lukas war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen.

"Wir laufen doch nur kurz zum Haus rüber."

"Ben....ich geh da jetzt nicht raus.", sagte Lukas sehr bestimmt und er hoffte inständig, dass der andere ihn jetzt nicht allein lassen würde, immerhin lag Ben's Sandwich noch halb gegessen in der Küche.
 

"Wo ist Lukas?", fragte Sophie.

"Ben und er wollten was aus dem Bus holen und warten jetzt wohl das Wetter ein bisschen ab.", sagte Jenny mit verschränkten Armen.

"Und was machen wir?"

Wieder krachte es laut.

"Hmmm...."

"Ah ich verstehe...", grinste Sophie.

"Wa-..was nein das meinte ich nicht!"

"Tja dann nicht...und was dann?"

"Vielleicht ne Maniküre?"
 

Ben blieb.

"Wie läufts mit Sophie so?", fragte er und fand eine Packung Salzstangen.

Lukas zuckte mit den Schultern.

"Gut.", sagte er schließlich knapp, seine Körperhaltung sagte etwas ganz anderes.

"Ok.", Jenny hätte sich jetzt von ihm gewünscht, dass er da weiter nachhakte aber für den Moment lies er es bleiben.

Kurz hörte man nur das Donnern und den Regen dann sprach Ben weiter:

"Wir wollten eigentlich nach Italien. Wein, Pasta...Baden...aber dann kam Pierre mit dem hier. Jenny war am Boden zerstört."

"Glaub ich...", grinste Lukas.

Irgendwie hatte er sich schon eine Weile gewünscht mal alleine mit Ben zu reden, aber jetzt wo das möglich war.....fiel ihm irgendwie nichts mehr ein.

"Pierre hat mir gesteckt, dass sie dachte dass ich ihr in Italien einen Antrag machen möchte.", lachte Ben und zog eine Salzstange aus der Packung.

"Wolltest du das etwa?"

"Quatsch...ich wollte Pizza essen und mich in die Sonne legen. Ich meine wir sind erst ein Jahr zusammen. Aber seit sie 30 geworden ist, hat sie irgendwie mit allem Torschlusspanik. "

"Ich weiß ja wie alt sie ist aber auf mich wirkt sie immer eher wie 21 oder so..Dass Becky 6 jahre jünger ist als Jenny glaubt einem doch keiner wenn man die beiden so auf Dauer erlebt."

"Ich gebs zu das stimmt irgendwie."

"Was heißt hier eigentlich in die Sonne packen und Pizza? Du bist doch sonst immer so Aktiv unterwegs gewesen...Wandern und all so ein Kram?"

"Ja....seit ich mit ihr zusammen bin hat sich irgendwie viel geändert. Happy wife happy life. Da steckt man ab und an halt zurück."

"Hm...ich weiß nicht...", murmelte Lukas und stibietzte sich auch eine Salzstange.

"Eigentlich wollte ich gar nicht heiraten aber wenn ich ihr das sage, dann bekommt sie einen Herzinfarkt."

"Lass mich raten...sie weiß schon genau wie ihre Hochzeit aussehen soll..."

Ben grinste: "Ohja...ich hab da so ein Buch gefunden....Ich glaub wenn Geld keine Rolle spielen würde , würde sie sogar von mir verlangen, dass ich auf einem Pferd angeritten komme."

Lukas musste leise lachen.

"Allein die Vorstellung."

"Außerdem will sie dass wir einen Veganen Monat machen."

Lukas hielt sich den Bauch vor Lachen:

"das...scheint dich mehr zu erschüttern als ihr Hochzeitswunsch."
 

Becky hatte sich derweil entschieden einfach zu vergessen was Jenny gesagt hatte und Pierre zu glauben. Sie hatte sicher wirklich nur einen Witz machen wollen.

Zu dritt saßen sie im Wohnzimmer und liesen ihre Nägel trocknen.

"Du Sophie?...nimm das jetzt nicht persönlich ...du bist ja noch etwas neu in unserer Gruppe und wir mögen dich aber.....irgendwie passt du nicht so zu Lukas....", natürlich war es Jenny, die dreist genug war das so anzusprechen.

"Wie meinst du das?! Natürlich passen wir zusammen.", Sophie sah auf ihre neuen Nägel.

"Ich hab noch nie gesehen dass ihr euch küsst und du wirkst irgendwie nicht so wie die schüchternste Person.", fiel jetzt auch Becky auf.

"Ich mein ich hab mich richtig gefreut als Ben erzählt hat dass Lukas wen gefunden hat ....aber meinst du das wird jetzt richtig was ernstes oder eher nicht so....?"

Sophie seufzte laut und langgezogen: "Also gut ich sag euch was.....aber ihr müsst versprechen...nein ihr müsst richtig schwören, dass ihr den Jungs nichts davon sagt!"

Sofort rückten Becky und Jenny näher: "Wir schwören."

"Oh man eigentlich darf ich euch das nicht sagen. Wirklich das muss unter uns bleiben und ihr dürft Lukas auch nicht merken lassen, dass ihr es wisst, klar?!"

Sophie hatte ein leicht schlechtes Gewissen, weil Lukas ihr vertraute aber irgendwie hielt sie diese Show nicht länger aus.

"Ben und Pierre haben Lukas wohl immer ziemlich Druck gemacht, dass er viel zu lange schon Single ist und so....und .....okay also eigentlich haben wir uns nicht über eine Dating App kennengelernt ...ich kannte ihn schon vorher vom Bouldern...da haben wir uns angefreundet."

"Komm zum Punkt!", forderte Jenny ungeduldig.

"Könnt ihr nochmal versprechen, dass ihr das für euch behaltet?!"

Die beiden nickten wieder.

"Dass ich hier auch mit muss war so nicht geplant....ich dachte eigentlich dass es reicht wenn wir halt ab und zu mal auf nem Foto zusammen sind ...dass ich aber echt mal mitkommen und auf Dauer seine Freundin spielen muss ...damit hat Pierre uns total überrumpelt...ich meine.."

"Warte warte ...was?!", Jenny sah sie gleichzeitig amüsiert und geschockt an. Ein Ausdruck den wirklich nur Jenny drauf hatte.

"Wir sind nicht richtig zusammen ...er wollte nur mal etwas Ruhe vor den beiden haben...und..verhindern, dass sie rausbekommen, dass er eigentlich-"

"HA! ich wusste es. Du bist gar nicht sein Typ!", rief Jenny aus.

"Pssst!! Spinnst du?! Nicht so laut! Was meinst du denn ist sein Typ?", Sophie sah sie herausfordernd an.

Jenny zuckte mit den Schultern: "Bei Lukas? Hm ...eher so ne kleine Büchermaus...und auch eher brünett würd ich sagen...halt so ne kleine, ruhige und liebe....nichts für ungut aber du bist eindeutig zu tough für ihn."

"Falsch."

Jetzt wurde Becky auch neugierig: "Nicht?"

"Seit ihr blind...? Lukas hat überhaupt kein Interesse an Frauen...."

Becky sah sie verdutzt an: "Lukas ist asexuell?"

"Das erklärt einiges...aber das hätt er uns doch einfach sagen können.", murmelte Jenny.

"Boah Mädels....Lukas ist nicht asexuell Lukas ist schwul."

"WAS?!"

"Aber der wirkt gar nicht so .", stammelte Becky verwirrt.

"Man Becky...du lebst auch in Schubladen oder?", Sophie verdrehte die Augen.

"Er ist....schwul?....und dann lasst ihr zu dass der bei Wahrheit oder Pflicht meinen Kerl küsst?!"

"Jenny...nur weil er schwul ist heißt dass doch nicht dass er automatisch auf jeden Mann steht. Du stehst doch auch nicht auf jeden Kerl den du siehst."

"Naja gut aber ...wieso sagt er uns das nicht?", fragte Becky enttäuscht.

"Naja ich bin die einzige die es weiß....er möchte sich nicht outen..vielleicht hat er ja Angst dass Ben und Pierre ihn dann anders behandeln könnten...kein Plan."

"Aber wir sind doch seine Freunde und das ist doch nichts schlimmes.", sagte jetzt sogar Jenny.

"Viel mehr hat er mir auch nicht dazu gesagt...Aber ...ich bereue schon es euch erzählt zu haben. Behaltet das wirklich unbedingt für euch. Lukas , Ben und Pierre sind schon so lange die besten Kumpels und Lukas sollte selbst entscheiden können wann und wie und ob er es denen sagt , ok?!"

"Klar...", nuschelte Jenny.

"Versteh ich..", stimmte auch Becky zu.

Dann war es eine Weile ganz schön still.

Wandertag

Es war bereits abends als sie nach Hause kamen.

"Das war ja furchtbar.", fluchte Jenny, zog ihre Schuhe aus und stürmte als erste in Richtung Bad, um zu duschen.

Gleich nach dem Frühstück waren sie zum Wandern aufgebrochen, weil Ben sich das mal gewünscht hatte und der hatte sich natürlich eine Route raus gesucht, die es in sich hatte. Zumindest für die meisten von ihnen, die es gar nicht gewöhnt waren so auf und ab und länger als 2 Kilometer zu spazieren. Ben langweilte sich eher, genoss aber die Bewegung und dass sie überhaupt mal wieder richtig raus kamen.

Jenny, die sonst hauptsächlich von ihrer Wohnungstür bis zum Auto stöckelte war komplett am Ende mit den Nerven, hatte sich ihr Knie aufgeschürft und fast die ganze Zeit nur gemeckert.

Sophie hatte den Trip genutzt um ganz viel mit ihrer neuen Kamera zu fotografieren und schwärmte immernoch von den vielen wilden Blumen, die sie gesehen hatten und dem kleinen Wasserfall.

Becky war auch zufrieden, hatte nur einmal Schwierigkeiten bekommen, als sie ein wenig klettern mussten und wurde aber schnell von Pierre gerettet.
 

Später saßen sie alle frisch geduscht mit mehr oder weniger schmerzenden Füßen am Tisch und stocherten in ihren Spaghetti herum. "Am lustigsten war wie du Jenny Huckepack durch den Bach tragen musstest.", lachte Pierre und erntete böse Blicke von der besagten Damen.

"Das war nicht witzig! Wir hätten auch einfach auf dem Weg bleiben können.", fauchte sie giftig.

"Aber ganz ehrlich was ziehst du auch so dämliche Sandaletten auf eine Wanderung an?", wollte Pierre wissen.

"Lass sie...", murmelte Becky.

"Du hättest die Schuhe doch auch einfach ausziehen und durchs Wasser gehen können.", mischte sich jetzt auch Sophie ein.

"Tickt ihr noch ganz sauber?!", Jenny sah die beiden mit offenem Mund an.

"Mir hat das nichts ausgemacht.", meinte Ben schnell und griff nach dem Parmesan.

"Danke Schatz.", schnaubte Jenny und brachte ihren Teller weg.

"Hast du überhaupt was gegessen?", rief Sophie hinter ihr her.

"Wisst ihr wie viele Kohlenhydrate das sind?", kam es piepsig aus der Küche zurück.

"Ach aber Schoki und Alkohol sind ok?", rief Pierre.

Daraufhin hörte man wie Jenny in der Küche ihren Teller in die Spüle pfefferte und leise vor sich hin meckerte.

"Lasst sie einfach kurz in Ruhe..ich geb ihr gleich ne Fußmassage und dann ist gut.", sagte Ben leise.

"Nimm sie doch nicht immer in Schutz. Manchmal ist sie echt zu viel Prinzessin.", murrte Pierre.

"Also ich fand unsere Wanderung gut.", sagte Lukas, der bis jetzt nur geschwiegen hatte.

"Ich sowieso.", Ben schob sich noch eine Gabel in den Mund, musste dann aber auch abräumen, weil er sich sonst später anhören müsste wieso er ihren Kummer nicht ernst nahm.
 

Vorsichtig öffnete er die Tür ihres Zimmers:

"Hey alles klar bei dir?"

Jenny saß, immernoch sauer,auf dem Bett:

"Hättet ihr mir vorher gesagt, dass wir auch sowas machen, dann hätte ich Turnschuhe oder so eingepackt..."

"Als ob...", grinste Ben, setzte sich zu ihr und begann ihre Füße zu massieren.

"Und was muss Sophie das auch noch kommentierern?! Sie weiß ganz genau dass ich mir dann meine Füße schmutzig gemacht hätte und ich das nich' ausstehen kann. Die muss grad was sagen, meine Beziehung ist wenigstens nicht Fake!"

, Jenny hatte sich so in Rage geredet, dass sie erst begriff was sie da gesagt hatte und zu wem, als es schon über ihre Lippen gekommen war.

Ben sah von ihren Füßen auf:

"Fake? Was meinst du mit Fake?"

"Ähm...naja also...nein ich mein...die passen halt nicht so zusammen wie wir jetzt zum Beispiel.."

"Menschen sind halt unterschiedlich...nicht jeder mag es ständig an seinem Partner rum zu kleben deswegen sind sie doch nicht Fake. Jetzt gönn Lukas doch mal, dass er endlich eine gef.-"

"Lukas ist schwul.", platzte es aus Jenny heraus. Sie war wirklich miserabel im geheimnisse hüten. Sie tratschte viel lieber. Hätte Sophie sie länger als 3 Monate gekannt hätte sie das auch gewusst.

"Ja klar..", lachte Ben, "man dir muss hier echt langweilig sein."

Er stand auf und zog sich sein Shirt über den Kopf.

"Schatz...wirklich..."

"Ich kenn ihn seit ungefähr 5 Jahren...das wüsste ich."

"Und wenn er denkt er könnte dir sowas nicht sagen?"

"Jenny du redest so einen Müll heute.", Ben schlug die Tür hinter sich zu und ging zur Haustür um sich dort seine Sportschuhe anzuziehen.

Sophie beobachtete ihn dabei. Vorallem weil er Oberkörperfrei herumlief.

Lecker.....war ihr erster Gedanke.

"Ben wir waren ewig wandern und du willst nochmal laufen gehen?", fragte sie dann und erst in diesem Moment bemerkte er sie.

"Sophie seit wann stehst du denn da? Ich dachte du bist bei Lukas."

"Jaja geh ich auch gleich......du mach mal lieber ne Pause."

"Das war doch nichts...wir waren nur so lange weg weil Jenny und Becky uns so aufgehalten haben und nicht weil die Strecke besonders lang war. Mir fehlt noch was sonst kann ich heute nicht gut schlafen."

"Na gut...", schmunzelte sie, warf einen letzten Blick auf ihn und verschwand dann in Richtung ihres Zimmers.

Ben band noch den zweiten Schuh zu, dann sah er kurz auf die Uhr und lief los.
 

Becky war gerade mit dem Abwasch fertig geworden. Irgendwie waren alle verschwunden und hatten sie damit allein gelassen. Leise ging sie durch den Flur. Die Dielen knarrten unter ihren Füßen.

Da bemerkte sie die Kellertür, die einen Spalt offen stand.

Wer hatte die denn aufbekommen?

Jetzt hast dus geschafft Jenny...die Hässliche geht runter.., dachte sie und fasste sich ein Herz.

Unsicher sah sie in die Dunkelheit und tastete an der Wand nach einem Schalter.

Kurz darauf flackerte ein schwaches, schummriges Licht auf und sie begann die steile Treppe runter zu steigen. Als sie unten angekommen war, fiel oben die Tür zu.

Becky

Pierre stand im Badezimmer vor dem Spiegel und drehte den Kopf.

Da war diese eine freie Stelle auf seinem Hals....auf die er gern das Datum tätowieren würde an dem sie zusammen gekommen waren. Oder auf die Hand vielleicht....aber sie hatte es ihm verboten etwas in die Richtung stechen zu lassen, falls er es irgendwann doch mal weg haben wollte. Keine Namen und keine Beziehungsbezogenen Daten.

Dabei war es quatsch. Sie war seine bessere Hälfte. Seine Seelenverwandte. Da würde nie wieder jemand anders kommen. Wenn man es weiß...dann weiß man es.

Becky hatte vor 3 Jahren sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Niemand hätte gedacht, dass sie beide ein Paar werden würden, weil sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Der Bad Boy und die kleine Maus.

Pierre würde niemals vergessen wie ungläubig seine Eltern geschaut hatten als er ihnen diesen brünetten, höflichen, schlauen Engel vorgestellt hatte. Vorallem weil er ihnen nie jemanden vorstellte.

Aber das war sein Mädchen.

Und sie hatte alles verändert. Dabei hatte er sie als er sie kennenlernte wie Scheiße behandelt. Wirklich wie Scheiße..

Aber das war eine andere Geschichte..
 

Nachdenklich rieb er mit dem Daumen über die freie Stelle.

Dann putzte er Zähne und ging raus auf den Flur:

"Schatz?"

Sie war sicher noch in der Küche. Man...er hätte ihr beim Abwasch helfen sollen.

Vielleicht war ja noch was über. Er krempelte die Ärmel schonmal im Gehen hoch.

Doch die Küche war leer und alles blitzte und blinkte.

Eigentlich müssten die ihnen Rabatt auf dieses Haus geben allein weil Becky es grundreinigte.

"Becks?", er sah in ihr Schlafzimmer, das Bett war gemacht, auf der Fensterbank lag ihr Backbuch.

Ja seit er sie kannte wusste er ungewollt einiges über essbaren Glitzerkram , Frostings... und musste andauernd Cupcakes probieren.

Wahrscheinlich war sie bei Sophie. Pierre ging erneut an der Kellertür vorbei und zu Sophie's Zimmer:

"Ist Becky hier?"

Sophie und Lukas schreckten hoch und schüttelten beide den Kopf. Sie war in ihre Zeitschrift und er in sein Buch vertieft gewesen und hatten ihn nichtmal rein kommen hören.

Jetzt ging Pierre etwas schneller und hätte Jenny beinahe die Tür gegen den Kopf geschlagen:

"Sorry Jen' ist Becky hier?"

"Ne."

"Wo ist Ben?"

"Der ist nochmal laufen vielleicht ist sie da ja mit."

"Sie geht nie weg ohne mir Bescheid zu sagen.".

Bis eben hatte er sich noch nichts dabei gedacht aber langsam stieg ein ungutes Gefühl in ihm hoch, das von Minute zu Minute immer größer wurde.

"Ok....Gut...vielleicht sind wir irgendwie aneinander vorbei gelaufen und sie ist im Bad."

"Bestimmt."

Pierre rannte jetzt fast zum Badezimmer zurück.

"Schatz?!", rief er durchs Haus, als sie auch dort nicht war.

Okay, jetzt begann sein Herz schneller zu schlagen.

"SCHATZ?!"
 

Kurz darauf kamen alle auf den Flur.

"Pierre was ist denn los?", wollte Sophie wissen.

"Hast du sie immernoch nicht gefunden? So groß ist es hier ja nun auch nicht.", Jenny gähnte leise.

"Ich war kürzlich im Bus draußen. Ist sie vielleicht da?", überlegte Lukas.

Pierre war schon los gelaufen.

Doch auch dort war sie nicht.

"Wir reden hier von Becks....ist sie vielleicht Brombeeren pflücken gegangen?", versuchte Sophie es weiter.

"Quatsch es dämmert schon und sie hätte viel zu viel Schiss gehabt was falsches zu pflücken.", sagte Pierre.

"N' Prank und sie versteckt sich irgendwo im Schrank?", Jenny zuckte mit den Schultern.

"Man Leute wir reden hier von meiner Freundin. Sie würde sowas nie tun. Nicht so. Sie weiß wie ich durchdrehe."

"Pierre beruhig dich...was soll schon passiert sein? Sie kann hier doch nirgendwo hin. Bestimmt sind wir nur blöd und sie kommt gleich um die Ecke.", versuchte Sophie ihn vergebens zu beruhigen.

"Wahrscheinlich...", murmelte er.
 

Dann saßen sie am Tisch und überlegten. Gingen alle Optionen durch.

"Im Keller...", sagte Pierre leise.

"Nein Quatsch, das geht gar nicht. Die Tür ging doch nicht auf.", sagte Jenny sofort.

Ok mir reichts ich geh sie draußen suchen. Es wird gleich ganz dunkel was wenn sie doch draußen ist und Angst bekommt?", mit diesen Worten lief Pierre raus und zwischen die Bäume und rief immer wieder ihren Namen.
 

"Leute ich wollts vor ihm nicht sagen aber langsam find ichs auch echt gruselig. Becky würde wirklich nicht einfach so abhauen.", murmelte Jenny.

"ich weiß...", auch Sophie sah besorgt auf ihre Hände.

"Wir müssen irgendwas machen.", Lukas stand auf und ging ebenfalls nach Draußen um Pierre zu unterstützen.

"Oh man hoffentlich kommt Ben gleich wieder. Der weiß immer was zu tun ist.", seufzte Jenny und sah aus dem Fenster zu den beiden Männern, die gerade im Gestrüpp verschwanden.

Dann machten Jenny und Sophie sich drinnen auch noch einmal auf die Suche und sahen sogar in die Schränke.

Doch Becky war verschwunden und Becky blieb verschwunden.

Eine Weile später kam Pierre wieder rein:

"Mir reichts ich ruf die Polizei.."

"Ja witzig. Schon vergessen? Dank dir können wir hier nicht telefonieren. Und kann man das so früh nicht irgendwie sowieso nicht?", murrte Jenny.

"Pierre atme erstmal durch....", meinte Sophie vorsichtig.

"Genau. Becky ist ja nicht die hellste wahrscheinlich ist sie echt nur spazieren gegangen und hat die Zeit vergessen und-"

"Jenny ich schwör dir wenn du nicht gleich deine verdammte Klappe hälst.", Pierre ballte eine Hand zur Faust und ging einen Schritt auf sie zu.

Sie sah ihn an und in diesem Moment kam Ben vom Laufen zurück und packte Pierre am Arm:

"Was zur Hölle ist denn hier los?!"

"Sorry ....ich weiß nicht wo mir der Kopf steht....", Pierre riss sich los und lies die anderen die Situation erklären.

Er selbst ging nochmal in alle Zimmer, obwohl sie das sicher schon alle mindestens vier Mal getan hatten.

schließlich schlug er mit der Faust frustriert gegen die Kellertür und...

sie ging knarrend auf..

Ketchup

Ein paar Jahre zuvor..

Pierre, Lukas und Ben saßen in dem American Diner in dem sie sich aktuell immer in ihren Mittagspausen trafen.

"Hoffentlich ist Lena heute da.", grinste Ben.

Lena war definitiv eine Sexbombe und notierte jede Bestellung noch handschriftlich auf ihrem kleinen Block.

Wobei sie sich jedes Mal tief runter zum Tisch beugte und ....die Aussicht war einfach der hammer.

Doch heute kam die Neue.

Sie befand sich gerade in einer schulischen Ausbildung und jobbte hier nebenbei um sich über Wasser halten zu können.

So neu war sie auch eigentlich gar nicht mehr, jedoch war sie für die Jungs bisher unsichtbar gewesen.
 

Im Gegensatz zu der Bluse ihrer Kollegin, war sie bis oben zugeknöpft und trug sogar brav ihr Namensschild: Rebecca ッ

"Hey, was kann ich euch bringen?", lächelte sie schüchtern und zückte ihren Stift.

Lukas wollte gerade etwas sagen, als Pierre ihm zuvor kam:

"Wer bist du denn? Ist Lena nicht da?"

Abschätzend blickte er an ihr runter und wirkte rein gar nicht zufrieden mit dem was er sah.

Becky holte tief Luft und lächelte wieder:

"Nein heute nicht. Möchtet ihr was trinken?"

So ging es noch ein paar mal hin und her, dann bestellten sie schließlich und unterhielten sich weiter über ihre Jobs.

30 Minuten später..

"Hey Kleine!"

Becky zuckte zusammen als er hinter ihr her rief.

Dann setzte sie schnell wieder ihr Lächeln auf und drehte sich um: "Kann ich noch etwas für dich tun?"

"Du hast Ketchup vergessen. Bist wohl etrwas überfordert was?"

Becky lief rot an und kam zögerlich näher:

"Ich bin mir sicher dass ich-"

"Willst du sagen dass ich lüge?", Pierre sah sie kühl an.

Becky stammelte leise eine Entschuldigung dann eilte sie so schnell weg, dass sie regelrecht in die Küche reinstolperte.

"Man Pierre was soll das? Sie hatte doch gar nichts vergessen. Die Kleine ist nervös genug da brauchst du sie nicht noch quälen.", bat Lukas und trank einen Schluck Cola.

"Lass mich. Vielleicht tauschen die beiden dann wieder Schichten.", grinste der nur.

Tatsächlich ging das ganze soweit, dass Becky irgendwann schon richtig Bauchschmerzen vor der Arbeit bekam.

Und jedes Mal hatte sie angeblich den Ketchup vergessen. Natürlich waren es einige fiese Sprüche mehr.

Aber das ärgerte sie mit am meisten, denn sie wusste dass sie eigentlich keinen Fehler gemacht hatte.

Dann kam der Tag an dem der kleinen, süßen Becky der Kragen platzte.

So viel Angst sie vor dem Arsch auch hatte. Sie reagierte einfach.
 

Bewaffnet mit zwei großen Ketchupflaschen ging sie auf den Parkplatz zu seinem Motorrad.

Als er kurz darauf raus kam, fiel ihm das Handy aus der Hand.

Sie hatte beide Flaschen großzügig über seiner Maschine entleert.

"Extra Ketchup.", lächelte sie, "kann ich ihnen sonst noch etwas bringen?"

Allerdings sackte ihr das Herz ordentlich in die Hose als er Nähe kam.

Am liebsten wäre sie weg gerannt aber sie war wie versteinert.

Und dann ....lachte er.

An diesem Tag verlor sie ihren Job, aber gewann drei neue Freunde.

Damals konnte sie noch nicht wissen, dass ausgerechnet der unwahrscheinlichste von den Dreien die Liebe ihres Lebens werden würde.

Dazwischen standen jedoch noch ein paar Monate voller Sorgen, Gewalt und Drogen, die Pierres Leben vergifteten.

Eine lange Geschichte...

Letztendlich war sie seine Rettung, deswegen auch der winzig kleine Engel auf seiner Haut, der sich zwischen vielen düsteren Tattoos versteckte und kaum zu erkennen war. Das wusste sie jedoch nicht.
 

Heute..
 

Die Kellertür öffnete sich knarrend.

Unten an der tiefen Decke flackerte ein schummriges, schwaches Licht.

Trotzdem war es ziemlich düster und nicht gerade einladend.

Pierres Herz schlug ihm bis zum Hals, als er die steile Treppe runter sprang.

Er konnte sich gut vorstellen, dass der Keller für Gäste tabu war, denn hier türmte sich unerwartet viel teilweise modriges Gerümpel, Unordnung und Spinnenweben.

Er erwartete blaue Augen, die ihn erleichtert an sahen... braune Haare die durch die Luft wirbelten und Arme die sich um ihn schlangen. Aber sie war nicht da.

Der Keller war rümpelig aber leer.

Frustriert trat er eine Dose von sich weg.

"Fuck...", ratlos fuhr Pierre sich durch die Haare, sah auf die große Spinne, die sich gerade neben seinem Gesicht abseilte und ging wieder nach oben.

Er schaltete das Licht aus und lies die Kellertür wieder hinter sich einrasten.

Schnell kamen die anderen auf ihn zu gelaufen.

"Ich dachte die Tür geht nicht auf?", Lukas wirkte überrascht.

"Ne Spur von ihr?", wollte Sophie wissen.

Pierre schüttelte nur den Kopf.

Der Keller war die letzte Option gewesen. Jetzt konnte es ja eigentlich nur noch der Wald sein und es war Nacht..

Becky war inzwischen über 3 Stunden weg.

Jenny lachte leise und sofort sahen alle anderen sie entgeistert an.

"Wahrscheinlich hatte sie einfach keinen Bock mehr auf dieses Drecksloch und gönnt sich grad ein bisschen Wellness in einem richtigen Hotel.", kicherte sie.

Reflexartig packte Ben seinen besten Freund, der aussah, als würde er der Blondine den Kopf abreissen wollen und sie stolperte vor Schreck ein paar Schritte zurück.

"Schatz?...Geh bitte schonmal ins Bett.", bat Ben und wehrte Pierre ab, der versuchte sich aus dem Griff zu befreien.

"Wie bitte? Ich bin hier um zu helfen und....und ignorieren wir einfach dass er mich vorhin fast geschlagen hätte?!", protestierte sie wütend.

"Jenny? Geh...jetzt!", sagte Ben ruhig aber bestimmt.

"Aber Schatz! Ich hab doch nur-"

"Schatz verpiss dich!"

Beleidigt und leise meckernd verschwand sie. In diesem Moment stieß Pierre seinen besten Kumpel von sich , drehte sich um und schlug stattdessen gegen die Wand, sodass neben ihm ein Bild runter flog.

Ben lies sich nicht abwimmeln und packte Pierre an der Schulter:

"Alles wird gut...ich kann nochmal durch den Wald laufen.", er drehte sich zu Sophie und Lukas um: "Hat jemand eine Taschenlampe?"

"Nimm dein Handy.", murmelte Sophie, "Ich geh mal nach Jenny schauen."

"Ben? Kann ich mitkommen?", fragte Lukas ziemlich leise.

Er war zwar nicht gerade scharf darauf in den pechschwarzen Tannenwald zu stolpern aber....was wenn Ben auch noch verschwand?

"Nein...", war die knappe Abfuhr.

"Was?..", stammelte Lukas irritiert.

"Pierre kommt mit.", bestimmte Ben und die beiden machten sich auf den Weg.

Er wollte Lukas eigentlich nicht vor den Kopf stoßen, aber sein bester Freund konnte hier nicht bleiben und warten.

Das konnte man ihm gerade nicht zu muten.
 

Draußen angekommen atmete Pierre so tief durch, als hätte er bis eben keine Luft bekommen.

Die kühle Nachtluft tat ihm ziemlich gut, denn nachdem sie auch nicht im Keller gewesen war, hatte er das Gefühl sich übergeben zu müssen. Schlimm war auch, dass er wirklich drauf und dran gewesen war Jenny eine zu langen und er war dankbar dass Ben so schnell reagiert hatte.

Becky wäre so enttäuscht von ihm wenn er in diese alten Muster zurück fallen würde.

Becky....

Ben bemerkte, dass Pierre düsteren Gedanken nach hing und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter:

"Wir finden sie...Vorher geh ich nicht schlafen.."

"Könnte ich jetzt sowieso nicht...", flüsterte Pierre mit rauer Stimme und aktivierte die Taschenlampe seines Handys.

Er würde diesen Ort nicht ohne seine Freundin verlassen.

Höchstens um sie nach Ablauf der 24 Stunden vermisst zu melden und dann wieder zurück zu fahren.
 

Pierre war schon vorgegangen, als Lukas raus gelaufen kam und Ben noch kurz zurück hielt.

"Bitte....passt auf euch auf, okay?"

Er drückte den größeren kurz, dann lief er mit leicht geröteten Wangen wieder ins Haus.

Lukas wollte gerade die Tür schließen als Ben sich nochmal umdrehte und etwas rief:

"Hey ähm ...kannst du Jenny bitte sagen, dass es mir leid tut ? ich wollte sie nicht so angehen.."

"Klar...", nickte Lukas etwas verbittert und verschwand im inneren des Holzhauses.

Dann musste Ben joggen um Pierre einzuholen.

Gut, dass man dessen Licht in einiger Entfernung in der Finsternis ausmachen konnte.

Sie mussten sie finden, sonst würde dieser Urlaub zum Albtraum werden.
 

Als Lukas zu den Mädels stieß, saßen die beiden gerade auf Jenny's Bett und liesen sich abrupt los als er eintrat.

"Hoffentlich finden die beiden sie schnell...", seufzte Lukas und setzte sich mit aufs Bett.

"Vielleicht hatte sie ja auch einen Unfall und liegt tod im Wald...", meinte Jenny leise.

Sophie und Lukas sahen sie schockiert an.

"Was guckt ihr so? Ich mein das nicht böse. Das ist eben eine Möglichkeit...ihr habt selbst gesagt, dass du auch fast einen Unfall am See hattest."

Lukas hatte plötzlich einen Kloß im Hals:

"Sie kommt sicher gleich mit den beiden zurück. Heil und munter."

"Auf jeden Fall.", lächelte Sophie.

Doch danach liesen Jenny's Worte keinen von ihnen mehr los.

Was wenn Becky wirklich nicht zurück kommen würde?

"Oh gott Pierre...", schluchzte Sophie auf einmal. gerade die toughe Sophie von der man es am wenigsten erwartet hätte.

Lukas nahm sie schnell in den Arm.

In der Ferne hörten sie leise das Rufen von Ben und Pierre, die durch den Wald irrten und suchten.

Und nicht wussten, dass es hoffnungslos war.

Gefangen

Becky stöhnte leise auf, als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte.

Als erstes bemerkte sie den Geschmack von Blut in ihrem Mund.

Wahrscheinlich hatte sie sich auf die Zunge gebissen.

Es war so dunkel, dass sie absolut nichts erkennen konnte.

Wie lange war es her, dass sie das Bewusstsein verloren hatte?

Was war nochmal passiert?

Ängstlich tastete sie um sich herum und stand dann mit wackeligen Beinen auf.

Sie hatte die offene Kellertür gesehen...sie war runter geschlichen und....

Langsam kamen die Bilder zurück.

"Au....", sie hielt sich die Seite, auf die sie gestürzt war.

Es war spannend gewesen sich den Keller anzusehen, denn dort standen Dinge, die wahrscheinlich gar nicht für das Auge von Gästen gedacht waren.

Am längsten hatte sie die alten Weckgläser begutachtet und versucht zu erraten was sich jeweils darin befand.

Dann war sie gegen das Regal gestoßen, das daraufhin stark ins Schwanken geriet und auf sie zu stürzen drohte.

Sie war rückwärts gestolpert und in ein Loch gefallen.

Beim Aufprall hatte sie das Bewusstsein verloren und die Luke über ihr war zugefallen.

Die Luke!

Blind tastete Becky um sich herum. Spinnenweben berührten ihr Gesicht und am liebsten hätte sie sich einfach hingehockt und geweint.

Sie fand den Weg nach oben nicht und fühlte sich auf einmal schwindelig und beklemmt hier unten.

"HILFE!!", schrie sie so laut sie konnte.

In einer Ecke fiepte etwas leise.

Eine Ratte?

Eiskalte Schauer liefen ihren Rücken herunter und sie wischte sich die nächsten Spinnenweben aus dem Weg:

"HILFE!!", schrie sie noch einmal heiser, dann ging ihr Rufen in panisches Schluchzen über.

Sie hatte niemandem gesagt, dass sie hier runter gegangen war.

Mit zittrigen Fingern zog sie ihr Handy aus der Hosentasche und sah auf das Hintergrundbild auf dem sie Huckepack auf Pierre's Rücken hing wie ein Äffchen, ihre Arme um seinen Hals geschlungen hatte und lachte während er genervt aussah. Sie wusste auch wieso. An dem Tag waren sie auf der Hochzeit ihrer Schwester gewesen und er hatte sich schick machen müssen. Sie hatte den ganzen Tag damit verbracht zu versuchen ihm ein Lächeln abzuringen.

In einem weiß-rosa-farbenen Sommerkleid klammerte sie sich auf dem Foto um seinen tätowierten Hals und kitzelte ihn mit ihren brünetten Haaren am Ohr.

er trug ein schwarzes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und eine Krawatte. Man war es süß gewesen ihn heimlich dabei zu beobachten wie er versuchte die um zu binden und zu wissen, dass er das alles nur ihr zu liebe tat und nicht für ihre Schwester oder irgendwen sonst.

Sie wollte gerade die Taschenlampe ihres Smartphones anmachen als der Bildschirm schwarz wurde.

Der Akku war leer.

Sie weinte so heftig, dass ihre Nase zu laufen begann.

"Pierre...", flüsterte sie. "PIERRE!"

Verzweifelt stolperte sie durch die kleine Kammer und knickte um, woraufhin auch noch ihr Knöchel heftigst zu schmerzen begann.

"HILFE!!"

Wäre sie noch oben im Keller gewesen hätte man sie sicher auf dem Flur gehört, aber so wurden ihre Schreie auch noch von der unscheinbaren Luke im Boden gedämpft.

Sie schrie sich die Seele aus dem Leib bis sie einfach zusammensackte und schluchzte, während es in irgendeiner Ecke wieder leise fiepte.
 

Sophie und Jenny waren irgendwann Arm in Arm erschöpft eingeschlafen.

Lukas dagegen wanderte den Flur rauf und runter und wartete auf die Rückkehr der beiden anderen.

Als er schließlich endlich die Haustür hörte, rannte er sofort hin.

Er hatte Ben noch nie so fertig gesehen.

Außer Atem trottete dieser in die Küche und trank eine 1,5 Liter Flasche einfach so leer.

Dann nahm er den unteren Teil seines Shirts um sich damit übers Gesicht zu wischen. Dabei entblösste er seinen durchtrainierten Oberkörper.

Lukas stand im Türrahmen und betrachtete ihn.

Immer wenn er mit ihm allein war beschleunigte sich sein Puls.

Dagegen konnte er nichts machen.

Ben war einer dieser Typen, die echt heiss waren, aber gar nicht wussten wie gut sie aussahen.

Er war ziemlich sportlich und stark...aber einfach genau richtig....nicht zu wenig...nicht zu viel...

Er war groß, hatte breite Schultern...die heftigsten Augen... und

was ihn dann noch anziehender machte war seine manchmal etwas trockene aber immer hilfsbereite und beschützende Art....und wenn er mal lachte dann so von Herzen..

Lukas seufzte leise. Es war schwer so für einen so guten, langjährigen Freund zu empfinden.

Er würde es ihm nie sagen können. Er vertraute Ben aber das konnte er ihm nicht sagen.

Gott...er war so eifersüchtig auf Jenny. Manchmal träumte er davon einen Tag lang mal in ihrem Körper zu stecken.

Er fantasierte davon, dass Ben ihn wenigstens nur einmal so ansehen würde wie er Jenny ansah ...

oder wie er ein Steak ansah.

Lukas musste schmunzeln.

Ben war dreckig und verschwitzt.....und man ...er konnte das tragen.

Lukas begann sich für seine Gedanken zu schämen, da sie sich in so einer scheiß Situation befanden und Becky anscheinend immernoch verschwunden war. Sonst wäre sie jetzt immerhin dabei gewesen.

Ben wirkte verzweifelt und Lukas hätte ihn so gern in den Arm genommen. Er wusste dass Ben immer den aller höchsten Anspruch an sich selbst hatte und jetzt Becky nicht finden zu können und langsam die Kraft zu verlieren musste für seine Psyche ein harter Schlag sein. Vorallem weil Pierre eben sein bester Freund war und er ihm versprochen hatte, dass sie sie finden würden.

Ben stützte sich mit beiden Händen. Großen...starken Händen....auf der Küchenzeile ab.

Lukas malte sich aus wie es wäre wenn Ben ihn mal so packen würe und an sich ziehen und...
 

"Lukas wie lange stehst du da schon?", Ben sah zu ihm rüber.

"N-nicht lange. wie siehts aus? Habt ihr sie gefunden?", er verschränkte unsicher die Arme vor der Brust als Ben näher kam.

Und dann passierte etwas womit Lukas nie ...nie im Leben gerechnet hätte.

Ben umarmte ihn.

"Alles ok?", flüsterte Lukas überrumpelt, roch Ben's maskulinen Duft und spürte dessen warmen Körper.

"Ich kann nicht mehr...", brummelte Ben unzufrieden und bestätigte damit Lukas' Befürchtungen.

"Du tust alles was du tun kannst und noch mehr...es ist nicht deine Schuld...", sagte Lukas leise und erwiederte die Umarmung vorsichtig.

Am liebsten hätte er ihm über den Rücken gestreichelt und ihn geküsst.

"Ich hab ihm versprochen, dass wir sie finden und ich kann nicht mehr und ich weiß nicht mehr wo ich noch suchen soll..."

, gestand Ben und lies Lukas langsam los.

Lukas hatte noch nie erlebt, dass Ben mal am Ende war mit seinem Latein.

Und irgendwie berührte es ihn, dass er sich in diesem schwachen Moment ihm öffnete und nicht Jenny.

Auch wenn das nichts zu bedeuten hatte. Er war einfach gerade da gewesen und Jenny schlief und das war der einzige Grund.

"Wo ist Pierre?"

Ben sah zum Fenster auch wenn man gerade ohnehin nichts draußen erkennen konnte:

"Der sucht noch... ich glaub der sucht bis er umkippt...hab ihn noch nie so erlebt."

"Er muss langsam mal reinkommen...", meinte Lukas bedrückt.

"Ich weiß...glaub mir ich weiß...und die einzige Lösung ist, dass ich...ihn gleich mit Gewalt rein holen muss.."

"Soll ich mit kommen Ben?"

"Ich mach das lieber allein, er wird komplett austicken...er wird mich dafür hassen.", murrte Ben.

Lukas sah ihn mit seinen grün-braunen Augen zärtlich an:

"Er kann sich freuen, dass er dich als besten Freund hat.."

"da bin ich mir gerade nicht so sicher...", zweifelte Ben, dann wuschelte er Lukas freundschaftlich durch die blonden Haare und ging an ihm vorbei.

"Lass mich mit kommen...ich helfe dir. Du musst das nicht allein machen."

"Lukas....ich kenn ihn noch wie er früher war. Diese Seite von ihm willst du gar nicht treffen.", mit diesen Worten machte er sich wieder auf den Weg nach Draußen. Dann sah er nochmal über seine Schulter: "Aber nett von dir."

Dann war er verschwunden.

Lukas blieb im Flur stehen. Ob er ihm einfach folgen sollte?

"Sag mal Lukas....stehst du auf meinen Freund?!"

Er hatte Jenny gar nicht kommen hören und bekam beinahe einen Herzinfarkt.

"Spinnst du? Nein! Wie kommst du auf so einen Scheiß?!", wehrte er sich schnell.

"Das will ich auch hoffen!", zischte sie noch und verschwand wieder aufs Zimmer.

Lukas blieb perplex zurück.

Sophie hatte doch nichts ausgeplaudert oder?!

Zum Glück wusste sie zwar dass er schwul war , aber das mit Ben wusste niemand.

Also konnte sie wenigstens das auf keinen Fall verraten haben. Trotzdem....wie kam Jenny da jetzt drauf?

Hatte sie sie belauscht? Beobachtet? oder vielleicht nur einen Scherz gemacht? Nein, sie wirkte so ernst.

Verflucht....hätte er das mit Sophie bloß einfach sein gelassen.

Draußen ertönten laute Stimmen und Schritte.

Schnell zog er sich erstmal wieder in die Küche zurück.
 

Als Ben reinkam blutete seine Nase.

Er hatte Pierre im Nacken gepackt und drückte ihn grob vor sich her.

Der fluchte so derbe, dass Lukas gern seine Ohren zugeklappt hätte.

Sophie sah schläfrig auf den Flur: "Gibts was neues?"

"Geh wieder schlafen..:", grummelte Ben, dann blieb Pierre auf einmal stehen und unterbrach sein Geschimpfe.

"Pierre geh weiter. Wir müssen-", begann Ben.

"Ruhe!", befahl Pierre. "Seid mal alle leise..."

Seine Laune wandelte sich um 180 Grad.

Jetzt war er ruhig und konzentriert und dann hörten sie es auch.

Es war wahnsinnig leise aber es klang wie:

"Hilfe!"

Der Schlüssel

Sie hatten das Hilfe nur ganz schwach gehört.

Und wenn man sich nicht knallhart konzentrierte, hätte es auch was anderes sein können, so leise war es.

Wie Pierre es gehört hatte war ihnen ein Rätsel vorallem, weil er da gerade geschimpft hatte wie ein Rohrspatz.

"BECKY!!!", brüllte Pierre so unvermitttelt und so immens laut, dass Sophie zusammen zuckte und Ben direkt etwas Abstand von ihm nahm. Dann ging die Suche erneut los. Diesmal etwas optimistischer. Auf einmal waren sie alle wieder hellwach.

Jenny legte ein Ohr gegen eine der Wände und klopfte dagegen.

"Ja genau als ob sie in der Wand ist:", Sophie musste sich zusammen nehmen um nicht zu lachen.

Ben sah nochmal in allen Zimmern nach. Immer wieder blieben sie stehen und lauschten angestrengt.

Schließlich riss Pierre die Kellertürauf.

"Becky?!"
 

Becky hob den Kopf.

Ihr Freund stand gerade ohne es zu wissen direkt über ihr und durch die Ritzen im Boden rieselte Dreck auf sie runter.

"HIER! HIER UNTEN!!"

Pierre hätte vor Erleichterung beinahe geweint, konnte sich aber zusammen reissen.

Noch hatte er sie nicht wieder im Arm.

"Becky gehts dir gut??"

"Ich will hier nur raus", schluchzte sie, was Pierre einen ziemlichen Stich ins Herz versetzte.

Kopflos begann er zu suchen.

Das Regal kippte auf ihn zu und schlug gegen seine Schulter.

Schnell brachte er es wieder zum Stehen und hatte Glück, denn nur zwei Gläser waren heraus gefallen und auf dem Boden in tausende kleine Scherben zersprungen.

Er schob Kisten zur Seite und tastete überall herum.

Becky schniefte leise dann rief sie erneut:

Da ist irgendwo eine Luke im Boden!"

Durch das schummrige Licht war es wirklich nicht einfach diese auszumachen.

Als er sie entdeckte fluchte er leise vor sich hin, weil der Griff fehlte.

"Scheiße."

"Was ist los?", kam die ängstliche Stimme von unten.

"Nichts..", versicherte Pierre und versuchte irgendwie in die Ritzen der Luke zu kommen, wobei er sich einen kompletten Fingernagel abriss.

Schließlich sprang sie einen Spalt nach oben und er klemmte seine Finger schnell dazwischen ein.

Das Teil war überraschend massiv und bereitete ihm ganz schöne Schmerzen.

Er keuchte kurz auf, als sie seine Finger einquetschte und drückte sie schließlich nach oben. Licht fiel nach unten in die Kammer und beschien Becky's blasses Gesicht.

Sie war voller Staub und ihre Haare voller Spinnenweben und sie humpelte etwas.

Mit einem kräftigen Stoß brachte er die Luke zum stehen und hielt sie so mit seinem Rücken, dann streckte er die Arme nach Becky aus und zog sie nach oben. Schnell robbten sie gemeinsam von dem Loch weg, die Luke schlug wieder zu und er presste sie an seine Brust und küsste ihren Kopf. Die Spinnenweben waren ihm dabei herzlich egal.

"...krieg ...keine ...Luft..", krächzte sie und er lockerte seinen Griff etwas, lies sie aber nicht los.

Erneut begann sie zu schluchzen und schlang ihre Arme fest um ihren Freund.

So saßen sie am Boden.

Dann spürte sie es und sah zu Pierre auf. Der rieb sich schnell mit dem Arm über die Augen.

Sie hatte ihn noch nie weinen gesehen.

"Schatz..", flüsterte sie und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände.

"Ich dachte....", begann Pierre mit ungewohnt brüchiger Stimme.

"Nein Schatz... ich lass dich niemals allein..", sie küsste ihn sanft.

"Niemals..", wiederholte er.

"Niemals...", lächelte sie.

Dann sah sie seine Hände an , die ziemlich lädiert waren und bemerkte auch den fehlenden Nagel.

"Oh gott..."

"Das ist nichts...", er drückte sie wieder fest an sich. Dann brauchten sie noch eine Weile ehe sie wieder hoch gingen. Dabei hatte er die ganze Zeit den Arm um sie gelegt und wollte sie am liebsten nicht mehr los lassen.
 

Die anderen kamen angelaufen, doch Ben versperrte die Kellertür.

"Hat er sie gefunden??", fragte Sophie aufgeregt.

"Ja aber lasst die beiden mal kurz...wir warten bis sie von selbst hoch kommen, okay?", Ben bedeutete den anderen in die Küche zu gehen. Dort setzten sie sich brav und leise an den Tisch und liesen erstmal die ganze Anspannung von sich abfallen.

"Gott sei dank...", flüsterte Lukas.

Es dauerte noch ganze 20 Minuten bis Becky und Pierre zu ihnen stießen.

Es folgte eine erleichterte und freudig-emotionale Gruppenumarmung.

"Soll ich uns einen Mitternachtssnack machen?", fragte Becky lächelnd in die Runde.

"Oh mein Gott Becky! Setz dich erstmal hin!", lachte Sophie.

"Wie siehst du überhaupt aus? Ach du schei-", begann Jenny, die die ganzen Spinnenweben und den Staub entdeckt hatte und wurde von Ben am Arm gepackt und raus auf den Flur gezogen.

"Aua Ben spinnst du?!"

"Du bist meine Freundin und ich liebe dich aber wenn du nur noch eine Sache zu oder über Becky sagst ....dann ist das mit uns vorbei.", diese Worte kosteten ihn viel Überwindung aber sie hatte es in den letzten Tagen hier wirklich geschafft ihn bis an seine Grenze zu treiben.

Und sie in so einer Extremsituation zu erleben hatte ihm ein ganz neues Bild von ihr gezeigt, das er leider nicht besonders mochte.

"Du tust mir weh lass mich los!", zischte sie, verpasste ihm eine Ohrfeige und verschwand in ihr Zimmer.

Diesmal ging Ben ihr nicht direkt hinterher, sondern zurück zu den anderen.

Er würde sie jetzt nur anbrüllen und das wollte er nicht. Ja, dafür würde er sich entschuldigen müssen. Später. Das änderte aber nichts daran, dass er seine Worte ernst gemeint hatte. Sie war seine Freundin und er war bereit an Problemen zu arbeiten aber wenn sie seine Freunde permanent runter machte und sich in ernsten Situationen derartig unpassend verhielt musste er ernsthaft darüber nachdenken, ob sie die richtige Frau an seiner Seite war.

Die anderen die natürlich versucht hatten zu lauschen, sahen ihn besorgt an.

"Habt ihr euch gestritten?", fragte Sophie geradeheraus.

"Schon gut. Es geht jetzt um Becky.", lächelte Ben und legte den Arm um eben diese, denn Pierre hatte sie kurz freigeben müssen weil er ihr ein Kühlpack aus dem Bus besorgt hatte.

So standen und saßen sie in gemütlicher Runde mitten in der Nacht in der Küche und tranken auf den Schrecken noch jeder einen Schnaps oder einen Wein.

Pierre stand auf und dann kniete er sich vor Becky.

Auf einmal hielten alle die Luft ein.

Pierre lachte tatsächlich leicht verlegen: "Nein, man Leute, das ist kein Antrag! Seid nicht bescheuert!"

Becky bekam rosa Wangen und sah zu ihrem Freund runter.

"Gib mir deine Hand...", murmelte er.

Sie streckte sie vertrauensvoll aus und spürte etwas kleines, kühles.

An dem Schlüssel, den er ihr gab, hing ein glitzernder Cupcake Anhänger.

Pierre war es etwas peinlich, aber er räusperte sich tapfer und erklärte:

"Es sind 3 Jahre verdammt zieh endlich bei mir ein.....bitte..."

Sie musste leise lachen, nickte heftig , schlang die Arme um ihn und küsste ihn innig.

"Ich liebe dich."
 

Lukas bemerkte, dass Ben eine Hand auf seinen Rücken gelegt hatte, sagte aber nichts damit es Ben nicht auch auffiel, denn der schien das unterbewusst gemacht zu haben.

Morgengeflüster

Becky und Pierre lagen eng umschlungen im Bett und waren gerade sehr, sehr dankbar das Doppelbett zu haben.

"Maus wenn du morgen früh abreisen möchtest, dann machen wir das..", flüsterte er und küsste ihre Nasenspitze.

Doch sie schüttelte leicht den Kopf: "Ich hab doch nur ein paar blaue Flecken, der Knöchel ist auch nicht so schlimm....und du hast mich doch gefunden...."

"Ich mein ja nur.."

"Schatz ich hoffe du hast dir das mit dem Schlüssel gut überlegt... und das jetzt nicht nur aus einer Emotion raus-"

"Becky den hab ich schon seit Wochen in meiner Tasche...weißt du wie peinlich es war diesen Anhänger zu kaufen.."

"Peinlicher als der Tag an dem du mir eine Packung Binden mitbringen solltest?"

Er sah sie gespielt angewidert an und sie küssten sich nochmal.

Sie kraulte ihm durch die dunklen Haare und sah ihm verliebt in die Augen:

"Du bist mein Held, weißt du das..?"

"Jetzt sei nicht so kitschig...", murrte er.

Sie war die eigentliche Heldin...

Jeder wusste das.

Sie hatte ihn von den Drogen weg bekommen, von falschen Freunden fern gehalten, er war für sie sogar zur Therapie gegangen wegen seiner Aggressionsprobleme....er hatte endlich seinen Traumberuf ergriffen...auch nur für sie...

er war ein komplett anderer Mann für sie geworden und fühlte sich jetzt trotzdem mehr wie er selbst als jemals zuvor.

"Geh bloß nicht mehr in diesen scheiß Keller...."

"bestimmt nicht...", lächelte sie ihr Becky Lächeln...

Ihm war egal was eine Jenny über seine Freundin sagte. Für ihn war sie ...perfekt.
 

Ben klopfte erst leise an seine eigene Schlafzimmertür, als keine Antwort kam trat er ein.

Jenny war gerade dabei sich ihren BH auszuziehen: "Kannst du mal ...bitte.."

"Klar.", er kam näher und öffnete den Verschluß. Woraufhin sie die Träger von ihren Schultern streifte.

Dann drehte sie sich oberkörperfrei zu ihm um und er sah sofort, dass es noch nicht vorbei war.

"Es tut mir leid...Jenny..", sagte er leise und schaffte sogar ihr dabei in die Augen und nicht auf die Brüste zu sehen.

"Ja mir auch..", zischte sie und stieg auch aus ihrer Hose. Nur im Höschen und mit nackten Brüsten stand sie vor ihm.

"Was genau tut dir leid?", wollte er wissen.

"Dass du so ein Arsch zu mir bist."

"Ist das dein Ernst?", Ben sah sie fassungslos an.

"Seit wann ist dir Rebecca wichtiger als ich?", sie suchte nach ihrem Tanktop, das sie gerne zum Schlafen anzog.

Ben holte einmal tief Luft und reichte es ihr, da es neben ihm über einer Stuhllehne gehangen hatte.

"Zu keinem Zeitpunkt habe ich gesagt, dass mir irgendjemand wichtiger ist als du."

Jenny zog sich das Top an und kam auf ihn zu.

Dann tippte sie mit einem ihrer gemachten Nägel gegen seine Brust: "Du hast gesagt du machst vielleicht Schluß mit mir. DU mit MIR, das ich nicht lache...freu dich dass ich dich nicht schon drei Mal verlassen hab...allein dass du dauernd Joggen bist um mir aus dem Weg zu gehen."

Ben sah runter auf ihren Finger: "Ich hab dich jedes Mal gefragt ob du mit kommst...und Jen' es war nur zwei Mal. Willst du mir jetzt verbieten Sport zu machen? Ich hab das schon extrem für dich runter gefahren. Ich brauch das halt ab und zu um den Kopf frei zu kriegen, das hat doch absolut nichts mit dir zu tun."

"Um den Kopf von mir frei zu kriegen?"

"Wie ich eben sagte, das hat absolut nichts mit dir-"

"Ich will das gar nicht hören. Ich bin müde nach der ganzen Aufregung. Komm wir gehen ins Bett."

"Ich komm gleich wieder ich will nochmal kurz-"

"Ben ich schwöre dir wenn du jetzt weg gehst dann brauchst du hier heute Nacht gar nicht mehr rein kommen."

"Gut...okay...", er wandte sich ab.

"Benni?! Was machst du?"

"Ich schlafe heute auf der Couch..", er wollte ihr trotzdem einen kleinen Kuss geben aber sie stieß ihn weg, woraufhin er ging.
 

Nachdenklich wanderte er ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch.

Kurz danach setzte Lukas sich neben ihn:

"Warum bist du noch wach?"

Ben zuckte mit den Schultern: "Ne kleine Meinungsverschiedenheit mit Jenny. Bis morgen früh hat sich das wieder beruhigt. Wie immer. Und du?"

"Auch ne kleine Meinungsverschiedenheit...", seufzte Lukas. Sophie hatte ihm gestanden, dass sie sein Geheimnis vor Jenny und Becky ausgeplaudert hatte. Sie hatte zwar auch geschworen, dass die beiden dicht halten würden, aber er war trotzdem ziemlich enttäuscht von ihr und extrem unangenehm war es ihm auch. Immerhin wusste er jetzt wieso Jenny vorhin so komisch zu ihm gewesen war.

Er hätte nie eine Fake Beziehung eingehen sollen. Dann wäre er eben der traurige Dauersingle gewesen. Das wäre wohl doch nicht so viel komplizierter. Aber das lies sich nun nicht mehr ändern.

"Sag nicht du wolltest auch auf der Couch schlafen?"

"Doch eigentlich schon. Du auch?"

Lukas nickte verlegen.

"Naja ich könnte mich ja auch zwischen Pierre und Becky kuscheln.", grinste Ben.

Oder wir teilen uns die Couch..., dachte Lukas.

Doch er lächelte nur statt das wirklich vorzuschlagen.

Eine Weile war es still.

Dann sah Ben auf Lukas: "Du kennst mich ja schon ein paar Jahre...meinst du Jenny ist die eine für mich..?"

Lukas sah ihn verdutzt an.

Alles in ihm schrie : Nein ! Nein ist sie nicht! Los! Los , schieß sie zum Mond!!

"Also ihr seid schon ein hübsches Paar.", murmelte er schließlich.

ICH IDIOT WAS REDE ICH DA ?! Sie ist furchtbar. Verlass sie! Verlass sie und nimm mich!

"Naja .. aber ich mein auch so vom Charakter ...", lies Ben nicht locker.

Es war diese typische Situation in der Lukas jetzt die Aufgabe hatte seinen Freund aufzubauen und zu ermutigen und es fiel ihm zum ersten Mal mega schwer.

"Du musst einfach auf dein Gefühl hören, ich will mich nicht in eure Beziehung einmischen.", fand er schließlich eine Möglichkeit sich da ein wenig raus zu nehmen.

"Hast ja recht. Tut mir leid.."

Lukas gähnte leise, dann griff er nach der Flasche auf dem Tisch und trank etwas.

"Sonst könnten wir doch auch beide auf der Couch schlafen wenn dich das nicht stört."

Lukas hätte beinahe sein Wasser ausgespuckt und musste wie verrückt husten.

Sofort klopfte Ben ihm auf den Rücken: "Alles in Ordnung?"

"Ja ich...ja ich...hab mich nur ...hab das nur...mich nur...verschluckt.", stammelte Lukas.

"Wenn du lieber mehr Platz haben willst ist das voll ok für mich. Ich kann auch Sophie fragen ob ich in dein Bett kann."

"Äh ja mach das doch dann hättest du ein richtiges Bett. Sie hat sicher nichts dagegen.", lächelte Lukas und hätte sich kurz danach für diesen Satz schlagen können.

"Gute Nacht.", sagte Ben und schlich leise zu Sophies und Lukas' Zimmer.

Lukas ging das Licht ausmachen, dann legte er sich auf die Couch und presste sich sein Kissen aufs Gesicht.

Am liebsten hätte er hinein geschrien.

Wieso war er nur so blöd.

Mürrisch drehte er sich auf die Seite und schloß die Augen.

Wahrscheinlich war es besser so.

Er war schon am wegdämmern, als er Schritte hörte und dann spürte wie sich jemand hinter ihm auf die Couch legte.

Lukas hielt die Luft an.

Sophie hatte auch Ben hochkant wieder rausgeworfen, weil sie heute keinen Mann mehr sehen wollte.

Ben schlief auch ziemlich sofort ein, während Lukas jetzt viel zu nervös war um so richtig zur Ruhe zu kommen.

Meine Güte strahlte Ben eine Wärme aus.
 

Am Morgen wachte Lukas als erster auf. 3 Stunden Schlaf...mehr konnte das nicht gewesen sein.

Ben war noch nicht richtig wach. Sah nur einmal auf die vermeintlich vertrauten blonden Haare vor sich, legte den Arm über "Jenny" und nuschelte: "Morgen..Schatz...", ehe er nochmal einschlief.

Lukas lief feuerrot an.

Er wollte leise aufstehen, doch jetzt lag Ben's Arm schwer auf ihm.

So durfte sie auf keinen Fall jemand sehen.

Und trotzdem erwischte er sich kurz dabei, dass er es einfach für einen Moment genoss, dass Ben ihn für Jenny hielt.

Er schob seine Finger zwischen Ben's Finger und presste sich etwas enger an ihn.

Doch schnell hatte er zu viel Angst davor, dass Ben aufwachen könnte, also stand er ein wenig geknickt auf, stieg über diesen hinweg und von der Couch runter.

In der Küche setzte er erst einmal Kaffee auf, dann ging er ins Bad zum Duschen und Zähneputzen.

Zurück in der Küche ärgerte er sich, weil er jetzt noch ne Weile warten musste.

Kaffee und Zahnpastageschmack? Ne danke...

Vielleicht hätte er doch erst Frühstücken und dann Zähne putzen sollen.

Irgendwie war er heute nicht zu gebrauchen.

Noch ziemlich müde schlich er in den Türrahmen und sah ins Wohnzimmer wo Ben immernoch mit dem Rücken zu ihm schlief.

Becky gesellte sich zu ihm.

"Oh du hast schon Kaffee gemacht. Super.", sagte sie leise.

"Schläft Pierre noch?"

"Ja er ist ziemlich geschafft von gestern. War etwas schwierig sich aus seinem Klammergriff zu befreien.", sie lachte leise, dann folgte sie Lukas' Blick, "Du magst ihn kann das sein....?"

Lukas konnte leider nicht verhindern, dass sein Gesicht zu glühen begann: "Wen?"

"Ben...", sagte Becky leise.

"Quatsch ich...nein...."

"Schon gut ich sags ihm nich'..."

"ich mag ihn nicht. Also klar als Kumpel aber... mehr nicht. Außerdem ist er..."

"Ganz ruhig Lukas...du brauchst mir nichts vormachen. Die anderen sind vielleicht blind, aber ich hab dich und ihn beobachtet seit Sophie mir erzählt hat dass du-"

"Psst! Man nicht dass er aufwacht. Ich steh nicht auf ihn."

"Lukas...es ist in Ordnung ich sags weder Pierre noch Ben....aber lüg mich nicht weiter an, okay?"

Lukas kämpfte mit sich und versuchte sich eine Ausrede auszudenken, fand aber so schnell keine. Becky hatte ihn erwischt. Die Katze war aus dem Sack, aber er vertraute ihr.

"Er darf nie erfahren dass ich ihn mag..."

"Meinst du er würde es nicht verstehen...?"

Lukas sah traurig auf den Boden: "Mit viel Glück würde er vielleicht akzeptieren, dass ich....naja du weißt schon bin aber... wenn er wüsste dass ich ihn mag....das würde unsere Freundschaft kaputt machen. Ich würde ihn verlieren Becky...und selbst in dem sehr unwahrscheinlichen Fall in dem ich ihn nicht verliere...es würde alles zwischen usn irgendwie komsich machen....und nicht mehr wie vorher sein...das kann ich niemals riskieren."

"Ach und dann leidest du lieber still vor dich hin?"

"Ja...außerdem ...außerdem liebt er Jenny...dabei behandelt sie ihn so scheiße....er hat soviel mehr verdient als das...er ist der wunderbarste Mensch den ich je kennengelernt habe.. und ich meine hast du ihn mal angeguckt? ..Aber wenn er mit ihr glücklich ist dann ist es eben so...ihn ganz zu verlieren wäre einfach schlimmer..."

"Wow...Luki du bist wirklich total in ihn verschossen.....Du armer... Na komm....ich lenk dich ein bisschen ab. Hilfst du mir Brötchen machen?"

"Klar..", lächelte Lukas und sie verschwanden in der Küche.

Was sie nicht wussten war, dass Ben in dem Moment aufgewacht war, als Becky aus ihrem Zimmer geschlichen kam und ihnen seitdem ungewollt zugehört hatte.

Ich habe noch nie ...

Den Tag verbrachten sie damit Pierre's Verwüstung im Keller wieder aufzuräumen.

Danach wurde aus den letzten frischen Lebensmitteln gemeinsam etwas gekocht und Musik gehört.

Aufällig war wie sie alle erstmal einige Stunden nur aufeinander hockten nach dem Vorfall mit Becky.

Aber das legte sich auch wieder.

Am Abend brannte dann endlich das langersehnte Lagerfeuer, auch wenn sie die Feuerstelle erstmal wieder etwas richten mussten.

Tatsächlich schaffte es Ben das Feuer aus Prinzip nicht anzumachen (auch wenn er sonst immer sehr schlecht nein sagen konnte) und Becky und Sophie kümmerten sich dann in Teamarbeit darum.

Und es funktionierte sogar (nach unzähligen Versuchen).

Es dämmerte und sie saßen auf den Baumstämmen um das knisternde Feuer herum.

"Wie romantisch.", meinte Jenny und gab Ben einen Kuss, sie vergaß bei diesem Anblick sogar wie nah sie der ersten dichten und düsteren Baumreihe war.

Die Wellen hatten sich wieder geglättet und sie schmuste sich versöhnlich an ihren großen Freund heran.

Der sah dabei nur gerade aus und lauschte dem Geräusch der in die Höhe züngelnden Flammen.

"Kennt ihr dieses eine Trinkspiel bei dem man zum Beispiel sagt Ich habe noch nie in die Dusche gepinkelt und derjenige der sowas doch schonmal gemacht hat muss einen trinken?", fragte Sophie in die Runde und grinste.

"Och nö...", lachte Becky.

"Doch komm lass uns das machen. Wir sind doch unter uns.", war Jenny sofort dafür.

Lukas sah wenig begeistert aus, Pierre gleichgültig und Ben hatte nicht zugehört.
 

Eine Weile später hatte Sophie sie überredet und startete:

"Ich habe noch nie Sex in einem Auto gehabt."

Dann sah sie grinsend in die Runde.

Es dauerte einen kurzen Moment, dann tranken Ben und Jenny.

"Boah Leute wehe das war in meinem Bus.", lachte Pierre.

"Du nicht Sophie?", fragte Jenny ungläubig.

Der Rotschopf schüttelte den Kopf: "Stell ich mir einfach unbequem vor. Ansonsten bin ich aber offen."

"Gehen wir einfach reih um?"

"Klar das ist das einfachste."

Eine leichte Abendbrise brachte etwas Abkühlung mit sich und die die getrunken hatten füllten ihre Schnapsgläser nach.

Sophie stieß Ben an, der nicht einmal wankte: "Du musst schon aufpassen. Du bist."

Ben sah in die Runde und etwas länger auf Lukas:

"Ich habe noch nie Gefühle für jemanden gehabt der vergeben war."

Sophie sah zu ihm auf: "Von dir hätte ich irgendwie was versauteres erwartet."

"Und?", fragte Ben noch einmal in die Runde. Er selbst musste nichts trinken, denn auf ihn traf die Aussage zu. Er hatte tatsächlich immer nur auf Frauen ein Auge geworfen die zu diesem Zeitpunkt auch frei waren.

Außer irgendeine hatte geflunkert aber tatsächlich wollte er eigentlich nur sehen wie Lukas reagierte.

Wieder zögerte die Runde ein wenig.

Dann trank Lukas und verzog das Gesicht vom Alkohol, direkt danach tat es ihm Pierre gleich und ebenso Sophie.

Becky sah ihren Freund an und hob eine Braue.

"Ich stand schon auf dich als du noch mit diesem Dennis zusammen warst.", er zuckte mit den Schultern.

Denn damals als sie sich kennengelernt hatten war sie noch in einer Beziehung gewesen.

Dennis war echt ein lieber Kerl , aber Pierre hasste ihn trotzdem. Es war nicht fair aber es war wie es war.

Außerdem versuchte dieser Dennis alles um mit ihr in Kontakt zu bleiben.

Pierre überlegte kurz:

"Ich habe noch nie....eine Person des gleichen Geschlechts geküsst."

Alle bis auf Pierre setzten die Gläser an die Lippen.

"Ähm...what?!", Pierre sah ganz besonders auf Becky: "Schatz?!Wieso war ich da nicht dabei?!"

"Ich war 15 ....es war mehr ein Bussi... ", ihr Gesicht wurde rosa.

"Du auch?", Ben sah auf seine Freundin runter.

Jenny wurde rot, weil der Kuss ja noch gar nicht so lange her war....sie sah kurz unsicher zu Sophie rüber und Sophie wich ihrem Blick schnell aus.

"Ich bin dran ...hm...ok ich hab's... Ich habe noch nie Fesselspielchen gemacht."

Zunächst war es still und niemand trank. Dann outete Sophie sich in dem sie ihr Gläschen in einem Zug leerte.

"Also davon will ich später mehr hören.", lachte Pierre und Becky stieß ihn an.

"Ich probier viel aus...na und?", grinste Sophie und zwinkerte ihm zu.

Dann war Becky an der Reihe:

"Ich habe noch nie eine dreistöckige Torte gebacken.", lächelte sie und alle prusteten los.

"Maus...es geht hier eher um möglichst intime, private oder halt peinliche Sachen..", grinste Pierre und gab ihr einen Kuss.

"Egal jetzt fiel mir eben nur das ein.....", murmelte sie und war dann natürlich auch die einzige die etwas trinken musste, da backen nunmal eins ihrer liebsten Hobbies war und sie natürlich auch schon mehrstöckige Torten gebacken hatte, zuletzt für eine Geburtstagsfeier.

Man sah Lukas sein Unbehagen an. Trotzdem überlegte er sich etwas:

"Ich...hm...Ich habe noch nie...ich habe noch nie Online Dating ausprobiert."

Nun mussten alle etwas trinken außer Becky.

Alle sahen auf sie: "Echt noch nie ausprobiert?"

"Pierre ist erst mein zweiter Freund. Dennis habe ich in der Schule kennengelernt und mit Pierre kam ich fast direkt nach Dennis zusammen. Ich hatte einfach nie Bedarf."

Pierre räusperte sich: "Was heißt hier ERST der zweite? Kommen da noch mehr?!"

Becky lachte und kuschelte sich an ihn, dann sah sie ihn liebevoll an: "Mein zweiter und mein letzter wollte ich sagen."

"Schon besser...", brummelte Pierre.

"Weiter gehts", flötete Sophie fröhlich (allein schon durch den Schnaps), "Ich habe noch nie....hm mir einen von den hier anwesenden nackt vorgestellt."

Alle tranken.

"Sophie das war dämlich... wir stellen uns das nicht nur vor wir haben uns doch als Paare untereinander alle schonmal nackt gesehen...", murrte Pierre.

Lukas hatte während er trank unbewusst auf Ben gesehen, anstatt zu Sophie und war ein wenig rot geworden.

Niemand bemerkte es. Niemand außer Ben.

"Ich habe noch nie Geheimnisse vor meinen besten Freunden gehabt.", sagte Ben.

Niemand trank. Auch wenn inzwischen eigentlich fast alle es besser wussten.

"Ich ähm...ich muss mal auf die Toilette...", Lukas stand schnell auf und ging rein.

Ja, er floh regelrecht.

Pierre fuhr sich durch die Haare und warf ein kleines Stück Rinde ins Feuer:

"Ich habe noch nie..."

"Wollen wir nicht warten bis Lukas zurück ist?", fragte Jenny schnell.

"Boah wir hätten was zum Grillen aus dem Dorf holen sollen...oder wenigstens Marshmallows oder Stockbrot oder sonst was....das wäre voll cool gewesen.", überlegte Sophie laut.

"Ich könnte euch ein paar Horror Stories erzählen.", bot Pierre an.

Jenny erschauderte: "Ne bloß nicht."

Schließlich kam Lukas etwas zögernd wieder:

"Ist das Spiel vorbei?", fragte er fast etwas hoffnungsvoll.

Dann trank er einen kurzen aus schlechtem Gewissen. Gott sei Dank bemerkte es niemand.

Fast niemand.

"Ne wir machen noch diese Runde zu Ende. Also...ich habe noch nie schon beim ersten Date mit jemandem geschlafen."

Alle bis auf Lukas tranken aus.

"Boah Lukas du Spießer.", lachte Sophie und schüttelte sich. Langsam stieg der Alkohol in den Kopf.

Lukas sah kurz auf seinen Schoß.

Dann war Jenny an der Reihe:

"Ich habe noch nie ein Sexspielzeug benutzt."

Erwartungsvoll sah sie in die Runde.

Dann tranken : Sophie, Jenny, Becky und Ben.

"Alter, was?!", Pierre sah Ben mit offenem Mund an.

Ben lachte nur verhalten: "Nicht bei mir selbst. Ich hab eher assistiert."

Er grinste.

Becky kicherte.

Pierre der wusste wie wenig seine Freundin ab konnte stand auf:

"Leute wir gehen aufs Zimmer..", schmunzelte er und deutete unauffällig in Richtung von Becky, die Schwierigkeiten hatte gerade auf ihrem Platz zu sitzen, dann nahm er sie hoch und trug sie auf seinen Armen zurück ins Haus.

Sie schmiegte sich an seine Brust und wehrte sich nicht.

"Bis morgen.", rief Sophie noch hinterher. Dann erhob sie sich auch:

"Ich hab mega Hunger. Ich geh auch mal rein."

So blieben nur noch Jenny, Lukas und Ben am Feuer sitzen.

"Wollen wir auch rein....?", schnurrte Jenny in Ben's Ohr und rieb mit ihrer Hand über seinen Oberschenkel.

Ihr war warm durch den Alkohol und irgendwie hatte sie ziemlich Lust, nachdem sie letzte Nacht getrennt geschlafen hatten.

Es war ein ziemlich eindeutiges Angebot. Doch Ben tat als würde er ihre Zeichen nicht verstehen:

"Geh ruhig schonmal vor."

Sie knabberte ihm zärtlich am Ohr und hauchte:

"Komm schnell nach..."

Dann schlich auch sie zum Haus, wobei sie leicht wankte.
 

Ben stand auf und setzte sich näher zu Lukas auf dessen Stamm.

Nebeneinander sitzend stocherten sie etwas mit Stöckern im Feuer herum, das nach dem sie aufgehört hatten Holz nachzulegen schon deutlich kleiner geworden war.

"Du solltest besser rein gehen...nicht dass sie noch einschläft.", lächelte Lukas verlegen, der ja auch nicht blöd war und bemerkt hatte was Jenny jetzt gern von Ben wollte.

"Ja mach ich gleich...", Ben sah Lukas lange an und wie das Feuer in dessen Augen schimmerte.

Alkohol, Wärme und das Knistern hätten ihn beinahe dazu gebracht den Kleineren zur Rede zu stellen.

Ohne nachzudenken legte Lukas plötzlich die Hand auf Ben's Wange und sah zu ihm auf:

"Wie geht's eigentlich deiner Nase? Ich dachte erst, dass Pierre sie dir gestern gebrochen hätte.."

Ben sah ihm so fest in die Augen, dass Lukas einen heissen Schauer spürte, der durch seinen ganzen Körper ging.

Schnell lies er seine Hand sinken, als ihm auffiel was er da tat.

"Ach das sah schlimmer aus als es war...und in dem Moment habe ich sowieso noch nichts gespürt..."

"Spürst du jetzt was...?", fragte Lukas etwas heiser und räusperte sich schnell.

"Was meinst du?"

"D...Deine Nase. Merkst du jetzt noch was?"

Ben wollte gerade antworten, als ihm auffiel dass er nicht mehr in Lukas' Augen sondern auf dessen Lippen sah.

Sofort sprang er vom Stamm auf:

"Ne ist schon ok. Du ich ...ich lass sie besser nicht länger warten."
 

Lukas sah Ben hinterher. Was war das denn grade gewesen?

Verdutzt sah er auf das schwächer werdende Feuer...

Dann saß er noch eine ganze Weile allein draußen.

Jetzt glühten die Kohlen nur noch leicht.

Als er merkte, dass er beinahe vor Müdigkeit im Sitzen einschlief, ging er Wasser holen, goß es über die Glut und stocherte danach ein wenig herum um zu schauen, ob es auch wirklich ausgegangen war. Dann goß er zur Sicherheit nochmal Wasser drüber und schlich als letzter ins Haus.

Sofort als er die Matratze berührte schlief er ein und träumte von Ben.

Leider war es ein Albtraum.

Den ganzen Traum über suchte er panisch nach Ben, doch er war verloren und allein im Wald.

Nichts als Bäume und Dunkelheit.

Und erdrückende Einsamkeit.

An Eventful Day

Am nächsten Morgen fuhren Ben und Jenny den ewig langen, holprigen und unbequemen Weg ins Dorf.

Sie fuhren bereits um 5:30 Uhr los, weil der Weg wirklich so verdammt weit war.

Natürlich hatte Jenny das nicht gefallen, ganz und gar nicht ,aber sie gab eben alles für ein wenig Zivilisation.

Außerdem hoffte sie, dass das "Kaff" wie sie es nannte vielleicht doch ein kleines Nagelstudio hätte.

Ja, das war eben Jenny. Für Ihre persönliche Instandhaltung war ihr kaum ein Weg zu weit.

Erst gegen Mittag rumpelte der VW Bus wieder vom Waldweg runter und auf die kleine freie Fläche vor dem alten Holzhaus.

Ben stieg aus und trug zwei riesige Einkaufstüten nach drinnen.

"Na hast du mein Baby gut behandelt?", rief Pierre fröhlich.

"Klar.", sagte Ben knapp und warf ihm den Autoschlüssel zu.

Sie begannen aus zu packen.

"Hatten die keine Mandelmilch?", wollte Sophie wissen.

Ben schüttelte den Kopf. Dabei hatte er in Wirklichkeit nur vergessen danach zu gucken.

Der einzige der es bemerkte war Lukas:

"Wo ist Jenny?"

Ben zerdrückte bei der Frage versehentlich eine Packung Quark und hatte damit auf einmal die volle Aufmerksamkeit aller.

"Können wir später darüber reden?"..

Pierre schüttelte den Kopf:

"Vergiss es Großer... rücks raus. Wo ist sie?"

Ben lies die Schultern hängen und ging sich den Quark von den großen Händen waschen.

Mit dem Rücken zu den anderen sagte er es:

"Ich hab Schluß gemacht und sie wollte dann nicht wieder einsteigen...", er hätte nicht gedacht, dass es ihm doch so schwer fallen würde das zu sagen.

Becky sah ihn entsetzt an. Ausgerechnet Becky, die es mit Jenny ja eigentlich am schwersten gehabt hatte:

"Was stehst du dann noch hier rum?! LOS! Fahr zurück und kämpf um sie!"

"Becky...ich hab Schluß gemacht.."

"Ja aber was...wieso denn?", stammelte sie.

"Wir haben uns die ganze Fahrt über nur gestritten und im Dorf haben wir uns weiter gestritten und ...wir drohen uns ständig und eigentlich war ...es schon seit einer Weile eigentlich nur noch Sex...."

"Ich dachte ihr würdet noch heiraten...hey mann sorry...das ist doch jetzt nicht wegen diesem Trip hier? Ist das meine Schuld?", Pierre sah ehrlich betroffen aus, auch wenn er Jenny nicht besonders gut leiden konnte.

Ben schüttelte den Kopf:

"Nein es war gut, dass wir nicht wieder so einen oberflächlichen Urlaub mit all inclusive, Sonne , Meer und Cocktails gemacht haben....ich glaube ich brauchte das hier um zu erkennen, dass es keine Liebe mehr sondern nur noch Gewohnheit war...", Ben seufzte und sah bedrückt in die Runde.

Er war sich schon recht sicher dass das kein Fehler gewesen war, allerdings fühlte es sich trotzdem Scheiße an.

Sophie schwieg und hätte Jenny gern eine Nachricht geschickt....was nur leider ohne Empfang nach wie vor nicht ging.

Pierre drückte seinen besten Freund kurz: "Sorry..wirklich....aber wir finden dir noch die richtige."

"Du bist ein guter Fang:", nickte Becky aufmunternd.

"Irgendwie fühlt es sich jetzt schon ganz anders an ohne Jenny....man merkt irgendwie wenn sie nicht im Haus ist.", murmelte Sophie und war die einzige die es schade fand, dass die Blondine fehlte.

Ben sah auf Becky:

"Tut mir leid..wie sie dich teilweise behandelt hat..."

"Ben spinnst du? Du kannst doch nichts dafür was sie sagt!"

"Was ist mit ihren Sachen?", fragte Pierre.

"Die bring ich ihr vorbei wenn wir nach Hause fahren..", erklärte Ben und dachte nochmal daran zurück was Jenny ihm vor ein paar Stunden noch alles an den Kopf geworfen hatte.

Lukas wusste nicht wie er sich fühlen sollte und hatte geschwiegen.

Er wollte etwas sagen, aber irgendwie war er mit der Situation gerade komplett überfordert und überrumpelt.

"Hey...lasst euch nicht von mir runterziehen, okay? Ich brauch nur kurz etwas meine Ruhe und dann gehts weiter.", grinste Ben, aber es war ein recht angestrengtes Grinsen.

Dann griff er sich ein Bier aus dem Kühlschrank und verschwand in sein Zimmer.

Was ziemlich dämlich war denn dort roch alles nach ihrem Parfum und ihre Sachen lagen noch überall rum, so als würde sie gleich wieder um die Ecke kommen und ihn ankeifen.

Am Anfang hatte er es irgendwie sogar niedlich gefunden, dass sie so verwöhnt und ein kleiner Giftzwerg war. Er stand ja schon ein wenig auf Prinzessinnen aber....

irgendwie ....oh man war es vielleicht doch ein Fehler gewesen Schluß zu machen?

Er setzte sich auf die Bettkante und öffnete sein Bier.

Das würde noch richtig schön unangenehm werden, denn er hatte in seiner Wohnung noch extrem viel Kram von ihr rum fliegen, da sie sooft bei ihm übernachtet hatte und jedes Mal was vergaß.

Dann würde er hier bald auch noch ihre Tasche packen müssen...

Fuck....

Es klopfte leise an der Tür.

"Ja?", brummte er und trank einen Schluck Bier.

Lukas kam rein: "Kann ich irgendwas für dich tun?"

"Nein aber danke. Geht ihr mal weiter Spaß haben. Ich reiss mich zusammen."

"Ok..", Lukas wollte wieder umdrehen.

"Warte.", hielt Ben ihn dann doch kurzentschlossen auf.

"Doch was?"

"Ist alles in Ordnung bei dir?"

Lukas zögerte kurz: "Bei mir? Ja natürlich. Du bist doch der mit der frischen Trennung. Ich bin glücklich mit Sophie."

"Wirklich?", hakte Ben nach.

"Wieso fragst du?"

"Naja falls doch was ist ...dann weißt du dass ich immer für dich da bin, oder?"

"J...Ja ..natürlich....", sagte Lukas leise und etwas unsicher.

"Egal was Lukas. Zum Beispiel wenn-"

Die Tür wurde aufgeschlagen und unterbrach abrupt ihr Gespräch.

Jenny!

Sie zwirbelte nervös eine blonde Strähne zwischen den Fingern und man sah an ihrem verschmierten Mascara dass sie geweint hatte.

"Weißt du wie schweine teuer es war einen Taxifahrer zu überzeugen mehrere Stunden durch den schlammigen Wald zu fahren?", lächelte sie.

Sowohl Lukas als auch Ben sahen sie fassungslos an.

"Jenny was ....was machst du hier?"

Das hätte Ben ihr niemals zugetraut.

Doch Jenny war ziemlich über ihren Schatten gesprungen:

"Baby...lass uns nochmal über Alles reden.."

Das war der Moment in dem Lukas schnell aus dem Zimmer huschte.

Als Lukas draußen war kam sie näher und küsste ihn vorsichtig.

Bis heute hätte Jenny nie gedacht, dass Ben wirklich mal der Kragen platzen könnte.

Tatsächlich hatte sie als er weg gefahren war noch eine Weile auf dem Bürgersteig gestanden und gedacht, dass er gleich wieder kommen und sie anbetteln würde doch zu ihm ins Auto zu steigen und dass es ihm leid täte.

So wie er auch sonst immer nachgegeben hatte.

"Bärchen....lass uns das nicht einfach so wegschmeißen...", säuselte sie und kraulte ihm mit ihren langen rosa Nägeln über die Brust.
 

Die Beiden redeten fast 2 Stunden lang in ihrem Zimmer.

Irgendwann kam Jenny allein raus und wurde gleich von Sophie auf dem Flur abgefangen.

Bei der festen Umarmung drückten ihre Brüste aneinander und Sophie wollte sie am liebsten gar nicht mehr los lassen.

"Gott sei Dank bist du wieder da! Es wäre hier so ööööööde ohne dich.", strahlte sie übers ganze Gesicht.

"Ich weiß. Außerdem lass ich mich nicht einfach so abservieren.", erwiderte die Blondine hochnäsig.

"Heißt das, dass alles wieder gut ist zwischen euch?"

Jenny schmollte kurz mit ihren zartrosa Lippen, dann schüttelte sie den Kopf:

"Noch nicht ...aber ich weiß genau wie ich ihn um den Finger wickeln kann. Das hält er nicht lange durch."

Beide kicherten.

Dummerweise standen sie dabei vor der Kellertür und Lukas musste sich das Gegacker auch noch mit anhören,

da er sich auf die Kellertreppe verzogen hatte, der einzige Ort an dem in garantiert niemand stören würde.

Wenigstens hatten die beiden nicht direkt Versöhnungssex gehabt.

Das hätte ihm den Rest gegeben.

Aber man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben.

Vielleicht käme es ja noch schlimmer?

Lukas seufzte tief und zwickte sich in den Arm in der Hoffnung dass das nur ein böser Traum war.

Er zwickte sich ganze sieben Mal.

Es blieb Realität.

Was meinte Ben vorhin?

Er wusste es doch nicht etwa , oder doch??

War das etwa Ben gewesen der im indirekt anbot offen darüber zu sprechen?

Diese verdammte Jenny...jeden noch so kleinen Keim von Hoffnung trampelte sie mit ihren High Heels kaputt. Wirklich niemand hatte ein dermaßen miserables Timing wie diese lästige Frau.
 

Am Abend taten alle so als wäre nie etwas gewesen und als wäre Ben nie erst ohne Jenny zurück gekommen. Sie hatten die Sache zwar noch nicht gänzlich geklärt aber auf jeden Fall blieb sie vorerst da...

Lukas war ausnahmsweise der erste der zur Flasche griff.

Er war sonst nicht der große Trinker aber heute würde er den Abend nüchtern einfach nicht überstehen.

Die anderen liesen sich davon schnell anstecken und so lief das ganze dezent aus dem Ruder.

Ein paar Stunden später waren alle ziemlich betrunken bis auf Becky die früh schlafen gegangen war, weil sie Kopfschmerzen hatte. Natürlich war Pierre gleich aufgesprungen aber sie hatte ihn gebeten ruhig bei den anderen zu bleiben und weiter Gitarre zu spielen.

Irgendwann taumelte Lukas nach Draußen und sog die kühle Nachtluft tief ein.

Die meisten der anderen waren auch bereits schlafen gegangen.

Einen Moment lang dachte er er würde sich übergeben müssen und hielt sich an einem kleinen Baum neben sich fest.

Gott sei dank ging die heftige Übelkeit nochmal wieder vorbei. Der leichte Schwindel blieb.

Ach du scheiße....das war echt zu viel gewesen...das würde sich spätestens morgen früh rächen.

Morgen früh?....Wahrscheinlich war es schon morgen früh....2 oder 3 Uhr morgens vielleicht?...

Ben kam ebenfalls raus.

"Was machst du hier? Folgst du mir?", nuschelte Lukas.

"Ne...ich will nach dem ganzen Abfuck heute noch nicht neben ihr schlafen ich geh in den Bus. Pierre hat mir vor n paar Stunden die Matratze rein gepackt.", kam die gebrummelte Antwort und dann wanderte Ben auch schon dorthin und stieg ein.

Lukas folgte ihm etwas wackelig.

Kurz darauf saßen sie gemeinsam im Bus.

Natürlich hatte Ben das nicht gut durchdacht und nur eine Fleecedecke da. Nicht einmal ein Kissen. Da wollte er sich dann eben mit einem Pullover behelfen.

"Seid ihr...jetzt wieder ...zusammen?", Lukas rieb sich erledigt über die Augen.

"keine Ahnung...eigentlich nicht...aber..."

"Aber..? Aber du willst sie wieder? Nach all dem Scheiß?", der beschissene Alkohol hatte Lukas' Zunge ziemlich gelockert.

Sie hätten beide nicht soviel trinken sollen, das führte nur zu Dummheiten, emotionalen Kurzschlussreaktionen und Sätzen, die man sonst nie sagen würde.

"Es hat mich beeindruckt dass sie ihr Krönchen gerichtet hat und zurück gekommen is'...für mich....sie hat mal was für mich getan ...", sagte er leise.

Lukas schluckte schwer:"Das hat sie für sich getan...."

"Das weißt du doch gar nicht und selbst wenn...dann hat sie es eben für uns getan...für unsere Beziehung."

"Sie beschimpft dich....sie hat nichts mit dir gemeinsam ....sie ist arrogant und fies und..."

"und sie lügt mich nicht an."

"Das weißt du nicht...sie ist der Teufel...sie passt nicht zu dir", murrte Lukas und hickste.

Fuck was redete er da?!

Ben sah ihn an: "Und wer passt zu mir?"

"Naja jemand der dich einfach zu schätzen weiß...der dich gut behandelt und...auch mal einfach für dich da ist und..."

"So wie du?"

"Ja! Nein! Red keinen Quatsch...Ich meine nein ich meine..ich...ich meine...irgendwer meine ich..."

Eine Weile schwiegen sie einfach. Draußen rief die Eule...die sie seit sie hier angekommen waren jede Nacht hörten. Ok wer weiß ob es wirklich immer die selbe war. Trotzdem hatten sie sie Hugo getauft.

"Habt ihr euch geküsst?"

"Wie geküsst?", fragte Ben.

"So ..", Lukas lehnte sich zu dem anderen rüber und ihre Lippen berührten sich sachte.

Ben schob ihn mit sanfter Gewalt wieder zurück: "Wir haben getrunken das ist nicht richtig..."

"Nein...stimmt...", Lukas sah auf den Boden und bereute es gleich, weil sich alles etwas zu drehen begann.

Wieder schwiegen sie...

"Ich mag dich...", sagte Lukas schließlich leise....solange der Alkohol es noch möglich machte musste es raus. Sonst würde er irgendwann ein Magengeschwür davon bekommen...

"Ich weiß...", sagte Ben.

"Du weißt nicht....ich meine nicht nur mögen.. ich meine..."

"Ich weiß..", wiederholte Ben, zog Lukas zu sich heran und küsste ihn.

"Was..woher....", Lukas sah ihn erschrocken an, als ihre Lippen sich lösten.

"Bitte halt die Klappe...", flüsterte Ben, löschte das Licht über sich und zog Lukas mit sich runter, als er sich auf die Matratze legte.

Dann wanderten seine Hände unter das Shirt des anderen während sie sich erneut küssten.

Gut dass der Alkohol es beiden nahezu unmöglich machte nur einen klaren Gedanken zu fassen.

2 Minuten später stürzte Lukas nach Draußen und übergab sich hinter eine Tanne, dann stolperte er zurück ins Haus.

Ben vergrub sein Gesicht unter seinen Händen und versuchte zu verstehen was gerade eben passiert war und wieso es sich so angefühlt hatte wie es sich halt anfühlte.

Gott sei dank war Lukas wieder übel geworden...wer weiß was sonst noch passiert wäre und er konnte nicht alles auf den Alkohol schieben.

Auch wenn er es nicht wahr haben wollte aber da war einfach etwas zwischen ihnen.

Nur was war es?

Wollte er unterbewusst nur Jenny bestrafen? Payback? War es simple Neugier, War er Bi?!, Eine alkoholisierte emotionale Kurzschlussreaktion weil er heute eh so angeschlagen und verwirrt war?

So oder so es war ein Fehler gewesen und unfair Lukas gegenüber....immerhin war Lukas wirklich mit dem Herzen dabei und das hatte er gewusst.

Ben stöhnte genervt auf.

Wo kam dieses ganze Chaos aufeinmal her.

Eine knappe Stunde später erlöste ihn ein tiefer traumloser Schlaf von seinen Grübeleien.

Ans Licht & Das Ultimatum

Becky und Pierre saßen mit ihrem Morgenkaffee draußen auf den Baumstämmen und sahen auf die Asche am Boden.

"Schatz ....?", begann Becky und das schlechte Gewissen zerfrass sie beinahe.

Doch vor ihm Geheimnisse zu haben zerfrass sie noch viel mehr und sie hatte langsam das Gefühl, dass es raus musste.

"Es geht um Lukas..."

Er sah sie fragend an: "Was ist mit Lukas?"

"Ach man nein ich kann es dir nicht sagen...ich habs versprochen..."

"Dass er schwul ist?"

Becky kippte beinahe hinten über vom Stamm.

Pierre hielt ihr schnell seine Hand hinter den Rücken.

"Woher weißt du das?!"

"Becky...das ....war eigentlich ...nur ein Witz....", murmelte er.

Becky schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund.

"Ernsthaft?!", Pierre sah sie fassungslos an.

"Ja....ich habe ein paar Dinge beobachtet die ...durchaus dafür sprechen könnten dass Ben....dass Ben ihn eventuell auch etwas mehr mag...", gab sie ordentlich zerknirscht zu.

"So ein Quatsch....Lukas? Ja ... na ok vielleicht. Aber Ben ist seit dem Kindergarten schon mein bester Freund...der ist niemals schwul. Niemals Becky. Was für Dinge überhaupt.", diese neuen Informationen waren ein wenig schwer zu verdauen und Pierre nahm erstmal einen ziemlich großen Schluck Kaffee.

"Vielleicht ist er ja Bi und weiß es halt noch nicht aber....ich glaube unterbewusst empfindet er auch etwas für Lukas..."

"Becky du bist glaub ich noch zu müde um klar zu denken.", schnaubte Pierre und wollte aufstehen, doch sie zog ihn sanft wieder runter.

"Es ist die Art wie er ihn ansieht...und ich habe bemerkt, dass Ben bei unserem Spiel vorgestern...ständig beobachtet hat wie Lukas reagiert und ich glaube er hat auch-", plötzlich erstarrte sie, dann stellte sie ihre Tasse auf den Boden und sprang auf:

"Meine Muffins!", rief sie erschrocken und stürmte los.

"Becks...Becky?? Du kannst mir doch nicht sowas erzählen und mich dann damit sitzen lassen!! BECKY!"

Doch sie war schon weg und sah drinnen besorgt durch die Ofentür.

Ihre Muffins waren zwar schon etwas dunkel aber noch nicht verbrannt.

Erleichtert atmetete sie aus und zog das Blech raus.
 

Derweil riss Lukas gerade in seinem Bett die Augen auf.

Scheiße.....scheiße scheiße scheiße. Hatte er es geträumt?! Oder war es passiert?! Und wo war ein Filmriss wenn man ihn mal brauchte.

Mit dröhnendem Schädel schleppte er sich zu seiner Sporttasche und frühstückte erstmal Wasser und eine Kopfschmerztablette....dann noch eine zweite und legte sich wieder hin.

Nach einer Weile begann es im ganzen Haus nach irgendwas gebackenem und Kaffee zu duften.

Sein Magen knurrte.

Ach verdammt...am liebsten würde er sich die ganze restliche Zeit hier im Zimmer verstecken.
 

Währenddessen wurde Ben unsanft geweckt.

Jenny stieß ihn nochmal an und er öffnete endlich seine Augen.

"Was zum...", stöhnte er und griff ebenfalls erstmal nach der Wasserflasche die neben der Matratze herum rollte.

"Na endlich ich dachte schon du schläfst noch bis in den Nachmittag.."

Ben trank die halbe Flasche leer und zog sich die Fleecedecke über den Kopf:

"Noch 5 Minuten...", brummelte er darunter.

Doch sie lies nicht locker.

"Ich hab letzte Nacht aus dem Fenster gesehen, dass Lukas hier bei dir war. Was wollte er?"

Mit einem Schlag war Ben hellwach und die unwillkommenen Erinnerungen von letzter Nacht kamen zu ihm zurück.

"Er...."

"Ich kann mir schon denken was er wollte. Glaubst du mir jetzt?!", zischte sie und ärgerte sich, dass sie nicht gleich als sie das beobachtet hatte ebenfalls hingelaufen war. Aber Lukas war ja eh kurz darauf schon wieder raus gekommen und zurück ins Haus.

"Oh man Jenny ...erbarmen.......ich bin müde...", versuchte er es noch einmal.

Doch sie zog ihm gnadenlos die Decke weg und setzte sich auf seinen Bauch.

"Schatz? ...Wenn das mit uns wieder funktionieren soll dann verlange ich....dass du dich zwischen ihm und mir entscheidest. Ich weiß dass da nichts läuft weil du sowas nie tun würdest aber ....er will was von dir und ihr hängt ständig zusammen rum das find ich Scheiße..."

Ben setzte sich sofort auf, wobei sie runter auf seinen Schoß rutschte: "Was hast du gesagt?"

"Beende die Freundschaft mit ihm. Der ist nicht gut für dich..."

"Lukas ist ein ziemlich guter Freund von mir, ich ...."

Anstatt ihn ausreden zu lassen drängte sie ihm einen Kuss auf und zog sich ihr Top über den Kopf, darunter trug sie keinen BH.

"Als ob du für einen Kumpel auf das hier verzichten würdest.", schmunzelte sie und öffnete ihre Haare, weil sie wusste, dass er das mochte.

"Jenny lass das..."

Doch anstatt auf ihn zu hören flüsterte sie ihm etwas ins Ohr und er konnte nicht verhindern, dass er hart wurde.

Sie nahm seine Hände und legte sie auf ihre Brüste, dann küsste sie ihn wieder.

Ben schob sie von sich runter:

"Ich habe gesagt: Lass das."

"Hier wären wir endlich mal ungestört und es ist schon viel zu lange her."

"Jenny ich hab Schluß gemacht und die Gründe dafür verschwinden nicht einfach.."

Mit diesen Worten lies er sie zurück und ging ins Haus um kalt zu duschen.

Es ärgerte ihn, dass er wirklich kurz davor gewesen war nachzugeben.

Egal wie sehr sie ihm auch immer wieder auf die Nerven ging... Jenny war halt leider verdammt heiss...

und sie hatte Recht....es war auch für seinen Geschmack schon etwas zu lange her...

aber Lukas war noch zu präsent in seinem Kopf und mal davon abgesehen, dass er ohnehin eigentlich mit ihr Schluss gemacht hatte, war es schon merkwürdig genug dass er einen Freund von sich geküsst hatte ....

Er wusste immernoch nicht richtig wie er jetzt damit umgehen sollte. Diese Vorstellung dass da mehr hätte laufen können...mit....Lukas...der Gedanke war so....absurd..so abstrakt..sie waren doch Freunde.

Auf einmal kamen ihm diverse Situationen in den Sinn, die er jetzt plötzlich aus einem völlig anderen Blickwinkel sah. Wie lange stand Lukas schon auf ihn? Schon immer? ...oder hatte es sich nach und nach entwickelt?

Hatte sie ernsthaft gerade von ihm verlangt Lukas die Freundschaft zu kündigen?

Oh man Jenny hatte halbnackt auf ihm gesessen und er hatte sich das entgehen lassen....

Schließlich stieg er aus der Dusche raus und trocknete sich ab.

Als auf einmal die Tür geöffnet wurde konnte er sich gerade noch rechtzeitig ein Handtuch umbinden.

Becky kreischte erschrocken auf, lief feuerrot an und entschuldigte sich gefühlte tausend mal bei ihm:

"Oh Gott du hast nicht abgeschlossen und ich wollte nur kurz meine Bürste holen. Es tut mir so leid!"

"Schon ok.", grinste er.

"Ich ähm hab Muffins gebacken. Wenn du Lust hast.."

"Zum Frühstück?"

"Ähm Ben...es ist schon längst Mittag ..."

"Echt?"

"Glaub mir du bist nicht der einzige. Lukas habe ich noch überhaupt nicht gesehen."

"Nicht?", sofort befürchtete Ben, dass es ab jetzt nur noch unangenehm werden würde.

"Kann ich dich was fragen..?", Becky wollte ihn eigentlich nicht länger stören, aber sie war sehr selten mit ihm allein und irgendwie lies es ihr einfach keine Ruhe.

Er nickte nur.

"Du weißt es oder? Dass Lukas ...?"

"Ja, ich hab euch gehört...."

"Und was denkst du darüber..?"

"Becky nimm es mir nicht übel...ich weiß du meinst es nur gut aber ich habe wirklich grad keine Lust darüber zu reden."

Na das ging ja schon super los.

"Na gut nur eins noch....stell dir mal folgende Fragen:

Fühlst du dich zu Lukas hingezogen? Fühlst du dich wohl mit ihm? Freust du dich jedes mal wenn du ihn siehst? Ist er es nicht Wert mal rauszufinden ob da nicht doch mehr ist und...wenn sich alles mit ihm richtig anfühlt? Was spricht dann eigentlich wirklich dagegen?..."

Ohne ihr zu antworten stapfte er brummelnd raus aus dem Bad und in sein Zimmer um sich an zu ziehen.
 

Im selben Moment kam Lukas wie ein Tier aus seinem Bau raus gehuscht und schlich in die Küche.

Immer wieder sah er sich dabei um.

Hastig füllte er sich etwas Kaffee ab, verzichtete sogar auf Milch, und trat wieder den Rückzug an. Etwas zu schnell, denn noch bevor er den Flur betreten konnte stieß er mit eben demjenigen zusammen, den er gerade nicht treffen wollte.

Heisser Kaffee schwappte zwischen ihnen aus der Tasse und beide machten einen Satz zurück.

Dann begann ein peinlicher Tanz weil jeder dem anderen Platz machen wollte und sie immer wieder in die gleiche Richtung auswichen.

Schließlich packte Ben Lukas, stellte ihn zur Seite und ging an ihm vorbei in die Küche.

Pierre stand nur da und starrte seinen besten Freund an:

"Ach du scheiße Becky hatte recht...."

"Nicht du auch noch...", stöhnte Ben.

"Wieso muss ich das über Umwege rausfinden?", Pierre sah ihn vorwurfsvoll an und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Es war nur ein Kuss , okay? Und wir hatten beide ziemlich viel getrunken ...meine Güte...", verteidigte Ben sich sofort.

Pierre fiel die Kaffeetasse aus der Hand.

In dem Moment merkte Ben, dass sein Freund wohl eher Lukas Orientierung gemeint hatte und nichts von dem Kuss gewusst hatte.

Verlegen lachend versuchte er den Rückzug anzutreten und stieß dabei beinahe gegen Jenny, die natürlich alles gehört hatte.

"KUSS?!"

Danach brachen heftige Diskussionen und Geschimpfe in der Küche aus, was Lukas bruchstückhaft bis in sein geschlossenes Zimmer hörte.
 

Tatsächlich verbrachte er danach auch den restlichen Tag in seinem Zimmer und lies nichtmal Sophie rein, die dann halt mit Jenny rum hing.

Gegen Mitternacht schlich er schließlich mit gepackten Sachen zu Pierre's Zimmer rüber,

der öffnete müde die Tür und flüsterte um Becky nicht zu wecken:

"Lukas? Ist was passiert?"

"Ich weiß es ist spät und viel verlangt aber kannst du mich bitte ins Dorf fahren...?"

"Quatsch wieso das denn?"

"Alle sind angespannt und das nur wegen mir...ich halt das einfach nicht mehr aus...ich will nach Hause Pierre..."

"red keinen Müll du bleibst hier....klar das hat uns kurz überrumpelt aber ...."

"Es ist ja nicht nur das....alle wissen das mit Ben und ....ich fühl mich so scheiße....Jenny kam vorhin auch nochmal vorbei um mich zusammen zu falten und hat mir gesagt dass sie Ben aufgefordert hat den Kontakt zu mir abzubrechen und ....", Lukas wischte sich eine Träne weg.

Pierre nahm ihn in den Arm, dann sah er ihn besorgt an:

"Bist du dir sicher? Wir können doch morgen nochmal alle gemeinsam über alles reden ..."

"Bitte Pierre....bitte. Ich halt das nicht aus wenn ben mich ab jetztw egen ihr die nächsten Tage nur ignoriert und ....", er brach wieder ab.

"Ich zieh mir schnell was über...wir treffen uns draußen..."

"Danke...", flüsterte Lukas und ging vor. Seine Sachen waren ja schon seit ein paar Stunden gepackt.

Wegen diesem Scheiß Kuss und weil er sich Sophie anvertraut hatte....hatte er Ben jetzt komplett verloren ...und den anderen irgendwie den Urlaub versaut. Zumindest wirkte es so auf ihn.
 

Als sie schließlich im VW Bus waren und Pierre gähnend losfuhr lehnte Lukas sich deprimiert gegen die kühle Scheibe.

"Scheiße nachts ist es echt nochmal eine andere Nummer hier lang zu gurken...", murmelte Pierre, der sich ziemlich konzentrieren musste.

Einmal kreuzte irgendein größeres Tier ihren Weg, das sie aber nicht gleich erkannten.

"Dafür bin ich dir was richtig großes schuldig..", versprach Lukas.

"Ach lass mal..."

"Pierre ...ändert das was...?"

"Dass du schwul bist? Nein...quatsch...ich bin nur irgendwie enttäuscht dass du es mir nich' gesagt hast. Ich weiß ich mach oft Witze in die Richtung aber du solltest doch eigentlich wissen,dass ich das nich so meine....ich war nur überrumpelt, okay und dann das mit Ben...ich meine...ausgerechnet Ben..."

tatsächlich hatte Pierre sich erst ziemlich drüber aufgeregt weil er befürchtete es würde ihr Trio zerbrechen aber ...Becky hatte lange mit ihm darüber geredet und wirklich etwas dafür konnte Lukas ja eigentlich auch nicht.

Wäre es nach Lukas gegangen wüsste Ben nichtmal etwas davon.

"Ich brauch halt nur ein bisschen Zeit das in meinen Kopf zu bekommen..", beendete Pierre seine Gedanken.

"Es tut mir so leid...", Lukas krallte die Finger in seine Hose.

Später als sie das Dorf nach Ewigkeiten endlich erreichten fanden sie tatsächlich noch ein Taxi das aus einem anderen Ort extra noch rüber kam. Lukas hätte sonst gar nicht gewusst was er hätte tun sollen aber er wollte weg. Einfach nur weg.

Die Stimmung war nur noch erdrückend gewesen. Genau was er nie gewollt hatte.

Sie drückten sich nochmal kurz.

"Pierre....fahr bitte vorsichtig , okay?"

"Na klar...komm du auch gut nach Hause und wir telefonieren sobald ich das wieder kann, versprochen."

Sie drückten sich ein zweites Mal, Pierre strich Lukas kurz über den Hinterkopf dann stieg er wieder ein und fuhr langsam los zurück in den finsteren Wald.

Lukas seufzte tief und setzte sich dann auf einen großen Stein. Der Taxifahrer hatte gemeint dass er frühestens in 30 Minuten da wäre.

Zu Pierre hatte er allerdings gesagt dass der Fahrer 5 Minuten geschätzt hätte damit dieser schneller zu Becky zurück ins Bett kam und nicht noch mit ihm wartete.

Er brauchte jetzt etwas Zeit für sich.

Die Vorstellung dass Jenny von Ben verlangte ihm die Freundschaft zu kündigen....

Lukas hatte einen Kloß im Hals. Und im Grunde konnte er niemandem die Schuld geben außer sich selbst....

er hätte dieses Theater mit Sophie ja nie anfangen müssen.

Schlimm wenn man eh schon traurig ist und dann auch noch enttäuscht von sich.

Die Zeit schien auch nicht wirklich zu verstreichen.

Immerhin saß er neben einer Laterne.

Immerhin ein kleiner Lichtblick.

Sophie hatte er einen knappen Zettel da gelassen und sie würde es verstehen. Außerdem war es ja nicht so als würde er wirklich seine Freundin zurück lassen. Sie waren ja gar nicht richtig zusammen. Sophie hatte ohne ihn vielleicht sogar mehr Spaß und die beiden anderen Pärchen sowieso. Jetzt könnten Ben und Jenny sich in Ruhe ausquatschen ohne dass sie dauernd Streit wegen ihm hatten.

Vielleicht war es ja auch unumgänglich gewesen, dass es irgendwann mal so ausgehen würde.

Wahrscheinlich..

Man wie peinlich...

Mit allen Mitteln

Am nächsten Morgen ...

"Er ist was?!", Ben lies seine Tasse wieder sinken.

Pierre zuckte mit den Schultern: "Es ging ihm nicht gut und er wollte nach Hause...was soll ich machen? Ihn hier anketten?"

"Schatz du hättest mich doch wecken können ich hätte nochmal mit ihm geredet.."

"Gerade das wollte er aber nicht. Können wir das Thema jetzt gut sein lassen?"

"Das finde ich auch. Ist doch besser so. Er hat nur Unruhe reingebracht und wenn es ihm nicht gut geht soll er eben gehen.", gab Jenny ihren Senf dazu und ging dann mit einer Zigarette nach Draußen. Sophie begleitete sie.

Als sie weg war sah Pierre seinen Freund ernst an:

"Er sagt dass Jenny dir ein Ultimatum gestellt hätte und du dich gegen ihn entschieden hast. Er sagt zwar auch dass er es irgendwie verstehen kann und euch keinen Stress machen wollte aber....what the fuck Ben?!"

Ben verschluckte sich beinahe an seinem Kaffee und räusperte sich dann kurz:

"Woher hat er denn den Scheiß?"

"Jenny hats ihm erzählt.."

"Stimmt schon, dass sie das verlangt hat aber...sie hat mich nichtmal antworten lassen. Ich lass mir doch nicht den Kontakt zu meinen Freunden verbieten."

"Ja, das hättest du ihm vielleicht mal sagen müssen."

"Woher sollte ich denn wissen dass er überhaupt davon weiß, Ich wusste nichtmal dass sie bei ihm war."

Becky dippte einen trockenen Keks in ihren Tee, dann sah sie auf:

"Ben du musst auf jeden Fall nochmal mit Lukas sprechen. Wenn du keine Gefühle für ihn hast ist das ja nicht schlimm aber du kannst ihn nicht so gehen lassen ohne dass ihr nochmal geredet habt.."

"Ich weiß..", murmelte Ben und rechnete trotzdem jede Minute damit, dass Lukas plötzlich in die Küche kommen und nachsehen würde, ob noch etwas Kaffee übrig war.

Komisch...jetzt wo er weg war musste er an Beckys Worte denken. Ob er sich nicht jedes Mal freute wenn Lukas rein kam....ob es sich gut anfühlte...

und in diesem Augenblick in dem die Aussicht darauf dass Lukas heute noch zu ihnen stoßen würde nicht mehr da war.....fiel ihm auf, dass er tatsächlich oft darauf wartete dass der Kleine kam.

Aber das war doch normal...immerhin waren sie Freunde..

Ben sah aus dem Fenster.

Selbst wenn er es versuchte....was wenn er dann nach einer Weile feststellte, dass es doch nicht seins war.

Was dann?

Ja Lukas bedeutete ihm viel. Aber wie viel?

Mehr als Jenny?

Eigentlich wusste er es schon...
 

Ja, es war schon anders als mit Pierre..

Wäre es nur Freundschaft dann hätte er nicht dieses immense Verlangen gespürt ihn küssen zu wollen. Er hatte es gewollt...und er hatte vielleicht viel getrunken aber er war schon noch in der Lage gewesen das abzubrechen ...aber stattdessen hatte er es zugelassen weil er....es gewollt hatte.... weil es ihn gereizt hatte.....

weil er....Gefühle für Lukas hatte.

Wieso muss einem eigentlich immer erst was weggenommen werden damit man seinen wahren Wert erkennt?

Der Gedanke brannte sich in seinen Kopf....

Er hatte das gewollt.

Es war angenehm Lukas um sich zu haben, weil er....ihm gut tat und weil er.....wirklich etwas...besonderes war.

Wieso musste er dem ganzen denn unbedingt einen Titel geben?

Er war definitiv nicht schwul dafür machte Jenny ihn viel zu heiss....war er Bi? Vielleicht...keine Ahnung...

Wieso musste man allem immer einen Namen geben? Er mochte halt Lukas. Punkt...

Und anstatt dass Lukas das wusste...dachte Lukas jetzt er hätte ihn für Jenny zum Mond geschossen?...

Wieso lies er das zu?..

"Ähm Erde an Ben?", Pierre stand schon eine Weile neben ihm. Doch er bemerkte es jetzt erst.

"Sorry...hast du was gesagt?"

"Nichts wichtiges....", meinte Pierre nur. Dann sah er Becky an und sie nickte ihm zu, woraufhin Pierre Ben seinen Autoschlüssel in die Hand drückte.

Kurz schloss Ben die Hand darum, doch dann gab er ihn zurück.

Ihm war vieles klar geworden ...trotzdem....es war nicht genug.

"Ich kann das nicht..", sagte er und ging nach Draußen zu Jenny und Sophie.
 

"Hey da bist du ja. Wir haben gerade über dich gesprochen.", grinste Jenny und legte den Arm um ihn.

Er nickte nur und kam dann zum Punkt:

"Jetzt wo Lukas weg ist...möchte ich dich bitten, dass du zu Sophie ins Zimmer ziehst.."

"Was..?", sie sah ihn völlig verdutzt an und zog ihren Arm sofort wieder zurück.

"Wir sind kein Paar mehr und ich brauche etwas Abstand."

"Das war doch nur ein kleiner Streit Schatz. Jetzt mach nicht so ne Nummer draus, klar?"

"Ich hab deine Sachen schon rüber getragen.", lies er sich nicht beirren und ging dann wieder rein.

Jenny sah Sophie empört an: "Was glaubt der wer er ist?!"

"Bleib ruhig...der lässt dich doch nicht wirklich gehen. Der wäre schön blöd.", lachte Sophie nur und Jenny lachte schnell wieder mit und zündete sich eine zweite Kippe an.
 

"Hey Ben warte doch mal. Wo willst du hin?", Pierre lief Ben ein Stück hinterher.

"Nur kurz eine Runde Joggen."

"Soll ich mit kommen?"

"Nein ich muss den Kopf frei bekommen."

Was dann folgte war zumindest zu Anfang eigentlich mehr Rennen als Joggen.

Und nach 2 Kilometern erwischte er sich dabei wie er auf sein Handy sah.

Kein Empfang. Egal er war ja nur zum Joggen raus gegangen und nicht für Lukas.

Nach 4 Kilometern.

Kein Empfang.

Ok vielleicht war es doch ein wenig wegen Lukas. Nur eine kurze Nachricht, dass sie noch Freunde waren..mehr nicht.

Nach 8 Kilometern.

Kein Empfang.

Nach 12 Kilometern blieb er stehen.

Kein Empfang.

"Fuck...."

Dass es solche Orte überhaupt noch gab..Die nächsten 4 Kilometer ging er nur noch.

Bevor er dann nach 16 Kilometern Waldweg ein letztes Mal auf sein Handy sah....

Kein Empfang.

Am liebsten hätte er es gegen einen Baum geworfen.

Hätte er doch hinterher fahren sollen?

Was machte er hier?

Die 16 Kilometer frustriert wieder zurück zu wandern war irgendwie ziemlich demütigend..
 

Als er wieder ihm Haus ankam, sah er einmal kurz in Lukas' und Sophie's Zimmer um sich nochmal zu versichern, dass Lukas nicht doch wieder zurück gekommen war. War er natürlich nicht. Dann ging er duschen.

Das warme Wasser begann gerade auf seine nackten Schultern zu prasseln, als Sie ebenso nackt und elfengleich zu ihm in die Kabine stieg.

"Jenny was machst du hier? Ich will-", begann er doch sie presste ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen.

Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn, wobei sie ganz bewusst ihre weichen Brüste gegen ihn drückte.

"Hmmm..", sie leckte sich langsam über die Oberlippe.

Ihre süßen zart rosafarbenen Nippel waren hart.

Mit leicht geöffnetem Mund sah sie unschuldig zu ihm auf.

Mit ihren großen Rehaugen...

Ihre Finger strichen andächtig über seine Brust...über seinen Bauch..

Kleine Fäden von Wasser schlängelten sich über und zwischen ihren Brüsten hindurch, die jetzt feucht glänzten und bei jeder Bewegung leicht wippten.

Sie roch nach Jasmin und nach etwas das er nicht bestimmen konnte.

Die Idee für diesen Überfall hatte Sophie ihr gegeben. Denn sein Kopf war gerade definitiv nicht bei ihr und sie musste ihn gerade jetzt wo er so durcheinander und gestresst war daran erinnern auf wen er sich eigentlich zu konzentrieren hatte.

Verführung...Ablenkung...Manipulation...wie auch immer.

Niemand machte so einfach mit ihr Schluß.

Niemand.

Und sie war doch seine Prinzessin.

"Hilfst du mir bitte...?", säuselte sie und reichte ihm ihr Duschgel.

Danach biss sie ihm zärtlich ins Ohr und hauchte:

"Nicht nur meine Haut ist feucht....."

"Jenny...", begann er.

Doch ihre Finger schlossen sich sanft um seine steinharte Errektion.

Mit aufforderdem Blick sah sie ihn an:

"Worauf wartest du?...Nimm mich....wir machen alles was du willst...."

"Alles?"

"Alles...", hauchte sie.

Getrennte Wege

Mit aufforderdem Blick sah sie ihn an:

"Worauf wartest du?...Nimm mich....wir machen alles was du willst...."

"Alles?"

"Alles...", hauchte sie.

"Alles was ich will? Dann will ich dass du jetzt gehst."

Sachte schob er sie raus, zog die Dusche wieder zu und hielt sein Gesicht mit geschlossenen Augen in den Duschstrahl.

Jenny sah aus als würde sie jede Sekunde in die Luft gehen, war aber zu perplex um wie gewohnt zu reagieren.

Mit vor Wut zittrigen Fingern griff sie nach ihrem pinkfarbenen Handtuch, wickelte sich darin ein und tapste tropfend durch den Flur.

"Hey und wie lief's?", fragte Sophie neugierig.

Doch Jenny stapfte einfach wortlos vorbei und schlug dann ihre Zimmertür mit einem lauten Knall hinter sich zu.

Sophie zuckte nur mit den Schultern und ging in die Küche zurück, um etwas zu essen.

Wenn Jenny in derartiger Stimmung war, war es einfach schlauer sie erst einmal abkühlen zu lassen.
 

Ben war ihr fast dankbar, denn eine bessere Hilfestellung bei seiner Grübelei hätte sie ihm gar nicht geben können.

Noch vor ein paar Monaten hätte ihn das Angebot "Alles" von ihr zu hören auf die wildesten Ideen gebracht. Er hätte keine einzige Sekunde gezögert. Jetzt merkte er, dass sie ihn zwar logischerweise ziemlich anturnte aber ansonsten war es halt extrem oberflächlicher Natur.

Selbst wenn Lukas nicht so in seinem Kopf herumspuken würde, wäre die Zeit mit Jenny jetzt abgelaufen.

Sie passten nicht zusammen. Ja, sie war schon sein Typ, aber er hatte das Gefühl, dass sich diesbezüglich gerade einiges weiterentwickelte.

Diesmal trocknete er sich nach der Dusche gründlich ab und zog sich noch im Badezimmer wieder an. Dann trat er auf den Flur und bekam ein Buch an die Schulter geworfen. Schnell sah er sich um, doch sie knallte ihre Tür gerade wieder zu.

"Ja..sehr reif...", murmelte er und rieb sich über die getroffene Stelle. Seit wann konnte sie so weit werfen und auch noch treffen?

"Hey Pierre wo ist Becky?"

Pierre tauchte mit einer Milchpackung aus dem Kühlschrank auf: "Die macht Draußen Yoga oder so einen Käse.."

Ben nickte ihm dankend zu und begab sich auf die Suche nach ihr.

Es dauerte nicht lange bis er sie gefunden hatte.

Gerade saß sie im Lotussitz auf einer Decke am Boden und atmete tief ein und aus.

Ben setzte sich neben sie und sie öffnete die Augen.

"Hey.", lächelte Becky.

"Meinst du ich sollte packen und fahren?", fragte er eifnach gerade heraus.

"Nein Ben du solltest hier bleiben und Lukas vergessen.", riet sie ihm mit ernster Miene.

"Wirklich? Aber was wenn ...ich nicht aufhören kann darüber nach zu denken..."

"Lukas ist nichts für dich Ben."

"Woher willst du das wissen? Sollte ich es nichtmal versuchen also mit ihm darüber zu sprechen?"

"Nein. Mit einem Mann würde es sich für dich nie gut anfühlen."

"Aber es hat sich gut angefühl-", mit einem Schlag wurde ihm bewusst was sie da gerade mit ihm machte.

Dadurch dass sie es ihm untersagte merkte er welche Antwort er eigentlich hatte hören wollen.

Sie hatte ihn quasi dazu gebracht sich seine Antwort selbst zu geben.

Becky lachte.

"Danke.", grinste er verlegen und stand auf.

"Ich möchte einen Bericht.", zwinkerte sie ihm freundlich zu. "Egal wie es ausgeht."

"Klar..."

"Frag Pierre, ob er dich fährt, sag ich hab das vorgeschlagen."
 

Kurz darauf lag Ben's Hand auch schon auf seiner gepackten Tasche und sie fuhren die Strecke die er zuvor gelaufen war entlang und noch um einiges weiter bis sie schließlich das Dorf erreichten.

Sofort sah Ben auf sein Handy.

Ja!

"Hier kannst du mich raus lassen. Danke nochmal und meld dich bitte wenn auch ihr wieder zu Hause seit okay? Und...kann ich euch mit der allein lassen?"

Pierre grinste breit: "Na logisch...grüß ihn von mir."

"Pierre was wenn er gar nicht mehr mit mir reden will?"

"Dann hast dus immerhin versucht."

Damit trennten sich ihre Wege vorerst, denn der Rest von Ihnen würde die letzten Tage noch im Wald verbringen.

Tatsächlich hatte Ben sich nur von Pierre und Becky verabschiedet.

Sophie und Jenny würden es jetzt erst erfahren.

Auf keinen Fall wollte er ihr die Gelegenheit geben mit zu kommen oder ihm wieder irgendetwas einreden zu wollen.

Eigentlich war sie bereits chancenlos seit sie ihn vor die Wahl gestellt hatte und erholsamer Urlaub war es zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr für ihn gewesen. Mit ihr eigentlich fast nie..leider..
 

Es passte nicht zu ihm aber als er ein paar Stunden später seine Sachen in seine Wohnung gebracht hatte und jetzt im Auto zu Lukas saß, wurde er doch etwas nervös und hinterfragte diese Mission erneut.

Aber jetzt war es zu spät. Jetzt müsste er das durchziehen.

Er stand ganze 10 Minuten vor Lukas' Tür. Doch der machte entweder absichtlich nicht auf oder war einfach nicht zu Hause.

"Scheiße...", fluchte Ben.

Auf jeden Fall hatte Lukas noch Urlaub. Auf der Arbeit war er also schonmal nicht.

Aber wo dann?

Die Stadt war viel zu groß. Die Möglichkeiten unzählig und solange Lukas nicht auf seine Anrufe reagierte war die Suche ziemlich aussichtslos.

Enttäuscht gab er vorerst auf und stieg in den Fahrstuhl um wieder nach unten zu fahren.

Dort angekommen öffneten sich die Türen und Lukas stand mit einer Einkaufstüte vor ihm.

Unfassbar....

Um ihn zu finden hatte er lediglich aufhören müssen ihn zu suchen.

Lukas sah gar nicht auf, denn Aufzüge und vorallem fremde Menschen in Aufzügen bereiteten ihm schon immer Unbehagen.Als er es dann tat fiel ihm die Tüte aus der Hand:

"B...en...?"

"Hey...wenn du mich nicht sehn' willst kann ich das verst-", begann Ben.

Lukas stürzte in den Aufzug und umarmte ihn so fest er nur konnte.

"Was ....machst du denn hier??"

"Du bist einfach gegangen ohne dich zu verabschieden."

Plötzlich veränderte sich Lukas' Gesichtsausdruck:

"Wenn du hier bist um mich zurück zu holen dann vergiss es ich kann da nicht wieder hin und ich will euch da auch nicht länger zur Last fa-"

Ben griff mit der Hand an Lukas' Hinterkopf, beugte sich runter und küsste ihn.

Erste Eindrücke

Ziemlich genau ein Jahr später..
 

"Wie machst du das immer?", stöhnte Sophie auf.

Pierre sah sie unschuldig an:

"Was meinst du?"

"Na uns zu Trips überreden, die wir eigentlich nicht wollen. Ich meine ...Camping?!"

"Aber diesmal nicht allein mitten im Nirgendwo sondern auf einem abgesicherten Campingplatz und eure dämlichen Smartphones könnt ihr hier auch alle benutzen."

"Nächstes Mal bist du nicht wieder der Chef und ich bestimme wos hingeht!", schmollte sie und bekam fast einen Tobsuchtanfall als ihr Zelt wieder in sich zusammen fiel.

Ihre Laune besserte sich erst etwas, als sie feststellte, dass der Platz gleich neben ihnen zu einer Frau gehörte, die zu 100% ihrem Typ entsprach.

"Ich geh mich da mal vorstellen.", grinste sie und überlies es Pierre ihr Zelt weiter aufzubauen.

Auch Becky war verschwunden.

Ben und Pierre sahen sich an: "Wie schaffen die das nur immer sich aus allem raus zu wieseln...."

Kurz darauf standen die Zelte endlich.

Die beiden Mädels waren immernoch nicht zurück.

"Eigentlich hätten wir es liegen lassen sollen damit sie es auch mal lernt.", meinte Ben.

Doch Pierre schüttelte den Kopf: "Dann hätten wir uns das Gemecker weiter anhören müssen."

Dafür ertrugen sie dann eben die kreischenden Kinder.

Attraktive Single Frau auf der einen und große Familie auf der anderen Seite.

Na das konnte ja was werden.

Endlich kam zumindest schon einmal Becky zurück.

"Schatz...wie siehst du denn aus?!", Pierre sprang sofort auf und lief ihr entgegen.

Sie lächelte und winkte ab:

"Ach das ist nichts .."

Ihr Kleid war verdreckt und sie hatte ein paar Kratzer im Gesicht und auf einem ihrer Arme. Hinzu kam eine kleine Platzwunde auf der Stirn.

"Wie nichts....was ist passiert?"

"Da war so ein Fahrradfahrer der mich über den Haufen gefahren hat:", erklärte sie knapp und musste dann Pierre zurück halten, der sofort wissen wollte wer das gewesen war und wo er ihn finden konnte.

"Hat er wenigstens nach dir gesehen?"

"Nein er ist weiter gedüst, aber eine ziemlich niedliche kleine Oma hat mir aufgeholfen.", grinste Becky und gab ihm ein Bussi auf die Wange.

"ich fahr dich zum Arzt."

"Schatz das sind nur ein paar Kratzer und das an der Stirn klebe ich gleich mit einem Pflaster ab. Deswegen brauche ich doch nicht zum Arzt."

Es dauerte noch weitere 15 Minuten Pierre davon abzuhalten sie einfach über die Schulter zu werfen und zur nächsten Praxis zu bringen.

"Wo ist denn Sophie?"

Ben deutete auf das etwas entfernte kleine blaue Zelt in dem ihr Rotschopf immernoch verschwunden war:

"Sie knüpft wohl neue Freundschaften."

"Wieso? Wer ist das denn da drüben?"

"Keine Ahnung...eine Frau ...wir wissen auch noch nichts."

"Und die da drüben?", Becky sah zu dem Platz auf der anderen Seite.

"Die haben kleine Kinder...", stöhnte Pierre genervt.

"Das ist doch toll.", schmunzelte Becky.

Doch Pierre schüttelte den Kopf: "Ich hasse Kinder."
 

Ben warf seinen Schlafsack in sein Zelt dann setzte er sich wieder zu Pierre und Becky.

"Sorry dass ich noch nicht vorbei gekommen bin um eure neue Wohnung anzuschauen.

Es war ziemlich viel los in letzter Zeit."

"Bei uns doch auch Ben. Ich bin froh dass du hier dabei bist."

"Sagt mal...soll ich doch mal kurz nach Sophie schauen? Nicht dass das nebenan ne Verrückte ist. Das dauert jetzt schon ziemlich lange.

"Das wäre lieb.", nickte Becky.
 

Es dauerte nur gerade mal zwei Minuten bis Pierre eillig wieder zurück kam.

"Geht da nicht hin."

"Wieso das denn?", fragte Becky.

Ben konnte es sich schon denken.

"Geht da einfach nicht hin. Sie kommt später."
 

Und das war eigentlich auch schon der recht banale Nachmittag ihrer Ankunft.

Alle waren von der langen Anfahrt total kaputt und verkrochen sich schon ziemlich früh in ihre Zelte bzw. Pierre und Becky hatten sich ein Kuschelnest im Bus hergerichtet.

Darauf war Ben ein wenig neidisch, doch grundsätzlich hatte er nichts gegen seine "Unterkunft".

Irgendwann hörte er den Reissverschluss von Sophies Zelt und blinzelte kurz auf sein Handy.

Sie war bis 2 Uhr nachts weg gewesen? Bei dieser Fremden?

Na die musste aber Eindruck gemacht haben.

Dann lag er wieder einfach wach auf dem Rücken.

Normalerweise konnte er sofort einschlafen. Doch in dieser ersten Nacht wollte es einfach nicht klappen, obwohl er wirklich hundemüde war.

Tatsächlich gelang es ihm erst gegen 4:30. Nur um dann bereits um 8Uhr von Kindergeschrei wieder geweckt zu werden.

Toller Start...

Überraschung

Mürrisch und übermüdet krabbelte Ben aus seinem Zelt heraus, was zur Folge hatte, dass Becky beinahe über ihn gestolpert wäre. Statt ihrem üblich fröhlichen Guten Morgen ♪♫ rannte sie heute einfach weiter.

"Was zum....", brummelte Ben und rieb sich die Hand auf die sie getreten war.

"Keine Ahnung ihr ist übel und komisch. Hoffentlich hat sie gestern bei dem Sturz nicht doch eine Gehirnerschütterung bekommen....", seufzte Pierre, der frustriert war, weil sie ihm verboten hatte ihr zu den öffentlichen Toiletten zu folgen.

Er dürfe ja eh nicht mit auf die Damentoilette hatte sie gemeint und dass er nicht so aufdringlich sein soll.

Eine Aussage die aus Becky's Mund irgendwie falsch wirkte. Soetwas hatte sie noch nie gesagt.

Pierre nickte zu dem kleinen Zelt das ein paar Meter entfernt von Ben's stand:

"Ist sie wieder da?"

"Ja...sie kam erst mitten in der Nacht irgendwann wieder. Oh man ich hab kaum ein Auge zu gemacht und bin dann eben wegen den Kids nebenan aufgewacht."

"Ich sag ja ich hasse Kinder...", murmelte Pierre und streckte sich.

Dann machten auch sie sich gemeinsam auf den Weg um zu duschen.

Die Duschen waren hier überraschenderweise wirklich top in Ordnung. Ebenso die Toiletten.

Und das beste: Sie waren nicht weit weg von Ihnen.

"Moment...", begann Ben auf dem Rückweg, "heißt das, dass Becky heute kein Frühstück macht?!"

Pierre lachte: "Genau das heißt es leider. Bin ich auch nicht gewöhnt glaub mir."

"Vielleicht sollten wir echt nacher kurz einen Abstecher zum Arzt machen. Ich meine....einfach zur Sicherheit. Übelkeit klingt schon nach Gehirnerschütterung und sie hatte ja auch eine Verletzung an der Stirn."

"Auf jeden Fall.", war Pierre mit ihm einer Meinung. Doch ohne Becky ging das nicht und die war noch nicht zurück.

Also behalfen sie sich mit dem was eben so da war und knabberten wenig begeistert an Zwieback herum.

Irgendwie hatte sich diesmal niemand um die Organisation gekümmert.

"Soll es hier nicht irgendwo auch einen kleinen Laden geben? Hast du den Plan noch?", Ben warf eine Hand voll Zwiebackkrümel in Richtung von ein paar Spatzen, die sich sofort darüber hermachten.

"Ja, eigentlich wollte Becky da jetzt hin aber dann wurde ihr schlecht. Sag mal wieso konntest du eigentlich nicht schlafen? Zu hart? ich hab noch eine Decke und eine von Becky's Gymnastikmatten. Willst du die haben?"

"Ne alles gut. Ich schätze mal ich habe momentan einfach viel im Kopf."

"Wie lange ist Lukas jetzt schon weg? Und wieso muss dieser Job ausgerechnet 800 Kilometer entfernt sein. Hast du ihn zwischendurch wenigstens mal besucht?"

"Er ist jetzt 15 Tage weg...immerhin bezahlen die sein Hotel. Man ...noch 4 Tage bis er hierher nach kommt....ich könnte kotzen...Dann sind es fast 3 Wochen...und nein ich konnte ihn wegen meiner Arbeit nicht besuchen...Wir konnten nichtmal wirklich viel schreiben.."

"Ach die 4 Tage bekommst du auch noch rum. Ich hab ihn noch viel länger nicht gesehen als du. Ist denn sonst alles okay bei euch?"

"Naja bis auf den Ärger mit Jenny......", Ben seufzte leise.

Auch wenn er früher ein ziemlicher Player gewesen war, inzwischen war er ein totaler Beziehungsmensch und hasste es solange von seinem Partner getrennt zu sein.

Klar sie hatten übers Handy Kontakt gehabt aber ...das kam eben nicht an echte Nähe ran..an Körperkontakt.

Und ja er wusste dass er sich anstellte....soooo lang waren 19 Tage Trennung nun auch nicht. Da traf es manche Paare durchaus härter. Aber er konnte nichts dagegen tun. Es nervte ihn einfach.

Becky kam wieder und tat als wäre nichts gewesen.

Es war ihr sehr unangenehm.

"Maus wir fahren jetzt zum Arzt.", begrüßte Pierre sie direkt und ohne Umschweife.

"Schatz ...ich brauche das nicht....Ich hab letzte Nacht noch so mega viel genascht wahrscheinlich war mir nur deswegen schlecht. Es geht schon wieder."

"Becky er hat Recht. Ich würde mich auch wohler fühlen wenn du dich mal durchchecken lässt. Das dauert sicher nicht lange.", stand Ben Pierre bei.

Letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig als nachzugeben.

Dann musste Pierre allerdings noch ewig warten weil die Kinder vom Nachbarplatz hinter seinem Wagen rumtobten und ihm, sobald er aus dem Fenster rief, die Zunge rausstreckten.

"Hab ich schon gesagt, dass ich Kinder hasse?!", grummelte er.

"Joa doch so ein zwei Mal..", lachte Ben.

Dann kamen die Eltern der kleinen und holten sie zum Frühstück.

Endlich konnte Pierre los, kaum hatten sie das Campingplatzgelände verlassen drückte er ordentlich aufs Gas und Becky griff ihm vor Schreck an den Arm.
 

"Ich geh allein rein, okay?", sagte sie leise zu Pierre und der nickte äußerst widerwillig.

"Lass dich aber wirklich untersuchen...."

Dann hieß es warten.

Und es dauerte länger als gedacht.

"Scheiße...ich geh mal fragen was da los ist."

"Pierre bleib hier! Die reden sicher nur noch etwas und sie kommt gleich raus. Mach nicht so einen Aufstand. Dir kommt das nur länger vor weil du dir Sorgen machst."

"Hm na gut....hast vermutlich Recht.." etwas unglücklich lehnte Pierre sich wieder zurück und starrte auf die geschlossene Tür des Behandlungszimmers.
 

Als Becky zurück kam war sie sehr blass. Allerdings war Becky immer recht blass. Das musste nichts heissen.

"Und?"

"Wie ich sagte...ich habe ähm...nichts. Er hat nur nochmal die Platzwunde angesehen, sie nochmal gesäubert und neu abgeklebt und gesagt, dass die zum Nähen zu klein ist. Siehst du? Nichts los! Ich hoffe du bist jetzt beruhigt. Habt ihr auch so Lust auf Chips?"

Pierre fiel ein gigantischer Felsbrocken vom Herzen.

"Danke, dass du es gemacht hast.", erleichtert legte er seinen Arm über ihre Schultern und ging mit ihr raus.

"Hey! hallo? Ich bin auch noch da!", rief Ben und eilte mit großen Schritten hinterher.Den Tag verbrachten sie damit das Gelände des Campingplatzes näher zu erkunden.

Den Laden fanden sie dabei auch und deckten sich gleich ein wenig ein.

Dort war auch ein Bäcker, der ihnen aber gleich riet so früh wie möglich zu kommen.

Den größten Teil des Nachmittags verbrachten sie in einem See der an den Campingplatz grenzte und dessen Wasser super hell und klar war. Richtig Türkis und wunderschön.
 

Es war 23:30 als Ben in sein Zelt kroch und sich hinlegte.

Sophie, ihre neue Bekanntschaft Tamara, Pierre und Becky saßen noch Draußen zusammen aßen Chips und quatschten.

Vorallem lästerte Pierre viel über die nervigen Kinder, die jetzt endlich zu schlafen schienen.

Allen vorran der kleine Yun, der es regelrecht auf Pierre abgesehen hatte bereitete ihm Kopfschmerzen.

Ben schloß die Augen.

Heute Nacht musste er unbedingt schlafen.

Vielleicht war es auch schlichtweg zu warm gewesen.

Dieses Mal lies er sein Zelt also offen und betete einfach, dass keine Mücke davon Wind bekam.

Dadurch dass der Reissverschluss offen war bemerkte er allerdings nicht gleich, als sich eine Person zu ihm ins Zelt schlich.

Plötzlich legte ihm jemand von hinten Hände über seine Augen.

"Was...". schnell drehte er sich auf die andere Seite und sah direkt in Lukas' strahlendes Gesicht.

"Was machst du denn hier?? ich dachte du kommst erst in 4 tagen?!", Ben traute seinen Augen nicht.

War er vielleicht einfach eingeschlafen und träumte das nur?

"Ich war fertig und sie hatten einfach keine Aufgaben mehr für mich da habe ich gleich von da aus den nächsten Flieger genommen.", lächelte Lukas.

"Ich hab dich so vermisst..."

"Überraschung...", grinste Lukas und gab seinem Freund einen Kuss.

Ben legte die Arme fest um ihn und konnte kaum aufhören ihn zu küssen.

Dann brachte er Lukas auf den neusten Stand der Dinge und machte ihm etwas Platz im Zelt.

Vertraut tauschten sie Blicke aus und Ben lies ihn so schnell nicht mehr los. Endlich konnten sie sich wieder spüren, riechen schmecken....

Er hatte ihn wirklich extrem vermisst und Lukas ging es ebenso.

Daher hatte er sich auch hinter den Büschen zu Ben's Zelt geschlichen und die anderen noch gar nicht begrüßt. Er wollte erst ein wenig Zeit mit seinem Freund allein haben.

Fast wäre er in Sophie's Zelt gekrabbelt aber dann hatte er Ben's Schuhe gesehen.

Seelig und eng aneinander gekuschelt erzählte Lukas im Flüsterton von dem Job, den er gemacht hatte und legte dabei ein Bein über Ben.

Dann hielten sie es nicht länger aus und küssten sich wieder.

Heute Nacht würde er schlafen wie ein Bär im Winterschlaf so zufrieden war er.

Sie waren damals nach dem Urlaub im Wald nicht gleich zusammen gekommen. Es gab noch einige Zwischenfälle und Hindernisse und bis heute hatten sie Krach mit Jenny (die wohnt nämlich leider im selben Haus wie Lukas), doch seit sie es dann irgendwann offiziell gemacht hatten begann es immer besser zu werden. Noch in keiner einzigen Beziehung war Ben so glücklich gewesen. Auch wenn das kitschig klang. Und die ersten Wochen waren wirklich keineswegs nur rosig gewesen...es gestaltete sich zunächst unangenehm und kompliziert.

Insbesondere ihr erstes Mal war...wirklich extrem extrem extrem extrem extrem peinlich gewesen...aber heute nach ungefähr einem Jahr... sah das alles schon anders aus.

Besonders Lukas hatte auch jetzt noch jedes Mal Herzklopfen wenn er Ben wiedersah.

"Ich liebe dich.."

"Ich dich auch."

Yun

Ben öffnete die Augen.

Lukas schlief noch.

Seine blonden Haare standen in alle Richtungen ab und eine seiner Hände hatte er im Schlaf in Ben's Shirt gekrallt.

Gott sei Dank! Es war kein Traum gewesen.

Er war wirklich endlich wieder da.

Zärtlich strich Ben ihm die Strähnen von den Augen weg und kuschelte sich wieder an ihn.

Manchmal ärgerte er sich wenn er daran dachte wie lange er das hier schon hätte haben können.

Auf der anderen Seite war er erst jetzt wirklich bereit dazu und auf diesem merkwürdigen Weg hatten sie immerhin auch gleich das grüne Licht von Sophie, Becky, Pierre...

Allerdings wussten wirklich nur Jenny, Sophie, Becky und Pierre von ihrer Beziehung. Lukas' hatte sich ja noch nicht einmal vor seiner eigenen Familie geoutet und vor ihnen ja auch nicht wirklich freiwillig.

Auch Ben's Familie dachte aktuell dass er Single wäre.

Irgendwann würden sie das wohl mal angehen müssen.

Während in ihrem Zelt noch verschlafene Harmonie herrschte jagte Pierre draußen bereits die Kinder, die ihn als er vom Duschen zurück gekommen war mit der Wasserpistole abgeschossen hatten.

Besonders der kleine Junge mit den wilden schwarzen Haaren hatte es auf ihn abgesehen.

Becky lag derweil noch im "Bett". Sie gab es nicht zu, doch ihr ging es wieder nicht so besonders

und Sophie hatte bei Tamara übernachtet und schlief dort noch.

Heute sollte es nach einem späten Frühstück gleich wieder an den Traumsee gehen.
 

"Hey! Lassen sie meine Kinder in Ruhe!", rief eine Frau, die in ihrem kuscheligen Bademantel gerade von den Toiletten kam.

Pierre hielt inne und ging dann auf sie zu.

Er hatte nur Shorts an, weil der Kleine Yun mit den wuscheligen Haaren ihn so überrumpelt hatte.

"Es tut mir leid, aber wenn ihre Kinder mich mit der Wasserpistole attackieren und der eine da meinen Autoschlüssel klaut dann laufe ich hinter her.", erklärte Pierre ruhig, der den Schlüssel gerade erst hatte zurück erobern können.

"Sowas würde Yun niemals tun!", schimpfte sie erbost.

"Hören sie es ist ja alles gut. Ich habe ihn ja jetzt wieder.", gab Pierre nach und wandte sich zum gehen ab, als er sich bereits einige Meter entfernt hatte rief sie ihm noch laut nach so dass sich andere Camper ebenfalls zu ihnen umsahen:

"Ich möchte dass Leute wie sie sich von meinen Kindern fernhalten!", dann huschte sie schnell in ihr großes Zelt.

Pierre sah ihr fassungslos hinter her.

Yun streckte ihm noch einmal die Zunge raus und tobte dann davon.

Ben war durch den Lärm neugierig geworden und raus gekommen.

Er gähnte leise und streckte sich, da kam Pierre auch schon aufgebracht auf ihn zu gestapft:

"Was meinte die denn mit "Leute wie sie“?"

"Na ich schätz mal weil du ein großflächig tätowierter Kriminieller bist.", lachte Ben.

"Meinst du echt?...", Pierre sah noch einmal zu dem Zelt der Familie rüber.

"Ach mach dir nichts draus. Manche Leute sind halt so. Vorurteile über Vorurteile."

Pierre sah noch kurz nachdenklich rüber, dann grinste er:

"Hey was meinst du? Lass uns denen noch erzählen, dass du in einer Beziehung mit einem Mann bist, vielleicht reisen sie dann früher ab."

Ben lachte nur.

"Apropos....", begann Ben und in diesem Moment kroch Lukas auch schon verschlafen aus dem Zelt.

"Ben was redest du mit diesem gruseligen Tätowierten?", grinste Lukas, der gelauscht hatte, woraufhin Pierre sich auf ihn stürzte.

"Was machst du denn schon hier???"

Das lockte letztendlich auch Sophie aus den Federn.

"Luki!" quietschte sie und fiel ihm um den Hals.

"Ich konnte früher los.", lächelte er und spürte wie Ben ihn an der Hand nahm.

"Ihr könnt ihn später noch ganz lange haben...aber jetzt zeig ich ihm erstmal die Duschen, Toiletten und den ganzen Kram. Wir bringen auf dem Rückweg Brötchen mit.", verkündete Ben und ging auch schon los, womit Lukas nichts anderes übrig blieb als mit zu laufen.

"Bis später!", rief er noch, dann waren sie verschwunden.
 

Becky steckte den Kopf aus dem Bus und stieg schließlich ganz aus: "War das eben Lukas' Stimme??"

"Ja er konnte früher kommen aber Ben gibt ihn noch nicht her.", lachte Pierre.

"Und dein Freund ärgert Kinder wenn ich das richtig gehört habe.", grinste Sophie.

Becky sah Pierre erschrocken an: "Schatz?!"

"Quatsch....ich hab mir nur meinen Schlüssel von diesem Yun-Monster zurück geholt."

"Du weißt schon wie er heißt?", schmunzelte Becky.
 

Nach dem Frühstück begab sich die kleine Gruppe dann mit ziemlich guter Laune an den See.

Natürlich waren ihre Nachbarn auch schon alle da.

Pierre stöhnte genervt auf.

"Ich hasse..."

"Jaja wissen wir.", lachte Sophie lief ins Wasser und trat mit dem Fuß etwas davon nach Pierre, der sofort hinter her rannte, sie packte und ganz hinein warf.

Becky und Lukas breiteten derweil eine große Decke aus und Ben stieß gerade erst dazu, weil er noch telefoniert hatte und dabei zurück gefallen war.

Auch Tamara gesellte sich jetzt zu ihnen:

"Hey ihr ich habe Sekt dabei. Wollen wir auf einen schönen Urlaub anstoßen?"

"Weißt du wie früh es noch ist??", lachte Sophie, war aber selbstredent sofort dabei.

"Ach Leute trinken auch Wein zum Mittag und Sektfrühstück gibts auch!", warb Tammy weiter.

Schließlich gaben alle nach.

"Hier.", lächelte sie und reichte auch Becky ein Glas.

"Danke.", Becky hielt ihr Glas in der Hand, als sich dann alle zu prosteten nutzte sie den Moment um ihren Sekt heimlich neben sich in den Sand zu kippen und sah dann bedrückt aufs Wasser.

"Schön wie warm das schon ist.", strahlte Sophie und machte sich dann mit Sonnencreme über Tammy her.

Pierre beobachtete wie Sophie die andere Frau eincremte und spürte dann sofort wie Becky ihm gegen den Kopf schnipste. Er lachte und gab ihr einen Kuss.

Lukas und Ben hatten sich verzogen und spazierten durchs flache Wasser.

Sie hatten ziemlich viel aufzuholen.

Tatsächlich plapperte Lukas in einer Tour. Seit er mit Ben zusammen war, war er ganz schön aufgetaut.
 

"Yun! komm von dem weg!", brüllte seine Mutter, wodurch Pierre gerade noch rechtzeitig bemerkte, dass der kleine Frechdachs ihm gerade von hinten einen leuchtend gelben Eimer voller Wasser über den Rücken kippen wollte.

Blitzschnell war er aufgesprungen. Yun lies den Eimer fallen und rannte lachend und jauchzend weg.

"Die mag dich ja wirklich nicht..", bemerkte Becky erstaunt und bedeutete ihrem Freund dann sich einfach wieder hin zu setzen und nicht zu reagieren.

Es war ohnehin erstaunlich wie verhältnismäßig ruhig er blieb und das wollte sie auch so behalten.

Die Frau würde sich nur bestätigt fühlen wenn Pierre jetzt der Kragen platzte.

Und Kinder waren eben Kinder.

Sie badeten und entspannten ein paar Stunden, dann stand Becky zögernd auf:

"Pierre? Ich fahre jetzt mit dem Bus in die Stadt und bin spätestens in 3 oder 4 Stunden wieder da okay?"

Er sah sie völlig irritiert an:

"Was willst du denn da? ich kann dich auch fahren."

"Nein ich möchte das allein machen, in Ordnung? Meine Brieffreundin wohnt hier in der Nähe und wir wollen uns kurz treffen. Das ist ein Mädelsding da ist der Freund nicht dabei, okay?"

Es war ein schlimmes Gefühl ihn anzulügen.

"Ich wusste gar nicht, dass du eine Brieffreundin hast..."

"Bis später..", sie gab ihm einen dicken Schmatzer auf den Mund und ging los.

Pierre sah ihr solange er konnte hinterher.

Seit ihrem kleinen Unfall war Becky so anders.

Nachdenklich sah er wieder auf den See und genau in diesem Moment schaffte Yun es den Eimer direkt über seinem Kopf zu entleeren.

Baby on Board

Ein paar Tage später am See..
 

"Warum gehst du eigentlich nicht mit ins Wasser?", fragte Becky.

Tamara war nämlich die ganze Zeit über bei ihr auf der Decke geblieben, sah aber aus als würde sie nur zu gerne zu den anderen gehen.

"Ach ich mag nicht so gern in Badesachen rumlaufen...", lächelte sie und wollte das Thema wechseln.

"Wieso das denn nicht?"

"Naja weil ich so dick bin...", gab sie schließlich zu und rieb etwas Sand von ihren Beinen.

Becky sah sie verblüfft an: "Bitte was?"

"Ich hab dann das Gefühl dass mich alle Leute so angewidert angaffen...ist doch egal."

Die junge Frau wirkte sonst so lustig, offen und selbstbewusst und dann kam auf einmal soetwas aus ihrem Mund.

Becky betrachtete Tamara länger.

Tammy war tatsächlich etwas kräftiger aber hatte dadurch auch ordentlich Kurven.

Ihr dunkler Teint war ebenmäßig und wunderschön.

Becky war sogar etwas neidisch auf Tamara's viel weiblichere Figur.

Außerdem hatte sie volle, glänzende, lange, dunkle Haare....wie aus einer Shampoowerbung.

Und auch wenn man es bei ihrem Namen vielleicht nicht gleich denken würde kam sie ursprünglich aus Kolumbien und sprach fließend Spanisch. Wie Sexy war das!

Wie konnte jemand der so eine Ausstrahlung hatte nur so unsicher sein wegen ein paar Kilos mehr.

Mal davon abgesehen, dass man doch sowieso nichts auf die Meinung von anderen geben sollte.

Doch Becky konnte es schon verstehen wenn man unsicher war. Auch sie hatte ihre Problemzonen oder Situationen, die sie beinahe lähmten.

"Tammy du würdest gerne ins Wasser oder?"

"Ja schon...ich liebe es aber ich komm lieber nochmal wenn keine Leute mehr hier sind. Vielleicht morgen früh. das ist ok."

"Das ist nicht ok. Du hast genau so ein Recht hier Spaß zu haben wie jeder andere auch! Außerdem ganz ehrlich. Also ich finde dich umwerfend. Estás hermosa! War das richtig? Sorry mein Spansich ist soooo schlecht.", Becky lachte verlegen.

Tammy lächelte nur: "Du bist lieb Becky aber es ist wirklich schon okay."

"Verzeih mir später, okay?", Becky sah sie entschuldigend an.

"Was wieso das? Du hast doch gar nichts gemacht?", Tammy sah ziemlich verwirrt aus.

Plötzlich holte Becky tief Luft und brüllte zum Wasser:

"BEEEEN!!! HEY BEN!!! HIER WILL WER INS WASSSER!!!!"

Tammy's Augen wurden ganz groß und sie sprang hastig auf.

"ICH WILL GAR NICHT!", rief sie und duckte sich weg, doch er hatte sie schon gepackt.

Becky winkte ihr nur freundlich lächelnd hinterher als Ben sie hoch hob.

"NIIICHT! Ich bin doch viel zu schwer!! Lass mich runter!!!! Ich bin zu schwer!!!", kreischte sie erschrocken.

Doch Ben hielt sie sicher auf dem Arm:

"Find ich nicht.", lachte er und lief mit ihr ins Wasser.

"Oh gott...oh gott...", stammelte sie, konnte aber nicht verhindern dass sie auch leicht zu grinsen begann.

Er sah auf sie und zwinkerte ihr zu: "Ich hoffe du kannst schwimmen."

"Was? Wehe!", brachte sie grade noch hervor ehe sie im hohen Bogen im Wasser landete.

Sophie lachte sie an, als sie prustend wieder auftauchte und watete zu ihr rüber:

"Dein Shirt ist ganz nass jetzt, du hast doch n Badeanzug drunter. Zieh es aus.", ganz selbstverständlich half sie Tamara deren klebrig nasses Oberteil über den Kopf zu ziehen.

Sofort huschte Tamaras Blick unsicher von Lukas, zu Ben, zu Pierre und fremden Leuten, die auch hier im Wasser waren. Alle waren mit sich selbst beschäftigt.

Sophie warf Tammy's nasses Shirt und kurz danach auch ihre Hose ans Ufer.

Als Tamara eine Weile später wieder aus dem Wasser kam und sich dabei wie auf dem Präsentierteller fühlte stand Becky bereits mit einem Handtuch bereit und wickelte sie sofort darin ein.

"War doch gut.", schmunzelte sie.

"Danke..", sagte Tammy leise.

"Hey ...jetzt zeigst du viel mehr Haut als vorhin. Ich glaub ich muss dich nochmal eincremen wenn du trocken bist.", grinste Sophie breit.

Ab da an fand auch Tammy wieder zu ihrem wahren selbst zurück und brachte die Gruppe die ganze restliche Zeit zum Dauerlachen.

Ein paar der anderen Badegäste sahen sie deswegen schon genervt an.

Irgendwann ging es dann zurück zu den Zelten zum Grillen und Abends war Becky aufeinmal verschwunden.
 

Becky saß allein am See und betrachtete die untergehende Sonne.

Pierre suchte sie sicher bereits, aber sie musste kurz durchatmen und nachdenken, wirklich ernsthaft nachdenken.

Als Ben plötzlich von hinten angelaufen kam, zuckte sie kurz erschrocken zusammen, doch als sie ihn erkannte entspannte sie sich sofort wieder.

"Hey wir suchen dich überall. Alles in Ordnung bei dir?", Ben lies sich neben sie in den Sand fallen und begann Pierre zu tippen, dass er sie gefunden hatte und gleich zurück bringen würde.

"Es ist wegen meinem Unfall...."

Ben sah sie ernst an: "Sag nicht da kam doch was beim Arzt raus..."

"Ohja da kam was raus....", flüsterte Becky fast nicht hörbar und malte Kringel in den Sand.

"Becky mach mich nicht fertig...was war es?"

"Wir haben eigentlich immer aufgepasst ...ich weiß nicht wie das passieren konnte.."

"Wie du....meinst du etwa....nein?! Meinst du...?"

Becky sah auf: "Ich....bin schwanger..."

Man sah ihrem Gesicht an, dass sie es selbst irgendwie noch nicht recht glauben konnte.

"Aber das ist doch klasse!", lächelte Ben und nahm sie kurz herzlich in den Arm.

Becky wischte sich eine Träne weg:

"Ich sollte es wahrscheinlich......wegmachen lassen aber....ich kann das nicht....ich kann das nicht machen."

"Was redest du da? Natürlich behältst du es! Wieso hast du uns nichts davon erzählt??"

"Weil ich Angst hab dass Pierre dann Schluß macht.", jetzt weinte sie richtig und Ben drückte sie schnell an seine Brust und streichelte tröstend über ihren Rücken.

"Das würde Pierre nie tun Becky."

"Seit er hier ist redet er dauernd davon, dass er Kinder absolut hasst und mega genervt ist und ich glaube einfach, er will das nicht und ich liebe ihn doch. Was soll ich denn nur machen."

"Becky?...Vertrau mir....erzähl es ihm..."

"Wirklich?"

"Egal wie er reagiert er hat ein Recht darauf das zu wissen und wir sind doch auch noch alle da. Bist du dir denn wirklich absolut sicher?"

"Ja...ich war auch nochmal heimlich allein beim Arzt..."

"Becky hab keine Angst davor. Er würde dich nie verlassen und selbst wenn er was blödes sagen würde...dann tret ich ihm in den Arsch, versprochen und dann kommst du zu mir und wir machen das schon."

"Ja schon klar.", lachte Becky und stubste ihn an.

"Jetzt komm lass uns zurück gehen.", er half ihr aufzustehen und sie schlenderten schweigend zurück.

Als sie angekommen waren, griff Becky ihren Freund am Arm und zog ihn wortlos mit sich.

Sie gingen ein Stück und schließlich setzte sie sich mit ihm auf eine Bank zwischen zwei Hecken um die Glühwürmchen schwirrten.

Sie zupfte nervös an ihrem Kleid und er machte sich mehr und mehr Sorgen.

"Maus?", Pierre hatte sich nicht einmal mehr ein Hemd überziehen können und rieb sich leicht fröstelnd über die verzerrte grau schwarze Fratze auf seiner Brust.

Sie hatte etwas in der Stadt besorgt dass in ihrer kleinen Blümchen-Umhängetasche ruhte.

"Ich liebe dich Pierre..."

"Ja weiß ich doch. Ich dich auch. Wieso sind wir hier?"

Becky stand auf und automatisch stand er auch auf.

"Ich hab was gekauft...dass wir bald brauchen werden..."

"Ich versteh nicht..", er sah sie erwartungsvoll an und hoffte inständig, dass sie ihm jetzt keinen Antrag machen wollte, weil er da schon was im Sinn hatte.

Schließlich zog sie es aus der Tasche und reichte es ihm.

Es war sehr klein und er erkannte es im Dunkeln nicht gleich.

"Was ist...", er hielt den Schnuller unter die Laterne und lies ihn fallen: "Nein!"

Dann schlug er die Hände über den Kopf: "Fuck...Fuck..."

"Ich bin schwanger...."

"Ach du scheiße...scheiße....."

"So schlimm?...",ihre Unterlippe bebte und Tränen stiegen erneut in ihre Augen.

Dann quietschte sie erschrocken auf als er sie hoch hob, an sich drückte und sich mit ihr im Kreis drehte.

"Schlimm?! Fuck baby! Das ist der beste Tag meines Lebens. Ich glaub mein Herz explodiert gleich.", lachte er und küsste sie.

Schließlich lies er sie wieder runter und sah sie ernst an: "Wieso sagst du mir das jetzt erst seit wann weißt du das warst du deswegen so komisch???"

"Naja es kam nach dem Unfall raus aber ich bin schon etwas weiter...ich erzähl dir nacher im Bett alles vom Arzt....ich ...ich hatte Angst dass du Schluß machst."

"Becks spinnst du?!"

"Du hast immer wieder gesagt wie sehr du Kinder hasst und-"

"Ja andere Kinder, aber doch nicht UNSER Kind....unser Kind....ich fass es nicht."

"Oh mein Gott ich hatte so Angst was du sagst...wie du reagierst,...", diesmal weinte sie vor Freude und küsste ihn.

Hand in Hand schlenderten sie zurück und Pierre konnte nicht mehr aufhören zu grinsen.

Immer wieder sah er sie von der Seite an und platzte beinahe vor Stolz.

"Wir kriegen das hin Becky..."

Dann beschleunigte er seine Schritte weil er gar nicht mehr abwarten konnte das mit allen zu teilen.

Danach wurde natürlich den Rest der Nacht gefeiert.
 

Später verzogen Tammy und Sophie sich kichernd heute mal in Sophies Zelt und auch Ben stubste Lukas an und bedeutete ihm dass sie ebenfalls langsam gehen sollten.

Lukas nickte nur.

Danach lag er an Ben gekuschelt noch lange unruhig da.

"Alles ok?", flüsterte sein Freund.

Lukas zögerte.

"Ja schon..."

"Aber..?"

"Nichts aber...alles gut...", lächelte Lukas und schlang die Arme um Ben's Hals um ihn zu küssen.

Er war jetzt so glücklich mit ihm.....aber was wenn Ben irgendwann auffallen sollte dass er doch Frau und Kind wollte?

Was dann...

Eine Stunde später gab er es auf. Er konnte einfach nicht einschlafen.

Leise krabbelte er aus dem Zelt und machte einen Spaziergang.

Er war schon fast am See angelangt als Ben ihn einholte.

"Hey läufst du mir weg?"

"Nein quatsch ich kann nur nicht schlafen...", grinste Lukas und lies seine Finger zwischen Ben's gleiten.

Hand in Hand gingen sie bis runter ans dunkle Wasser.

Sogar bis hierhin hörte man die Grillen noch zirpen.

Lukas schlang die Arme um Ben und presste sich an dessen Brust, dann sah er zu ihm auf:

"Ich freu mich so für Becky und Pierre."

"Ich mich auch.", sagte Ben leise und gab Lukas einen Kuss auf den Kopf.

Dann setzten sie sich in den Sand der immernoch überraschend warm war.

"Was machst du denn....?", lächelte Lukas als er Ben's Hand unter seinem Shirt spürte.

Kurz danach lag es auch schon neben ihm.

Verboten Glücklich

"Was machen wir denn heute?", fragte Pierre beim Frühstück in die Runde.

"Ich hab gehört man kann hier in der Nähe am Strand Reiten gehen!", lächelte Becky.

"Keine Chance. Mich bekommt ihr nicht auf so einen Gaul."

"Och Pierre das wäre sicher lustig", lachte Sophie.

"Also mein Ding ist das auch nicht.", brummelte Ben hinter seiner Kaffeetasse.

"Und ich hab Angst vor Pferden.", zeigte auch Lukas sich widerspenstig.

"Och schade...", Becky sah Pierre traurig aus ihren Rehaugen heraus an.
 

30 Minuten später standen sie in einer italienischen Stallgasse.

Es wieherte und schnaubte um sie herum und roch nach Stroh.

Ihr Guide begrüßte sie freundlich und erklärte auf englisch, dass ihre Pferde bereits gesattelt und getrenst draußen auf sie warteten.

"Ich bin wahrscheinlich zu groß, da gibt es sicher kein Pferd.", meinte Ben schnell und war optimistisch so aus der Sache raus kommen zu können.

Kurz darauf stand er dann neben einem ziemlich großen Rappen und bekam mehrmals versichert dass das ja absolut kein Problem wäre und dass dieser Wallach ihn besonders gut abdecken würde.

"Toll......", murrte Ben wenig begeistert.

Lukas wurde von seinem Pony beinahe umgestoßen, weil dieses begann sich heftig an ihm zu schubbern.

Danach war er vollgesabbert.

Die einzigen die sich hier wohl fühlten und einigermaßen wussten was sie taten waren Sophie und Becky.

Sophie hatte als Teenager sogar mal ein eigenes gehabt. Becky war dagegen zwar auch blutige Anfängerin wie die Jungs, aber war als Kind auf einem Bauernhof aufgewachsen und scheute so wenigstens den Umgang mit Tieren nicht.

Trotzdem war ironischerweise Ben der einzige der Problemlos auf sein Pferd kam.

Auch Sophie bat um eine Aufstieghilfe.

Dann ging es mit dem Guide zusammen im gemächlichen Schritt in Richtung des Meers.

"Ah ich glaub der geht gleich durch.", bibberte Lukas und hielt sich vorsichtig vorne am Sattel fest.

"Quatsch. Der wollte nur eine Fliege verscheuchen.", lachte Sophie.

"Ich komm mir so bescheuert vor...", Pierre hatte anfangs sogar mehrere Minuten gebraucht um sein Pferd überhaupt erst zum los gehen zu bewegen.

"Frag mal...", brummelte Ben.

Allerdings musste man den Betreibern dieser Tour eins lassen. Das Gelände hier war schlichtweg wunderschön.

Und der Effekt als ihre Pferde zum ersten Mal durch Sand gingen und sie dann plötzlich zwischen Dünen auftauchten und über das in der Sonne glitzernde Meer sahen, war wirklich toll.

Ja es war eigentlich ganz witzig.

Zumindest bis von hinten ein Quadfahrer angerast kam und Lukas' Pferd sich tatsächlich erschreckte und die Flucht nach vorne antrat.

Keine 2 Minuten später lag Lukas auch schon auf dem Rücken im Sand während sein Pferd im gestreckten Gallopp davon preschte.

Der Guide war sofort neben ihm.

"Alles gut.", sagte Lukas schnell, lachte verlegen und klopfte sich Sand von den Klamotten.

Das Pferd hatten sie schneller wieder eingefangen als gedacht.

Das Problem war nur, dass er sich danach nicht mehr aufzusteigen traute und den ganzen Weg zu Fuß zurück gehen musste.

Immerhin war er weich gelandet.

Ben nahm das als willkommene Gelgenheit auch abzusteigen und ihn unten zu begleiten.

Die Mädels dagegen trabten lachend und plaudernd vorne weg.

Dann stieg Pierre auch ab und die 3 Männer führten hinten gemeinsam ihre Pferde.

Dadurch dass die unsichersten Reiter jetzt alle am Boden waren, durften Becky und Sophie doch mal galloppieren und auch durchs Meer.

Wasser spritzte unter ihren Hufen auf und als sie zurück kamen strahlten beide übers ganze Gesicht.

Zumindest für sie hatte sich der Ausflug also gelohnt.

Später saßen sie dann noch auf Strohballen und tranken kaltes Wasser.

"Das war so super!", freute sich Sophie.

"Ohja lass uns das morgen nochmal machen.", schlug Becky euphorisch vor.

"Nein!", kam es gleichzeitig von Pierre, Ben und Lukas, die es kaum abwarten konnten wieder zum Campingplatz zu fahren.

Die Mädels hackten dann auch nicht weiter darauf herum, sondern freuten sich einfach, dass die Männer sich überhaupt so für sie überwunden hatten und dass sie rechtzeitig vorhin noch ein Beweisfoto davon gemacht hatten.

Auf dem Rückweg hielten sie einmal an um gemeinsam noch auf einem großen Markt einzukaufen, um auch mal was anderes zu haben als das eher kleine Angebot bei ihrem Campingplatzladen.

"Man schade, dass wir Tamara nicht mit nehmen konnten...", seufzte Sophie gerade als sie Käse aussuchten.

"Ja, die war schon woanders verabredet oder? Was ist das eigentlich mit euch?"

"Hmmm...ein Urlaubsflirt....aber wer weiß...", grinste Sophie die von der Kolumbianerin ziemlich angetan war. Das brauchte sie vor den anderen nicht verbergen, das merkte man ihr sowieso an der Nasenspitze an.
 

Der Rest des Tages verging rasend schnell und schließlich liesen Lukas und Ben sich erschöpft auf ihr Schlaflager fallen.

"Normalerweise wäre ich heute erst angekommen...", sagte Lukas leise.

"Erinner mich nicht daran....es war so scheiße ohne dich....ich bin so froh jetzt erstmal ganz viel Zeit mit dir zu haben."

"Ich auch...", Lukas sah Ben nachdenklich an und wollte ihn so gern küssen, zögerte aber und fragte sich ob das nervig war. Er hatte das Gefühl Ben viel viel viel zu oft zu küssen. er wollte dem anderen auf keinen Fall lästig werden. Aber er hatte ihn nunmal so sehr vermisst und würde jetzt am liebsten jede Sekunde seine Nähe spüren und seine Zuneigung genießen und ihn berühren und einfach nur lieb haben.

Während er noch grübelte ob es ok wäre ihn jetzt nochmal zu küssen, kam Ben ihm zuvor.

Ob es jemals aufhören würde? Dieses Knistern zwischen ihnen? Die Schmetterlinge im Bauch?

Lukas kuschelte sich in Ben's starke Arme und fühlte sich sicherer als irgendwo sonst.

So an seinen Freund geschmiegt fühlte er sich einfach....angekommen und glücklich und zu Hause.

Eine Weile später krallte Lukas seine Finger in Bens Rücken und stöhnte so leise er konnte auf.

Es war schwierig soviel Lust zu empfinden und Ekstase und sich trotzdem einigermaßen zu kontrollieren, denn immerhin war Sophies Zelt gleich nebenan und die musste ja nicht alles mitbekommen, aber sie hatten jetzt wirklich lange genug die Finger weitestgehend voneinander gelassen.

Eigentlich hatten sie warten wollen bis alle mal weg waren, aber es ging einfach nicht mehr. Das Verlangen war einfach viel zu groß.

Immer wieder fanden sich ihre Lippen und danach schliefen sie unendlich glücklich Arm in Arm ein.

War das eigentlich verboten so glücklich zu sein? Lukas wusste gar nicht wohin mit all diesen Gefühlen und Ben hinter sich zu spüren war das schönste Gefühl auf der ganzen Welt und wenn er könnte würde er diesen Mann nie wieder hergeben und für immer festhalten.
 

Einige Stunden später..

Lukas öffnete langsam die Augen.

Irgendetwas hatte ihn geweckt und niemand lag mehr hinter him.

Erst war alles noch ein wenig verschwommen, dann wurde das Bild schärfer.

"Was machst du da?"

"Reg dich jetzt nicht auf okay. Versprich es mir."

"Was ist denn los...komm zurück schlafen..", Lukas sah auf sein Handy, "Es ist erst 4:30 Uhr..."

Ben stopfte noch ein Tanktop in seine Sporttasche, dann kniete er sich neben seinen Freund.

"Sei jetzt stark , okay?"

"Nein ich will nicht stark sein...wieso soll ich stark sein? Komm wieder zu mir ..."

"Ich wurde abkommandiert .."

"Du ...wurdest was...wozu?", nuschelte Lukas verschlafen.

Es dauerte eine Weile bis die Information in seinem Gehirn ankam.

"Ich muss mich auf einen Auslandseinsatz vorbereiten.."

"Aber ich dachte du hast diesen Monat frei..."

"Das hat sich geändert..totaler Ausnahmezustand...ich muss gleich los..."

Lukas setzte sich sofort auf und packte seinen Partner am Arm:

"Nein! Geh nicht. Du kannst nicht gehn'!"

"Das ist meine Pflicht..."

"Was ist das für ein Auslandseinsatz ...das ist doch nicht...du meinst doch nicht....aber in kein Krisengebiet oder..?"

Leider traf Lukas damit direkt ins Schwarze.

"..wir wussten dass das passieren könnte.."

"Ben ich hab Angst....mach das nicht. Was wenn dir etwas passiert?!", flüsterte Lukas mit brüchiger Stimme.

"Schatz ich bin dazu verpflichtet..."

"Du bist mir gegenüber auch...verpflichtet...", Lukas spürte wie ihm leicht schwindelig wurde und schlecht.

Dann packte Ben ihn im Nacken, zog ihn an sich und küsste ihn innig:

"Ich liebe dich..."

Lukas konnte nicht antworten.

Ihm steckte ein riesiger Kloß im Hals.

Die ganze Situation fühlte sich surreal an und je realer sie wurde desto schrecklicher fühlte er sich.

Dann zog Ben seine Sachen aus dem Zelt und Lukas stolperte ihm nach.

Tränen rannen über seine Wangen, als er sich an Ben's Rücken presste und ihn von hinten umklammerte.

"Es muss ja gar nichts schlimmes passieren..", versuchte Ben ihn zu beruhigen.

"Geh nicht...ich flehe dich an lass mich nicht allein ..Bitte b..bleib hier"

Es brach Ben beinahe das Herz aber er musste Lukas' Finger von sich lösen.

Langsam drehte er sich zu ihm um und nahm das Gesicht seines Freundes zwischen seine Handflächen.

"Lukas...ich muss jetzt gehen. Ich melde mich nochmal....in Ordnung?...Die anderen wissen schon Bescheid.."

Abschiede waren absolut nicht sein Ding.Vorallem nicht wenn sein Freund ihn so ansah.

"Ben...versprich mir, dass du wieder kommst und dass du heil wieder kommst.", schniefte Lukas verzweifelt.

"Ich liebe dich.", antwortete Ben und lächelte traurig. Auf keinen Fall wollte er Lukas ein Versprechen geben von dem er nicht wusste, ob er es wirklich halten könnte.

"Ben versprich es mir gefälligst. Bitte!!"

"Ich liebe dich.", wiederholte Ben, dann schulterte er seine Tasche und ging schnell los.

Sein Taxi wartete bereits am Eingang und später würden sie ihn dann gleich im Flughafen abholen.

"BEN!"

Lukas fiel auf die Knie. Alles drehte sich.

Er bemerkte nicht wie Sophie, Becky und Pierre von hinten angerannt kamen.

Becky redete auf ihn ein, aber er hörte es nicht.

Pierre drückte ihn, aber er spürte es nicht.

Spürte nur seinen rasenden Herzschlag.

"Ich liebe dich auch...", flüsterte er als Ben schon weg war.

Das damals zwischen den dunklen Bäumen im Wald war keine Angst gewesen.

Das hier war Angst.

Seinen Seelenverwandten gefunden zu haben und dann in Ungewissheit zurück gelassen zu werden, während dieser sich in einen Konflikt begab den Lukas in keinster Weise irgendwie beeinflussen konnte.

"Hol ihn zurück.", Lukas sah Pierre an, doch der drückte ihn nur wortlos an sich.

3 Stunden später ...

Zu sagen die Stimmung wäre bedrückt gewesen, wäre eine unverschämte Untertreibung..

Ben war der Fels in der Gruppe gewesen, der mit jedem von ihnen eine besondere Verbindung hatte.

Sein Fehlen hinterlies eine große Lücke.

"Vor 20 Jahren wollte er noch Sportlehrer werden, das wäre mir echt lieber gewesen...", Pierre rührte mit einem Löffel in seinem Kaffee herum. Auch er machte sich Sorgen...immerhin ging da der zukünftige Patenonkel seines ungeborenen Kindes in ein Krisengebiet.

"Kann da auf ihn geschossen werden? Ich meine vielleicht sitzt er ja auch irgendwo an einem Schreibtisch oder so und da ist gerade kein akuter Konflikt oder...wie auch immer man sich das vorstellen kann...", stammelte Sophie.

Sie wussten so gut wie nichts.

Becky sah zu Lukas, dann sagte sie so dass er sie nicht hören konnte:

"Lasst uns das Thema wechseln..."

Sie überlegten fieberhaft worüber sie sonst reden könnten, als Lukas aufstand:

"Wenn es ungefährlich wäre hätte er mir versprochen, dass er wieder kommt...das heißt er hat sich selbst Sorgen gemacht."

Ohne auf eine Reaktion der anderen zu warten ging er weg. Einfach so.

Immer wieder sah er während er lief auf sein Handy.

Wo bist du jetzt? Wie lange wirst du weg sein?

Er versuchte seinen Freund anzurufen, doch Ben....

hatte sein Handy ausgestellt.

So brach ihr Kontakt ab.
 

Immer wieder spielte sich die Szene ihres Abschieds in seinem Kopf ab.

Immer wieder sah er Ben's Gesicht vor sich...wie er ihn anlächelte..

Sei jetzt stark, okay?

Alte Bekannte

7 Monate später...
 

Lukas und Pierre gingen durch den Flughafen und warteten auf die Ankunft von Becky's Mutter, die extra aus Kanada angereist kam, um die Zeit bis zur Geburt mit ihrer Tochter zu vebringen und ihr Enkelkind zu begrüßen.

Der Flug hatte Verspätung.

"Hey lass uns irgendwo was frühstücken, das kann echt noch dauern bis sie kommt..oder wenigstens einen kleinen Kaffee holen..", Pierre wies auf einen Stand an dem eine ziemlich niedliche Verkäuferin gerade einer älteren Dame einen Eiskaffee reichte.

Lukas blieb wie versteinert stehen.

"Ähm...Lukas? Kommst du?", Pierre sah erst auf seinen Freund und dann wieder zu der Verkäuferin.

Dann bemerkte er den Soldaten, der in Uniform hinter der Frau gewartet hatte und jetzt ebenfalls einen Kaffee bestellte.

"Okay wir gehen besser woanders hin.", sagte er schnell.

Doch Lukas schüttelte den Kopf:

"Nein schon gut wir gehen dahin...ich will mich ja gar nicht so anstellen...es passiert einfach..."

Von hinten sah der Soldat im ersten Moment aus wie Ben.

"Du stellst dich doch nicht an...das ist eben keine einfache Situation.."

"Ich hab jetzt schon 9 Wochen nichts von ihm gehört....9 Wochen..."

Statt einen Kaffee zu holen setzten sie sich erst einmal dort wo sie gerade waren auf eine Bank neben einer Kunstpalme.

"Das muss nichts schlimmes bedeuten Lukas. Das kann alle möglichen Gründe haben."

"Es ist ja nicht nur das....", murmelte Lukas und zupfte an seiner Hose herum.

Pierre wartete schweigend bis er weiter sprach.

"Weißt du Ben und ich waren zu dem Zeitpunkt als er gegangen ist doch gerade erst 10 Monate zusammen...und richtig gefestigt hat sich unsere Beziehung erst nach einigen Wochen....was wenn unsere Beziehung das gar nicht übersteht?

Unsere Beziehung war noch so frisch und ...das ist so eine lange Zeit...es ist jetzt schon eine lange Zeit und er ist noch nichtmal wieder da...was wenn wir uns verändern und wenn es nicht mehr wie vorher ist?"

Pierre drückte ihn kurz aufmunternd. Er hätte jetzt gern irgendetwas tolles gesagt aber er wusste ja selbst nicht mehr.

"Das wird schon...hauptsache er kommt erstmal heil wieder nach Hause.."

Den Rest der Zeit und die komplette Rückfahrt setzte Lukas ein bemühtes Lächeln auf und schwieg. Das gute war, dass Becky's Mutter eh ohne Unterbrechung auf Pierre einredete.

Die beiden hatten eine schwierige Beziehung gehabt da Becky's Mutter ihn die ersten Jahre absolut nicht ausstehen konnte.

Lukas blieb dann noch ein paar Stunden bei Becky, Pierre und Becky's Mutter und fand dann endlich irgendwann einen Vorwand um sich zu verdrücken.
 

Nachdenklich ging er abends die Straße entlang und stieß an einer Bushaltestelle mit jemandem zusammen.

"Oh sorry!", schnell hob er abwehrend die Hände, dann sah er in ein mehr als vertrautes Gesicht.

"Lukas?"

"Nick?! Was ?...Was zur Hölle machst du hier?!"

"Ich bin schon vor einem halben Jahr wieder hergezogen. Ich wollte dir ja schreiben aber du hast scheinbar eine neue Nummer und irgendwie sind wir ja nicht so im guten auseinander gegangen.", lächelte Nick, der eigentlich Nicolas hieß.

Er hatte einen neuen Haarschnitt und trug keine Brille mehr, aber ansonsten war er unverändert.

Nick war Lukas' Exfreund. Allerdings hatte es ihre Beziehung damals extrem belastet, dass Lukas sie geheim hielt, während Nick geoutet war und sich nicht verstecken wollte.

Letztenendlich war das einer der Hauptgründe gewesen wegen denen die Beziehung zerbrochen war, ein anderer Grund war, dass Nick sich damals schließlich für seine Karriere entschieden hatte. Sie hatten fürchterlich gestritten, aber das war schon Jahre her.

"Ich dachte irgendwie nicht, dass ich dich nochmal wieder sehen würde... du...du siehst gut aus..", lächelte Lukas etwas verlegen.

"Du auch...Hey ich hab grade Zeit....komm ich lad dich zum Essen ein und dann müssen wir hier nicht so blöd rumstehen. Wie wärs?"

Merkwürdig wie schnell man wieder in alte vertraute Muster fallen konnte, denn sie steuerten ganz automatisch und ohne darüber zu reden auf ihr damaliges Lieblingsrestaurant zu.

"Ach mist...Ruhetag...", seufzte Lukas.

"Dann habe ich einen anderen Vorschlag... du kommst mit zu mir und ich koche für dich wie früher.", Nick lächelte sein gewinnendes Lächeln, das hatte er schon immer drauf gehabt.

Lukas zögerte.

Doch dann gewann die Neugier. Er wollte aufeinmal wissen wie es dem anderen ergangen war und wie seine Wohnung aussah und....jemanden um sich zu haben mit dem er sich so vertraut und nah fühlte hatte er über die letzten Monate sehr vermisst.
 

Kurz darauf standen sie in Nick's Küche.

Er hatte es sich hier wirklich schön gemacht.

Lukas lehnte sich gegen die Kücheninsel und bewunderte Nick's Ausstattung.

Kochen war so sein Ausgleich zum Job. Das hatte sich wohl nicht geändert.

Sie beide hatten sich schon damals mit 15 in der Schule kennengelernt. Zusammen gekommen waren sie allerdings erst mit 19. Diesen Mann jetzt nach Jahren wieder zu sehen und direkt das Gefühl zu haben, als wären sie erst gestern auseinander gegangen war wirklich skurril.

Wäre Lukas damals mutiger gewesen und hätte sich geoutet, dann wären sie jetzt vielleicht noch zusammen, dann wäre er vielleicht mit umgezogen. Aber Nick war die Karriereleiter ohne ihn weiter rauf geklettert und jetzt ein erfolgreicher Anwalt. Nicolas war einer von diesen Menschen, die sich ein Ziel setzten und es dann auch erreichten. Er war ehrgeizig, konsequent und intelligent.

Lukas hatte das immer bewundert.

"Was ist mit deiner Brille?", fragte er schließlich.

"Ich brauche keine mehr ich habe mir die Augen lasern lassen. Hier trink was.", Nick reichte Lukas ein Glas Wein und achtete danach stets darauf, dass es nie ganz leer wurde.

Beim Essen quatschten sie über früher, die Schulzeit, über ihre ersten Dates...über alles.

Lukas vergaß richtig die Zeit und sprang schließlich erschrocken auf:

"Man ist das spät. Ich sollte gehen. Es war super lecker, danke nochmal. War schön dich nochmal wieder zu treffen und alles zu klären."

"Woooh nicht so schnell...komm her.", Nick zog Lukas in seine Arme.

So an die Brust des anderen gedrückt, schloß Lukas die Augen und lies die Umarmung zu.

Wie er das aktuell brauchte...

Einen Moment lang hatte er das Gefühl Ben würde ihn im Arm halten und er lächelte.

Verdammt er sehnte sich so nach Kuscheln und nach Nähe...

Dann erinnerte er sich wieder wo er eigentlich war und Nick roch auch ganz anders.

Verwirrt stolperte er zurück.

"Bleib doch hier...in meinem Bett ist genug Platz.", Nick kam näher und wollte Lukas küssen, doch der wich schnell aus.

"Nick ich kann nicht..."

"Stell dich nicht so an. ich dachte der Abend hat dir gefallen?"

"Ja hat er auch aber ich habe einen Freund."

Nick wirkte fast etwas verärgert:

"Und das sagst du jetzt erst?!"

"Ich wusste nicht, dass du ...."

"Ich bitte dich...wieso sollte ich dich sonst mit zu mir nehmen?"

"Ich dachte der alten Zeiten wegen oder ...ach man keine Ahnung..."

Nick griff Lukas ziemlich fest am Arm:

"Komm..Nur ein bisschen Spaß....dein Freund hat sicher nichts dagegen oder ist das so ein spießiges monogames Ding mit euch?"

"Ja ist es. Lass mich bitte los."

"Er muss es doch nicht wissen...", Nick kam näher und zwang Lukas einen Kuss auf.

"Nicht...", Lukas wand sich und versuchte sich zu befreien.

"Komm schon..es war doch immer so gut mit uns.", Nick schob Lukas' Shirt hoch.

Schnell riss Lukas es wieder runter, stieß den anderen von sich weg und lief zur Tür.

"Hey warte. Es tut mir leid.", rief Nick ihm hinter her.

"Schon ok. ich ...muss trotzdem los..", hastig eilte Lukas durch den Flur.

Wieso hatte er Nick nur seine neue Nummer gegeben. Wieso war er solange da geblieben?

War er schon so verzweifelt?

"Ich ruf dich an, okay? Bis dann.", damit schloß Nick seine Wohnungstür.

Kaum hatte er die Tür zugedrückt kam Jenny hinter der Couchlandschaft hervor.

Er sah sie entschuldigend an:

"Sorry ich hab echt alles gegeben."

"Schon ok. Ich hab was bekommen. Zwar nicht soviel wie ich wollte aber das wirds auch tun.", grinste sie hämisch und zeigte ihm das Foto auf ihrem Handy, das sie heimlich geschossen hatte als Nick Lukas geküsst hatte.

"High 5", sagte er nur und sie klatschten ihre Hände gegeneinander.
 

Lukas war müde und angetrunken und traurig.

Und ehe er sich versah tat er etwas verzweifeltes.

Die Adresse war gar nicht mal so weit von hier.

Der Garten wirkte sehr gepflegt und kurz vor der Tür wäre er beinahe umgedreht.

Zaghaft klingelte er.

Eine kleine Frau öffnete die Tür und sah ihn überrascht an.

"Kann ich ihnen helfen?", fragte sie freundlich.

"Ja...ich meine nein. Ich meine...ich weiß es nicht. Ich bin mit ihrem Sohn befreundet."

Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher: "Komm doch kurz rein."

Dann stand er aufeinmal im Haus von Ben's Eltern.

In dem Haus in dem sein Freund aufgewachsen war und musste sich als irgendein besorgter Freund ausgeben.

Aber er hielt es einfach nicht mehr aus nichts neues zu wissen. Nicht zu wissen ob es Ben gut ging. Vielleicht wussten seine Eltern ja mehr. Er selbst gehörte immerhin nicht zur Familie.

Sie aber schon.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, während Ben's Mutter ihnen Tee kochte und er im Wohnzimmer auf sie wartete.

Jenny's Rache

Zunächst einmal verbrannte Lukas sich die Zunge am Tee.

"Es tut mir leid, dass ich sie so spät störe...und es geht mich ja nichts an aber....haben sie gerade Kontakt zu ihm...?"

Es kosteten ihn sehr viel Überwindung einfach zu fragen, was er wissen wollte.

Er konnte nur hoffen ihr damit nicht zu nahe zu treten.

Doch die Frau lächelte wieder.

Allerdings sah sie auch etwas bedrückt aus.

"Der Kontakt zu seiner Einheit ist vor einer Weile abgebrochen."

Lukas fiel einfach die Tasse aus der Hand.

Die heisse Flüssigkeit sickerte sofort in den Teppich.

"Oh Gott es tut mir leid.", er sprang sofort auf und versuchte die Stelle mit seinem Ärmel zu trocknen.

"Das ist doch nicht schlimm. Komm steh schon auf."

"Es tut mir leid ich ....wieso ist der Kontakt denn ....abgebrochen...kann man da nichts ...tun? Ich meine...", dann konnte Lukas einfach nicht mehr. Dicke Tränen kullerten über sein Gesicht

Ben's Mutter atmetete tief durch: "Oh bitte nicht. Sonst weine ich gleich mit."

"Es tut mir leid...er ist nur ....ein sehr guter Freund und ich mache mir Sorgen und ich habe so lange nichts von ihm gehört. Warten ist ja das eine aber nicht mal zu wissen ...ob es ihm gut geht...."

"Ich weiß...ich weiß..", sie nahm ihn in den Arm und dann stand er da mit dieser fremden Frau und weinte ihre Schulter nass.

Als er wieder einen Schritt zurück trat, sah er dass auch sie feuchte Augen hatte.

Sie nahm seine Hände:

"Jedes Mal wenn der Postbote klingelt oder eine Nachbarin oder nur das Telefon....denke ich dass jemand gekommen ist um mich darüber in Kenntnis zu setzten, dass etwas schlimmes passiert ist. Aber solange mich keine schlechte Nachricht erreicht gehe ich von ganzem Herzen davon aus, dass es ihm gut geht. Wenn es anders wäre dann wüsste ich es."

"Danke..", Lukas wischte sich über die geröteten Augen.

"Okay ich halte das nicht mehr aus.", begann sie schließlich und drückte seine Hände etwas fester," Du darfst es meinem Sohn nicht übel nehmen aber wir wissen wer du bist Lukas."

"Was...?", stammelte er überfordert.

"Du musst wissen ....Ben ist kein guter Lügner und uns war sehr schnell klar, dass er verliebt ist....mein Gott ich bin seine Mutter ich merke sowas. Klar waren wir überrascht, dass es...also dass du, nimms mir nicht übel, ...ein Mann bist aber.. er musste nur einmal über dich reden und wir wussten sofort, dass er es ernst meint. Wir warten schon ziemlich lange darauf dich kennen zu lernen. Leider ist mein Mann diese Woche nicht da."

Lukas sah sie einfach nur geschockt an.

"Hier...sieh mal....wir haben sogar ein Foto...", schmunzelte sie und ging zu einer Kommode mit Familienfotos rüber. Davor lag ein kleines Foto auf dem Ben den Arm um Lukas gelegt hatte und mit dem anderen auf etwas zeigte.

Lukas errötete leicht.

"Ich ähm...."

"Tut mir leid, ich sollte das für mich behalten aber dich so aufgelöst zu sehen ...."

Es dauerte eine Weile ....doch dann begann Lukas zu reden und sie redeten und redeten und redeten.

Zusammengeschweißt von der gemeinsamen Liebe für Ben.

Und seine Mutter tat alles um Lukas kein schlechtes Gefühl zu geben. Sie nahm ihn einfach so an wie er war und schien sich wirklich zu freuen, dass er sie aufgesucht hatte.

Schließlich sagte sie:

"9 Wochen sagst du? Wir haben zuletzt vor 3 Wochen von ihm gehört. Ich glaube er will dich einfach nicht beunruhigen und dass du dein Leben lebst und nicht dauernd an ihn denkst."

"Was wenn er ....wenn wir uns ...so voneinander entfernen."

"Lukas...von Jennifer war nie ein Foto auf unserer Kommode."

Sofort verbarg er seine Augen hinter seinem Arm.

"Dass du jetzt hier bist zeigt mir,dass du ihn genauso liebst wie er dich...", fügte sie hinzu.

Da brachen bei Lukas wieder alle Dämme und sie nahm ihn erneut in den Arm.

Exakt 3 Tage später konnte der Kontakt wieder hergestellt werden und Ben schickte sofort eine Nachricht.

Trotzdem blieb es schwer.
 

4 Monate später..
 

"Du willst essen gehen? Ach ich weiß nicht...eigentlich wollte ich zu Hause bleiben und Serien schauen."

"Jetzt sei nicht so doof Lukas! Sonst hat keiner Zeit und ich habe so Lust deren neue Gerichte aus zu probieren. Es soll echt richtig lecker sein."

"Du bist doch jetzt mit Tammy zusammen. Mach doch ein Date draus und geh mit ihr. Ich bin total müde."

"Sie ist doch noch in Kolumbien ! Bitte Lukas. Jetzt komm schon. Es ist doch nur ein Essen.", bettelte sie hartnäckig.

Er sah Sophie an und seufzte gedehnt: "Naaaa gut."

"Die Ablenkung wird dir gut tun. Du gammelst viel zu viel in deiner Wohnung rum. Und zieh dich bitte schick an, in Ordnung? Ich habe eeeewig auf diese Reservierung gewartet."

"Das auch noch??"

"Ich geh mich jetzt auch nochmal umziehen und dann hole ich dich in zwei Stunden ab okay?"

Er wusste, dass ihm wohl keine andere Wahl blieb also nickte er nur schlapp und sie huschte auch schon davon mit wehenden roten Haaren.

Kurz darauf klingelte es wieder an der Tür.

"Sophie ich hab doch ja gesagt jetzt lass mich auch in Ruhe nach einem-", er stockte, als er aufsah und da nicht Sophie sondern Nick vor ihm stand. "Woher weißt du wo ich wohne?", fragte er entgeistert.

"Als Anwalt hat man so seine Mittel.", sagte Nick, der es in Wirklichkeit natürlich von Jenny wusste.

"Hör mal ...es war wirklich schön dich wieder zu sehen aber ich glaube wir sollten vielleicht nicht unbedingt in Kontakt bleiben....es hat sich so vieles geändert."

"Wie das mit deinem Freund zum Beispiel...wo ist der überhaupt?"

"Er ist seit 11 Monaten im Ausland stationiert...", seufzte Lukas und lies Nick widerwillig eintreten, damit er die Tür schließen konnte.

Nick hob überrascht eine Braue: "Ein Soldat?",

natürlich wusste er es längst und noch einiges mehr.

"Möchtest du was trinken?"

"Nein danke, eigentlich wollte ich dich nur wieder sehen..", lächelte Nick.

Lukas sah ihn skeptisch an:

"Nick ...ich liebe meinen Freund wirklich sehr und es wird zwischen uns auf keinen Fall was passieren..."

"Das sagst du jetzt....", Nick legte eine Hand auf Lukas' Seite und spürte wie dieser leicht erschauderte.

"Ich muss jetzt duschen und mich umziehen ich bin noch mit einer Freundin verabredet."

Es fiel ihm schwer Nick so abzuweisen aber er traute sich momentan selbst nicht.

"Du bist sicher ziemlich einsam oder...?"

"Nick lass das ich bin nicht blöd ich weiß was du vorhast..."

Endlich gab der andere auf:

"Wie du meinst. Aber so leicht lass ich mich nicht wieder verdrängen. Wir hatten da was gutes und wir haben es viel zu früh weg geworfen...und du weißt wenn ich etwas will dann bekomme ich es auch..", erklärte er bestimmt und ging wieder nach Draußen.

"Ruf mich an wenn dir klar wird, dass du jemanden brauchst der wirklich für dich da ist und nicht hunderte von Kilometern entfernt."

Lukas antwortete nicht, sondern schloß einfach nur die Tür und drehte den Schlüssel herum.

"Scheiße...", flüsterte er.

Was sollte das. Wieso ausgerechnet jetzt.

Vielleicht hatte Sophie recht und er brauchte tatsächlich Ablenkung.

Hier alleine rum zu sitzen und an Ben oder Nick zu denken machte ihn nur ganz verrückt und vor allem traurig.

Ben.... er hatte die Geburt von Becky's und Pierre's Tochter verpasst. Und Lukas wusste wie sehr er sich darauf gefreut hatte.

Es war ein kleines Mädchen geworden. Mit Pierre als Vater würde die Kleine es sicher nicht immer leicht haben im Leben.

Lukas musste grinsen.

Dann ging er rasch duschen und suchte etwas schickes heraus.

Ihm war so gar nicht nach Öffentlichkeit zu Mute.

Viel lieber hätte er mit Sophie etwas gekocht und sich dann wieder auf die Couch verkrümelt, aber ihr war es so verdammt wichtig heute in dieses ach so tolle Restaurant zu gehen.

Was man nicht alles für seine Freunde tat. Er glaubte irgendwie auch nicht wirklich, dass sie tatsächlich niemand anderen dafür hatte finden können. Wahrscheinlich hatte sie auch nur Mitleid und wollte dass er mal raus kam.
 

Sie fuhren mit einem Taxi.

Der Bus wäre günstiger gewesen, aber Sophie hatte sich ungewohnt herausgeputzt und wollte mit ihrem Kleid nichts riskieren.

Lukas überlegte, ob er sie überhaupt schon mal in einem Kleid gesehen hatte.

Es stand ihr aber wirklich sehr gut.

Sie wurden an ihren Tisch geführt und setzten sich.

Irgendwie fühlte er sich ein wenig deplatziert in so einem schicken Restaurant und als er die Preise auf der Karte sah musste er leicht schlucken.

Sie bestellten erst einmal einen Wein.

"Auf einen schönen Abend.", lächelte Sophie und versuchte sich zusammen zu reissen.

"Ist alles okay bei dir?", fragte Lukas besorgt.

Sie nickte nur und schien dabei über ihn weg zu sehen.

Lukas hatte sein Glas gerade wieder auf den Tisch gestellt als jemand von der Seite fragte:

"Kann ich ihnen sonst noch etwas bringen?"

Lukas sah nicht gleich auf: "Nein danke wir haben doch schon bestellt."

Dann erkannte er die Stimme.
 

Ben lächelte ihn an und Lukas sackte das Herz in die Hose.

Er sprang so schnell auf und an Ben hoch, dass er dabei sein Weinglas umstieß.

Sophie lachte gerührt und wischte sich ihre Tränen mit der Serviette weg. Sie war natürlich eingeweiht.

Und gleich würde Tammy kommen die längst wieder aus Kolumbien zurück war und mit ihr dieses Date verbringen.

Es war ja nur ein Vorwand gewesen um Lukas hier her zu bekommen.

Ben hatte noch seine Uniform an und drückte ihn fest an sich.

"Was machst du hier??!", Lukas merkte in diesem Moment gar nicht, dass alle Gäste und Kellner auf sie starrten.

Ausnahmsweise hatte es auch Ben kurz die Sprache verschlangen.

Eine kleine Ewigkeit standen sie einfach nur da und hielten sich im Arm.

Überwältigt von der geballten Sehnsucht und Erleichterung die sie empfanden.

Lukas griff hoch und nach Ben's Gesicht:

"Ich....kann nicht glauben, dass du da bist.", flüsterte er heiser.

Dann umarmten sie sich wieder.

"Ich habe jeden Tag an dich gedacht..", sagte Ben leise.

Sie küssten sich und um sie herum begannen die Gäste zu applaudieren.

Mit rotem Gesicht versteckte Lukas sich in Ben's Umarmung.

Was wenn hier jemand saß, der ihn kannte?
 

Auf dem Rückweg im Taxi brauchten sie nicht viele Worte.

Das hatte jetzt Zeit. Erstmal war viel wichtiger den anderen einfach wieder zu spüren.

"11 Monate..."... Lukas kuschelte sich an Ben.

Es fühlte sich an wie ein Traum.

Gemeinsam gingen sie Hand in Hand die Treppen zu Ben's Wohnung hoch.

Dann blieb dieser unvermittelt stehen.

"Was ist denn?", fragte Lukas, dann sah er es auch.

Jemand hatte große Fotos an Ben's Wohnungstür geklebt.

Auf einem Foto umarmte Lukas gerade Nick, auf dem daneben küssten sie sich.

Darunter stand in großen schwarzen Buchstaben:

Er Betrügt dich !!!

Ben lies Lukas' Hand los.

Touch Me

Ben lies sofort Lukas' Hand los.

Schnell ging er zur Tür und begann die Fotos ab zu reissen.

"Ich...ich weiß dass ich das da bin aber...das ist trotzdem nicht richtig. Glaub mir bitte."

Ben hielt jetzt das Foto in der Hand auf dem Lukas und Nick sich küssten.

"Ich schwöre dir ich hab dich nicht betrogen und ich wollte ihn auch gar nicht küssen! Ich weiß nicht wo das Foto herkommt, wir waren allein in seiner Wohnung."

Zumindest hatte er das bisher angenommen.

Ben zerknüllte das Bild in seiner Hand.

"Bitte sag doch was...", Lukas kam zögernd näher.

Doch Ben öffnete nur stumm seine Wohnungstür und Lukas griff nach seinem Arm:

"Ich hab dich nicht betrogen. Würde ich nie! Ich liebe dich! Nur dich! Ich bin fast durchgedreht, weil ich nicht wusste wies dir geht und-", Tränen stiegen ihm in die Augen.

Ben drehte sich um, packte Lukas an den Schultern und sah ihn an:

"Das weiß ich doch."

"Ja wir küssen uns da auf dem Foto aber-"

"Man sieht deutlich, dass er dich küsst und nicht du ihn oder ihr euch. Außerdem kräuselst du deine Nase so wie du's immer machst wenn du etwas nicht magst..deine ganze Körperhaltung sagt : Fass mich nicht an!"

"Wer bist du? Mein Freund oder Sherlock?"

Ben grinste nur und begann sich auszuziehen.

"Mich interessiert viel mehr wer das ist und ob er dir Probleme macht.."

Lukas schüttelte schnell den Kopf:

"Ich hab das im Griff...alles gut."

"Sicher? Er soll dich ja nicht nochmal anfassen..", aufgezwungener Kuss hin oder her natürlich störte ihn dass das passiert war. Aber er gab Lukas keine Schuld daran.

Außerdem wollte er jetzt erstmal endlich ankommen.

Ben zog sich weiter aus.

"Was hast du jetzt vor?"

"Duschen.", war Ben's knappe Antwort.

"Das geht jetzt nicht."

"Nicht?", Ben hob eine Braue.

"Nein..", Lukas griff nach Ben's Hand und zog ihn hinter sich her bis in dessen Schlafzimmer.

"Was wird das...?", lächelte Ben.

"Setzen!", befahl Lukas.

Ben sah ihn überrascht an, so kannte er seinen Freund ja gar nicht. Trotzdem gehorchte er und ließ sich auf die Bettkante nieder. Befehle ausführen konnte er.

Lukas setzte sich auf seinen Schoß und küsste ihn hungrig.

Dann betrachtete er seinen halbnackten Freund genauer.

"Ach du meine Güte...."

"Was soll ich sagen wir hatten viel Zeit für Sport..", Ben wirkte fast etwas verlegen.

Lukas stieg von ihm runter, krabbelte übers Bett und setzte sich in der Mitte auf die Matratze.

"Komm..."

"Nicht erst duschen?"

"Mir ist so egal ob du verschwitzt oder dreckig oder sonst was bist...ich hab solange gewartet...."

Das lies Ben sich natürlich nicht zwei Mal sagen und war sofort bei seinem Freund.

In einen innigen Kuss versunken liesen sie sich runter auf's Laken fallen.

Lukas hatte so viele Fragen und auch so viel zu erzählen was hier alles passiert war.

Aber sein Körper war auf Entzug gewesen und darum hatte Ben sich jetzt gefälligst zu kümmern.

Lukas musste erstmal richtig spüren dass er seinen Partner wieder hatte. Wirklich wieder hatte.

Ben fühlte Lukas' Herzschlag und sah diese immense Erleichterung und Liebe in seinen Augen.

Er konnte sich kaum zurück halten.

Auch er hatte sich Gedanken gemacht wie es wohl zwischen ihnen wäre wenn er endlich wieder nach Hause käme.

Nichts war weniger geworden, es war nur immer mehr geworden und all diese aufgestauten Emotionen wollten jetzt endlich raus brechen.

Eng umschlungen küssten und streichelten und rollten sie sich übers Bett.

Mal war Lukas oben, dann wieder Ben, dann wieder Lukas und am Ende Ben.

Die restlichen Klamotten lagen längst unten auf dem Teppich.

Gott wie hatte Lukas diesen Mann vermisst...seine Wärme...seine Berührungen...seinen Geruch...seine Stimme...seine Augen...seine Küsse...

Es war als wäre er vorher kaputt gewesen und erst jetzt wieder ganz.

Lukas klammerte seine Beine um Ben's Mitte und schlang die Arme um dessen Hals.

Zu dumm nur dass man manchmal Küsse auch lösen musste um zu atmen.

So ungeduldig er auch war. Ben bereitete ihn zärtlich vor.

Sodass es als es endlich soweit war kein bisschen weh tat.

Lukas klammerte sich noch fester an seinen Freund, als dieser in ihn eindrang.

Er wollte ihn ganz spüren...in voller Länge.

Wellen von Lust strömten bei jedem Stoß heiss durch seinen bebenden Körper

und seine Finger hinterließen Kratzer auf Ben's Rücken.

Kaum zu glauben, dass es noch eine Steigerung gab aber tatsächlich wurden ihre Küsse immer leidenschaftlicher und Lukas saugte jede Sekunde die er ihm so nah sein konnte gierig auf.

Wie hatte er diese verfluchten elf Monate nur ohne diesen Mann überlebt?

Mitten drin schienen sie beide im selben Moment den gleichen Gedanken zu haben.

Kondom vergessen!

Ben wollte sich zurück ziehen, doch Lukas hielt ihn fest.

"Bitte mach weiter....", hauchte er.

Ben wurde schneller und seine Finger gruben sich fester in Lukas' Schenkel.

"Ich weiß nicht wie lange ich das noch-"

"Ist schon ok...tus einfach...", Lukas reckte sich nach oben. Sie küssten sich vertraut,

dann stieß Ben ziemlich heftig in ihn und er spürte dessen heissen Saft.

Und er füllte sich gut dabei.

Schwer atmend lies Ben sich auf Lukas sinken und dann neben ihn fallen.

Sie drehten ihre Gesichter zueinander und küssten sich wieder.

Diesmal mit Zunge...

Lukas fuhr durch Ben's Haare und strich mit seinen Lippen über seinen Hals, knabberte zärtlich an seinem Ohr und kuschelte sich an ihn.

Ben legte einen seiner starken Arme über seinen Freund und streichelte über dessen warmen, verschwitzten Rücken.

In diesem Moment hörten sie wie jemand Ben's Wohnungstür aufschloss.

Lukas sah seinen Freund erschrocken an.

Ben setzte sich schnell auf.

"Wer hat deinen Schlüssel?!", zischte Lukas.

"Jenny und meine Eltern..."

"Jenny?!"

"Ich hab das Schloß noch nicht austauschen lassen..."

"Wieso das denn nicht?!"

"Ich war fast ein Jahr in der Wüste."

"Ok gute Ausrede..."
 

"Ben?!", rief plötzlich eine Frauenstimme.
 

"Oh Gott das ist deine Mutter!!", hauchte Lukas mit hochrotem Kopf.

"Woher kennst du die Stimme meiner Mutter??", fragte Ben, doch Lukas war bereits unter der Bettdecke abgetaucht.

Genau in diesem Moment wurde die Schlafzimmertür schwungvoll aufgerissen.

"Ah da bist du ja! Hab ich dich geweckt? Ben du hast deinen Seesack bei uns vergessen."

"Kannst du bitte nochmal raus gehen .....", bat Ben etwas ernüchtert.

Sie wollte sich gerade umdrehen und er erleichtert ausatmen als sie mit dem Finger auf sein Bett deutete und fragte:

"Sag mal ist da noch wer bei dir? Lukas bist du das?"

Lukas der sich noch unter der Bettdecke versteckte bekam eine Gänsehaut und wäre am liebsten im Boden versunken.

Dann krabbelte er ein Stück darunter hervor und räusperte sich beschämt.

"Ach du meine Güte. Hab ich euch beim Sex gestört??Hätte ich das gewusst hätte ich noch kurz gewartet. Ich meine-"

"RAUS!", brüllte Ben plötzlich und sowohl seine Mutter als auch Lukas zuckten heftig zusammen.
 

Ein paar Minuten später saßen sie alle peinlich berührt am Tisch im Wohnzimmer.

"Häng nächstes Mal wenigstens ein Schild an die Tür.."

"In meiner eigenen Wohnung?! Ich darf hier ja wohl erwarten dass ich ungestört machen kann was und wo ich will. Wenn ich Sex auf dem Küchentisch haben möchte habe ich Sex auf dem Küchentisch!"

"Oh Gott habt ihr auch auf dem Kü-"

"Nein!"

"Naja es tut mir jedenfalls sehr leid. Vielleicht rufe ich nächstes Mal vorher an. Ich wollte dir nur sagen dass dein Seesack noch bei uns liegt."

Ben beruhigte sich langsam wieder:

"Ja...danke, dass du ihn mir gebracht hast."

"Wie gebracht?"

"Na wenn du extra herkommst gehe ich davon aus dass du ihn hergebracht hast."

"Spinnst du? Der ist viel zu schwer für mich ich bin über 60!", protestierte sie frech, "Außerdem musst du so nochmal bei uns vorbeischauen."

Ben sah sie fassungslos an und Lukas musste plötzlich loslachen.

Das Lachen verging ihm allerdings schnell als Ben sich dann ihm zu wandte:

"Woher kennt ihr euch überhaupt?"

"Ich ähm...", stammelte Lukas.

"Das war in der Zeit als der Kontakt zu dir abgebrochen ist. Er stand völlig aufgelöst bei uns vor der Haustür. Ich wusste sofort wer er sein muss."

Ben sah Lukas entschuldigend an und griff unter dem Tisch seine Hand.

"Ihr könnt euch ruhig vor mir küssen.", bemerkte seine Mutter und diesmal wurde sogar Ben leicht rot.

"Ich komm gerne morgen vorbei und hol den Seesack ab.", versuchte er das ganze hier freundlich zu beenden bzw. zu vertagen.

"Das freut mich. Bring Lukas gerne mit, dein Vater möchte den Mann kennen lernen, der seinem Sohn die Frauen verdorben hat.", sie lachte.

Lukas wurde immer kleiner.

Dann drückte sie erst Lukas und dann Ben und wurde von den beiden zur Tür begleitet.

"Tut mir leid....dass ich es ihnen gesagt habe...ich weiß du wolltest das nicht..", sagte Ben sofort, als sie wieder allein waren.

"Schon in Ordnung ...es hat mich mega überrumpelt aber irgendwie war ich auch erleichtert und es tat ziemlich gut offen mit ihr über alles zu reden....ich hab dich so furchtbar vermisst..."

"Es tut mir leid.."

"Ist es schlimm, dass ich mir wünsche du hättest einen anderen Beruf? Ich hab so ein schlechtes Gewissen deswegen.."

Ben lächelte ihn nur an und zog ihn an sich.

"Ich muss jetzt eine Weile weg..", flüsterte er.

"Nein ....wir haben uns doch grad erst wieder.."

"Es ist nur ein Termin."

"Was für ein Termin?"

"Das ist mir etwas unangenehm..."

"Was für ein Termin??", wollte Lukas jetzt erst recht wissen.

"Ich werde jetzt ab und zu zu einer Therapeutin gehen..."

"Oh Gott tut mir leid ich hab dich noch nicht mal gefragt wies dir geht....", Lukas schämte sich so sehr, dass es beinahe weh tat.

"Es ist alles okay Lukas. Mir geht es soweit gut ...mir wurde nur geraten frühzeitig auf Nummer sicher zu gehen. Ich glaube selbst nicht dass ich eine PTBS Therapie brauche aber....schaden tuts ja auch nicht.. und ich möchte über ein paar Dinge sprechen, die mir während der letzten Monate durch den Kopf gingen.."

"Du weißt dass du auch immer mit mir reden kannst, oder?"

"Natürlich aber es gibt da ein paar Dinge, die ich lieber erstmal mit jemand Fremden besprechen würde, der mir nicht so nahe steht....das hat nichts mit dir zu tun, verstehst du das?"

"Na klar....", Lukas stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Ben einen Kuss, "mach das was dir gut tut...ich bin nur froh, dass du jetzt erstmal hier bist.."

"Willst du heute Nacht bleiben?.."

"Was für eine Frage..", lächelte Lukas verliebt und machte sich gleichzeitig aber etwas Sorgen. Natürlich wollte er alles wissen was in Ben vorging aber er musste sich vorerst damit abfinden, dass Ben das auf seine Art machen wollte und er vertraute ihm dabei von ganzem Herzen.

Lieben hieß eben auch dem anderen gewisse Freiräume geben...Kompromisse eingehen...

"Ich war so egoistisch....", murmelte Lukas schließlich.

"Du bist der beste Mensch den ich kenne....hör auf alles zu zerdenken .."

"...Ben..?"

"Hm?"

"Meinst du wir können nochmal....?", Lukas Wangen röteten sich.

Ben lachte und warf sich Lukas über die Schulter dann eilten sie zurück ins Schlafzimmer.

Danach musste Ben zu seiner Therapiestunde, kam aber wie versprochen ohne Umwege sofort wieder zurück.
 

3 Uhr Nachts wachte Ben schweißgebadet aus einem Albtraum auf.

Instinktiv zog Lukas ihn schnell runter und in seine Arme.

Ein merkwürdiges Gefühl, dass er Ben mal beruhigen musste. Normalerweise war es andersherum.

"Alles ist gut. Du bist bei mir..", flüsterte er und küsste Ben in den Nacken.

Ben's Atmung wurde schnell langsamer.

"Sorry..hab...ich dich geweckt?", brummelte er.

Lukas lächelte und spürte immer noch seine schmerzende Nase:

"Du hast mir ins Gesicht geschlagen."

"Scheiße tut mir leid...", Ben fuhr sich durch die Haare, "Ich schlaf' besser auf der Couch."

"Du bleibst hier....ich kann mehr ab als du denkst...", versicherte Lukas ihm leise.

Ben sah ihn dankbar an und fasste Lukas leicht am Kinn.

Sie küssten sich sanft.

"Schlaf weiter....ich pass auf dich auf Großer...", grinste Lukas.

Ben stieß ihn leicht an, legte sich aber wirklich wieder hin und zog Lukas wie ein Kuscheltier in seine Arme.

Es war gut in dieser Nacht nicht allein zu sein.

Danach schliefen sie bis 9 Uhr morgens ruhig durch ohne weitere Vorkommnisse.

Und als Lukas vor Ben aufwachte und feststellte dass er das ganze nicht nur geträumt hatte, sondern dass sie wirklich wieder zusammen waren....hätte er sterben können vor Glück.

So fest er nur konnte klammerte er sich an seinen noch schlafenden Freund und schloss lächelnd auch nochmal die Augen.

Ben murrte etwas im Schlaf und drehte sich um.

Dadurch sah Lukas, als er die Augen wieder öffnete, nun auf dessen Rücken und auf eine große frische Narbe.

"Was zum....", erschrocken fuhr er mit seinen Fingerspitzen darüber woraufhin Ben im Schlaf leicht zusammen zuckte.

Lukas bemühte sich um Fassung und kuschelte sich an Ben's Rücken.

Spürte wie der andere jetzt friedlich atmete ....so friedlich..

Lukas kullerte eine Träne über die Wange.

Ich liebe dich..

Mia

Pierre rannte auf Ben zu und sprang ihn ernsthaft an.

Sie drückten sich fest und klopften sich mehrfach gegenseitig auf den Rücken.

"Oh man Alter. Das war diesmal definitiv zu lange!", lachte Pierre euphorisch und sie drückten sich wieder.

"Ich hab doch gesagt Becky soll das Baby drin behalten bis ich wieder da bin!", lachte Ben ebenfalls.

Sophie verdrehte kurz die Augen.

Als Becky dann mit dem kleinen Würmchen um die Ecke kam wurde es ganz still.

"Möchtest du sie mal halten..?", fragte sie und lächelte.

Ben zögerte.

Die Kleine sah so zerbrechlich aus.

Seine Hände kamen ihm auf einmal viel zu groß vor.

Becky zeigte ihm wie er sie richtig hielt und dann stand er da und sah auf sie runter.

Ihre winzig kleinen Hände ...er war fast ein bisschen hypnotisiert davon. So ein winzig kleiner Mensch.

Als Mia dann seinen Daumen griff, schmolzen alle umstehenden dahin.

"Endlich lernen Mia und du euch mal kennen.", schmunzelte Becky und fotografierte diesen Moment schnell.

Dann nahm sie ihr Kind wieder, weil sie Ben ansehen konnte, dass er sich damit noch nicht sicher genug fühlte.

Lukas kam sich ziemlich dämlich vor aber als Ben da so mit dem Baby im Arm stand hatte er ein ganz komisches Gefühl bekommen.

"Sie hat so riesige Augen..", grinste Ben..dann wurde sein Gesicht ernster immerhin müsste Mia jetzt schon ungefähr 3 1/2 Monate alt sein und er konnte erst jetzt hier sein..

"Sie hat uns auch schon angelächelt!", strahlte Becky.

Doch Pierre winkte schnell ab: "Sie lächelt nur Becky an ...mich pupst sie an."

"Aber Pupsen ist auch was gutes!", meinte Becky sofort.

Alle lachten. Dabei hatte sie das eigentlich ganz ernst gemeint.

Dann zog sie sich mit Mia auch schon wieder in deren Zimmer zurück.

Als sie damals mit Pierre nach dem Waldtrip zusammen gezogen war, hatten sie sich eine größere Wohnung gesucht, weil Pierre gerne ein Männerzimmer haben wollte....tja....das war inzwischen eher ein Prinzessinnenzimmer.

Lukas grinste: "Mensch Pierre das sowas süßes von dir kommen kann. Kaum zu glauben."

Pierre zuckte mit den Schultern: "Sie kommt 100% nach der Mama..."

"Man dann hat sie ja nochmal Glück gehabt!", lachte Ben.

"Tut mir leid aber ich muss gleich zur Arbeit...", seufzte Pierre, der gerne noch mehr Zeit mit allen verbracht hätte.

"Wir hätten uns halt ankündigen müssen..aber bevor du gehst. Wir haben noch was mitgebracht. Ich wollte euch eigentlich einen guten Whisky kaufen aber Lukas meinte ne Großpackung Windeln wäre besser und dann noch so n' ....ähm...Schatz wie hieß das Teil??", Ben drehte sich hilfesuchend zu seinem Freund um.

"Schnuffeltuch..", schmunzelte Lukas, amüsiert darüber, dass Ben gerade zum ersten Mal das Wort "Schatz" vor Pierre verwendet hatte. Es war nicht immer einfach gewesen sich in ihre neuen Rollen einzufinden.

"Was er sagt.", grinste Ben.

Pierre fiel Lukas um den Hals: "Danke."

Dann zog er sich unwillig an und verabschiedete sich.

Sophie, Tamara, Ben und Lukas blieben noch bei Becky und frühstückten mit ihr.

Es gab viel zu erzählen und Becky hatte ein Fotoalbum angelegt in das Ben sich sofort vertiefte.
 

Später sah Lukas zu Ben, der sich gerade hinters Steuer setzte.

"Man ist die kleine süß.", lächelte er.

"Ich hatte Angst ihr weh zu tun.", gab Ben zu und machte sich ans Ausparken.

Während der Fahrt sah Lukas immer wieder zu Ben rüber und überlegte ob er ihn darauf ansprechen sollte was er gesehen hatte. Doch aus irgendeinem Grund traute er sich einfach nicht.

Schließlich kamen sie bei Lukas an, gaben sich noch einen Abschiedskuss, dann stieg er aus.

Eigentlich wäre er am liebsten noch wenigstens ein paar Tage länger bei Ben geblieben, aber er hatte hier in seiner eigenen Wohnung morgen früh Handwerker da und sie führten eben getrennte Leben.

Was er leider nicht wusste war, dass Ben auch gern bei ihm geblieben wäre aber Sorge hatte Lukas damit zu erdrücken, wenn er ihn jeden Tag für sich einnahm.

Also fuhr Ben.

Lukas sah ihm noch nach bis er nicht mehr zu sehen war, dann ging er hoch zu seiner Wohnung und entdeckte Nick der davor wartete.

Sofort ging er zu ihm rüber und verpasste ihm eine Ohrfeige.

"Was ist denn in dich gefahren?!"

"Du weißt ganz genau was in mich gefahren ist! Ich dachte wir könnten zumindest wieder Freunde werden aber nach der Aktion mit den Fotos bin ich durch mit dir!", Lukas war wirklich selten wütend, aber das hatte ihn wütend gemacht. Immerhin hätte Ben auch ganz anders reagieren können und darauf hatte Nicolas es ja scheinbar angelegt. Widerlich!

"Man das war die Idee von diesem blonden Giftzwerg. Ich bin doch schon hier um mich zu entschuldigen, dass ich da mitgemacht habe.."

"....Jenny...?!!", Lukas hätte es irgendwie wissen müssen. Was stimmte nur nicht mit der?!

"Ja...ich kenne sie schon einige Jahre...aber erst vor einer Weile ist uns aufgefallen, dass wir gemeinsame Bekannte haben nämlich eben u.a. dich und nach und nach kam sie mit diesem ....dummen Plan...Ich geb zu erst fand ich's gut aber...inzwischen tut's mir echt leid."

"Sollte es auch!"

"Das ändert aber nichts daran, dass ich gern wieder mehr Kontakt zu dir haben will und glaube, dass wir jetzt nach dieser Pause dem ganzen noch eine Chance geben sollten."

Lukas holte tief Luft, fasste sich ein Herz und sagte dann entschlossen:

"Nick ich möchte dich ...nie wieder sehen."

"Wegen ihm?"

"..wegen dem was du getan hast und ja auch wegen ihm..."

"Ist das denn wirklich was ernstes..?"

"Er ist die Liebe meines Lebens.."

"Werden wir sehen...", mit diesen Worten verschwand Nick ärgerlich die Treppen runter. Schon der zweite Korb. Sowas war er überhaupt nicht gewohnt..
 

Am nächsten Tag lehnte Ben auf einem leeren Parkplatz gegen sein Auto.

Er musste 10 Minuten warten, dann parkte ein anderes neben ihm und Pierre stieg aus.

Er wirkte ziemlich übermüdet.

"Was ist los?", fragte Pierre direkt, wie es eben seine Art war.

"Es geht um Lukas..", sagte Ben leise.

"Was ist mit ihm?"

Es dauerte eine Weile bis er die Worte über die Lippen brachte.

"Ich glaub ich muss mit ihm Schluss machen.."

Pierre starrte ihn an als hätte Ben gerade gesagt,dass er eine Karriere als Ballerina anstreben würde.

"Ben?"

"Ja?"

"Bist du total bescheuert? Oder...hast du Fieber?!", Pierre fühlte die Stirn seines besten Kumpels und sah ihn weiter fassungslos an.

"Ich mach mir das doch auch nicht leicht man..."

"Ben ich weiß es war anfangs komisch für mich das mit euch beiden. Ich gebs ja zu aber ...fuck ihr gehört zusammen. Wieso zur Hölle meinst du du müsstest ihm jetzt das Herz brechen."

"Das hat viele Gründe..."

"Ich scheiß auf deine Gründe. Ihr liebt euch doch. Was sollen das für Gründe sein?!"

"Vorletzte Nacht hab ich ihn im Schlaf geschlagen....ich hab grad ziemlich viel Mist im Kopf und ich will ihn damit einfach nicht belasten....ich hab doch gesehen wie es ihn fertig gemacht hat, dass ich überhaupt weg war...ich hab jetzt einfach das Gefühl, dass ich ihm nicht noch mehr zu muten kann.."

"Ben..."

"Und was wenn ich wieder weg muss? Selbst wenn es nicht ins Ausland ist...ich wurde auch hier schon weit weg stationiert und es würde ihn jedes Mal so hart treffen....ich will ihn doch nicht verlieren Pierre aber ich bin nicht gut für ihn. Ich tu ihm weh und das tut mir weh. Gerade weil ich ihn so....sehr liebe.."

"Ich würde dir gerade so gern eine reinhauen ....denk nicht nur an ihn, denk an dich. Du willst ihn behalten oder?"

"Natürlich ich würde alles für ihn tun."

"Weiß er das?"

"Ich hoffe es..."

"Sieh mal ich glaube er würde auch alles für dich tun und ich bin mir sicher, dass er lieber die Scheiße mit dir aushält als dich zu verlieren."

"Pierre er ist zu sensibel er geht kaputt an mir... ich will ihn doch nur schützen. Er braucht jemanden mit festen Arbeitszeiten, mit weniger Ballast...der ihm nicht Nachts eine reinhaut..."

"Sei nicht so hart zu dir. Lukas ist nicht dumm....er kann sich denken, dass du momentan immernoch sehr belastet bist..."

"Ich weiß nicht ob das aufhört ..und ich hab tatsächlich Angst, dass er mit mir Schluß machen wird wenn ich wieder auf einen Einsatz muss...er wird nicht nochmal warten."

"Also machst du vorher Schluß..."

"Ich erspare ihm dadurch viel Kummer. Ich kann ihn nicht nochmal so kaputt sehen..Pierre....er hat was besseres verdient als mich.", sagte Ben bitter und kickte einen kleinen Stein über den Parkplatz.

"Du bist hier für meine Meinung, oder?"

"Ja..."

"Tus nicht. Kämpf darum dass es weiter funktioniert."

"Ich will nicht dass er sich dauernd sorgt...ich hab mit meiner Mutter telefoniert er war während ich weg war bei ihr und hat fast die ganze Zeit geweint. Ich halt diesen Gedanken nicht aus ihm sowas nochmal anzutun..."

"Weiß er schon von deiner Verletzung?"

"Nein ich konnts ihm nicht sagen..aber er weiß von der Therapie..was mir schon unangenehm genug ist.."

"Ben ob du nicht gut genug für ihn bist muss doch Lukas entscheiden..."

"Als ob Lukas es übers Herz bringen würde mir zu sagen, dass es ihm zu viel wird..ich will ihm einfach ersparen dass er es tun muss. Lieber bin ich der Arsch und er ist frei und brauch kein schlechtes Gewissen haben."

"Schlaf da nochmal drüber Ben.."

Ben nickte nur, hatte seinen Entschluss allerdings gerade gefasst und stieg wieder in sein Auto.

Dann fuhr einer nach links und einer nach rechts.
 

Schließlich stand Ben vor Lukas' Tür.

Lukas öffnete: "Hey. Ich dachte du bist heute unterwegs?"

"Ich muss dir was sagen..", platzte es sofort aus Ben raus, wenn er es jetzt nicht sofort machte dann wusste er nicht , ob er es schaffen würde. Er musste das Pflaster schnell abreissen.

"Was denn?", lächelte Lukas, griff nach Ben's Händen und sah zu ihm auf.

"Ich liebe dich aber...das mit uns hat einfach ....keine Zukunft..."

Manchmal bedeutete jemanden zu lieben eben auch stark genug zu sein ihn loslassen zu können wenn es dem anderen dadurch besser gehen würde.

Und er liebte Lukas mehr als sein Leben.

for better or for worse

Lukas war Pierre so unendlich dankbar, dass dieser ihn vorgewarnt hatte, denn andernfalls hätte er hier und jetzt wahrscheinlich den heftigsten Schock seines Lebens bekommen und wäre völlig am Ende gewesen.

"Wir sollten wirklich Schluss machen.", wiederholte Ben.

Lukas verpasste ihm eine Ohrfeige, was bei Ben's Größe gar nicht so einfach war, dann sagte er überraschend ruhig:

"Lass uns kurz spazieren gehen..."

"Hast du gehört was ich gerade gesagt habe?"

"Ja, komm.", Lukas lies Ben's Hand nicht los und ging mit ihm nach draußen. Es dämmerte bereits.

Aber das war egal. er brauchte jetzt frische Luft und einen kühlen Kopf.

"Ich glaube einfach, dass ich dir mehr Kummer und Stress mache als alles andere und dass du ohne mich besser dran wärst..", sagte Ben leise.

Über ihnen gingen flackernd die ersten Straßenlaternen an.

"Ich liebe das an dir dass du immer das richtige tun und die, die du liebst beschützen möchtest Ben."

"Aber?"

"Aber für mich gibt es keinen besseren als dich. Ja klar es hat mich fertig gemacht solange auf dich zu warten und ich mach mir auch jetzt noch Sorgen und ich weiß auch, dass du mir noch Sachen nicht sagst ....aber ..das was du mir gibst ...das ist es mir wert. Dafür warte ich auf dich , dafür wach ich Nachts um 3 gerne jede Nacht mit dir auf....man bekommt im Leben nichts gutes geschenkt Ben....und ohne dich....geht nicht mehr....ich kann mir das nicht vorstellen und es würde mir auf keinen Fall besser gehen ...Du musst nicht immer stark sein ....ich will auch mal für dich stark sein. Ben ich will das. Ich will dass du dich auf mich verlassen kannst und auch dir darf es mal schlecht gehen. Ich...", Lukas Stimme versagte etwas weil er schon länger mit den Tränen kämpfte.

Ben blieb stehen und nahm ihn in den Arm.

"Ich bin so ein Idiot...", flüsterte er.

"Ben wenn die Situation anders wäre und der ganze Ärger wäre nicht da...was wäre dann der nächste Schritt für dich? Sei ehrlich ...was willst du wirklich?", fragte Lukas und hoffte, dass ihn sein Bauchgefühl nicht täuschte.

Ben zögerte, weil er wusste, dass das von vorletzter Nacht wieder passieren könnte.

Doch dann hörte er auf sein Herz:

"Dann würde ich dich bitten bei mir einzuziehen..weil ich dich am liebsten jeden Tag sehen würde. Und jetzt wo ich so nah an der Kaserne wohne kann ich ja auch wirklich abends nach Hause...noch...das könnte sich natürlich mal ändern.."

Lukas zögerte keine Sekunde:

"Lass es uns einfach tun..."

"Aber es ist ja nicht alles gut. Was wenn .."

"Darüber denken wir jetzt nicht nach. Wir geniessen es solange es gut ist und setzten uns mit Problemen erst auseinander wenn sie wirklich da sind....Ben ich möchte mein Leben mit dir teilen und ....", jetzt musste Lukas doch noch schluchzen, "und ohne dich geht das nich'..."

"Ich dachte du wolltest stark für mich sein.....", lächelte Ben und küsste auf Lukas' Wange. Durch die Tränen schmeckte es leicht salzig.

"Ja dann halt erst ab Morgen...", schniefte Lukas und beide lachten leise.

Dann küssten sie sich richtig.

"Du bist das beste was mir je passiert ist..", stellte Ben fest.

Er war so dankbar für Lukas' Entscheidung. Denn ein Leben ohne den Anderen konnte auch er sich eigentlich gar nicht richtig vorstellen.

Er wollte einfach nur das beste für Lukas und das richtige tun.

Ihn wirklich verlieren wollte er doch niemals.

Eine Weile war es ganz still, dann lies Lukas die Bombe platzen:

"Ben ...darf ich dich meiner Familie vorstellen..?"

"Ist das dein Ernst?"

"Du bist der erste mit dem ich mir das zu traue.."

"Lukas...", Ben war total perplex.

"Du wirst mich nie wieder los...das muss dir klar sein", lächelte der Kleinere, um zu verbergen wie aufgeregt ihn dieser Entschluss eigentlich machte. Aber er wollte sein Leben mit diesem Mann teilen. So richtig. Er wollte ihn zeigen und nicht verstecken und wenn das hieß dass er auch sich selbst öffentlich zeigen und akzeptieren musste wie er tief im inneren war ...dann war es eben so.

Ben war der erste für den sich sich das Risiko lohnte und für den es sich lohnte seine Angst vielleicht endlich zu überwinden und auch mal zu sich zu stehen. Ben gab ihm einfach jeden Tag das Gefühl, dass er richtig war wie er war und niemand zuvor hatte es geschafft Lukas soviel mehr Selbstvertrauen zu geben.

Ben war einfach ein toller Mann. Klingt bescheuert aber es war eben so..

er sah sehr gut aus, war sportlich, klug, stark, beschützend aber auch sehr hilfsbereit, einfach gutherzig....und dieser Mann interessierte sich für ihn. Wie konnte man da nicht selbstbewusster werden. Ben musste erkennen, wie gut er ihm tat und für Lukas überwog das gute. Egal was sie schon durchgemacht hatten und noch durchmachen würden. Das Gute war stärker weil es einfach ...die wahre Liebe war.

"Ich werde irgendwie einen Weg finden damit klar zu kommen...", sagte Lukas und meinte damit die Aussicht darauf, dass Ben ihn irgendwann wieder allein lassen könnte.

"Kann es sein, dass du vorhin schon wusstest was ich bei dir wollte....?"

"Pierre hat mich angerufen..Er kennt dich halt besser als jeder andere. Manchmal bin ich fast etwas eifersüchtig."

"Er darf nie erfahren, dass er heute vielleicht unsere Beziehung gerettet hat.", sagte Ben ernst.

"Das würde er uns nie vergessen lassen."

Sie lachten.

"Aber Ben...?", Lukas wurde wieder ernst.

"Was denn?"

"Manche Sachen musst du mir schon sagen....nicht alles...aber manches schon..."

"Was meinst du..?"

Lukas legte seine Hand auf Ben's Rücken. Genau auf die Stelle an der unter dessen Hemd die riesige Narbe begann.

"Du sagst es wäre nichts schlimmes passiert....Ich will nicht, dass du mich anlügst...Ben...das ist kein kleiner Kratzer...muss ich noch was wissen...?"

Ben sah runter.

"Okay du musst noch nicht antworten....nur verheimliche mir bitte nicht sowas...."

"In Ordnung...", sagte Ben knapp.

Lukas umarmte ihn. Er spürte dass da noch mehr war. Er hatte Ben noch nie so erlebt.

Heute blieb Ben bei Lukas, er war noch freigestellt.

Dieses Mal wachte er mit rasendem Herzen um 2:15 Uhr auf.

Wenigstens schlief Lukas noch.

Aufgekratzt stieg Ben leise aus dem Bett und ging ans Fenster.

Angestrengt versuchte er seine Gedanken wieder umzulenken und sich zu beruhigen.

Seine Hände zitterten.

Ein paar Minuten später wachte Lukas auf und tastete über die Matratze.

Da war niemand. Sofort saß er senkrecht im Bett und entspannte sich wieder, als er Ben am Fenster sah.

Fast geräuschlos krabbelte er ebenfalls aus dem Bett und ging leise von hinten auf Ben zu. Zu leise.

Was als nächstes geschah passierte so schnell, dass Lukas überhaupt nicht reagieren konnte.

Ben schaffte es gerade noch seine Faust kurz vor Lukas' Gesicht zu stoppen.

Schnell lies er den Arm wieder sinken:

"Scheiße es tut mir leid..."

Lukas musste sich kurz an die Brust fassen.Jetzt war er zumindest hellwach.

"Es tut mir leid...", wiederholte Ben.

Lukas erholte sich von seinem Schreck und legte die Arme um seinen Freund.

"Wir schaffen das..", flüsterte er.
 

6 Wochen später standen sie vor der Tür von Lukas' Eltern.

"Bereit?", fragte Ben.

"Ich glaub ich kann das doch nicht....", bekam Lukas weiche Knie.

"Meinst du nicht sie ahnen das schon irgendwie?"

"Nein auf keinen Fall da hab ich leider alles für getan...ob ich vielleicht doch erstmal alleine mit ihnen sprechen sollte? Wärst du sauer?"

"Quatsch das versteh ich....ich warte im Auto. Lass dir Zeit. Mir macht das nichts aus wirklich."

"Danke..", Lukas gab Ben einen Kuss und klingelte dann als Ben wieder zum Auto zurück ging.
 

30 Minuten später...

Ben war überrascht, dass es nicht länger gedauert hatte.

Lukas kam mit gesenktem Kopf ziemlich schnell zum Auto zurück gelaufen.

Er vermied es Ben anzusehen und sagte nur leise: "Fahr schnell los."

Ben kam der Bitte sofort nach und fuhr aus der Parklücke.

"Alles gut?", fragte er als sie an der nächsten Kreuzung vor einer roten Ampel stehen bleiben mussten.

Lukas sah weiter aus dem Fenster, damit Ben nicht gleich sah, dass seine Lippe aufgeplatzt und seine Wange rot war.

Er hatte zu große Angst davor, dass Ben sofort umdrehen würde.

Sein Vater war immer schon zu impulsiv gewesen, dass ihm die Hand ausgerutscht war überraschte ihn gar nicht er war verletzter von der distanzierten Reaktion seiner Mutter und Schwester.

"Ja...", sagte er leise.

Sie fuhren eine Weile.

"Es war nicht wirklich gut, oder?", Ben sah kurz zu Lukas rüber, doch der sah weiter aus dem Fenster.

"Nein...gut dass du draußen geblieben bist."

"Ich weiß nicht was sie gesagt haben aber ...ich glaube es ist trotzdem besser wenn es jetzt raus ist..", murmelte Ben.

"Das glaube ich auch. Es war schon ok. ich ....hatte mir nur etwas anderes erhofft.", Lukas leckte vorsichtig über die Stelle an seiner Lippe und schluckte schwer.

Bei Ben angekommen stiegen sie beide aus und Lukas wollte schnell vor und zur Wohnung laufen doch Ben hielt ihn sofort zurück und drehte ihn zu sich um.

"Scheiße....", sagte er leise und strich über Lukas' Wange.

"Es ist in Ordnung..", lächelte Lukas und wischte sich eine einzelne Träne weg.

"Nein.", sagte Ben nur und nahm seinen Freund in den Arm, "Nein, das ist nicht in Ordnung."

"Ich weiß es ist erst 21 Uhr aber...können wir ins Bett gehen?", nuschelte Lukas gegen Ben's Brust und war dankbar, dass er nicht mehr allein zu sich nach Hause musste. Seine Sachen waren alle bereits bei Ben und die, die es nicht waren hatte er verkauft oder verschenkt. Seine Wohnung bezahlte er noch aber wohnte schon nicht mehr darin.

"Lukas ich kann das doch nicht zulassen....und einfach so tun als wäre nichts passiert...", sagte Ben und sah mit schwerem Herzen Lukas' Gesicht an.

"Es ist schon eskaliert....du würdest es schlimmer machen...ich will dich lieber bei mir haben, okay?"

"Aber .."

"Ben mir geht es gut. ich will bitte einfach nach Hause und ins Bett."

"Okay...", sagte Ben und man konnte ihm deutlich ansehen, dass es ihm sehr schwer fiel.

Kurz darauf machten sie sich bettfertig und kuschelten sich dann unter die Decke.

"Willst du drüber reden ....was haben sie denn gesagt?"

"Kannst du mich einfach festhalten?"

"So schlimm?"

Lukas antwortete nicht mehr sondern schmuste sich einfach nur an Ben ran und hielt sich fest. Dann weinte er.

Ben streichelte Lukas' Rücken bis dieser irgendwann einschlief und ärgerte sich, dass er nicht mehr machen konnte.

Es musste schlimm gewesen sein.

Und für ihn persönlich war es unverständlich wie man jemanden wie Lukas derart ablehnen konnte.

Nachdenklich lies er Lukas Haare durch seine Finger gleiten und sah auf dessen schlafendes Gesicht.

Er hätte mit reingehen und ihn beschützen sollen.

Jetzt fühlte er sich wie ein Versager.

Oder hatte Lukas recht? und er hätte es nur schlimmer gemacht?...

Diese Gedanken hielten ihn noch stundenlang wach.

Mia 2.0

1 Jahr später...
 

Ben stand vorm Wickeltisch in Pierre's und Becky's Wohnung und wünschte sich ganz weit weg.

In die Antarktis vielleicht. Auf jeden Fall weg.

"Becky?!", rief er, denn die hatte ihn gebeten darauf aufzupassen, dass die kleine Mia nicht vom Tisch purzelte, weil ihr im Ofen gerade etwas verbrannte.

Du kannst sie auch ruhig schonmal wickeln!, waren ihre fröhlichen Worte gewesen.

"5 Minuten!", rief sie jetzt aus der Küche.

Mia war in den letzten Monaten ganz schön gewachsen. Besonders im motorischen Bereich machte sie rasend schnelle Fortschritte. Und sprachlich kamen zumindest schon einmal die ersten Worte zusammen. Trotzdem wirkte sie auf ihn noch wie ein zerbrechliches Püppchen.

Mia beäugte ihn mit ihren großen Augen.

"Mama", sagte sie.

"Ben!", sagte Ben.

"Mama!", quietschte Mia und strahlte ihn an.

"Ben!", brummelte Ben.

"En"

"Ben."

"En"

"Ben"

"En"

"Ben"

"En"

"Ben."

"EN!"

"okay....", gab er auf und öffnete ihre Windel.

Das...war ein Fehler...

"Ach du heillige Sch-", begann er.

Sie sah ihn munter an.

"Sch....schalalala....", beendete er den Satz.

Sie lachte ihn an.

So süß....so klein....so ein bestialischer Gestank...

Dann kam die Rettung in Form von Becky.

"Lass mich mal.", sie stubste ihn zur Seite weg und er stand erleichtert am geöffneten Fenster und schnappte frische Luft.

"Irgendwann musst du das aber auch anfangen.", lachte sie während sie gerade die frische Windel schloss, dann streichelte sie über Mia's Füße.

"Ich weiß..."

"Ist Lukas bei seinen Eltern? Er hat sie Monate nicht gesehen oder?"

Ben's Laune veränderte sich schlagartig.

"Ja...ziemlich genau ein Jahr sogar..", sagte er mit düsterer Miene.

"Er wird schon seine Gründe dafür haben, dass er dich nicht dabei haben wollte..."

"Letztes Mal kam er mit gerötetem Gesicht und aufgeplatzter Lippe zurück...und dann haben sie von einem Tag auf den anderen den Kontakt abgebrochen...jetzt will er es nochmal versuchen und ich mach mir halt Sorgen..."

"Kann ich verstehen..", seufzte sie, "Lukas war immer ein ziemlicher Familienmensch .. das hat ihm sicher das Herz gebrochen. Sowas gibt man nicht einfach so für immer auf.."

"und anstatt dass ich ihm zur Seite stehen kann zwingt er mich hier zu warten....", grummelte Ben unzufrieden.

"Er meldet sich sicher bald."

"Wenn es wieder so endet wie letztes Mal dann rede ich mal mit seinen Eltern.."

"Ben..."

"Was denn? Was glaubst du wie sich das für mich anfühlt? Und er sagt immer nur: Es ist schon okay.."

"Du kannst das aber nicht gegen seinen Willen tun.."

"Becky es ist einfach nicht richtig und es ist keinesfalls okay.. wenn er wieder in so einem Zustand zurück kommt platzt mir der Kragen.", Ben's sonst so unendliche Ruhe war Wut gewichen.

Keiner hatte seinen Freund anzufassen und Lukas weinen zu sehen war für ihn das schlimmste. Aber er hätte Lukas ja auch nicht verbieten können den Kontakt zu dessen Eltern zu suchen..

Er war völlig hilflos gewesen und dann musste er hier auch noch dumm warten.

Becky hatte ihre kleine Tochter bereits vom Tisch gehoben.

Gerade klammerte Mia sich an das Bein ihrer Mutter und tapste wackelig los.

"Ben", blubberte sie fröhlich, dann kippte sie um.

So besorgt und wütend er auch war....in diesem Moment musste er einfach grinsen.

"Du kannst es ja doch du Krümel."

"Da!", sagte sie.

"Willst du vielleicht einen verbrannten Keks?", lächelte Becky.

"Wie könnte ich da widerstehen."
 

2 Stunden später stand Lukas wie ein kleines Häufchen Elend vor der Tür.

Becky öffnete ihm.

"Alles okay?", fragte sie.

"Wo ist Ben?"

"Der ist auf der Couch eingeschlafen...ich glaube Mia hat ihn kaputt gespielt..", lachte sie.

"Sehr gut...sag ihm dass ich nicht übers Herz gebracht habe ihn zu wecken und mit dem Bus nach Hause bin, würdest du das machen?"

"Lukas...du kannst ihm damit nicht aus dem Weg gehen...er wird dich dann eben später drauf ansprechen...."

"Ich glaube das könnte unser erster richtiger Streit werden...", vermutete er unglücklich.

"Was ist denn passiert?"

Lukas schob den kurzen Ärmel seines Hemdes hoch und entblößte eine große rötliche Stelle auf seinem Oberarm.

"Das wird noch blau...", murrte er.

"Geh da nicht mehr hin...ich glaub das nicht...ich bring dir was zum kühlen ..."

"Nicht nötig danke...sag Ben einfach bitte, dass alles gut ist und dass ich eben schon los bin."

"Zu spät.", Ben kam zu ihnen rüber und Lukas zog seinen Ärmel runter, doch Ben hatte es schon gesehen und ging an ihm vorbei.

"Warte!", Lukas stürzte hinter ihm her und hielt ihn fest doch Ben schüttelte ihn einfach ab.

Wortlos ging er raus.

"BEN!", rief Lukas und sprang schließlich zwischen ihn und die Autotür.

"Ich klär das jetzt."

"Nein! Ich will das nicht! Das ist doch nichts...vielleicht wird es ein kleiner blauer Fleck...das ist nichts!"

"Geh mir aus dem Weg."

"Nein."

"Wenn du glaubst ich guck mir das noch weiter an..."

"Ben bitte ich möchte das alleine machen."

"Du gehst da nicht mehr ohne mich hin."

"Das kannst du mir nicht verbieten!". protestierte Lukas und wurde von seinem Freund einfach weg gedrückt.

Ben stieg ins Auto und fuhr los.

"ARSCH!", rief Lukas ihm hinterher und ging zurück zu Becky um sich dafür zu entschuldigen.

Zwei Stunden später kam dann Pierre von der Arbeit und fuhr Lukas nach Hause.
 

Nervös schloss er ihre gemeinsame Wohnungstür auf und sah sich um.

Ben war scheinbar noch nicht wieder zu Hause.

Es dauerte tatsächlich noch weitere 3 Stunden bis sein Freund schließlich rein kam und seine Schuhe in eine Ecke pfefferte.

Lukas ging sofort zu ihm:

"Wie konntest du nur zu ihnen fahr-"

"Bin ich nicht...", brummte Ben und schob sich an ihm vorbei.

"Danke...", sagte Lukas leise.

"Das ändert nichts daran, dass ich dich da nicht mehr alleine hin lasse."

Lukas machte Ansätze Ben gegen die Brust zu hauen.

"Mach doch.", sagte der nur.

Eine Weile herrschte eine unangenehm angespannte Stille zwischen ihnen.

"Wieso gehst du da hin wenn die dich wie Scheiße behandeln?!", platzte es schließlich aus Ben heraus.

"Weil ich nicht glauben kann, dass ..."

"Was? Dass sie nicht die Menschen sind für die du sie über 20 Jahre lang gehalten hast?"

Lukas nickte traurig.

Und Ben's Wut begann sich aufzulösen.

"Komm her...", schnell nahm er Lukas in den Arm.

"Ich dachte sie brauchen etwas Zeit und dass es jetzt besser laufen würde.."

"Es tut mir leid...ich will nur nicht, dass du so verletzt wirst..", entschuldigte Ben sich.

"Weiß ich doch.."

"Du kannst es nicht jedem Menschen recht machen und dich wird nie jeder lieben....und manchmal verlassen einen Menschen eben auch....auch welche von denen du es nie gedacht hättest und so hart das klingt vielleicht solltest du einfach ...loslassen ....Schatz ich bin immer für dich da....", Ben gab ihm einen Kuss auf den Kopf.

"Du hast wahrscheinlich recht aber...es ist so schwer....", Lukas krallte seine Finger in Ben's Hemd und schloss für einen kurzen Moment an ihn gelehnt die Augen.

"Deswegen bist du aber nicht allein ...wir sind deine Familie...Pierre...Becky...Tammy...Sophie...Mia...meine Eltern...ich..."

Lukas sah zu Ben auf: "Manchmal weiß ich nicht was ich ohne dich machen würde."

"Das musst du auch nicht.....weil ich immer bei dir sein werde..", Ben gab ihm einen Kuss.

"Danke...", Lukas drückte ihn fester.

Dann grinste Ben stolz:

"Sie hat heute meinen Namen gesagt."

Sabotage

Jenny brauchte eine Auszeit von dem ganzen Mist und Ärger.

Ja es war ziemlich viel Zeit vergangen.

Sie hatte auch andere Männer kennengelernt aber er ging ihr trotzdem nicht aus dem Kopf.

Es war unfair gewesen und falsch.

Und dieser dämliche Lukas hatte ihn nicht verdient. Lukas hatte ihrem Ben den Kopf verdreht und ihn manipuliert und sie ausgespielt....so empfand sie es zumindest.

Die Aktion mit Nick hatte ihn eigentlich zurück in ihre Arme treiben sollen, aber was war wirklich passiert? Nichts...

Absolut nichts..

Genervt bog sie, eingehüllt in einen weißen, flauschigen Bademantel, aus dem Spa-Bereich auf den Flur.

Sie wollte zurück nach oben und sich etwas nettes aufs Zimmer bestellen. Schokolade und einen Sekt vielleicht.

Sie musste sich mal wieder so richtig verwöhnen und die Strapazen hinter sich lassen.

Als sie seine Stimme hörte dachte sie erst sie würde langsam verrückt werden.

Schnell blieb sie stehen und spähte unaufällig um die Ecke.

Da neben einem Getränkeautomaten standen ernsthaft Ben und Pierre.

Schnell verschwand sie wieder in Deckung und spitzte die Ohren, um zu lauschen.

Was zur Hölle machten die beiden denn hier??

Gerade eben hatte sie noch an ihn gedacht und jetzt war er zufällig ausgerechnet hier? Das war ja wohl ein Zeichen!

Ha! Sie gehörten eben doch zusammen!
 

"Scheiße ich hätte nicht gedacht, dass ich so nervös sein würde..", sagte Ben und fuhr sich durch die Haare.

"Alter es wäre schlimm wenn du nicht nervös wärst."

"Was wenn er nein sagt?"

"Wieso sollte er nein sagen?"

"Naja manche Leute wollen einfach nicht heiraten, was wenn er mich auslacht? oder es unangenehm findet?"

"Ich erkenn dich manchmal echt nicht wieder....früher hättest du dir nie solche Gedanken gemacht...ich hätte auch niemals gedacht, dass du diesen Schritt jemals mit jemandem gehen wollen würdest.."

"Glaub mir...ich auch nicht..."
 

Hinter der Wand zuckte Jenny zusammen.

Heiraten????!!!!!

Erneut spähte sie um die Ecke und sah gerade noch wie Ben das kleine Kästchen in die Tasche seiner Shorts steckte.

Dann gingen die beiden Männer in die andere Richtung davon.

Was zur Hölle?! Das durfte sie auf keinen Fall zu lassen.
 

Ben kam zurück aufs Zimmer.

Lukas sah von seinem Buch auf.

"Wir wollen uns heute Abend auf der Dachterrasse oben treffen...einfach bloß weils der letzte Tag ist und so..", meinte Ben möglichst beiläufig.

"Ah ok..", Lukas sah wieder auf sein Buch runter.

"Schade, dass es nur ein verlängertes Wochenende war. Aber immerhin."

"Hmhm..", nickte Lukas und wunderte sich wieso Ben so aufgekratzt durchs Zimmer tigerte.

Während Lukas den Tag entspannt verbrachte und nochmal dazu nutzte seine Batterien so richtig wieder aufzuladen, verschwand Ben dauernd und wenn er da war wirkte er irgendwie merkwürdig angespannt.
 

Beim Abendessen lehnte Lukas sich schließlich zu ihm rüber und fragte ihn leise:

"Gehts dir nicht gut?"

"Doch doch...alles klar.", murmelte Ben und stocherte appetitlos in seinem Salat rum.

Danach stand er ziemlich schnell auf:

"Wäre es ok für dich wenn ich in den Fitnessraum gehe und dann noch mit Pierre was mache und wir treffen uns nachher auf der Dachterrasse wieder? Du wolltest doch sowieso noch irgendwas mit Becky unternehmen , oder?"

"Ähm....ja...also...", begann Lukas überrumpelt und sorgte sich langsam etwas warum sein Freund ihm heute so dermaßen aus dem Weg zu gehen schien. Ausgerechnet an ihrem letzten Tag hier. Aber was sollte er machen wenn Ben einfach sagte dass alles gut war.

"Cool danke!", gab Ben ihm keine Chance weiter drüber nachzudenken und lief los.

Lukas sah zu Sophie rüber: "Was war das?"

Sie schluckte ihren letzten Bissen runter und zuckte dann mit den Schultern:

"Pff was weiß ich...Sportler konnte ich noch nie verstehen. Mach dir keinen Kopf."

Sie grinste.

"Ich glaub Ben und Pierre sind einfach froh mal wieder mehr Zeit zu haben. Die sehen sich ja in letzter Zeit nicht sooft wie früher.", warf Becky tröstend ein.

Er nickte etwas bedrückt: "Wahrscheinlich hast du Recht."
 

Pierre und Ben waren natürlich nicht im Fitnessstudio sondern schoben auf der Dachterrasse Möbel herum.

Es hatte Ben ziemlich was gekostet, die nur für ihre Gruppe zu reservieren und dann hier auch noch alles zu verändern.

"Sind Fackeln übertrieben?", fragte Ben ungewohnt unsicher.

"Wie oft hast du vor einen Antrag zu machen?"

"Einmal...ich hab hier alles reingesteckt...."

"Siehst du...mehr ist mehr."

"Fertig...", Ben wischte sich über die Stirn.

"Also ich find so sollten sie die Möbel immer stehen haben. Wir haben echt Talent.", lachte Pierre.

"Komm jetzt ....wir müssen noch duschen und uns umziehen und ich hab wieder einen Blackout was ich sagen wollte...der Zettel liegt noch auf deinem Zimmer."

"Ben...stress dich nicht. Notfalls sagst du einfach was du eben fühlst und das wird schon."

"Na vielen Dank, dass du mir kreatives Improvisationstalent zutraust aber so wortgewandt bin ich nicht....das ist eher Lukas...", seufzte Ben.

"Alter...entspann dich...."

"Ich will einfach dass alles klappt. Das ist die eine Chance...ich muss doch morgen wieder weg und dann sind wir wieder getrennt und ....ich will es nicht übers Handy tun..."

Eillig spurteten sie die Treppen runter und durch den Flur und wieder zu Pierre's Zimmer.
 

Dort warteten bereits Ben's Eltern.

"Hey...", Ben nahm seine Mutter kurz in den Arm und nickte seinem Vater zu.

Seine Mutter strahlte übers ganze Gesicht und hatte kleine Freudentränen in den Augen. Sein Vater sah ernst und streng aus, aber das war eben sein Gesicht.

"Dass ich das noch erleben darf.", seine Mutter zupfte ein Taschentuch hervor.

"Ich hätts auch nicht gedacht.", grinste Pierre.

"Jetzt macht mir nicht so einen Druck .. er könnte immerhin immernoch nein sagen.."

"Wann gehen wir hoch? Mir fällt hier die Decke auf den Kopf."

Ben sah seinen Vater an:

"....in ungefähr einer Stunde...oh gott nur noch eine Stunde...."

"Hey....alles gut.", lachte Pierre.

Dann wandte Ben sich wieder seinem Vater zu: "Ich weiß du warst nicht gleich überzeugt davon aber....danke, dass du hier bist.."

Sein Vater trat einen Schritt näher:

"Ben ich stehe immer hinter dir. Egal bei welcher Entscheidung und Lukas ist in Ordnung."

Ben grinste...: "Was hat sie gemacht, damit du das zu mir sagst?"

Zum ersten Mal huschte eine Art schmunzeln über das Gesicht seines Vaters:

"Ich kann mir endlich den Oldtimer kaufen, den ich seit 4 Jahren haben möchte."
 

Die Zeit schien auf einmal zu rasen, daher duschten Ben und Pierre schnell nacheinander und banden sich gegenseitig die Krawatten.

"War das der richtige Anzug? Ich bin doch nicht sooft in deiner Wohnung.", fragte Ben's Mutter besorgt.

Er nickte: "Perfekt."

Er hatte sie bitten müssen ihm den heute zu bringen, denn Lukas wusste genau was in seinem Koffer war, da hatte er ihn also nicht unterbringen können, weil er nicht wusste wie er das hätte begründen sollen und weil sie sich einen Koffer teilten, immerhin war das hier bloß ein kurzes, lockeres verlängertes Wellnesswochenende.
 

Schließlich gingen alle schon vor. Alle bis auf Ben.

Der blieb noch im Zimmer zurück und sah auf den kleinen knittrigen Zettel.

Wie peinlich, dass er aufeinmal so Schwierigkeiten damit hatte sich diese Worte wirklich einzuprägen.

Doch improvisieren? Hin und hergerissen ging er auf den Flur und stieß mit Jenny zusammen.

"Was zum-"

"Ben? Was machst du denn hier??", Jenny lachte etwas fake und umarmte ihn fest.

"Wahrscheinlich das gleiche wie du.", sagte er kurz angebunden und wollte weiter gehen.

"Schick siehst du aus. Vielleicht sehen wir uns ja nachher nochmal? An der Bar?"

"Ja vielleicht.", er lächelte. Heute konnte nicht einmal sie ihm die Laune verderben und er hatte keine Zeit sich über diese Begegnung groß Gedanken zu machen.

Jenny ging weiter und ihr Grinsen wurde bei jedem Schritt breiter.

Triumphierend sah sie auf das kleine Kästchen in ihrer Hand, das sie bei der Umarmung aus seiner Hosentasche gezogen hatte.
 

Draußen war es bereits dunkel und sie hatten Glück mit dem Himmel, denn es war eine kühle und klare Nacht.

Das heißt über ihnen leuchteten unzählige Sterne.

Durch Fackeln und Heizkörper war es auch nicht kalt. Die Flammen unterstützten eine warme und angenehme Atmosphäre.

"Richtig romantisch irgendwie ....oder? Wieso waren wir nicht schon früher Mal hier oben?", flüsterte Lukas gerade Becky zu. Dann sah er sich um. er war gerade erst gekommen.

Irritiert stellte er fest, dass sich alle ziemlich schick gemacht hatten und dass merkwürdigerweise keine anderen Gäste hier oben den Abend ausklingen liesen. Er hatte gehört, dass die Dachterrasse sonst wohl recht beliebt war und dass die Bar hier oben auch lange geöffnet hatte.

Apropos Bar....waren das da drüben nicht Ben's Eltern?!

Ben kam nach oben und Lukas huschte direkt zu ihm:

"Irgendwie sind alle heute so komisch und deine Eltern sind auch hier...und...wie siehst du aus?"

"Ich dachte wenn wir schonmal so eine Location haben kann man auch mal ein bisschen was aus sich machen oder? Ja meine Eltern sind zufällig auch hier. Weiß ich auch erst seit eben. Ist doch witzig.", Ben klang ruhig, doch sein Herz raste.

Mit der Antwort gab Lukas sich tatsächlich zufrieden.

Sie lachten und redeten viel und die Zeit verging wie im Flug. Pierre und Ben tauschten nach einer Weile kurz Blicke aus und Ben spürte ständig einige erwartungsvolle Blicke auf sich.

Seine Hand streifte seine Tasche und....

"Nein..."

Wo war der Ring?!

Wie konnte er den Ring verlieren?!

Pierre wollte gerade etwas sagen, als Ben ihm hektisch Zeichen gab.

Sie mussten das ganze abbrechen.

Lukas bekam von der Aufregung gar nichts mit und unterhielt sich gerade mit Sophie. Dann trank er den letzten Schluck in seinem Glas und verabschiedete sich bei ihr weil er müde war.

Leise gähnend gab er kurz Ben bescheid, dass der ja ruhig noch mit den anderen hier sein konnte und er ging schonmal vor ins Bett.

Lukas verschwand also von der Dachterrasse und Ben trat gegen die Zierpalme neben sich.

Wie hatte das schief gehen können?!

Er hatte alles ewig lang organisiert, durchdacht, alle eingeweiht...

er hatte ziemlich viel hierfür bezahlt und das perfekte Timing gewählt. Morgen würde er bereits um 6:30 morgens im Flieger sitzen.

Wie konnte er so blöd sein und es versauen indem er ernsthaft das wichtigste verlor...

Lukas ging die Treppe runter.

War das erniedrigend und peinlich wie sich jetzt alle Blicke irritiert und enttäuscht auf ihn richteten.

Ben sah verzweifelt und frustriert auf den Anfang der Treppen, wo Lukas gerade verschwunden war.

Es war vorbei.

Er war so wütend auf sich selbst. Er war doch sonst nicht so schusselig.

War das Schicksal? Sollte es vielleicht einfach nicht sein? Hätte Lukas vielleicht wirklich nein gesagt? Scheinbar wollte das Universum keinen weiteren Schritt. Er sollte es einfach akzeptieren.

Dann bemerkte er auch noch Jenny, die es ernsthaft geschafft hatte neugierig hier hoch zu schleichen.

Wie eine schadenfrohe Hyäne..., dachte er.

Pierre legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.

Kaugummipapier

Die Flammen tanzten und flackerten in der frischen Abendbrise.

Die Musik spielte im Hintergrund weiter.

Ben spürte die Hand seines besten Freundes auf seiner Schulter und beobachtete Jenny, die aussah wie ein Honigkuchenpferd und gerade ein Kaugummi in ihren Mund schob, dass sich der Ring ausgerechnet in ihrer kleinen silbernen Umhängetasche befand ahnte er natürlich nicht. Denn das traute er selbst ihr nicht zu.

Aus dem Augenwinkel heraus sah er wie seine Mutter zögerlich auf ihn zu kam. Er wollte jetzt kein Mitleid.

Er wollte nicht über seinen Fail hier sprechen er wollte....

Auf einmal verharrte er in der Bewegung.

Was war in ihrer bisherigen Beziehung schon gewöhnlich und einfach gewesen?

Er durfte sich diesen Moment nicht weg nehmen lassen.

Schicksal hin oder her!

Blitzschnell schrieb er eine Nachricht an Lukas:

»Du hast hier oben was vergessen«

Dann erklärte er den anderen kurz die Situation.

Entschlossen ging er auf Jenny zu:

"Ich frag gar nicht erst was du hier machst...kann ich das haben?"

Irritiert reichte sie ihm ihr Kaugummipapier:

"Ich hätte das schon noch weg geworfen.", murrte sie, doch er hatte ihr schon wieder den Rücken zugedreht.

Im Vorbeigehen drückte er Pierre das Kaugummipapier in die Hand und sah dann wieder zur Treppe.
 

Lukas hatte sich gerade eigentlich zum Schlafen umgezogen, als sein Handy vibrierte.

»Was hab ich vergessen?? (˃ᆺ˂) Komm lieber ins Bett (•ᴗ•)❤ . .« , tippte er fix zurück.

Allerdings antwortete Ben nicht mehr.

Lukas sah an sich runter....er trug ein Fan-Shirt einer Serie und bunte Shorts....

Konnte er so hoch gehen? Die sahen alle so schick aus...ach why not. Waren doch bloß Tammy, Becky, Pierre und co.

Die störte das sicher nicht. Außerdem musste er ja nur kurz zu Ben rüber huschen. Vielleicht sahen die anderen ihn ja gar nicht. Also los!!

Müde und grübelnd, weil er nicht wusste was er vergessen haben sollte, tapste er aus dem Zimmer, den Gang entlang und dann wieder diese unendlichen Treppen hoch.

Dann ging es nach Draußen auf die Treppe die direkt auf die Terrasse hoch führte und er fröstelte leicht.

Hing da eigentlich auch vorhin schon ein Schild mit der Aufschrift Heute geschlossene Gesellschaft?!

Als er dann schließlich auf der letzten Stufe auftauchte schlug sein Vorhaben möglichst ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen kurz zu Ben zu schleichen und sich wieder zu verkrümeln sofort fehl. Alle sahen ihm entgegen.

"Ähm.."

Becky hielt das Handy auf ihn gerichtete. Filmte sie ihn gerade?!

Hatte er was verpasst? Scheiße er hätte sich doch was anderes anziehen sollen...

Ein leises Kichern ging durch die Runde und Lukas wurde rot.

Prank?

Dann bemerkte er dass Ben vor allen anderen stand und ziemlich nervös wirkte.

Er war selten nervös.

Und was zur Hölle machte Jenny hier?!
 

Es lief nicht mehr nach Plan.

Ab jetzt wurde einfach improvisiert...

das enttäuschte Ben zwar aber...war es nicht eigentlich egal?

Hauptsache Lukas war wieder da und sie liebten sich. Brauchte man mehr?

Lukas trug das Shirt einer Serie. Eigentlich hatte Ben dieses Shirt mal geschenkt bekommen, daher war es Lukas echt viel zu groß, aber er zog es gern zum Schlafen an.

Ben musste leicht grinsen, weil er wusste, dass sein Freund wahrscheinlich gedacht hatte er könnte hier kurz rauf und schnell wieder runter und ins Bett schleichen.

Sein Herz schlug schneller als Pierre neben ihn trat und ihm das Kaugummipapier zurück gab.

Er hatte den provisorischen Ring gerade fertig bekommen.

Die Ironie, dass die spontane Notlösung ausgerechnet aus Jenny's Müll bestand....

Es war ja nur eine Übergangslösung.

Ben kam näher und musste dann erstmal schnell Lukas packen, weil dieser vor Schreck beinahe rückwärts die Treppen runter gestolpert wäre.

Als der Kleine wieder sicher stand, sah Ben ihn kurz angespannt an, dann kniete er sich runter.

Lukas schlug sich die Hand vor den Mund.

Tamara hätte beinahe ihren Einsatz verpasst, doch jetzt hatte sie die Taste gefunden und im Hintergrund wechselte die Musik zu dem Song, der gespielt hatte als Ben überraschend im Pausenraum auf Lukas' Arbeit aufgetaucht war und ihm gestanden hatte, dass er sich ebenfalls in ihn verliebt hatte.

Das Gekicher und Getuschel war verstummt.

Ben brauchte einen kurzen Moment um sich zu sammeln.

Am liebsten wäre er sofort aufgestanden und hätte seinen Freund umarmt, denn Lukas sah komplett fertig aus.

Angestrengt versuchte er auszublenden, dass in seinem Rücken gerade seine Eltern und ihre Freunde standen und erwartungsvoll darauf warteten was er jetzt sagen würde.

"Ach scheiße...wieso ist das so schwer.", war dann ausgerechnet das erste was aus seinem Mund kam.

Alle lachten und dann ging es ihm schon etwas besser.

Lukas sah auf Ben und war eh schon den Tränen nahe.

"Eigentlich hatte ich den Ring schon in Italien gekauft aber....ich ....Idiot hab geschafft ihn ausgerechnet heute zu verlieren...Wäre ich nicht abkommandiert worden hätte ich das hier schon damals getan...aber dann wurden wir getrennt und danach habe ich auf den richtigen Augenblick gewartet...inzwischen habe ich kapiert, dass ich zu hohe Ansprüche an diesen Moment hatte....und dass ich es einfach tun muss und nicht noch länger warten kann."

Alle Blicke richteten sich jetzt auf Lukas, dessen Gesicht glühte.

Seine Stimme zitterte: "I-Ich hab gar nichts hier oben vergessen, oder?"

Wieder lachten alle und sowohl Becky als auch Ben's Mutter holten bereits das zweite Taschentuch hervor.

Pierre legte den Arm um seine Freundin und Sophie gab Tamara einen Kuss.

Mia konnte leider nicht dabei sein, sie war zwar jetzt schon deutlich größer, musste aber allein schon wegen der späten Uhrzeit bei Oma und Opa bleiben.

"Jetzt mach schon!", rief Pierre und grinste breit.

Becky stieß ihm ihren spitzen Ellenbogen in die Seite, kuschelte sich dann aber gleich wieder mit verschmiertem Mascara an ihn.

Ihr Kleid glitzerte im Fackelschein.

Auf ihren eigenen Antrag würde sie wohl noch länger warten müssen. Hoffentlich hatte Pierre das überhaupt vor...

Genau als sie gerade darüber nachdachte gab er ihr einen Kuss auf die Wange.

"Lukas wir kennen uns jetzt schon einige Jahre und damals hätte ich nie gedacht, dass ich dich nochmal ganz neu kennenlernen würde. Jetzt zu wissen, dass die Liebe meines Lebens schon solange direkt in meiner Nähe war....", Ben hielt kurz inne, als er sah wie Tränen über Lukas' Gesicht kullerten.

Ben atmetete tief ein und aus.

"Du kennst mich ...ich wollte niemals heiraten. Es hat mich nie interessiert...es ist teuer und ....naja du weißt wie ich darüber denke....beziehungsweise wie ich darüber gedacht habe, denn du hast mich seit wir ein Paar sind ziemlich verändert und....irgendwann ist es passiert.....ich bin aufgewacht und ich wollte es gerne tun. Du hast kürzlich zu mir gesagt, dass du weißt, dass es nicht einfach wird aber dass du dein Leben mit mir teilen möchtest und..."

Sophie musste sich laut die Nase schnäuzen. Alle sahen sie kurz an und sie wurde rot.

Ben fuhr fort:

"und mir geht es genau so. Lukas, ich liebe dich und ich...oh man ich hatte mir einen so guten Text überlegt und jetzt ist er einfach weg...", Ben lachte leise.

Lukas lächelte.

Kurz hörte man nur die Musik.

Ben's Herz raste.

"um es auf den Punkt zu bringen.....Lukas....willst du mich heiraten?"

Lukas nickte heftig und wischte sich die Tränen weg.

"Ja....Natürlich...Ja.", schnell fiel er Ben um den Hals und sie küssten sich.

"Ich...hab hier....also das ist nur eine Übergangslösung....", peinlich berührt steckte Ben Lukas den von Pierre gebastelten Ring an den Finger.

Lukas lachte.

"Er ist perfekt."

"Naja....", brummelte Ben, der sich in Italien wirklich lange hatte beraten lassen und Lukas eigentlich gern etwas besseres gegeben hätte.

"Er kommt von dir...er ist perfekt...", flüsterte Lukas und sie küssten sich wieder.

Dann wurden sie von allen Seiten bestürmt und geherzt.

Eine junge Frau im Hosenanzug drückte sich zu Lukas hindurch und ihm blieb die Luft weg, als er sie erkannte.

Er hatte seine Schwester vorher nicht bemerkt.

"Was....?", stammelte er überfordert.

Sie reichte ihm einen Zettel.

"Der war in unserem Briefkasten...alles Gute Lukas..."

Sie nahm ihn in den Arm und flüsterte eine Entschuldigung in sein Ohr.
 

Auf dem Zettel stand:
 

Hier ist die Adresse und die Uhrzeit für einen Moment, den sie vielleicht nicht verpassen wollen.

Sie können es scheinbar nicht verstehen, aber das müssen sie auch gar nicht. Sie müssen nur wissen, dass ich ihren Sohn liebe und alles für ihn tun würde und ihm zum oben genannten Zeitpunkt einen Antrag machen werde. Er möchte nicht, dass ich mich bei Ihnen melde. Er weiß hiervon nichts....aber wenn sie dabei sein wollen sind sie herzlich Willkommen.

Ihre Entscheidung.

mfg Ben, der Freund ihres Sohnes.
 

Lukas' Eltern hatten es nicht geschafft über ihren Schatten zu springen aber seiner Schwester hatte diese Notiz den nötigen Anstoß gegeben. Sie wollte Lukas nicht verlieren und war bereit Ben kennen zu lernen und den beiden eine Chance zu geben.

Lukas drückte sie fest an sich und sah dann dankbar zu Ben.

Plötzlich wurde der Himmel über ihnen durch ein Feuerwerk erleuchtet.

Lukas lachte und schmiegte sich an Ben:

"Ist ja witzig, dass ausgerechnet heute Nacht irgendwer ein Feuerwerk macht."

Ben räusperte sich:

"Lukas das ist deins..."

Es war so süß, dass seinem Freund nicht einmal der Gedanke gekommen war, dass jemand sowas für ihn tun würde.

Ben sah zu Pierre rüber. Der grinste und nickte.

Es war nicht alles nach Plan gelaufen aber....

auf das Ergebnis kam es an.

Auf einmal waren sie verlobt.

Lukas und Ben küssten sich während am Nachthimmel goldene Funken sprühten.

"Ich liebe dich..", flüsterte Lukas.

"Ich dich auch.."

"Aber ich hasse dich dafür, dass du mich in diesem Aufzug hast hochkommen lassen."

Ben lachte nur.

Er musste sich jetzt gleich noch um etwas anderes kümmern und das lag schwer auf seinen Schultern.

Damit wollte er Lukas jetzt aber nicht belasten.

Für den Moment waren sie einfach nur überglücklich und verliebt wie am ersten Tag.

Dann rief plötzlich eine aufgeregte Stimme:

BEN!!

Unter die Haut

Ein paar Wochen zuvor..
 

Pierre betrat das Tattoostudio und ging direkt auf eine Frau mit lilafarbener Rockabilly Frisur zu.

Sie umarmte ihn strahlend.

"Hey Olly. Lange nicht gesehen!"

"Ich hab gehört du bist jetzt Papa?! Herzlichen Glückwunsch!!"

"Danke. Hier, meine Mädels..", sagte Pierre stolz und zeigte ihr kurz ein Foto von ihm, Becky & Mia.

"Ohhhh wie süß. Achja er ist übrigens auch grade gekommen. Kann also gleich losgehen.", lächelte Olivia.

In diesem Moment kam Ian auch schon um die Ecke.

Pierre und er gaben sich einen Handschlag und drückten sich kurz.

"Cool, dass du extra für mich kommst!", grinste Pierre.

"Für dich doch immer.", meinte Ian und begann seinen Platz weiter vorzubereiten.

"Ich versteh nicht wieso du's nich' wieder hauptberuflich machst. Du hast echt Skill."

"Wer weiß....vielleicht tu ich euch den Gefallen ja noch. Hier schau mal das wäre jetzt dein Stencil."

"Perfekt.", sagte Pierre entschlossen.

"Wird ziemlich dunkel. Aber das willst du ja. Dass du überhaupt noch Platz hast", lachte Ian, schnappte es und drehte sich auf seinem Stuhl herum.

Sie hatten bereits beim Telefonat bis ins letzte Detail besprochen was es werden sollte. Nach all seinen Tattoos die ihm bis unters Kinn reichten wusste Pierre ziemlich genau was ihm gefiel und was nicht und mit Ian war er schon Jahrelang befreundet und hatte in der Vergangenheit 80% seiner Tattoos von ihm machen lassen. Den Rest bei seinem Cousin in Japan. Da müsste er überhaupt mal wieder hin.

"Wohnt Louis eigentlich immernoch bei dir?", fragte er beiläufig, setzte sich schon mal und zog sein Shirt über den Kopf.

"Ne, der hat seit ein paar Wochen endlich wieder seine eigene Bude. Bin ich auch ganz froh drüber, weil ich den Platz gut gebrauchen kann.", gestand Ian und besah sich die Stelle an die das neue Kunstwerk kommen sollte.

"Ben will sich bald verloben."

"Nicht dein ernst?!"

"Doch."

"Mit dieser Jennifer, richtig?"

Pierre lachte: "ich hab ganz vergessen wie lange wir uns nicht mehr gesehen haben. Wir müssen uns dringend mal wieder treffen und alles auffrischen."

"Klar, machen wir. Mit der Stelle bist du dir sicher oder?", fragte Ian nach, "Das wird weh tun."

"Absolut sicher."

Ein paar Stunden später war es geschafft, eingecremt und unter schützender Folie.

Typisch für Pierre war, dass das neuste Tattoo gerade erst frisch gestochen worden war und er dachte bereits über das nächste nach.

"Was sagt Becky eigentlich dazu? Sie hat gar keins oder?"

"Ne absolut nicht ihr Fall. Für sie kommt es nie in Frage aber bei mir ist es ihr egal was ich mache ... sie hat nur mal verlangt, dass ich halt möglichst keine Namen und Daten wähle oder mir was direkt ins Gesicht stechen lasse."

Ian zog sich grinsend die schwarzen Handschuhe aus.

"Wobei warte", erinnerte Pierre sich, "einmal war sie so wütend auf mich, dass sie mich angeschrien hat ich solle mir doch "Vollidiot" auf die Stirn tätowieren lassen."

"Becky kann wütend werden?"

"Nur bei mir und nur zu Hause und da muss ich sie wirklich auf die Palme bringen."

"Gott was hast du angestellt?!", lachte Ian, der Becky nur als höfliche, engelsgleiche, schüchterne Person kannte.

"Reden wir nicht drüber.", zwinkerte Pierre ihm zu und stand endlich nach Stunden wieder auf.

"Wieso kommt sie eigentlich nie zu deinen Terminen mit? Ich hätte sie gern mal wieder gesehen."

"Naja heute muss sie auf unsere Kleine aufpassen aber sie kann es auch so einfach nicht ab. Die würd uns hier umkippen. Weißt du sie schafft es ein Baby auf die Welt zu bringen aber das hier wäre ihr zu viel."

Pierre grinste. Eigentlich grinste er fast immer wenn er über sie redete.

Ian war manchmal echt neidisch. Die beiden waren einfach das Traumpaar schlechthin.

"Mit der Pflege kennst du dich ja bestens aus.", zuckte Ian mit den Schultern und sah nochmal auf sein Werk.

Er war ziemlich zufrieden.

Pierre auch.

Sie passten einfach gut zusammen. Er wusste was Pierre wollte, Pierre wusste sowieso was er wollte und zeichnete häufig sogar seine eigenen Vorlagen. Es klappte einfach.

"Mia will was buntes auf mir..."

"Olly würd dir da sicher gern mal was Disneymäßiges ...-"

"Ne vergiss es.", lachte Pierre.

Sofort sah Olivia um die Ecke:

"Na komm Pierre. So ne kleine Meerjungfrau auf deinem Fuß?!"

Er zeigte ihr den Mittelfinger und sie lachte.

"Ich hab dich auch lieb!", kicherte sie und huschte zurück an den Tresen.

"Meld dich mal. Ich mach mir Zeit für dich.", bot Ian an und Pierre versprach, dass sie diesmal nicht wieder soviel Zeit verstreichen lassen würden.

"Grüße an Ben! Schick mir den mal vorbei!", rief Ian noch, dann war Pierre auch schon draußen.
 

Nachdenklich kam er an einem Fenster vorbei in dem unendliche viele Ringe funkelten.

Durch die Geburt ihrer Tochter hatte sich ihr Leben ganz schön auf den Kopf gestellt und in dem ganzen neuen, aber natürlich auch schönen Chaos waren seine eigenen Verlobungspläne irgendwie unter gegangen.

Den Ring, den sie bekommen sollte, trug er allerdings immer bei sich.

Sie schien nichtmal zu ahnen, dass er es schon ziemlich lange vorhatte.

Tausendmal hatte er sich im Kopf ihre Reaktion ausgemalt...

Erst Hochzeit dann Kind....so war sein Plan gewesen...jetzt war es anders herum gekommen.

Mia könnte Blumen streuen.....oder ihnen die Ringe bringen...

Er lächelte.

Wann war er so ein idiotisch, peinlicher Romantiker geworden?

Sie löste jedes Mal etwas in ihm aus wenn sie zusammen waren und das waren jetzt ja schon einige Jahre.

Wie hatte sich sein Leben so wandeln können?

Er war früher so kaputt gewesen und jetzt kam ihm sein Leben fast schon kitschig perfekt vor.

Er hatte eine gesunde, wunderschöne, fröhliche, lustige Prinezssin von Tochter, die wunderbarste Frau der Welt als seine Königin, liebte seinen Job, hatte endlich nur noch Freunde die ihm gut taten und trotz Mia noch was über um sich um seine Körperkunst zu kümmern.

Becky's Prognose war ja, als sie gerade noch hochschwanger war, ursprünglich gewesen, dass er Mia zu Liebe auf weitere Tattoos würde verzichten müssen. Aber selbst das bekamen sie jetzt hin.

Und er stellte die beiden immer vor seine eigenen Wünsche.

Alles war perfekt. Es fehlte nur noch der Antrag (und vielleicht mal ein Hund?..)
 

Ein paar Wochen später...
 

BEN!!!, rief eine aufgeregte Stimme.

Es war Sophie. Er drehte sich irritiert um. Dann rannte er los.

Becky war einfach umgefallen.

Sie hatte doch eben noch fröhlich da gestanden in ihrem funkelnden Kleid?!

Hätte Pierre nicht so schnell reagiert wäre ihr zarter Kopf auf dem harten Boden aufgeschlagen.

So stark er auch wirkte und so tough er auch war, sobald es um Becky ging stand er komplett neben sich.

Natürlich hatte er sie nicht ran gelassen also hatte Sophie Ben gerufen und der war sofort zur Stelle.

Ben stieß Pierre grob zur Seite, weil er nicht lange mit ihm diskutieren wollte.

Sie reagierte weder auf direkte Ansprache noch auf seine Berührungen.

Schnell kontrollierte er mit pochendem Herzen ihre Atmung. Ja, die war da.

Dann brachte er sie in die stabile Seitenlage.

"Lukas ruf-", begann Ben.

Doch Lukas telefonierte bereits.

Der Rettungsdienst lies nicht lange auf sich warten.

Pierre wollte gerade dazu steigen.

"Ich fahr hinterher.", versprach Ben.

"Du bleibst hier...du musst schon in ein paar Stunden zum Flughafen."

"Ich lass euch nicht allein."

"Du kannst deinen Dienst nicht verweigern. Du bleibst."

Sie drückten sich kurz dann wurde Becky ins Krankenhaus gefahren.
 

Alle redeteten wild durcheinander.

Sogar Jenny wirkte geschockt.

"Was war mit ihr?!", fragte Lukas besorgt.

Ben nahm ihn in den Arm: "Das werden wir hoffentlich bald wissen.."
 

Ein par Stunden später lief Pierre mit Mia auf dem Arm zurück in die Eingangshalle des Klinikums.

Er hatte sie abholen müssen. Becky's Fehlen merkte man sofort den plötzlich war er nur noch am routieren.

Eine Frau im Eingangsbereich reichte ihm einen Flyer, er nahm ihn mit ohne drauf zu sehen.

In einem der Gänge oben auf Station sah er schließlich auf das Papier in seiner Hand.

Es war Werbung für regelmäßige Treffen der alleinerziehenden Väter....

Pierre drückte Mia fester an sich und lies den Flyer zerknüllt zu Boden fallen während er weiter lief.

"Papa? Wo ist Mama?", fragte Mia.

"Mama schläft.", sagte er nur knapp und streichelte mit zittriger Hand über ihren Hinterkopf.

Treffen Alleinerziehender Väter..

Jeden Mittwoch Nachmittag 16:45..

Der Ring

Lukas hatte Ben erst zum Flughafen begleitet und die letzten Momente noch ausgenutzt, um ihn zu umarmen und zu küssen.

Diesmal würde er wenigstens nur 1 Woche weg sein.

Kurz darauf saß er auch schon im Krankenhaus in der Mitte einer unbequemen Stuhlreihe und passte auf Mia auf während Pierre bei Becky war.

Besorgt las er der Kleinen ein Kinderbuch vor und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
 

Pierre kniete neben dem Bett in dem Becky lag.

Überall Geräte, Kabel, Schläuche..Fast hätte er es nicht ins Zimmer geschafft.

Es war noch zu früh um genaues zu sagen.

Er nahm ihre kleine, zierliche Hand in seine und betrachtete ihr ruhiges, regungsloses Gesicht.

Mit ihrem Porzellanteint glich sie in diesem Moment einer leblosen Puppe.

Er fühlte sich ...leer und wäre es ihm möglich würde er ohne zu zögern die Plätze mit ihr tauschen.

Da lag ein großer Teil von ihm im tiefen Koma.

"Hey Dornröschen ...wach auf..ich fleh' dich an...", sagte er leise.

Zärtlich küsste er den Handrücken von der Mutter seines Kindes und atmete tief durch.

Traurig zog er das kleine Kästchen aus seiner Tasche in dem sich der Ring befand, den er ihr noch irgendwann geben wollte.

Nachdenklich klappte er es auf und sah auf den kleinen, glitzernden Stein, der funkelte wie ihr Kleid letzte Nacht.

"Nimm mir nicht die Chance dir noch diese Frage zu stellen....Nimm uns das nicht weg. Wach auf. Für Mia."

Er steckte den Ring wieder weg und strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht.

Mit Tränen in den Augen lächelte er sie an:

"Schatz ich weiß ohne dich doch nicht mal wo das Waschmittel ist.."

Ihre Augen blieben geschlossen.

Langsam lies er seine Stirn verzweifelt und hilflos auf ihren Bauch sinken.
 

Als Pierre raus kam wirkte er zerstört und ziemlich abwesend.

Lukas lies das Buch sinken und sah ihn fragend an.

Doch sein Freund wich seinem Blick aus und hob Mia schwungvoll hoch, die auf ihn zu gerannt kam.

"Ich will zu Mama."

Lukas konnte Pierre ganz genau ansehen, dass dieser wirklich darum kämpfte die Fassung zu bewahren.

Schnell nahm er ihm Mia ab und sah sie lächelnd an:

"Wolltest du nicht jetzt noch mit mir Eis essen gehen? Onkel Ben ist nicht da, der kann uns das heute nicht verbieten!"

Ihr Gesicht erstrahlte: "Jaaaa!!!"

Pierre sah Lukas an und formte mit seinen Lippen ein lautloses "Danke", dann gab er seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn, wünschte ihnen viel Spaß und kaum waren die beiden außer Sichtweite lies er sich auf einen Stuhl sinken, stützte die Ellenbogen auf den Beinen ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Eine Weile später sah er auf sein Handy.

Im Messenger öffnete sich ein Foto von Lukas und Mia. Mia's Gesicht war Schokoladen verschmiert.

Lukas Text dazu lautete: Hey sorry es ist leicht eskaliert. Ich dachte ich geh jetzt mit ihr noch auf den Spielplatz und hoffe dass sie sich nach dem Zuckerscheiß auf der Schaukel nicht übergibt. Meld dich bitte wenn es was neues gibt. Kopf hoch.

Pierre schrieb nur: Ok.

Dann öffnete er auf seinem Handy ein Foto von Becky und musste an dieses eine Sprichwort denken. Wie ging es noch...

Good people are like candles; They burn themselves up to give others light. (turkish proverb).

Ohne sie wäre er nicht der Mann der er jetzt war. Sie hatte ihn in allem unterstützt und ihm einen neuen Weg ermöglicht.

Ohne sie hätte sein Leben eine ganz andere Richtung eingeschlagen.

Sie war sein Licht und dieses Licht zu verlieren würde ihn kaputt machen.

Dann wiederum durfte er aber eben genau das nicht zu lassen, weil Mia ihn brauchte.

Der zerknüllte Flyer für allein erziehende Väter lag immer noch auf dem Boden.

Langsam stand er auf, sammelte ihn ein und machte sich auf die Suche nach dem nächsten Mülleimer.

Nach einer weiteren Stunde musste er dann los um Mia von Lukas abzuholen. Lukas hatte zwar angeboten sie noch länger zu nehmen, aber das konnte Pierre nicht machen.
 

Abends saß er mit auf ihrem Bett.

Gott sie war so schnell so groß geworden und gleichzeitig so klein.

"Gute Nacht Tanz! Gute Nacht Tanz!", forderte Mia.

Pierre zögerte, das war normalerweise Becky's Part.

Unbeholfen drehte er sich zwei Mal im Kreis, kitzelte sie durch, gab ihr links und rechts einen Kuss und deckte sie zu.

"Nicht so! Wie Mama!"

Pierre sackte das Herz in die Hose.

Ohne diese Frau war er aufgeschmissen.

Heute Nacht blieb er bei seiner Tochter. Heute brauchte nicht nur sie ihn, er brauchte sie auch.

Dieses kleine blonde Wunder war ein Teil von ihm und Becky und aus irgendeinem Grund hatte er diese irrationale Angst sie könnte plötzlich aufhören zu atmen würde er sie alleine lassen.

Also blieb er. Ein erwachsener, großflächig und düster tätowierter Mann in einem rosafarbenen Bett voller Einhörner.
 

Lukas lag in eine Fleecedecke gewickelt auf der Couch und telefonierte mit Ben.

"Ich wünschte du wärst hier....Pierre braucht dich so...", flüsterte er und fügte noch hinzu,"..und ich brauch dich auch.."

Dann griff er nach der heissen Schokolade auf dem Couchtisch trank einen letzten Schluck und stellte die Tasse wieder weg.

"Glaub mir, ich habe es versucht..keine Chance...weiß man denn schon was?"

"Sie liegt im Koma...mehr kann ich dir nicht sagen..."

"Ich habe so ein schlechtes Gewissen. Hätten wir vielleicht vorher schon etwas merken müssen?"

"Sie war doch gut drauf wie so ziemlich immer. Ich fand sie wirkte wie immer."

Dann wechselten sie das Thema, weil sie jetzt im Moment ohnehin recht machtlos waren und es einfach zu bitter war.

"Hast du noch Zeit? Kann ich dich mit ins Bett nehmen?"

, fragte Lukas und machte sich mit dem Handy am Ohr auf den Weg ins Schlafzimmer.

"Na klar. Ich wäre jetzt wirklich gern zu Hause. Bei dir."

"Weißt du was ich gerade gemacht habe?", Lukas musste grinsen und kuschelte sich genüsslich unter die Decke.

"Was?"

"Ich lieg' endlich mal auf deiner Seite!"

Ben musste lachen:

"Endlich hast du mal genug Platz, was?"

"Irgendetwas gutes muss deine Abwesenheit ja haben."

"Ich wäre trotzdem lieber bei dir...würd dich gern in den Arm nehmen und küssen..streicheln..."

"Ben lass das! Das ist peinlich am Telefon, was wenn dich jemand hört?"

"Mir doch egal..", wenn er mit Lukas telefonierte konnte Ben gar nicht aufhören zu grinsen, vor allem wenn dieser sich so genierte.

"Ab morgen früh sind es nur noch 6 Tage...", murmelte Lukas und gähnte leicht.

"Bist du gerade nackt?"

"BEN!"
 

Am nächsten Morgen stand Pierre auf und begann in der Küche Frühstück für Mia zu machen.

Er selbst trank nur einen schlichten, schwarzen Kaffee.

Müde schaltete er das Radio ein und das erste Lied, das sie spielten war Billy Joel's :

Only The Good Die Young..♪♫

Loving can hurt

1 Woche später..
 

Lukas hatte aufgrund eines Termins heute keine Zeit gehabt Ben gleich auf dem Flughafen zu treffen, also saß er jetzt ungeduldig zu Hause und sah ständig zur Tür.

Endlich hörte er das leise Geräusch eines Schlüssels und sprang sofort auf.

Die Wohnung war ihm die letzten Tage über viel zu groß vorgekommen und viel zu leise. Manchmal hatte er einfach den Fernseher angeschaltet nur um ein Hintergrundgeräusch zu haben, es allerdings irgendwann wieder eingestellt weil es so eine Verschwendung war.

Viel peinlicher war, dass er die letzten Nächte mit einem von Ben's Hemden im Arm geschlafen hatte, nachdem er alles gegeben hatte um es nach ihm riechen zu lassen.

Ben schloss die Tür hinter sich, drehte sich um und schon wurde er von seinem Freund umarmt.

"Ich hab für dich gekocht.", strahlte Lukas zu ihm hoch.

"Du...?"

"Naja also ich hab dir Instant Cup Noodles gekauft und eben den Wasserkocher angemacht.", murmelte Lukas etwas weniger euphorisch.

"Ich hab auf was ganz anderes Appetit..", grinste Ben.

Sie sahen sich einen Moment lang an und küssten sich dann.

Eigentlich wollte Ben Lukas etwas wichtiges sagen, aber solange diese Situation mit Becky bestand, empfand er es einfach nicht als den richtigen Zeitpunkt.

Die letzten Tage über hatte er sich erbeten nicht mehr über die Sache informiert zu werden, weil es ihn zu sehr von der Arbeit abgelenkt hatte und es ihn nur wahnsinnig gemacht hätte nichts tun zu können.

Aber jetzt musste er es wissen:

"Wie geht es ihr? Wie geht es allen?"

Lukas antwortete nicht gleich sondern ging erstmal in die Küche und goss das heisse Wasser einmal in die Nudeln und in seine Teetasse.

"Also sie ist aufgewacht..", sagte er schließlich.

"Hey das ist super, das ist-"

"Warte freu dich nicht so....da ist noch was..."

"Was meinst du? Sie ist wach , das ist doch alles was zählt."

"Ja sie ist wach aber....sie wird heute operiert...und uns wurde gesagt, dass die geplante OP ziemlich riskant ist.."

"Operation...wieso..?"

"Naja ich habe nicht all den ganzen medizinischen Jargon verstanden aber sie hat wohl eine seltene Art von Hirntumor....erst wurde über Bestrahlung geredet aber....sie muss dringend operiert werden und sie können wohl nicht garantieren dass das 100% gut verläuft bzw sie alles weg bekommen und wie Becky's Körper in ihrem Zustand auf den Eingriff reagieren wird. Wie gesagt ich hab nicht alles verstanden ich will jetzt auch nichts falsches sagen..."

"Ich muss zu Pierre...und was ist mit Mia??"

"Schatz Pierre will heute niemanden sehen..er fühlt sich schon wie der schlechteste Vater auf der Welt, weil er Mia heute zu seinen Eltern abgegeben hat....aber er hatte sich einfach nicht im Griff und wollte ihr keine Angst machen."

"Ach das ist doch alles Scheiße..."

"Ich weiß...", seufzte Lukas und begann die Instant Nudeln zu essen.

"Hey, ich dachte die wären für mich?"

"Als ob du die gegessen hättest..."

"Auch wieder wahr. Reicht schon, dass ich seit wir zusammen wohnen 2 Kilo zugenommen habe."

"Ich bin immer noch überzeugt davon, dass das nicht meine Schuld ist."

"Du bestellst dauernd Fast Food."

"Woher willst du wissen, dass es Fett ist ...vielleicht ist es ja auch mehr Muskelmasse."

"Ich wiederhole...du bestellst andauernd Fast Food."

"okok...."

Ben beobachtete Lukas beim Essen und wollte es ihm so gern sagen...aber es ging noch nicht.

Später...

Jetzt waren seine Gedanken erst einmal bei Pierre und vor allem bei Becky.
 

Pierre war vor Erschöpfung auf einer Bank im Eingangsbereich eingeschlafen.

Er hatte geträumt mit Mia an der Hand vor einem Erdloch zu stehen und einen Ring runter auf einen dunklen Sarg zu werfen.

Kaum war er wach griff er nach dem Kästchen...es war noch da. Es war nur ein Traum.

Zögerlich ging er los.
 

Ein paar Stunden zuvor..
 

"Nur noch einmal!", Mia sah ihn aus ihren großen Augen erwartungsvoll an.

Eigentlich hatte er die Gitarre gerade zur Seite legen wollen.

Er musste zurück zum Krankenhaus. Gott sei Dank wohnten seine Eltern nicht weit entfernt davon.

Becky's Eltern dagegen waren ausgerechnet jetzt gerade auf einer Kreuzfahrt und bisher nicht zu erreichen.

Sie wussten noch gar nichts....

"Wirklich nur einmal...."

"Ja.", strahlte sie.

Dann begann er zu spielen und leise dazu zu singen.

Mia verstand es gar nicht so richtig fand das Lied "Stand Tall" von VOILÀ aber total toll. Gleich nach einigen Disney Songs und Liedern die sie aus dem Kindergarten kannte.

Pierre räusperte sich und sah runter auf die Gitarre

"If your light goes out tonight, it will end up in the sky...", sang er und musste dabei natürlich an Becky denken.

"Papa weinst du?"

"Oah nein ein Fussel...", schnell rieb er sich über die Augen und sang weiter, "But my star it's not your time, it's not your time"

Mia begann fröhlich mit zu summen.

Pierre beobachtete sie dabei und lächelte traurig.

"Stand tall for a lifetime. You got more, you got more to give. And I hope for a lifeline..You'll be here to bring up your kids.."
 

Stunden später im Krankenhaus..
 

Noch müde von seinem unfreiwilligen Nickerchen und dem beschissenen Traum musste er erstmal etwas Wasser trinken.

Eine Schwester gab ihm bescheid, dass er jetzt zu ihr könnte.

Sie wollte ihn hin bringen aber er rannte an ihr vorbei.

"Hey!", rief sie ihm nach.

Er hörte sie gar nicht.

Sie sah ihm bereits entgegen, als er das Zimmer betrat.

"Hey Baby..", sagte er heiser.

"Komm her...", ihre Stimme wirkte erschöpft. Aber immerhin sah sie ihn endlich wieder an.

Mit ein paar wenigen Schritten war er bei ihr und kniete sich wieder neben das Bett. Ihre Hände berührten sich vorsichtig.

"Wie geht es Mia?"

"Prima...meine Eltern verwöhnen sie heute mal...es tut mir so leid....ich habe es heute nicht allein geschafft..."

"Schatz.....", lächelte Becky und sah ihn liebevoll an, dann streichelte sie über seine Wange, "du musst nicht perfekt sein...du musst sie nur lieben und immer für sie da sein. Alle helfen dir dabei...das weißt du.."

"Sie vermisst dich....aber du kommst ja bald nach Hause...", er gab ihr einen leichten Kuss.

"Wenn nicht dann sag ihr bitte dass-"

"Becky du kommst wieder nach Hause...wir sehen sie gemeinsam aufwachsen...wir werden scheiße alt zusammen und machen langweilige Sachen wie Kreuzworträtsel und ...machen ihr das Leben so peinlich wie möglich wenn sie ein Teenager ist und ihren ersten Freund nach Hause bringt.."

Becky lies sich nicht beirren:

"Aber falls nicht, dann sag ihr dass ich sie mehr liebe als alles andere auf der Welt und sag ihr das sooft es geht und lass dich nicht gehen... das Leben ist schön...und das leben ist da um gelebt zu werden. Es geht immer ...immer weiter."

"Hast du gar keine Angst?"

"Natürlich habe ich Angst.", lächelte sie und er sah wie ihre Augen feucht glänzten.

"Schatz ich kann das ohne dich nicht...."

"Versprich mir, dass du dein bestes gibst."

"Ich weiß nicht..."

"Los..."

"Ich versprechs..."

"Pierre...du bist das beste was mir je passiert ist... ich weiß, dass du denkst ich hätte zu viel für dich geopfert....aber du hast auch mein Leben schöner gemacht....und ich würde nie etwas anders machen wollen.."

"Hör auf so zu reden als wäre das hier ein Abschied..."

"Bring den Biomüll bitte immer gleich runter....und ...sei netter zu den Leuten im Kindergarten..und ich hab dir hier aufgeschrieben wie der Gute Nacht Tanz geht..", sie deutete auf einen Zettel auf dem kleinen Tisch neben dem Bett.

Pierre küsste sie.

"Ich liebe dich so unendlich..."

"und ich liebe dich..."

Die Tür wurde geöffnet. Es war an der Zeit.

"Du bist eine Kämpferin. Klar? Du schaffst das!", am liebsten würde er sie festhalten.

"Egal was passiert. Du musst noch viel stärker sein, okay? Sag Mia, dass Mama sie lieb hat."

"Bis gleich Becks..."

Sie schoben das Bett mit seiner Freundin auf den Flur hinaus.

Pierre musste hilflos hinter her sehen. Da durfte er nicht mit.

Plötzlich rief sie:

"Stopp! Stopp ich muss ihm noch etwas sagen!"

Eine Schwester beugte sich über sie:

"Es tut mir leid aber wir haben wirklich keine Zeit mehr."

Becky holte tief Luft und rief den Flur runter hinter Pierre her:

"SCHATZ! MEINE ANTWORT WÄRE JA GEWESEN! ICH WÜRDE MICH IMMER FÜR UNS ENTSCHEIDEN!!

ICH LIEBE DICH!!"

Dann wurde sie durch eine Tür und aus seinem Sichtfeld geschoben.

Pierre fühlte sich wie betäubt...

benommen machte er sich auf den Weg zurück zu Mia.

Becky's letzte Worte hallten immer wieder in seinem Kopf nach.

Es fühlte sich an als würde er keine Luft mehr bekommen.

Erst als er seine Tochter im Arm hielt atmete er wieder richtig durch.

You're a light so let it shine

Let it shine up in the sky

'Cause my star it is your time

It is your time

And we'll wish up upon you

And you'll wish down on us too

'Cause your time it is tonight

It is tonight

It is tonight

Schlange

Ein paar Monate später..
 

Sie saßen zusammen auf der Couch und hatten bereits einiges getrunken.

Immer wenn Lukas weg sah, nutzte Nick die Gelegenheit, um dessen Glas wieder auf zu füllen.

"Danke, dass du uns nochmal die Chance gibst über alles zu reden.."

"Das ändert aber nichts daran dass ich ziemlich enttäuscht von dir bin.", erklärte Lukas und rieb sich über die Stirn. Langsam wurde ihm etwas schwindelig. Ganz schön warm hier drinnen.

Sie hatten sich im Club getroffen, wo er nur gewesen war, weil ein Freund von ihm dort als Barkeeper angefangen hatte.

Lukas war ewig nicht mehr dort gewesen.

Nick war ihm natürlich nicht von der Seite gewichen und hatte ihm direkt den ersten Drink in die Hand gedrückt.

Und tja....so war es weiter gegangen bis zu Lukas nach Hause. Wieso war er nur immer so naiv und gutmütig mit Nick?

Im Hintergrund spielte leise Musik.

Lukas sah Nick kurz doppelt und verschwommen.

War das nur Alkohol? Wirklich?

Ein Kribbeln huschte über die Innenseiten seiner Schenkel und sofort rutschte Lukas ein Stück weg, doch der andere rutschte gleich hinterher.

"Alles okay..?", grinste Nick.

Puh ...war alles okay? Lukas war sich langsam nicht mehr sicher. Aber vor ausgerechnet dem Schwäche zeigen? Niemals.

Das wäre unklug.

"Ja...ich ...denk schon."

Eigentlich hatte er längst nichts mehr im Griff.

"Weißt du wir sind jetzt beide um einiges reifer und wissen was wir wollen....haben einen völlig anderen Standpunkt und ...du hast dich wirklich sehr zum positiven verändert."

"Meinst du?", Lukas fühlte ein regelrechtes Brennen auf der Haut.

"Ja meine ich...ich fand dich immer gut...das weißt du...aber jetzt...", Nick strich mit der Hand über Lukas' Bein.

"W-warte...was machst du?"

"Fühlt sich das nicht gut an?", Nick's Finger glitten unter Lukas' Hemd.

Alles wirkte so merkwürdig weit weg.

Kraftlos griff Lukas' an Nick's Handgelenk.

"Nur eine Chance...", flüsterte der leise und begann Lukas' zu küssen.

Lukas versuchte sich dem zu entziehen, fühlte sich aber sehr benommen und gleichzeitig erregt. Was zur Hölle.. Irgendwas war nicht richtig...absolut nicht richtig.

"Gesteh' es dir doch endlich mal ein...wir wurden für einander gemacht...", Nick begann Lukas' Hemd zu öffnen.

Es machte ihn ziemlich an wie glasig die Augen des Kleinen grad waren...und diese leicht geröteten Wangen...seine geöffneten Lippen...seine Hilflosigkeit..

Langsam drückte er Lukas' auf den Rücken runter und stieg über ihn...

"Nick ....hast du ...mir was...hast du mir was gegeben..?", Lukas Brust hob und senkte sich aufgeregt etwas schneller.

"Du musst einfach mal etwas lockerer werden..", Nick strich mit beiden Händen über Lukas' blasse, zarte Haut und spürte dessen Nippel unter seinen Handflächen.

"Bitte geh, ich ....hätte dich nicht rein lassen sollen..", Lukas war so durcheinander und benebelt, dass er nicht sicher war, ob er das gerade nur gedacht oder wirklich laut ausgesprochen hatte.

So oder so....Nick ignorierte es und begann ihn erneut zu küssen, befeuchtete seine trockenen Lippen..

Beide rochen noch nach Rauch und Alkohol.

"Ich hab doch gemerkt wie du mich noch ansiehst...du machst dir was vor....lass es einfach zu...", grinste Nick, öffnete Lukas' Hose...zog sie ihm aus und drückte dessen Beine grob auseinander.

"Mir ist ...komisch...warte..", Lukas schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder, doch nichts wurde besser.

"Ich glaub wir müssen deine Erinnerung mal etwas auffrischen ....wie viel Spaß wir früher hatten.... Ich hab dich nie vergessen ..ich bin verrückt nach dir...", Nick spürte seine Erektion fast schon schmerzlich gegen den Stoff seiner Hose drücken.

"Nick ...was machst du..", Lukas bekam ein heftiges Hämmern im Kopf und sein Mund fühlte sich so unglaublich trocken an.

"Du musst echt mal wieder richtig gefickt werden....du weißt doch gar nicht mehr was gut ist...", Nick zog sich jetzt auch sein eigenes Hemd aus und küsste Lukas ein drittes Mal.

Unzufrieden stellte er fest, dass der andere es nicht erwiderte.

"Mach mit oder das wird gleich ziemlich weh tun..."

Er wollte gerade seine Hose öffnen als Ben in der Wohnzimmertür auftauchte.

Eigentlich wollte er erst morgen wieder da sein, aber dann hatte er sich spontan entschieden schon in der Nacht nach Hause zu fahren.

"Lukas?!"

Entsetzt sah er zur Couch und direkt auf die beiden. Auf dem Tisch standen Gläser und Flaschen.

Lukas hatte nichts mehr an außer sein offenes Hemd, das aber schon so weit runter gerutscht war, dass es auch seine schmalen Schultern entblößte.

Nick trug noch eine Hose...immerhin, war jedoch Oberkörper frei und über Lukas und sie ...küssten sich.

Nick sah sich um und besaß die Unverfrorenheit zu sagen: "Hey wir sind hier grad beschäftigt kannst du wieder gehn'?"

Ben platzte beinahe der Kragen: "Runter da...."

"Ben...?", Lukas wurde fast komplett von Nick verdeckt.

Was passierte hier eigentlich gerade?`

Gott ....ihm wurde übel.

Er wollte hoch kommen, doch da war noch der andere über ihm und außerdem wurde ihm dabei direkt wieder so schwindelig, dass er sich machtlos zurück sinken lies. Es war schwer überhaupt nur einen ansatzweise klaren Gedanken zu fassen.

"Ach verpiss dich!", Nick sah gar nicht ein abzuhauen, was natürlich unter anderem auch dem hohen Alkoholkonsum geschuldet war.

Ben brauchte nur zwei große Schritte bis zur Couch und riss Nick so grob von Lukas runter, dass dieser auf den gläsernen Couchtisch krachte.

Der hielt das natürlich nicht aus und ein Meer aus Scherben breitete sich auf dem Teppich aus.

Als er sich wütend aufrappelte schnitt er sich mit einer davon in die Hand.

Die selbe, jetzt blutige Hand, ballte er nun zur Faust und verpasste Ben einen Kinnhaken.

Lukas setzte sich mühsam auf, zog die Beine eng an seinen entblößten Körper und kauerte so da.

"Stopp! Lasst das!", versuchte er es zaghaft doch beide Männer ignorierten ihn, sogar Ben, der nach dem Schlag ziemlich in Rage war.

Zornig rieb er sich über die Stelle, an der Nick ihn erwischt hatte : "Verschwinde aus meiner Wohnung!"

"Ich glaub Lukas will lieber dass ich bleibe!", lachte Nick und diesmal fing er sich eine von Ben.

Erst taumelte er durch den unerwarteten Treffer ein bisschen zurück, dann stürzte er sich auf den anderen.

Gemeinsam schlugen sie so heftig gegen die Wand, dass der Tisch neben ihnen zu wackeln begann und Lukas Lieblingsvase auf dem Boden zerschnellte.

"Glaubst du, du bist besser für ihn?! Als ob das lange halten wird...nur solange, bis dir einfällt, dass du doch mal wieder ne Pussy haben willst und dann wartet Jenny mit geöffneten Beinen auf dich. Mit ihrer feuchten engen Fotze.", zischte Nick und spuckte Blut auf den Boden.

"Ich sagte raus aus meiner Wohnung!!", Ben griff Nick in die Haare und schlug dessen Kopf gegen die Wand.

Daraufhin griff dieser nach der Schere neben sich auf dem Tisch und holte aus.

Ben wich zur Seite, drehte Nick den Arm auf den Rücken und drückte ihn unsanft vor sich her bis zur Tür.

Am liebsten hätte er ihn raus getreten, doch er schubste ihn nur in den Flur und knallte die Tür so heftig zu, dass man Angst haben könnte sie würde danach nicht mehr richtig schließen.

Nicks Gefluche hallte durch den Gang.

Als Ben dann auf Lukas zu kam, zuckte dieser zurück.

"Ich...hab...ich...", Lukas war komplett überfordert mit der Situation.

Hatte Ben eben nur Nick vertreiben wollen, oder auch Jenny verteidigt?..

"Was....", begann Ben...packte Lukas' Gesicht und sah ihm in die Augen, dann drehte er auf der Stelle um und lief Nick hinter her.

"Ich geh ja schon! Du brauchst mich nicht raus bringen!"

"Was zur Hölle hast du ihm gegeben?!"

Nick lachte gehässig: "Mehr als du ihm je geben könntest?"

"Du weißt was ich meine...also?!"

"Ja das wüsstest du gern was?", grinste Nick.

Ben schlug ohne zu zögern zu, was so gar nicht seine Art war. Aber dieser Typ traf bei ihm einfach einen Nerv.

Sofort griff Nick sich an die blutende Nase.

"Wichser!", keuchte er und stieß Ben von sich weg.

"Was...hast du ihm gegeben?!"

Ein paar Meter weiter wurde eine Wohnungstür geöffnet und eine Nachbarin sah verstört auf den Flur:

"Klärt das woanders oder ich ruf die Polizei!"

Nick grinste nur, stieß Ben so heftig er konnte vor die Brust und verschwand das Treppenhaus runter, dabei hinterließ er auf ungefähr jeder dritten Stufe ein paar Blutstropfen.

Ben sah zu der Nachbarin, die ziemlich müde aber ebenso entrüstet aussah und im Schlafanzug da stand.

"Hey Ms Henderson....", begann er und ging kurz rüber um sich bei ihr zu entschuldigen und sie etwas zu beruhigen.

Was nicht so leicht war, denn Nick hatte ihm das Hemd kaputt gerissen und er blutete leicht an der Schläfe.

Wenigstens hatte Nick mehr einstecken müssen und seine Nachbarn kannten Ben und Lukas Gott sei dank sonst als sehr zuvorkommende, extrem ruhige und freundliche Nachbarn.

Was für ein widerliches Stück Dreck war dieser Mann eigentlich, dass er in seine Wohnung eindrang, sich an seinen Freund ran machte und diesen scheinbar auch noch unter Drogen setzte.

Bevor Ben wieder in die Wohnung ging atmete er kurz durch.

Er wollte Lukas vertrauen und er tat es auch...aber gerade nur der verständnisvolle Freund zu sein war auch schwierig, nachdem er die beiden so zusammen gesehen hatte.

Stumm ging er an der Couch vorbei und kam dann kurz darauf mit einem Glas Wasser wieder:

"Trink das..."

Leider war er sich ziemlich sicher, dass Lukas sich dagegen wehren würde Nick anzuzeigen und auch dagegen zu einem Arzt zu gehen.

Lukas nahm einen Schluck. Einen ziemlich kleinen.

"Trink es ganz...", befahl Ben und setzte sich neben ihn auf die Couch.

Wieso passierte in den letzten Monaten eigentlich nur noch Scheiße?

Seit er Lukas den Antrag gemacht hatte ging alles bergab.

"ich glaub ich hab....zu viel getrunken...", flüsterte Lukas und war sich selbst nicht sicher wieso er es flüsterte.

"Auf jeden Fall...", war Ben's recht nüchterne Antwort.

Klar er wusste, dass Lukas von Nick überrumpelt und betäubt und manipuliert wurde....aber deswegen musste er ja nichts beschönigen, oder? Lukas war vielleicht nicht ganz so selbstsicher oder stark aber trotzdem auch kein Teenager mehr.

Er wartete bis das Glas leer getrunken war.

Dann stützte er Lukas auf dem Weg ins Bad und war ziemlich erleichtert, als der Kleine kurz danach kotzend über der Kloschüssel hing.

"Oh gott... schau nicht hin...", stöhnte Lukas.

Doch Ben war mit einem anderen Gedanken beschäftigt:

"Du gehst diesem Typen aus dem Weg...."

Er war nicht der Mann, der seinem Partner Dinge verbieten wollte, aber würde er diesen Nick noch einmal so in Lukas' Nähe sehen würde er ausrasten.

Das hier war eine Ausnahmesituation. Diesen Kerl duldete er weder hier in seiner Wohnung noch sonst wo nah bei seinem Freund.

"Ja....", krächzte Lukas und traute sich noch nicht von der Kloschüssel weg.

"Du löscht alles was du von ihm hast, blockierst ihn überall...wenn du das nicht packst dann kümmer ich mich drum."

Ben versuchte angestrengt dieses Bild zu vergessen....dieses Wissen darüber, dass Nick und Lukas sich wirklich geküsst hatten...

Verletzt hatten ihn auch Nick's Worte....mit denen dieser angedeutet hatte, dass das hier mit Lukas für ihn angeblich nur eine Phase wäre und er bei der nächsten Gelegenheit wieder mit Frauen rum vögeln würde.
 

Am Morgen schlief Lukas ziemlich lange.

Als er endlich aufwachte fehlten ihm ein paar Erinnerungen an die letzte Nacht.

Die unangenehmsten Details kamen allerdings nach und nach zurück.

Darauf hätte er gut und gerne verzichten können.

Gott wie sollte er jetzt ,mit wieder klarem Kopf, nur Ben in die Augen sehen?.....

In Windeseile huschte er zum Duschen und Zähne putzen ins Bad. Danach ging es schon etwas besser.

Ben hatte ihm zwei Wasserflaschen auf den Nachttisch gestellt.

Lukas zog sich an und trank fast 500 ml auf einmal.

Für Leute wie Ben war das vielleicht lächerlich wenig. Aber für Lukas war es ziemlich, ziemlich viel.

Ben schien wohl schon aus dem Haus zu sein....

Na Gott sei dank....

Lukas wollte sich gerade erleichtert etwas entspannen, als jemand hinter ihn trat und er heftig zusammen zuckte.

"Morgen..", murrte Ben und gab Lukas' von hinten einen Kuss auf den Hals.

"Morgen...", nuschelte Lukas und drehte sich zu seinem Freund um. Ziemlich reumütig.

Mist er war also doch da...

Ben wollte sich zu einem Kuss runter beugen, doch Lukas hielt ihn zurück:

"Warte...das geht nich' du hast mich spucken sehen....", seine Wangen färbten sich schnell rosa.

"Jetzt riechst du grad nach Zahnpasta...", stellte Ben fest und holte sich den Kuss den er haben wollte einfach.

"Ich schätze wir müssen reden...", seufzte Lukas, der sich unendlich schämte, aber es würde sonst die ganze Zeit wie der Elefant im Raum stehen und ihm war durchaus aufgefallen, dass Ben die Nacht auf der Couch verbracht hatte.

Ausgerechnet auf der Couch....aber gut die konnte ja auch nichts dafür.

"Ich kann das jetzt noch nicht...ich muss erst was essen...", war Ben's Abfuhr.

Lukas war so eine Abweisung gar nicht mehr gewöhnt.

Normalerweise hatte Ben eigentlich immer sofort ein Ohr für ihn, wenn es ihm möglich war.

Aber gut um eine normale Alltagssituation ging es hier ja auch gerade nicht..

"In Ordnung..okay..", lenkte Lukas schnell ein. Was blieb ihm auch anderes übrig.

Musste er sich doch Sorgen machen?

Wieso hatte er Nick nicht gleich im Club abgewiesen? Dort hätte er Security und andere Leute zur Unterstützung gehabt. Aber er hatte sich einlullen lassen. Vom Alkohol und Nick's Charme.

Ja wenn Nick was wollte konnte er ziemlich findig und eloquent sein...

Aber das sollte jetzt keine Ausrede sein.

Lukas seufzte leise und beobachtete wie Ben eine Schachtel Eier aus dem Kühlschrank holte.

Er selbst hatte irgendwie ungewohnter weise nur Durst, zwang sich allerdings auch etwas leichtes zu essen, dann hielt er es nicht mehr aus und setzte sich auf Ben's Schoß, als dieser gerade am Tisch saß und ebenfalls etwas aß.

Zum Glück schubste der ihn nicht direkt wieder runter, sondern legte den freien Arm um ihn.

Letzte Nacht war ziemlich gruselig gewesen.

Lukas müsste sich gleich mal um den kaputten Couchtisch, einen kaputten Stuhl, die kaputte Vase und noch ein paar andere Kleinigkeiten kümmern.........

Zumindest war für ihn jetzt aber glasklar, dass er Nick wirklich aus seinem Leben streichen musste. Komplett. Bisher hatte er immer wieder an diesen einen guten Funken in ihm geglaubt. Wahrscheinlich einfach weil sie eine gemeinsame Vergangenheit hatten. Aber es gab eben Leute die giftig für einen waren und die einem schlichtweg nicht gut taten und wohl auch nie gut tuen würden. Und Jenny und Nick gehörten definitiv dazu.

Leider erinnerte allerdings auch Lukas sich an Nick's Worte bezüglich Jenny:

Glaubst du, du bist besser für ihn?! Als ob das lange halten wird...nur solange, bis dir einfällt, dass du doch mal wieder ne Pussy haben willst und dann wartet Jenny mit geöffneten Beinen auf dich. Mit ihrer feuchten, engen Fotze.

Lukas sah zu Ben auf....

Da war doch nichts dran, oder?

Später tat Lukas etwas, das er nie tun wollte und sah durch Ben's Kontakte auf dessen Handy.

Da...

Jenny..er hatte ihre Nummer noch.

Wieso? Hatte er die nicht schon vor Ewigkeiten gelöscht...?

Lukas verunsicherte das, aber er fühlte sich nicht, als dürfte er es nach der Scheiße mit Nick ansprechen..

Oah oh man...dieses Jahr....so viel Mist war passiert. So viel Mist.

Was wenn Ben sich wirklich gar nicht 100% sicher war?

Aber er hatte ihm doch einen Antrag gemacht..

bereute er das vielleicht?

War es wirklich eine Phase? Immerhin war er ja Ben's erster männlicher Partner...

das stimmte ja..

Man dieser beschissene Nick ! Lukas hatte noch nie Zweifel an Ben gehabt. Noch nie.

Schnell lief Lukas zu Ben, der sich kurz nochmal hingelegt hatte und krabbelte über die Matratze auf ihn zu.

Er fühlte sich dabei etwas billig aber er brauchte jetzt ein wenig Bestätigung...

Zärtlich küsste er über Ben's Brust.

Ben hob leicht den Kopf: "Was ist denn jetzt los?"

Lukas setzte sich auf seinen Schritt, sah auf ihn runter und zog sich ohne zu antworten langsam aus.

Dann griff er nach Ben's Händen und legte sie sich auf die Hüften.

Ben sah zu ihm auf und schob ihn von sich runter:

"Nicht jetzt. Ich bin müde."

Charity Ball

Am nächsten Tag.

Abends.
 

Keiner von ihnen war jetzt der größte Tänzer oder besonders scharf drauf, an diesem Event teil zu nehmen.

Allerdings war es eben für einen guten Zweck und Lukas war quasi von der Arbeit aus da.

Überhaupt der einzige Grund wieso man sie da rein lies, denn es waren auch viele bekanntere Personen zu Gast.

Unter anderem ein Künstler, dem Ian aus irgendeinem Grund ständig aus dem Weg zu gehen versuchte.

Als ob die sich kennen würden. Lukas grinste. Wenn Ian nicht gerade auf der Flucht vor diesem Gary war, dann spürte Lukas wie er ihn argwöhnisch beobachtete. Er würde nie Ian's Gesichtsausdruck vergessen, als er zum ersten Mal Ben mit einem Mann Hand in Hand gesehen hatte.

Ian's erste Worte waren folgende gewesen: "Gott verdammt werden denn auf einmal alle um mich herum schwul?!"
 

Lukas betrachtete Ben von der Seite. Er sah toll aus....dieser Mann war einfach gemacht für jedwede Uniform und jeden Anzug.

Aber natürlich sah Lukas ihn eben auch durch eine rosarote Brille. Den Blicken der anwesenden Damen zufolge kam Ben allerdings auch bei vielen anderen gut an. Zum Leidwesen der mit gezwungen wirkenden Partner besagter Ladies.

"Eigentlich ist das hier ja ein Event zu dem Paare eingeladen sind. Meinst du die lassen Pierre so alleine überhaupt rein? Wieso tut er sich das eigentlich an?"

"Wegen Ian glaub ich. Die beiden sehen sich ziemlich selten. Aber richtig sicher bin ich mir nicht. Wir haben die letzten Monate wenig geredet. Er hat sich recht zurück gezogen...seit na du weißt schon..."

"Ich muss dir was gestehen.....mein Chef erwartet, dass ich nachher mindestens am ersten Tanz teilnehme....."

"Ist ja schön für dich. Ich geh dann was trinken und feuer dich an...", versuchte es Ben einmal schwach aus der Nummer raus zu kommen, natürlich war ihm schon klar was das implizierte....

"Es tut mir so leid...", grinste Lukas etwas verlegen.

"Wir hätten vorher vielleicht doch ein, zwei Mal üben müssen..", lächelte Ben und war überzeugt davon, dass er Lukas später ordentlich ein paar Mal auf die Füße treten würde.

Auch wenn sie jetzt so locker und scheinbar normal und gut gelaunt mit einander redeten, war dieser Vorfall mit Nick noch immer viel zu frisch und unausgesprochenes Thema zwischen ihnen, das für unterschwellige Spannungen sorgte. Sowas kannten sie in ihrer Beziehung bisher noch kaum.

Es war furchtbar.
 

Pierre fühlte sich merkwürdig so allein.

Er hätte ja Mia als seine Partnerin mitbringen können, aber dafür müsste sie erstmal volljährig sein.

Nein, nein. Die kleine Dame hatte ein kinderfreundlicheres Programm.

Es war, seit dem das mit Becky geschehen war, der erste Abend, an dem er nicht bei Mia war.

Meine Güte hatten sich hier manche rausgeputzt. Ging es wirklich nur um Charity oder vielleicht auch ein wenig darum gesehen zu werden....

Er war noch nie auf einem Wohltätigkeitsball gewesen.

Schon gar nicht allein.

Wenigstens sah er in einiger Entfernung bereits Ian und kurz darauf auch Ben und Lukas, die leicht angespannt wirkten. Wahrscheinlich unter anderem, weil Lukas zu den Paaren gehörte die noch tanzen sollten.

Pierre hatte mit Händen und Füßen versucht hier wenigstens nicht ganz so albern rein zu kommen, sondern nur etwas schicker, aber am Eingang hatten sie ernsthaft Leihjacketts...Krawatten und sogar Fliegen...

Damit hatte er definitiv nicht gerechnet. Er hatte ursprünglich vor gehabt hier nur mit Hemd und Weste rein zu kommen. Die hochgekrempelten Ärmel, hatten sie ihm auch runter gekrempelt, da er "zu auffallend tätowiert" war und eventuell manche Personen daran Anstoß nehmen könnten.

So ein Dreck!

Er lies sich das nur gefallen, weil Ian auf ihn zählte und weil er hier später noch zum Gitarre spielen gebucht worden war.

Nicht sein Hauptjob natürlich. Aber ein netter Nebenverdienst und es machte ihm einfach Spaß.

Ben und Lukas würden echt blöd gucken. Die wussten davon gar nichts. Normal war er ja Tischler. Was aus irgendeinem Grund nie jemand von ihm dachte.

Allerdings hatte es früher ja auch eher nach einer kriminelleren Laufbahn ausgesehen. Das musste er ja selbst zugeben.

Also konnte er es keinem wirklich übel nehmen.

Fuck...wohin er auch sah.....Pärchen...

Paare überall.

Die Erleichterung war groß, als er Ian mit dessen Begleitung an der Bar traf und als er feststellte, dass es hier zwar kein Bier aber zumindest Whisky gab, der sogar was taugte.
 

Dann passierte das Unglück..

"Oh nein...", stöhnte Lukas und sah auf die Person, die sich in einem hautengen roten, langen, Kleid mit Beinschlitz durch die Menge schlängelte. Ihre eleganten goldenen Locken hüpften bei jeder Bewegung mit.

Ebenso ihre Brüste....Der Ausschnitt ging ihr fast bis zum Bauchnabel.

Ja, er musste zu geben sie hatte absolut den Körper dafür...aber trotzdem....musste das sein?!

Jenny....er hätte fast gewürgt.

Schnell sah er zu seinem Freund und musste feststellen, dass auch Ben sie bereits entdeckt hatte und ihr deutlich mit den Blicken folgte...

"Was gesehen das dir gefällt..?", murmelte Lukas eifersüchtig.

Er konnte nichts dagegen tun aber seit der Sache mit Nick war die Atmosphäre eben immer kurz vorm Kriseln.

"Was soll das..?", fragte Ben verständnislos.

"Jetzt tu' mal nicht so....ich weiß, dass du noch Interesse an ihr hast..." zischte Lukas.

Kennt ihr diesen Moment in dem ihr etwas einfach sagen müsst obwohl ihr es nicht sagen wollt und wisst dass es dumm ist und dass ihr es nicht tun solltet? Aber irgendwie kriecht es aus euch raus und dann ist es da und dann habt ihr zu viel Stolz um es zurück zu nehmen? Genau das war ihm gerade passiert.

"Spinnst du?", Ben war ehrlich empört.

Sofort wandten sich ihnen ein paar der umstehenden Leute zu, die natürlich schadenfroh zu lauschen versuchten.

Die Musik wurde gewechselt. Gleich waren sie dran mit dem Tanzen.

Ausgerechnet jetzt war es aus ihm raus geplatzt. Ausgerechnet jetzt und hier.

Was machte diese blöde Kuh auch immer dort wo sie einfach nur störte?

Wieso konnte sie nicht ans andere Ende der Welt ziehen und wieso hatte man die Nummer seiner intriganten Ex noch in seinem Handy?!

"Naja du hättest ihr jetzt nicht so auf den Hintern gucken müssen.."

Da! Der zweite Satz, den Lukas eigentlich nur hatte denken und nicht aussprechen wollen.

"Ist das wegen dem was Nick gesagt hat??", fragte Ben und erhob dabei ziemlich die Stimme.

"Psst! Mein Chef ist doch auch hier irgendwo. Muss doch keiner mitbekommen...", versuchte Lukas wieder etwas zurück zu rudern und schämte sich dabei in Grund und Boden. Wieso hatte er nicht einfach die Klappe halten können? War doch alles gut, solange Ben nicht auf sie zu ging....oder?

Und im Grunde erzwang Jenny mit so einem Kleid...ja förmlich die Aufmerksamkeit aller hier...

"Sag mal Lukas....vertraust du mir nicht?"

"Doch schon!"

"Aber?"

"Wieso zur Hölle hast du sie noch in deinem Handy?!"

Ben war für einen kurzen Moment ernsthaft sprachlos.

"Du...warst an meinem Handy...?"

"Naja er hat all diese Sachen gesagt und ..."

"Scheiße Lukas was soll das?! Hab ich dir jemals einen Grund gegeben?"

"Naja und du bist soviel weg und ich weiß nicht wirklich was du ...machst und...", stammelte Lukas.

Ben lies ihn einfach stehen und ging weg.

"Ja hau halt ab!", rief Lukas ihm nach und erntete wieder hämisch amüsierte Blicke.

Dann trollte er sich mit rotem Kopf zum Buffet und begann das Frustessen.

Vielleicht würde ja gar nicht auffallen wenn er nicht mit tanzte...?....
 

Pierre stand allein mitten auf der Tanzfläche.

Er stand noch da, als die Paare aufgerufen wurden sich zusammen zu finden.

Schnell kam ein Mann mit einem Mikrofon eilig auf ihn zu gelaufen:

"Entschuldigen sie, aber die Fläche ist jetzt den Tanzpaaren vorbehalten.

Sie haben keine Partnerin. Wenn ich sie also bitten dürfte zu gehen!"
 

Leute begannen zu tuscheln und ihn zu beobachten, denn er rührte sich nicht vom Fleck.

Ein stolzes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sie sah.

Ihr blaues Kleid funkelte im warmen Licht wie eine Million mikroskopisch kleiner Diamanten.

Vorne war es hoch geschlossen.....

doch sie hatte mit Abstand den atemberaubendsten Rückenausschnitt im ganzen Raum.

Elfengleich schwebte sie anmutig die Treppen runter in den Saal.

"Ich habe eine Partnerin.. ", sagte Pierre ohne den Blick von ihr abzuwenden.

"Die stärkste Frau der Welt."

Der Moderator drehte sich verwirrt um.

Sie war die einzige, die es vermochte seinen Puls schneller schlagen zu lassen.

Die einzige, die ihn so im Griff hatte. Seine bessere Hälfte, seine Seelenverwandte.

Ihre Haare waren raspel kurz und noch immer am nachwachsen. Die zweite Op hatte sie ganz schön mitgenommen.

Das sahen alle.

Er sah es nicht.

Niemand konnte sie so sehen wie er sie sah. Niemand konnte das verstehen.

Er streckte die Hand nach ihr aus und ihre zarten Finger glitten zwischen seine.

"Hey Becks..."

Sie schob seine Hemdärmel nach oben und schmiegte sich an ihn.

"Ich dachte du wolltest nicht kommen...", flüsterte er in ihr Ohr.

Sie hatte Angst gehabt wegen ihren Haaren und mit der Perücke fühlte sie sich mindestens ebenso albern.

"Jemand muss doch auf dich aufpassen...", flüsterte sie zurück.

Er lachte leise, bevor er sie an sich zog und innig küsste.

"Du siehst perfekt aus."

An der Hand mit der sie ihm während des Kusses in die Haare griff, funkelte ein wunderschöner Ring.

Es fühlte sich an als würden all die anderen Menschen um sie herum einfach verschwinden.

Hold me close

Through the night

Don't let me go, we'll be alright

Touch my soul and hold it tight

I've been waiting all my life

I won't scar your young heart

Just take my hand

'Cause I was made for loving you

♪ ♫

(Lyrics by Tori Kelly & Ed Sheeran)

News

Lukas stand nach wie vor schmollend in einer Ecke rum.

Natürlich hatte er gehofft, dass Ben wie sonst auch der erste war, der nach gab.

Ben war sonst der vernünftige, erwachsene, verständnisvolle....

aber diesmal hatte er es wohl übertrieben.

Lukas seufzte. Es war für sie alle in letzter Zeit insgesamt ein bisschen zu viel gewesen.

Wahrscheinlich war es normal wenn jetzt jeder ein bisschen dünnhäutiger war, als vorher.

Ob er ihn suchen und sich nochmal entschuldigen sollte?

Leider lies sein Stolz das nicht zu. Noch nicht. Vor allem, weil er gerade gesehen hatte wie Jenny Ben gegrüßt hatte.

Sie waren schon ein schönes Paar gewesen. Also so rein oberflächlich...

Ach scheiße...

Das einzige was ihn aufmunterte war der Anblick von Becky und Pierre, die mitten im Raum tanzten und doch irgendwie ganz für sich wirkten. Es war so schön sie wieder außerhalb eines Krankenhauses oder des Schlafzimmers zu sehen.

Sie wirkte wie früher.

Leider war nicht ganz alles wie früher. Sie hatten sie nach der ersten OP fast verloren. Als es dann hieß sie würde noch eine brauchen....das musste die härteste Entscheidung gewesen sein.

Letztendlich hatte Becky sie ganz allein getroffen, weil Pierre es nicht übers Herz brachte und sie ihm das nicht aufbürden wollte. Er wollte weder das eine noch das andere und war dankbar gewesen als sie es einfach direkt als feste Entscheidung präsentiert hatte.

Es war nicht durchgestanden aber ihr ging es die letzten Tage über rapide besser.

Sobald sie wieder bei sich und fit genug war hatte Pierre ihr den Antrag gemacht.

Es war so wunderschön gewesen.

Lukas seufzte leise.

Diese Bindung und dieses Vertrauen wünschte er sich auch für seine eigene Beziehung.
 

Gary lies Ryan's Arm los in den er sich eingehakt hatte sobald er Ian sah. Schnell beschleunigte er seine Schritte um zu ihm rüber zu gehen, doch als Ian ihn bemerkte verschwand er schnell in der Menge.

Was zum?

Gary verdrehte genervt die Augen. Ian ging ihm jetzt schon seit Monaten aus dem Weg.

"Ist was?", Ryan sah seinen Mann an und dann auf seine Uhr. Eigentlich wollte er sich hier nur kurz blicken lassen und musste dann weiter zu einem Termin.

"Ich dachte ich hab wen gesehen."

"Wen denn?"

"Ich brauch erst mal irgendwas Alkoholisches."

Mit schnellen Schritten entzog er sich elegant der Situation.
 

"Hey allein hier?"

Lukas nippte nochmal an seinem Glas, weil er sich zunächst gar nicht angesprochen fühlte.

Doch der Fremde meinte tatsächlich ihn und lies auch nicht locker.

"Bist du dir zu fein um mit jedem zu reden? Lass mich raten du gehörst zu diesen Schnöseln dahinten?"

Lukas sah auf:

"Ich...oh Hi... nein quatsch. Ich bin nur hier, weil mein Chef es quasi zum Pflichtevent gemacht hat. Tatsächlich bekomme ich hierfür Überstunden."

Der Fremde lachte:

"Also ich will auch mal dafür bezahlt werden, dass ich mich durch die Karte der Bar trinke und das Buffet vernichte."

Lukas wurde leicht rot. Hatte dieser Typ ihn schon länger beobachtet?

"Daniel."

"Lukas."

"Daniel sagst du?", fragte Lukas noch einmal nach, denn der Mann sah so südländisch aus, dass er irgendwie einen anderen Namen erwartet hatte.

"Ja Daniel. Was dagegen?"

"Nein quatsch..", lächelte Lukas und sie stießen mit ihren Gläsern kurz an.

"Darauf, dass du mich davor bewahrst hier vor Langeweile einzugehen."

"hm Okay...", Lukas betrachtete den Typen näher.

Daniel hatte kurze schwarze Haare, wirklich dunkle braune, fast schwarze Augen und roch unglaublich gut.

Über seiner Lippe hatte er eine winzig kleine Narbe. Ansonsten wirkte er nahezu makellos und dadurch dass der Anzug wirklich perfekt saß...konnte man darunter auch einen ziemlich guten Körper erahnen.

"Armani?", fragte Lukas blöd nur weil ihm grad nichts anderes einfiel und weil er die kurze Stille merkwürdigerweise nicht aushielt.

"Dolce&Gabbana."

"Ah.", sagte Lukas nur und lächelte, dann trank er schnell noch einen Schluck. Er selbst würde über sein eigenes Outfit so gut wie gar nichts sagen können. Er hatte einfach lustlos und wahllos Sachen gemischt aus dem Schrank gezogen. Was er inzwischen bereute, weil er sich jetzt hier wie das kleine hässliche Entlein fühlte.

Gott sei Dank wechselte der andere das Thema:

"Ich hab dich noch nie gesehen. Ist das hier das erste Mal dass du dabei bist?"

Lukas lachte leise: "Ja ich...hab sonst immer geschafft mich davor zu drücken. Wo ist deine Partnerin?"

"Ich wurde sitzen gelassen."

"Du?"

"Ja ich. Wieso ist das so verwunderlich?"

"Weil...", Lukas stockte. Er konnte doch jetzt nicht sagen weil du so hammer aussiehst.

"Und wo ist deine Begleitung?", fragte Daniel direkt hinterher.

"Also-", begann Lukas.

Genau in diesem Moment trat Ben neben Daniel.

"Scheiße Ben was machst du denn hier?", lachte Daniel und sie umarmten sich fest.

"Ich bin nur als Begleitung hier."

"Ah ja klar. Ich hab Jenny eben schon gesehen. Dass du ihr das Kleid nicht ausgeredet hast...", grinste Daniel.

"Tatsächlich...bin ich mit ihm hier.", sagte Ben, trat zwischen sie und küsste Lukas innig.

Lukas musste darüber schmunzeln, dass Ben direkt sein Revier markieren musste.

So besitzergreifend.

"Oh warte...ich...was?", Daniel geriet leicht aus dem Konzept. "Hey ich wusste nicht...", er wirkte fast etwas enttäuscht.

Schnell versuchte Lukas diese unangenehme Situation zu überbrücken:

"Und woher kennt ihr euch?"

"Von der Arbeit....Hey ähm wir sehen uns sicher noch. Ich bin mal eben jemanden grüßen.", sagte Daniel schnell, zwinkerte Lukas kurz zu, klopfte Ben auf die Schulter und drehte ab:

"Darüber reden wir aber nochmal Ben!", rief er noch aus einiger Entfernung, dann war er verschwunden.

Schade eigentlich.

"Hey hast du dich wieder beruhigt..?", fragte Lukas und stellte das leere Glas ab.

"Glaubst du wirklich ich würde nochmal was mit Jenny anfangen? und was flirtest du hier mit Daniel rum?"

"Wir haben uns nur kurz unterhalten..und was Jenny angeht...ich versteh einfach nicht wieso du sie so ansiehst und wieso du ihre Nummer noch hast und was wenn Nick recht hat und....du warst nur neugierig und dann am Ende sind dir doch Frauen lieber...so langfristig gesehen..."

"Du spinnst doch...."

"Tu' das nicht einfach so ab....versetz dich doch mal in meine Lage.."

"Und du meinst das wäre nur für dich schwer?"

"Oh man ich glaub das führt heut zu nichts...ich gehe zu Becky und Pierre..", diesmal lies Lukas Ben stehen und stapfte gekränkt davon. Was war nur los.

"Hey bleib stehen!", rief Ben ihm hinterher.

"Wir sehen uns zu Hause!", rief Lukas über seine Schulter und ging weiter.

Er schämte sich für diese Szene und dass sie gerade alle Aufmerksamkeit auf sich lenkten aber es ging ihm einfach zu nahe.

Wenigstens kam er kurz darauf mit Becky und Pierre in ein intensives Gespräch, das ihn erfolgreich ablenkte. Zumindest bis Jennifer es erneut schaffte Mittelpunkt des Geschehens zu werden.

Etwas zu dramatisch griff sie sich an den Kopf und stöhnte ihr wäre schwindelig.

Dann stolperte sie, doch natürlich war Ben sofort da um sie auf zu fangen und sich um sie zu kümmern.

Er redete eine ganze Weile mit ihr, begleitete sie zu einem Stuhl und brachte ihr etwas zu trinken.

"Sorry aber entschuldigt mich mal bitte kurz....", murmelte Lukas ohne den Blick von Ben und Jenny am anderen Ende des Saals abzuwenden.

"Bleib doch hier.", bat Becky ihn, doch er musste da jetzt rüber.

Schnell zog er dort angekommen Ben ein paar Meter weg:

"Musste das sein?"

"Seit wann bist du so eifersüchtig?"

"Das war doch ganz eindeutig nur geschauspielert, bist du blind?"

"Das wissen wir doch gar nicht."

"Wieso hilfst du ihr immer?"

"Lukas....ich hab ihr nicht geholfen weil sie es ist sondern weil ich jedem geholfen hätte wenn er grad neben mir halb zusammen klappt."

"Schon klar....also ich hab echt genug....ich nehm mir ein Taxi und fahr nach Hause...du kannst dich ja weiter um deine Freundin kümmern..", zischte Lukas und verschwand.

Er hatte es gerade zu den Treppen geschafft, als Ben ihm hinter her rief:

"Würde ich es nicht ernst meinen warum habe ich dann meine Entlassung beantragt?!"

Lukas drehte auf der Stelle um und kam zu ihm zurück:

"Du hast was?"

"Ich kann ja nicht einfach kündigen aber ich habe meine Entlassung beantragt."

"Ernsthaft?...Wieso?", Lukas starrte ihn fassungslos an.

"Weil ich dich Liebe und es für mich eben nicht nur eine dumme Phase ist. Ich bin doch nicht 12 Lukas...ich meine es ernst und ich habe mir wirklich viele Gedanken über jeden Schritt gemacht.. Lukas ich liebe dich. Wie kann ich dir das denn noch beweisen? Ja ich musste noch ein paar Dinge mit Jennifer klären aber das hat nichts mit uns zu tun...und zu bedeuten hat es auch nichts. Das musst du doch langsam mal wissen..."

"Ich....wann hast du das...?"

"Als Becky ihre zweite OP hatte.....Lukas ich liebe dich...Jenny interessiert mich nicht mehr."

"Es tut mir leid...", nuschelte Lukas,"aber ich hoffe du verstehst mich auch ein bisschen....du hattest immer nur Frauen und..."

"Ich finde, das spricht eher für dich....ich habe doch nichts mit dir angefangen um mal raus zu finden wie es so mit einem Mann ist....ich bin mit dir zusammen, weil ich mich in dich verliebt habe. Ich hab mich nicht für ein Geschlecht entschieden Lukas. Ich habe mich für dich entschieden."

"Du hast sie so angesehen..."

"und mehr auch nicht. Finde ich sie heiss? Ja...natürlich..aber das mit ihr und mir ist vorbei."

"Es tut mir leid..", murmelte Lukas zerknirscht und kam sich ziemlich peinlich und dämlich vor.

"Aber du hältst dich von Daniel fern, ok?"

"Ähm...ist das nicht dasselbe? Wenn du Jenny angucken darfst...dann darf ich ja wohl auch-"

"Nein.", grinste Ben und gab Lukas einen Kuss.

"Aber das mit der Entlassung.. du liebst deine Arbeit doch....das hättest du nicht tun müssen."

"Können wir später darüber reden...?", bat Ben, dann zog er ihn auf die Tanzfläche.

Daniel beobachtete sie mit verschränkten Armen aus einiger Entfernung.

Äääähm...

"Hey danke, dass du mir vorhin geholfen hast.", Jenny legte Ben lächelnd eine Hand auf die Brust.

Er nickte nur und wollte wieder rein gehen doch sie hielt ihn zurück.

"Warte!", rief sie und drückte ihre Zigarette in den Aschenbecher auf dem Stehtisch der draußen auf dem Balkon stand auf dem sie sich befanden.

"Was ist denn noch?"

Sie deutete nach oben.

"Schau dir mal den Sternenhimmel an. Schön oder?"

"Jenny ich muss wieder rein. Lukas sucht mich sicher schon."

Sie seufzte leise.

"Ben ich wollte mich für alles entschuldigen..Ich möchte dich nicht verlieren."

Es begann leicht zu regnen und sein Blick blieb ungewollt an ihrem feucht glänzenden Dekolleté hängen.

Natürlich bemerkte sie das und schmunzelte zufrieden.

Das Kleid erzielte genau die erwünschte Wirkung.

Langsam kam sie ihm wieder näher und strich über seinen Arm.

Ben sah sie einfach nur an.

Jennifer roch sehr feminin und ihre Haut fühlte sich unglaublich zart an. Ihre Haare glänzten und ein Regentropfen perlte von ihren vollen, roten Lippen.

Die hohen Absätze die sie trug verlängerten optisch ihre Beine, doch der Fokus lag natürlich auf ihren Lippen und ihren Brüsten.

"Weißt du wir haben beide Fehler gemacht...damals...", sagte sie leise und war erleichtert als der Regen wieder nachlies, denn sie wollte hier weiter ungestört mit ihm sein und noch nicht wieder rein gehen.

Jetzt wurde er hellhörig, soviel Einsicht passte gar nicht zu ihr:

"Was meinst du damit?"

Sie sah gespielt verlegen zur Seite und zupfte dann einen der Träger ihres Kleides zurecht.

"Ich hatte was mit Sophie...."

Er sah sie fassungslos an:

"Was...? Wann...wie?"

Jennifer antwortete nicht gleich. Damit wollte sie erreichen, dass bei ihm ein kleines Kopfkino losging.

"Wie meinst du das du hattest was mit Sophie?"

"Als wir in dieser blöden Hütte im Wald waren....du warst soviel weg und hast mich vernachlässigt und....wir hatten ein bisschen Spaß..."

Ben sah übers Geländer des Balkons in die Dunkelheit.

Während er also noch versucht hatte ihre Beziehung zu reparieren hatte sie ihn bereits betrogen.

Na ganz toll.

"Sie weiß wirklich was sie tut...", schmunzelte Jenny und wusste dass Ben es sich jetzt unweigerlich vorstellen musste.

Vor allem erkannte sie es daran, dass er gerade ihren Augen auswich.

Als er nicht antwortete fuhr sie fort:

"Aber du hast mit Lukas geflirtet ob dus nun zugibst oder nicht...es war offensichtlich...also sind wir eigentlich quitt."

Ben hätte fast gelacht: "Wir?! Quitt?! Träum weiter..Lukas' Ex in deine Intrigen mit einzuwickeln um uns auseinander zu bringen. Welcher normale Mensch macht denn sowas..Weißt du überhaupt wie ihn das verletzt hat?"

Jennifer war wirklich erleichtert, dass das mit dem Ring nie raus gekommen war.

"Ben du hast mir das Herz gebrochen...ich weiß ich hab viele Sachen gesagt die nicht in Ordnung waren aber du auch und wenn verletzte Gefühle im Spiel sind....tut man eben manchmal Dinge die man später bereut. Sehr bereut.."

"Jenny ich will einfach nur, dass du mir meine letzten Sachen endlich zurück gibst und dann möchte ich wirklich keinen Kontakt mehr. Lukas denkt doch schon sonst was."

Sie griff mit ihren Fingern hinter seinen Gürtel und zog ihn an sich ran:

"Da ist doch noch was zwischen uns...ich kann es spüren...und....ich hab dich kürzlich mit Pierre's Tochter in der Stadt gesehen....ich dachte irgendwie wir würden auch mal Kinder haben..."

"Jenny...", begann er. Doch sie redete weiter.

"Es tut mir wirklich leid Ben. Ich habe mich geändert....du bekommst deine Sachen ja noch wieder aber nur wenn du uns noch eine Chance gibst....wir können ja erstmal wieder Freunde sein.."

Ben sah sie skeptisch an.

Ehe er antworten konnte streckte sie sich nach oben und legte ihre Hand auf seine Wange.

"Du hast da was..."
 

Genau in dem Moment als Jenny so nah an Ben stand und ihm über die Wange strich entdeckte Lukas die beiden.

Entsetzt sah er durch die Glastür auf den Balkon.

Nein...

Wie sollte er nur gegen diese verdammte Frau ankommen....

Frustriert beschloss er keine weitere Szene zu machen.

Was ihn allerdings leider nicht daran hinderte sich im Kopf auszumalen worüber die beiden wohl redeten.

Wieso war Ben schon wieder mit ihr alleine? Wieso so lange...?

Hatte Nick Recht? Hatte er einfach keine Chance gegen die Waffen einer Frau?

Traurig trank Lukas noch einen Sekt obwohl er wirklich längst genug hatte, dann wurde die Enttäuschung zu Trotz und zu Wut.

Und ausgerechnet in diesem verletzlichen und aufgewühlten Moment kam Daniel erneut auf ihn zu.

Auch der hatte die beiden auf dem Balkon gesehen.

"Na Ärger im Paradies?"

"Scheinbar...", seufzte Lukas.

Was hatte er so einer selbstbewussten Sexbombe auch schon entgegen zu setzten.

Ben und Jennifer sahen nebeneinander aus wie Models die für ein Pärchenshooting gebucht wurden.

Was wenn sie trotz all der Krisen zusammen gehörten und Lukas eigentlich der Störenfried war der zwischen sie gekommen ist?

Scheiße was wenn er hier der Böse war? Was wenn Ben nur zu loyal und freundlich war um ehrlich zu sagen, dass er es vermisste mit ihr zu sein. Mit ihr und ihren Brüsten und langen Haaren und weiblichen Kurven ...

Bah...

Lukas stellte das Glas weg.

"Was soll ich denn machen..."

Daniel zuckte mit den Schultern:

"Vielleicht...könntest du ihm zeigen, dass er dich nicht für selbstverständlich halten sollte..."

"Meinst du da läuft was zwischen den beiden?", fragte Lukas ohne auf Daniel's Anspielung einzugehen. Natürlich verstand er das Angebot sofort.

"Sorry aber garantiert...ich meine...schau sie dir an...", Daniel wählte seine Worte ganz bewusst.

Der Zweifel in Lukas' Kopf war ja längst gesäht...man musste ihn nur noch ein wenig gießen.

Lukas wischte sich heimlich eine Träne weg, dann zog er den Ring von seinem Finger und lies ihn in seine Hosentasche gleiten.

"Kann ich dir kurz was zeigen..?", fragte Daniel leise und sah Lukas aus seinen dunklen Augen an.

"Was denn?", fragte Lukas etwas naiv.

"Komm einfach mit...", grinste Daniel und ging los.
 

Becky zupfte aufgeregt an Pierre.

"Bärchen..?"

"In der Öffentlichkeit heiß ich doch Pierre!", brummelte er und sah sich um.

"Schau mal da hinten! Lukas geht mit diesem Typen weg. Was ist da hinten?"

Pierre zuckte mit den Schultern:

"Die Toiletten. Die müssen halt mal pissen."

Sie zwickte ihm in die Wange:

"Wortwahl Schatz!"

"Sie müssen sich eventuell kurz erleichtern?"

"Besser."

"Und was haben wir damit zu tun?", wollte er wissen und rieb sich über die Wange in die sie ihn gekniffen hatte.

"Wahrscheinlich bilde ich es mir nur ein. Kannst du mal hinterher und nachschauen?"

Pierre sah sie perplex an...

"Becky...nur das ich das richtig verstehe.....ich soll zwei Typen aufs Herrenklo hinter her schleichen und kontrollieren ob die auch wirklich nur pissen?"

"WORTWAHL!"

Sie hätte ihn wieder gezwickt aber er wich grinsend aus. Beim zweiten Mal war es natürlich Absicht gewesen.

"Ich hab eben so ein Gefühl. Lukas sah irgendwie komisch aus."

"Du weißt ich würde alles für dich tun aber ich muss jetzt auf die Bühne.", lächelte er und gab ihr einen Kuss auf die Nase.

"Hm ...stimmt...Viel Glück."

"Brauch ich nicht. Ich bin gut. Vielleicht traust du dich ja doch irgendwann mal zu singen.", er zwinkerte ihr zu und ging los um seine Gitarre zu holen.

Sie wartete einen Moment. Dann hielt sie es nicht mehr aus, raffte ihr Kleid hoch und lief schnell zu den Herrentoiletten.

Mit hochrotem Kopf blieb sie vor der Tür stehen.

Sie zog hier doch eh schon mit ihrer Frisur alle Blicke auf sich. Jetzt auch noch so creepy vor dem Männerklo zu stehen...?

Egal es war für Lukas und Ben!

Und sie vertraute ihrem Bauchgefühl.

Mit gespitzten Fingern öffnete sie die Tür und sah vorsichtig ins Innere.

Da stand schon mal niemand an den Urinalen was ihr komisches Gefühl leider nur bestärkte.

Also lauschte sie und kam sich irgendwie pervers dabei vor.
 

Ein paar Minuten zuvor..
 

Daniel ging direkt in die Herrentoilette.

Lukas folgte ihm etwas verwirrt:

"Was sollen wir hier?"

"Stell dich doch nicht dumm...", antwortete Daniel und zog ihn mit sich in eine der Kabinen, dort drückte er den leicht angetrunkenen und emotional aufgewühlten Lukas gegen die Wand und sah ihn an.

"Ich will das nicht.", flüsterte Lukas, der Angst hatte, dass jemand rein kommen und etwas merken könnte. Schnell schloss er zumindest schon mal die Kabine ab.

"Was glaubst du denn was Jenny und Ben gerade da draußen machen? Und wusstest du eigentlich, dass Ben auf der Arbeit erzählt, dass er sich seit der Geburt seines Patenkindes irgendwie auch selbst Kinder wünscht?", grinste Daniel.

Lukas hatte das natürlich nicht gewusst. Noch dazu dachte er an das Bild zurück wie Jenny zärtlich über Ben's Gesicht gestreichelt und ihre Brüste an ihn gedrückt hatte.

Ohne nachzudenken griff er mit beiden Händen in Daniel's Hemd und küsste ihn.

Daniel küsste definitiv mehr mit Zunge. Ben mochte das nicht so.

Lukas Herz raste vor Aufregung.

Das war falsch aber sein Kopf war komplett abgeschaltet und sein Handeln befeuert durch Frust, Enttäuschung und Eifersucht.

Ben wollte Kinder??!!

Während sie sich wild küssten spürte er Daniel's Hände an seinem Po.

"Stopp!", hauchte er, "das geht nicht. Ich liebe B-"

"Doch das geht...", flüsterte Daniel und schob jetzt eine Hand in Lukas' Hose.
 

Becky hörte Kussgeräusche und Geraschel und schnelles Atmen.

Sie erstarrte.

NEIN Lukas!!

Was sollte sie nur tun?! Was passierte hier?!

Die Tür war garantiert abgeschlossen.

Unsicher schlich sie wieder aus der Herrentoilette und stieß davor mit Ben zusammen.

Innerlich schrie alles in ihr auf.

Um Himmelswillen geh da nicht rein!!!!, dachte sie immer wieder. Lügen wollte sie aber auch nicht gerne.

"Hey Becky. Hast du Lukas gesehen? Moment, kamst du grad vom Männerklo?!"

"Ääähm...."

Genug ist genug

"Hey Becky hast du Lukas gesehen? Moment, kommst du grade aus dem Männerklo?!"

"Ääähm..."

Becky stammelte erst irgendwas unverständliches herum.

Von wegen "nur verlaufen" und so..

"Also hast du ihn gesehen?"

Es kostete sie wirklich unglaublich viel Überwindung aber sie wollte einfach nicht sagen, dass sie ganz genau wusste wo und mit wem Lukas gerade war...

Gott sei Dank rettete ihr Verlobter sie ohne es zu wissen und so musste sie gar nicht lügen, denn Ben horchte plötzlich auf:

"Oh Pierre fängt an. Lukas ist bestimmt da."

Mit diesen Worten entfernte er sich wieder und Becky atmete erleichtert aus.

Dann riss sie wild entschlossen die Tür der Herrentoilette auf.

Ein Mann kam ihr hinterher:

"Hey Kleine falsche Richtung. Hier kannst du nicht rein!"

Sie nahm all ihren Mut zusammen, ignorierte ihn und hämmerte gegen die Tür hinter der sie Lukas und Daniel vermutete.

"Lukas ich warne dich! Ben sucht dich schon! Ruinier' das jetzt nicht nur weil ihr mal einen Streit habt! Ben liebt dich über alles!", dann rannte sie mit hochrotem Kopf an dem irritierten Mann vorbei, der sie aufhalten wollte und atmete erst wieder richtig ein und aus, als sie in der Masse untertauchen und Pierre sehen konnte.

Hoffentlich war sie da nicht zu spät gekommen. Schon schlimm genug, dass Lukas mit diesem Typen mitgegangen war.
 

Kurz nach Becky stolperte Lukas aus der Tür die zur Herrentoilette führte und wirkte mehr als nur beschämt.

Am liebsten wäre er jetzt sofort irgendwo im Boden versunken.

Stattdessen lief er zurück mitten ins Geschehen.

Man war das peinlich gewesen...

Tatsächlich traute er sich auch erstmal nicht Ben unter die Augen zu treten, also verließ er klammheimlich die Veranstaltung und rief sich ein Taxi.

Wartend stand er im Regen an der Straße.

Wie hatte er nur sowas dummes machen können?! Selbst wenn Ben wirklich mit Jenny auf dem Balkon geflirtet haben sollte...selbst dann wäre es dumm gewesen.

Dieser Daniel sah schon gut aus und alles aber Daniel war nicht Ben und Lukas war eigentlich überhaupt nicht der Typ für solche Ausrutscher oder gar zweigleisige Geschichten.

"Scheiße scheiße scheiße...", fluchte er in die Nacht und rieb sich fröstelnd über die Oberarme.

Wieso stritten sie momentan überhaupt sooft?

Er wollte diesen Mann doch heiraten.

Da kam endlich das Taxi.

Schnell nannte er seine Adresse. Der Fahrer wollte gerade los fahren als die Tür aufgerissen wurde und Ben mit ins Auto rutschte. Becky hatte Lukas weg schleichen sehen und ihn sofort alarmiert.

Der Taxifahrer war kurz irritiert aber Lukas nickte ihm zu: "Ist okay."

Also fuhr er los.

Tropfnass saßen sie beide nebeneinander auf der Rückbank.

Auch wenn Lukas seine Hand schnell zwischen die Schenkel gleiten lies hatte sein Freund es sofort gemerkt.

"Du hast deinen Ring abgenommen? Wo warst du die ganze Zeit?"

"ich..."

"Ja?"

Lukas schluckte schwer. Er konnte Ben einfach nicht anlügen.

"Ich ...war mit Daniel zusammen.."

"Okay...naja gut...", murmelte Ben.

Lukas wischte sich ein paar Tränen von den Wangen und versuchte Ben dabei in die Augen zu sehen:

"Ich hab ihn geküsst....auf dem Klo....ich...es tut mir leid..."

Ben sah kurz aus als würde er aus dem fahrenden Auto aussteigen wollen.

"Wieso....?"

"Du warst mit Jenny draußen und....und Daniel meinte du hast noch Interesse an ihr und dass du Kinder willst und so und ich dachte ich hab keine Chance gegen sie.."

Ben sah Lukas nur an, dann wandte er sich an den Fahrer:

"Ich möchte hier aussteigen."

"Nein ,Ben, bitte lass uns zusammen nach Hause fahren.", flehte Lukas.

Doch Ben blieb bei seinem Entschluss. Er brauchte jetzt frische Luft.

"Sind sie sicher? Hier ist doch überhaupt nichts.", fragte der Fahrer. Die renommierte Location des diesjährigen Events befand sich nämlich ziemlich außerhalb und gerade fuhren sie nur an dunklen Maisfeldern vorbei.

Doch Ben war sich sicher und stieg auch eine Minute später wirklich aus.

"Ach scheiße...", seufzte Lukas und reichte dem Taxifahrer schnell Geld rüber:

"Stimmt so!",

dann sprang auch er aus dem Auto und versuchte angestrengt mit Ben Schritt zu halten.

"Kannst du bitte etwas langsamer gehen??", keuchte Lukas, der wirklich nicht halb so fit war wie Ben.

"Du hättest ja nicht mit aussteigen müssen."

Die Straße glänzte nass unter ihren Füßen und neben ihnen wogen sich die Maispflanzen im kühlen Nachtwind.

Lukas bekam bei dunklen Maisfeldern aus irgendeinem Grund immer eine Gänsehaut und konnte plötzlich doch um einiges schneller laufen.

"Mit Daniel...ich glaub es nicht.."

Lukas umarmte Ben von hinten und hielt ihn ganz fest:

"Es tut mir leid...ich war so sauer...ich weiß dass das falsch von mir war."

"Weißt du was?...Jenny hat mir vorhin auch schon so einen Mist erzählt. Ich hab langsam keinen Bock mehr immer der gute Samariter zu sein, der sich alles gefallen lässt und für alles Verständnis hat. Ich hab einfach keinen Nerv mehr. Es ist aus Lukas. Jetzt lass mich los."

Danach gingen sie stumm am Straßenrand entlang. Ben ging vor und Lukas ging mit etwas Abstand und Tränen in den Augen hinter ihm her.

Es dauerte ziemlich lang bis ein VW Bus neben ihnen anhielt und sie von Becky und Pierre eingesammelt wurden.

Sie setzten Lukas zu Hause ab, doch Ben fuhr mit zu Becky und Pierre und übernachtete dort mit in Mia's Zimmer.
 

Lukas ging ohne zu duschen oder sonst was einfach direkt ins Bett.

Mit verquollenen Augen sah er zu dem Foto von sich und Ben, das auf dem einen Nachttisch stand und zog sich schnell die Decke über den Kopf.

Das hatte er auf keinen Fall gewollt.

Verzweifelt versuchte er Ben anzurufen, doch der drückte ihn eiskalt weg.

Das passte gar nicht zu Ben.

Also rief er eben Becky an:

"Hat er noch was gesagt?"

Sie seufzte leise:

"Nein, er wollte nicht mal mit Pierre reden. Man Lukas was hast du dir denn dabei gedacht?"

"Nichts ....verdammt das ist ja das Problem...ich hab nicht nachgedacht und ich war so verletzt..."

"Trotzdem....du kannst ihm doch vertrauen Lukas....es ist doch Ben..."

"Ich hab erfahren dass er Kinder will....ich dachte ich weiß inzwischen alles über ihn Becks...was wenn er sich heimlich doch was anderes wünscht?"

"Was wünscht du dir denn?"

"Dass er nach Hause kommt...und dass er das mit dem Schluss machen nicht wirklich ernst gemeint hat..."

"Ich red mal mit ihm ok?", schlug sie vor, "Aber so hab ich ihn auch noch nicht erlebt...ich kann nichts versprechen.."

"Danke.."

Lukas warf das Handy zur Seite und schloss die Augen.

Eine halbe Stunde später gab er die Schlafversuche auf, ging in die Küche und zog den Becher Schokoladeneis aus dem TK-Fach.

Damit setzte er sich dann in den Flur, schaufelte das Eis in sich rein und sah immer wieder zur Wohnungstür.

Irgendwann gesellte sich auch noch eine Flasche Wein dazu.

So gegen 3 schlief er erschöpft einfach so mitten im Flur auf dem Laminatboden ein.

Family

Becky schlich leise in das Zimmer ihrer Tochter.

Ben stand dort nachdenklich am Fenster.

Sanft legte sie eine Hand auf seine Schulter und suchte in ihrem Kopf nach den passenden Worten.

"Ich weiß schon was du sagen willst...", murmelte Ben und drehte sich zu ihr um.

"Das mit Jenny...", begann Becky.

"Ich würde ihn niemals betrügen.."

"Das weiß ich doch..."

"Aber wieso weiß er es nicht.."

"Komm ich will nicht dass Mia aufwacht..", still wie ein Mäuschen huschte Becky aus dem Zimmer.

Ben folgte ihr, blieb aber noch einen Moment an Mia's Bett stehen und gab der kleinen einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn.

In der Küche wartete Becky dann bereits auf ihn.

"Willst du meine Meinung zu der Sache mit Lukas hören?", fragte sie und sah abwartend zu ihm auf.

"Keine Sorge ich geh gleich nach Hause...ich würde mir nur einfach Wünschen, dass die beiden aufhören mit diesen Scheiß Entschuldigungen und Ausreden ....ich will keine tränenreichen Geschichten und Erklärungen ...mir sind Taten wichtiger...reden können die beiden ja viel aber auch mal dementsprechend zu Handeln würde mir viel mehr bedeuten.."

"Es tut mir so leid ich glaub das ist auch ein bisschen meine Schuld...wegen mir gab es soviel Stress in letzter Zeit..", seufzte Becky und streichelte über seinen Arm.

"Sag das nicht...das ist nicht wahr.. und vor allem ist das nicht deine Schuld."

"Ich-", fing Becky an und hielt dann inne weil Pierre die Treppen runter polterte und in die Küche stürzte.

"Ach hier bist du....", stöhnte er erleichtert auf und legte mehr um sich selbst zu beruhigen einen Arm um Becky.

Pierre hatte von der ganzen Odyssee ohnehin schon dauernd Albträume und als er eben aufgewacht war und Becky nicht mehr neben ihm lag kamen ihm natürlich sofort Bilder in den Kopf wie sie irgendwo ohnmächtig am Boden lag oder Blut in die Toilette spuckte.

"Schatz das muss aufhören...du kannst nicht immer Angst um mich haben...", Becky gab ihm einen Kuss und streichelte beruhigend über seinen Rücken.

"Das sagst du so einfach...", brummelte Pierre und sah dann zu Ben, "Willst du wieder los?"

Ben nickte: "Kann ich das Motorrad leihen?"

"Klar.", lächelte Becky und Pierre sah sie etwas entrüstet von der Seite an. Immerhin gehörte es ihm. Aber dann nickte er auch.

"Na gut dann sorry dass ich euch hier wach gehalten hab ...und wir sehen uns.."

"Ben eins noch....ich finde es in Ordnung, dass du auch mal auf den Tisch gehauen hast...du bist echt oft zu gutherzig...".

Dann warf er ihm die Schlüssel zu.

Ben fing sie mit der linken Hand auf, bedankte sich nochmal, umarmte beide und schnappte sich im Flur einen Helm, dann war er auch schon aus der Tür.
 

Kurz darauf schloss er seine Wohnungstür auf, legte den Helm weg und wäre beinahe über Lukas gestolpert.

"Oh man...", murmelte er und sah auf die leere Weinflasche, den Eisbecher und das kleine, schlafende Häufchen Elend.

Fast wäre er wieder weich geworden und hätte ein schlechtes Gewissen bekommen, doch er riss sich zusammen, denn er stand zu seinen Worten. Er hatte langsam mal genug gekämpft und bewiesen. Immerhin hatte er den Antrag gemacht und Lukas kannte sogar seine Eltern. Noch dazu hatte er für Lukas etwas geopfert, das er wirklich liebte. Er war gern Berufssoldat.

Und ja er hätte auch gerne eigene Kinder gehabt. Dieser Wunsch war noch sehr frisch und es stimmte, dass Mia ihn noch bestärkt hatte.. aber dass er das mit Jennifer wollte hatte er doch nie gesagt.

Wenn er jedoch ganz ehrlich zu sich war....war da schon ein Moment auf dem Balkon gewesen in dem er wirklich ernsthaft überlegt hatte ihr zu verzeihen. Aber hauptsächlich auch weil es ihm selbst gut tun würde.

Das war allerdings gar nicht so einfach.

Leise hockte Ben sich neben Lukas und hob ihn vorsichtig auf seine Arme.

Lukas schlief ernsthaft weiter.

Ganz langsam lies er ihn im Schlafzimmer auf's Bett sinken und strich ihm mit dem Daumen etwas Schokolade aus dem Gesicht.

"Tut mir leid...dass ich dir scheinbar immer noch nicht genug Sicherheit geben kann...", sagte er leise und lies Lukas ungestört weiter schlafen. Er selbst ging in die Küche, griff ein Bier aus dem Kühlschrank und machte es sich dann im Wohnzimmer auf der Couch gemütlich.

Ausgerechnet in diesem Moment rief Jenny an.

"Ja...?"

"Du warst vorhin so schnell weg...ist alles in Ordnung?"

"Passt schon..."

"Na dann ist ja gut. Ich wollte dir nur sagen, dass Lukas mit einem anderen Typen ge-"

Ben legte auf und trank sein Bier weiter.
 

Am nächsten Morgen wachte Lukas irritiert im Bett auf.

Wie war er denn noch ins Schlafzimmer gekommen?

Er konnte sich gar nicht daran erinnern.

Da spürte er den schweren, warmen Körper in seinem Rücken und Ben's gleichmäßigen, ruhigen Atem.

Vor Erleichterung hätte Lukas fast wieder geweint.

Langsam drehte er sich um und strich behutsam durch Ben's Haare, wobei dieser langsam aufwachte.

"Hey....", nuschelte Ben.

"Hey....ich dachte ....es ist aus...", murmelte Lukas.

"Dir auch einen Guten Morgen..."

"Ben es tut mir so lei-"

"Halt die Klappe..."

"Was?"

"Halt...die....Klappe...sonst überleg ich's mir nochmal...", murrte Ben und zog Lukas in seine Arme.

Lukas konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken und klammerte sich fest an seinen Fels.

"Wie kann ich das nur wieder gut machen...."

"Du könntest Frühstück machen...", schlug Ben vor und gähnte leise.

Lukas war sofort aufgesprungen und aus dem Bett.

Ben drehte sich derweil nochmal um. Er hatte vorgehabt Lukas noch ein wenig zappeln zu lassen und die Nacht auf der Couch zu verbringen, aber er hätte sich nur was vorgemacht. Er war ja sowieso drauf und dran gewesen ihm zu verzeihen und.....es ging doch nichts über das eigene Bett..

Zumal es ihm manchmal ein wenig wie Pierre ging. Wenn sein Partner neben ihm lag konnte er einfach besser schlafen.

Lukas war beim Frühstück machen noch nie so aufgeregt und nervös gewesen.

Was dazu führte, dass der Kaffee so stark wurde, dass er Tote wecken könnte.

"Aiaiai....", Lukas hatte gerade seinen Schluck wieder ausgespuckt als Ben in die Küche getrottet kam und sich unwissend etwas Kaffee einschenkte.

"Tu das lieber ni-", begann Lukas doch es war schon zu spät.

"Perfekt.", war Ben's knappe Einschätzung.

Lukas sah ihn verblüfft an: "Du bist echt nicht normal.."

"Der einzige Grund wieso ich es mit dir aushalte.", entgegnete Ben.

"Autsch..", lächelte Lukas, wusste aber dass er es verdient hatte und war einfach nur froh, dass Ben noch Nachts wieder zurück gekommen war.

"Du bist mit eisverschmiertem Gesicht und leerer Weinflasche im Arm im Flur eingeschlafen.."

Lukas Gesicht wurde rot wie eine Tomate...

"Ja....da bin ich nicht stolz drauf..."

"Komm her.."

Lukas zögerte kurz und schlich noch ziemlich reumütig auf seinen Freund zu.

"Der lag auch im Flur...", Ben steckte Lukas den Ring an den Finger und beugte sich zu ihm runter.

Ihre Lippen trafen sich. Der Kuss begann langsam und zart und Lukas wurden die Knie weich als er Ben's Arme spürte, die sich um ihn legten.

Ein warmes Kribbeln huschte seinen Nacken und Rücken herunter.

"Wir müssen nachher auf Mia aufpassen...", sagte Ben als sie sich wieder voneinander lösten.

"Ich bin dabei.", lächelte Lukas und warf Ben eine Avocado zu.
 

3 Stunden später..
 

"Hab Kaka gemacht!", Mia stand fast schon stolz und breit beinig vor Ben und Lukas. Mit ihren zwei blonden Zöpfen sah sie wirklich super süß aus. Der Geruch war weniger süß.

"Ja Ben dann mal los.", grinste Lukas und sah zur Seite.

Ben war verschwunden.

"Schatz?! BEN! Du bist ihr Patenonkel!", rief Lukas durch die Wohnung.

Sie waren bei Becky und Pierre zu Hause.

Die beiden hatten gemeinsam einen wichtigen Termin und auch noch einen Arztbesuch vor sich.

Schließlich kam Ben langsam wieder um die Ecke..."Muss ich wirklich?"

Lukas stemmte die Hände in die Arme:

"Schatz du warst in Kriegsgebieten. Du hast doch jetzt nicht Angst vor einer vollen Windel?", grinste Lukas.

"Brauch ich da irgendeine bestimmte Ausrüstung für?"

Lukas konnte vor lachen nicht antworten.

Ben hatte es wirklich ernsthaft immer wieder geschafft sich ums Windel wechseln zu drücken, obwohl Becky ihm das schon seit ungefähr 2 Jahren bei zu bringen versuchte.

Einmal war er ja kurz davor gewesen, hatte aber so lange gebraucht, dass sie noch rechtzeitig zurück gewesen war.

Nun war Becky allerdings unterwegs und er konnte den kleinen Knirps ja nicht so rumlaufen lassen.

Ben hockte sich neben die Kleine:

"Na dann komm mal mit. Wir machen dich jetzt wieder frisch."

Lukas konnte einfach nicht mehr.

Wie Ben mit der Kleinen umging ...allein schon der Fakt dass seine Hand so groß wie ihr Kopf war.

Pierre und Becky hatten sonst auch eine Babysitterin, die es echt drauf hatte. Aber die lag leider mit einer schweren Erkältung zu Hause im Bett.

Ben ging mit der kleinen Stinkbombe auf dem Arm zum Wickeltisch.

Mit dem linken Arm hielt er sie sicher fest und mit dem rechten breitete er konzentriert ihre weiche Unterlage darüber aus.

Dann platzierte er sie so vorsichtig darauf als könnte sie jeden Moment in die Luft fliegen.

Mit unbeholfenen Griffen bahnte er sich den Weg bis zur Windel.

"Sind da nicht sonst so....Dinger die man aufziehen kann....?"

Lukas kam dazu und besah sich die Sache auch mal genauer.

"Ach das ist so eine Höschenwindel....die kannst du an den Seiten auf reissen.."

"Dann ist sie doch kaputt.."

"Ja Schatz...du willst sie ja auch weg werfen..."

Gesagt getan...

"Ach du meine Güte das....."

Mia strahlte zu Ben hoch.

"das duftet.", beendete er den Satz etwas freundlicher als er ihn eigentlich in seinem Kopf formuliert hatte.

Lukas schmunzelte.

Die Kleine lachte.

"Ja klar. Dir gefällt das, was?", grinste Ben und kitzelte mit den Fingerspitzen vorsichtig ihren Bauch.

Dann streckte er den Arm in Lukas Richtung aus:

"Feuchttücher bitte."

Als es geschafft war klebte er die neue Windel zu und sah dann skeptisch zu seinem Freund:

"Meinst du die ist auch nicht zu fest?"

"Nein, das sieht gut aus."

"Ich will Auto fahrn brummmmm"

"Das hätte dein Papa jetzt hören sollen.", grinste Ben.

Man sie war schon so groß. Die Windel würde sie sicher auch nicht mehr lange brauchen.

Ben hob Mia wieder auf seinen Arm und sie klammerte sich fest an ihn und hatte Mühe die Augen auf zu halten.

Wahrscheinlich war es Zeit für ein Nickerchen.

Ben brachte sie ins Bett und zog ihr Musik machendes Kuscheltier auf.

Als sie eingeschlafen war saß er noch eine Weile daneben.

"Du wärst glaub ich wirklich ein guter Papa...", seufzte Lukas leise.

"Meinst du? Ich hab das Gefühl ich hab keine Ahnung und mache alles falsch..", lächelte Ben.

Sie hatten das Zimmer abgedunkelt und Mia's Schlafmusik und ihr leises Atmen machten einen wirklich mega müde.

Was zur Folge hatte dass Lukas an Ben's Brust gekuschelt einschlief.

Ben wollte eigentlich gerne aufstehen, nur hatte Mia sich im Schlaf an seinen linken Arm geklammert und Lukas lehnte schwer auf ihm.

"Na super...", nuschelte er und fügte sich in sein Schicksal.

Ein paar Minuten später war auch er im Sitzen eingeschlafen.
 

Als Ben aufwachte musste er erstmal blinzeln, denn jemand hatte die Jalousien wieder hoch gezogen.

"Du bist eine Prinzessin.", begrüßte Mia ihn fröhlich.

Er brauchte einen Moment um sich zu erinnern wo er war.

"Prinzessin?", fragte er.

In diesem Moment steckte Pierre den Kopf ins Zimmer. Becky und er waren vor einer Stunde wieder gekommen und kochten grad mit Lukas zusammen in der Küche Abendbrot.

"Papa ich mach Onkel Ben hübsch!", strahlte Mia.

Pierre musste so laut los lachen, dass Ben erschrocken zum nächsten pinken Spiegel stürzte.

"So hübsch!", strahlte sie.

Ben sah Pierre ernst an: "Was auch passiert....lass Lukas hier nicht rein."

Dann versuchte er sich aus dem Gesicht zu wischen was Lippenstift und Schminkstifte angerichtet hatten.

"Nein nicht!", kreischte Mia und klammerte sich wie ein Äffchen an Ben's Bein, sodass er Schwierigkeiten hatte ins Badezimmer zu kommen.

"Was ist denn da hinten los?", rief Becky aus der Küche.

"Prinzessin Mia und Prinzessin Benni haben eine Meinungsverschiedenheit über Äußerlichkeiten.", rief Pierre zurück und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

"Was?! Das muss ich sehen!", rief jetzt auch Lukas aus der Küche.

Woraufhin Ben noch schneller mit seinem Gewicht am Bein in Richtung Bad humpelte.

Gentle Giant

"Hey Schatz du gehst doch mit Ben zum Sport nachdem du Mia zur Kita gebracht hast, oder?", Becky griff nach ihrer Tasche und warf einen Blick hinein, ob auch alles drin war.

"Ja wieso?"

"Ich muss auch in die Stadt. Ich komm mit.", lächelte sie.

"Klar."

Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie fühlte sich furchtbar, doch nach dem Telefonat, das sie gestern mit ihrem Arzt geführt hatte, wollte sie ihn bei dem heutigen Termin nicht dabei haben.

Wie er vor ein paar Tagen reagiert hatte, als sie nur kurz unten mit Ben in der Küche geredet hatte, hatte sie ganz schön geschockt. Sie wollte ihm nicht noch mehr Sorgen bereiten, wo sie doch noch keine klaren Fakten hatte.

Es ging ihr seit kurzem wieder schlechter. Sie hatte ihm eigentlich versprochen ihm immer alles darüber zu erzählen, aber brachte es nichts übers Herz. Und vielleicht bedeutete das ja auch gar nichts und umsonst wollte sie ihn nicht aufregen. Pierre war bei diesem Thema immer gleich so aufbrausend.

Als er sie eine Weile später in der Innenstadt absetzte tat sie erst so als würde sie in das Schuhgeschäft gehen wollen und bog dann wieder ab, als er außer Sichtweite war.

Natürlich würde sie es ihm noch erzählen. Aber nur wenn es wirklich wichtig war.

Dieses Jahr war bisher wirklich nicht das einfachste gewesen für ihre kleine Familie und sie waren gerade doch wieder so happy.

Im Wartezimmer traf Becky dann direkt der nächste Schlag, den sie heute absolut nicht gebrauchen konnte.

"Hey Becky! Was machst du denn hier??", strahlte Jenny.

Oh bitte nicht..., dachte Becky.
 

Lukas schnupperte.

Was roch hier so gut?

Müde rieb er sich über die Augen und tastete nach Ben.

Doch dessen Seite war leer und kalt.

Noch halb im Schlaf krabbelte er aus dem Bett und schlurfte in die Küche.

Der Geruch von Kaffee und Pancakes wurde intensiver.

"Hab ich dir schon mal gesagt dass ich dich liebe?", nuschelte Lukas gegen Ben's Rücken, griff mit den Armen um ihn herum und kuschelte sich so einfach nur an.

"Wenn ich mich nicht bewegen kann, werden die schwarz.", grinste Ben.

Irgendwie hatten ihm so banale Momente wie dieser in letzter Zeit gefehlt.

Nach dem Frühstück klebte Lukas satt und zufrieden direkt wieder an seinem Freund.

"Was ist denn heute mit dir los?", lachte der.

"Du bist mein sanfter Riese und ich liebe dich.", murmelte Lukas und genoss Ben's warmen Körper.

"Lukas...? Hast du irgendwelche Drogen genommen?"

"Brauche ich gar nich' Ich bin schon so glücklich genug.", wie eine kleine Grinsekatze stieg Lukas wieder aufs Bett und streckte die Arme nach Ben aus.

"Ich ähm...wollte jetzt eigentlich zum Sport gehen..."

"Nein du wolltest jetzt zu mir kommen...", murrte Lukas.

"Wollte ich das?", grinste Ben und kniete sich zu Lukas aufs Bett um ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu geben.

"Bitte....", flüsterte Lukas und schlang die Arme um Ben's Hals.

"Bekomme ich dann noch einen Kuss?"

Lukas nickte nur und sie sanken küssend zurück in die Kissen.

War das schöööön..... Lukas würde den anderen am liebsten gar nicht mehr loslassen, denn in letzter Zeit war eher die Regel gewesen, dass er aufwachte und Ben schon weg war. Heute brauchte er mal eine größere Dosis Liebe.

"Ich bin dein was...?"

"Sanfter Riese..."

"Du hast heute echt einen Dachschaden...", grinste Ben gegen Lukas' Lippen.

"Du kannst mich nicht mehr umtauschen...", lächelte Lukas ihn an und fuhr mit den Fingerspitzen über Ben's Brust.

"Wir müssen langsam mal darüber reden was wir mit der kaputten-", begann Ben, doch Lukas legte ihm sofort einen Finger auf die Lippen: "Heute müssen wir gar nichts...."

"Okay...", gab Ben nach und genoss wie Lukas ihm über den Nacken und durch die Haare kraulte.

"Ich liebe dich.."

"Ich dich auch..."

Gemeinsam setzten sie sich wieder auf und Ben begann mit sanftem Druck Lukas Schultern zu massieren.

Lukas seufzte wohlig:

"Du könntest ne Umschulung zum Masseur machen mit den Händen..."

"Ne lass mal...das mach ich nur für dich..."

Lukas drehte sich zu ihm um und seine Wangen färbten sich leicht rosa:

"Wie wärs wenn wir.....heute einfach nichts machen außer....Kuscheln und.."

"und...?", grinste Ben.

"Sex?", hauchte Lukas und küsste ihn innig.

"Klingt verlockend aber ich muss wirklich gleich los....Pierre holt mich in einer halben Stunde zum Training ab."

"....das heißt wir haben....30 Minuten.....?"

Beide grinsten sich an.

sex-starved

Lukas stand atemlos im Kleiderschrank und spähte durch den kleinen offenen Spalt.

Jenny kicherte gerade und säuselte irgendetwas, das aber zu leise war um es aus dieser Entfernung zu verstehen.

Ihre vollen, blonden Haare fielen über ihre nackten,kleinen Brüste und sie trug lediglich einen karminroten String.

Er wollte aus dem Schrank springen und sie aus seinem Schlafzimmer verjagen aber irgendwie war er wie

versteinert. So blieb ihm nur übrig alles mit anzusehen und zu lauschen.

Jetzt wurde ihre zierliche Gestalt kurz von Ben's breitem, nackten Rücken verdeckt.

Er hob sie hoch und warf sie vor sich aufs Bett.

Alles in Lukas schrie auf, allerdings konnte er doch jetzt auch nicht einfach so aus dem Schrank platzen.

Jenny's String war schon ziemlich nass. So feucht war sie.

Ben's Hände griffen nach ihren Brüsten, spürten ihre harten, süßen Nippel, während sie sich behaglich streckte.

Ihre erwartungsvollen Augen richteten sich dabei auf seine Lippen.

Er verstand sofort und beugte sich runter.

Kaum hatten ihre Lippen sich gefunden entbrannte ein mehr als leidenschaftlicher und ziemlich langer Kuss.

Ben biss zart in einen ihrer rosafarbenen Nippel und grinste sie an.

Ungeduldig und ohne hin zu sehen tastete er auf dem Nachttisch nach einem Kondom.

Jenny rutschte näher an ihn heran und vergrub ihre langen roten Nägel in seinem Hintern.

Sie küssten sich erneut, dann drückte er sie ein wenig von sich und wieder runter auf die Matratze.

Lukas wollte die Schranktüren aufmachen, war aber nach wie vor wie eingefroren.

In tiefem Schock beobachtete er sie weiter...wie ein absoluter Creep.

Ben konnte ihr den String gar nicht schnell genug runter ziehen.

So geil wie sie schon war...so feucht und wie sie ihre Beine für ihn breit machte konnte er ihr seinen harten Schwanz natürlich direkt problemlos rein rammen.

Wie die Tiere wechselten sie von einer Stellung zur nächsten, bis Jenny schließlich mit dem Gesicht zum Schrank auf dem Bauch lag und es sich so heftig von Ben besorgen lies, als hätten die beiden mehrere Jahre Sexentzug gehabt und würden gerade zum ersten Mal wieder die warme, willige Haut eines anderen Menschen spüren.

Während Ben sie so durchfickte, stöhnte sie lustvoll und heiser auf und sah Lukas genau in die Augen.

Das letzte Aufstöhnen klang sogar wie: "hah....L...Lukas.."

Ohja besorgs mir!

"Lukas!"

....Lukas!

"Wach auf!"

Lukas öffnete die Augen und schoss sofort im Bett nach oben. Schnell atmend sah er sich um und dann direkt in Ben's besorgte Augen.

"Alles okay? Du hast im Schlaf laut gestöhnt und um dich geschlagen."

"Ich....", Lukas dachte an die Bilder zurück, "Ich hatte einen ganz schlimmen Albtraum..."

Ben zog ihn direkt an sich und umarmte ihn fest.

"Danke dass du mich geweckt hast....es war furchtbar...", flüsterte Lukas.

"Was hast du denn geträumt?", wollte Ben wissen.

"Ähm ach....so Zombie Kram....aber es geht schon wieder...", Lukas räusperte sich verlegen und spürte wie seine Wangen zu glühen begannen.

"Na dann ist ja gut...", lächelte Ben und gab ihm einen Kuss.

"Lass uns versuchen weiter zu schlafen..", schlug Lukas vor und lies sich wieder auf den Rücken fallen.

Doch Ben zog ihn zu sich rüber:

"Wenn wir jetzt eh schon wach sind....könnten wir das doch auch anders nutzen...."

Er küsste zärtlich Lukas' Hals und massierte sanft den Hintern des Kleineren.

Lukas schluckte:

"Ich kann jetzt nicht...", nuschelte Lukas entschuldigend, denn er wurde diese gruseligen Bilder seines Traums noch nicht los.

Und Jenny und Ben beim Sex zu sehen war für ihn jetzt nun wirklich ein mega abturner.

Er sah immer noch ihr Gesicht und ihre wippenden Brüste vor sich. Und hörte ihr Stöhnen.

"Hab ich was falsch gemacht?", Ben nahm etwas Abstand.

"Nein... ich bin nur so müde...", log Lukas immer noch rot im Gesicht und drehte Ben schnell den Rücken zu.

Der nächste Traum würde hoffentlich ein netterer werden.

Gott wieso musste er nur auch immer so viel im Schlaf verarbeiten.

Ben brummelte etwas leicht unzufriedenes, robbte dann aber einfach nur an Lukas Rücken ran, legte einen Arm über ihn und schloss auch wieder die Augen.

"Nur eins noch...", flüsterte Ben gegen Lukas' Nacken.

"Hm...?"

"Wenn du von Zombies geträumt hast..Wieso hast du im Schlaf "Jenny" gestöhnt?", fragte Ben.

Lukas stellte sich sofort schlafend.

Cheeseburger und Pommes

Lukas stand mit Sophie in seiner Küche und suchte gerade nach einem geeigneten Gefäß um Kuchenteig zu zu bereiten.

Man sah ihm sofort an, dass er auch nach all der Zeit noch nicht wusste wo hier alles war.

Das war immerhin vorher Ben's Wohnung gewesen und der kochte auch ab und an.

Lukas dagegen war zwar stets bemüht, bestellte aber meistens dann doch eher irgendein Fast Food. Bevorzugt Pizza oder gebratene Nudeln oder er brachte Donuts mit.

Ben hatte mal morgens Rührei und Spinat gemacht woraufhin Lukas aus Protest einen Donut vom Vortag aus dem Kühlschrank geholt und stattdessen den zum Frühstück geknabbert hatte.

Endlich fand er eine Schüssel und beide sahen wieder konzentriert auf das Rezept.

"Cool, dass du Zeit hattest.", lächelte Lukas.

"Na klar. Wir haben uns echt lange genug nicht gesehen. Holst du mal bitte Mehl?"

Lukas öffnete einen der Hängeschränke und stellte sich auf die Zehenspitzen. Gott wieso musste Ben immer alles ganz oben hinstellen und am besten noch nach hinten durchschieben.... Angestrengt streckte er sich weiter und schaffte es die Mehlpackung mit den Fingerspitzen zu berühren.

"Warte ich habs glei-", die Mehlpackung entglitt ihm und kam ihm entgegen gefallen.

Wieso zur Hölle war die offen gewesen.

Sophie begann zu lachen, während Lukas sich Mehl aus den Haaren schüttelte.

"Das fängt ja gut an. Eigentlich sollte das gleich in die Schüssel.", grinste sie.

"Wir könnten immer noch zum Bäcker laufen...", schmunzelte Lukas.

Doch so schnell gaben sie dann doch noch nicht auf.

Nach und nach verrührten sie die einzelnen Zutaten.

Dann stellte Lukas eine Frage die ihm schon eine ganze Weile auf dem Herzen brannte:

"Sag mal Sophie hast du eigentlich noch Kontakt zu Jenny?"

Sie nickte offen:

"Ja klar."

"Hm darf ich dich was fragen...?", begann er etwas unsicher.

"Jetzt schieß schon los.", sie zwinkerte ihm zu und begann den Teig in die Kuchenform zu füllen.

"Redet sie manchmal über...Ben?"

Sophie zögerte einen Moment, entschied sich dann aber doch für knallharte Ehrlichkeit:

"Ständig..."

"Will sie noch was von ihm?", wollte er weiter wissen und öffnete den Ofen damit sie den Kuchen hinein stellen konnte.

"Lukas ist das nicht egal? Du bist mit ihm zusammen und fertig."

"Also ja?"

"Na was glaubst du denn? Sie hatte schon eine mega kitschige Zukunft mit ihm geplant. Sie ist immer noch mega verknallt in ihn...Aber auch wenn sie eine Freundin ist. Das ist ihr Problem Lukas und nicht deins. Die Liebe fällt eben hin wo sie hin fällt. Mach dir da nich so den Kopf okay?"

"Ich versuchs ja...ich hab sogar schon von den Beiden geträumt...", murmelte Lukas und stellte mal lieber den Wecker damit sie den Kuchen nicht im Ofen vergessen konnten.

Sophie's grinsen wurde breiter:

"Erzähl!"
 

Ben und John saßen in Ben's Auto auf dem Parkplatz eines American Diner's und befreiten gerade ihre Burger von der Alufolie.

Eigentlich hatten sie damit zu ihren Eltern fahren wollen, doch dann würden die John gleich in Beschlag nehmen.

Immerhin hatte Ben seinen Bruder gerade erst vom Flughafen abgeholt.

Sie hatten sich ewig nicht gesehen, weil John vor einigen Jahren nach Australien ausgewandert war.

John war Ben's großer Bruder, allerdings nur vom Alter her, denn körperlich betrachtet war er fast zwei Köpfe kleiner und damit noch nicht einmal klein. Ben war schon immer groß gewesen und hatte früher auf jedem Klassenfoto in der hintersten Reihe stehen müssen. Eigentlich waren alle in ihrer Familie irgendwie groß, nur ihre Mutter nicht.

Was auf Familienfotos immer ziemlich witzig aussah.

Ben betrachtete seinen Bruder von der Seite. John hatte sich ziemlich verändert. Klar hatten sie ab und zu telefoniert, geschrieben und sich auch Bilder zu geschickt aber es war eben doch was anderes sich live wieder zu sehen.

Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, hatte er noch lange Haare gehabt jetzt trug er eine sidecut Frisur und war am Oberarm tätowiert. Dabei hatte John vor 3 Jahren noch beinhart geschworen er würde sich nie etwas stechen lassen.

"Keine Sorge wenn Mum ausflippt erinnere ich sie an Pierre und sag ihr es hätte auch so ausgehen können.", grinste Ben und beide mussten los lachen.

John betrachtete seinen Burger als wäre der sein eigenes Kind oder sowas.

"So geil!..Ich bin im Himmel! ...weißt du wie lange ich keinen richtig guten Burger mehr hatte?!"

Irgendwie sah er beinahe schon etwas verliebt aus.

Nur die Gurkenscheibe zupfte er raus und verfütterte sie an Ben.

Dann biss er herzhaft rein und schloss genussvoll die Augen.

"Oh Gott! Besser als Sex...", stellte er mit vollem Mund fest.

Ben lachte nur und war noch bei seinen Pommes.

Draußen begann es zu regnen.

Schließlich lies John seinen Burger sinken und sah aus der Frontscheibe raus auf eine Pfütze:

"Du meinst das mit diesem Typen also tatsächlich ernst, ja?"

"Ich hab sowas noch nie gehabt...", sagte Ben leise.

"Glaub mir ich hätte auch nie gedacht dass du mal mit einem Typen...ich meine....ehrlich gesagt kann ich's mir immer noch nicht vorstellen. Sorry.", gestand John und sah dann wieder liebevoll auf seinen Burger.

"Willst du meinen auch noch haben?", fragte Ben, der eigentlich mit den Pommes schon zufrieden war. Denn die Beziehung zu Lukas tat seinem Fitness und Ernährungsplan eh schon nicht gut, eigentlich müsste er dem Fast Food mal wieder entsagen.

"Ernsthaft? Du bist der beste kleine Bruder!", strahlte John und stieß ihn gut gelaunt an.

"Dein Verhältnis zu Burgern macht mir dezent Sorgen..", lachte Ben.

"Es gibt nichts geileres. Keine Ahnung wie du so ein Baby weg geben kannst."

Während John sich weiter den Burgern widmete, trank Ben einen Schluck und knüpfte dann wieder an das ursprüngliche Thema an:

"Ich meins aber wirklich ernst mit ihm. Er hat irgendwas mit mir gemacht. Keine Ahnung.. Ich meine ich wollte nie heiraten."

"Als ich das gehört hab dachte ich ihr verarscht mich.", John wischte sich etwas Burgersoße aus dem Gesicht und schob eine Hand voll Pommes hinterher.

Er konnte es sich leisten. Aus irgendeinem Grund setzte es bei ihm einfach nie an.

"Und Pierre's Tochter kennst du ja auch noch nicht. Die ist schon im Kindergarten."

"Respekt an die Frau, die den freiwillig genommen hat.", grinste John.

"Oh glaub mir ...warte bis du die beiden erlebst.", lachte Ben.

Ihm war gar nicht so bewusst gewesen wie sehr er die direkten Gespräche mit seinem Bruder vermisst hatte.

John sah derweil etwas trauernd auf die nun leeren Alufolien.

Dann leuchteten seine Augen auf und er fischte einen Streifen Bacon aus dem Fußraum.

"Boah nein...", grinste Ben.

John zuckte nur mit den Schultern: "5 second Rule mate"

"Wieso hast du Angie eigentlich nicht mit gebracht?", fragte Ben.

"Wir haben uns vor ungefähr 3 Monaten dafür entschieden eine Beziehungspause einzulegen.."

"Hey das tut mir-"

"Schon okay. Lass uns mal besser langsam los fahren. Sonst gibts Stress. Lässt du mich fahren?"

"Also eigentlich wollte ich lieber-", begann Ben.

"Komm schon..."

Kurz darauf trat John das Gaspedal durch und Ben saß wie versteinert da und schloß innerlich mit seinem Leben ab.

"Home Sweet Home..", grinste John.

Missverständnis

Natürlich war der Kuchen ungenießbar.

Wieso verstanden sie nicht ganz aber irgendwie war es absehbar gewesen.

Vielleicht hätten sie doch mehr auf das Rezept hören sollen.

Aber das hatte alles so kompliziert gewirkt.

Jetzt saß Lukas im Bus und war auf dem Weg zum Haus von Ben's Eltern.

Irgendwie wäre es ihm lieber gewesen, wenn er nicht alleine, sondern gemeinsam mit Ben an seiner Seite angekommen wäre, aber der hatte seinen Bruder ja schon vom Flughafen abholen müssen und von da war es eben kürzer.

Natürlich hatte Ben den Umweg für ihn fahren wollen aber Lukas selbst war dummerweise rausgerutscht Nein schon ok. Keine Umstände. Ich nehme den Bus. Kein Problem., das bereute er inzwischen.

Oh man... er sollte jetzt zum ersten Mal Ben's Bruder kennen lernen und war mega aufgeregt.

Er war ja sowieso schon noch immer leicht nervös wenn er allein dessen Eltern sah. Aber über die wusste er immerhin bereits etwas und über diesen John wusste er noch so gut wie gar nichts.

Verdammt nur noch drei Haltestellen. Er würde gleich da sein und er fühlte sich wahrhaftig alles andere als bereit.

Immer wieder versuchte er sich einzureden, dass Ben immer an seiner Seite und zu ihm stehen würde auch wenn alle gegen ihn wären und das konnte ja nicht mal passieren oder zumindest nur schlecht. Denn mit Ben's Mutter verstand er sich ja und Ben's Vater hatte zumindest sein Einverständnis für den Antrag gegeben.

Wieso musste er ausgerechnet Ben's erster männlicher Partner sein. Das verdoppelte seine Aufregung noch.

Vermutlich machte er sich mal wieder ganz umsonst Sorgen.
 

Ben stand unter der Dusche.

Heiss prasselte das Wasser auf seine verspannten Muskeln.

Mit geschlossenen Augen stand er da und musste bei dem Gedanken daran, dass Lukas bald kommen würde leicht lächeln.

Er wollte ihn endlich wieder in den Arm nehmen. Dabei waren es nur ein paar Stunden in denen sie sich nicht gesehen hatten.

Mal alle diese für ihn sehr wichtigen Personen auf einem Haufen zu haben war etwas besonderes für ihn.

Und es war ihm extrem wichtig, dass John und Lukas sich kennen lernten. Die Beziehung zu seinem Bruder war immer schon sehr eng gewesen.
 

Lukas stand mit flauem Magen vor der Tür.

Dummerweise machte ihm, als er klingelte auch direkt ein fremdes Gesicht auf.

Er versuchte sich nicht allzu sehr einschüchtern zu lassen.

John trug ein weißes Hemd, das ziemlich weit aufgeknöpft war und hatte eine komplett andere Ausstrahlung als Ben.

"Hallo ich bin-"

"Lukas. Komm rein.", sagte John. Lächelte dabei aber nicht.

Es wahr wahnsinnig schwer ihn im ersten Moment einzuschätzen.

Verdammt wo ist Ben..., dachte Lukas angespannt und folgte John durchs Haus und auf der anderen Seite raus in den Garten. Dort begrüßte er Ben's Eltern.

Er war genau zum schlechtesten Zeitpunkt gekommen, denn Ben war gerade nochmal kurz duschen.

Verloren saß er Draußen während Ben's Mutter und John nochmal nach drinnen gelaufen waren, um etwas aus der Küche zu holen.

Ben's Vater mussterte ihn: "Bist du gut her gekommen? Ich hab gehört du hast kein Auto? Also fährt Ben dich sonst?"

Lukas wäre am liebsten im Boden versunken.

Dummerweise war er ja auch vor einer ganzen Weile mit Ben zusammen gezogen....in Ben's Wohnung.

Und ja Ben fuhr sie immer überall hin....ihm fiel zum ersten Mal auf wie doof das vielleicht für Außenstehende aussehen konnte. Tatsächlich übernahm Ben sehr viel...

Verlegen zupfte er an seiner Hose.

"Ähm ja...die Busverbindung ist ja ziemlich gut...ich ähm ich geh mal gucken, ob sie in der Küche vielleicht etwas Hilfe brauchen.", sagte er schnell und betete, dass Ben dann auch gleich mal um die Ecke kommen würde.

Gesagt getan. Lukas stand auf und ging nach drinnen. Vor der angelehnten Küchentür zögerte er jedoch einen Moment weil er meinte seinen Namen gehört zu haben. Eigentlich wollte er ja gar nicht lauschen.

Als John wieder zu reden begann hielt Lukas die Luft an.
 

"Ich hatte eigentlich gehofft, dass es heute erstmal nur die Familie ist.", John verschränkte die Arme vor der Brust, immerhin war er ewig nicht zu Hause gewesen und dann ging es statt um ihn gleich um den neuen Typen seines Bruders.

"Lukas ist doch jetzt Familie.", versuchte Ben's Mutter die Stimmung etwas zu entspannen und presste eine letzte Zitrone aus.

Eine Weile hörte man nur das leise Küchenradio im Hintergrund.

"Wirklich Mum? Ist er das?.....ist das wirklich okay für dich. Das mit Lukas? Dass es ein Kerl ist?"

Sie schwieg.

"Ist es das?", wiederholte er provokant.

"Nein okay finde ich es nicht.", sagte sie schließlich.
 

Den Rest des Gespräches konnte Lukas nicht mehr hören, weil er durchs Haus und vorne aus der Tür lief.

Dort setzte er sich neben einem großen, runden Buchsbaum auf die Treppenstufen.

Machten alle vor ihm nur gute Miene zum bösen Spiel und konnten ihn hinter seinem Rücken eigentlich gar nicht leiden?

Lukas dachte an Ben und verdammt er liebte diesen Mann von ganzem Herzen und mit allem was er hatte, aber wollte er der Grund für Ärger in einer Familie sein?

Das schwarze Schaf? Das war er doch in seiner eigenen schon.

Lukas wusste einfach nicht wie er sich jetzt verhalten sollte und wünschte sich sehr er hätte das Gespräch nicht zufällig mit angehört. Was war er eigentlich noch ohne Ben? ...

Lukas spürte wie ihm die Nase zu laufen begann, schnell zog er ein Taschentuch aus der Tasche, dann rann die erste Träne über seine Wange und tropfte runter auf die unterste Stufe.

Eine Jennifer wäre hier mit stolzer Brust und sexy Outfit reinstolziert und hätte keine Angst davor gehabt mit Ben's Familie allein zu sein. Einfach gehen konnte er aber auch nicht. Oder doch?

Verdammt Ben sollte nicht gegen seine eigene Familie kämpfen. Er wollte nicht das jemand sowas für ihn tat.

Ben würde ihn immer in Schutz nehmen. Aber Lukas hatte sich gewünscht, dass er das gar nicht erst müsste.

Familie stand immer an erster Stelle das war klar. Auch wenn Ben zu ihm stehen würde.

Wie lange kann eine Beziehung halten wenn die Familie nicht dahinter steht?

Ben war ein absoluter Familienmensch.

Lukas wusste, dass er trotzdem wieder rein musste und sich nichts anmerken lassen durfte, immerhin hatte er ganz unhöflich gelauscht. Aber er war gerade einfach zu feige.

Er dachte an Pierre und Becky. Pierre hatte auch lange um den Respekt ihrer Familie kämpfen müssen.

Aber Pierre war einfach ein anderer Mensch. Er hatte sich wie ein Terrier in die Sache verbissen und sich immer und immer wieder behauptet. Außerdem war Pierre gewöhnt viel Gegenwind zu bekommen.

Lukas dagegen ging das direkt ans Herz.

Er kannte es nicht der Unruhestifter zu sein und alles was er wollte war doch nur mit Ben glücklich zu sein.

Wieder kullerte eine Träne über sein Gesicht.

Ben hatte jemand stärkeres verdient. Jemanden, der sich nicht gleich von so einem blöden Satz verschrecken lies.

Lukas stand auf und ging die Straße runter auf die Kreuzung zu.

Bloß weg.
 

Ein paar Minuten zuvor..
 

"Wirklich Mum? Ist er das? Ein Teil der Familie?.....ist es wirklich okay für dich? Das mit Lukas? Dass er ein Kerl ist?"

Sie schwieg.

"Ist es das?", wiederholte er provokant.

"Nein okay finde ich es nicht.", sagte sie schließlich.

"Dachte ich mir.", murmelte John, doch sie war noch nicht fertig.

"John...ich finde es nicht nur okay. Ich bin total begeistert von Lukas. Du hast ihm ja noch gar keine Chance gegeben. Du hast noch nicht gesehen wie er Ben ansieht. Ich weiß dass das mit dir und Angela schief gelaufen ist. Ich wünsche dir dass du irgendwann mal jemanden findest, der dich so ansieht wie Lukas Ben ansieht."

Sie lächelte und ihr wurde ganz warm wenn sie daran dachte. Sie fand die beiden inzwischen so niedlich zusammen, dass sie sich daran gar nicht satt sehen konnte.

"Sicher?", John sah kurz aus dem Küchenfenster.

"Glaub mir wir wollen beide das beste für Ben. Er ist so glücklich mit Lukas."

"Nicht dass er wieder zu viel gibt und am Ende der blöde ist."

Sie kniff ihm in die Wange und grinste ihn an:

"Ich weiß, dass du ihn nur beschützen willst aber Lukas himmelt Ben an und tut ihm richtig gut."

"Okay..."

"Weißt du überhaupt schon, dass Ben seine Entlassung beantragt hat? Es hat ihm das Herz gebrochen zu hören wie Lukas hier gelitten hat als er weg war. Er stellt gerade sein ganzes Leben auf den Kopf für Lukas. Glaubst du bei so einer Liebe interessiert mich das Geschlecht auch nur im geringsten? Wenn du mir den perfekten Schwiegersohn vergraulst verprügel ich dich mit der Bratpfanne."

John sah nochmal aus dem Fenster in den Garten:

"Wo ist Lukas überhaupt?"

Küchenkrepp

"MAMA!!", schrie Mia.

Pierre stand gerade unter der Dusche und hörte es erst nur ganz leise, weil das Rauschen so laut war.

"MAMA!!!!"

Jetzt hatte er es ganz deutlich gehört.

Sofort stellte er das Wasser ab und rutschte beinahe aus, als er aus der Dusche sprang.

In Windeseile band er sich ein Handtuch um die Hüfte und stolperte raus.

"MIA?!"

Er riss die Kinderzimmertür auf. Es war leer.

Dann hörte er Schluchzen und rannte ins Wohnzimmer.

Mia zerrte an Becky während ihr dicke Tränen übers Gesicht rannen.

Pierre war sofort unten bei den Beiden.

"Nein...nein nein..", flüsterte er.

Becky war kalkweiß und hatte getrocknetes Blut unter der Nase.

Mit zittrigen Fingern rief er den Notarzt und zog dann seine Tochter in seine Arme.

"Mama soll aufwachen!"

"Und das wird Mama. Alles ist gut, okay? Alles ist gut.", Pierre strich ihr durch die hellblonden Haare und ging schnell Becky's Notfalltasche holen. Dann war er sofort wieder neben ihr.

Nichts war gut. Überhaupt nichts war gut.

Schwacher Puls.

Zum ersten Mal seit Ewigkeiten sprach er sie mit ihrem vollen Namen an:

"Rebecca ich warne dich.."

Über der Couch neben ihnen hing immerhin noch eine Jeans, die er sich anzog, kurz darauf waren die Rettungssanitäter auch schon da.

Barfuß und oberkörperfrei nur in Jeans und mit Mia im Arm stieg er mit in den Rettungswagen. Es war ihm so egal was er anhatte.

Beunruhigt fuhr er sich schließlich im Krankenhaus durch die immer noch nassen Haare während Mia an dem Becher Wasser nippte den er ihr besorgt hatte.

Mia hatte Becky so gefunden.

Um Gottes Willen.

Pierre fühlte sich dermaßen schuldig und beschissen, dass er Magenkrämpfe bekam.

Immer wieder erntete er komische Blicke von Vorbeigehenden weil er halbnackt und Barfuß da saß und kaum ruhig sitzen bleiben konnte.

Sie war doch so stabil gewesen in letzter Zeit. So fröhlich..

Außerdem steckten sie mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen.

Er war wirklich kein Typ der irgendwie leicht weinte oder sonst was aber

Mia sah ihn an und sagte "Papa, lach wieder." und auf einmal war er kurz davor.
 


 

Lukas wollte gerade umdrehen und zum Haus zurück gehen, als ihn eine Hand an der Schulter packte.

Erschrocken wirbelte er herum.

"Wo willst du denn hin?", fragte John.

"Ich musste mir nur kurz die Beine vertreten...Ich...", Lukas zögerte doch dann entschied er sich dafür um Ben zu kämpfen,

konnte ja nicht immer nur Ben sein, der sich vor ihn warf, "Ich hab gehört was ihr in der Küche über mich gesagt habt. Und dass es nicht okay für euch ist, dass ich mit ihm zusammen bin. Aber ich kann das mit ihm nicht aufgeben, okay?! Ich...Ich liebe ihn."

Zum ersten Mal huschte so etwas wie der Ansatz eines Lächelns über John's Gesicht:

"Okay du hast definitiv nicht alles gehört."

"Was meinst du?", Lukas sah ihn verdutzt an.

"Die sind alle total vernarrt in dich. Mum hat mir eben noch Prügel angedroht wenn ich ihren ach so tollen zukünftigen Schwiegersohn vergraule.."

Lukas wurde rot.

Das erleichterte, beschämte und überraschte ihn gleichermaßen. Allerdings konnte er spüren, dass er John noch nicht wirklich von sich überzeugt hatte.

"E..cht?"

"Ja echt. Jetzt komm zurück ehe Ben was merkt. Sonst machen mich gleich alle fertig.", grinste John.

Eigentlich hätte er wirklich lieber gehabt wenn Lukas abgehauen wäre aber Ben und seine Mutter wollten es eben anders.

Lukas nickte und sie gingen los.

Dass Ben die Szene längst vom Flurfenster im oberen Stock aus beobachtet hatte konnten sie ja nicht wissen.

Mit verschränkten Armen sah er von dort aus zu wie Lukas und John kurz redeten und dann zurück zum Haus wanderten.

Sein Vater trat neben ihn und klopfte ihm auf die Schulter:

"Nimm es John nicht übel. Für mich war es auch nicht einfach. Ehrlich gesagt gewöhne ich mich immer noch dran."

"Ich sag doch gar nichts...", erwiderte Ben und grinste dann, "Ehrlich gesagt läuft es sogar besser als ich's erwartet habe."

Kurz darauf kamen sie dann endlich auch mal zum Essen.

Lukas beobachtete John und Ben dabei wie die beiden sich andauernd neckten.

Neben seinem Bruder wirkte sein Freund auf einmal viel jünger.

Für ihn war das spannend zu beobachten.

Wenn er Ben's Familie so sah erinnerte ihn das nur leider auch daran, dass er sowas nicht mehr hatte.

Und der Grund für das Auseinanderbrechen einer Familie zu sein war echt ein doofes Gefühl.

Während Ben's Eltern sich wirklich Mühe gaben und einfach nur das beste für ihre Söhne wollten, hatten Lukas und seine Eltern inzwischen komplett den Kontakt abgebrochen. Auch seine Schwester, die ja zunächst nochmal auf ihn zu gekommen war, meldete sich schon länger nicht mehr.

Scheinbar musste er sich damit abfinden.

Daher war ihm umso wichtiger, dass er irgendwie auch John noch von sich überzeugen konnte. Nur wie?
 

Nach dem Essen saßen Ben, sein Vater und John weiter draußen und redeten über Sport und über Ben's Auslandseinsatz.

Lukas hatte sich irgendwie deplatziert gefühlt und immer wenn er seinem Freund näher kommen wollte hatte er die skeptischen Blicke der beiden anderen Männer gespürt. Also war er quasi in die Küche geflohen.

"Schön, dass wenigstens du mir hilfst!", lächelte Ben's Mum grade und funkelte raus in den Garten, wo Ben's Vater gerade auf der Terrasse Bier verteilte.

"Na klar.", lächelte Lukas und begann das Geschirr in die Maschine einzusortieren, was übrig blieb wuschen sie mit der Hand ab.

"Ich hab euch noch was von den Resten eingepackt. Das kannst du ja nachher aus dem Kühlschrank mitnehmen."

Lukas hielt kurz in der Bewegung inne und lies das Handtuch sinken:

"Das ist wirklich nett.. aber ich glaube wir bleiben doch über Nacht..."

"Wirklich? Das wäre ja schön. Wir haben genug Platz hier."

"Ben wollte es von Anfang an....ich hab ihm nur gesagt, dass das nicht geht weil ich so nervös war...", gestand Lukas verlegen.

"Aber wieso das denn? Wegen John?"

"Er mag mich nicht.."

Von draußen hörten sie lautes Lachen.

"Lass dich nicht so von ihm einschüchtern. Sei einfach du selbst und lass ihn das mit sich selbst ausmachen.", schmunzelte sie.

"Ben scheint ziemlich was auf seine Meinung zu geben...", seufzte Lukas unsicher.

Daraufhin lachte Ben's Mutter:

"Ja...das stimmt. Aber..sieh es doch mal so. Ben kennt ihn. Glaubst du nicht er wusste genau wie John reagieren würde?"

Lukas seufzte nur leise.

"Lukas ich glaub dir ist eins nicht klar..."

Er sah sie irritiert an:

"Was denn?"

"Er hat es nicht lange ertragen dich zu verleugnen. Erinnerst du dich? Ben ist wahnsinnig stolz auf das was ihr habt. Wieso bist du nur so unsicher wenn mein Sohn dir sogar einen Antrag macht um dir zu beweisen wie ernst er es meint. Er hat uns über 10 Jahre lang geschworen dass er nichts vom Heiraten hält und dann steht er plötzlich eines Tages vor mir und sagt dass er einen Ring gekauft hat und dass er das Gefühl hat angekommen zu sein.

Lukas er wollte dir Sicherheit damit geben und du hast immer noch Selbstzweifel und auch Zweifel an ihm."

Lukas spürte wie seine Wangen warm wurden.

Hatte er diesen Mann überhaupt verdient?

Dennoch war da diese Unsicherheit weil er eben von Ben's Kinderwunsch wusste. Es waren halt so viele Sachen, die ihn beschäftigten.

Auch als Ben's Mutter schließlich ins Wohnzimmer verschwand blieb er noch in der Küche stehen.

Er wollte eigentlich gern zu seinem Freund aber fühlte sich irgendwie als würde er Ben vor John und seinem Vater blamieren oder in Verlegenheit bringen.
 

Zögerlich schlich er dann irgendwann raus und setzte sich mit ordentlichem Abstand mit auf die Terrasse.

Ben's Vater nickte ihm nur kurz zu und redete dann weiter von irgendeinem Auto.

Lukas lächelte höflich und versuchte möglichst ..."wenig schwul" rüber zu kommen.

Was im nachhinein betrachtet echt erbärmlich von ihm war.

Wenn man Ben dagegen so beobachtete würde man nie drauf kommen, dass er mit einem Mann zusammen war.

Das beste Beispiel dafür, dass das Äußere eigentlich kaum etwas über einen Menschen aussagte.

Ben's Mutter kam auch wieder raus und schob mit vorwurfsvollem Blick John's Füße vom Tisch.

Plötzlich stand Ben auf und kam rüber:

"Ich hab dich schon vermisst.", sagte er und küsste Lukas vor allen anderen. Kein Bussi. Kein kurzer Schmatzer.

Nein ein richtiger Kuss. Danach lächelte er zufrieden.

John hätte beinahe sein Bier ausgespuckt so überrumpelt war er davon.

Ben's Vater wusste nicht recht wo er hin gucken sollte und einzig und allein Ben's Mutter nickte zufrieden.

Lukas sah beschämt runter war aber auch irgendwie erleichtert.

Trotzdem traute er sich gerade weder zu John noch zu Ben's Vater zu sehen und griff blitzschnell nach seinem Glas um nichts sagen zu müssen.

"Lukas meinte eben in der Küche, dass ihr doch über Nacht bleibt.", strahlte Ben's Mutter unbedarft in die Runde.

John sah sie entsetzt an, verkniff sich aber einen Kommentar.

Ben wirkte positiv überrascht:

"Wirklich?"

Lukas nickte und konnte in Ben's Gesicht sehen, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.

Er musste sich eben auch mal zusammen reissen.

Ben gab ihm einen zweiten Kuss.

Woraufhin John abrupt aufstand:

"Ich muss mal pissen."

Schnell wandte er sich zum Gehen.

Ben's Mutter schlug ihm einmal eins mit der Zewa-Küchenrolle auf den Hinterkopf und dann war er auch schon im Haus verschwunden.

"Vielleicht sollten wir es nicht so zeigen...", flüsterte Lukas in Ben's Ohr.

"Heißt das ... kein Sex in meinem Kinderzimmer?", flüsterte Ben zurück.

Lukas streckte den Arm aus.

Ben's Mutter reichte ihm die Zewarolle und er zog Ben damit eins über den Kopf.
 

Am Abend ging John allein los.

Eigentlich hatte er das mit Ben machen wollen. Aber mit ihm allein und nicht noch mit dessen Verlobten zusammen. Immer noch irgendwie komisch.. John hatte ja so nichts gegen Homosexualität aber seinen eigenen Bruder mit dem er aufgewachsen war mit einem anderen Mann zu sehen war einfach ...merkwürdig.

Zumal er Ben immer nur als Frauenschwarm gekannt hatte.

Ob er sich daran gewöhnen könnte? Oder war es am Ende doch nur ein Prank?

John steuerte seine ehemalige Lieblingsbar an.

Sie war nicht mehr da und einem modernen Club gewichen.

So ein Dreck..

Er ging trotzdem rein. Hauptsache was trinken und kurz etwas Abstand zu der Lukas&Ben Situation gewinnen.

Gerade als er seinen ersten Drink in der Hand hatte kam eine ziemlich hübsche Blondine auf ihn zu.

Wohlwollend lies er den Blick über ihren Körper wandern, den sie in ein sehr kurzes und enges Kleid gepresst hatte.

Gar nicht mal übel...

"Hey kann ich dir was gutes tun?", grinste er und gab dem Barkeeper schon einmal ein Zeichen.

Sie lächelte ihn an und schlug ihre langen Wimpern auf und nieder.

"Sex on the Beach."

"Alles klar.", er orderte ihr den Cocktail und sah sie wieder an.

"Süß von dir..", grinste sie und spielte mit einer ihrer Locken während sie ihm näher kam.

"Hast du auch einen Namen Prinzessin?"

Der Barkeeper stellte den Cocktail vor ihr ab und sie saugte kurz an der Deko-Orange.

"Jennifer."

Die Stunde vor dem Sturm

Ihre Lippen berührten sich bereits sachte noch bevor sie ihre Augen geöffnet hatten.

Durch das Fenster strahlte die Sonne und tauchte den ganzen Raum in ein warmes, helles Licht.

"Morgen...", nuschelte Lukas.

"Morgen...", brummte Ben.

Hier in seinem alten Kinderzimmer war natürlich alles etwas ungewohnt und um einiges enger.

Aber irgendwie war fast jeder Ort irgendwie schön, wenn man ihn mit dem richtigen Menschen teilte.

Noch wussten sie ja nicht, dass jeder von ihnen mindestens 10 verpasste Anrufe von Pierre auf seinem Handy hatte.

"Ich muss immer noch dran denken wie ich dich beim Flaschendrehen..."

Lukas presste sofort seine Hand auf Ben's Mund. An die ersten Tage in der Hütte im Wald wollte er nun wirklich nicht mehr denken, vor allem daran wie Jenny an ihm geklebt hatte.

Wie anders es noch zwischen ihnen gewesen war und wie unvorstellbar eine gemeinsame Zukunft gewesen war.

Eine Weile lagen sie kuschelnd und schmusend und küssend im Bett.

So konnte man wirklich gut morgens in den Tag starten.

Lukas verspürte so viel Liebe, dass er das Gefühl hatte platzen zu müssen.

Schließlich strich Ben ihm durch die Haare und sah ihm in die Augen.

Auf einmal deutlich ernster.

"Weißt du....es stimmt dass ich gern irgendwann Kinder hätte...."

Lukas stöhnte leise auf.

"Ich dachte das Thema hätten wir hinter uns...Ich dachte du bist durch mit Frauen..."

Ben sah auf einmal beinahe etwas verlegen aus.

"Wieso gehst du davon aus, dass ich sie mit jemand anderem möchte...?"

Lukas erstarrte.

Seine Wangen begannen zu glühen:

"Ich versteh nicht ganz....ich-Du meinst ...meinst doch nicht. Du....und.."

"Wenn ich mal Kinder habe dann....doch nur mit dir..."

"Was ....", Lukas war komplett fertig mit der Welt.

Er hatte Ben ja tatsächlich noch nie gefragt wie genau er sich das vorstellte, er war einfach immer davon ausgegangen, dass ihm eben das in ihrer Beziehung fehlte. Er war nie darauf gekommen, dass Ben es sich mit ihm vorstellen könnte.

"Ich weiß nicht wie du zu dem Thema stehst ...aber ....ich...wünsche mir Kinder mit DIR....", wiederholte Ben.

Lukas musste wirklich ausgesehen haben wie vom Blitz getroffen.

Ben lachte leise und gab ihm einen Kuss:

"Du musst ja noch nicht darauf antworten...ich weiß dass das keine Kleinigkeit ist...aber egal wie du dich entscheidest....ich liebe dich und ich werde dich bald heiraten... das wird sich dadurch nicht ändern. Versprochen."

Lukas' Lippen fühlten sich aufienmal ganz trocken an und ihm fehlten gänzlich die Worte.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Ben's Mutter stand mit einem Tablett und zwei Kaffeetassen vor ihnen.

Lukas zog sofort die Decke etwas höher.

"Und?! Was hat er gesagt?!!!"

Ben wollte gerade antworten als sein Blick auf sein Handy fiel.

Was zum...

11 entgangene Anrufe und 6 Nachrichten von Pierre.

Er öffnete die erste.

"Scheiße..."

Es dauerte keine 20 Minuten und sie waren bereits ungeduscht und völlig durcheinander auf dem Weg ins Krankenhaus.

»Brauche Hilfe. Es ist Becky. Sind im KH. Bitte Komm für Mia.«
 

Pierre hielt ihre blasse Hand ganz fest. Sie fühlte sich falsch an. Viel zu kalt.

In diesem Moment wirkte seine Verlobte wie eine leere Hülle.

Vor ein paar Minuten waren Gottseidank Lukas und Ben angekommen und kümmerten sich jetzt um Mia.

Es war schwer. Schwerer als alles. Der schwerste Augenblick seines Lebens und scheiße er hatte wirklich viel erlebt.

"Ich kann dich nicht aufgeben. Auch wenn die es tun. Ich geb dich nicht auf."

Seine Stimme wirkte so laut in dem Raum, der ansonsten nur von dem leisen Surren von Geräten erfüllt war.

Ihre Lider zuckten leicht und er drückte ihre Hand fester.

"Das kann's noch nicht gewesen sein. Verlass mich jetzt nicht. Nicht jetzt. Ich bin noch nicht bereit dafür."

Er dachte an ihre kleine, süße Mia.

"Wir sind noch nicht bereit."

Noch nie war ihm etwas so klar gewesen wie die Erkenntnis, dass er nie wieder eine andere Frau lieben würde.

Becky würde einen Teil von ihm mitnehmen. Einen Teil, den man weder ersetzten noch reparieren konnte.

Es gab nichts vergleichbares. Niemand konnte ihren Platz einnehmen.

Das schlimmste war seine Hilflosigkeit. Gäbe es etwas...irgendetwas das er tun könnte, er würde es tun. Er würde ihr sein Blut geben, er würde ihr seine Niere geben, Alles. Ganz egal. Alles.

Eine Schwester legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter:

"Es ist soweit..Ich muss sie jetzt leider raus bitten.."

Pierre fühlte sich als würde der Boden unter ihm weg gerissen werden.

Selbst in ihrer Ohnmacht nahm diese Frau ihm den Atem. Unendliche Male hatte er sich ausgemalt wie er am Altar stehen und sie auf ihn zu kommen würde, in einem weißen Hochzeitskleid...er sah sie ganz genau vor sich. Wie sie sich in dem Kleid vor ihm drehte, wie ihre Augen funkelten, wie sie ihn anlachte und sein Puls beschleunigte sich unbeschreiblich wenn er sich bloß vorstellte wie er ihr den Ring auf ihren Finger steckte.

Dieser Traum war ihm immer schon zu schön vorgekommen. Zu schön um wahr zu sein?

Würde es nie dazu kommen?

"Lassen sie sie bitte los und-"

"Ich kann nicht."

Sein Herz hatte schon so viele Schläge eingesteckt. Er wusste nicht wie viel er noch vertragen konnte. Wie viel musste er noch über sich ergehen lassen. Wieso sie? Wieso hatte es nicht ihn treffen können?! Wieso Sie?!

Es fühlte sich wie ein Abschied an und sie zu berühren war das einzige was ihn noch bei Verstand hielt.

Er konnte ihre Stimme beinahe in seinem Ohr hören.

Geh ruhig. Es ist okay..
 

Stunden später..

Pierre saß auf diesem harten, kalten Stuhl im Flur.

Aus dem Pausenraum ein paar Meter weiter tönte leise I'll Never Love Again von Lady Gaga.

Niemand konnte ihn dort weg bewegen.

Don't wanna feel another touch

Er war kein Mann, der weinte.

Don't wanna start another fire

Er war nicht schwach.

Don't wanna know another kiss

Er hatte sich immer im Griff.

No other name falling off my lips

Er durfte keine Schwäche zeigen.

Don't wanna give my heart away. To another stranger

Er war stark und er musste jetzt stärker sein als jemals zuvor. Nicht für sich. Aber für sie. Für sie beide.

Or let another day begin

Er war standhaft.

Won't even let the sunlight in

Er weinte nicht. Niemals.

No, I'll never love again

Pierre berührte fast etwas ungläubig sein Gesicht, als die erste Träne über seine Wange lief.

I don't wanna know this feeling

Unless it's you and me

Die Stimme des Oberarztes hallte fast schmerzhaft in seinem Kopf wider:

"Sie ist sehr schwach. Vielleicht zu schwach für eine weitere Operation und dennoch ist es ihre einzige Chance. Wenn sie ihr noch etwas sagen wollen....dann sollten sie es jetzt tun."

Er würde diesen Moment nie vergessen...wie er sie auf die kühle Stirn geküsst hatte.

Wie er versucht hatte all seine Liebe in diesen Kuss zu stecken.

Und was er ihr dann ins Ohr geflüstert hatte:

"Scheiß auf die Hochzeit. Du bist auch so meine Frau."

Die Vorstellung wie sie freudestrahlend im weißen Kleid auf ihn zu schwebte wurde immer blasser.

"Du hattest Recht, du hast den Ketchup nicht vergessen."

Die Braut, die sich vor ihm drehte, löste sich langsam in Luft auf.

Immer wieder hörte er Mia Schreien.

MAMA!!!

Eine weitere Träne tropfte von seinem Kinn auf den Boden.

Changes

Pierre stürzte aus der Arbeit und direkt ins Auto.

Nur noch 20 Minuten dann endete Mia's Betreuungszeit und er hatte am Abend zuvor doch nichts mehr fürs Mittag vorbereiten können.

Es gab so verdammt viele alleinerziehende Eltern auf der Welt. Wie zur Hölle machten die das?!

Pierre rannte atemlos in die KiTa und wäre beinahe auf dem Kleid irgendeiner Disney Prinzessin ausgerutscht.

5 Minuten später wurde ihm auch noch mitgeteilt, dass Mia ein anderes Kind gebissen hatte.

Außerdem hatte er mal wieder vergessen neue Wechselsachen mit zu bringen und das schon mehrfach neu angesetzte Entwicklungsgespräch würde er ebenfalls mal wieder verschieben müssen.

Es fühlte sich an als würde ihm alles irgendwie entgleiten und den Bach runter gehen.

Er seufzte schwer, als Mia endlich im Kindersitz im Auto saß. Damit war es allerdings noch längst nicht geschafft.

Was zur Hölle sollte er für sie kochen?

Was konnte er überhaupt gut kochen? und war das was er konnte auch gut genug für ein Kind?

Gesundes essen...Irgendein Gemüse...und Fisch vielleicht...? Irgendeinen?...Salat?...Was würde Becky jetzt tun?

"Papi?", tönte es schließlich etwas kleinlaut von der Rückbank.

Er sah grübelnd weiter nach vorne auf die Straße; "Hm?"

Couscous?...oder irgendwas mit Huhn...wäre etwas aus Dosen auch okay? oder Tk-Beutel?

"Da vorne ist Mcdonald's Papa"
 

Jenny stieg ganz vorsichtig und so leise wie möglich aus dem Bett.

Sie wollte John auf keinen Fall wecken.

Ja, er sah gut aus und sie mochte seine raue Stimme...aber er war für sie dennoch nur Mittel zum Zweck. Ihr Ziel war und blieb Ben. Ben und sie waren füreinander bestimmt und irgendwann würde es ihm auch klar werden.

Manche Menschen musste man eben scheinbar zu ihrem Glück zwingen.

Mit spitzen Fingern zog sie das Handy aus John's Hose.

Sie hatte ihn im Club lange genug beobachtet und sich eng genug an ihn geschmiegt, um seinen PIN in Erfahrung zu bringen.

Fast wäre sie sich dafür zu schade gewesen. Aber ihr Ben war es wert.

Neugierig überflog sie den Nachrichtenverlauf zwischen John und Ben aber auch zwischen John und dessen Eltern.

Mehrfach fiel in diesen Unterhaltungen auch ihr Name.

Sie grinste.

Klar meistens stand sie dabei in negativem Kontext aber sie war noch in seinem Kopf. Sie war noch im Gespräch und nicht vergessen und das reichte erstmal.

So ein Glück, dass John und sie sich vorher noch nie live getroffen hatten, so hatte er sie im Club und auch bis jetzt nicht erkannt.

"Jenny?", kam es gebrummelt aus Richtung Bett.

Erschrocken fuhr sie zusammen und steckte das Smartphone zurück, dann drehte sie sich mit einem breiten Grinsen um:

"Hmmm?"

"Wieso bist du da hinten? Komm ins Bett..

Jenny nickte und kuschelte sich zurück und an ihn heran.

Er sah ernst zur Decke hoch.

"Alles gut?", flüsterte sie und küsste ihn auf die Wange.

"Ach es ist nur mein Bruder...", seufzte er leise.

Sofort hatte er ihre Aufmerksamkeit. Er konnte ja nicht wissen, dass sie seinen Bruder bereits mehr als gut kannte.

"Was ist mit ihm?"

"Naja ich dachte ich kenne ihn ...ich meine er ist mein Bruder..."

"Aber?", säuselte sie.

"Er hat sich in den Kopf gesetzt zu heiraten....er...hat sich mit einem ....", John zögerte.

Er wollte es den beiden ja gönnen und normalerweise vertraute er Ben auch mit dessen Entscheidungen, dennoch fiel es ihm schwer es auszusprechen:

"einen Mann...einen anderen Mann."

"Dein Bruder ist schwul?", grinste Jenny.

Sofort setzte John sich auf:" Nein! ist er nicht."

Das war ihre Gelegenheit die Zweifel die John ohnehin schon hatte noch ein wenig zu gießen und zu füttern.

"Meinst du dein Bruder begeht vielleicht einen großen Fehler?"

John sah sie nachdenklich an:

"Ja...vielleicht.."

Ihr grinsen wurde breiter:

"Erzähl mir mehr..."
 

Pierre schnitt sich beim Zwiebeln zerkleinern in den Finger und schlug wütend mit der Faust auf das Holzbrett.

"Fuck. Scheiße!"

Schnell nahm er den blutenden Finger in den Mund.

"Was ist los?", rief Mia aus dem Wohnzimmer.

"Nichts!", rief er etwas zu wütend zurück.

Es raubte ihm den letzten Nerv. Alles!

Er brauchte seine Frau zurück. Sofort. Mia brauchte sie noch mehr.

Er konnte das nicht. Er konnte es einfach nicht.

Aber Becky musste noch im Krankenhaus bleiben und es war noch nicht abzusehen wann sie zurück kommen könnte und in welchem Zustand und ob sie zurück kommen könnte. Es ging ihr nicht besonders gut, aber für ihn zählte nur das sie noch atmete und er betete jeden Abend, dass sie auch wieder ganz sie selbst werden würde.

Es war so schwer allein. Er hatte ihr gesagt, dass alles gut wäre, aber es war schwer. Einfach schwer.

So konnte es einfach nicht weiter gehen.

In diesem Moment klingelte es an der Tür.

Schnell zog er die Pfanne vom Herd und ging öffnen.

Seine Nachbarin stand vor ihm. Sie war vielleicht 3 oder 4 Jahre jünger als er und gerade erst mit ihrer Schwester nebenan eingezogen.

"Hey...", lächelte sie schüchtern.

"Hey..", erwiderte er knapp und sah die große Auflaufform die sie aufgeregt gegen ihre Brust drückte.

"Ich ähm...ich...ich hab mitbekommen, dass du hier allein mit deiner Tochter wohnst und ich dachte...also...das soll nicht heißen, dass ich glaube dass du nich' kochen kannst oder so...aber...also irgendwie dachte ich...also ich wollte sowieso Lasagne machen und ich mache immer zu viel...und...hier!"

Schnell überreichte sie ihm die Form und lief rot an.

"Also man sieht sich. Grüß deine süße Tochter!", mit diesen Worten war sie auch schon wieder auf der Flucht.

Eigentlich wollte er sich bedanken und ihr sagen dass er aber verlobt ist.

Stattdessen rief er ihr hinterher:

"Danke. Ey! Wie heißt du?"

"Mila!", strahlte sie ihn an und er winkte nur.

Dann ging er nach drinnen um die Lasagne für sich und Mia aufzuwärmen.
 

Lukas schlich leise in die Küche und sah zu seinem Verlobten rüber:

"Sag mal Schatz...hättest du eigentlich Interesse an einem Dreier?"

Ben spuckte seinen Kaffee quer über den Küchentisch:

"Tschuldige was hast du gesagt?"

Lukas spürte wie sein Gesicht etwas wärmer wurde, als er die Frage wiederholte:

"Ob du eigentlich mal Interesse an einem Dreier hättest."

Ben sah ihn fassungslos an.

Es dauerte fast eine ganze Minute bis er wieder etwas sagte:

"Wie kommst du denn jetzt auf sowas...ich meine....reiche ich dir nicht oder was ...?"

Lukas kam zögerlich näher:

"Doch. Natürlich. Ich hab nur gerade in so einer Zeitschrift gelesen, dass.."

Eigentlich hatte er diese Schnapsidee von Sophie. Die hatte nämlich kürzlich erzählt worauf Ben angeblich, Jenny zufolge, so stand und das hatte ihn ziemlich verunsichert.

Ben hatte vorher wohl ein ziemlich erfülltes und abwechslungsreiches Sexleben....

Ob Ben sich bereits mit ihm langweilte? War die Luft raus? Musste er sich mehr trauen?

"Du willst das?", unterbrach Ben ihn ungläubig.

"Ähm ja. Klar. ist doch nichts dabei.", log Lukas.

Oh Gott er wollte es auf keinen Fall.

Ben zuckte mit den Schultern:

"Und wen holen wir uns dazu..?"

Lukas schluckte schwer ehe er antwortete.

Ben war nun mal Bi...und sie reizte ihn eben.

Er wollte ihn einfach um keinen Preis verlieren.

Um wirklich keinen Preis.

Noch nie war Lukas ein einzelnes Wort so schwer über die Lippen gekommen.

"Jenny.."

Yours

Pierre stand mit der inzwischen leeren und sauberen Form vor der Tür seiner Nachbarn und klingelte.

Aus irgendeinem Grund war er aufgeregter als nötig und das irritierte ihn.

Es dauerte eine ganze Weile und er wollte schon umdrehen, als er Schritte hörte und leises Getuschel.

Dann öffnete sich die Tür.

Eigentlich hatte er sich ein paar nette Worte überlegt, doch als sie jetzt wirklich so vor ihm stand, im Bademantel und barfuß, streckte er ihr nur viel zu schnell die Schüssel entgegen, brummte : "Hier." und wollte sich zum Gehen abwenden.

"Du hast jemanden verloren oder?"

Pierre spürte wie sich etwas in seiner Brust zusammen zog und er ballte ungewollt die Hände zu Fäusten.

Er konnte die Frage nicht einmal beantworten. Irgendwie hatte er Becky verloren und irgendwie auch nicht.

Dieser Zustand der Ungewissheit, ob er sie wieder zurück bekommen würde und auch so wie er sie kannte, zermürbte ihn jeden Tag ein wenig mehr.

"Ich auch. Meinen Verl-", sprach Mila leise hinter seinem Rücken weiter.

"Ich muss zur Arbeit.", murrte er.

"Hast du heute Abend ....hast....ähm...hast du vielleicht heute nach der Arbeit etwas Zeit..ich...vielleicht könnten wir einen Tee...-", stammelte sie.

"Ich muss zur Arbeit. Danke für's Essen.", mit diesen Worten ging er wieder. Ruhig nach Außen und innerlich zerrissen.

Während er seine Schritte beschleunigte rieb er mit der Hand über den kleinen Engel zwischen den Fratzen auf seiner Brust. Durch sein Hemd konnte man ihn natürlich nicht sehen. Aber er wusste immer genau an welcher Stelle er sich befand.

"Scheiße.", brummelte er als er wieder seinen Flur betrat und den Schlüssel ans Brett hängte.

Mia stand im Bärchen Schlafanzug in ihrer Zimmertür:

"Das sagt man nicht Papa.", mahnte die Kleine und hörte sich für einen Moment wie Becky an.

Er sah nur stumm zu ihr woraufhin sie auf ihn zu lief und ihm in die Arme sprang.

Wie Becky.
 

Ben kam gerade vom Sport wieder und lies seine große Tasche achtlos irgendwo im Flur fallen.

Als Lukas dazu kam wäre er beinahe darüber gestolpert.

"Können wir nochmal über deine...Idee...reden?"

"Klar. Wollen wir sie gleich anrufen? Sie hat bestimmt Lust drauf und-"

"Okay. Gut. Ruf sie an.", Ben zuckte mit den Schultern.

Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen, dann zog Lukas schnell sein Handy aus der Hosentasche.

"Gibst du mir ihre Nummer?"

Ben sah ihn nur an.

"Also gibst du mir ihre Nummer?", wiederholte Lukas ungeduldig. Er wollte es einfach nur hinter sich bringen.

"Wirklich...?"

"Klar!", lächelte Lukas gezwungen.
 

6 Stunden später standen sie irgendwie ziemlich unbehaglich in Jenny's Schlafzimmer.

Als sie Ben's Hemd aufknöpfte explodierte Lukas beinahe vor Eifersucht und dabei war das hier ja sein Vorschlag gewesen.

Jetzt musste er es wohl durchziehen.

Lukas schluckte schwer. Immer wieder dachte er daran, dass er das alles nur für ihre Beziehung tat.

Das hier war besser als wenn Ben ihm irgendwann mal mit Jenny fremdgehen würde.

Oder?

"Also ich muss sagen ....ich war wirklich überrascht...aber...jetzt gefällt mir die Idee eigentlich ganz gut...", grinste Jennifer zu Lukas und drehte sich elegant wieder zu Ben ...strich mit den Händen über seine breiten Schultern und reckte sich hoch um ihm einen zarten, lockenden Kuss auf die Lippen zu hauchen.

Lukas trat näher auf die beiden zu.

Mit einem flauen Gefühl im Bauch legte er von hinten seine Hände auf Jenny's Seiten und so standen sie zu dritt eng beieinander. Lukas Herz blieb beinahe stehen als er zu sehen musste wie Ben Jenny ihr Top über den Kopf zog. Jede Bewegung zwischen den beiden wirkte so unangenehm vertraut. Lukas versuchte sich zusammen zu reißen.

Langsam stieg er aufs Bett und betrachtete die Beiden. Wartete darauf, dass sie sich zu ihm gesellten und es sah auch danach aus, doch dann zögerte Jenny noch einen Moment:

"Ich geh nur noch einmal kurz ins Bad dann wird's heiss.", versprach sie und verschwand.

Lukas fühlte sich ganz klein und furchtbar und deplatziert.

Sein Herz pochte wie verrückt in seiner Brust.

Dann traf er Ben's kühlen Blick.

Als Ben näher kam, roch er schon nach ihr.

Lukas schluckte schwer und wollte etwas sagen, doch Ben kam ihm zuvor.

"Ich kann das nicht."

"Was meinst du?", flüsterte Lukas.

"Das bist nicht du. Das sind nicht wir. Ich kann das nicht.", Ben rieb sich über den Nacken.

Klar die Situation war aufregend und noch vor 10 Jahren war er immer ganz scharf auf einen Dreier gewesen. Am besten mit zwei Frauen, aber er war nicht mehr dieser Mann und er vermisste diese Zeit auch gar nicht mehr.

Klar sah sie scharf aus. Klar hatte der Kuss sich vertraut angefühlt und auch sie auszuziehen...aber er erkannte seinen eigenen Verlobten nicht wieder und das war es nicht wert.

"Aber das hier wolltest du doch..du willst sie doch...", stammelte Lukas.

"Lukas das bist nich' du. Was soll dieser Scheiß hier? Was machen wir hier?", murrte Ben und begann sein Hemd wieder zu zuknöpfen.

In diesem Moment fiel so eine Last von Lukas, dass er beinahe geweint hätte.

Irgendwie verliebte er sich gerade ein zweites Mal in diesen Mann, der da mürrisch vorm Bett stand und einfach nur mit ihm nach Hause wollte.

Obwohl da eine halbnackte wirklich wunderschöne Frau im Bad stand.

"Und was sagen wir Jenny...?", flüsterte Lukas.

Ben griff nach seinem Freund und zog ihn mit einem Ruck von dem fremden Bett:

"Nichts."

"Aber..", stammelte Lukas, doch Ben zog ihn schon hinter sich her und heimlich aus Jenny's Wohnung raus, während diese sich noch frisch machte.

Immer noch etwas aufgewühlt liefen sie unter den Straßenlaternen entlang.

"ich wollte nur dass du mich nicht irgendwann wegen ihr wieder verlässt....", gestand Lukas.

Ben blieb stehen und zog ihn an sich:

"Ich weiß genau wie meine Zukunft aussehen soll Lukas...und in diesem Bild ist kein Platz für sie."

"Ich dachte ja nur d-", begann Lukas.

Ben beugte sich runter, hob Lukas Kinn an und küsste ihn während erste, kleine Schneeflocken vom Himmel rieselten.
 

Gleichzeitig kam Jenny duftend und in aufreizenden Dessous zurück ins Schlafzimmer.

"Ben?!"

Goodbye Jenny

Dezember..
 

"Ich kann das nicht!", rief Lukas schon zum zehnten Mal und klammerte sich so fest er konnte an Ben, während sie auf Schlittschuhen über die Eisfläche glitten.

Ben lachte nur:

"Wir sind doch noch nicht einmal schnell."

Lukas sah bettelnd zu ihm hoch:

"Wir haben es doch nun wie versprochen versucht. Können wir dann jetzt bitte wieder auf festen Boden und einfach nur einen Glühwein trinken??Bitte?!"

Ben griff nach Lukas' Hand und gemeinsam fuhren sie wieder an den Rand.

Lukas' Verkrampfung löste sich allerdings erst, als er endlich wieder normale Schuhe an den Füßen und einen heiss dampfenden Glühwein in den Händen hielt.

"Vergiss nicht. Nur einen.", erinnerte Ben ihn und gab ihm einen kleinen Kuss.

Woraufhin zwei Mädchen neben ihnen zu kichern begannen und Lukas sich mit rotem Kopf weg drehte.

"Wollte Pierre nicht auch heute hier sein? Mia ist ja heute bei ihrer Oma."

Ben zuckte mit den Schultern:

"Ich hab ihm geschrieben ... er antwortet noch nicht. Aber eigentlich ist es doch auch ganz schön so ....so zu zweit?"

Tatsächlich hatten sie die letzten Wochen über viel Zeit bei Pierre verbracht um Mia zu bespaßen und Pierre etwas abzulenken. Jetzt gerade so vor den Feiertagen wurde dessen Laune nämlich immer miserabler.

Lukas zögerte kurz ehe er mit dem Finger in eine Richtung zeigt:

"Hey ist er das nicht da drüben?"

Ben sah durchs Gedränge und erstarrte, als er in der Ferne Pierre sah der gerade eine fremde Frau an den Händen hielt.

Küssten die beiden sich dahinten gerade??!!

"Halt mal...", murmelte Ben und drückte Lukas seine Tasse in die noch freie Hand, dann lief er auch schon los.

Doch als er an der Stelle an kam, waren dort bereits ganz andere Leute.

"Fuck..."murmelte Ben und rief Pierre an, doch sein Anruf ging sofort zur Mailbox.

Lukas trat neben ihn:

"Vielleicht haben wir uns ja verguckt..."

"Wir beide gleichzeitig?"

"vielleicht...", murmelte Lukas selbst leider weniger überzeugt, als er es gern wäre.

Ben's Handy begann auf einmal in seiner Tasche zu vibrieren.

"Ah das ist er bestimmt...moment..."

Danach verstummte er und machte nur ab und an "hm hm.."

"Alles okay?", flüsterte Lukas zwischendurch.

Doch Ben ignorierte ihn und wirkte von Sekunde zu Sekunde immer angespannter.

Plötzlich sagte Ben:" Nein! Warte!"

Dann rannte er los.

Lukas lies die Tassen fallen und stürzte ihm durchs Gedränge hinterher.

Gott sei Dank war Ben so groß, sonst hätte er ihn sofort verloren.

Sie liefen so schnell und so weit durch die Kälte, dass Lukas bereits die Lunge brannte als Ben vor ihm stehen blieb.

Dann drehte Ben sich unvermittelt zu ihm um und stieß Lukas so grob weg, dass dieser beinahe hingefallen wäre.

"Spinnst du?!", keuchte Lukas geschockt, dann erst sah er Jenny, die zitternd in einiger Entfernung stand und eine Waffe in der Hand hielt.

"Geh nach Hause.", befahl Ben und stieß Lukas wieder weg.

"Nein ich....nein...", stammelte Lukas. Irgendwie war es schwer zu kapieren was gerade passierte.

Jenny presste sich die Pistole gegen den Kopf.

"Ich kann ohne dich nicht mehr leben!", krächzte sie heiser. Ihr Hand zitterte bedrohlich stark.

Ben atmetete tief durch und machte einen Schritt auf sie zu:

"Jennifer...nimm sie runter..."

"SAG DASS DU MICH LIEBST! GIB ES ENDLICH ZU!", kreischte sie und Tränen quollen aus ihren geröteten Augen.

"Jenny....Jenny bitte. Die Waffe ist entsichert. Wir können über alles sprechen.", begann er ruhig auf sie ein zu reden, während er gleichzeitig versuchte Lukas abzuschirmen.

"SAG ES!"

"Ich liebe dich. Schatz nimm die Waffe runter...", erwiderte Ben und ging einen weiteren Schritt auf sie zu.

"Was macht er dann noch hier....SAG IHM ER SOLL SICH VERPISSEN!", schrie sie und fuchtelte jetzt mit der Pistole in Lukas' Richtung. Dabei drückte sie versehentlich ab und Lukas schrie auf.

Über Ben's Kopf splitterte Holz von einem der knorrigen Äste, der Eiche unter der er gerade durch ging.

"Jenny...wir können nur reden wenn du die Waffe runter nimmst. Komm zu mir..."

Sie griff die Pistole nun mit beiden Händen:

"Wenn ich dich nich' haben kann. Kann dich keiner haben."

Lukas hielt es nicht mehr aus:

"BEN KOMM DA WEG!!"

Panisch versuchte er die Polizei anzurufen, doch sein Handy rutschte ihm aus den Händen und fiel in den Schneematsch.

"Was macht er da? WAS MACHT ER DA?!"

"Alles in Ordnung...", Ben ging jetzt schneller auf sie zu.

"NICHT!", rief Lukas und stürzte hinter ihm her um ihn da weg zu reissen.

Als Ben ihn erneut weg stieß, sah Lukas stattdessen zu Jenny:

"Bitte nicht. Bitte tu das nicht! BITTE!"

Lukas spürte die heissen Tränen kaum, die über sein kaltes Gesicht liefen.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Jenny richtete die Waffe auf Ben's Brust:

"Es hätte alles gut sein können. Wieso musstest du mich verlassen...Es tut mir leid...."

"NEIN!", schrie Lukas.

Wenn diese Verrückte ihm die Liebe seines Lebens nahm könnte sie ihn auch gleich mit erschiessen.

Lukas hätte sich am liebsten übergeben.

"Es tut mir leid....", schluchzte Jenny und wollte abdrücken.

"Warte...ich muss dir noch eine Sache sagen. Eine letzzte Sache...", meinte Ben mit immernoch ruhiger Stimme.

"Mach schnell!", schniefte sie. er war jetzt so nah bei ihr, dass sie ihm den Lauf der Waffe direkt gegen die Brust pressen konnte.

Ben beugte sich zu ihrem Ohr:

"Ich-", begann er leise, doch statt den Satz zu beenden entwendete er ihr derartig schnell die Waffe und kickte sie von ihnen weg, dass sie nur perplex vor ihm stehen konnte.

"NEIN!", kreischte sie als er sie packte und festhielt.

Lukas stand in einiger Entfernung wie versteinert da und zitterte am ganzen Körper.

Endlich begann er wieder zu funktionieren, griff sein Handy und rief die Polizei an.

Ben presste die völlig aufgelöste, zierliche Frau gegen seine Brust und fuhr ihr beruhigend mit seinen Fingern durch die Haare.

"Du brauchst Hilfe Jenny...", raunte er in ihr Ohr und gab ihr einen sanften Kuss in die blonden Haare.

Sie schluchzte nur lauter und krallte ihre Finger in seinen Mantel.

"Alles wird gut...aber du brauchst wirklich Hilfe Maus..."

So standen sie einfach da, im Schneegestöber, bis die Polizei kam und Jenny in gewahrsam nahm.

Ben drehte sich zu Lukas um und wollte den Mund aufmachen, doch Lukas war schneller.

In die Ohrfeige, die er seinem Freund verpasste , hatte Lukas wirklich all seine Kraft gelegt.

"Es tut mir leid ich wollte dir nicht weh tun...ich wollte dich nur aus der Schusslinie kri-"

"Das mein ich nicht! Wieso gehst du auf jemanden zu der eine Waffe auf dich richtet?! Du hättest jetzt Tod sein können!"

"Es tut mir leid."

"Du blöder großer beschissener Idiot."

"Es tut mir leid. Aber ich glaube das war die einzige Möglichkeit."

"Ich weiß.", schniefte Lukas und wischte sich mit dem Arm über die Augen.

Ben zog ihn an sich:

"Das ist jetzt vorbei..."

"Stoß mich nie wieder weg. Ich will immer bei dir sein. Egal was ist. Okay?"

"Ich werd mich immer vor dich stellen Lukas."

"Wieso bist du nur so stur?!", Lukas sah zu Ben hoch.

Ben küsste Lukas Lippen, die von den Tränen furchtbar salzig schmeckten.

"Das war keine Antwort...", schmollte Lukas noch immer etwas verstört.

"Nicht?", grinste Ben versöhnlich.

"Hätte sie wirklich abgedrückt...?", flüsterte Lukas.

Ben strich mit einem Daumen über Lukas' Wange:

"Ja.."

"Hattest du keine Angst?", wollte Lukas wissen.

"Um dich.."

Sein Handy klingelte erneut:

"Pierre?", fragte Ben.

"Bitte komm! Ich hab Angst!"

Ben brauchte einen Moment um zu checken.. wer da am anderen Ende der Leitung war.

"Mia?!"


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für die Kommentare und Favoriten
lg (•‿•) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke an die Kommentare und Favoriten. Sorry hatte vergessen, dieses Kapitel hoch zu laden, dachte ich hätte es bereits getan daher die Pause ಥ_ಥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
..... ( ・﹏・) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin selbst überrascht wie wohl ich mich erstmals damit fühle ein heterosexuelles Paar dermaßen intensiv mit einzubinden, aber die Sache ist mir irgendwie ans Herz gewachsen... da kann ich mich nicht wehren (•‾⌣‾•)و ̑̑♡
Keine Sorge der Schwerpunkt wechselt demnächst wieder zum eigentlich Main Couple zurück. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (70)
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Von:  Yunaxxx
2019-12-28T10:29:43+00:00 28.12.2019 11:29
Ich hatte wirklich Angst gehabt das was Schlimmes passiert. Jenny braucht wirklich Hilfe und alleine wäre sie da nicht
Raus gekommen.
Hat Pierre was mit der Nachbarin?
Warum hat Mia angerufen was ist passiert?
Hoffentlich heiraten Ben und Lukas endlich und bekommen ihr Happy End ohne Drama und ohne Jenny Intrigen
LG yunaxxx
Von:  Onlyknow3
2019-12-16T10:17:34+00:00 16.12.2019 11:17
Das war ja mal so was von knapp, Ben hat begriffen was er mit seiner Aussage nach einem dreier bei Lukas ausgelöst hat.
Jetzt bleibt zu hoffen, das sich dieses Weib endlich von den beiden die Finger lässt. Jetzt müsste es ein Happy end geben, für Peirre an erster Stelle, und dann für Ben und Lukas. Damit da endlich ruhe einkehrt, zwischen den beiden.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Yunaxxx
2019-12-15T20:19:03+00:00 15.12.2019 21:19
Ein auf und ab. Ich kann nicht mehr. Pierre tut mir so leid. Ich könnte gerade nur heulen deswegen.
Bei Ben und Lukas dachte ich nur nein bitte nicht. Aber als Jenny auf Toilette ging und Ben Luka geschnappt hat dachte ich nur zum Glück. Luka ist nicht der Typ dafür und es hätte im das Herz gebrochen wenn es zum dreier gekommen wäre.
Zum Glück nicht!
Jenny such dir endlich jemand anderen.
Ben und Lukas <3
Von:  Yunaxxx
2019-11-22T10:08:17+00:00 22.11.2019 11:08
Juhu neues Kapitel. Nein Ben mach das nicht. Lukas hat Angst um eure Beziehung und wenn Jenny jetzt ins Bett hüpft dann geht eure Beziehung sicher kaputt.
Pierre tut mir so leid. Das mit Becky ist alles total schrecklich. Er braucht ein Netz das in auffängt und hilft sonst geht er an dieser Geschichte kaputt. Becky ist seine große Liebe. Bis jetzt war sie immer seine große Stütze und Hilfe.
Mila hat Interesse an Pierre und es ist eine süße Idee mit der Lasgne. Sie kann ja nicht wissen, dass Pierre verlobt ist. Ich hoffe das Mila und John zusammen kommen und Jenny endlich in Behandlung geht. Jenny ist so krankhaft schön dass sie nichts mehr mitbekommt. Ich möcht ungern das sie mit John zusammen kommt. Mila macht aber einen sympathischen Eindruck
Von:  Onlyknow3
2019-11-22T09:39:26+00:00 22.11.2019 10:39
Oh! Nein! Nicht die schon wieder, die gerade Bens Bruder bearbeitet, um sie auseinander zu bringen.
Lass Ben das ja ablehnen, dass gehst nach hinten los. Das wird nichts, das zerstört ihre Beziehung.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Onlyknow3
2019-11-06T10:05:08+00:00 06.11.2019 11:05
Endlich geschafft, ich bin zum lesen gekommen. So ist das wenn auf mehreren Foren herum turnt, dann bleibt eine immer hinten dran. Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Kimi104
2019-11-03T03:12:43+00:00 03.11.2019 04:12
Oh du bist so gemein... erst gib es Tagelang nix und dann sowas trauriges... ich hoffe das Becky es schafft... drücke ihr ganz fest die Daumen...
Von:  Onlyknow3
2019-10-22T08:11:44+00:00 22.10.2019 10:11
Hoffentlich bleibt es dabei, schlepp die ja nicht ab John. Das würde Ben nicht verkraften, und Lukas in ein weiteres Loch ziehen. Weiter so, freuch mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Onlyknow3
2019-10-22T07:52:07+00:00 22.10.2019 09:52
Ja wo ist Lukas, sie haben es also nicht bemerkt, das er ihr Gespräch gehört hat.
Auch Backe das wird Ben gar nicht gefallen, das er Lukas vertrieben hat.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Yunaxxx
2019-10-21T19:47:34+00:00 21.10.2019 21:47
Ich weine. Ich habe so Angst um Becky. Bitte lass sie nicht sterben. sie ist mein lieblings weiblicher Charakter.
Jennifer?! Das kann doch nur Jenny sein?! Was hat sich die Frau bitte wieder ausgedacht??? John renn weg! Jenny ist hinter Ben her


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