Pas de deux
06. Pas de deux
Pas de deux: frz. „Schritte für zwei“, der Höhepunkt eines klassischen Balletts, zu dem die Hauptcharaktere ein Duett tanzen. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die romantische Form des Pas de deux, in dem sich die Darsteller während des Tanzes auch körperlich näher sind.
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Karyu war sich sehr sicher, dass er mit Fug und Recht behaupten konnte, noch nie in seinem Leben so nervös gewesen zu sein. Er war beinahe froh, dass er einen Großteil des Tages damit verbracht hatte, seiner Schwester mit den letzten Vorbereitungen für die Party zu helfen, die sie nicht den Hotelangestellten hatte überlassen wollen. So hatte er immerhin keine Zeit dafür gehabt, sich noch mehr in die Panik hineinzusteigern, die schon seit dem Vorabend langsam in ihm aufgestiegen war. Ein Umstand, der natürlich auch Kana nicht entgangen war, die im Laufe des Tages darüber gescherzt hatte, dass Karyu anscheinend nervöser war, als sie selbst und das, obwohl sie es ja war, die heiraten würde.
Karyu hatte ihr liebevoll beide Mittelfinger gezeigt, was ihm aber nur ein herzhaftes Lachen von ihrer Seite bescherte.
Am Ende war er froh gewesen, als Ayasa und Tatsurou noch weit vor Beginn der Feierlichkeit eingetroffen waren und es Zeit wurde, dass er sich selbst dem Anlass entsprechend in Schale warf.
Nicht, dass er sich in dem schmal geschnittenen Anzug, auf den seine Schwester bestanden hatte, sonderlich wohlfühlte, aber immerhin hatte er etwas zu tun. Und so lange Ayasa sich damit beschäftigen konnte, seine hellen Haare Strähne für Strähne in die richtige Position zu zupfen, kam sie wenigstens nicht auf dumme Gedanken. Es reichte schließlich, dass nicht nur seine beiden besten Freunde, sondern auch Kana schon neugieriger auf Zero waren, als ihm lieb war.
Denn natürlich hatte er erklären müssen, warum genau er so kurzfristig noch jemanden auf die Gästeliste hatte setzen wollen – selbst wenn es seiner Meinung nach bei fast einhundertfünfzig Gästen auf einen mehr oder weniger nun wirklich nicht ankam. Als Gastgeberin sah seine Schwester das aber offensichtlich anders und wenn er in den letzten Monaten eines gelernt hatte, dann war es, dass das alte „die Braut hat immer recht“-Klischee definitiv auch in diesem Fall zutraf. Was tat man nicht alles für seine Lieblingsgeschwister, vor allem, wenn sie die einzigen waren, die man hatte.
Mit einem Seufzen legte Karyu den Kopf in den Nacken, startete einen weiteren Versuch, sich zu beruhigen, der ebenso kläglich scheiterte, wie das letzte dutzend. Er zwang sich dazu, nicht schon wieder auf sein Handy zu schauen – Zero hatte ihm gesagt, dass er erst etwas später zur Feier hinzustoßen konnte, weil er vorher noch seine eigene Familie besuchte. Und er würde nicht schneller hier sein, nur weil er ein weiteres Mal nachsah, wie spät es war. Stattdessen zupfte er mit den Fingerspitzen unruhig an seiner in einem dunklen Violett gehaltenen Krawatte herum. Auch die hatte ihm seine Schwester aufgedrückt und jetzt gerade hatte er das Gefühl, dass ihn dieses Stück Stoff langsam aber sicher zu erwürgen versuchte.
Durch die bodentiefen Fenster am anderen Ende der Hotellobby sah er nach draußen, verlor sich ungewollt im Anblick der nächtlichen Großstadtkulisse. Aber so konnte er zumindest für ein paar lange Momente das geschäftige Treiben um sich herum ausblenden.
Erst, als er Schritte hinter sich hörte, riss er sich aus seinen dahintreibenden Gedanken.
Karyu drehte sich automatisch um, um zu sehen, ob er vielleicht gebraucht wurde, nur um gleich darauf abrupt stehen zu bleiben. Wenn er ehrlich war, brauchte es einige Anstrengung, um genau das zumindest nicht mit offenem Mund zu tun.
„Ich hoffe, ich bin nicht zu spät?“, wollte Zero wissen. Das halb versteckte Lächeln, das über sein Gesicht huschte, machte deutlich, dass er sich Karyus Reaktion nicht nur bewusst war, sondern diese anscheinend auch genoss.
Aber wie hätte er anders reagieren können? Er war ja schon froh, dass sein Herz – und seine Knie – nicht hier und jetzt ihren Dienst quittierten und ihn vollkommen im Stich ließen. Zero stand in einem dunkelroten Jackett vor ihm, das es irgendwie schaffte, seine Augen noch wärmer wirken zu lassen, das Revers mit einem kleinen grünen Sträußchen geschmückt. Darunter trug er ein helles Hemd und eine Weste, die ebenso schwarz war, wie seine Hose.
„Und wenn, wäre es das Warten wert gewesen.“ Die Worte verließen leicht krächzend Karyus Mund, ohne, dass er etwas hätte dagegen tun können.
Diesmal war Zeros Grinsen deutlicher und er biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht um sich so selbst einen Kommentar zu verkneifen.
„So darfst du mich gern immer begrüßen“, meinte er schließlich, bevor er den Abstand zu Karyu überbrückte und sich umstandslos bei ihm unterhakte. „Ich bin ja doch ziemlich gespannt auf heute Abend, muss ich sagen.“
„Da bist du nicht der Einzige.“ Anscheinend hatte er es nicht geschafft, das unterschwellige Seufzen in seiner Stimme zu verbergen. Zumindest, wenn er nach dem fragenden Blick ging, den Zero ihm auf den Satz hin zuwarf. Sie betraten den Aufzug, aus dem der andere gerade erst gekommen war, wieder und Karyu zuckte mit den Schultern, während er den Knopf für die oberste Etage drückte. „Meine besten Freunde und meine Schwester sind sehr neugierig darauf dich kennenzulernen“, erklärte er dann.
Das flaue Gefühl, dass sich bei den Worten in seinem Magen ausbreitete, schob er vorerst konsequent auf den Fahrstuhl, auch wenn dieser sich beinahe unmerklich bewegte.
Er hatte nicht wirklich erwartet, dass diese Aussage Zero verunsichern würde, zumindest nicht so, dass er es sich anmerken ließ. Aber damit, dass seine Begleitung sich lässig gegen die Fahrstuhlwand lehnte und ihn lediglich noch einmal ausgiebig musterte, hätte er auf der anderen Seite auch nicht gerechnet.
„Schätze, dann sollte ich mich heute Abend von meiner besten Seite zeigen, mh?“, meinte er nur leichthin. Und offensichtlich konnte Karyu sein Unwohlsein nicht halb so gut vor ihm verbergen, wie er gehofft hatte, denn als die Fahrstuhltüren sich öffneten, fügte er hinzu: „Ich werde es mir verkneifen auf irgendwelchen Tischen zu tanzen, okay?“
Karyu konnte nicht anders, als zu lachen, fühlte sich zumindest in diesem Augenblick einfach nur unendlich erleichtert. Selbst wenn er nicht in Worte fassen konnte, warum genau.
~*~
„Was ist das eigentlich mit dir und Dachterrassen?“, fragte Zero in die relative Stille hinein, in der sie bisher nebeneinander am Geländer gestanden hatten.
„Ich mag den Abstand, denke ich.“ Karyu drehte sich zu ihm um, drückte gleichzeitig seine nur halb aufgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. „Mir werden solche Menschenaufläufe schnell zu viel. Und, hey, der Blick hier lohnt sich doch definitiv, oder?“
Mit seiner jetzt freien Hand gestikulierte er auf das Stadtpanorama vor sich, das er bisher betrachtet hatte.
„ … da muss ich zustimmen. Kaum zu glauben, dass wir quasi auf einer Höhe mit dem Tokyo Tower sind …“ Jetzt war es Zero, der einen Arm über die Brüstung ausstreckte, als wollte er spielerisch nach der beleuchteten Spitze des Funkturms greifen.
Die Lichter spiegelten sich in seinen dunklen Augen und ließen die Wellen seines Haars glänzen. Der Anblick verursachte ein beinahe schmerzhaftes Ziehen in Karyus Magen. Es fühlte sich an, als müsste er sich mit aller Gewalt davon abhalten, den anderen zu berühren. Alles in ihm schrie förmlich danach, Zero diese eine Haarsträhne hinters Ohr zu streichen, die ihm immer wieder vom Wind ins Gesicht geweht wurde.
„Ist dir eigentlich nicht kalt?“, fragte er, wechselte so das Thema, vielleicht um einmal mehr von sich abzulenken. Oder sich selbst von seinen Gedanken. Aber Zero stand hier ohne Jacke und mit hochgekrempelten Hemdsärmeln in der Dezemberkälte. Und bis auf die leichte Gänsehaut, die seine Unterarme bedeckte, gab es keine Anzeichen dafür, dass ihn dies irgendwie störte.
„Geht.“ Er warf ihm ein abschätzendes Lächeln zu. „Es sei denn, du möchtest mich wärmen. Dann friere ich gerade furchtbar.“
Karyu war sich ziemlich sicher, dass es in seinem Hirn gerade zu einem Kurzschluss gekommen war.
„Was?“, fragte er deswegen nur, beobachtete stumm, wie Zero sich ihm etwas weiter zuwandte und ihn offen ansah.
„Ich meine nur. Ich hätte nichts dagegen oder so. Das heißt, wenn du nichts dagegen hast.“
Wie eben schon, streckte Zero eine Hand aus, diesmal allerdings nach ihm, streifte nur sacht mit den Fingerspitzen seinen Handrücken. Und Karyu selbst konnte nicht anders, drehte auf diese lockende Geste hin automatisch seine eigene Hand um, um ihre Finger zittrig miteinander zu verschränken.
„Hab ich nicht“, brachte er schließlich hervor.
Die Worte hatten kaum seinen Mund verlassen, da trat Zero auch schon näher, ließ den Abstand zwischen ihnen schmelzen. Irgendwie schaffte er es mit einer halben Drehung, sich Karyus Arm um die Schultern zu legen und sich gegen ihn zu lehnen, ohne ihre Hände voneinander zu lösen.
Wenn Karyu ehrlich war, wusste er gerade weder, was er tun, noch, was er sagen sollte. Stattdessen fühlte er sich tatsächlich ziemlich damit überfordert, Zeros Nähe und Körperwärme plötzlich so deutlich spüren zu können.
„Ist alles okay?“ Zeros Frage klang ehrlich besorgt, ließ ihn trotz des Chaos, das in ihm tobte, lächeln.
„Ja.“ Er sah auf Zero hinunter, der sich an ihn lehnte, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, und zuckte unbeholfen mit den Schultern. „Sehr okay sogar. Ich glaub, ich muss das nur kurz verarbeiten.“
„Was?“
„… dass du … mit mir flirtest?“ Er formulierte die Erklärung unwillkürlich als Frage.
Allerdings schien er den anderen damit sehr zu amüsieren, denn Zero fing nur an zu lachen und verbarg für einen Moment sein Gesicht an Karyus Schulter. Als er ihn wieder ansah, lag ein breites Grinsen auf seinen Lippen, sodass Karyus Blicke automatisch zu den Grübchen wanderten, die sich dadurch zeigten.
„Das tue ich, seit wir uns in Tokyo wiedergesehen haben, aber schön, dass es dir aufgefallen ist.“
„Du … was?“ Hatte er eben das Gefühl von Sprachlosigkeit verspürt, so fühlte er sich jetzt wie ein Fisch auf dem Trockenen.
Ein Fisch, der gerade verglühte, wenn er nach dem Brennen ging, das sich auf seinen Wangen ausbreitete. Die Art und Weise, auf die Zero ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, machte es dann auch nicht wirklich besser.
„Karyu. Ernsthaft?“ Zero schüttelte angedeutet den Kopf, ehe er sich wieder gegen ihn lehnte. „Ich hätte nie gedacht, dass wir uns nach Chicago überhaupt wiedersehen. Natürlich nutze ich da meine Chance, wenn wir uns noch mal über den Weg laufen. Zumal du nicht wirklich abgeneigt gewirkt hast?“ Diesmal war er es, der eine Aussage zur Frage umformulierte, auch wenn Karyu den Eindruck hatte, dass dies weniger mit seiner eigenen Unsicherheit zu tun hatte, als mehr damit, dass er sicher sein wollte, ihn nicht zu überfordern.
„Ich bin definitiv nicht abgeneigt“, gab er deswegen zu, konnte nun mit unendlicher Erleichterung Zeros Lächeln erwidern. „Ich bin nur katastrophal schlecht in diesen Dingen … wie ich eben eindrücklich bewiesen haben sollte.“
„… ich denke, damit kann ich leben.“ Langsam löste Zero sich jetzt wieder aus Karyus Armen und sah ihn einfach nur an, wirkte dabei ebenso gelöst, wie Karyu selbst sich fühlte. „Komm mit, ich will dir etwas zeigen“, sagte er dann und ging ein paar Schritte rückwärts, um ihn mit sich zu ziehen.
Und was hätte er anderes tun sollen, als ihm mit einem vermutlich ziemlich vernebelten Lächeln auf den Lippen zu folgen? Da war es ihm, wenn er ehrlich war, sogar egal, wohin sie gingen oder was genau Zero ihm zeigen sollte. Seine Gedanken kreisten immer noch glückselig um den einzig wichtigen Punkt: Zero mochte ihn!
Zero hatte mit ihm geflirtet und Zero hielt noch immer seine Hand in seiner eigenen, die trotz der winterlichen Temperaturen angenehm warm war.
Nur allzu willig ließ er sich deswegen mitziehen, erschauderte kurz, als sie durch die Glastüren hindurch den Innenraum betraten und ihm die warme Luft des Saals entgegenschlug. Auch, wenn er versuchte darauf zu achten, wohin sie gingen, seine Augen wanderten immer wieder zu ihren verbundenen Händen und weiter an Zeros Armen entlang. Er hätte nie gedacht, dass er jemals Unterarme als attraktiv bezeichnen würde, aber jetzt gerade konnte er nicht anders. Genauer gesagt würde er zu gern seine Finger daran nach oben wandern lassen, bis sie unter den umgekrempelten Hemdsärmeln verschwand. Einfach, um zu sehen, ob Zeros Haut genauso weich war, wie sie wirkte. Und auch davon abgesehen hatte er nicht das Gefühl sich gerade an seinem Begleiter sattsehen zu können. Die schwarze Weste, die Zero anders als seine Jacke auch jetzt noch trug, betonte seine Figur auf eine geradezu unfaire Weise. Aber gleichzeitig konnte Karyu nicht anders, als auf eine verdrehte Weise stolz darauf zu sein, dass der andere sich für ihn so zurechtgemacht hatte.
Karyu war einmal mehr so in seine Gedanken abgedriftet, dass er beinahe stolperte, als Zero plötzlich stehen blieb. Mit einem Blinzeln sah er sich um. Für einen Moment fing er Kanas Blicke auf, als diese am Arm ihres Verlobten in Richtung Tanzfläche ging, aber noch genug Zeit hatte ihm grinsend zwei enthusiastische Daumen nach oben zu zeigen. Die Geste ließ ihn unwillkürlich lachen und bevor er Angst davor bekommen konnte, dass er gerade viel zu glücklich war, drehte Zero sich wieder zu ihm um. In seinen Fingern hielt er den kleinen grünen Zweig, der bisher das Revers seiner Jacke geziert hatte.
„Erinnerst du dich an dieses Telefonat vor einer Weile, als du etwas von wegen romantischer Gesten gesagt hast?“, wollte er wissen, klang zum ersten Mal an diesem Abend nicht mehr vollkommen selbstsicher.
„Natürlich. Wieso?“
„Na ja …“ Er biss sich für eine Sekunde auf die Unterlippe, vielleicht, um Zeit zu haben, sich die richtigen Worte zurechtzulegen, während sich Karyus Aufmerksamkeit auf ihn fokussierte. „Das mit der Amaryllis war dahingehend … ziemlich perfekt, muss ich zugeben“, begann er dann von Neuem. „Und deswegen dachte ich, dass ich mich da irgendwie revanchieren sollte.“ Für einen Moment betrachtete er das Zweiglein in seiner Hand, bevor er sich mit einem schiefen Lächeln streckte, sodass er es über ihre Köpfe halten konnte. „Weihnachten ist zwar vorbei, aber ich glaube, unter einem Mistelzweig muss man sich trotzdem küssen, oder?“
„… ein Mistelzweig?“ Karyu sah nach oben und jetzt wo er es wusste, könnte es tatsächlich genau das sein, auch wenn er darauf nie von allein gekommen wäre.
Zeros freie Hand lag warm an seinem Oberarm, vielleicht um ihm mit der Balance zu helfen, und er konnte die Blicke des anderen spüren, als er den Kopf wieder senkte.
„Ich schätze, mit so einer Tradition sollte man lieber nicht brechen, oder?“
„.Absolut. Nur, um sicher zu gehen. Man weiß ja nie.“
Er war sich nicht sicher wie, aber während dieser letzten Worte, waren sie sich noch ein Stück näher gekommen, war seine eigene Hand ganz von allein an Zeros Wange gewandert. Mit einem Lächeln strich er ihm die Strähne seines weichen Haars aus dem Gesicht, die schon eher so widerspenstig gewesen war. Mit klopfendem Herzen warf er Zero noch einen kurzen Blick zu, der lächelnd erwidert wurde, bevor er die letzten Zentimeter zwischen ihnen überwand und seine Lippen vorsichtig auf Zeros legte.
Karyu musste sich beherrschen, um nicht in diesen federleichten Kuss zu seufzen, legte stattdessen seine linke Hand an Zeros Taille, um ihn noch näher an sich zu ziehen. Die Lippen des anderen waren warm, ein wenig rau und neckten ihn auf eine Art und Weise, die ihm einmal mehr die Knie weich werden ließ. Er hätte gelogen, hätte er behauptet, dass er diesen Kuss nur mit einer großen Portion Widerwillen wieder aufgab. Aber Zero hatte, vielleicht unbewusst, begonnen sich langsam im Rhythmus der Musik zu bewegen, und wäre er nicht ohnehin schon vollkommen von seinen Gefühlen übermannt gewesen, hätte Karyu sich spätestens jetzt noch mehr in ihn verliebt.
„Stillhalten kannst du wirklich nicht, oder?“, murmelte er deswegen leise amüsiert.
„Nicht wirklich. Aber das Lied passt ja auch, oder?“, erklärte Zero, formte mit den Lippen lautlos die Worte ‚I‘m yours‘, die der Sänger des Liedes zum wiederholten Male von sich gab. Karyu konnte nicht anders, als zu lachen.
„Du bist unglaublich.“
„Dito.“ Mit diesen zwei Silben ließ er den kleinen Mistelzweig achtlos fallen, um beide Arme um Karyus Nacken legen zu können. „Und du kannst schon mal anfangen, dich daran zu gewöhnen, dass ich dir das bei jeder Gelegenheit sagen werde.“
Selbst, wenn Karyu gewusst hätte, was er zu dieser Feststellung hätte sagen sollen, er hätte keine Gelegenheit dazu gehabt. Denn ohne sich auf Diskussionen einzulassen, zog Zero ihn erneut an sich, verwickelte ihn mit spielerischer Leichtigkeit in einen Kuss, der zwar ebenso süß war, wie der erste, aber schnell wesentlich weniger brav. Nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte. Ganz im Gegenteil – gedanklich legte Karyu in diesem Moment fest, dass er von jetzt an bitte jedes Silvester so verbringen wollte. Wenn schon nicht auf einer protzigen Feier, dann doch zumindest mit diesem unglaublichen Mann in seinen Armen.