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Muse

von

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Kapitel Eins

♥ für liliv ♥
 

„SUGA! KOMM DA JETZT SOFORT RAUS!“ Langsam öffnete ich die Augen und blickte in das Halbdunkel. Die Vorhänge hatte ich vor Tagen zugezogen. Durch einen schmalen Spalt fiel Sonnenlicht. Vorsichtig hob ich meinen Kopf. Mein Nacken schmerzte. Schon wieder war ich an meinem Schreibtisch eingeschlafen. „SUGA! ICH BRECHE GLEICH DIE TÜR AUF!“, donnerte eine Stimme von draußen. Jemand hämmerte an die Tür. „SUGA!“ Ich rollte mit den Augen und bewegte mich träge Richtung Tür. Mein Kopf dröhnte. Draußen hörte ich mehrere Stimmen, die miteinander leise redeten, während Jungkook noch immer die Tür bearbeitete und ständig meinen Namen rief. Ich reckte kurz meinen Kopf nach links und rechts, um meinen Nacken zu entspannen, bevor ich den Schlüssel drehte und die Tür einen spaltbreit öffnete. Sofort hörte ich aufgeregtes Flüstern, doch ich hörte gekonnt weg. Mein Kopf brummte. „Suga“, meldete sich Namjoon plötzlich zu Wort, „Geht‘s dir gut?“ Ich grummelte zustimmend und wollte schon die Tür wieder schließen, als sich plötzlich ein Fuß zwischen Tür und Rahmen stellte. „No way, mein Lieber!“, hörte ich Jungkook und spürte, wie mir die Tür entgegen kam. Das helle Licht blendete mich und ich taumelte ein paar Schritte zurück. Ich kniff die Augen zusammen und riss einen Arm vor diese, um den Schmerz zu lindern. „Uns reicht es! Seit Tagen hast du dich hier drin verbarrikadiert. Du musst mal wieder an die frische Luft!“ kam es in ohrenbetäubender Lautstärke von dem Jüngsten. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah sie alle dort stehen. Sorge stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Jimin kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Jin starrte auf den Boden. Taehyung war sprachlos. „Suga..“, fing Namjoon leise an zu sprechen. „Jungkook hat recht. Wir machen uns alle Sorgen um dich. Komm, lasst uns alle zusammen essen gehen.“ Er schaute hilfesuchend zu den Anderen, die alle hoffnungsvoll nickten. Ich seufzte. Diese sechs Jungs waren einfach nervig. „Lasst mich einfach in Ruhe“, murmelte ich und schob Jungkook aus dem Zimmer. Hoseok machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch da hatte ich ihnen schon die Tür vor der Nase zugeschlagen. Die angenehme Dunkelheit schmeichelte meinen Augen. Noch einmal entring ein Seufzer meine Kehle. Ich schlurfte zum Bett und ließ mich darauf fallen. Ich verschränkte die Arme hinter den Kopf und starrte an die Decke. Noch nie hatte ich solch eine Leere in mir gespürt. Wieder schloss ich die Augen und kramte in meinem Kopf nach einer Lösung. Sie musste da sein!

Stunden später wachte ich auf. Der pochende Schmerz in meinem Kopf hatte nachgelassen. Ich setzte mich auf und streckte mich ausgiebig, als ich ein Vibrieren an meinem Bein spürte. Kurzerhand zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Das Display leuchtete auf. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte mir, dass es mitten in der Nacht war. Ein Gähnen durchfuhr meinen Körper, als ich mich der Nachricht widmete, die ich gerade erhalten hatte. »Habe dir Instant-Nudeln vor die Tür gestellt. Bitte erhol‘ dich schnell. Wir machen uns alle Sorgen. Jimin « Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen, während ich das Handy zur Seite legte. Kopfschüttelnd stand ich auf, ging zur Tür und schnappte mir die heiße Suppe. Vorsichtig trug ich sie zu meinem Tisch und setzte mich. Mein Blick glitt über mein Equipment. Das Recording-Programm auf meinem Laptop war noch immer offen. Mein Magen zog sich zusammen. Wieso kam ich nicht weiter? Schnell wischte ich den Gedanken beiseite und klappte den Laptop zu. Ich widmete mich wieder meiner Suppe, als mein Blick auf mein Notizbuch fiel. Ohne es zu bemerken, griff ich danach, drehte es einige Male in der Hand, als ob ich es zum ersten Mal sehen würde. Wie oft hatte ich in den letzten Tagen dort hinein geschaut? In diesem Buch standen alle Ideen und Gedanken meines gesamten Lebens. Ich hatte es immer bei mir. Egal, was mich beschäftigte oder was ich erlebte: ich schrieb es in dieses Buch. Wann immer ich nicht weiter kam, half es mir – bis jetzt. Seufzend schmiss ich es zurück auf den Tisch. Heißer Dampf stieg aus dem Nudel-Becher auf. Die Stäbchen lagen daneben. Mein Magen grummelte, doch essen konnte ich nichts. Meine Gedanken kreisten. Ich schüttelte den Kopf, um sie zu vertreiben. Ich schob die Suppe beiseite, klappte den Laptop wieder auf und hielt kurz inne, um mich zu sammeln. Ich öffnete das Recording-Programm und arbeitete weiter. Ein zartes Klopfen holte mich zurück in die Gegenwart. Ich war so vertieft in meine Arbeit gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass der nächste Morgen angebrochen war. Müde rieb ich meine Augen. Das Klopfen ignorierte ich und dieses Mal ließen sie mich in Ruhe. Ich hob die Hände an meine Schläfen und massierte sie leicht. Ich war kein Stück weiter gekommen. Mein Blick fiel auf die Instant-Nudeln. Sie waren kalt und hatten die ganze Flüssigkeit aufgesogen. Ich verzog das Gesicht. Das würde ich nie im Leben runter kriegen. Ich stand auf und verließ mein Zimmer. Ich brauchte einen Moment, bis sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Schnell ging ich in die Küche auf den Kühlschrank zu. Ich stutzte. Ein großes Vorhängeschloss war angebracht worden. Daneben hing eine Notiz » Wenn du was essen willst, musst du vor die Tür und was besorgen, Hyung! « Ich war sprachlos. Das konnte doch nicht deren Ernst sein. Ich nahm den Zettel in die Hand und las ihn noch einmal. Er war nicht unterschrieben, doch diese Handschrift würde ich unter tausenden wieder erkennen. „Jungkook“, knurrte ich wütend und zerknüllte den Zettel in der Hand. Ich stampfte in das Zimmer des Jüngeren, doch es war leer. Ich suchte überall und musste feststellen, dass niemand im Haus war. Mein Magen knurrte laut. Ich seufzte. Zurück in meinem Zimmer zog ich mir Schuhe an, schnappte meine Jacke und war schon fast aus der Tür, als ich mich noch einmal umdrehte. Ich ging zum Schreibtisch und steckte das Notizbuch in die Hosentasche. Auf dem Weg zur Haustür lief ich an dem großen Spiegel vorbei und warf kurz einen Blick hinein. Ich stoppte und ging einen Schritt näher. Dunkle Augenringe zierten mein blasses Gesicht. Ich sah irgendwie krank aus. Kein Wunder, dass sich die Hyungs Sorgen machten. Ich zuckte mit den Schultern, zog Sonnenbrille und Maske auf und verließ das Haus. Zusammen mit einer dunklen Mütze, würde mich auch niemand erkennen. Ich trat durch die Tür und Sonnenstrahlen trafen mein Gesicht. Kurz hielt ich inne und sog den frischen Frühlingsduft in meine Lungen. Es war ein wirklich schöner Tag. Langsam schlenderte ich durch die Straßen und fand mich kurze Zeit später vor meinem Lieblingsrestaurant wieder. An sonnigen Tagen verkauften sie die Gerichte in einem kleinen separaten Häuschen to go. Ich reihte mich in die Schlange ein und überlegte, was ich essen sollte. Als ich dran war, grüßte mich der Koch freundlich mit einem Nicken. Ich tat es ihm gleich und bestellte. Der Koch schmiss die Zutaten in eine große Pfanne und begann mein Essen zuzubereiten. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als mir der Duft in die Nase stieg. Ich hatte wirklich Hunger und hoffte, dass niemand meinen Magen hörte, der jetzt noch lauter knurrte. Ich schluckte, als mir der Koch endlich mein Essen reichte und ich bezahlte. Kurz überlegte ich, ob ich wieder zurück gehen sollte, doch ich entschied mich anders. Ein paar Straßen weiter war ein großer Park. Ich setzte mich auf eine Bank in der Nähe eines kleinen Sees und knotete ungeduldig die Plastiktüte auf. Ich zog die Stäbchen aus der Verpackung und öffnete die Box. Wieder sammelte sich Flüssigkeit in meinem Mund. Schnell stopfte ich mir ein Stück Fleisch in die Wange und fing an zu kauen. Leise stöhnte ich. Wie konnte etwas in diesem Leben so gut schmecken? Es war auf den Punkt gebraten und der Reis hatte das Aroma der kleinen marinierten Fleischstücke angenommen. Mein Magen grummelte vor Vergnügen. Wieder und wieder führte ich die Stäbchen zu meinen Lippen bis die kleine Box leer war. Enttäuscht lehnte ich mich zurück und ließ meinen Blick schweifen. Eine Mutter schob einen Kinderwagen vor sich her. Enten und andere Wasservögel trieben sich auf dem See herum. Kinder spielten auf der Wiese und kletterten auf die niedriegen Bäume. Ein kleines Lächeln schlich sich in mein Gesicht und ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass es eine gute Idee gewesen ist, mal raus zu gehen. Niemals würde ich das vor den Hyungs zugeben. Ich schloss die Augen und die Sonne kitzelte meine Nase. Nach einer Weile richtete ich mich wieder auf und ging über den kleinen Weg Richtung See auf einen Mülleimer zu. Schließlich hatte ich noch immer die Box inklusive Stäbchen in der Hand. Gerade als ich den Müll wegschmiss, hörte ich einen lauten Schrei und spürte plötzlich, wie mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Hart knallte ich mit dem Hinterkopf auf und ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Eine halbe Sekunde später blieb mir die Luft weg und etwas lag auf meinem Brustkorb. Ich öffnete die Augen und blickte in grüne Smaragde – die weit aufgerissen waren. „Oh. Mein. Gott! I‘m so sorry...“, drang auch sogleich eine weibliche Stimme an mein Ohr. „Sorry! Es tut mir wirklich leid! Sorry, sorry, I‘m sorry!!“ Ich grinste und starrte nun in ein paar fragende Augen. Sie machte keine Anstalten von mir runter zu gehen, also räusperte ich mich. „Kannst du eventuell…?“, setzte ich an und schaute auf die Stelle auf der sie lag. Ihre Augen weiteten sich und eine leichte Röte machte sich in ihrem Gesicht breit. Sie sprang auf und murmelte nochmal ein leises „Sorry“. Während ich mich aufrappelte, bemerkte ich, dass Sie Inline Skates an den Füßen hatte. „Schon okay, aber du solltest dir besser einen Helm besorgen“, sagte ich lächelnd, während ich sicher ging, dass ich noch alles beisammen hatte. Sie lächelte verlegen, zog die Nase kraus und schob sich ihre Brille wieder auf die Nase. Ich stutzte. Schnell fuhr ich mit meiner Hand in die Hosentaschen. Nichts. Ich drehte mich um und schaute gen Boden. Da, wo ich eben noch gelegen habe. Nichts. „Wo ist es?“, fragte ich verzweifelt eher zu mir selbst. „Was denn?“, fragte das Mädchen vorsichtig. „Mein Notizbuch!“, sagte ich und drehte mich zu ihr um. Unsere Blicke trafen sich kurz, bevor sie sich auf die Erde schmiss und anfing unter dem Mülleimer zu suchen. Ich lief zu der Bank zurück und schaute dort nach. Vielleicht war es mir dort runter gefallen? „Ehm.. du?“, hörte ich plötzlich ihre Stimme. Mein Kopf schnellte nach oben. „Du hast nicht zufällig ein schwarzes Notizbuch mit silberner Schrift?“ - „Doch!“, rief ich und mein Herz machte einen Sprung. Ich wüsste nicht, was ich ohne diese Notizen machen würde! Schnell lief ich zu ihr, doch umso näher ich kam, desto klarer konnte ich ihre Konturen sehen. Sie sah nicht glücklich aus. Als ich fragend vor ihr Stand, wich sie meinem Blick aus. „Wo ist es?“, fragte ich nervös. Sie trat einen Schritt zur Seite und zeigte auf eine Stelle hinter sich. Mein Herz rutschte in die Hose. Meine Kehle schnürte sich zu. Dort lag es. Aufgeweicht. Im Wasser. Wieder hatte ich das Gefühl mir würde der Boden unter den Füßen weggezogen werden, doch dieses Mal blieb ich stehen. Wie angewurztelt stand ich da und konnte mich nicht rühren. Ungläubig starrte ich auf den schwarzen Lederumschlag, der im Wasser glitzerte. Ohne mich zu rühren sah ich dem Mädchen zu, wie sie sich zu dem Buch herunter beugte und es aus dem Wasser fischte. Ich starrte auf ihre Hände, die das triefend nasse Notizbuch hielten. Und dann in ihr Gesicht. Schuldbewusst wich sie meinem Blick aus. Nervös schob sie sich wieder die Brille auf der Nase zurecht. Sie sagte kein Wort. Ich löste mich aus meiner Schockstarre und ging einen Schritt auf sie zu. Verlegen reichte sie mir das Notizbuch. Ich nahm es und versuchte durch die Seiten zu blättern. Ich hob meinen Kopf und sah sie fassungslos an. Es war alles weg.



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