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Typisch du!

von

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Die Würfel sind gefallen

Es war endlich so weit! Monatelange Planung und Übung war vorüber und nun konnte Reikas Theaterstück „Romeo und Julia“ aufgeführt werden. Doch eine Woche vorher stürzte die Hauptdarstellerin und musste ins Krankenhaus. Doch als gute Kuratorin, hatte Reika die Rolle der Julia Capulet mit einstudiert und würde nun selber auf der Bühne stehen. Das Kostüm musste nur oben etwas geändert werden, da Kazumi, die Julias Rolle eigentlich hätte spielen sollen, nicht so eine voluminöse Oberweite wie Reika hatte. Reika war allerdings nicht besonders glücklich darüber, dass sie nun ein aktiver Teil des Stücks werden sollte. Im Hintergrund zu bleiben, war ihr Vorhaben gewesen, vor allem,weil es auch Gesangseinlagen gab. Aber nun gab es kein Zurück mehr, Reika musste eine überzeugende Julia sein. Die Probe ging natürlich gründlich daneben.

„Kann ja nur gut werden“, hoffte Reika und schickte Stoßgebete zum Himmel.

Und dann ging es endlich los. Die Kulisse stand, alle waren vollzählig und die Souffleuse hatte ihren Platz eingenommen, die Rolle, die eigentlich Reika inne gehabt hatte.

„Du siehst hinreißend aus!“,seufzte ihre Freundin Kaya, die die Gräfin Montague, Romeos Mutter, spielte.

Reika trug ein langes Kleid aus grünem Samt im Stil der damaligen Zeit. Die Perücke, die für die kurzhaarige Kazumi gedacht war, brauchte sie nicht denn Reikas eigenes Haar war lang genug. Es wurde ein weißes Band in ihr Haar geflochten und fertig war Julia Capulet.
 

Ihren Freunden hatte sie nicht gesagt, dass sie nun selbst Akteurin war. Während alle hinter der Bühne herum wuselten, sich anzogen, schminkten und in Gedanken nochmal ihren Text durch gingen, lugte Reika hinter dem Vorhang vor, der die Bühne von der Aula trennte. Diese war voll von Stuhlreihen, auf denen die Schüler und ihre Begleitpersonen Platz nahmen. Erschrocken musste sie feststellen, dass Daiki und Seijuro in der ersten Reihe saßen.

>Na toll, jetzt sehen die mich auch noch in voller Schönheit< ,dachte sie ironisch.

Aber was sollte es schon, nun hieß es an sich und das Stück zu denken. Alle waren bestens vorbereitet, wenns trotzdem in die Hose ging, hatten die Schüler wenigstens was zu lachen. Mit energischen Schritten ging sie zu ihren Mitspielern, die alle fertig waren und warteten.

„Alles klar, Mädels und Jungs? Prima! Also lasst uns raus gehen und ein umwerfendes Drama hinlegen“, rief sie.

„Machen wir!“, riefen alle im Chor und los gings.

Die ersten Akteure nahmen ihren Platz ein und der Vorhang ging hoch, dass Spiel begann.
 

Doch kaum war der Vorhang gefallen, dachte sie nicht mehr an die Zuschauer im Saal. Jetzt galt einzig und allein das Stück an denen sie so lange geprobt hatten. Und sie legte alle Inbrunst in ihre Gesten und Stimme, sie spielte nicht Julia Capulet, sie WAR Julia Capulet. Alle im Saal waren mucksmäuschenstill,nur am Ende, als Julia tot neben ihrem Romeo niedersank, ertönte tosender Applaus.

„Sie war sensationell“

„Wahnsinn“

„Tolle Show“

So wisperten die Stimmen durcheinander. Daiki war sehr beeindruckt. Er war nicht gerade derjenige, der sich für Theater und Dramaturgie interessierte aber das hier war ganz großes Kino gewesen. Und ihm war jetzt etwas klar gewesen, was er die ganze Zeit verdrängt hatte.

Aber auch Reika hatte etwas gemerkt, und zwar, dass Akashi vielleicht derjenige war, der die besseren Manieren hatte, die elegantere Ausdrucksweise und die höflichere Art, aber er war nicht wie Daiki. Der Power Forward hatte, seinem Titel entsprechend, einfach mehr Power in seinem ganzen Wesen. Ecken und Kanten besaß er, die manchmal unergründlich waren. Aber Reika wollte diese Ecken und Kanten gerne verstehen und teilen. Doch bevor das geschehen konnte, musste sie Akashi wohl oder übel einen Korb geben.

„Hey, Fräulein Capulet, was träumst du da in der Gegend herum? Komm, umziehen!“,riss Kaya sie aus ihren Überlegungen.

Der Zauber der Bühne war am nächsten Tag bereits wieder verflogen auch wenn die ganze Schule darüber berichtete. Auch in der Schülerzeitung war ein großer, ausführlicher, Bericht und jeder Zweite klopfte Reika begeistert auf die Schulter.

„Verdammt gute Leistung, Kleine“,nickte auch Daiki.

„Danke, dabei war es ja ganz anders geplant“

„Es war genau richtig so. Viel besser als hinter der Bühne zu versauern“

Er strich ihr über die Wange. Das war die schönste Geste, die sie jemals vom ihm bekommen hatte.

Was ihr erstes Vorhaben nicht gerade leichter machte. Allerdings wusste sie genau, die bevorstehende Musikstunde bei Akashi würde die letzte sein.Er begrüßte sie wie immer sehr galant.

„Ich freue mich, dass du gekommen bist. Dein Theater Stück war sehr schön und äußerst professionell einstudiert“

„Vielen Dank, es waren auch Monate voller Arbeit und Schweiß. Danke übrigens für die Blumen, die du geschickt hast“

„Das war doch selbstverständlich. Ach, mein Vater ist übrigens heute hier. Er hat uns zum Tee bestellt“

„Oh... okay“,nickte Reika etwas überrascht.

Seit sie zu ihm kam, hatte sie Akashis Vater noch nie gesehen, außer auf den Fotos die herum standen.
 

Sie war etwas nervös. Seijuro selber flößte einem manchmal schon Angst ein, wie mochte erst sein Vater sein. Er nahm Reika mit in den großen Salon, wo das Zimmermädchen schon den Tisch gedeckt hatte. Hier war sie bis jetzt noch nicht gewesen und sie konnte nicht verstehen, warum drei Leute an einem so großen Tisch sitzen mussten.

Herr Akashi begrüßte Reika freundlich aber distanziert. Und kaum saßen sie vor ihren Teetassen, begann auch schon die Konversation, oder... doch eher das Verhör? So fühlte sie sich jedenfalls.

„Ich hörte von Seijuro, dass du eine sehr gute Schülerin bist?“

„Ja, dass ist richtig! Gute Noten sind der Schlüssel zu einer guten Ausbildung“

„Damit hast du sicher recht aber... du bist noch jung und da sollte man das Leben doch genießen, oder?“

„Oh, ich denke, dass neben der Arbeit auch noch etwas Platz für das Privatleben sein sollte. Ich denke, dass gelingt mir ganz gut. Denn wie hätte ich sonst Seijuro kennen gelernt, wenn wir nicht ab und zu miteinander musizieren würden“

Anscheinend beeindruckte sie Akashis Vater, denn er nickte ihr zu.

„Eine wahrlich gute Einstellung. Es freut mich, dass mein Sohn etwas Gesellschaft hat. Wenn du ihn nicht völlig verausgabst, sehe ich deine Anwesenheit weiterhin sehr gern bei uns“

„Verausgaben? Nein, natürlich nicht!“,erwiderte sie ihm Brustton der Überzeugung.
 

Oh nein, wirklich nicht! War Reika auch zuerst sehr angetan und beeindruckt gewesen, von dem großen Luxus der hier herrschte aber... Herzlichkeit vermisste sie hier. Herr Akashi schien seinen Sohn nicht als Menschen sondern als perfektes Werkzeug zu sehen. Ob er ihn auch mal in den Arm nahm und ihm sagte, dass er stolz auf ihn war? Das konnte sie sich gerade gar nicht vorstellen. Wenn Luxus und Reichtum bedeutete, dass man nur nebeneinander her lebte, dann blieb sie lieber bis an ihr Lebensende arm. Da es heute schon etwas spät war, verzichteten sie heute auf die Musik. Sie spazierten durch den sonnigen Garten.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“,fragte er denn Reika war abwesend.

„Ich... muss dir was sagen“,begann sie, kam aber nicht weit.

„Ich weiß schon was du sagen möchtest und ich fühle genauso“

Reika wusste im ersten Augenblick nicht, was das nun genau bedeutete aber als er näher kam, sehr nah, merkte sie sofort was er meinte. Sie legte die Hand auf seine Brust und er hielt inne.

„Was tust du denn da?“

„War es denn nicht das, was du sagen wolltest? Das wir beide perfekt zusammen passen? Wir sind beide gebildet, wissen uns auszudrücken und... wir sehen beide sehr gut aus“
 

Er schenkte ihr eins seiner seltenen Lächeln und trotzdem war es Reika fremd. Ihre Beziehung drohte sich zu ändern, von Freundschaft zu Liebe aber das wollte Reika nicht. Nein, Seijuro war zwar eine gute Partie und hatte seine Vorzüge aber ihr Herz gehörte nur einem.

„Nein Seijuro, dass wollte ich nicht sagen. Die letzten Wochen waren wirklich sehr schön, mit der Liebe zur Musik haben wir eine Gemeinsamkeit entdeckt und noch viele weitere gefunden. Aber letztendlich reichen meine Gefühle nur für eine Freundschaft... wenn du es auch willst“

Seijuro wich einen Schritt zurück.

„So... dann habe ich wohl einiges falsch interpretiert. Doch eine Freundschaft kann ich nicht akzeptieren. Ich verliere nicht, nicht beim Basketball und auch nicht in anderen Dingen. In diesem Fall ist es wohl das Beste, dass unsere Bekanntschaft hier endet“

Reika öffnete den Mund um etwas zu sagen doch ein Blick in Seijuros Augen sagte ihr, dass jede weitere Wort vergebens sein würde.

„Gut, wenn das dein Wunsch ist, dann ist dies hier unser letztes Treffen gewesen. Denn genau wie du, habe ich auch Prinzipien. Ich hoffe nur, du siehst unsere gemeinsame Zeit nicht als verschwendete Zeit“
 

Als Reika das Anwesen der Akashis verließ, hatte sie gemischte Gefühle. Auf der einen Seite schien sie gerade einen sehr guten Freund verloren zu haben aber auf der anderen Seite war sie auch erleichtert. Seijuro war ein Junge, der ganz klare Ansichten hatte und von diesen nicht abwich. Und einen anderen Jungen an Reikas Seite hätte er nie akzeptiert auch wenn es nur auf freundschaftlicher Basis war. Aber es war Seijuros Entscheidung, sie fügte sich. Trotzdem hatte sie das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.

>Gefühle Gefühle, typisch Frauen!< ,dachte Reika grimmig.

Einen Tag später lag immer noch ein Stein auf ihrem Herzen. Der Unterricht zog sich zäh dahin, es war sehr heiß und schwül an diesem Tag. Jeder ahnte, dass es noch ein Donnerwetter geben würde. Reika blieb nach der Schule noch dort und besprach mit ihrer Theatergruppe, an was für einem Stück sie als nächstes arbeiten wollten. Auch das Basketball Team hatte heute ihr Training und zur gleichen Zeit Schluss wie die Theatergruppe. Ein paar von Reikas Mädchen pirschten sich an die Basketballer heran und es begann eine Plauderei. Reika blieb stehen und quasi als Anstandsdame verfolgte sie das Gespräch und passte auf, dass keiner der Jungen Anzüglichkeiten los ließ. Daiki allerdings machte sich auf den Weg zum Umkleideraum. Sie sah ihm hinterher, er drehte sich um und ihre Blicke trafen sich. Daiki zwinkerte ihr grinsend zu und genau das heiterte sie etwas auf.
 

Trotzdem ging Reika nicht mit den anderen nach Hause, sie wollte noch etwas allein sein. Sie setzte sich auf die Bank unter dem großen Kirschblütenbaum. Es war immer noch sehr warm aber mittlerweile kam Wind auf und machte es erträglicher. Warum war sie bloß so niedergeschlagen? War es das schlechte Gewissen, weil sie Seijuro vor den Kopf gestoßen hatte? Oder das ihre Beziehung zu Daiki immer noch in der Schwebe war? Es gab so viele Fragen und keine Antworten.

>Ich wandere aus... genau, ich packe meine Koffer und wandere nach Hawaii aus<

Doch plötzlich wurde sie aus ihren Überlegungen gerissen, denn leise knirschend rollte aus heiterem Himmel ein Basketball vor ihre Füße.

„Hm?“

Sie fing ihn an und sah hoch, doch weit und breit war niemand zu sehen. Dann sah sie, dass am Ball ein Zettel befestigt war und zog ihn ab.

>Komm bitte in einer Stunde zum Basketballplatz an der dritten Straße. Aber bring den Ball wieder mit, dass ist meiner. Daiki<

Reika schüttelte lachend den Kopf. Nur Daiki Aomine brachte es fertig, zur Bitte nach einem Date auch noch Bedingungen zu stellen. Sie war sehr gespannt, was er zu sagen hatte.
 

Mit dem Ball unter dem Arm, war sie eine Stunde pünktlich beim Treffpunkt. Von Daiki weit und breit nichts zu sehen.

>Na toll, bestellt mich hierher und kommt selber zu spät. Püh, dann kriegt er auch seinen Ball nicht< ,dachte sie grollend.

Doch plötzlich hielt ihr jemand von hinten die Augen zu.

„Wer bin ich?“

„Ein Volltrottel!“

„Kommt hin“

Daiki nahm seine Hände weg und Reika warf ihm seinen Ball zu.

„Möchtest du was Bestimmtes oder suchst du nur jemanden zur Konversation?“ ,fragte Reika.

„Nein, ich habe dir was zu sagen“

Sein ernstes Gesicht war ihr nicht ganz geheuer und sie versuchte es mit einem Witz.

„Oh Gott, du bist schwul!“

Irritiert sah er sie an.

„Was zum... nein, dass ganz sicher nicht“

„Du... ziehst doch nicht weg oder bist todkrank, oder so?`“

„Was hast du denn bloß genommen? Nein, so was Schlimmes ist es nicht“

„Gut... was dann?“

„Komm, gehen wir da runter, wir müssen ja nicht hier auf dem Platz rumstehen“
 

Reika war schon stutzig warum er es so spannend machte aber sie wartete ab, sie hatte schon genug Quatsch von sich gegeben. Sie setzten sich an den kleinen Fluss, der neben dem Basketballplatz floss. Er blickte ein paar Minuten in die Ferne, Reika sagte nichts und wartete. Dann sah er sie an und kam näher.

„Weißt du, ich verliebe mich nicht sehr schnell und auch nicht besonders leicht. Wenn ich ehrlich bin, hat es bis jetzt noch nie ein Mädchen gegeben, in dass ich mich verliebt habe. Aber jetzt ist es eben passiert, ich hab mich in dich verliebt. Vielleicht bin ich nicht so reich wie Akashi, habe nicht seine guten Umgangsformen oder bin der geborene Romantiker aber... wenn ich dein Freund sein darf, tue ich mein Bestes“

Reikas Herz machte einen Sprung. Auch das es jetzt anfing zu regnen und zu donnern, merkte sie gar nicht.

„Okay, Angebot angenommen“

Und dann kam er endlich, nach langen Monaten, der erste Kuss.



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