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Never Simpel

von

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Kill and Kiss

 

Er liebte dieses Hochgefühl. Die panischen Augen und der herrliche Ausdruck des Entsetzens auf ihren Gesichtern. Seine Glieder kribbelten voller Euphorie und er lachte. Die Frau vor ihm stolperte, schrie und robbte weinend in die dunkle Sackgasse.

„Bitte – bitte… Ich hab` Geld, du kannst alles haben…“

„Oh?“ Mit jedem Schritt, den er machte, erreichte die Angst in ihr ein neues Level. Er sah es. In jeder abgehackten Bewegung und jedem kleinen Schaudern. Gänsehaut jagte über seinen Rücken und er grinste, als sie die Wand erreichte. Sie erstarrte, hob zitternd die Finger an die Mauer. Genau in diesem Moment, wusste er, erkannte sie ihren Tod.

„Du…“ Panisch sah sie ihn an. Schwarze Schlieren bedeckten ihr nasses Gesicht und ihre roten Lippen verloren die gemalte Kontur. Eine neue Welle von Tränen rollte über ihre Wangen. „Ich flehe dich an, bitte – meine Kinder warten auf mich!“

Er lachte. „Dann bettle und winsle um dein wertloses Leben!“

 

Seine Hand schloss sich fest um den Griff seiner Sense, schwang sie über den Kopf, und er genoss den markerschütternden Schrei. Die meisten Schlampen zeigten ihre besten Gesichtsausdrücke immer erst ganz am Schluss. So auch diese. Ihre Pupillen weiteten sich und ihre Züge zeigten ein herrliches Spiel aus Horror und Grauen.

Die Klinge durchschnitt die Luft, zerteilte Fleisch und Knochen, wie Papier. Warmes Blut spritzte über den Boden, auf die Wände und sickerte in seine Kleidung.

 

Er schauderte. Sein Körper stand unter Strom, die unruhige Energie flachte langsam ab und verwandelte sich in Genugtuung. Schritte ließen ihn stocken und die Sense aus dem toten Leib reißen.

„Ray!“ Vergnügt drehte er sich um. „Hast du gesehen, wie die Schlampe weggelaufen ist?“

Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Schmunzeln. „Ich dachte mir schon, dass sie passend ist. Hattest du Spaß?“

Mit einem kräftigen Schwung reinigte er die Sense von dem tropfenden Blut, bevor er sie auf seine Schulter legte.

„Hölle, ja!“ Er legte grinsend seinen Kopf in den Nacken. „Kein Vergleich zu den Hurensöhnen, die du sonst anschleppst.“ Mit den Augen fixierte er Ray, die an ihm vorbei zur Leiche ging.

 

Es hatte ihn wirklich überrascht, als Rachel plötzlich eine Frau anschleppte. Weinerlich belanglose Scheiße über eine verlorene Katze erzählte und die Schlampe weiter in den Schatten zog. Für einen Moment hatte er sogar gezögert, unsicher ob er die Hure umbringen sollte. Sie fiel komplett aus Rays sonstigem Muster. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sauer sie damals war, weil er eine dreckige Schulgöre aufschlitzte. Danach redete sie über Tage hinweg kein Wort und ignorierte ihn. Schlief sogar auf dem beschissenen Boden. Schlussendlich erzählte sie irgendeinen Bullshit über unauffällige Opfer. Weshalb sie Arschlöcher auswählte, die keiner schnell vermisste. Es war ihm egal, Hauptsache sie sprach normal mit ihm.

 

„Oi, Ray, warum die Schlampe?“ Sie nahm dem Weibsbild gerade den Schmuck ab und suchte nach verwertbaren Dingen.

„Dir ist langweilig geworden.“

Er runzelte die Stirn. „Huh?“

„Die Frau, ich dachte, sie würde dir mehr Spaß machen.“

Er beobachtete das Messer in ihren Händen. Sie setzte es auf die blutbeschmierte Brust und rammte es in den Leib. „Mhm… Was auch immer …Was, zum Fick machst du da?!“ Er verzog das Gesicht und wandte sich ab. Ray zerhackte systematisch das tote Fleisch, zerschnitt die Haut und begutachtete ihr Werk.

„Ich vertusche die Sense. Die Frau ist auffälliger und die Behörden werden sich mehr Mühe geben.“

Er seufzte, wiegte wartend den Eisengriff in seiner Hand. Stoff riss hinter ihm, und ehrlich, er wollte nicht wissen, was genau Ray gerade veranstaltete. Nach einigen Minuten wurde er ungeduldig. „Bist du bald fertig mit deinem kranken Mist?“

„Ja.“ Sie trabte neben ihn. Es blieb für ihn ein Rätsel, wie sie ihre Kleidung immer makellos, ohne Blut hielt.

„Magst du die Schuhe?“

Sein Blick fiel auf die grauen Absatzstiefel.

„Woher soll ich das wissen… Ich denke?“

„Hm.“ Unzufrieden wiegte sie die Dinger in den Händen. Er stieß die Luft aus, als sie zusätzlich noch die Stirn kräuselte. Seine Finger legten sich auf ihren Kopf, tätschelten unbeholfen das weiche Haar. „Ich hab` keine Ahnung von der Scheiße, Ray. Wenn dir der Müll gefällt, dann nimm ihn mit. Jetzt beweg deinen Arsch, ich will das Blut loswerden.“

 

Er stapfte aus der Gasse, in die Labyrinth ähnlichen Seitenstraßen. Rachel folgte ihm.

„Ich behalte sie.“ Gut gelaunt hakte sie sich bei ihm ein.

Ray…“ Trotz der unausgesprochenen Warnung in ihrem Namen ließ er das Gör. Es brachte sowieso nichts. Selbst wenn er sie abschüttelte. Die verdammte Frau kam zurück, wie ein Bumerang. Außerdem nervte ihn der enttäuschte Ausdruck, sobald er sie wegstieß. Er seufzte ergebend.

 

Die Karre stand zwei Gassen weiter, gut versteckt hinter einem breiten Müllcontainer. Ray zögerte und er spürte ihren Blick.

„Vielleicht sollte ich fahren?“

„Mach, was du willst…“ Seinen Arm aus ihrem Klammergriff ziehend schmiss er die dreckige Sense auf die Rückbank und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Er bereute es. Ray brauchte ewig. Erst überprüfte sie pflichtbewusst hundertmal die scheiß Spiegel. Anschließend stimmte etwas nicht mit dem Sitz. Irgendwann, als er bereits ungeduldig mit dem Bein wippte, rollte sie mit der Kupplung langsam rückwärts an dem Container vorbei.

„Geh von der beschissenen Kupplung runter und gib endlich Gas“, presste er ungeduldig heraus.

Der Wagen stotterte. „Der Weg ist zu schmal. Ich kann nicht schneller fahren.“

Er sah in den Seitenspiegel. Drei Meter Abstand, ohne Hindernisse. Genug. Er riss die Tür auf und sie würgte das Auto mit einem verwunderten Geräusch ab.

„Zack?“ Durch die Scheinwerfer stampfend öffnete er keinen Augenblick später gewaltsam die Fahrertür.

„Rüber…“

„Aber-“ Sie brach ab, beeilte sich und kletterte über die Mittelkonsole. Er knallte die Tür zu, wartete nicht darauf, bis sie anständig saß, sondern bretterte die Straße entlang.

„Zack, der Abendverkehr!“

„Halt die Klappe.“ Er bremste trotzdem ab. Fuhr mit einem angemessenen Tempo auf die Hauptstraße. Das Motel stand glücklicherweise nicht weit entfernt. Viel länger und er hätte den nächsten Penner, der ihn schnitt, aus seiner verfickten Schrottlaube gezogen.

 

Direkt vor der Zimmertür parkte er und verschloss das Auto. Ray huschte an ihm vorbei, als er die Sense auf seine Schulter legte, und öffnete die Tür. Der Schuppen, indem sie seit drei Tagen schliefen, war nicht ganz so beschissen wie die Absteigen sonst. Es war das, was Ray als ordentlich sauber bezeichnete. Selbst wenn die lächerlich weiche Matratze seinen Rücken umbrachte. Oder der verdammte Warmwasserspeicher ausfiel.

 

Er lehnte seine Klinge neben dem rustikalen Esstisch an die Wand, während sie ihre Tasche durchsuchte.

„Die Bandagen liegen im Waschbecken. Frische Handtücher und Wechselkleidung daneben.“ Er verdrehte die Augen. Zur Hölle, er sagte ihr jedes Mal, sie sollte das sein lassen. Hoffentlich wusch sie sein Zeug nicht wieder mit diesem Dreck. Zuletzt hatten sie gestunken, wie ein verschissener Rosengarten.

„Lass die Scheiße endlich sein, Ray!“

Sie hielt inne. „Oh, ich habs vergessen, tut mir leid.“

Genervt ausatmend stapfte er in das Badezimmer.

„Zack.“

Was?“ Er sah über die Schulter. Sie zog sich gerade das an, was sie Jacke nannte. Ein kurzes Stück Stoff mit einer fellbesetzten Kapuze.

„Wir fahren morgen, ich muss unsere Vorräte aufstocken. Willst du-“

„Ich komm´ mit, warte, bis ich fertig bin.“

Ray runzelte die Stirn und verzog ihre Lippen auf diese ganz spezielle Weise. Er hasste es. Es gab ihm immer das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Ungefähr so, als versenkte er ihren Hundewelpen gerade in einem See.

„Warum?“

„Warte einfach!“ Er wandte sich ab, knallte hinter sich die Badezimmertür zu. Dieses Mal funktionierte der Boiler, wenn auch nicht ohne seltsame Geräusche. Seine blutige Kleidung schmiss er samt dreckiger Bandagen achtlos in die Ecke und mied gezielt den Blick auf sein Spiegelbild. Er wusste, wie hässlich seine Visage war. Dafür brauchte er keinen verfluchten Spiegel. Sein kompletter Körper stellte eine einzige Freakshow dar. Weshalb Ray ihn überhaupt berührte, entzog sich jeder Logik. Verdammt, selbst er würde sich an ihrer Stelle nicht anfassen wollen.

 

Er tauchte in das heiße Wasser der volllaufenden Wanne und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Die Motelzimmertür quietschte und er hörte sie leise ins Schloss fallen.

 

„Tch.“ Natürlich hörte Ray nicht auf ihn. „Dumme Frau…“

Sie mochte die Intelligentere von beiden sein und fand Lösungen, die er nicht einmal ansatzweise verstand. Das gab er gerne zu. Teufel nochmal, ohne sie wäre er jetzt noch auf B6 oder tot. Wahrscheinlich beides. Aber ihr Instinkt für Gefahren war einfach zum Kotzen. Sonst würde sie ihren geisteskranken Arsch in diesem Kaff nachts nicht vor die Tür setzen. Nicht in dieser elendigen Stadt, in der eindeutig etwas gewaltig schieflief. Er wusste, wovon er sprach. Der Hauptteil seines verfickten Lebens spielte sich genau auf solchen Straßen ab und in diesem Dreckloch läuteten sämtliche seiner Alarmglocken.

 

Er schlug auf den Wasserhahn und tauchte kurz unter.

 

Zum Henker, wenn er Ray unterschätzte. Ihm tat jedes armselige Arschloch leid, das ihr über den Weg lief. Setz diese Frau nur unter genug Druck und gib ihr eine Gelegenheit, mit einem Schulterzucken würde sie die ganze verfluchte Stadt abfackeln. Und genau dort lag die scheiß Knackpunkt. Sie brauchte eine Gelegenheit. Sonst schien sie kaum furchterregender als ein Kätzchen, das einem die Augen auskratzen wollte. Andernfalls hätte sie ihn damals auf B1 umgebracht.

 

Er legte seinen Arm auf den Wannenrand und entspannte seine müden Muskeln. Der Wasserhahn tropfte in einem gleichbleibenden Rhythmus und in der Nähe zerbrach jemand eine Flasche. Die Scherben klirrten und die besoffenen Jugendlichen grölten über die Straße.

Weit entfernt hallten die Sirenen eines Krankenwagens wider.

 

Ärgerlich stöhnte er auf, riss seine Augen auf und griff harsch nach dem Shampoo. Er beeile sich nicht, allerdings ließ er sich auch nicht unnötig Zeit. Daher dauerte es nur einige Minuten, bevor er seinen Körper abtrocknete und die Bandagen routiniert darum wickelte. Wenigstens stanken die Klamotten dieses Mal nicht.

 

Das Zimmer fand er genauso wieder, wie er es verlassen hatte. Abzüglich Ray dieser Verrückten, die gerade erfolgreich seinen Abend ruinierte. Er packte die Sense, warf sie über seine Schulter und marschierte in diese gottverdammte Kälte hinaus. Mit dem Fuß knallte er die Tür zu und von oberhalb schrie irgendein Arschloch nach Ruhe.

 

Er mied die offene Straße, bog in eine schattige Seitengasse und verfolgte so die Strecke, welche Ray nahm. Es gab nur ein Geschäft in der Gegend, das infrage kam. Ein Superstore, dessen Öffnungszeiten bis Mitternacht reichten und indem sie unauffällig ihre Sachen kaufen konnte. Der Parkplatz begrüßte ihn, wie erwartet, mit gähnender Leere. Ab da brauchte er nicht mehr lange, bis er Rays Handtasche in einer unübersichtlichen Nebenstraße fand.

Dreckig und nass, aber kein Blut. Er stieß genervt die Luft aus, warf ihr Zeug hinter einen Container und folgte dem Weg in die Gasse. Ihm begegneten seit Tagen genug Penner, die untereinander, wie Waschweiber quatschten und dachten, sie seien alleine. Neben dem typischen Gerede über den besten Dealer, plapperten sie auch über einen neuen Wichser, der den örtlichen Sexhandel an sich riss. Irgendwann würde er Ray an die verdammte Heizung ketten…

 

Fünf Straßen weiter spürte er zwei Idioten auf. Sie lehnten rauchend an der Gebäudemauer und unterhielten sich belustigt.

 

„…sie ist hübsch.“

 

Er verlangsamte seinen Schritt.

 

„Yeah, sie wird Marco viel Geld einbringen. Hast du gehört, was die Schlampe gesagt hat? Sie meinte, wir würden es bereuen!“ Beide Arschlöcher brachen in Gelächter aus. Das Geräusch ließ seine Fingerspitzen jucken und Gänsehaut raste über seine Arme. Die Drecksäcke wussten nicht, wie absolut gefickt sie waren.

 

„Sie wir-“ Das Pfeifen durchschneidender Luft war die einzige Warnung. Ein sauberer Schnitt und Blut schoss aus dem langsam zusammensackenden Leib. Es regnete herab, wie ein warmer Sommerregen. Der abgetrennte Kopf prallte plump auf den Boden.

 

Der andere Kerl verstummte abrupt und ließ seine Zigarette fallen. „W-was zum…“

 

Er liebte es, wenn sich die glücklichen Gesichter langsam in diesen schrecklich guten Ausdruck des Terrors verwandelten. Seine Sense schwang direkt gegen den Hals des Mannes und ein Schauer durchlief ihn. Ah, er durfte nicht vergessen, warum er hier war.

 

„Ich w-will keinen Ärger, Mann.“ Die Klinge schnitt durch die ersten Hautschichten und die Stimme des Bastards nahm eine hysterisch hohe Note an. „Ich beschaff dir alles, was du willst! Nur… Nur nimm das Ding weg.“

 

„Alles, huh? Dann fang an wo ist die Frau, über die ihr gesprochen habt?“

„Sie – Sie gehört zu dir?! Wir wuss-“ Mehr Blut quoll über die Klinge.

„Wo. Ist. Sie?“

„Wir haben sie zu Marco in die Zweiundvierzigste gebracht.“

Als ob er jeden verdammten Straßennamen in dieser scheiß Stadt auswendig kannte. Der Typ musste es in seinem Gesicht lesen, er setzte hastig hinzu: „Durch die Gasse, immer geradeaus und an der Kreuzung in die enge Seitenstraße. Am Eingang steht einer seiner Männer.“

 

Er gab das Arschloch frei. Vielleicht lag es an seinem beginnenden Grinsen oder an seiner raueren Stimme, aber die Ratte wurde leichenblass.

 

„Du hast drei Sekunden. Ich schlage vor, du rennst!“ Er hob seine Finger. „Eins.“

 

Der Hurensohn taumelte keuchend an ihm vorbei.

 

Zwei~

 

Kaum auf halber Strecke stolperte der Idiot.

 

Drei.“

 

Sein Grinsen verwandelte sich in unkontrollierbares Lachen. Zum Teufel, wenn er diesen Wichser laufen ließ. Er stieß sich ab. Der erste Schwung der Sense traf die Beine. Ein kraftvoller, brutaler Schlag. Wie Butter schnitt die Klinge durch Fleisch und Knochen. Der zweite Hieb schlitzte den Oberkörper von unten nach oben auf. Die Schreie hallten an den Wänden wider und verbanden sich zu einer Sinfonie aus Betteln und Flehen. Der dritte und vierte Schwung trennte die Arme ab. Zuckend lag der zerfetzte Leib in einem See aus Blut. Immer noch lebend.

„Pff.“ Zacks Fuß traf brutal die kaputte Wirbelsäule. Der Bastard würgte an seinem eigenen Blut. „Ihr habt euch die falsche Frau ausgesucht.“ Die Klinge traf den Kopf.

 

Er streckte seinen Rücken durch, riss die Sense grob aus dem Schädel und machte sich in die angegebene Richtung auf. Der Kerl hatte die Wahrheit gesagt. Den Eingang fand er überraschend einfach. Auch den Trottel, der davorstand.

„Was will-“ Das Arschloch schaffte es gerade noch von der Wand weg, bevor sich die Schneide unbarmherzig in dessen Hals bohrte. Die Wucht pinnte den röchelnden Penner an die Mauer. Langsam pisste ihn der ganze Scheißdreck richtig an. Zur Hölle, nächstes Mal ließ er Ray den Mist selbst ausbaden.

 

Er ignorierte den sterbenden Typen, ging zur Tür und trat sie aus den Angeln. Sie prallte mitsamt dem armen Schwein dahinter an den nächsten Türrahmen. Anscheinend brach dabei sein Genick, egal was kaputt ging, er blieb regungslos unter dem Holz liegen. Teilnahmslos stapfte er darüber, hörte das bekannte Knacken eines zerstörten Schädels. Stimmen. Hektische Schritte. Das Laden von Schusswaffen.

 

Als Kind hatte er aus Neugierde oder Langeweile zum Fick, warum auch immer in ein Ameisennest gestochen. Die kleinen Biester strömten der Reihe nach aus ihrem Bau. Genauso verhielt sich der Abfall hier. Nacheinander rannten sie ihm entgegen und wie damals beseitigte er jedes Mistvieh einzeln.

 

Blut nieselte über den schicken Teppich und die ersten Kugeln prallten gegen die Wände. Er verdrehte die Augen und duckte sich hinter eine der vier Säulen. Diese Dinger hasste er. Auch wenn Ray an ihrer eigenen Handfeuerwaffe einen Narren gefressen hatte, so verstand er nie weshalb. Der Müll besaß eine Handvoll Kugeln und ohne die Gelegenheit sie aufzuladen, war der Dreck nutzlos. So wie jetzt. Der Kugelsturm hörte auf und er stieß sich grinsend vom Boden ab. Vier Mann, allesamt leichte Beute. Ihre Schreie. Musik in seinen Ohren.

 

Der letzte Kerl ging gurgelnd unter. Sein Bauchraum säuberlich von links nach rechts aufgeschlitzt. Stille, in der er seine Klinge mit einer harschen Bewegung säuberte. Enttäuschend, er hatte irgendwie etwas anderes erwartet. Mehr Gegenwehr, mehr Kampf. Selbst ihre dummen Gesichtsausdrücke langweilten ihn.

Er erstarrte. Dieses Klicken hinter ihm kannte er gut. Das Spannen eines Abzugs. Mit der Sense auf seiner Schulter drehte er sich um. Eine im Anzug steckende Brillenschlange. Ein wenig Ähnlichkeit mit Danny, dem Arschloch aber ihm fehlte es eindeutig an Geisteskrankheit und den blonden Haaren.

 

„Ich wusste, sie kam mir bekannt vor.“ Wenn Zack sich nicht irrte, zeigte die Waffe genau auf seine Stirn. Kein Zittern, keine Unsicherheit. Er musste aufpassen.

„Lass uns einen Deal machen, Foster.“

„Huh… Der letzte Kerl, der mit mir verhandeln wollte, hat ein paar Gliedmaßen verloren.“ Desinteressiert neigte Zack sein Haupt und grinste, als ein Schauer sein Gegenüber erfasste.

„Bedauerlich.“ Vorsichtig stieg der Typ über einen seiner ausblutenden Männer. Die Waffe zielgenau erhoben. „Ich denke, es handelt sich hier um ein Missverständnis. Ich will mich nicht mit dir oder der Kleinen anlegen.“

Er lachte auf. „Ist das so?“

„Ja! Sie ist oben. Unbeschadet bei den anderen Frauen. Nimm sie mit und geht. Ganz einfach.“

Sein Grinsen wurde breiter. Der Idiot vor ihm fror ein und verzog angespannt die Lippen. „Bewegst du dich, Foster, jage ich dir eine Kugel in deinen verrückten Schädel.“

„Den Satz habe ich schon öfter gehört und willst du wissen, was aus den Wichsern geworden ist?“ Er packte die Stangenwaffe fester. „Ich hab sie am Ende alle umgebracht!“ Nach vorne stürzend hob er die Sense. Die erste Kugel streifte seine Stirn. Die Zweite traf seine Schulter und während die Dritte seinen Hals entlangschürfte, zog er die Klinge nach unten. Der Pisser keuchte, hustete und brach vor ihm zusammen.

 

„Tch.“ Er trat zurück und begutachtete seine Schulter. Die verfluchte Kugel steckte selbstverständlich drin. „Fuck.“

Konnte die Nacht noch beschissener werden? Jetzt musste er das Teil von Ray rausholen lassen und wahrscheinlich ließ das Weib nicht locker, bis sie mit ihrer bescheuerten Nadel ran durfte. Er stöhnte genervt und zerrte die Sense lustlos in den ersten Stock.

 

Drei Anläufe brauchte er, bis er die richtige Tür eintrat. Das Kreischen der verschreckten Schlampen klingelte unangenehm in seinen Ohren. Sie sammelten sich ängstlich in einer Ecke. Nicht Ray. Sie saß mit überschlagenen Beinen auf dem Bett. Wie eine verfickte Königin. Keine Spur von Angst und sie besaß tatsächlich die Galle zu gähnen. „Zack.“

Sein Körper zitterte, während sie an die Frauen gewandt leichthin meinte: „Meine Begleitung. Tut mir leid, ich muss gehen.“

Ray.“ Die Klinge hob sich fast von selbst. Bebend. Sie neigte verwirrt den Kopf und sein letztes bisschen Beherrschung löste sich auf. Die Eisenstange schlug brutal in den Schrank neben ihm ein. „TU WENIGSTENS SO, ALS BETRIFFT DICH DIE GANZE SCHEIßE, DU GEISTESKRANKE!“

Sie schien wirklich überrascht von seinem Ausbruch. Zornig wandte er sich ab, ließ sie betroffen stehen. Über die Leichen stapfend hörte er ihre schnellen, leichten Schritte.

„Bist du wütend auf mich?“

Halt die Klappe!“ Seine Schulter schmerzte höllisch und der zornige Griff um seine Waffe half nicht. Genauso wenig, wie der kalte Wind der Nacht.

„Ich wusste, du kommst für mich“, murmelte sie hinter ihm und holte auf. „Danke.“

Er biss die Kiefer aufeinander.

„Ich hätte auf dich hören sollen“, setzte sie leise hinzu. „Es tut mir leid.“

Den ganzen Weg bis zu dem Container, wo ihre Tasche lag, ignorierte er sie. Selbst dann zeigte er nur harsch darauf und stiefelte Richtung Motel.

 

Als Ray leise die Motelzimmertür schloss, knallte er die Tür zum Badezimmer hinter sich zu. Seine Sense pfefferte er unbedacht in die Wanne. Zerstörte Fließen und zerkratzte Porzellan. Energisch zog er den blutigen Hoodie aus, zischte vor Schmerzen und musterte das Einschussloch.

Zaghaft klopfte es. „Zack?“

„Verpiss dich!“ Vorsichtig entfernte er die Bandagen an seinem Oberkörper. Faserreste klebten in seinem offenen Fleisch und bei jeder Bewegung spürte er die Kugel. Die Wunde würde ein richtiges Miststück werden. Schüsse brauchten schier ewig, ehe sie verheilten. Keine Ahnung, wie er den Scheiß jetzt rausholen sollte.

„Du bist verletzt.“ Er sah auf. Ray stand im Türrahmen. Ihre Augen starr auf das blutende Loch gerichtet.

„Hab´ ich nicht ge-“

„Du – du bist verletzt!“

“Hast du einen Sprung in deiner kranken Platte, oder was?“ Fahrig drehte er den Wasserhahn auf und hielt ein Handtuch darunter.

„Wieso bist… Es waren doch nur…“

Er schlug mit der Faust gegen das Waschbecken. „WAS? WAS WAREN ES NUR, HUH!?“ Sie zuckte zusammen. „Ein verdammter Haufen bewaffneter Arschlöcher?“

„Dir passiert sonst nichts und ich dachte…“ Sie tapste näher. „Es tut mir leid!“

Er zuckte zusammen. Teils wegen der Schmerzen, teils, weil ihre Augen wässrig wurden. „Ray, heulst du jetzt, bring ich dich zurück!“

Hastig wischte sie sich über die Augen, trat an ihn heran und nahm ihm das Tuch ab. „Tut mir leid.“

„Hör auf dich zu entschuldigen.“

 

Widerwillig ließ er sich auf den Wannenrand drängen und stieß die Luft aus, als sie die Wunde reinigte.

„Die Kugel steckt drin.“

„Kein Scheiß.“

„Warte hier.“ Sie huschte aus dem Badezimmer, kramte laut in ihren Taschen und eilte zurück. Wenn er es nicht besser wüsste, freute sie sich darauf. Der manische Glanz ihrer Augen beim Anblick ihrer Nadel, löste bei ihm einen Schauer aus. Und die Leute glaubten, er sei das Monster von ihnen beiden. Ray desinfizierte die Pinzette, drehte sich um und er packte ihr Handgelenk, noch bevor sie mit dem Teil näherkam.

„Oi, ich bin keine deiner gruseligen Puppen. Sei vorsichtig!“

„Bin ich.“

Seufzend ließ er sie los und starrte an die Wand. Das Eisen tauchte in sein Fleisch und er verzog das Gesicht. Als er sich seine Sense in den Bauch gerammt hatte, tat es bei weitem nicht so weh. Wobei, vielleicht lag es auch an den Drogen, die in seinem Kreislauf Samba tanzten. Die Kugel fiel klirrend zu Boden.

„Es braucht ein oder zwei Stiche.“

„Dacht ich mir.“ Es dauerte nicht lange, dann spürte er die Nadel. Seine Faust ballte sich unwillkürlich zusammen. Sie arbeitete langsam, aber präzise. Ihrer verrückten Neigung zum dank, die Nähte waren nahezu perfekt.

„Fertig.“

Erleichtert atmete er aus, betrachtete die wütend rote Haut um den Faden. Dreck, er musste jetzt höllisch aufpassen, ansonsten riss er den Scheiß auf.

„Zack? Danke.“

 

Er sah genervt auf. „Hör endlich -“ Die restlichen Worte blieben in seinem Hals stecken und alles wurde weiß. Ihre Lippen trafen auf seine. Warm und weich. Sein Herz stotterte, sein Körper fror ein. Erst mit dem stärker werdenden Druck und dem seichten Streichen ihrer Zunge über seine Unterlippe reagierte er. Grob stieß er sie weg, verlor das Gleichgewicht und knallte in die Wanne.

Sein Kopf schlug hart gegen die Wand und nur mit Glück verfehlte er die Klinge seiner Sense.

„Scheiße!“ Er zuckte zusammen. Sein Schädel pochte und frisches Blut quoll aus seinen Verletzungen. Einige Sekunden musste er tatsächlich die Augen schließen, weil sein Körper sich anfühlte, als wäre er gerade von einem verfickten Güterzug überrollt worden.

„Zack! Bist du in Ordnung?“

„Nein, verdammt! Bist du jetzt komplett durchgeknallt?!“ Er starrte sie an, bevor er stöhnend seine Handflächen auf die Augen drückte. Sein Gesicht brannte ungut. „Du bringst mich irgendwann um!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissBlackBloodSakura
2020-07-24T13:31:01+00:00 24.07.2020 15:31
Einfach nur der Hammer ;)
Du hast einen wunderschönen Schreibstile und ich liebe deine Geschichten😍😍
Mach weiter so☺☺
Antwort von:  Astre
25.07.2020 09:09
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar :D Hat mich wieder sehr gefreut!


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