Zum Inhalt der Seite

On the quest for the Once and Future King

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

I

„Take heart, for when Albion's need is greatest, Arthur will rise again“


 

Erst war es nur ein Kribbeln auf der Haut. Ein Schauer, der ihm über den Rücken fuhr und ihn erschaudern ließ, so als ob ein kalter Luftzug plötzlich durch eine Ritze im Gemäuer blies. Unerwartet und erschreckend.

Die Magie war in all den Jahren, in denen Merlin auf die prophezeite Rückkehr von Arthur Pendragon gewartet hatte, immer weiter geschwunden, bis nur noch ein Hauch in der Luft lag, den die wenigsten Menschen noch spüren, wenn überhaupt erahnen, konnten. Es war, als wäre die Luft zum Atmen immer dünner geworden. So als ob jemand den Hahn zugedreht hätte, aber nicht so fest, dass er ganz zu war. Manchmal bahnte sich noch ein Tropfen den Weg hinaus in die Welt und schlug Wellen im See des Lebens.

Also dachte sich Merlin zunächst nichts dabei. Wie ein Drogensüchtiger, der nur auf den nächsten Schuss gewartete hatte, sog er die Magie ein, fühlte sich wieder lebendig, erinnerte sich wieder daran, wer er war und warum er noch hier in Albion verweilte, obwohl er die Hoffnung längst aufgegeben hatte, seine Freunde jemals wiederzusehen. So oft hatte er gesehen, wie Albion in eine Krise gestürzt war und am Rande der Vernichtung gestanden hatte. So oft war er sich sicher gewesen, dass jetzt endlich der Zeitpunkt gekommen war, an dem Arthur zurückkehren würde. So oft hatte er ganz Albion nach einem Zeichen abgesucht. Und so oft waren seine Hoffnungen enttäuscht worden.

Er hatte so viele Leben gelebt, so viele Freunde sterben gesehen, aber nie hatte er Arthur, Gwen und die Ritter der Tafelrunde vergessen. Die Worte von Kilgharrah hatten sich ihm ins Gedächtnis gebrannt und ihn bei Verstand bleiben lassen, wenn ihn alles hatte verzweifeln lassen. Vor allem mache dieser neumodischen Erfindungen und Probleme wie schrille Klingeltöne und Papierstau im Drucker hatte ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben, wobei es auch ein paar gab, die er nicht mehr missen wollte, wie Züge oder Handys, die einem das Leben und die Kommunikation deutlich erleichterten.

Königreiche waren aufgestiegen und zerfallen, die Menschen hörten auf an die Magie zu glauben und taten es als Aberglaube und Altweibergeschwätz ab. Doch die Geschichten über König Arthur und seine Ritter der Tafelrunde blieb in den Gedächtnis der Menschen verankert, auch wenn Merlin fand, das sie die Wahrheit inzwischen völlig verzerrt hatten. Erst letztens hatte er die tausendste Adaption des Stoffes gesehen. Bekannte hatte ihn davon überzeugt, obwohl er schon vor hunderten von Jahren geschworen hatte, nie wieder auch nur eine weitere Adaption ertragen zu können und er hatte gedacht, dass er der Sache noch eine Chance geben könnte, um es kurz darauf bitter zu bereuen. Was war mit dieser Darstellung seiner Wenigkeit als inkompetenter Trinker, der mit Excalibur schreckliche Gräueltaten begannen hatte. Keinen Schimmer, wie Netflix auf solche Ideen kam, aber es war so völlig an der Wahrheit vorbei, das er nur herzlich Tränen lachen konnte und sich zum tausendsten Mal schwor nie wieder eine Adaption zu sehen und lieber weiter in Erinnerungen zu schwelgen.
 

Zunächst bemerkte Merlin nicht einmal, dass die Magie weiter zunahm. Bald war es nicht mehr nur ein Kribbeln auf seiner Haut, er konnte sie förmlich in der Luft schmecken. Sie wurde mehr als nur die sanfte Berührung, die er all die Jahre gespürt hatte. Sie hatte ihn nie ganz verlassen, aber sie war nur ein Schatten ihrer selbst gewesen. Eine Erinnerung an frühere Zeiten, ein Geist der Vergangenheit.

Doch jetzt begann sie ihre Fühler auszustrecken, wieder an Gestalt anzunehmen. Jahrelang war Merlin in der Gestalt eines alten Mannes verblieben und auch wenn das Alter manchen Vorteil und auch Vergünstigung in der modernen Welt hatte, so war es doch eine Erleichterung wieder nach Belieben in einen jungen Körper zu schlüpfen. Generell war das Leben plötzlich wieder angenehmer. Er konnte Gaius förmlich schimpfen hören, als er mit dem Erstarken seiner Kräfte zunächst allerlei Unfug trieb. Mit dem Alter mochte er weiser geworden sein, aber in ihm steckte immer noch der alte Merlin, der einmal ein Pferd aus Rauch beschworen hatte, nur weil ihm langweilig gewesen war und damit den Besuch des Hexenjägers heraufbeschworen hatte, der zum Glück glimpflich ausgegangen war. Für eine kurze Zeit war Social Media voll von unerklärlichen Vorfällen und wundersamen Heilungen, doch dann hatte Merlin genug Schabernack getrieben.

Plötzlich fühlte Merlin sich noch einsamer als in all den Jahren zuvor. Gaius sah ihn nicht vorwurfsvoll an, um ihn dann doch seufzend das Abendessen zu servieren. Er musste sich nicht vor Uther verstecken und sein Geheimnis bewahren; während er zeitgleich tagein, tagaus Arthurs Leben retten musste, um dafür keinen Dank zu erhalten. Die Ritter der Tafelrunde trieben nicht ihre Späße mit ihm und Gwen war nicht da, um ihn zu necken und mit ihm zu scherzen.

Die Rückkehr der Magie machte ihn nicht glücklich, wenn er sie nicht für seine Freunde einsetzen konnte, um ihn zu helfen und sie zu beschützen. So erstarkte die Magie immer weiter und umschmeichelte ihn, doch es erinnerte Merlin zu sehr daran, wie es einmal gewesen war und machte ihn genauso hoffnungsvoll wie auch traurig.
 

Merlin begann wieder nach Zeichen zu suchen. Die Rückkehr der Magie konnte nur bedeuten, dass die Zeit gekommen war und er es nicht mehr lange dauern konnte, bis großes Unheil über Albion kommen würde und er Arthur wieder zur Seite stehen würde, um sein Schicksal endlich erfüllen zu können.

Die Magie wurde immer spürbarer, sie ging von jedem kleinen Teilchen aus und lag wie eine große, geballte Gewitterwolke in der Luft, bereit jeden Augenblick einen Sturm loszubrechen.

Und im Angesichts des bevorstehenden Sturmes, der drohte die Welt aus ihren Angeln zu heben, begannen endlich gute Dinge zu passieren. Tag für Tag fand Merlin weitere Anzeichen, die ihm eine baldige Ankunft des zukünftigen Königs verkündeten. Menschen traten wieder in sein Leben, mit denen er gar nicht gerechnet hatte, sie jemals wiederzusehen. Und mit jeder Rückkehr wurde Merlin hibbeliger und hibbeliger, denn er konnte es kaum abwarten seinen besten Freund wieder zu treffen und er war nervös, ob es ihm dieses Mal alles besser gelingen würde. Tausend Fragen und Szenarien gingen durch seinen Kopf und seine Ungeduld wuchs von Tag zu Tag, während über ihm sich ein Unheil zusammenbraute, dessen Gestalt und Ausmaßen er sich noch nicht erschließen konnte.

Und eines Morgens erwachte Merlin und er wusste mit absoluter Sicherheit, dass die Zeit der Not bevorstand und er Arthur endlich wieder begegnen würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Goetterspeise
2021-06-23T14:34:41+00:00 23.06.2021 16:34
Hey hey,
ich hab beschlossen, jedes Kapitel nach und nach zu kommentieren - will sie aber natürlich vorher nochmal lesen, darum zieht es sich ein klein bisschen ^^"

Zunächst aber natürlich noch vielen Dank!! Habe tatsächlich nicht damit gerechnet, dass sich da jemand rantrauen würde - aber die Hoffnung war natürlich da, sonst wäre es nicht in meiner Liste. :D Ich hab mich also unglaublich gefreut, meine absolute Lieblingsidee zum Fandom lesen zu dürfen. Genaueres folgt dann in den einzelnen Kapiteln. :3

Der Einstieg gefällt mir schonmal mega gut. Dieses Kribbeln, das du beschreibst und dann aber erst einmal erklärst, warum er sich zunächst nichts dabei gedacht hat, finde ich wirklich toll als Idee.
Auch das erstmal grobe Zusammenfassen, was um Merlin herum in all der Zeit passiert ist, das die Magie verschwunden ist usw. passt perfekt als Einstieg. :D
Wo ich sehr schmunzeln musste, ist aber der Punkt, an dem er einfach beschließt wieder jung zu werden. Wenn das im echten Leben manchmal so einfach wäre.*seufz*
Es hat allerdings ein bisschen die Stimmung gedrückt, dass er sich nicht so freuen konnte, weil die Leute um ihn herum fehlten. Das macht Merlin in meinen Augen natürlich aber auch aus und ich finde es mega passend!
Umso schöner dann natürlich das Ende. Wir dürfen uns auf Arthur freuen und sicher noch auf ein paar andere ;)

In diesem Sinne auf zum nächsten Kapitel!

Liebe Grüße :)
Antwort von:  ChiaraAyumi
24.06.2021 01:04
Ich bin sehr froh, dass ich dir damit eine Freude bereiten konnte und dich auch ein wenig damit überrascht habe :) Ich wollte dich eigentlich schon lange genau für dieses Fandom und diese AU-Idee unbedingt als Wichtelkind haben, deswegen stand es für mich außer Frage was ich dir schreibe. Auch wenn ich kurz gezögert habe und gedacht ich schreib dir doch was zu Fairy Tail, weil mir das leichter vorkam, wollte ich mich ran wagen.

An sich hatte ich mir auch sogar eine viel längere Geschichte überlegt, in der noch mehr Charaktere auftauchen, aber mich dann für eine kürzere Variante entschieden, weil ich dachte Merlin sollte sich dann doch nicht irren mit dem Tag (das wäre in der längeren Vision der Fall gewesen, wo Gawain wirklich zwei Wochen weggewesen wäre).

Den Anfang hab ich direkt geschrieben nachdem ich dich als Wichtelkind bekommen habe. So schnell hab ich noch nie angefangen und dann hab ich lange überlegt wie es weitergehen könnte >.<
Und ich fand es irgendwie passender wenn Merlin wieder jung ist, auch wenn er ja am Ende von Merlin als alter Mann gezeigt wurde, deswegen musste das jetzt so einfach passieren, aber ja Magie hat schon seine Vorteile xD

Ich bin froh, dass du mir nicht böse bist, dass die Stimmung am Anfang gedrückt ist. Ich hab mich sehr zurückgenommen den Anfang nicht komplett depressiv zu gestalten und auch den Rest der Geschichte nicht zu sehr ins Düstere abdriften zu lassen, was ich ja immer sehr gerne schreibe ^^'

Viel Spaß auf jeden Fall beim weiteren lesen und bis zum nächsten Kommentar :)


Zurück