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Tale of Tsukiko (月子のお話 - Tsukiko no ohanashi)

von

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»Tsukiko, was sollte das vorhin? Kannst du mir das bitte mal erklären?« Natürlich war es ihr Vater, der sie zur Rede stellte, nachdem für diese Nacht das Gasthaus endlich schloss.

»Es tut mir leid.« Tsukiko biss sich auf ihre Unterlippe. »Mit mir ist es durchgegangen. Es kommt nicht wieder vor.«

 »Das will ich doch hoffen. Dir ist hoffentlich klar, dass du sonst riskierst, dass wir alle auffliegen. Du weißt selbst was das bedeutet. Ganz besonders jetzt.«

»Natürlich.« Sie seufzte. »Ich verspreche mir wird so etwas nicht noch einmal passieren.« Tsukiko verneigte sich kurz vor ihrem Vater.

»Sehr schön.« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Jetzt mach dich auf den Weg. Berichte mir morgen beim Frühstück was passiert ist.«

»Ja.« Tsukiko nickte. »Selbstverständlich. Bis morgen.«

 

Nachdem sie sich umgezogen hatte und dann wie eine Katze aus der Hintertür huschte, war das Erste, was sie tat auf das Dach zu klettern. Sie mochte hohe Plätze wie diese. Man konnte von oben alles überblicken, was geschah, ohne selbst dabei gesehen zu werden. Denn kaum einer sah ohne einen Grund dafür zu haben hinauf auf die Dächer. Zu sehr waren alle mit sich selbst oder ihrem Tagwerk beschäftigt. In der Nacht, wie jetzt, befanden sich zudem die meisten Menschen in ihren Betten. Zumindest jene, die nichts im Schilde führten.
 

»Ich habe mir schon gedacht, dass du hier sein wirst«, riss auf einmal eine Stimme sie aus ihren Gedanken.

Blitzschnell wirbelte Tsukiko herum, während ihre Hand zu einem der Dolche in ihrem Stiefel glitt. Wenige Momente später erkannte sie jedoch, dass ihr keinerlei Gefahr drohte.

 »Bist du wahnsinnig? Irgendwann schneide ich dir noch die Kehle auf, wenn du dich jedes Mal so an mich heran schleichst«, keifte sie ihren Gegenüber an.

Der aber lachte nur. Was sich in der Nacht unnatürlich laut anhörte. »Das glaubst du doch nicht wirklich?«

»Was suchst du überhaupt hier?«, erkundigte Tsukiko sich, ohne sich die Mühe zu machen auf seine Frage zu antworten. »Mein Vater hat dich mir wohl kaum hinterher geschickt.«

»Stimmt«, sagte Ryuji, denn niemand anderes als ihr Kindheitsfreund war es. »Aber allein ist es doch oft langweilig. Also dachte ich, ich sehe mal nach dir.«

»Nachdem du das getan hast, kannst du jetzt ja wieder gehen. Ich komme besser alleine klar«, entgegnete sie spitz. Auch wenn sie wusste, dass das nicht gerecht war. Denn Ryuji gehörte zu denselben Ninja, welchen sie angehörte. Zudem war er, auch wenn sie es ungern zugab, talentiert.

 »Also? An was für einem Auftrag bist du heute? Irgendwas spannendes?«, erkundigte Ryuji sich bei ihr.

 »Nein. Nichts besonderes. Nur mein üblicher Kontrollgang. Mein letzter Auftrag wurde mir unter der Nase weggeschnappt.« Sie seufzte, als sie daran dachte, was wenige Nächte zuvor passierte.

»Oh, das ist eine Überraschung. Ein anderer Ninja?«, wollte Ryuji wissen und trotz der Dunkelheit konnte Tsukiko gut sehen, wie sich seine Augenbrauen nachdenklich zusammen zogen.

»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall.« Sie wollte etwas hinzufügen, ließ es jedoch sein. Denn am Rande der Straße rührte sich irgendetwas.

»Was ...?« Weiter kam Ryuji nicht, dem ihre plötzliche Anspannung nicht entging.

 »Still!«, zischte Tsukiko ihm zu. »Da vorne ist etwas«, ergänzte sie im Flüsterton. Wieder glitt ihre Hand an ihren Stiefel, um diesmal wirklich ihren Dolch zu ziehen. Damit kletterte sie das Dach hinunter.

Wieder unten auf dem Boden angekommen, sah Tsukiko sich um. Auf den ersten Blick war niemand hier zu entdecken. Doch sie wusste, dass sie sich nicht darauf verlassen durfte. Denn wenn sie sich in einem sicher war, dann darin, dass sie ihren Sinnen vertrauen konnte. Also blieb sie weiterhin aufmerksam. Ihr Bewusstsein bis aufs äußerste gespannt. Sie konnte sich auch nicht genau erklären warum, doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf einen der kleinen Rosenbüsche, welche am Wegrand standen. Den Dolch immer noch in der rechten Hand, trat sie zu den Büschen und schob ihn vorsichtig zur Seite. Was zum Glück mit ihren Handschuhen kein Problem war.

Das, was ihr als erstes auffiel war das Pferd, welches sich mit den Zügeln in den Dornen verfangen hatte. Ohne viel zu überlegen, griff Tsukiko nach ihnen und befreite sie. Dann redete sie beruhigend auf das Tier ein und führte es zurück auf den Weg.

»Warte kurz hier«, wisperte Tsukiko ihm zu. »Ich sehe mal nach, wo dein Herr ist.«

Die einzige Entgegnung, die sie daraufhin erhielt, war ein Schnauben. Doch das reichte ihr schon. Mehr konnte sie nicht erwarten.

»Also... Wo bist du?«, flüsterte sie, nachdem sie erneut hinter den Rosenbusch trat. Sie bückte sich, um nach Fußspuren zu suchen. Was bei Nacht, sogar im Schein des Vollmonds nicht leicht war.

»Kunoichi«, hörte sie plötzlich jemanden murmeln.
 

Zuerst glaubte sie, es sei, Ryuji. Doch der nannte sie nur so, wenn er sie ärgern wollte. Abgesehen davon, klang seine Stimme auch nicht so tief und keuchend. Tsukiko blickte sich um, die Richtung suchend, aus der die Stimme kam.

»Kunoichi«, erklang die Stimme erneut, diesmal deutlich brüchiger. »Hilf mir.«

Tsukiko sah sich um. Dann entdeckte sie eine Gestalt, die hinten an einem der Bäume lehnte. Bevor sie zu ihr trat, zog sie ihren Schal noch einmal etwas tiefer ins Gesicht. Als sie bei dem Mann an kam, der dort lag musste sie kurz schaudern. Er war von oben bis unten Wunden übersät. Verwundungen, die sich nicht einfach mal eben heilen ließen. Anscheinend hatte er erst vor kurzem einen schlimmen Kampf gehabt und es nur mit Mühe hierhin geschafft. Und ob er es überlebte, war nicht abzusehen. Selbst wenn sie ihn ins Gasthaus brachte, bestand immer noch die Möglichkeit dass-

»Du musst mir helfen ... Kunoichi«, seine Stimme klang fordernd, doch auch dieses Mal wieder brüchiger. »Greif bitte ... In meine Manteltasche«, forderte er sie auf.
 

Tsukiko zögerte einen Moment. Dann aber gab sie sich einen Ruck. Kurz darauf hielt sie einen Brief in der Hand.

»Such für mich Hikari. Ich habe gehört dass er hier in der Nähe sein soll. Gib es ihm. Er wird wissen, was zu tun ist.« Die eine Hand des Mannes klammerte sich mit aller Kraft um die ihre. »Schwör es mir!«

»Ich schwöre es Euch«, sagte Tsukiko. Jedoch mehr aus Reflex.

»Dann ist alles gut«, war das Letzte, was er sagte, bevor ihn seine Kraft verließ und er starb.

Tsukiko seufzte. Schwüre waren bindend. Gerade von Leute wie ihr, wurde es verlangt, sie zu erfüllen, denn schließlich gehörte das zu der Arbeit, die sie tat. Klar, keiner würde davon erfahren, wenn sie es geheim hielt. Doch sie kannte sich gut genug, dass sie wusste, dass all das hier ihr dann keine Ruhe lassen würde. Was hatte sie sich da nur wieder für Ärger eingehandelt?

 

 

 

 



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