John [chai-cherry-tes]
John hielt zwar nicht wirklich viel von Halloween, aber mit seinen Freunden ein paar Bier zu trinken und den Abend mit Snacks und Spielen zu verbringen, motivierte ihn ungemein.
Deshalb hatte er sich auch gerne um die noch fehlenden Lebensmittel und Getränke gekümmert. Er war durch halb San Franzisco geeilt um alles zu besorgen
und pünktlich zurück zu sein, damit es auch noch für eine ausgiebige Dusche
reichte.
Davor musste er allerdings noch im Kontrollraum vorbeischauen. Nachdem er die
Besorgungen in der Kantine abgegeben hatte, erreichte ihn die dringende
Anweisung, ein Auge auf Todd zu werfen.
Das passte ihm so gar nicht in die Planung. John wollte feiern und nicht für
einen Wraith Babysitter spielen.
Chuck saß am Pult der Stadtinternen Kommunikation und begrüßte ihn knapp.
„Schön, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten, Colonel. Mr. Woolsey
hat nicht genau gesagt, was los ist. Er klang nur ein wenig gehetzt. Aber Sie
sollen mal nach Todd schauen.“
John betrachtete den Monitor, der die Bilder der Überwachungskamera zeigten
und entschied sich, dass es nicht nötig war, Todd einen persönlichen Besuch
abzustatten. Der Wraith tigerte in seiner Zelle auf und ab. Es war deutlich zu
sehen, dass er weder versuchte auszubrechen, noch eine Bombe baute oder sonst
etwas tat, das in die Kategorie „Bedrohlich“ fiel.
Kurz tauschte er einen Blick mit Chuck, der das Ganze wohl ebenfalls für
Zeitverschwendung hielt und nickte. Genau in diesem Moment verschwand Todds
Bewegung aus seinem Augenwinkel. Der dunkelbraune Haarschopf wirbelte zur
Kameraübertragung und erblickte den Wraith der nun stehengeblieben war und
mit einem unerwartet scharfen Grinsen in die Kamera starrte.
War das gerade eine Sinnestäuschung oder war Todd für einen winzigen Moment
tatsächlich verschwunden gewesen? Noch viel mehr schockierte John die Tatsache, dass
Todd ihn direkt anstarrte.
„Chuck, er kann doch nicht wissen, dass wir ihn gerade beobachten, oder?“
Im nächsten Augenblick setzte Todd einen Rundgang fort, als wäre nichts
gewesen.
„Nein Sir. Natürlich nicht.“ Chuck schüttelte den Kopf, das anzunehmen
war absolut lächerlich.
Dennoch blieb John noch eine Weile stehen und sah zu wie der Wraith seine
Runde machte.
Wieder verschwand er dabei für den Bruchteil einer Sekunde.
„Da, Chuck, Sie haben es doch auch gesehen, oder? Ist das ein
Kamerafehler?“, fragte John und spürte eine Kälte seine Eingeweide
hochkriechen. Hatte Woolsey deshalb gewollt, dass er ein Auge auf den
Gefangenen warf?
Ein leises Kichern weckte ihn aus dem Gedankenkarussell. „Ja, Sir. Im
Bereich der Toilette gibt es in der Tat einen Totenwinkel in der
Kameraaufzeichnung. Nicht jedoch für die Wache Vor Ort. Wir würden es
mitbekommen, wenn Todd sich in Luft auflösen würde.“
„Bisschen viel Privatsphäre, dafür, dass er das Klo nicht mal benutzt.“,
überlegte John laut, dann war es aber egal. Er zuckte die Schulter und wollte
nur noch raus aus den verschwitzten Klamotten. Shopping in einer überfüllten
Stadt machte keinen Spaß, besonders, wenn gefühlt ALLE nach demselben
gierten.
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In seinem Quartier angekommen, trat er sich die Schuhe von den Füßen und
kickte sie in eine Ecke. Nur um so schnell es ging aus Hose und Sweater zu
schlüpfen. Pfeifend folgte die Unterwäsche und John rief in Gedanken bereits
die Dusche auf. Heißes Wasser, dachte er, sehr heiß!
Das Wasser begann zu rauschen, während die Türe zur Duschkabine zur Seite
glitt und sich heiße Dampfschwaden in sein Zimmer schoben.
John zischte kurz, er hatte sein Handtuch vergessen. Er machte auf dem Absatz kehrt und holte
eines aus der Truhe neben seinem Bett.
Da erlag er wieder dieser Täuschung, eines huschenden weißen Schattens der
plötzlich verschwand.
Dabei war sich John hundertprozentig sicher, dass er alleine in seinem Zimmer
war und sich darin auch niemand verstecken konnte.
Der Dampf verdichtete sich zu Nebel, der silbrig im gedämpften Licht seines
Quartieres glitzerte.
Einen Moment glaubte er wallendes silberweißes Haar im Nebel zu erkennen.
Todd!
Nein! Oder?
Hatte sich das Geräusch des prasselnden Wassers geändert? Stand dort jemand?
Ihm war klar, dass Wraith diese Schattenhaften Schemen hervorrufen konnten.
Geister, die nicht existierten.
Die Fraßnarbe auf seiner Brust kribbelte.
Seid Todd ihr „Gast“ war, hatte es keinerlei solcher Wraithaktivitäten
gegeben, was aber nicht hieß, dass es nicht möglich war. Und Todd aus purer
Langeweile heraus versuchte, sie alle in den Wahnsinn zu treiben.
*Shhepparrrd* Den vieltönenden Klang seines Namens konnte er ohne Zweifel nur
einem zuordnen.
„Todd, ich warne Sie!“, rief er in Richtung der Duschkabine und schallte
sich zugleich selbst in Gedanken. Mit den Ohren hatte er es nicht gehört! Es
war nur in seinem Kopf.
Mit ausgestrecktem Arm tastete sich John langsam in die Kabine hinein. Bereit
jeden Moment den Kuss der Klauenhand abzuwehren. Der Dampf kondensierte
überall, die Wassertropfen rannen wie Schweiß über seinen nackten Körper,
ebenso wie über die Wände seines Quartiers. Jeden Moment würde er gegen
einen weiteren Körper prallen, erhitzt von dem Dampf der seine Sinne
benebelte.
Diese Hand mit den messerscharfen Krallen würde sich in einer bekannten, aber
unerwünschten Art um seinen Hals legen, zu seiner Brust wandern wo sich die
Zähne des Nährorgans in seine Haut gruben. John bebte, als sich die
Erinnerung an das ekstatische Gefühl, in den Moment der Gegenwart schob und
seine ganze Aufmerksamkeit auf die prickelnde Narbe, direkt unterhalb seines
Schlüsselbeins lenkte.
Stöhnend lehnte er sich an die Wand der Duschkabine, er war allein. Das
Wasser kühlte langsam ab und der Nebel zog sich nun auch aus seinen Gedanken
zurück.
War das echt gewesen, oder nur ein Streich seines Gehirns?
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Todd wandte sich wieder dem Buch zu. Die Lektüre war überaus amüsant.