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Sherlock Holmes

das unheilvolle Familienerbstück
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Bei diesem Kapitel habe ich ebenfalls den Titel geändert und den Beschreibungen meine persönliche Note hinzugefügt. Viel Spaß bei Lesen. Komplett anzeigen

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Essen, Schlafen & weitere extravagante Bedürfnisse

. . . “Sherlock?” Auf eine deduktive Einschätzung wartend, sah John neugierig zum Detektiv, der gerade dabei war jene Tat, welche dies hier alles verursacht haben musste, objektiv zu betrachten und sich durch den Kopf gehen zu lassen. John sah sich nun auch mehr in der Umgebung um. Direkt neben ihm stand eine jüngere Frau, zitterte vor Schreck und schaute mit verängstigter Miene und betrübtem Blick, abwechselnd zwischen einem, am Boden liegenden, Mann und der kleinen Gruppe Schaulustiger, die sich darum gebildet hatte, hin und her. Weiter abseits wippte ein älterer Herr ungeduldig mit einem Fuß, seinen Oberkörper fest mit seinen Armen umschlungen, während er sein Handy in der rechten Hand hatte - er wirkte als wäre er mit seinen Gedanken woanders. Sie alle befanden sich direkt auf einer der vielen Grasflächen des Parks, weit und breit nichts Besonders in Sicht, keine Bäume, keine Parkbänke, Wege oder Sonstiges. Der Doktor richtete seinen Blick wieder auf den Boden.
 

Einen Meter weit von ihm entfernt lag ein Mann, mit dem Gesicht nach unten, den  Kopf zur rechten Seite gedreht. Seine Arme lagen ausgestreckt neben seinem Kopf und wirkte irgendwie unnatürlich in ihrem Winkel, genau so wie die leicht gespreizten Beine. "Was sehen Sie Dr. Watson?" Fragte Sherlock den Kleineren in schon beinahe üblicher Manier und John kniete sich hin, bemüht so viel wie möglich selbst zu entdecken. Er lernte zwar immer dazu, aber es gefiel ihm logischerweise besser, wenn der Größere ihn lobte als wenn er ihn korrigierte. "Also, ein mittelgroßer Mann, etwa 35 Jahre alt. Athletisch, ich sehe jetzt gerade äußerlich keine Anzeichen für Herz Vorerkrankungen. Er trägt einen Trainingsanzug und war wohl zum Joggen hier her gekommen." Sherlock schwieg. "Entschuldigen, Sie, haben Sie gesehen wie er gefallen ist?" Die Angesprochene, die junge Frau, die die Leiche wohl entdeckt und geschrien haben musste, nickte nur. "Danke, da haben wir den Todeszeitpunkt. Der Körper sieht aus, als habe der Mann sich im Todeskampf verkrampft. Das verzehrte Gesicht bestätigt das. Ich tippe mal auf... "
 

John untersuchte den Mund des Opfers und öffnete, ein Taschentuch in der Hand, diesen leicht, bevor er sich vorbeugte und schnupperte. "... Ja, aus medizinischer Sicht scheint Gift die Ursache zu sein. Welches kann ich natürlich nicht sagen, aber es muss etwas gewesen sein, dass langsam wirkt. Hat bestimmt irgendetwas Vergiftetes gegessen. Das war mein Part. Jetzt sind Sie dran Sherlock. " "Sehr gut, dem habe ich erst mal nichts mehr hinzuzufügen." lobte Sherlock nun und kniete sich derweil ebenfalls zu der Leiche runter, sah sich alles noch einmal genau von allen Seiten und Winkeln an, erkannte Details, die anderen verborgen blieben, hob kurz eine der Händen des Toten, ebenfalls mit einem Taschentuch dazwischen, hoch und kramte in einer der Trainingshosen Taschen nach etwas. Was genau er dort machte, konnte John nicht erkennen. Dann stand Sherlock auch schon wieder auf. "Fantastisch! Ich habe genug gesehen!”
 

Ein wachsamer und aufs kleinste Detail konzentrierter Blick wanderte über die hier anwesenden Menschen, darunter auch ein immer neugierig werdender John Watson. Es war ein Leichtes für Sherlock hier eine logische Antwort zu finden und während sich seine Lippen etwas mehr zusammenpressten, vernahmen alle auch schon eine wispernde und verängstigte Stimme. “I-Ist-…ist der Mann t-tot?…” Alle Augen waren auf die junge Frau gerichtet, die nun etwas näher heran getreten war. “In der Tat! Und es muss für Sie ein abscheulicher Anblick gewesen sein. Für Sie und Ihren Vater, nehme ich an" Sherlock deutete auf den älteren Mann mit dem wippenden Fuß, Restless Leg Syndrom, wie Sherlock nebenbei noch feststellte. "Ganz richtig, aber wie konnten Sie...? "Glück" antwortete Sherlock und lächelte verständnisvoll. "Keine Sorge, man wird sich gleich um Sie kümmern, die Polizei dürfte in wenigen Minuten hier eintreffen! Wenn sie bitte alle solange noch hier bleiben könnten, vielen Dank”, kam es ruhig vom Detektiv, lächelte freundlich und drehte sich gleich wieder zu John.
 

“Eben der Vater der reizenden jungen Dame hier, hat schon, geistesgegenwärtig, den Notruf gewählt. Ich werde später auf jeden Fall noch Lestrade anschreiben, dass er mir nun doch die Autopsie Berichte und ein paar Labor Ergebnisse zusenden kann! Wir können nun gehen!” Für Sherlock schien sich die Sache damit für Erste jedenfalls wieder erledigt zu haben, er hörte schon die Sirenen der Einsatzwagen näher kommen und wollte erstmals hier mit seinem Kollegen nicht direkt von Lestrade und Co. gesehen werden. Der noch immer abseits stehende ältere Mann und die junge Frau konnten nur verdutzt hinterher schauen. “Sherlock, was haben Sie denn nun noch alles heraus gefunden? Und warum konnten Sie mich eigentlich nicht vorher warnen? Das war doch geplant gewesen! Warum haben Sie nicht einfach was gesagt? Und was soll das heißen, Lestrade soll Ihnen jetzt doch DIE Berichte schicken? Was ist hier los?” Angesprochener fing an zu grinsen. Das mit den bisher von ihm verweigerten Berichten hatte sein Mitbewohner also tatsächlich vorhin mitbekommen? Gut aufgepasst und richtig geschlussfolgert.
 

“Alles ausgezeichnete Fragen, aber bitte Eins nach dem Anderen John!" Er begann leicht zu lachen "Sie wollen immer rennen, bevor Sie laufen können" //Na gut// dachte sich der Kleineren ungeduldig. Solange John sich nicht mal wieder fühlen musste als ob er gegen eine Wand liefe, wollte er seine "Schritttempo" dem Größeren anpassen, notgedrungen. Und während beide sich nun auf dem Weg zurück zur Baker Street machten, ging Sherlock nochmals jeden Punkt, den sie beide entdeckt hatten gedanklich ganz genau durch. Immer ungeduldiger werdend lief der Kleinere nebenher, schloss wenig später, als sie in der 221B angekommen waren, die Tür zu ihrer Wohnung auf und steuerte direkt auf die Küche zu. Der Lockenkopf allerdings zog nur gemächlich seinen Mantel aus, entfernte seinen Schal langsam vom Hals, setzte sich dabei auf die große Couch und fing auch schon an etwas in sein Handy zu tippen. Er sendete Lestrade eine Anfrage für die Autopsieberichte des heutigen Falls.
 

Plötzlich kam ein lautes Geräusch aus der Küche - klang sogar mehr nach einem Aufschrei. Sherlock wusste schon, worum es ging, hob nicht einmal mehr den Kopf, als John auch schon langsam und mit großen Schritten ins Wohnzimmer kam. Dieser murrte etwas Unverständliches vor sich hin, sah nicht gerade begeistert aus und hielt dem Größeren kurzerhand ein kleines Glasgefäß vor dessen Gesicht. Sherlock schaute auf und schmunzelte. “Hübsch, nicht wahr?” “Hübsch???…Sherlock, da sind Raupen und-…”, John sah nochmals genauer hin, “…irgendwelche Kokons in meinem Marmeladenglas!!” Gelassen und wohl nun wieder überaus desinteressiert, richtete der Andere seinen Blick erneut auf sein Handy, tippte einfach weiter, eine Textnachricht an Molly mit einer honigsüßen Laborbericht Anfrage sendend, mit den Worten “Auf die Schnelle fand ich kein anderes Gefäß, wo ich die Kleinen hätte unterbringen können! Ich werd Ihnen ein neues Glas kaufen!” Das war echt nicht zu fassen, so typisch Sherlock. “Es geht mir nicht um die Marmelade! Es geht mir um die Dimensionen, die Ihre seltsamen Experimente inzwischen annehmen. Ich frage mich nur gerade, wie lange es nun wohl noch dauert, bis Sie mein eigenes Zimmer auch noch in Beschlag nehmen."
 

Er deutete in Richtung Treppe und Obergeschoss, wo sein Zimmer lag, seit er in der Baker Street 221B eingezogen war. "Ich möchte nur nicht irgendwann irgendwelche Extremitäten aus Mollys Leichenhalle in meinem Schrank oder gar in meinem Bett vorzufinden, weil Sie" Er imitierte bei den nächsten Worten Anführungszeichen mit seiner freien Hand, indem er Zeige- und Mittelfinger hob und zweimal hinter einander krümmte "auf die Schnelle auch keinen anderen Platz dafür gefunden haben." Ohne das John es wollte, hörten sich jene Bedenken fast schon lustig an. Der Detektiv konnte sich wahrlich ein kurzes und leises Auflachen nicht verkneifen. “Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal wieder! ‘Wenn’ dieser Fall eintreten sollte, würde ich jene abgetrennten Gliedmaßen sicherlich eher im Kühlschrank als in Ihrem Bett lagern, ist doch logisch!”
 

John blieb regelrecht die Spucke weg. Langsam ging er zwei, drei Schritte rückwärts, stellte das Glas vorsichtig auf den kleinen Tisch und ließ sich plötzlich geistig müde in den Sessel neben diesem plumpsen. Dann hielt er sich angestrengt den Kopf und ein erzwungene, tiefes ein und wieder aus atmen war zu hören. Es war doch wirklich immer wieder das Gleiche mit diesem Mann. Er hatte geahnt worauf er sich da einlassen würde, als er damals hier eingezogen war, wurde aber trotzdem hin und wieder aufs Neue von Sherlocks kompromisslosen, unaufhaltsamen Gewohnheiten, bzw. eher Eigenheiten überrascht, um sich dann abermals, wie ein "Frischling" von dieser "Dampfwalze" überrollt zu fühlen. Aber gut, was brachte es ihm schon sich aufzuregen, er konnte nur, wie immer die Nerven bewahren und nach vorne blicken. Gedacht, getan. Ohne weiter auf das Thema einzugehen, stand er wieder auf, nahm das Glas wieder mit in die Küche und stellte es an den Platz zurück, wo er es gefunden hatte.
 

Dann mussten sie beide wohl heute mal wieder NICHTS essen, war nämlich NICHTS anderes mehr in ihrem Kühlschrank, geschweige denn irgendwo anders in der Küche auffindbar. War ja kein Problem, wozu auch Essen? Wurde ja sowieso total überbewertet. John hatte sich immer als "pflegeleicht" empfunden, aber da regelmäßiges Essen wohl neuerdings, wie auch ausreichender Schlaf, eine sehr extravagantes Hobby zu sein schien, musste es John wohl oder übel zum Wohle der "Wohngemeinschaft" einschränken, war doch sonnenklar. Sein Sarkasmus drohte gedanklich seinen Kopf zu sprengen, er war mehr als unzufrieden, wollte sich aber dennoch wieder beruhigen. Etwas anderes blieb ihm ja auch gar nicht übrig, denn gleich wieder zu Sarah "betteln" gehen war definitiv nicht "sexy" und alleine irgendwo was Essen total öde. Deshalb heute halt mal wieder kein Essen für den Doktor. PUNKT.
 

“John?”, kam es aus dem Wohnzimmer. Angesprochener kam nach wenigen Sekunden schon "wie gerufen" und schaute den Anderen fragend und wie Sherlock fand auch ergeben an. Er überlegt, was sehr ungewöhnlich für ihn war, ob es so freundlich war, John mit leerem Magen zur Arbeit zu rufen, aber dann zuckte er nur mit den Schultern und meinte “Holen Sie sich Ihren Laptop, ich brauche ein paar Recherchen über einige Dinge!” John zögerte kurz, hob nur die Augenbrauen und stapfte dann mehr, als das er ging zum Schreibtisch, setzte sich seufzend auf den Drehstuhl und fuhr seinen Laptop hoch. “Und über was genau soll ich recherchieren?” Sherlock überhörte einfach gekonnt den gelangweilten und patzigen Ton, der eindeutig in Johns Stimme mitschwang, beendete das Tippen auf seinem Handy und nahm sich ein paar Prospekte her, die er schon für diese Suche bereit gelegt hatte. “Schauen Sie nach der neusten und exklusivsten Mode, Accessoires, Schmuck und so weiter, die es momentan auf dem Markt zu Kaufen gibt! Machen Sie eine kleine Auflistung und geben Sie mir Bescheid wenn Sie fertig sind, Danke!”
 

John rollte genervt mit den Augen, was Sherlock, der tatsächlich nur mal versuchen wollte, wenigstens ein bisschen freundlich zu dem Doktor zu sein, natürlich sofort auffiel. Ja klar, ein kleines, gehauchtes Dankeschön am Ende würde natürlich jenen ‘Befehlston’ und das er später, wie so oft, seit er mit dem selbsternannte Consulting Detektiv zusammen lebte, hungrig ins Bett gehen müssen würde, ganz einfach wieder gut machen. Da war Sherlock aber schief gewickelt, entschied John stur. Aber gut, wenn es bei dem Fall half, den er wohl gemerkt immer noch nicht ganz verstanden und die Erwähnung Sherlocks von Autopsieberichte in der Mehrzahl nicht vergessen hatte, dann würde er natürlich sein Bestmögliches tun um zu helfen. Er war einfach viel zu gutmütig, genau der richtige Typ Mensch zum Ausnutzen für den hoch funktionalen Soziopathen Sherlock Holmes, dachte er bitter. Sogleich begann der Blonde im Internet nach den neusten und exklusivsten Dingen zu suchen, die er finden konnte und schüttelte bei mehr als einem Ergebnis verständnislos den Kopf, wie jemand nur so viel Geld dafür ausgeben konnte. "Online Handel auch?" Sherlock der die Frage gehört hatte, überlegte kurz über diesen durchaus sinnvollen Einwand und entschied dann:
 

"Nein, nur Waren, die man in London und der näheren Umgebung in einem Ladengeschäft kaufen kann, danke". Nach ein bis zwei Stunden - es war mittlerweile schon spät am Abend - setzte sich John tief ausatmend in seinem Stuhl auf, streckte sich kurz und musste unweigerlich gähnen. “Also Sherlock, ich wäre dann soweit!” Er erhob sich, nahm den Laptop und ging rüber zur Couch, setzte sich direkt neben seinen Mitbewohner und deutete auf die von ihm erstellte Liste. “Sehr schön, dann schauen wir mal!” Während sich Sherlock durch die Liste arbeitete, hatte sein Sitznachbar einen guten Blick auf dessen Seitenprofil. Er dachte nach. Nichts, wirklich gar nichts konnte man von möglicher Erschöpfung in Sherlocks Gesicht erkennen. Dieser sah immer so fit aus, mit diesem wachen Blick, völlig konzentriert und keineswegs ausgelaugt. Wie machte der Meisterdetektiv das bloß?! John konnte nur immer wieder darüber staunen, wenn der andere seine scheinbare Selbstdisziplin in diesem Punkt demonstrierte. Zudem aß der Andere auch kaum etwas, wie bekam Sherlock das nur hin?…
 

Johns Augenlider begannen nun etwas schwerer zu werden und als er wieder auf den flimmernden Bildschirm seines Laptops schaute, nickte sein Kopf ein wenig zur Seite. “Lag ich also richtig!” kam es plötzlich leise aber unüberhörbar triumphierend von Sherlock und darauf hin richtete der  Doktor sich abrupt wieder auf, war wieder wach und aufnahmefähig. “Bekomme ich dieses mal wenigstens Antworten auf meine Frage?” Sherlock sah kurz neben sich. John kannte diesen bestimmten und bekannten Ausdruck in den Augen des Detektivs inzwischen sehr genau, ein kleines Aufblitzen in den graublauen Augen, was ihn insgeheim auch immer wieder faszinierte. “Wissen Sie John, heute Mittag im Park, da habe ich Ihnen doch geantwortet, dass ich ‘eventuell’ bewusst oder sogar geplant dorthin gehen wollte! Es war tatsächlich so, aber nur zu einem sehr kleinen Teil, hauptsächlich war es Hoffnung, ich hoffte einfach darauf, dass es genau heute wieder mal soweit sein würde und auch noch genau dort wo wir hingehen würden und wie Sie sehen, Fortuna war uns gnädig”
 

John verstand immer noch nicht ganz, zog die Augenbrauen etwas zusammen, hörte weiterhin aufmerksam zu. “Vor etwa einer Woche stand in der Zeitung, dass ein Mann namens Ben Clarks und drei Tage darauf eine Frau Amber White an zwei unterschiedlichen, öffentlichen Orten in der Stadt plötzlich mutmaßlich an einem Herzinfarkt gestorben seien!…” Sherlock verstummte, als ein Piepsen ertönte - das Signal für eine neue SMS. Schnell öffnete er sie, überflog sie kurz und die Nachricht hob seine Mundwinkel in die Höhe. Auf Molly Hooper war wirklich immer Verlass. “Sherlock?…” Der Angesprochen nickte kurz und erzählte dann munter weiter “…Jedenfalls würden zwei solcher Fälle nicht in den Medien vorkommen, wenn es sich tatsächlich um eine einfache Todesursache wie Herzinfarkt gehandelt hätte! Bei beiden Personen wurde eine Vergiftung vermutet und dann bei der Obduktion auch Gift im Blut gefunden, was logischerweise, wie auch heute bei unserem toten Mann im Park, auch auf Mord hindeuten kann und keineswegs nur auf Suizid! Spätestens jetzt wo wir drei Opfer haben, die "magische" Grenze für Serienmord."
 

"Außerdem würde man sich, denke ich zumindest, selbst nicht so vergiften, dass man vorher noch zum Abendessen aus oder zum Joggen gehen kann, bevor man tot zusammen bricht, wenn man vorhätte sich selbst zu töten. Oder was meinen Sie? " John schüttelte den Kopf, definitiv unwahrscheinlich. " Allerdings waren diese beiden Fälle für mich Anfangs eher unbedeutend, ganz weit weg von einer 7, weshalb ich mich nicht weiter darauf einließ und Lestrades Vorschlag, mir die Autopsie Berichte, in der Mehrzahl, wie Sie heute Mittag spitzfindig bemerkten, zu schicken, ablehnte!" " Doch als ‘Sie’ heute Mittag plötzlich einen Spaziergang im Park vorschlugen, fiel mir auf einmal wieder ein, dass Lestrades mir am Telefon erzählt hatte, die Opfer seien nicht, wie die Berichterstattung glauben sollte, an unterschiedlichen Orten, sondern alle samt an verschiedenen Stellen im Regent’s Park gefunden worden! Dass wir dann genau heute das `Vergnügen` haben würden, das dritte Opfer zu finden, war reines Glück!”
 

Johns Augen weiteten sich überrascht. So war das also wohl gewesen. Da konnte er aber ja eigentlich ehrlich gesagt Sherlock gar nicht wirklich böse dafür sein. Er war ausnahmsweise fast genauso unvorbereitet dahin gegangen wie John selbst. Trotzdem war dieses "Glück" , wie Sherlock es nannte, ihm dennoch ziemlich unheimlich. “Und gerade eben bestätigte Molly mir per SMS, dass sich auch bei unserem dritten Opfer Gift im Blut befand, genau das Selbe wie bei den zwei Fällen zuvor!” “Und um welches Gift handelt es sich?” Der Lockenkopf tippte kurz auf seinem Handy, hielt es dann auch schon vor John hoch und deutete mit dem langen, feingliedrigen Zeigefinger auf die Überschrift der im Internet geöffneten Seite. “Rizin, oder auch ‘Ricin’, ist einer der giftigsten Eiweißstoffe, die in der Natur vorkommen! Das Gift stammt aus den Samenschalen dieser Pflanze und gelangt es in den menschlichen Organismus, so bringt es die Ribosomen in den Zellen in einer Kettenreaktion zum Absterben! Heutzutage ist die Rizinusstrauch eine beliebte Zierpflanze, weshalb es auch kein Problem mehr ist, an solch eine ran zukommen!”
 

Er machte eine Kunstpause und beobachtete interessiert den Gesichtsausdruck seines Mitbewohners, dem man ganz genau ansah, wie sein Gehirn zu arbeiten anfing. “Ja stimmt, Ricin ist für solche Vergiftungen perfekt geeignet, allein weil der Tod nicht sofort eintritt, sondern, je nach Symptomen und abhängig von der Dosis, erst nach 24 bis 72 Stunden!” “Sehr gut!”, lobte Sherlock seinen Freund. John konnte nicht verhindern, dass er doch tatsächlich ein bisschen rot wurde, die Danke und das ganze Lob, heute war Sherlock ja richtig freigiebig mit Nettigkeiten, überforderten ihn schon ein bisschen. “Jedoch… wenn wir von Mord bzw. Serienmord ausgehen, kommt es uns jetzt nicht auf den Giftstoff an sich an! Uns geht es hier bei diesem Fall um das Motiv des Mörders oder der Mörderin! Gift kann auch auf eine weibliche Täterin hinweisen. Derweilen ist Ricin keine Seltenheit oder gar unbekannt! Es wurde nichts bei den Opfern hinterlassen, das Gift wurde ganz einfach unbemerkt eingeflößt, es ging hierbei nicht um die öffentliche Aufmerksamkeit oder irgendwelche wahllose Opfern!…"
 

" Es wurde alles ganz genau im Voraus geplant, Opfer und Täter kannten sich persönlich, der oder die Täter/in wusste genau was die Opfer tun würden, wie sie sich verhalten würden und konnte so davon ausgehen, keine Unschuldigen zu treffen. Er oder sie hatte einen triftigen Grund, ist kein blutdürstiges Monster, aber clever, will Rache, Rache für einen oder mehrere geliebte Menschen!…” “Wird es denn…noch weitere Opfer geben?”, vernahm Sherlock nach seinen Ausführungen nun Johns leise gestellte Frage. “Nicht unwahrscheinlich! Henry hat keine Familie, ist ein einfacher Mann, jedoch hat er eine ganz bestimmte Schwäche!” “Was meinen Sie mit Schwäche? Und wer ist Henry?” John war sichtlich verwirrt. Ein kurzes, genervtes Seufzen war darauf hin zu hören. Sherlock machte es sich etwas bequemer auf der Couch, schnappte sich Johns Laptop und stellte ihn auf seinem eigenen Schoß ab, scrollte dann die Liste rauf und runter. “Der Name des dritten Mordopfers, Henry Jagger, stand ‘zufälligerweise’ auf dessen Ausweis, den ich bei ihm in der Tasche gefunden habe!…”
 

Mal wieder wurde John mit dieser Antwort regelrecht verhöhnt, er war ja schon still. “Ich wollte diese Liste hier wegen eben jener Schwäche von ihm! Denn als ich mir seinen Körper so ansah, fiel mir auf, dass er wohl sehr viel Wert auf seine Kleidung und auf andere Kleinigkeiten legte! Sein Jogginganzug, seine Schuhe, sein Portmonee, eine Fitness Uhr, ja sogar sein Haarschnitt sagten einen gewissen Wert aus!" "All seine Sachen müssen, der Qualität zu urteilen nach, ziemlich exklusiv gewesen sein! Sogar in seiner Brieftasche befand sich ein kleines Vermögen und eben jene Karten von edlen und exklusiven Geschäften der Stadt!” Noch wurde ihm konzentriert zugehört,…doch nach und nach…wurde auch mal ein John Watson müde. Sherlock fiel gerade noch etwas ein, was John heute Mittag bei seinen Beobachtungen geäußert hatte und schrieb so gleich eine weitere SMS an Molly mit der Frage, ob man bereits den Mageninhalt des Opfers untersucht hatte.
 

Johns Augen wollten unterdessen einfach nicht mehr offen bleiben, senkten sich von Wimpern Schlag zu Wimpern Schlag immer mehr. Er versuchte noch krampfhaft den Worten des Detektivs zu folgen, nickte noch ab und an um seine Aufmerksamkeit zu zeigen. “All diese Gegenstände und Sachen hier sind sehr exklusiv und schwer zu bekommen, vor allem aber auch mehr als teuer! Ich kam darauf, weil ich heute früh noch im Fernsehen ein paar Fotos von den ersten beiden Opfern erhaschen konnte und sofort fielen mir deren Erscheinungsbild auf! Diese Amber White - unser zweites Opfer - trug zum Beispiel bei ihrem Tod seltene Designer Schuhe und Accessoires, wie ich hier gerade in der Liste nachlesen kann, und das Abendkleid war wohl eine Maßanfertigung!”
 

Der Kleinere von beiden seufzte noch einmal erschöpft auf, während sein Sitznachbar unaufhörlich weiter redete. Seine Augen drohten abermals einfach zuzufallen, er hatte einfach keine Kraft mehr zum Wach bleiben. “Etwas verbindet alle drei Opfer, und genau DAS müssen wir herausfinden, bevor es erneut einen Toten geben wird! Morgen früh werden wir-…” Sherlock stoppte in seinem Satz, als er plötzlich einen warmen Druck auf seiner linken Schulter verspürte. Er drehte seinen Kopf etwas zur Seite und sah dass sein Kollege doch tatsächlich eingeschlafen war. Der Doktor hatte einfach keine Kontrolle mehr über seine Müdigkeit gehabt und ließ sich ins Traumland befördern. Dabei war sein Kopf zur Seite gefallen, direkt auf Sherlocks Schulter, dort ruhte er nun. Der Detektiv runzelte kurz die Stirn, “John?”, sprach er ihn leise an. Doch nichts geschah. Nur ein ruhiges, gleichmäßiges Atmen war zu hören und der noch laufende Laptop. Sherlock wollte sich etwas bewegen, merkte aber, dass es keinen Sinn machen würde. Und auch wenn er lieber aufgestanden wäre um in sein eigenes Bett zu gehen,… ließ er es sein.
 

Er selbst war ebenfalls, wie er zugeben musste, ausnahmsweise auch müde und einfach zu faul aufzustehen, nur weil John sich heute offensichtlich "seine"! Couch als Schlafplatz ausgesucht hatte und er wollte den Anderen auch nicht wecken. Schließlich hatte John wegen ihm, auch das gab er jetzt ausnahmsweise mal zumindest vor sich selbst offen zu, kein Abendessen gehabt. Er seufzte leise, schüttelte kurz belustigt den Kopf und sah nochmals zu John hinunter. Sein Blick glitt über dessen friedliches Gesicht, John schien tief und fest zu schlafen, wirkte entspannt und strahlte sogar eine gewisse Ruhe und Behaglichkeit aus. Und genau ‘das’ veranlasste den Detektiv  nun ebenso immer müder zu werden, woraufhin er schließlich einfach den Laptop herunterfuhr, ihn zuklappte und zur Seite auf die Couch legte. “Aber nur für diese eine Nacht!”
 

Es war mehr ein Hauchen, Sherlock schmunzelte leicht, beobachtete noch wie eine kleine blonde Strähne sich von Johns Haaren löste, es war jetzt etwas länger, der Militärhaarschnitt Geschichte, und hinab in dessen Gesicht fiel. Der Dunkelhaarige hob langsam seinen rechten Arm, dirigierte seine Hand zu Johns Kopf und strich federleicht, ohne die Haut des Anderen zu berühren, die einzelne Strähne aus dessen Gesicht. John seufzte abermals kurz auf und rutschte ungewollt noch etwas näher zu seiner Wärmequelle, rieb ganz leicht seine Wange an Sherlocks Schulter. Gott bewahre, was geschah hier? Es war ungewohnt, wie Sherlock fand und neu was die kollegiale Beziehung der beiden anging. Trotz allem… störte es ihn nicht wirklich, warum auch?… Auf Johns Seufzer hin konnte er sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, so hatte er seinen Kollegen um ehrlich zu sein noch nie gesehen. Er fand es irgendwie... niedlich, John hätte ihn für dieses Wort bestimmt geschlagen. Ohne noch weiter darüber nachzudenken, was genau hier eigentlich gerade geschah, wurde auch der Meisterdetektiv immer müder und während sein Kopf nun, ohne dass er es noch wirklich bewusst mitbekam, ebenfalls zur Seite auf Johns Kopf sank, schlief auch er schließlich ein…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  White-Orchidee
2023-12-11T20:30:23+00:00 11.12.2023 21:30

So süß wie John sich über Lob freut. Wie ein kleiner Welpe.
Ich liebe deine Art zu schreiben.
Eine richtige Familie, Sherlock, John, Matthias und Mathilde Motte 😂


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