Sein
Sein
Eine stille Träne
Eine stille Träne vergoss ich in der Einsamkeit,
vergass sie in der Einsamkeit,
ungesehen, ungehört und doch Gefühlt.
Eine stille Träne fühlt' ich ganz allein,
sie war mein einziges Eigentum, sie war mein,
alles andre hat ich vegessen,
ja nicht einmal bessesen.
Eine Stille Träne hat ich besessen,
doch sie ging unter,
umspielte mein Gesicht ganz munter,
um sich mit all den andren zu messen.
Eine stille Träne,
ich verlor sie in der Masse,
in einem Meer aus Tänen,
in einem Meer aus Tränen, das ich hasse.
Eine stille Träne,
vergossen ganz allein,
ist sie doch mit seinesgleichen,
ich will eine Träne sein.
Eine stille Träne möcht ich sein,
dann wär ich nicht allein,
in einem Meer aus meinesgleichen,
muss ich niemanden mehr reichen.
Eine stille Träne,
ergossen aus einem Grund,
den ich noch kenne auf dem Meeresgrund,
meiner Leeren Seele.
Eine stille Träne,
vergossen wegen einer Seele,
ist es dennoch keine Seelenschuld,
dennoch wünscht ich, das sie fehle.
Eine stille Träne,
wegen einem Mund, der Sprach,
wegen einem Mund, der nicht nur ass,
sondern sprach.
Eine stille Träne,
gehört nur von der Stille,
vergossen um einen Freund,
den ich hasse.
Eine stille Träne,
vergossen dank dem Geist,
vergossen dank dem freiem Geist,
der frei war, so weit er frei war.
Eine stille Träne,
erbracht aus leid, nicht aus trauer,
erbracht wegen einer Mauer,
errichtet wegen Freiheit.
Eine stille Träne,
Freiheit ist der Grund,
der Grund der Seele,
Das Fundament der Mauer und der Trauer,
Eine stille Träne,
Gefolge einer anderen Träne,
einer hörbaren, sichtbaren Träne,
Gefolge einer abgestorbenen Träne,
Eine stille Träne,
Gefolge einer ungern gesehen Träne,
folgt auf die erstickung,
des Grundes der Seele.
Eine stille Träne,
gefühlt in der Masse,
vergossen ganz allein,
erstickt mein sein.
Ich bin mein sein,
ich will nicht mehr sein,
nicht mehr ich sein,
nicht mehr allein sein,
Eine stille träne...
sein.