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Schatten der Vergangenheit

Kapitel 22 "So long, Star Sheriffs" ist fertig!!!
von

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Du warst tot!

Du warst tot!
 

Saber saß gedankenverloren auf einem der alten und schon leicht schäbig wirkenden Lederstühle im Aufenthaltsbereich von Station C des Yuma Hospitals und bemühte sich, die Augen offen zu halten. Er hatte die Unterarme auf seinen Knien abgestützt und schwenkte mit den Fingerspitzen beider Hände einen Becher brühendheißen Instantkaffee, während er das marmorartige Muster des abgewetzten Linoleumfußbodens betrachtete. Über ihm knackte flackernd eine defekte Neonröhre und von dem Mann fortgeschrittenen Alters, der ein paar Stühle weiter in seinen braunen Bademantel gehüllt ein Buch las, wehte der süßliche Duft von Pfeifentabak herüber. Der Schotte hatte den Patienten mit einem knappen „Hallo“ begrüßt, als er sich zu ihm gesellt hatte und war überaus dankbar dafür, dass dieser seinen Gruß nur mit einem flüchtigen Nicken quittiert hatte. Zum Glück war der Alte nicht einer von der überkommunikativen Sorte, der jede Gelegenheit ausnutzte, um wildfremden Menschen ein Gespräch über sein Krankheitsbild aufs Auge zu drücken. Er schien ganz zufrieden damit zu sein, seiner Lektüre und der rauchenden Pfeife zu frönen.

Dem Schotten hätte der Sinn im Moment auch so gar nicht nach einer angeregten Unterhaltung über Prostataleiden und Bypass-Operationen gestanden. Die Ereignisse der letzten zwei Stunden waren so unglaublich und zugleich verwirrend gewesen, dass es eine Menge Dinge gab, über die der Kommandant der Star Sheriffs nachdenken und sich klar werden musste.

„Was ist los“, ein Schatten fiel auf den Boden und im nächsten Moment schob sich ein Paar brauner, staubiger Cowboystiefel in Sabers Sichtfeld, „wo ist er?“

Ohne mit der Wimper zu zucken blickte der Säbelschwinger zu seinem Freund auf: „Hast Dir ganz schön Zeit gelassen, Partner!“

Colts Gesicht glühte vor Aufregung und in seinen Augen war noch immer der Schock zu erkennen, den Fireball ihnen allen verpasst hatte. Er gab ein kurzes Schnauben von sich und verzog dann entschuldigend Brauen und Mundwinkel: „Was sollte ich denn machen“, erledigt ließ er sich auf dem Stuhl neben Saber nieder und nahm die gleiche Haltung ein, wie sein Boss, „Robin war völlig durcheinander und der Kleine wollte gar nicht mehr aufhören zu heulen.“

„Ist schon gut“, wehrte der Blondschopf halbherzig ab und nippte von seinem Kaffee, „sollte kein Vorwurf sein. Wo hast Du die beiden hingebracht?“ er hatte vor Beginn der Zeremonie keine Zeit mehr gehabt, mit dem Cowboy über seine Frau zu sprechen, auch wenn es ihn brennend interessiert hatte, wie die beiden auseinander gegangen waren. Aber die Tatsache, dass Robin sich bei der Beisetzung so weit wie möglich von Colt ferngehalten hatte, war eigentlich Erklärung genug gewesen.

„Erst mal nach Hause. Nach dem Schrecken wollte ich sie nicht im Hotel versauern lassen. Ist auch so alles schon merkwürdig genug.“ Nervös inspizierte der Scharfschütze seine Fingernägel. Er hatte sich zu Hause rasch aus dem Raumanzug geschält und war in eine bequeme Jeans und ein schlichtes weißes Hemd geschlüpft, bevor er wieder los in Richtung Hospital gefahren war. Hoffentlich würde Saber ihn nicht weiter über Robin ausquetschen. Er war noch nicht bereit, über seine Trennung von der Lehrerin zu reden. Schlimm genug, dass sie tatsächlich den letzten Schlussstrich gezogen hatten, aber dass sie jetzt trotzdem wieder unter einem Dach mit ihm wohnen würde, und wenn auch nur für eine Nacht, machte das Ganze nicht weniger kompliziert. Das unerwartete Auftauchen des Rennfahrers hatte alles komplett durcheinander gewirbelt.

Kameradschaftlich hielt Saber dem Cowboy seinen Pappbecher entgegen: „Damit hast Du den Nagel wohl auf den Kopf getroffen“, vorsichtig warf er seinem Freund einen Blick aus dem Augenwinkel zu, „magst Du drüber reden?“

„Über Robin“, entschieden schüttelte Colt den Kopf und nahm einen großen Schluck des schwarzen Gebräus, das der Highlander ihm angeboten hatte, „schmeckt ja ekelhaft das Zeug, ich hoffe, der war umsonst!“ kommentierte er die mangelnde Qualität des Heißgetränks mit kraus gezogener Nase.

„Ist wahrscheinlich auch nicht gerade der richtige Zeitpunkt dafür!“ stimmte Saber ihm zu und stellte mit einem verklemmten Schmunzeln fest, dass der Cowboy trotz seiner letzten Äußerung noch einen weitern Schluck nahm. Dieser Tag musste es für ihn besonders in sich gehabt haben. Wenn er nicht über Robin reden wollte, gab es zu dem Thema auch nicht mehr all zu viel zu sagen, und an einem Tag eine Ehe zu beenden, den besten Freund zu begraben und dann wieder von den Toten auferstehen zu sehen, war definitiv mehr, als selbst der härteste Star Sheriff verkraften konnte.

„Das kommt mir alles noch so unwirklich vor“, murmelte Colt gedankenverloren, „zuerst muss ich mich gezwungener Maßen damit abfinden, dass der Kleine nicht mehr da sein soll, und dann taucht er plötzlich auf und grinst uns so dämlich an, als wenn er nur mal gerade eine Latte Wasser um die Ecke stellen war. Ich meine…“, ungehalten raufte er sich die Haare, „ist das alles nur ein schöner Traum, der vorbei ist sobald mein Wecker klingelt?“

„Das habe ich mich auch schon Dutzende Male gefragt. Wie er da mit einem Mal gestanden hat…“

„Gespenstisch, oder?“ der Cowboy versuchte sich an die ersten Gedanken zu erinnern, die ihm durch den Kopf geschossen waren, als Fireball auf dem Friedhof erschienen war. Colt hatte den Rennfahrer vor ihrem Anführer entdeckt und hatte dem Schotten beschwichtigend eine Hand auf die Schulter gelegt, als dieser versuchen wollte, April schützend an sich zu ziehen. Egal, was zwischen Saber und der Blondine alles gelaufen sein mochte, in der Sekunde, als der Rennfahrer zurück in ihr Leben getreten war, hatte der Highlander ausgespielt. Eine Sache, die bestimmt nicht beiden Seiten so klar sahen, wie Colt es tat. Er wusste nicht, wer ihm im Moment mehr leid tat: der kleine Heißsporn, weil seine Verlobte ihn mit seinem Boss betrogen hatte, oder Saber, weil er sich vielleicht Hoffnungen auf mehr gemacht hatte und diese jetzt wie ein kurzer Schauer im trockenen Wüstensand versickerten. Auf jeden Fall mochte er weder in Aprils noch in der Haut des Säbelschwingers stecken.

„Ja, gespenstisch passt ganz gut“, nickte der Schotte versonnen, „hast Du gesehen, wie blass und dünn er geworden ist? Möchte nicht wissen, was ihm alles widerfahren ist, nachdem wir ihn einfach so zurück gelassen haben!“ die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören und Colt wusste ganz genau, worauf diese Diskussion wieder hinauslaufen würde: „Wir haben ihn nicht einfach so zurück gelassen und das weißt Du auch!“

„Stimmt, das war blöd formuliert“, frustriert stützte Saber seinen Kopf mit den Händen ab und ließ die Finger grob durch seine blonde Mähne fahren, „nicht wir haben ihn zurück gelassen, sondern ich. Wenn ich zur Abwechslung mal auf Dich gehört und wir nach ihm gesucht hätten…“

„Gott, hör schon auf“, schnitt der Cowboy ihm ungehalten das Wort ab, drückte ihm den leeren Pappbecher in die Hand und stand auf, „ich kann Dein bemitleidenswertes Gejammer nicht mehr ertragen. Als wir dachten, der Kleine wäre in die ewigen Jagdgründe eingegangen, hast Du Dir schon die Schuld dafür gegeben. Ja, ja, ich weiß“, wehrte er bissig ab, als er sah, dass der Schotte zum Protest ansetzen wollte, „Du hättest wissen müssen, dass es eine Falle gewesen ist und Du hättest dafür sorgen müssen, dass Fire mit seinem Hintern an Bord von Ramrod bleibt. Vielleicht kann ich Dir ja auch noch die Schuld für meine gescheiterte Ehe in die Schuhe schieben? Wäre echt ganz praktisch, weißt Du!“ bildete sich dieser Kerl wirklich ein, dass ihm irgendjemand Omnipotenz zusprach? Konnte er sich nicht einfach darüber freuen, dass der Rennfahrer am Leben war und ihre tiefschwarze Pechsträhne endlich ein Ende gefunden hatte? Nein, wenn der gute Mr. Rider sich nicht im Selbstmitleid suhlen konnte, war er anscheinend nicht mehr mit sich und der Welt zufrieden. Als Fireball gestorben war, hatte er sich wegen tausend verschiedener Dinge Vorwürfe gemacht, und jetzt, wo er wieder bei ihnen war, suchte er neue Gründe, wegen derer er sich schlecht fühlen konnte: „Wenn Du mich fragst, brauchst Du dringend ein paar Tage Urlaub!“

Saber schnaubte kurz auf, zerknüllte erzürnt den Kaffeebecher und schleuderte ihn emotionsgeladen hinüber zum Mülleimer, den er um gut einen halben Meter verfehlte: „Man Colt, Du hast doch überhaupt keine Ahnung. Ich hatte die Verantwortung, okay! Ich darf morgen vor den Kadi treten und denen erklären, warum wir dem Oberkommando so ein Desaster beschert haben. Meinst Du wirklich, dass ich mich dabei gut fühlen sollte, ja!“

Der Cowboy baute sich mit düsterem Gesicht vor seinem Freund auf und stemmte empört die Hände in die Hüften: „Und Du glaubst tatsächlich, dass ich Dich dem Lynchmob alleine gegenüber treten lasse, ja?“

Diese Frage überraschte den Schotten: „Hör auf mit dem Unsinn, Colt, ich bin vorgeladen, nicht Du!“ er stand behäbig von seinem Stuhl auf, ging hinüber zu seinem schlecht platzierten Wurfgeschoss und beförderte das kleine Häufchen Pappe mit Schwung in den Mülleimer.

„Mag sein“, erwiderte Colt mürrisch, während er dem Treiben des Highlanders mit düsterem Blick folgte, „aber eines hast Du in den letzten Wochen anscheinend irgendwie vergessen: wir sind ein Team. Wir entscheiden als Team und wir handeln als Team…“

„Und trotzdem bin ich letztlich derjenige, der sagt wo es lang geht und dafür die Konsequenzen zu tragen hat“, scheppernd krachte Sabers rechter Fuß gegen den Korb aus Metallgeflecht, „kannst oder willst Du das nicht kapieren?“ wie oft würden sie diese Diskussion noch führen müssen?

Bevor der Cowboy zu einer hitzigen Antwort ansetzen konnte, erhob sich der alte Mann in dem braunen Bademantel wutschnaubend von seinem Platz, schlug sein Buch mit einem dumpfen Knall zu und rauschte tödlich beleidigt an den beiden verdutzt dreinblickenden Star Sheriffs vorbei.

„Sorry, Mister, nichts für ungut“, Colt hob entschuldigend seinen Hut und winkte dem Alten damit zerknirscht hinterher, „und Du meinst also, dass Du ganz alleine entscheidest, was wir so tun und machen, ja“, wandte er sich mit gefletschten Zähnen wieder an Saber, „man, was für ein Bullshit. Du weißt ganz genau, dass Deine Entscheidungen keinen Pfifferling wert sind, wenn wir nicht hundertprozentig dahinter stehen.“

„Oh ja, prima“, ereiferte sich der Säbelschwinger und stieß Colt unsanft gegen die Brust, „das solltest Du dem Untersuchungsausschuss unbedingt erzählen. Wenn mir der Befehl meines Vorgesetzten nicht passt, dann halte ich mich eben nicht dran! Große Klasse, Gringo!“ er rechnete fest damit, dass ihm der Cowboy für diese Kampfansage eine langen würde und freute sich schon beinahe darauf, all dem aufgestauten Ärger und Frust bei einer kleinen Schlägerei Luft machen zu können.

Nur zu blöd, dass sie sich hier mitten in einem Krankenhaus befanden; wohl der einzige Grund, der Colt daran hinderte, tatsächlich die Beherrschung zu verlieren. Er warf seinen Hut rücklings auf einen der Stühle und schubste Saber mit gespreizten Fingern gegen die Wand: „Weißt Du, dass es mich ehrlich ankotzt, wie Du hier in letzter Zeit immer den Boss raushängen lässt? Du tust geradewegs so, als wären wir alle kleine Rookies, die noch grün hinter den Ohren sind und einen Mickey Bullen nicht von ’ner Milchkuh unterscheiden können.“ er versuchte, die Lautstärke seiner Stimme auf einem der Umgebung angemessenen Level zu halten, was ihm nicht ganz gelang. Der Schotte hingegen bewerkstelligte es mit Bravour, völlig emotionslos zu klingen, als er Colt den kleinen Schubser zurückzahlte und den Scharfschützen damit zurück auf seine vier Buchstaben beförderte: „Fein, das es jetzt endlich raus ist, nicht wahr“, mit dämonischem Grinsen sah Saber zu, wie der Cowboy den zerknautschten Hut unter seinem Hinterteil hervorholte, „wolltest Du mir doch schon länger mal an den Kopf geknallt haben, oder nicht?“

Colt, beim Anblick seiner zerbeulten Lieblingskopfbedeckung erst recht in Rage geraten, stemmte sich schwerfällig hoch und taxierte seinen Freund mit finsterer Entschlossenheit. Eigentlich war hier weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, um dieses Thema zu besprechen. Schließlich lag ein paar Gänge weiter Fireball, der Manitu gerade ein Schnippchen geschlagen hatte und ihre Unterstützung gebrauchen konnte, aber wenn der Schotte die Sache nun schon einmal zur Sprache brachte: „Stimmt, wenn ich so recht darüber nachdenke, war das echt überfällig.“ Schon an Bord von Ramrod hatte sich Colt unheimlich darüber aufgeregt, wie akribisch der Blondschopf plötzlich den Anführer herauskehrte, aber irgendwie war es ihm bislang unpassend erschienen, den Punkt offen anzusprechen. Es war soviel passiert, dass die kleinen Machtkämpfe zwischen den Star Sheriffs einfach mit der Zeit in den Hintergrund gerutscht waren.

Sabers Augen blitzten herausfordernd auf, doch dann ließ er die geballten Fäuste sinken: „Freut mich ja, dass es wenigstens Dir jetzt besser geht!“ schwer atmend lehnte er sich zurück an die Wand und starrte versonnen zur Decke. Durch den Korridor hallte eine weibliche Lautsprecherstimme und rief einen der Oberärzte aus, während zwei Schwestern geschäftig an den Star Sheriffs vorbei huschten, emsig in ein Fachgespräch vertieft. Eine der beiden Frauen, eine schlanke Blondine mit endlos langen Beinen, warf dem Cowboy ein kesses Lächeln zu, dass dieser zum ersten Mal in seinem Leben mit absolutem Desinteresse hinnahm.

Offenbar hatte er es geschafft, den in letzter Zeit gar nicht mehr so kühlen und abgeklärten Blondschopf mit seinen Worten zu verletzen, da war keine Zeit für einen kleinen Flirt, selbst wenn die Dame in einem sexy Schwesternoutfit daher kam: „Man Saber, Fire und ich wollten zu diesem beschissenen Planeten und wir konnten es beide kaum erwarten, endlich ein paar Outridern die Visage zu richten.“ versuchte Colt gereizt zu erklären, was er mit seinen Worten eigentlich gemeint hatte. Er wollte den Freund schließlich nur wachrütteln und ihm nicht noch mehr finstere Gedanken zum Grübeln aufgeben: „Im Nachhinein können wir beide nur froh sein, dass der Kleine seinen Dickkopf durchgesetzt hat und mit uns rausgegangen ist, sonst hätten uns die Wrangler nämlich gehörig den Hintern versohlt. Und wenn ich wirklich der Meinung gewesen wäre, Fireball hätte die Attacke überlebt, hätte mich sicherlich niemand daran hindern können, nach ihm zu suchen!“ sah Saber denn nicht ein, worauf er hinaus wollte?

„Na großartig, so ein brillanter Anführer bin ich also, ja“, nein, offenbar sah er es ganz und gar nicht, „gut zu wissen, dass mein Team nicht hinter mir steht.“

Mit geballter Wut im Bauch ging Colt auf seinen Boss los: „Sag mal, hörst Du mir eigentlich zu, Du Blödmann“, er packte ihn an den Schultern und begann, ihn gehörig durchzuschütteln, „wann haben wir denn das letzte Mal nicht hinter Dir gestanden? Wann haben wir einen Deiner Befehle missachtet? Also ich meine vorsätzlich, so kleine Ausrutscher im Eifer des Gefechts mal außen vorgelassen.“

Ungehalten schlug Saber die Arme des Freundes beiseite: „Spuck doch einfach aus, was Du zu sagen hast!“ wenn sie so weitermachten, würde sicherlich bald das Wachpersonal auftauchen und sie ohne Vorwarnung vor die Tür setzen. Gab garantiert eine hervorragende Schlagzeile ab: Mitglieder der KavCom Elitetruppe prügeln sich in öffentlichem Krankenhaus!

„Nein, sag schon“, bohrte Colt drängend weiter, „wann haben wir Dich das letzte Mal als Team enttäuscht oder Dich im Stich gelassen?“ auch er sah ein, dass es an der Zeit war, das Temperament etwas zu zügeln. Erwartungsvoll hielt er dem beißenden Blick des Schotten stand und trommelte mit den Fingern gegen seine Oberschenkel.

Sabers Wangen glühten vor Zorn: „Noch nie, okay“, presste er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und wandte beschämt sein Gesicht ab, „ich weiß, dass ich mich auf Euch verlassen kann. Jedenfalls, wenn es wirklich drauf ankommt!“

„Ach, sieh einer an“, zufrieden nickte Colt, denn das Gespräch nahm endlich die Wendung, die er im Sinn gehabt hatte, „vielleicht liegt das ja daran, dass wir bislang immer hundertprozentig von Deinen Entscheidungen überzeugt gewesen sind. Die Aktion in der Phantomzone inklusive, versteht sich. Es war also überhaupt nicht nötig, uns ständig Deine Machtansprüche unter die Nase zu reiben“, er drehte sich peinlich berührt um und wischte sich die Hände am Hosenboden ab, „wir halten Dich nämlich sowieso schon für den verdammt besten Kommandanten, den man sich vorstellen kann.“

„Colt…“ Saber fehlten schlicht die Worte. Träumte er, oder hatte der Cowboy ihm gerade mit Hilfe dieses hitzigen und verwirrenden Wortgefechts tatsächlich zum ersten Mal seine bedingungslose Treue geschworen? Nach all den Jahren, die sie gemeinsam gekämpft und sich immer wieder um Kompetenzen gerangelt hatten, akzeptierte der Scharfschütze ihn tatsächlich als seinen Anführer!

Achselzuckend verschränkte Colt die Hände hinter dem Kopf: „Und diese Meinung lasse ich mir weder von Dir ausreden, noch von irgendeinem hirnlosen Futzi im Oberkommando, der nicht genug Eier in der Hose hat, um sich schützend vor die eigenen Leute zu stellen.“

Mit dieser vulgären Ausdrucksweise hatte es der Scharfschütze endlich geschafft, das Eis zu brechen: „Und das willst Du denen genau so sagen?“ Saber schob sich ungelenk an seinem Freund vorbei, griff nach dessen Hut und versuchte, die verknitterten Stellen so gut es ging wieder herzurichten: „Auch das mit den Eiern?“

„Besonders das mit den Eiern!“ bestätigte Colt im Brustton der Überzeugung. Seine Mundwinkel zuckten verräterisch, als sich der Schotte mit einem Grinsen zu ihm umdrehte: „Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen!“ geschickt ließ Saber den Hut wie einen Frisbee durch die Luft segeln und der Cowboy fing ihn lässig mit dem rechten Zeigefinger auf: „Meine Rede, Alter! Wenn wir zusammenhalten, kann uns niemand das Wasser reichen!“ der Hut wirbelte auf dem Finger herum wie eine Schallplatte auf dem Mischpult eines DJs.

Saber starrte einige Sekunden gedankenverloren auf das kleine Jonglierkunststück und fuhr sich dann geniert durch die Haare: „Bin ich wirklich so ein unausstehlicher Mistkerl gewesen?“ wenn die anderen auch nur ansatzweise in den gleichen Bahnen dachten, war es kein Wunder, dass sein Team ständig kurz vor der Meuterei gestanden hatte. Warum war ihm das nicht aufgefallen?

Colt winkte großzügig ab und platzierte seinen Hut wieder auf dem braunen Haarschopf: „Ich würde mal sagen, es gibt mildernde Umstände. Immerhin hattest Du Deinen blonden Gorilla nicht dabei, der uns zur Not den Marsch geblasen hätte. Aber Du hast Dich schon ziemlich nah am Abgrund rum getrieben, Amigo.“ Stolz wie Oskar warf er sich in die Brust und hüstelte hinter vorgehaltener Hand. Der Tag hatte als der schlimmste seines Lebens begonnen, doch ganz langsam gewann der Scharfschütze den Boden unter den Füßen zurück. Er, der unsensible Klotz, der mehr für seine groben Sprüche als für sein feinfühliges Gespür bekannt war, hatte es geschafft, den abdriftenden Schotten wieder einigermaßen auf Kurs zu bringen.

Auch wenn dieser jetzt vor lauter Rührung nicht recht wusste, was er sagen sollte: „Danke, Colt…“ murmelte Saber mit glasigen Augen und musste den Wunsch unterdrücken, den Freund für seine warmherzige Bekundung von Zuneigung und Loyalität zu umarmen.

„Ja, ja, schon klar, jetzt hast Du erkannt, was für ein toller Kerl ich bin und willst mich heiraten“, frotzelte Colt peinlich berührt, als er die Tränen seines Bosses sah und boxte dem Freund grob gegen die Schulter, „aber das muss ich mit vorzüglicher Hochachtung ablehnen, Alter. Ich bin im Moment nicht auf der Suche nach einer neuen Beziehung.“ Er hatte unfreiwillig Farbe bekannt und Saber gesagt, was er von dessen Führungsfähigkeiten hielt. Das hieß aber noch lange nicht, dass er jetzt gewillt war, mit ihm eine Daily Soap zu inszenieren.

„Okay“, gespielt verletzt verzog der Schotte die Lippen, „dann lass mich wissen, wenn Du es Dir anders überlegt hast!“

„Mach ich, aber vielleicht sollten wir jetzt endlich Matchbox einen kleinen Besuch abstatten. Er soll ja nicht gleich merken, wie lästig wir es finden, dass er zurück ist, oder?“ antwortete Colt mit einem verschmitzten Zwinkern und setzte sich in Richtung der Krankenzimmer in Bewegung. Sein Bedarf an larmoyanten Offenbarungen war vorerst gedeckt und er sehnte sich danach, den Rennfahrer zu sehen. Die paar Minuten vorhin auf dem Friedhof hatten bei weitem noch nicht ausgereicht, um ihn für die mehr als zwei Wochen ohne den Freund zu entschädigen.

„Ja, klar“, verunsichert schnippte Saber einen Fussel von der linken Armpanzerung seines Raumanzuges, „geh Du doch schon mal vor, ich komme dann…“

Colt blieb stehen und beäugte seinen Boss mit wissendem Blick: „Ich kann mir schon denken, wie Du Dich fühlst“, oh nein, jetzt ging das schon wieder los, hatte er denn heute das Land der Rührseligkeit gepachtet, „aber das ist die einzige Sache, für die ich Dich nicht begnadigen kann!“

Irgendwie war es ja abzusehen gewesen. Der Highlander fühlte sich schuldig und wollte sich nun vor der unausweichlichen Konfrontation mit April und Fireball drücken. Aber letztlich musste er doch wissen, dass er nicht ewig vor der Verantwortung davonlaufen konnte. Schließlich war es nur eine Frage der Zeit, bis der Rennfahrer von den Gerüchten hörte, die über den Kommandanten und den Navigator von Ramrod im Umlauf waren.

„Was?“ fragte Saber irritiert, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen und hätte erst jetzt bemerkt, dass Colt ihn angesprochen hatte. Wie sollte er sich der Blondine und dem Rennfahrer gegenüber nur verhalten? Er konnte sein Intermezzo mit April nicht einfach unter den Teppich kehren und so tun, als wenn nichts gewesen wäre. Mal abgesehen davon, dass er das auch eigentlich gar nicht wollte. Am liebsten hätte er sich ein Herz gefasst, sie bei der Hand genommen und unter vier Augen mit ihr geredet. Doch was sollte er schon sagen? Fireballs Rückkehr hatte mit einem Schlag zunichte gemacht, was sich zwischen ihm und der Freundin so zögerlich aufgebaut hatte.

„Das zwischen Dir und April“, stellte Colt pragmatisch fest, „ich glaube kaum, dass Fire sonderlich begeistert sein wird, wenn er die Geschichte erfährt. Aber Du kannst den beiden nicht ewig aus dem Weg gehen und hoffen, dass es damit für alle Zeiten vergessen bleibt.“

Ein schweres Seufzen entrang sich der Kehle des missmutigen Schotten: „Und was soll ich Deiner Meinung nach machen?“ der Cowboy hatte wirklich leicht reden. Für jemanden, der gerade seine Ehe für eine Frau aufgegeben hatte, die mit einem anderen auf und davon geflogen war, stellte die momentane Situation des Highlanders sicherlich ein Kinderspiel dar. Aber Saber war nicht so abgebrüht, die Lage mit trockenem Humor betrachten zu können. Dafür waren mittlerweile einfach zu viele Gefühle aufgelodert.

„Kann ich Dir auch nicht sagen, in Frauendingen bin ich als Experte wohl auch meines Throns enthoben worden. Aber wenn Du meine unbedeutende Meinung hören willst, Top Sword…“

„Ich bin ganz Ohr!“

Colt nickte, dieses Mal mit ziemlich ernster Miene: „Egal, was zwischen Dir und der Prinzessin war und ob Dir Fire dafür später die Kanbberleiste Zähne einschlägt oder nicht“, sein Blick suchte den von Saber und der Cowboy setzte seine ganze Überzeugungskraft ein, als er mit fester Stimme fort fuhr, „er ist unser kleiner Kumpel und er braucht uns jetzt!“

Der Appell traf genau ins Schwarze. Der Schotte fuhr sich mit zusammengekniffenen Augen übers Gesicht und massierte sich kurz die Schläfen, so dass Colt schon fürchtete, er würde ihm noch weiter ins Gewissen reden müssen. Aber dann schlug sich Saber fest mit der rechten Faust in die linke Hand: „Weißt Du was, ich glaub, Du hast Recht!“ das Mindeste, was er für Fireball im Moment tun konnte, war als Freund für ihn da zu sein und ihn nach Möglichkeit zu unterstützen wo es nötig war.

Der strenge Ausdruck seines Gegenübers verwandelte sich augenblicklich in das Antlitz eines grienenden Honigkuchenpferdes: „Gibst Du mir das schriftlich?“
 

Als sich die Tür des Krankenzimmers leise öffnete, warf April einen kurzen Blick über ihre Schulter und erspähte den Rest der Ramrod Crew, der mit betretenem Schweigen hereingeschlichen kam.

„Was war los? Rushhour?“ giftete sie Saber und Colt ungehalten an, ohne einen Hehl daraus zu machen, was sie vom späten Eintreffen der Freunde hielt. Beide hatten ihr versichert, sie würden ihr augenblicklich ins Krankenhaus folgen, nachdem sie zu Fireball und den Sanitätern in den Medicopter gestiegen war. Aber mittlerweile saß sie seit einer guten Stunde hier am Bett des Rennfahrers, hielt seine Hand und betete, dass er bald aus dem Koma erwachen würde.

Colt war nach dieser frostigen Begrüßung drauf und dran, eine hitzige Antwort zum Besten zu geben, doch als er Fireball erblickte, verpuffte seine aufflammende Wut mit einem Schlag: „Tut mir leid“, flüsterte er ergriffen und nahm auf der anderen Seite des Krankenlagers Platz, „ich musste mich erst um Robin und den Kleinen kümmern. Die Nummer war wohl einen Tuck zu groß für die beiden.“ Sorgenvoll beäugte er den ohnmächtigen Rennfahrer und spürte, wie sich sein Herz schmerzlich zusammenzog. Der Kleine war sehr blass und seine großen Augen lagen tief in den Höhlen, so als hätte er in den vergangenen Tagen ziemlich viel durchgemacht. Außerdem wirkte er wahnsinnig abgemagert. Fireball hatte nie auch nur ein Gramm Fett zuviel an seinem beeindruckend durchtrainierten Körper gehabt. Aber von dem einst so muskulösen Torso war nicht viel geblieben und nicht nur die Wangenknochen des jungen Heißsporns zeichneten sich deutlich unter der pergamentartigen Haut ab, sondern auch Schlüsselbein und Rippen waren überdeutlich zu erkennen. Sein linker Arm und die Schulter waren frisch bandagiert und an den rechten Unterarm hatte man einen Tropf gelegt, dessen zugehöriges Gestell mit einem prall gefüllten Kunststoffbeutel Nährstofflösung am Kopfende des Bettes stand.

„Wie geht es ihm?“ Saber hatte in der breiten Fensterbank des Einzelzimmers Platz genommen. Das rechte Bein angewinkelt und mit den Armen umschlungen musterte er den Freund ebenso besorgt wie der Cowboy. Während ihrer Laufbahn als Star Sheriffs war es immer wieder vorgekommen, dass einer von Ihnen eine Schramme abbekommen hatte, Jesse Blue war es vor über einem Jahr sogar gelungen, Colt für ein paar Tage außer Gefecht zu setzen, aber so schlimm wie Fireball jetzt hatte es bislang noch nie einen ihres Teams erwischt. Der Schotte musste sich konzentrieren, um die Augen auf Fireball gerichtet zu halten und April nicht zumindest einen kurzen Seitenblick zuzuwerfen.

Die Blondine seufzte, aber es klang eigentlich eher zufrieden als alarmierend: „Seine Schulter ist übel zugerichtet, aber die Ärzte meinen, dass er sich ansonsten in einem erstaunlich guten Zustand befindet“, zärtlich strich sie ihrem Verlobten durch die staubigen braunen Haare und übers Gesicht, „er hat ein paar Kilo verloren und sein Körper wurde durch die Verletzung sehr geschwächt. Aber nichts, was ein bisschen Pflege und gute Hausmannskost nicht wieder hinbekommen würden.

„Ich kann es irgendwie immer noch nicht glauben“, vorsichtig, als hätte er Angst, seinem Freund eine weitere Verletzung beizubringen, berührte Colt den verbundenen Arm, „wie ist das passiert?“ ihm kamen die letzten Worte in den Sinn, die er mit Fireball gewechselt hatte, kurz bevor der Kontakt zwischen Ramrod und dem Red Fury abgebrochen war: ‚Bis auf ein paar blaue Flecken schon…’

Hatte der Rennfahrer damals die Wahrheit gesagt? Oder war er bereits schwer verletzt gewesen und hatte es dem Cowboy lediglich vorenthalten, um den Kameraden nicht all zu sehr in Sorge zu versetzen?

April zuckte erschöpft mit den Schultern: „Das wissen sie nicht genau“, sie ließ ihre Finger noch einmal sanft über Fireballs hohle Wange streichen, bevor sie sie wieder auf seine gesunde Hand legte, „das Narbengewebe und das Aussehen der Wunde lassen eigentlich nur den Schluss zu, dass es ein glatter Durchschuss mit einem Kurzstreckenlaser war…“

„Mein Gott“, keuchte Saber erschrocken von seinem Beobachtungsposten und griff sich automatisch an seine eigene gesunde Schulter, „das müssen grauenhafte Schmerzen gewesen sein.“ Schon die gebündelten Lichtstrahlen von Handfeuerwaffen konnten verheerenden Schaden am menschlichen Körper anrichten und natürlich auch zum Tode führen. Was es allerdings hieß, von einer Waffe getroffen zu werden, die eigentlich für das Durchschlagen von zentimeterdicker Panzerung konzipiert worden war, mochte sich der Schotte nicht ausmalen.

Die junge Frau tat so, als hätte sie den Einwand des Highlanders überhaupt nicht gehört. So wie sie ihn beim Eintreten ins Zimmer gewissenhaft ignoriert hatte, fuhr sie jetzt mit ihrem Bericht fort und schenkte seinen Worten nicht die geringste Beachtung: „Es ist nur merkwürdig, dass die Wunde wohl schon sehr gut verheilt ist. Für diesen kurzen Zeitraum nach Meinung der Ärzte viel zu gut.“

Colt runzelte fasziniert die Stirn: „Mich würde ja eher mal interessieren, wie er es mit so einer Verletzung überhaupt geschafft hat, dem Monster-Renegade zu entkommen und am Leben zu bleiben.“

„Er muss Hilfe gehabt haben“, erwiderte Saber nachdenklich, „die Frage ist nur, wer auf diesem Outrider-Planeten ein Interesse daran gehabt hat, einem angeschossenen Star Sheriff aus der Patsche zu helfen.“ Jedenfalls konnte Fireball es mit der kaputten Schulter nicht alleine geschafft haben, den Wüstenplaneten in der Phantomzone zu verlassen oder den Dimensionssprung zurück ins neue Grenzland zu machen.

„Und wisst Ihr, was mich am allermeisten interessiert“, April erhob sich von der Matratze, drehte sich blitzschnell auf dem Absatz um und starrte dem Schotten herausfordernd ins Gesicht, „wie es sein kann, dass Du den Rückzug angeordnet und ihn für tot erklärt hast, obwohl er dort irgendwo in Eurer Nähe war und Eure Hilfe gebraucht hätte!“ mit eisiger Miene lehnte sie sich gegenüber von Saber in die Fensternische und wartete gespannt auf eine Reaktion des Freundes. In der letzten Stunde hatte sie viel Zeit gehabt, vielleicht ein wenig zuviel Zeit, um über diese und viele andere Fragen nachzudenken. Sie war so unendlich froh und dankbar darüber, dass Fireball lebte und zu ihr zurückgekehrt war, aber die Umstände, die zu seiner Rückkehr geführt hatten, ließen ihr keine Ruhe.

Warum hatten Colt und Saber nicht einmal in Betracht gezogen, das Wrack des Red Fury unter die Lupe zu nehmen? Nur um auch wirklich ganz sicher zu sein! Man musste Fireball nicht besonders lange ansehen um zu wissen, dass er eine harte Zeit hinter sich hatte. Die ihm zweifelsohne erspart geblieben wäre, wenn die Herren ihre Hintern nur für fünf Minuten an die frische Luft bewegt hätten.

„Glaubst Du nicht, dass ich mir diese Frage auch schon das eine oder andere Mal gestellt habe?“ konterte der Säbelschwinger unwirsch. Er setzte alles daran, den Nervenkrieg gegen die Blondine zu gewinnen, musste aber nach wenigen Sekunden demütig die Augen schließen. Den vorwurfsvollen Blick, den sie ihm entgegenschleuderte, konnte er nicht ertragen. Saber wusste, dass April zu Recht wütend auf ihn war, aber das machte die Sache weder einfacher noch besser.

Der weibliche Star Sheriff atmete tief durch, bevor ihr der nächste bösartige Vorwurf über die Lippen rutschen konnte. Was tat sie hier nur? Schniefend bedeckte sie die Augen mit ihren Händen und schüttelte heftig den Kopf: „Entschuldige“, murmelte sie reumütig, „anstatt Euch mit lächerlichen Vorwürfen zu bombardieren sollte ich lieber dankbar sein, dass ich ihn wiederhabe!“

Sie wusste doch, dass Saber und Colt ihren Freund nicht im Stich gelassen hatten. Und gemeiner Weise war ihr auch gar nicht in den Sinn gekommen, den Cowboy mit diesen Anschuldigungen zu konfrontieren. Ihr Unmut und ihre ohnmächtige Wut hatten sich allein gegen den Kommandanten der Star Sheriffs gerichtet, und zwar aus einem ganz einfachen Grund. Nämlich wegen Ihres eigenen schlechten Gewissens. Unsicher blinzelte sie zum Schotten auf, der ihr ein schüchternes Lächeln schenkte: „Ist schon gut!“

Mit wachsender Sorge beobachtete Colt die beiden Freunde. Es war so offensichtlich, was in dem Säbelschwinger und der jungen Frau vor sich ging, dass es unweigerlich auch Fireball auffallen musste, wenn dieser erst aus seinem Koma erwacht war. April fühlte sich dem Rennfahrer gegenüber schuldig und versuchte ihren Treuebruch dadurch zu mildern, dass sie dem Objekt ihrer Begierde die kalte Schulter zeigte. Und Saber war hin- und hergerissen zwischen seinen Gefühlen für die Blondine und dem Ehrempfinden für den wiedergewonnenen Freund. Das konnte ja noch ganz schön heiter werden!

„Wie er wohl zurück ins neue Grenzland gekommen ist“, warf der Cowboy eine neue Frage in den Raum, um die erstarrte Konversation auf neutralem Terrain wieder in Gang zu bringen, „er hätte mit der kaputten Schulter eigentlich nicht mal ein Schiff steuern können.“

Erschrocken fuhr April zu ihm herum, erst jetzt wieder gewahr, dass sie nicht alleine mit ihrem Boss war: „Hat er aber getan, Colt“, dankbar für die kleine Verschnaufpause, die er ihnen verschafft hatte, schaute sie den Scharfschützen über das Krankenlager hinweg an, „er ist mit einem Outrider-Schiff direkt hinein in die militärische Sicherheitszone geflogen und hat sich von einer Staffel Abfangjäger auf die Landebahn eskortieren lassen.“

„Woher weißt Du das?“ Saber legte das Kinn auf sein Knie und musterte April interessiert. Diese Frau steckte wirklich voller Überraschungen. Wieso war ihm das in all den Jahren nie aufgefallen?

Irritiert durch den eindringlichen Blick des Säbelschwingers griff die Blondine nervös nach einer Strähne ihres Haares: „Ich habe vorhin mit Daddy gesprochen. Der verantwortliche Offizier von der Raumfahrtkontrolle hat ihm direkt nach seiner Rückkehr ins KavCom Bericht erstattet.“ Fahrig zwirbelte sie ihre Haare immer wieder um den rechten Zeigefinger und beobachtete gebannt, wie sie sich durch ihre enorme Sprungkraft jedes Mal wieder von selbst entwirrten. Sie wünschte, er würde endlich aufhören, sie so nachdrücklich zu mustern. Sie konnte sich denken, wie sich Saber im Moment fühlte, denn ihr erging es ähnlich. Heute Morgen noch war sie in seinen Armen aufgewacht und jetzt…

„Mensch, er ist wirklich ein Teufelskerl!“

„Wer?“ fragend richteten sich Aprils Augen wieder auf den Cowboy, der anerkennend die Arme vor der Brust verschränkt und eine fast väterlich stolze Miene aufgesetzt hatte: „David?“

„David?“ Colt verstand nicht ganz, und auch Saber wirkte etwas irritiert, als er sich von seinem Platz erhob: „Wieso David?“

„Na“, April hob durcheinander die Arme, „über wen haben wir denn gerade gesprochen?“

Hatten die Aufregungen des Tages vielleicht ein wenig das Gehirn der jungen Frau in Mitleidenschaft gezogen? Fast entschuldigend hob der Cowboy die linke Augenbraue und fragte: „Matchbox vielleicht“, wobei er zaghaft auf den schlafenden Fireball deutete. Kam es nur ihm so vor, oder wurde diese Unterhaltung immer suspekter, „wieso, wen meintest Du denn?“

Die Blondine rückte geschäftig ihr rotes Haargummi zurecht. Sabers Anwesenheit machte sie so nervös, dass sie nicht in der Lage war, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen: „Ich dachte nur, Du redest von Dave, weil er doch…“

„Man“, explodierte der Scharfschütze ungehalten und warf ihr aus lauter Frust seinen Hut entgegen, „von was für einem Dave faselst Du da die ganze Zeit?“ dieses Weib war wirklich eine Plage. Wieso hatten sie nicht sie mit in die Phantomzone genommen und versehentlich dort vergessen?

Saber schien in ähnlichen Bahnen wie sein Kamerad zu denken. Mit konsterniertem Gesichtsausdruck lehnte er sich auf das Fußgestänge von Fireballs Bett und schaute zwischen Colt und April hin und her: „Das wird mir hier allmählich zu verwirrend“, sein Blick blieb an der jungen Frau hängen, „könntest Du mir bitte verraten, an welchem Punkt ich den Faden verloren habe?“ es musste wohl irgendwann zwischen dem Aufstehen und dem Frühstück passiert sein, aber das war ein Thema, dass es unter vier Augen zu klären galt.

„Ja genau“, stimmte der Cowboy jovial ein, der die Zweideutigkeit von Sabers Worten nicht erfasst hatte, „was für ein David zum Kuckuck?“

April konnte nichts anderes tun, als bei soviel geballter Begriffsstutzigkeit mit den Ohren zu schlackern: „David Scott natürlich“, sie schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn, um den Jungs zu demonstrieren, für wie beschränkt sie die beiden hielt, „er war der wachhabende Captain, der angeordnet hat, Fireball vom Himmel zu holen!“ konnte man von einem Star Sheriff nicht mal verlangen, dass er von der Tapete bis zur Wand dachte?

Bei der Erwähnung des Namens riss Colt überrascht die Augen auf: „Der David Scott?“ wenn er seinen Hut nicht unvorsichtiger Weise der blauäugigen Viper auf der anderen Seite des Bettes zugeschmissen hätte, wäre genau jetzt der Zeitpunkt gewesen, ihn sich aus der Stirn zu kicken. So musste der Cowboy ungehalten mit ansehen, wie April sich die zerknautschte Lederkrempe zwischen die Lippen Schob und energisch darauf herumbiss: „Sag mal, spreche ich Chinesisch, oder was“ fauchte sie erbost und schleuderte den Hut dann ohne Vorwarnung zu seinem Besitzer zurück, „natürlich der David Scott!“

Angeekelt inspizierte Colt die Zahnabdrücke und dunklen Speichelflecken, die der weibliche Star Sheriff auf seiner sowieso schon sehr ramponierten Kopfbedeckung hinterlassen hatte. Da hatten die beiden Blondschöpfe wirklich eine hervorragende Gemeinschaftsarbeit abgeliefert. Dieser Stetson taugte allenfalls noch etwas für den Karneval. Nur gut, dass er zu Hause eine ganze Sammlung von den Dingern herumliegen hatte. Abschätzig hängte er den Hut an das Gestänge des Tropfes und widmete sich dann wieder dem eigentlichen Gesprächsthema: „Der muss aber ganz schön Tomaten auf den Augen gehabt haben, wenn Du mich fragst!“

Dies war der Punkt, an dem sich Sabers Gehirn endgültig aus der verwirrenden Konversation ausklinkte: „Eure Gedankengänge bleiben mir mal wieder vollends verschlossen…“ trübsinnig kratzte er sich an der Nase und überprüfte unnötiger Weise, ob sein Säbel noch an seiner linken Seite hing. Colt und April waren dabei schon so sehr in ihrem Element gefangen, dass sie den kläglichen Einwand des Freundes gar nicht wahrnahmen.

„Ich meine, wenn er gewusst hätte, wer der Pilot des Outrider-Schiffs gewesen ist, hätte er bestimmt sofort den Feuerbefehl erteilt.“ konterte der Cowboy just in diesem Moment grinsend und zwinkerte die Blondine herausfordernd an. Sie alle wussten, dass David eine Schwäche für den weiblichen Star Sheriff hatte und nach wie vor in sie verschossen war, auch wenn Fireball ihn ein für alle Mal aus dem Rennen geschmissen hatte. Man konnte sich eben nicht immer aussuchen, in wen man sich verliebte, und wenn man sich bei der Arbeit auch noch ständig über den Weg lief, bestand kaum Aussicht auf Heilung.

April streckte dem Scharfschützen für diese freche Bemerkung hingebungsvoll die Zunge heraus: „Äußerst witzig, Euterzupfer!“ es brachte sie auf die Palme, dass es Colt einfach nicht lassen konnte, dieses längst abgehakte Thema bis zur Selbstaufgabe auszuschlachten. Wann immer sich ihm die Gelegenheit dazu bot, erinnerte er gern und ausführlich an die Prügelei, die sich Dave und Fireball vor gut einem Jahr ihretwegen geliefert hatten. Und die zum Leidwesen des Rennfahrers schnell und vor allem blutig für den Star Sheriff geendet hatte.

„Au contraire, holde Maid“, frotzelte der Cowboy erheitert weiter und Saber fragte sich allmählich, ob die beiden Streithähne überhaupt noch wussten, dass Fireball direkt unter ihren Nasen im Koma lag, „sollte gar nicht witzig sein!“

Die kiebige Antwort folgte, wie nicht anders zu erwarten, direkt auf dem Fuße: „Du weißt genau, dass die beiden sich in den letzten Monaten recht gut angefreundet haben, Colt.“ Und das stimmte tatsächlich. Die anfängliche Abneigung des damaligen Lieutenants gegenüber dem Star Sheriff hatte sich nach den ersten Startschwierigkeiten zu einer kameradschaftlichen kleinen Beziehung gemausert, und gelegentlich kam es sogar vor, dass David des Abends mit einem Sechserträger unter dem Arm vor ihrer Haustür stand, um eine Runde mit Fireball über Gott und die Welt zu quatschen. Wobei Gott und die Welt meistens nur das Synonym für Boliden und andere schnelle Autos war, denn der Soldat teilte die Leidenschaft des Rennfahrers, was starke Motoren und schnelle Flitzer anging.

Colt rieb sich mit gespielter Nachdenklichkeit das Kinn: „Ja, aber das muss ja nichts heißen. Wenn es dem guten Dave geholfen hätte, seine Chancen bei Dir zu verbessern…“

Schnaubend stemmte der weibliche Star Sheriff jetzt die Hände in die Hüften: „Da muss ich Dich schwer enttäuschen, Colt“, auf David wollte sie nach wie vor nichts kommen lassen, denn er verkörperte für sie noch immer eine Art Held und Gentleman, „Dave hat Fireball nämlich durchaus erkannt und war dann sogar noch so nett und hat ihn zum Friedhof gefahren.“

Diese Offenbarung entlockte dem Cowboy ein verächtliches Schnalzen mit der Zunge: „Also mit so unproduktiven Aktionen bekommt der Junge nie ’ne vernünftige Frau ab!“ er hob die rechte Hand, hielt Daumen und Zeigefinger so, als würde er seinen Blaster auf April richten und wollte gerade ‚abdrücken’, als sich eine krächzende vierte Stimme in die Diskussion einmischte: „Mir egal, solange er die Finger von meiner lässt…“

„Fire!“ sechs erschrockene Augen richteten sich auf den Rennfahrer, der verschlafen blinzelte und müde lächelnd in die überraschten Gesichter seiner Freunde schaute.

„Hey Kumpel“, juchzte Colt überschwänglich und stürzte sich förmlich auf den armen Fireball, der gar nicht wusste, wie ihm geschah, als der Cowboy ihm stürmisch um den Hals fiel, „du bist wach!“

„Schlaues Kerlchen, Colt“, hustete der Rennfahrer und schob den Freund sanft aber bestimmt mit dem gesunden Arm beiseite, „Euer Gezabel hätte selbst Tote wieder zum Leben erweckt!“

„Hm, interessanter Vergleich…“ gab der Scharfschütze mit einem rauen Lachen zurück und wuschelte Fireball wild durch die braune Mähne. Er fühlte sich so beschwingt und glücklich wie damals, als er als kleiner Knirps sein erstes Pony geschenkt bekommen hatte. Sein Partner war wieder bei Bewusstsein und bereits zu ersten Scherzen aufgelegt, wenn das kein gutes Zeichen war. Noch ein paar Tage, und alles war wieder im Lack!

„Lass die Witze, Drover“ drängte sich eine gebieterische Stimme in seinen unbändigen Freudentaumel und im nächsten Moment schlossen sich zwei schlanke Hände wie Krallen um seinen rechten Arm und zerrten ihn erbarmungslos von der Bettkante, „warten nicht schon irgendwo Deine muhenden Verwandten auf Dich?“ April versetzte Colt einen letzten kräftigen Stoß in die Rippen und drängte sich dann an ihm vorbei an Fireballs linke Seite.

„Hey“, kläffte der Cowboy ungehalten, „bleib gefälligst auf Deiner eigenen Seite, ist doch schließlich genug Platz für alle hier, oder?“

Schmunzelnd verfolgte Fireball mit immer noch schweren Lidern das Gerangel zwischen seiner Verlobten und seinem besten Freund. Es hatte sich überhaupt nichts geändert. Ein dumpfer Schmerz durchzuckte seine linke Schulter und er versuchte vorsichtig, den Arm oder wenigstens einen Finger zu bewegen, aber seine Gliedmaßen verweigerten ihm nach wie vor den Dienst. Nein, stellte er stoisch fest, es hatte sich wirklich überhaupt nichts geändert.

Das tadelnde Hüsteln von Saber ließ ihn aufschauen. Der Schotte stand mit merkwürdig verschlossener Miene am Fußende von Fireballs Bett und betrachtete den Freund mit seinen tiefblauen, undurchdringlichen Augen: „Ich schätze, Colt hat gar nicht so Unrecht“, seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln, „so tot wie Du ist bislang zumindest noch keiner von uns gewesen.“

„Hört jetzt endlich auf mit dem Quatsch!“ knurrte April drohend, während sie Fireballs Hand ergriff und zärtlich umklammerte: „Wie geht es Dir?“ sie glaubte, jede Sekunde in seinen braunen Augen versinken zu müssen. Ihr Herz schlug wild und sie musste den Wunsch unterdrücken, sich augenblicklich auf ihren Verlobten zu stürzen, so wie Colt es kurz zuvor getan hatte. Seine Hand war kalt und merkwürdig schlaff, eine mögliche Auswirkung der Schusswunde, wie die Ärzte gesagt hatten. Aber die Finger der anderen Hand, die jetzt an ihrer Wange ruhten, verströmten soviel Wärme, dass die junge Frau fürchtete, ihre Haut würde unter der Berührung verglühen: „Ich hab Dich vermisst, Süße!“ ungeachtet der Anwesenheit der anderen Star Sheriffs vergrub Fireball seine Hand in Aprils blonder Mähne, zog sie sanft zu sich hinab und hauchte einen schwachen Kuss auf ihre korallenroten Lippen.

Schniefend streichelte sie sein ausgezehrtes Gesicht: „Ich…“

„Mach so ’n Scheiß nie wieder, hörst Du“, das ganze Bett erbebte, als sich Colt schwungvoll zur Rechten Fireballs auf die Matratze sinken ließ und das vertraute Wiedersehen empfindlich störte, „ich hab mir fast in die Hosen gemacht vor Sorge.“

„Kannst Du ihn nicht mal für fünf Minuten mit Deinem blödsinnigen Gefasel in Ruhe lassen?“ April holte mit Schwung aus und verpasste dem Cowboy den nächsten Hieb, dieses Mal direkt gegen die breite Brust.

Reflexartig schoss Colts Hand nach oben und schloss sich um ihr Handgelenk, bevor sie ein weiteres Mal zuschlagen konnte: „Hey, sag mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe, Du Hades in Menschgestalt“, weil er der Freundin den ausgeteilten Hieb schlecht mit gleicher Münze heimzahlen konnte, denn immerhin war und blieb sie nun mal irgendwie eine Frau, pustete er ihr mit aller Kraft ins Gesicht, „bist hier schließlich nicht die einzige, die sich freuen darf, klar!“

Fireball spürte schwer das Gewicht von April und dem Cowboy auf seinem Becken, weil die beiden sich beide über seinem Körper zueinander beugten und böse anfunkelten: „Bitte, Boss“, wandte er sich deswegen flehend an Saber, der noch immer am Bettende stand und ihn mit diesem komischen Blick anstarrte, „kannst Du die beiden nicht rausschmeißen. Soviel Thermik vertragen meine Nerven noch nicht.“ Freute sich der Schotte überhaupt, ihn zu sehen? Da ging doch schon wieder irgendetwas Seltsames im Oberstübchen des Highlanders vor sich. Erneut musste der Rennfahrer an die Worte von David denken: „Angeblich haben die beiden was miteinander!“

Im nächsten Moment erwachte Saber aus seiner Starre und setzte ein lahmes Grinsen auf: „Ich denke, das ist gar keine schlechte Idee, Fire.“

Wie war das? Fire? Alarmiert versuchte sich der Rennfahrer in seinem Bett aufzusetzen. Hatte sich der Säbelschwinger einfach nur so sehr daran gewöhnt, das jüngste Mitglied seiner Crew mit dem Spitznamen anzureden, oder war hier etwas im Busche, das ihm bislang nur noch keiner verraten hatte? Skeptisch sah er zu, wie Saber den Cowboy am Kragen packte und vom Bett hochzog: „Ich würde sagen, wir zwei stören hier im Moment nur!“

„Aber ich…“ protestierte Colt bockig, während der Schotte ihn hinter sich her in Richtung Tür zerrte.

„Nichts aber“, erwiderte Saber herrisch, öffnete die Zimmertür und verpasste dem Freund einen Schubs, der ihn stolpernder Weise auf den Flur hinausbeförderte, „ein kleiner Spaziergang wird uns sicherlich nicht schaden“, bevor er die Tür hinter sich zuzog, schaute er noch einmal zum Krankenbett zurück, „ist schön, Dich wieder an Bord zu haben, Kleiner!“

Durch diese verniedlichende Titulierung noch mehr verunsichert als durch den anderen Kosenamen, zog Fireball die Stirn kraus und starrte ein paar Sekunden hinter den beiden anderen her, bevor er seine Konzentration wieder April widmete: „Was ist los mit ihm?“

Aus ihren Gedanken aufgescheucht zeigte die Blondine fahrig auf die geschlossene Tür: „Du meinst Saber“, plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals und ihre Finger begannen zu schwitzen, „nichts, wieso?“ unauffällig versuchte sie, ihre Hände an der Bettdecke abzuwischen.

„Ach, nur so.“ fegte der Rennfahrer den Gedanken rasch beiseite. Er würde alle Zeit der Welt haben, um zu ergründen, was im Kopf seines Bosses vor sich ging. Im Moment zählte nur, dass er endlich mit April alleine war. Liebevoll steckte er eine Strähne des blonden Haares hinter ihr Ohr und legte dann innig die gesunde Hand auf ihre glühende Wange: „Ich hab Dich ehrlich vermisst!“

„Fire…“ jetzt gab es für den weiblichen Star Sheriff kein halten mehr. Solange Colt da gewesen war, um ihre Gedanken auf Trab zu halten, hatte sie es geschafft, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Aber jetzt, da nichts mehr zwischen ihr und Fireball stand, brachen all die zurückgehaltenen Tränen der letzten Tage und Nächte aus ihr hervor und sie warf sich schluchzend an die bandagierte Brust ihres Verlobten, „ich…ich…“

„Hey, ist schon gut“, flüsterte der Rennfahrer beruhigend; er schloss seinen Arm um ihren zitternden Oberkörper und genoss dieses atemberaubende Gefühl der Nähe und der Zärtlichkeit, „ich bin doch wieder hier.“ Er wiegte sie sanft wie ein Baby hin und her und küsste immer wieder ihren Scheitel, während seine Finger ihre nackten Schultern liebkosten.

„Ich…ich habs einfach nicht ausgehalten…“ schluchzte April jämmerlich, die Wange fest gegen Fireballs Verband gepresst, „ich habe den Gedanken einfach nicht ertragen…“

„Ach Süße, es tut mir so leid!“ die Qualen, die sie durchlitten hatte, mussten im Vergleich zu den seinen um ein vielfaches schlimmer gewesen sein. Immerhin hatte er sich stets an die Hoffnung geklammert, irgendwann zu ihr zurückkehren zu können. Sie hingegen hatte mit der Vorstellung fertig werden müssen, ihn niemals wiederzusehen. Für April und die anderen Star Sheriffs war er wirklich tot gewesen. Was das bedeutete, wurde Fireball erst in diesem Moment richtig klar.

„Nein, mir tut es leid“, immer noch schluchzend setzt sich die junge Frau auf und wischte sich verzweifelt den nicht versiegen wollenden Strom von Tränen aus den Augen, „ich hätte Dich niemals alleine gehen lassen dürfen.“

„Mhmh“, erwiderte Fireball lächelnd, „ich hätte Dich niemals alleine zurücklassen dürfen.“

April wimmerte leise auf: „Hör auf…ich habe Dich im Stich gelassen, Fire!“ noch ein liebes Wort, noch eine weitere zärtliche Geste des Rennfahrers, und sie würde hier und sofort vor ihm auf die Knie fallen und ihm alles erzählen. Dass sie seit einem Monat schwanger war und deshalb nicht mit auf die Mission gekommen war. Dass sie bereits eine Woche nach seinem vermeintlichen Tod Trost in Sabers Armen gesucht und letztlich sogar eine Affäre mit dem Schotten angefangen hatte. Und dass dieser den jungen Heißsporn deshalb so merkwürdig gemustert hatte, weil er in ihm neuerdings nicht mehr nur einen Freund, sondern auch gleichzeitig einen Rivalen sah und nicht mehr wusste, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. Aber das war weiß Gott nicht der richtige Augenblick, um ihr Gewissen durch ein übereiltes Geständnis zu erleichtern.

Die Ärzte hatten ihr eingebläut, dass es jetzt wichtig war, Fireball viel Ruhe zu verschaffen und unnötigen Stress von ihm fernzuhalten. Er musste erst wieder zu Kräften kommen, bevor sie ihn mit all den ungeheuerlichen Tatsachen konfrontieren durfte, die ihr auf der Seele lasteten.

„Red nicht so einen Unsinn, Süße“, der Rennfahrer ergriff ihre Hand und küsste sanft ihre Fingerspitzen, „es ist doch jetzt auch völlig egal. Hauptsache Du bist bei mir!“ erschöpft ließ er den Kopf zurück ins Kissen sinken und schloss matt die Augen.

April wischte sich seufzend eine weitere Träne fort: „Du solltest lieber noch ein bisschen schlafen“, mitfühlend berührte sie die bandagierte Schulter, „sie haben gesagt, Du brauchst viel Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen.“

Das rang Fireball ein leichtes Lächeln ab, er schlug aber die Augen nicht wieder auf: „Keine Sorge“, flüsterte er schlaftrunken, „ich bin bald wieder fit. Nur Colt sollte schon mal die Nummer von dem Ersatzteillieferanten raussuchen, bei dem er damals seine neue Schulter gekauft hat. Könnte ich glaube ich ganz gut gebrauchen im Moment.“

„Das wird schon wieder, wirst sehen“, entgegnete April zuversichtlich und drückte ihm einen weiteren Kuss auf die spröden Lippen, „in null Komma nichts sitzt Du wieder in Deiner Satteleinheit!“

Ein unverständliches „Hm“ was alles, was der Rennfahrer darauf noch erwidern konnte. Mit großer Zuneigung zog der weibliche Star Sheriff die Bettdecke fest um den Oberkörper ihres Verlobten, damit er beim Schlafen auf nicht fror: „Ich bleibe noch ein bisschen bei Dir, bis Du eingeschlafen bist“, wisperte sie dicht an seinem Ohr, bevor sie die Arme auf sein Kissen bettete und ihren Kopf dicht an seinen schob, „bitte verzeih mir!“
 

Die kommenden Tage stellten für die Nerven des hitzköpfigen Rennfahrers eine noch viel größere Zerreißprobe dar, als der ungewollte Zwangsaufenthalt in der Phantomzone. Bereits am nächsten Morgen fühlte er sich kräftemäßig soweit wiederhergestellt, dass er drauf und dran war, sein Krankenlager zu verlassen und nach Hause zu marschieren. Aber da hatte Fireball eindeutig die Rechnung ohne seine treusorgenden Ärzte gemacht. Binnen Stunden hatte man ein Spezialistenteam bestehend aus drei hochrangig dotierten Neurologen zusammengetrommelt, das sich nun pausenlos um das Wohlergehen des Star Sheriffs sorgte und keineswegs gewillt war, den Patienten voreilig zu entlassen.

Immer wieder musste er endlose Tests und Untersuchungen über sich ergehen lassen, die allesamt doch nur auf ein und dasselbe Ergebnis hinausliefen: sein Arm war und blieb ein an seiner Schulter festegewachsener Fremdkörper, der sich nicht kontrollieren ließ. Für die Professoren noch lange kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Ständig versicherten sie Fireball, wie häufig es nach so einer Schussverletzung vorkam, dass Gliedmaßen noch monatelang ohne Gefühl blieben, aber irgendwann wieder völlig regenerierten. Nur zu gerne hätte der Rennfahrer diesen Versprechungen Glauben geschenkt, aber allein dieses undefinierbare „irgendwann“, das in Fireballs Augen sowohl drei Wochen als auch zwanzig Jahre umschloss, raubte ihm jeden verbliebenen Hoffnungsfunken. Wenn selbst den klügsten Köpfen auf dem Gebiet der Nervenmedizin nichts mehr zu seiner Lage einfiel, musste er sich wohl oder übel an den Gedanken gewöhnen, dass sich an seinem Zustand so bald nichts ändern würde.

Glücklicher Weise kam er selten dazu, über dieses düstere Szenario nachzudenken, denn wenn er gerade einmal nicht von einem Tross Ärzte belagert wurde, war eigentlich immer ein freudestrahlender Besucher zur Stelle, der wissbegierig den Erzählungen von Fires Abenteuern in der Phantomzone lauschte. Allen voran April, die es sich nicht nehmen ließ, ihren Verlobten mehrere Stunden täglich mit Beschlag zu belegen und ihm jedes Mal die eine oder andere kleine Aufheiterung mitzubringen. Die Blondine vertrat die Ansicht, dass das Krankenhausessen bei weitem nicht ausreichte, um ihren Fireball wieder zu alten Formen aufzupäppeln. Deswegen brachte sie ihm tonnenweise Schokolade, Kuchen und andere ungesunde Köstlichkeiten mit, die der Star Sheriff stets mit einem zuckersüßen Lächeln in Empfang nahm und später, nachdem April gegangen war, einer der Schwestern übereignete, damit diese die Zuwendungen in der Kinderabteilung unter die Patienten bringen konnte. So ehrenhaft und gut gemeint die Trostpflaster seiner Verlobten auch waren, Fireball würde nicht riskieren, dank einseitiger Ernährung und mangels sportlicher Betätigung auseinander zu gehen, wie ein Hefekloß.

Er genoss die gemeinsamen Stunden mit April sehr. Nach der langen und schmerzlichen Trennung war es Balsam für seine Seele, die junge Frau bei sich zu haben, sie jederzeit in den Arm nehmen oder küssen zu können. Aber gleichzeitig bedrückte es ihn zu sehen, wie sehr sie sich seinetwegen Tag für Tag um ein lächelndes Gesicht bemühte und versuchte, gute Laune zu verbreiten. Der Rennfahrer wusste, dass die vergangenen Wochen nicht spurlos an ihr vorbei gegangen waren, ihr Gefühlsausbruch am Tag seiner Rückkehr hatte ansatzweise erahnen lassen, wie es im Inneren ihres Herzens aussehen musste. Aber sie tat dauernd so, als wäre er nie fort gewesen und unterdrückte ihm zuliebe die Sorgen, die sie insgeheim quälten. Wenn er tief in ihre Augen blickte, konnte er sie erkennen, doch er musste geduldig sein und ihr Zeit geben. Irgendwann würde sie ganz von selbst zu ihm kommen und sich den Kummer von der Seele reden, und bis dahin konnte er nichts weiter tun, als wilde Spekulationen darüber anzustellen, was April bedrückte.

Die anderen Star Sheriffs waren ihm dabei keine besonders große Hilfe. Wann immer Fireball auf die Blondine zu sprechen kam, erntete er zutiefst erstaunte Blicke und ein abweisendes Schulterzucken. Generell verhielten sich all seine Besucher auffallend gut gelaunt und hatten nie besonders viel zu berichten. Immer wieder bekam der Rennfahrer auf die Frage nach den Ereignissen der vergangenen Wochen nur ein mitleidiges Lächeln geschenkt und wurde mit der nichtssagenden Antwort abgespeist, dass er doch nicht drei Jahre sondern lediglich drei Wochen fort gewesen sei. Was sollte in den paar Tagen schon aufregendes passiert sein.

Fireball wusste, dass sie sich allesamt gegen ihn verschworen hatten, denn das war deutlicher zu erkennen, als Fliegenschiss im Zucker. Mit April als unbarmherziger Rädelsführerin waren seine sogenannten Freunde übereingekommen, dass es dem jüngsten Mitglied der Star Sheriffs nur gut tun konnte, wenn man ihn von allen unangenehmen Dingen des Lebens abschottete und ihm suggerierte, dass das Leben ein rosaroter Ponyhof war. Und alle spielten ihre Rolle mit Bravour. Selbst Commander Eagle, der zweimal kurz hereingeschaut hatte, um einen vorläufigen Bericht von seinem Untergebenen zu hören, ließ sich keinen noch so kleinen Skandal aus der Nase ziehen. Er hatte sein väterliches Lächeln aufgesetzt, Fireball aufmunternd auf die gesunde Schulter geklopft und ihm zu verstehen gegeben, dass er sich keine Sorgen zu machen bräuchte, der Alltag würde ihn schon früh genug wieder einholen. Und bis dahin solle er die Ruhe und den Frieden in vollen Zügen genießen.

Was das Verbreiten von Frohsinn und Heiterkeit anging, schoss allerdings Colt weit ab von jeder Konkurrenz den Vogel ab. Er tauchte meistens in der Mittagszeit auf, wenn April gerade mal für ein oder zwei Stunden gegangen war, und präsentierte dem Rennfahrer von Besuch zu Besuch immer wahnwitzigere Ideen, mit denen man sich seiner Meinung nach die Zeit vertreiben konnte. Das fing bei harmlosen kleinen Streichen für die Schwestern an und gipfelte darin, dass der Cowboy einen Tag plötzlich mit zwei motorisierten Rollstühlen in Fireballs Zimmer aufgetaucht war und den Freund tatsächlich zu einem Wettrennen herausgefordert hatte. Colts Humor und sein kindlicher Spieltrieb waren so überaus ansteckend, dass der Rennfahrer es jedes Mal bedauerte, wenn sich der Scharfschütze verabschieden musste, um April die Klinke wieder in die Hand zu geben. Auch seine Fröhlichkeit war bis zu einem gewissen Grad nur gespielt, das war Fireball vollkommen klar. Aber trotz wiederholter Beteuerung, dass der Cowboy absolut nichts hätte tun können, um Fireballs schlimmes Schicksal irgendwie abzuwenden, ließ Colt sich nicht von seiner Mission abbringen und versorgte seinen Kameraden weiterhin mit Sonneschein und Spaß. Was ihm bei den Stationsschwestern berechtigter Weise ziemlich schnell den Spitznamen „Gockel auf Extasy“ eingebracht hatte.

Und obwohl Fireball jedes Mal eine neuen Muskelkater im Zwerchfell verspürte, wenn Colt zwinkernd die Zimmertür hinter sich zuzog, wurde der junge Star Sheriff das Gefühl nicht los, dass auch der Cowboy eine ziemlich erdrückende Bürde mit sich herum schleppte, die er dem Freund vorsätzlich verheimlichte. Jeden Besuch begann der Scharfschütze damit, sich für Robin zu entschuldigen, weil sie es wieder einmal nicht geschafft hatte, ihren Mann ins Krankenhaus zu begleiten. Ständig war die hübsche Lehrerein zu sehr in die Arbeit eingespannt, musste diese oder jene dringende Kleinigkeit erledigen oder hatte einfach keinen Aufpasser für Josh gefunden, den sie ungern mit ins Hospital gebracht hätte. Aber sie ließ Fireball immer liebe Grüße ausrichten, gefolgt von dem großen Ehrenwort, dass sie selber bei ihm vorbeischauen würde, sobald sie ein paar Minuten ihrer Zeit entbehren konnte. Dabei sah es der guten Robin nun wirklich gar nicht ähnlich, einen Freund im Krankenhaus vor sich hindümpeln zu lassen, ohne ihm den obligatorischen Anstandsbesuch abgestattet zu haben.

Diese Tatsache, kombiniert mit den bedenklichen Bildern, die ihm von seiner eigenen Beerdigung noch im Gedächtnis geblieben waren, kam der Rennfahrer zu der Schlussfolgerung, dass Ärger im Hause Wilcox herrschte. Und zwar von der Sorte, die man nicht einmal seinem infamsten Feind an den Hals wünschte. Er konnte nur mutmaßen, dass Christa, der rothaarige Navigator der Monarch Supreme, einen gewissen Anteil an diesen Spannungen hatte, doch da sich der Rest der Welt ja beharrlich weigerte, mit ihm über ernstere Themen als das wankelmütige Wetter zu reden, blieb es eben auch bei besagten Mutmaßungen.

Der einzige, der kein Interesse daran gezeigt hatte, Fireball eine schöne heile Welt vorzugaukeln, war Saber gewesen. Der Schotte war lediglich ein einziges Mal im Krankenhaus aufgetaucht, am späten Abend des zweiten Tages, um sich in aller Form dafür zu entschuldigen, dass er den Freund so schändlich im Stich gelassen hatte. Mit Leichenbittermiene und verschränkten Armen hatte er Fires Erzählungen gelauscht, sich jedes noch so kleine Detail über den Aufenthalt bei Arietis berichten lassen und war dann wieder verschwunden. Nachdem der Rennfahrer eine geschlagene Stunde lang vergeblich versucht hatte, ihn davon zu überzeugen, dass niemanden die Schuld daran traf, was in der Dimension der Outrider passiert war. Aber was hatte er von dem Säbelschwinger auch anderes erwartet. Saber hätte sich wahrscheinlich selbst dann noch verantwortlich gefühlt, wenn Fireball während eines Gewitters vom Blitz getroffen worden wäre und auf diese Art das Zeitliche gesegnet hätte. Komisch war nur diese neue düstere Aura, die den Anführer der Star Sheriffs umgab. Sein kaltentschlossener Blick, die verkniffenen Lippen und seine abwehrend straffe Körperhaltung hatten dem Rennfahrer einen regelrechten Schauer über den Rücken gejagt, und als Saber dann auch noch mit Grabesstimme verkündet hatte: „Ich weiß noch nicht, wie ich wieder gutmachen kann, was ich Dir angetan habe. Aber glaub mir, ich werde einen Weg finden!“ hätte sich Fireball am liebsten unter seiner Bettdecke verkrochen. Es würde ein verdammt hartes Stück Arbeit werden, den Säbelschwinger wieder von diesem Trip herunter zu holen, wurde also langsam Zeit, dass er in die Realität zurückkehrte!
 

Fireball lag gelangweilt auf seinem Bett und durchstöberte halbherzig den dicken Wälzer, den Colt ihm am Vortag mit ins Krankenhaus gebracht hatte. Dabei handelte es sich um eine Art Biografie und erzählte mit heroischen und übertriebenen Worten das Leben eines alten Rodeo-Champions, der sich nach einem Reitunfall auf eine einsame Ranch zurückgezogen und eine Pferdezucht aufgebaut hatte. Mit leuchtenden Augen hatte der Cowboy ihm dieses Buch ans Herz gelegt und prophezeit, dass der Freund es nicht mehr aus der Hand geben würde, wenn er erst mit dem Lesen angefangen hatte. Nur leider war der Rennfahrer kein Freund von melancholisch dramatischen Heldenepen, besonders nicht im Moment, da ihm sein eigenes Leben schon traurig genug erschien. Aber es war eine nette Geste des Scharfschützen gewesen und ihm zuliebe würde Fireball zumindest versuchen, sich durch die vergilbten, abgenutzten Seiten zu quälen.

Ein leises Klopfen an der Tür versprach Abwechslung und vor allem eine zeitweilige Rettung vor dem alten Nick und seiner Lieblingsstute Blaze, die gemeinsam ihren Lebensabend in den Blue Ridge Mountains fristeten. Übermütig klappte der Star Sheriff das Buch zu und legte es auf seinen kleinen Nachttisch, auf dem sich mal wieder Türme von Keksen und anderem Süßkram stapelten: „Herein, wenn’s kein Neurologe ist!“ rief er aufmunternd und blickte dem Neuankömmling vorwitzig entgegen. April konnte es eigentlich nicht sein, denn sie hatte ihm am Morgen eröffnet, dass sie sich endlich mal wieder im Oberkommando blicken lassen musste und deswegen erst am nächsten Tag wieder vorbeischauen würde.

Langsam wurde die Klinke nach unten gedrückt und ein schwarzhaariger junger Mann steckte zögernd den Kopf zur Tür herein: „Junge, Dich besuchen zu wollen, ist ja schwieriger, als Fort Knox auszurauben“, nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nicht gerade ungelegen kam, betrat David das Krankenzimmer des Star Sheriffs und baute sich grinsend vor dessen Bett auf, „so wichtig bist Du nun auch wieder nicht!“

Entzückt darüber, endlich mal ein neues Gesicht in seinen provisorischen vier Wänden begrüßen zu dürfen, richtete sich Fireball in seinen Kissen auf: „Hey, welcher Wind hat Dich denn hergeweht?“ Captain Scott war so ziemlich der letzte Mensch, mit dem er hier gerechnet hätte.

„Ach“, verlegen fuhr sich der junge Mann durch die schwarze Mähne, „ich wollte einfach nur mal schauen, wie es Dir so geht. Ist ja schon ein paar Tage her, dass ich Dich das letzte Mal gesehen habe!“ allerdings wusste David ganz genau, was von dem Moment an passiert war, als er Fireball alleine auf dem Militärfriedhof von Yuma zurück gelassen hatte. Einer nach dem anderen waren die restlichen Star Sheriffs in den letzten Tagen bei ihm vorstellig geworden, um aus erster Hand alle Details zur spektakulären Rückkehr ihres jüngsten Mitglieds zu erfahren. Und bei der Gelegenheit hatte sich der Soldat natürlich auch erkundigt, wie es seinem Freund seitdem ergangen war.

„Na, das finde ich ja mal überaus reizend von Dir“, einladend klopfte Fireball auf sein frisch gemachtes Bett, „setzt Dich hin, nimm Dir ’n Keks!“

Bereitwillig griff David nach einer offenen Schachtel Chocolate Chip Cookies und machte es sich damit am Ende des Bettes gemütlich: „Ist auch das Mindeste nach den Strapazen, die ich erdulden musste!“ erklärte er gönnerhaft und fischte sich einen Keks aus der braunen Schachtel, der mit einem einzigen Happs in seinem Mund verschwand.

„Wieso“, schelmisch grinsend schob sich der Rennfahrer den gesunden Arm hinter den Kopf und musterte sein Gegenüber, „hat mein Lieblingssearge Dich wieder auf Trab gehalten?“

„Ha, schön wärsch“ erwiderte der Captain nuschelnd und versprühte dabei eine kleine Krümelfontäne über die frisch bezogene Bettdecke, „muschte misch schtändig vor Deinen nervigen Kollegen verschtecken. War kein Geschenk!“

David sah Fireballs fragenden Blick und schlussfolgerte daraus, dass ihm keiner der anderen Star Sheriffs davon erzählt hatte, wie sie dem armen Soldaten die letzten Tage auf die Nerven gegangen waren. Hustend, weil er sich an einem besonders großen Krümel verschluckt hatte, griff er nach einer offenen Coladose, die auf dem Nachttisch stand und nahm einen großen Schluck.

„Ja, ja, bedien Dich ruhig“, neckte der Rennfahrer, „was mein ist, ist auch Dein!“

Diesen Kommentar ignorierte der Captain einfach geflissentlich, stellte die Kekspackung beiseite und griff stattdessen nach einer Tafel Vollmilchschokolade: „Wie kann es eigentlich sein, dass Du hier im Krankenhaus wie im Schlaraffenland lebst“, ein ganzer Riegel wanderte schmatzender Weise über seine Lippen, „ich dachte immer, hier gibt esch nur ungenieschbaren Diätkram!“

Fireball verzog triumphierend das Gesicht: „Dreimal darfst Du raten!“ das war wieder einer dieser kleinen Momente, in denen er dem Freund großzügig unter die Nase reiben konnte, wer letztlich das Rennen um die Blondine gemacht hatte.

„Kann es mir schon denken“, antwortete Dave zerknirscht, „die Königin des Inquisitionskommandos! Die Frau, die mir seit Tagen nicht mehr von der Pelle rückt, genauso wie Saber und Dein Busenkumpel Colt.“ Als Ausgleich für die ständigen Verhöre genehmigte er sich noch einen weiteren Riegel Schokolade und legte den Rest der Tafel dann beiseite. Er wollte Fireball ja schließlich nicht alles wegfuttern, auch wenn April wirklich für einen immensen Vorrat an Genussmitteln gesorgt hatte.

„Du sprichst in Rätseln, Captain“, erklärte der Rennfahrer achselzuckend, „was wollen die drei denn von Dir?“

Als Antwort darauf ließ Scott ein kleines Schnauben vernehmen: „Na, was wohl, Details natürlich“, er warf sich quer über das Bett und stützte den Kopf auf den linken Ellenbogen, „zu schade, dass ich von Deiner Landung keine Bilder gemacht habe, die hätte ich sonst meistbietend verkaufen können!“ nach der Berichterstattung bei Commander Eagle war für ihn das Thema Fireball eigentlich erledigt gewesen. Natürlich war er überaus neugierig gewesen, was sich als nächstes bei den Star Sheriffs tat, denn immerhin hatte die Rückkehr des Rennfahrers der Gerüchteküche nur noch mehr Zündstoff geliefert, aber er hätte viel lieber aus sicherer Entfernung den stillen Beobachter gespielt. Stattdessen stand jeden Tag ein anderes Mitglied der Ramrod-Crew auf seiner Matte und hatte noch hier eine Frage und da eine Anmerkung, und das, obwohl Dave nicht länger als eine halbe Stunde in das ganze Spektakel involviert gewesen war.

„Junge, was für ein Schwachsinn“, stellte Fireball kopfschüttelnd fest, „man sollte doch wirklich meinen, dass es im Moment andere Sorgen gibt, über die man sich das Gehirn zermartern kann!“ reichte es denn nicht aus, dass er immer wieder erzählen musste, wie es ihm auf seinem kleinen Abenteuer ergangen war? Mussten sie auch noch Dave in die Sache reinziehen, nur weil er so nett gewesen war, ihn zum Friedhof zu fahren? Er würde wirklich ein ernstes Wörtchen mit Colt und April reden müssen. Ihr schlechtes Gewissen in allen Ehren, aber dadurch, dass sie anderen Menschen auf den Wecker fielen, konnten sie das Geschehene auch nicht wieder zurückdrehen oder gar ungeschehen machen.

„Ganz Deiner Meinung“, gähnte Dave und räkelte sich müde, „aber vielleicht ist es auch eine Art Therapie, um sich von den wirklichen Problemen abzulenken!“ Er griff hinter sich und förderte aus der Gesäßtasche seiner Jeans ein zusammengerolltes Hochglanzmagazin zutage: „Hier, hab ich Dir mitgebracht“, aufmunternd wedelte er dem Rennfahrer damit vor der Nase herum und warf es ihm schließlich in den Schoß, als er merkte, dass Fireball ihm offenbar nicht zuhörte, „dachte mir, dass Du Dich ja jetzt nach einem neuen Flitzer umsehen musst.“

„Was für Probleme?“ völlig unvermittelt schob der Star Sheriff die Autozeitschrift beiseite und starrte Dave erschrocken an. Er hatte es doch geahnt. Der ganze aufgesetzte Frohsinn war einfach ein paar Nummern zu groß gewesen. Irgendetwas Unschönes ging derzeit im Hauptquartier vor sich, aber seine lieben Freunde sahen offenbar keine Notwendigkeit darin, ihn auf dem Laufenden zu halten. Zum Glück hatte das Schicksal nun Erbarmen mit ihm gezeigt und ihm die Erleuchtung in Form des schwarzhaarigen Captains geschickt. David schien weder von der kleinen Verschwörung gegen den Rennfahrer noch von dem Nicht-Erzähl-Pakt zu wissen, doch dafür wusste er augenscheinlich, was außerhalb der Krankenhausmauern vor sich ging.

Durch Fireballs Blick alarmiert richtete sich der junge Offizier auf und glotzte mit Unschuldsmiene auf die Titelseite des mitgebrachten Magazins: „Probleme“, er versuchte vehement, seiner Stimme einen Hauch von Gleichgültigkeit zu verleihen, während er den knallroten Sportwagen fixierte, auf dessen Motorhaube sich eine heiße Blondine im Bikini aalte, „w…wieso Probleme?“ Konnte es wirklich sein, dass der Rennfahrer auch eine Woche nach seiner Rückkehr noch immer nicht über die aktuelle Lage im Oberkommando im Bilde war?

„Nicht schon wieder dieses Spielchen, Dave“, fuhr Fireball seinen Freund ungestüm an und ballte die Fäuste, „was ist da draußen los, zum Kuckuck?“ und wenn es ihn sämtliche Kraft kosten würde, die er in den letzten Tagen zurückgewonnen hatte, er würde den Captain nicht gehen lassen, bevor er ihn auf Ballhöhe gebracht hatte.

David sah die Entschlossenheit in den Augen des Star Sheriffs und leckte sich nervös die Lippen. Warum manövrierte er sich nur immer wieder in diese bescheidenen Situationen, aus denen es nie einen vernünftigen Ausweg gab. So wie es aussah, hatten Fireballs Kollegen ihrem jüngsten Teammitglied noch überhaupt nichts erzählt. Das erklärte auch den scharfen Widerstand, der ihm unten am Empfangsschalter entgegen geschlagen war, als er sich nach dem Zimmer des Rennfahrers erkundigt hatte. Augenscheinlich hatte man weitreichende Vorkehrungen getroffen, um den Heißsporn so gut wie möglich von der Außenwelt abzuschotten. Wofür dieses ganze Theater gut sein sollte, konnte Dave nur mutmaßen, und er nahm an, dass man Fireball in seinem geschwächten Zustand nicht zu sehr aufregen wollte: „Sorry, Partner“, entgegnete er deswegen kleinlaut, „ich schätze, ich bin nicht der Richtige…“

„Scheiße, lass das blöde Getue“, brüllte Fireball aufgebracht und sprang mit einem Satz vom Bett, „mache ich auf Dich vielleicht den Eindruck, als würde ich beim ersten Anzeichen eines kleinen Problems in Ohnmacht fallen?“ warum glaubten alle, das er ein debiler Pflegefall war, der Schonung und ein unendliches Maß an Mitgefühl benötigte?

Missmutig taxierte Dave den wütenden Star Sheriff und blieb mit seinem unentschlossenen Blick an dem verletzten Arm hängen, der frisch bandagiert in einer dunkelgrauen Schlinge lag: „Nein, aber…“ was sollte er tun? Er konnte sich doch nicht einfach über den Willen der anderen hinwegsetzen. April würde ihm niemals verzeihen, wenn er Fireball jetzt die ganze schonungslose Wahrheit an den Kopf warf. Andererseits fand er aber auch, dass der Rennfahrer allmählich ein Recht darauf hatte, die Wahrheit zu erfahren.

„Komm schon, Dave“, flehte Fireball ihn jetzt regelrecht mit treuen Hundeaugen an, „ich werde hier noch wahnsinnig. Ich weiß ganz genau, dass irgendwas im Busch ist, aber keiner sagt auch nur einen Ton. Ich hocke hier echt im Tal der Ahnungslosen!“ wenn schon sein Wutausbruch nicht überzeugend gewesen war, dann vielleicht ja die Mitleidsmasche. Aber dem Offizier war es eigentlich egal, ob Fireball ihn anbrüllte, oder mit tränenüberströmtem Gesicht vor ihm im Staub kniete, die Situation blieb für ihn dieselbe: „Hey, Fire, wirklich…ich kann nicht, Mann! Sie reißt mir den Kopf ab, wenn ich…“

„Ach, und Du glaubst, vor mir brauchst Du im Moment keine Angst zu haben, weil ich ein Krüppel bin, oder was?“

David biss griesgrämig die Zähne zusammen: „So hab ich das überhaupt nicht gemeint…“ warum konnten jetzt nicht ein Arzt oder eine Schwester auf Stippvisite vorbeischauen und ihn von seinen Qualen erlösen? Ewig würde sich der Rennfahrer sicherlich nicht mehr hinhalten lassen. Und einfach aufzuspringen und fluchtartig das Zimmer zu verlassen, war auch keine Lösung.

„Hör zu“, ächzte Fireball und ließ sich wieder neben dem Freund aufs Bett fallen, „ich bin auf diesem dreckigen kleine Outriderplaneten fast draufgegangen. Ich habe erfahren, dass mein Vater bereits seit 20 Jahren tot ist und kann meinen Job als Star Sheriff wahrscheinlich bald an den Nagel hängen, weil mich die Phantomnasen in einen einarmigen Banditen verwandelt haben. Meinst Du nicht, dass ich den Rest auch noch ertragen kann, ohne gleich zum Amokläufer zu werden?“

„Doch, wahrscheinlich schon, aber…“

„Außerdem weiß ich ja jetzt, dass etwas nicht stimmt“, spielte Fireball seine letzte Trumpfkarte mit Nachdruck aus, „und wenn Colt oder April das nächste Mal vorbeischauen, werde ich ihnen brühwarm erzählen, dass Du es warst, der ihr wunderschönes Luftschloss in einen Trümmerhaufen verwandelt hat und dass sie mir unter den Umständen endlich reinen Wein einschenken können…“ ein dämonisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er erkannte, dass Davids Widerstand zusammenbrach. Mit einem ergebenen Seufzer verbarg der Captain sein Gesicht hinter den Händen und atmete pfeifend aus: „Na schön, wie Du willst“, mit ungutem Gefühl im Bauch erhob er sich und schob seine Finger umständlich in die viel zu engen Hosentaschen, „ich erzähle Dir, was ich weiß. Aber Du lässt mich ausreden und stellst keine weiteren Fragen. Und Du versprichst mir, dass Du mich weder bei April, noch bei ihrem Vater oder dem durchgeknallten Cowboy verrätst, ist das klar?“

Fireball nickte grimmig: „Der Deal gilt“, aufmunternd warf er Dave die Packung mit den Keksen zu, „fang schon an!“ ein wenig Bestechungshonorar konnte nicht schaden. Dieses wollte der Soldat des KavCom aber nicht noch einmal annehmen. Er warf die Kekse zurück zum Rennfahrer und begann ruhelos im Zimmer auf- und abzutigern. Wo sollte er nur anfangen und was durfte er dem Star Sheriff wirklich erzählen? Es gab da die eine oder andere Sache, die er besser von anderer Stelle erfuhr, doch wo sollte man die Grenze ziehen? Der Offizier verfluchte den unsäglichen Tag, an dem eine heulende Blondine auf dem Militärhafen seinen Weg gekreuzt und sein Leben so nachhaltig durcheinander gebracht hatte, dass er auch ein Jahr später noch mit den Folgen zu kämpfen hatte.

„Also okay“, er richtete den Blick grübelnd zur Decke und knabberte an der Oberlippe, „dass Saber suspendiert wurde, weißt Du?“

„Was“, Fireballs Augen weiteten sich bis zur Größe von Espressountertassen, ein ziemlich deutliches Zeichen dafür, dass er es noch nicht gewusst hatte, „warum zum Geier das denn?“

David verschränkte tadelnd die Arme vor der Brust: „Keine weiteren Fragen, halt Dich an die Regeln!“

„Ja, aber…“ hilflos rang der Rennfahrer nach Atem. Welcher Idiot war auf die Idee gekommen, den Säbelschwinger aus dem aktiven Dienst zu werfen? Und weshalb? Sie konnten ihn doch unmöglich für die Geschehnisse in der Phantomzone verantwortlich machen. Das ergab überhaupt keinen Sinn!

Geduldig wartete der Captain ab, bis sein Gegenüber den ersten Schock verdaut hatte und führte seinen Schreckensbericht dann mit beherrschter Stimme fort: „Ich schätze, unsere obersten Herren haben einen Sündenbock gesucht, dem sie Dein…ähm…Ableben in die Schuhe schieben konnten. Und in Saber haben sie natürlich einen dankbaren Kandidaten gefunden. Der ist sowieso der Meinung, dass er als Anführer total versagt und mindestens die Todesstrafe verdient hat.“

Fireball rückte ein Stückchen weiter aufs Bett und lehnte sich gegen das Metallgestänge am oberen Ende. Die Gedanken schwirrten unkontrolliert in seinem Kopf herum und verursachten ein unangenehmes Schwindelgefühl, das schwarze Punkte vor seinen Augen tanzen ließ. Saber suspendiert, das konnte einfach nicht wahr sein. Warum hatten Colt und Christa nichts gegen diese ungeheuerlichen Vorwürfe unternommen? Sie waren doch dabei gewesen und wussten, dass der Schotte nun wirklich alles getan hatte, um sein Team und die Aufgabe nicht zu gefährden. Er hatte Fireball verboten Ramrod zu verlassen; verdammt, wenn es nach dem Säbelschwinger gegangen wäre, hätten sie den Outriderplaneten nicht einmal angeflogen. Kein Wunder, dass Saber den Rennfahrer erst einmal besucht und dabei ein alles andere als freundliches Gesicht aufgesetzt hatte. Sein Freund war schon immer mit Leib und Seele Soldat gewesen, hatte sein Können und seinen Mut bedingungslos in den Dienst des neuen Grenzlandes gestellt. Und wenn man es recht betrachtete, hatte Fireball durch sein dickköpfiges Verhalten dafür gesorgt, dass man ihm diese Berufung genommen hatte.

„Wollte denn niemand wissen, was Colt zu dem Thema zu sagen hatte“, fragte der Rennfahrer bitte und schob sich grübelnd den Daumen zwischen die Lippen und nagte unruhig auf dem Fingernagel herum, „er hätte Saber doch sofort entlasten können!“

David nickte bekümmert: „Wenn der Cowboy zum Zeitpunkt der Vorladung auf Yuma gewesen wäre vielleicht…“

Wehleidig verdrehte der Rennfahrer die Augen und traute sich gar nicht, die Frage zu stellen: „Vorladung?“ es wurde ja immer besser.

„Ja, für den Untersuchungsausschuss“, antwortete der Captain im Flüsterton, „aber keine Sorge, den haben sie erst mal wieder aufgehoben, nachdem Du heroisch der Hölle entstiegen warst. Nur die Suspendierung, die besteht nach wie vor. Angeblich hat es da wohl eine kleine Auseinandersetzung zwischen Saber und dem Commander gegeben und Colts unerlaubte Abwesenheit von der Truppe war auch nicht gerade förderlich für die Begnadigung.“

Das wurde Fireball alles zuviel. Suspendierung, Untersuchungsausschuss und jetzt sollte sich Saber sogar mit dem Commander angelegt haben? Prince Charming, der Schwarm aller Schwiegermütter und personifizierte Gentleman, der noch nie die Stimme gegen einen Vorgesetzten erhoben hatte? Was war passiert, dass Saber sich um hundertachtzig Grad gedreht hatte. Das konnte doch nicht einzig und allein mit seinem eigenen Verschwinden zu tun haben! Und was hatte überhaupt dieses Gerede von Colts unerlaubter Abwesenheit zu bedeuten: „Und wo hat sich Colt rumgetrieben, während er hier auf Yuma gebraucht wurde?“ es sah dem Cowboy so gar nicht ähnlich, seine Freunde in einer misslichen Lage einfach im Stich zu lassen.

Ungehalten stieß David seinen Stiefelabsatz auf den Linoleumboden. Er hatte das Thema um den Kommandanten der Star Sheriffs und seine Suspendierung noch gar nicht zum Ende gebracht, da steuerte Fireball auch schon zielstrebig das nächste Dilemma an: „Bevor ich Dir das beantworte, musst Du mir eins verraten!“

Plötzlich hatte er doch wieder Appetit auf Schokolade. Wahrscheinlich wollte sein Körper ihm damit signalisieren, dass er einen Ausgleich für den hohen Adrenalinschub brauchte, der durch seine Adern pulsierte. Beherzt riss er seinen Blick von der Süßigkeit los: „Ist er mit diesem rothaarigen Feger abgestürzt, oder nicht?“ eine etwas saloppe Ausdrucksweise vielleicht, aber genau so formulierten die Soldaten im Hauptquartier die üble Nachrede, wenn sie sie hinter vorgehaltener Hand weitergaben.

Fireball entschied augenblicklich, dass es David nicht das Geringste anging, was zwischen dem Cowboy und Christa gelaufen war: „Warum, munkelt man das?“ wollte er mit stoischer Ruhe wissen. Er konnte sich gut vorstellen, was für heiße Spekulationen es gegeben hatte, nachdem April von dem hübschen Lieutenant ersetzt worden war. Aber er würde Colt sicherlich nicht in den Rücken fallen und die Einzelheiten über den kleinen Flirt ausplaudern. Es sei denn natürlich…

„Nein“, hauchte der Rennfahrer stockend, „er hat doch nicht…ich meine…ist er etwa zu ihr…“ hatte der Scharfschütze sich eventuell mit Christa herumgetrieben, während Saber hier auf Yuma ein Strick um den Hals gelegt worden war? Was hatte sich zwischen den beiden noch ereignet, nachdem Fireball auf Ischtar zurück geblieben war?

„Also ich weiß nicht, was er hat oder nicht hat“, wehrte Dave sofort heftig ab und schnappte sich nun doch ein Stück Schokolade, diese Spannung war ja nicht auszuhalten, „Fakt ist, dass Christa sich noch am Abend ihrer Rückkehr mit Prinz Roland verlobt hat und Robin mittlerweile ausgezogen und zurück nach Tranquility gegangen ist.“

Stöhnend wischte sich Fireball über die Stirn und stützte dann die geballte Faust gegen seine Schläfe: „Das ist alles ein verdammter Alptraum, weißt Du das!“ langsam wurde ihm klar, weshalb weder April noch der Cowboy ihm etwas von diesen dramatischen Entwicklungen erzählt hatten. Selbst jetzt, ausgeruht und erholt, fühlte er sich beim Gedanken an all die Probleme einer Ohnmacht nahe. Warum hatte er sich bloß eingebildet, er sei der einzige gewesen, dem es in den letzten Wochen schlecht ergangen war.

„Hast Du schon genug, oder soll ich weiterreden?“ emotionslos verschränkte David die Arme und starrte den Freund herausfordernd an. Er hatte es nun einmal so haben wollen und sollte sich jetzt gefälligst nicht beschweren, wenn ihm nicht passte, was er zu hören bekam. Allerdings stand das Schlimmste immer noch aus und der junge Offizier war sich nicht sicher, ob er das Thema wirklich noch einmal anschneiden sollte. Im Auto hatte Fireball das Gerede über seine Verlobte und den Säbelschwinger mit einem Lachen abgetan. Ob ihm nach all den Enthüllungen der letzten Minuten immer noch zum Lachen sein würde, wenn er alle schlüpfrigen Einzelheiten zum Thema Saber und April gehört hatte?

„Wie“, geschlagen hob Fireball die Hand, „noch mehr?“ nahm denn das überhaupt kein Ende?

Entschuldigend verzog David das Gesicht und nahm neben dem Freund auf dem Bett Platz, bevor er schweren Herzens die letzten Geheimnisse Preis gab, die früher oder später ja doch ans Licht gekommen wären.
 

Unruhig warf April schon zum dritten Mal innerhalb von zehn Minuten einen Blick auf ihren Chronometer; Saber war spät dran. Sie hatten sich für drei Uhr in ihrer und Fireballs Wohnung verabredet, und jetzt ging es schon bald auf die nächste volle Stunde zu. Flatterig erhob sich die Blondine aus dem Sessel, um hinüber zur geöffneten Terrassentür zu gehen und einen tiefen Zug der lauen Herbstbrise zu nehmen. Vielleicht würde ihr die von reifem Obst und Flammenblumen geschwängerte Luft dabei helfen, sich ein wenig zu beruhigen. Mit leicht bebenden Fingern verschränkte sie die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. Was, wenn er ihre kurze Textnachricht von heute Mittag überhaupt nicht erhalten hatte? Es war ja nicht wirklich so, dass sie sich gemeinsam auf dieses Treffen geeinigt hatten. April hatte dem Schotten lediglich kurz und knapp per Communicator mitgeteilt, dass sie unbedingt miteinander reden mussten und er deshalb zu besagter Uhrzeit zu ihr nach Hause kommen sollte. Eine Antwort hatte sie darauf nicht erhalten, nicht einmal die einfache Bestätigung, dass die Nachricht überhaupt ihren Adressaten erreicht hatte.

Es war ja auch möglich, dass er schlicht und profan keine Lust hatte, dem weiblichen Star Sheriff gegenüber zu treten, was sie ihm nicht einmal verdenken konnte. Außer den wenig freundlichen Worten, die sie am Tag von Fireballs Rückkehr im Krankenhaus gewechselt hatten, war in der letzten Woche kein Mucks mehr zwischen den Freunden gesprochen worden. Und April wusste, dass sie maßgeblich die Verantwortung für diese Funkstille zu tragen hatte. Sie war nach dem Tag der Beisetzung nicht mehr in seine Wohnung zurück gekehrt, nicht einmal, um ihre Sachen zu holen, hatte sich förmlich vor ihm versteckt, seine vielen Anrufe ignoriert und nicht auf die Nachrichten geantwortet, die er ihr in den ersten drei Tagen pausenlos geschickt hatte.

Aber Fireball würde nicht ewig im Krankenhaus bleiben. Zwar hatten die Ärzte bei seinem Arm noch keine Fortschritte verzeichnen können, aber darüber hinaus war er schon fast wieder der Alte. Wie sie den Rennfahrer kannte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er sich selbst aus der Klinik entließ. Und bis dahin musste sie unbedingt mit dem Säbelschwinger gesprochen haben, auch wenn sich allein beim Gedanken daran ihr Magen nach außen stülpen wollte. April wusste um die Gerüchte, die derweil immer weitere Kreise im Oberkommando zogen, und es war utopisch zu glauben, dass Fireball nicht irgendwann davon erfuhr. Diesem schlimmsten aller Szenarien mussten sie unbedingt zuvorkommen, sonst würde es ein absolutes Desaster geben. Doch das gab es wahrscheinlich sowieso. Der Rennfahrer würde jedenfalls nicht fröhlich lächelnd hinnehmen, dass sein Boss in seiner Abwesenheit mehr als nur einen Finger an seine Verlobte gelegt hatte und ihm dafür dann auch noch dankbar auf die Schulter klopfen.

Und wie stand der Highlander überhaupt zu der ganzen Geschichte? Wenn Colt mit seinen Vermutungen richtig lag, und April betete inständig, dass dem nicht so war, hatte Saber in den letzten Tagen Gefühle für die Blondine entwickelt, die weit über die sexuelle Anziehungskraft hinausgingen, die sie selbst für den Freund empfand. Würde er sich Fireball zuliebe bereitwillig geschlagen geben, oder würde er wohlmöglich um das kämpfen, was sich zwischen ihm und dem weiblichen Star Sheriff entwickelt hatte? Atemlos griff sich April an die Kehle und schluckte schwer. Warum nur hatte sie nicht auf ihren Vater gehört und der ganzen Sache einen Riegel vorgeschoben, als es noch nicht zu spät gewesen war? An welchem Punkt hatte die Strömung der Begierde sie mit sich gerissen und die Kontrolle über ihren gesunden Menschenverstand übernommen?

Es war müßig, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, es würde ja an der Situation nichts mehr ändern, aber diese elendige Warterei machte die junge Frau wahnsinnig. Sie hätte die Konfrontation mit Saber niemals so lange hinauszögern dürfen. Schlimme Dinge wurden nicht dadurch besser, dass man sie auf die lange Bank schob. Das war im Prinzip wie bei einem fauligen Apfel, den man nicht in den Müll schmeißen wollte, weil er bereits Schimmel angesetzt hatte und man sich davor ekelte, ihn anzufassen. Irgendwann begann er zu stinken und widerwärtige Fliegen anzulocken, die dann in der Küche einen neuen Staat gründeten.

Das zischende Dröhnen eines Düsenantriebs riss April aus ihren Gedanken und im nächsten Moment verdunkelte ein Schatten ihr hübsches Gesicht. Überrascht blickt sie auf und erkannte die Umrisse von Steed, dem Mechapferd des Säbelschwingers; er hatte ihre Nachricht also doch erhalten!

Mit einem ruhigen „Ho“ brachte Saber das Robottier wenige Meter von der Blondine entfernt auf der Terrasse zur Landung und schwang sich leichtfüßig wie immer aus dem Sattel: „Tut mir leid“, rief er mit abgehetzter Stimme, während er geschäftig an Steeds Sattel herumhantierte, „habs nicht früher geschafft.“

„Schon okay.“ erwiderte April hastig und steckte sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sich der Schotte mit einem zurückhaltenden Lächeln zu ihr umdrehte. In der Hand hielt er ihren Treckingrucksack, mit dem sie die nötigsten Habseligkeiten in seine Wohnung geschafft hatte. Er machte einen ziemlich ruhigen, ja beinahe gelassenen Eindruck, als er langsam auf sie zugeschlendert kam: „Hab Dir Deine Sachen mitgebracht.“ erklärte er unnötiger Weise und hielt ihr das pralle Gepäckstück entgegen.

Froh darüber, etwas anderes als Sabers blaue Augen anstarren zu können, griff die junge Frau nach einem der Trageriemen: „Danke!“ schnell verfrachtete sie das schwere Ungetüm neben sich auf das Sofa und fand sich im nächsten Moment in den Armen des Freundes wieder, der ihr einen Kuss auf den Scheitel drückte: „Ist schön Dich zu sehen, Kleines.“

„Lass das bitte, Saber“, widerborstig befreite sie sich aus der zärtlichen Umarmung, „wir sollten das nicht…“ da ging es doch schon los. Kaum stand der Blondschopf vor ihr und war ein wenig nett zu ihr, da fehlten ihr bereits die Worte. So würde es nie etwas mit dem ernsten Gespräch werden, aber April hätte auch nie damit gerechnet, dass er so ungeniert da weitermachen würde, wo sie bei ihrem vorletzten Treffen aufgehört hatten. Störte er sich denn überhaupt nicht daran, dass Fireball zurück war und sich dadurch alles geändert hatte? Sicherheitshalber trat sie einen Schritt zurück, um Sabers Einzugskreis zu entkommen.

„Oh entschuldige“, antwortete der Säbelschwinger bissig und beäugte skeptisch ihr ablehnendes Verhalten, „ich wusste nicht, dass es jetzt sogar schon verboten ist, eine Freundin gebührend zu begrüßen.“ Die Gelassenheit war verschwunden und hatte einem Anflug von Zynismus Platz gemacht.

April straffte tapfer die Schultern und nickte: „Ist es natürlich nicht!“ sie sprang über ihren Schatten und hauchte ihrem Boss einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Für einen kurzen Moment spürte sie die Vertrautheit seiner warmen Haut und der schwache Duft seines Rasierwassers stieg ihr in die Nase: „So besser?“ unsicher schenkte sie ihm ein schwaches Lächeln, das Saber erleichtert erwiderte: „Viel besser!“

Nonchalant streckte er die Beine aus und lehnte sich ihr gegenüber an den Rahmen der offenen Balkontür. Dabei ergriff er eine ihrer Hände, die er sanft mit dem Daumen zu streicheln begann: „Du hast gerufen, Prinzessin“, pathetisch senkte er das Haupt und küsste ihre zitternden Fingerspitzen, „und hier bin ich. Dein Ritter steht zu Diensten.“

„Könntest Du bitte mit diesem Theater aufhören!“ fauchte April den Blondschopf gereizt an und entriss ihm ziemlich unsanft ihre Hand. Was glaubte er, was er hier tat? Ging er etwa davon aus, dass sie ihn zu einem weiteren Schäferstündchen eingeladen hatte? Er musste doch wissen, warum sie mit ihm reden wollte!

Völlig unerwartet stieß sich der Schotte von der Mauer ab. Sein rechter Arm legte sich dicht über der erschrockenen jungen Frau gegen den Kunststoffrahmen, der andere zog sie grob an seinen Körper: „Und wie wäre es Madame dann genehm, dass ich mich verhalte?“ sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. April spürte seinen hektischen Atem und rechnete jede Sekunde damit, dass er seine Lippen auf die ihren pressen würde, aber so plötzlich, wie er sie eben überfallen hatte, ließ er sie jetzt achtlos stehen und spazierte an ihr vorbei ins Innere der Wohnung: „Hast Du irgendwas zu trinken da?“

„Was?“ völlig perplex starrte sie ihm hinterher. Das Blut raste noch mit unbändigem Tempo durch ihre Adern und der Adrenalinschub brachte ihre Nerven zum Beben. Das Gebaren des Freundes hatte sie so aus dem Konzept gebracht, dass sie augenblicklich nicht in der Lage war, auch nur einen Muskel zu bewegen.

Saber erkannte ihre Verwirrung. Er starrte schwer schnaufend auf seine Schuhspitzen und vergrub dann die Hände in den Hosentaschen: „Hör zu, April, ich weiß, weshalb Du mich hergebeten hast. Und es ist okay!“ langsam schlenzte er zurück auf seine erste Position und blickte der Blondine tief in die Augen: „Glaub mir, keiner freut sich mehr als ich, dass es Fireball gut geht.“

Gebannt beobachtete der weibliche Star Sheriff das Wechselbad der Gefühle, das ihr Boss direkt hier vor ihr durchlebte. Innerhalb von zwei Minuten war er zuvorkommend und zärtlich, grob und leidenschaftlich, gleichgültig und einfühlsam gewesen. Und jetzt lehnte er den Kopf mit traurig verklärtem Gesichtsausdruck gegen die offenstehende Terrassentür und beobachtete einen Rotschwanzbussard, der weit über den Dächern von Yuma seine Kreise zog.

„Ihr zwei gehört zusammen, weißt Du“, fuhr er leise fort, „das war schon immer so. Ich meine, wenn es selbst Hunderte von Outridern nicht schaffen, ihn länger als ein paar Tage von Dir fern zu halten. Colt hat schon Recht, Fire ist wirklich ein Teufelskerl!“

Bei diesen tröstlichen Worten spürte April, wie sich langsam ein dicker Kloß in ihrem Hals bildete. Endlich verstand sie und sah ein, wie sehr sie sich die ganze Zeit über in Saber getäuscht hatte. Nicht eine Sekunde lang hatte er daran gedacht, Fireball zu seinem eigenen Vorteil auszustechen oder ihm seine Position streitig zu machen. Der Schotte hatte kein einziges Mal die eigenen Wünsche in den Vordergrund gestellt, er wollte lediglich, dass sie mit dem Rennfahrer glücklich wurde. Und sie hatte ihn nach allem, was er in dieser schweren Zeit für sie getan und auf sich genommen hatte, einfach ignoriert: „Es tut mir so leid, Saber“, schluchzend warf sie sich in seine Arme, „ich bin so ein Idiot gewesen!“

Versöhnlich zog der Schotte die Freundin an sich und streichelte zärtlich ihren Rücken: „Du dachtest, ich würde nicht damit klarkommen, oder? Deshalb bist Du mir die letzten Tage so akribisch aus dem Weg gegangen!“

April nickte schüchtern und wischte sich eine Träne von der Wange, war aber noch nicht bereit, die ermutigende Wärme von Sabers Umarmung wieder zu verlassen.

„Das war ziemlich feige“, stellte er ungnädig fest, verstärkte aber sofort den Druck auf ihre Schultern, um ihr zu zeigen, dass er ihr diesen Fehltritt zwischenzeitlich verziehen hatte, „Du kannst immer mit mir reden, Süße, das weißt Du doch. Das ist es, was wahre Freundschaft ausmacht!“

„Ja, was Feigheit angeht, bin ich im Moment wohl die Größte!“ gab April kleinlaut zu und schmiegte sich noch ein wenig enger an Sabers breite Brust. Wieso hatte sie dieses Gespräch nur so lange hinausgezögert? Der Säbelschwinger verstand es wie kein zweiter, ihr ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und er hatte sie noch nie enttäuscht. Aus welchem Grund hätte er ihre Erwartungen gerade jetzt, da sie seine Unterstützung wieder einmal so dringend brauchte, enttäuschen sollen?

„Dann hast Du ihm noch nichts gesagt? Noch gar nichts, meine ich?“

„Nein“, schüttelte sie beschämt den Kopf, „wie hätte ich denn? Ich weiß ja nicht mal, wo ich anfangen soll. Was, wenn er mir nicht verzeiht!“ in unbändiger Verzweiflung schaute sie zu ihrem Freund auf, der ihr mit einem ermutigenden Grinsen einen Finger unter das Kinn legte: „Dann heirate ich Dich eben!“ vorsichtig küsste er ihre Tränen fort, so wie er es vor ihrer ersten gemeinsamen Nacht getan hatte. Aber dieses Mal folgte kein leidenschaftlicher Kuss und April wurde auch nicht auf einer Welle der Lust davon getragen. Sie konnte nur noch daran denken, dass sie Fireball vielleicht durch ihre eigenen Dummheit verlieren würde: „Red keinen Blödsinn, mir ist jetzt wirklich nicht zum Spaßen zumute!“

Sabers Hände legten sich auf ihre Schultern und schoben sie gutmütig zurück: „Er wird vielleicht nicht sofort verstehen, April, aber ich bin sicher, dass er es unter den gegebenen Umständen irgendwann akzeptiert.“

„Akzeptiert“, zügellos fuhr sie herum und gestikulierte wild mit den Armen in der Luft herum, „würdest Du das an seiner Stelle tatsächlich akzeptieren? Mensch, Saber, wir haben nicht nur ein bisschen rumgeknutscht, wir hatten eine Affäre! Und das gerade mal eine Woche, nachdem man Fireball für tot erklärt hat. Und zu allem Überfluss bin ich auch noch…“

Ein kehliges Wutgeheul, gefolgt von lautem Scheppern schnitt April jäh das Wort ab und ließ sie und den Säbelschwinger erschrocken herumfahren.

„Fireball!“ keuchend wich sie einen Schritt zurück, als sie das zornige Gesicht ihres Verlobten erblickte, der schweratmend und mit geballter Faust im Eingang zum Wohnzimmer stand und das Pärchen mit zusammengekniffenen Augen taxierte. Er verpasste dem zu seinen Füßen liegenden Kleiderbügel, offenbar die Ursache für den jüngsten Krach, einen saftigen Tritt, der das dunkelrote Stück Kunststoff donnernd gegen den nächsten Schrank katapultierte: „Dann ist es also wirklich wahr!“ zischte er zähneknirschend und ließ die Knochen seiner rechten Hand knacken, dass der Blondine Angst und Bange wurde.

„Hör zu, Fire“, schützend trat Saber neben den weiblichen Star Sheriff und legte ihr unüberlegter Weise eine Hand auf die Schulter, „es ist nicht so, wie Du vielleicht…“

„Nimm Deine dreckigen Pfoten von Ihr, Du Mistkerl!“ brüllte Fireball aufgebracht und ging ohne eine Sekunde länger darüber nachzudenken auf seinen Boss los. Er hatte es nicht wahrhaben wollen. All die ungeheuerlichen Gerüchte, die David ihm am heutigen Tag im Krankenhaus offenbart hatte, waren für den Rennfahrer nichts weiter als üble Nachrede gewesen. Gott, wie dämlich konnte man sein? Da vergnügte sich sein Anführer direkt unter seiner Nase mit seiner zukünftigen Frau, und ihm war es nicht einmal aufgefallen. Aber das würde ihm dieser verdammte Schotte büßen!

„Fire, nicht!“ entsetzt schrie April auf, als Fireballs geballte Faust mit Schwung den Unterkiefer des Säbelschwingers traf, ihn von den Beinen riss und im hohen Bogen hinaus auf die Terrasse beförderte. Wie ein nasser Sack stürzte Saber rücklings auf die sandsteinfarbenen Waschbetonsteine; der Schlag hatte ihn so unvermittelt erwischt, dass er sich nicht einmal hatte wehren können. Stöhnend drehte er sich auf die Seite und griff schmerzverzerrt an seinen Rücken, der die volle Wucht des Falls abgefangen hatte.

Schwer nach Atem ringend öffnete der Rennfahrer vorsichtig seine Faust und jaulte empfindlich auf: „Scheiße, ich glaub, ich hab mir die Hand gebrochen!“ zornig starrte er zwischen seinen pochenden Fingern und dem Freund, der immer noch auf dem Boden kauerte, hin und her, gerade so, als wollte er ihm diese Tatsache zum Vorwurf machen.

„Würde mich nach dem Dampfhammer nicht wundern“, ächzte Saber und fuhr benommen über die Stelle, an der Fireball sein Kinn erwischt hatte, „dagegen ist Colts Rechte ja echt ein Witz.“ Kraftlos stütze er sich auf sein rechtes Knie und versuchte sich schwankend zu erheben. Steed, durch den Tumult unruhig geworden, kam von seinem Landeplatz herübergetrottet. Langsam senkte er den schweren Kopf und stupste seinen Reiter mit leichtem Wiehern an.

„Na los, steh schon auf“, schrie Fireball ungeachtet der eigenen Schmerzen, drängte sich an April vorbei nach draußen und baute sich bedrohlich vor dem Schotten auf, „ich bin noch lange nicht fertig mit Dir!“

„Nein, nicht…“ mit Tränen der Verzweiflung in den Augen warf sich April von hinten an seinen Hals, „hör auf damit, Fire…“ sie musste ihn um jeden Preis aufhalten. Im Augenblick erinnerte ihr Verlobter an einen Berserker, der dem Schlachtenwahn verfallen war und nicht eher Ruhe geben würde, bis er seinen Feind mit den eigenen Händen zerschmettert hatte.

Mit großem Widerwillen beobachtete Saber den beherzten Beistand der Blondine und griff stöhnend nach den Beryllium-Zügeln seines mechanischen Streitrosses: „Halt Dich da raus, April!“ brummte er ausgelaugt, während er sich vorsichtig mit Steeds Hilfe auf die Füße zog. Sein Kopf drohte jede Sekunde zu explodieren und sein Rücken fühlte sich an, als hätte man ihm tausend stumpfe Nadeln auf einmal mitten in die Wirbelsäule gejagt, aber er musste um jeden Preis verhindern, dass April noch weiter zwischen die Fronten geriet.

„Tu ich nicht“, keifte die junge Frau hysterisch zurück und verstärkte ihren Griff um Fireballs Hals, der streitsüchtig versuchte, sie abzuschütteln, „ich werde sicherlich nicht selenruhig zugucken, wie ihr zwei Idioten Euch gegenseitig umbringt!“

Sie spürte, wie sich die Hand des Rennfahrers um einen ihrer Arme schloss und gewaltsam versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien: „Was ist los, großer Anführer, bist Du so ’n elender Feigling, dass Du Dich auch noch hinter der Frau verstecken musst, die Du gerade erst flachgelegt hast?“ die Vorstellung, wie sich seine geliebte April in Ekstase unter Saber wand, raubte ihm den Verstand und sprengte sein Herz wie eine zentnerschwere Granate in Millionen kleine Stücke. Wie hatten sie ihn nur so hintergehen können! Er war so rasend vor Eifersucht, dass er sogar in Kauf nahm, der Blondine weh zu tun. Die Berührung ihres Körpers tat so unmenschlich weh, dass er alles versuchte, um sie von sich abzuschütteln.

„Du weißt ja nicht, was Du redest!“ hustete Saber angeschlagen und wischte sich mit grimmiger Entschlossenheit das dünne Blutrinnsal vom Kinn. Wenn das so weiterging und er sich jede Woche von einem anderen Mitglied seiner Crew verprügeln ließ, würde er bald aus der Schnabeltasse trinken müssen. Er konnte ja verstehen, dass Fireball über alle Maßen wütend war, aber trotzdem würde er sich nicht zu seinem Punching-Ball machen lassen. Wenn der Rennfahrer sich nach einer handfesten Auseinandersetzung besser fühlte, sollte ihm das nur recht sein! Es war nichts Falsches daran gewesen, sich um April zu kümmern, daran hielt Saber nach wie vor fest. Und ab dem Moment, da Fireball von den Toten zurückgekehrt war, hatte er sie nicht mehr angefasst oder auch nur einen unzüchtigen Gedanken an sie verschwendet.

„Ach nein, weiß ich nicht“, die Stimme des jungen Heißsporns überschlug sich förmlich und der Schotte erkannte überrascht, dass die Augen des Rennfahrers verdächtig zu schimmern begannen, „Du hast mit meiner Verlobten geschlafen, Saber, ist Dir das eigentlich klar? Ihr, Ihr beide habt…“, zwei dicke Tränen bahnten sich ihren Weg über seine glühenden Wangen und tropften auf Aprils Arme, „was für ein Freund bist Du eigentlich?“

„Ach, Fire, ich wünschte…“ zärtlich drängte sich die Blondine von hinten an seinen Rücken. Sie fühlte sich so schuldig für das, was sie dem Rennfahrer angetan hatten. Wenn sie nur ehrlich gewesen wäre und ihm von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte.

Angewidert straffte Fireball die gesunde Schulter: „Was wünschst Du“, brummte er sarkastisch und ließ den Säbelschwinger dabei keine Sekunde aus den Augen, „dass Du nicht mit ihm ins Bett gegangen wärst oder dass ich es nicht herausgefunden hätte?“ seine Worte waren so schneidend und verletzend wie eine frisch geschärfte Katanaklinge und bohrten sich tief in Aprils aufgewühltes Herz: „Lass es mich doch wenigstens erklären…“ schluchzte sie selbstquälerisch in sein T-Shirt. Warum nur hatte sie sich gerade heute dazu entschieden, Saber diese dumme Nachricht zu schreiben? Wieso hatte sie gerade heute mit ihm reden müssen, wo doch gestern oder morgen genauso gut gewesen wären.

„Nein, jetzt erklär ich Euch mal was!“ tobte Fireball, während er sich mit einem einzigen kräftigen Ruck aus ihrem Würgegriff befreite. Er trat einen Schritt hinter sie und schubste den weiblichen Star Sheriff in Richtung des Säbelschwingers, der die stolpernde Freundin eilig auffing, bevor sie zu Boden stürzte: „Wisst Ihr eigentlich, wie es war, auf diesem beschissenen Outriderplaneten festzusitzen? Zu wissen, dass ich nicht auf Hilfe zu hoffen brauchte, weil Ihr Euch ja was haste was kannste aus dem Staub gemacht hattet, kaum dass die Schlacht vorbei war. Am liebsten hätte ich mir aus lauter Verzweiflung eine Kugel in den Kopf gejagt. Besser dem Ganzen ein schnelles Ende bereiten, als verkrüppelt wie ich war den Outridern in die Hände fallen, habe ich mir gedacht. Aber da war eine Sache, die mich immer wieder daran gehindert hat, den Kampf einfach aufzugeben…“, wutentbrannt wischte er seine Tränen fort, „als ich Euch alle da auf dem Friedhof gesehen habe, da war ich so… unendlich erleichtert, weil ich wusste, dass ich endlich zu Hause bin. Bei den Menschen, die mich… lieben und die… ihr Leben für mich geben würden…“, seine Stimme geriet durch die fortwährend aufsteigenden Tränen arg ins Wanken und Fireball musste kräftig schlucken, „ganz schön bescheuert, oder?“

„Oh Fire…“ schluchzend schlug sich April die Hände vors Gesicht, weil sie den Anblick seines zutiefst verletzten Gesichtsausdrucks nicht mehr ertragen konnte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie hatte durch ihr törichtes und unüberlegtes Handeln alles zerstört, was die Star Sheriffs ausgemacht hatte. Die tiefe Verbundenheit, die Loyalität und das blinde Vertrauen zueinander waren eingegangen wie ein Nachtschattengewächs, das man absichtlich der prallen Sonne ausgesetzt hatte. Und diesen kapitalen Fehler würde sie nie wieder gutmachen können.

„Und Ihr hattet nicht mal den Schneid, mir wenigstens die Wahrheit ins Gesicht zu sagen“, vorwurfsvoll blieben Fireballs Augen an der weinenden Blondine hängen, „ich musste mir von irgendeinem Soldaten erzählen lassen, was für ein gewaltiges Rindvieh ich doch bin. Weil ich immer noch nicht mitbekommen habe, dass meine Verlobte und mein Boss es direkt vor meiner Nase…“

„Du warst tot“, schrie April unvermittelt und riss die Hände nach oben, „für uns warst Du tot, verstehst Du?“ ihr Gesicht verfärbte sich puterrot und ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig mit jedem Atemstoß. Und als wäre diese Feststellung die einleuchtendste Erklärung für ihr verräterisches Verhalten, gab Saber der Blondine mit stummem Nicken Recht und taxierte seinen Freund mit leidvoller Miene.

„Na, dann wäre ich das vielleicht besser auch geblieben!“ antwortete Fireball bitter und spuckte den beiden seine Worte regelrecht entgegen, drehte sich dann abrupt um und verschwand zutiefst erschüttert in der Wohnung.

„Fire, so warte doch…“ in einem Anflug von selbstzerstörerischer Manier wollte der Säbelschwinger ihm nacheilen, doch die junge Frau hielt ihn mit heftigem Kopfschütteln zurück. Ihre Wangen waren von der einen auf die andere Sekunde von tiefem Rot zu dem blassesten Weiß gewechselt, das Saber je bei einem lebendigem Menschen gesehen hatte, und selbst ihre sonst so kräftigen Lippen hatten alle Farbe verloren.

„Geh jetzt!“ ihre Worte waren nicht mehr als ein Flüstern, die Bedeutung aber unmissverständlich gewesen.

Zögernd berührte Saber wieder sein in Mitleidenschaft gezogenes Kinn: „Ich kann Dich doch jetzt nicht mit ihm…“ der Schotte fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, die Blondine mit dem aufgewühlten Rennfahrer alleine zu lassen.

„Ich habe gesagt, Du sollst gehen“, fauchte sie wütend und schlug die Hand beiseite, mit der er sie beruhigend hatte berühren wollen, „Du kannst hier jetzt sowieso nichts mehr tun.“ Eine Sache, mit der sie natürlich unbestreitbar Recht hatte. Fireball würde sich bestimmt niemals beruhigen, wenn er hier weiter wie ein rotes Tuch vor seinen Augen herumtanzte: „Aber…“

Noch einmal schüttelte April mit Nachdruck den Kopf: „Nichts aber“, sie schob den Highlander grob in Richtung seines Robotpferdes, „das muss ich alleine mit ihm klären!“ auffordernd drückte sie ihm die Zügel in die Hand. Wenn er nicht gleich machte, dass er weg kam, würde sie wohlmöglich die Beherrschung verlieren und Saber genauso unkontrolliert anbrüllen, wie kurz zuvor noch Fireball. Sah er denn nicht, dass es keinen Sinn hatte, wenn sie beide weiter versuchten, auf den Rennfahrer einzureden?

Widerwillig bestieg der Säbelschwinger Steeds Rücken: „April, ich… eigentlich wollte ich…“ er schluckte unbehaglich. Ursprünglich hatte er sich vorgenommen, der Blondine an diesem Nachmittag etwas äußerst Wichtiges mitzuteilen. Aber irgendwie war jetzt wohl nicht der passende Augenblick, um alles noch komplizierter zu machen. Und es würde sowieso nichts mehr ändern, sein Entschluss stand so oder so fest. Es wäre nur einfach schön gewesen, sich wenigstens…

„Jetzt hau endlich ab“, unterbrach sie seinen Gedankengang ungehalten und gab Steed einen groben Klaps aufs Hinterteil, „und lass Dich hier vorerst lieber nicht mehr blicken!“ damit kehrte sie dem Blondschopf ziemlich stoisch den Rücken und folgte Fireball mit zögerlichen Schritten ins Wohnzimmer.

„Keine Sorge“, rief der Kommandant der Star Sheriffs ihr noch mit erstickter Stimme hinterher, „das werde ich nicht.“ Verlegen fuhr er sich über die Augen und seufzte traurig, bevor er seinem Pferd die Sporen gab und sich in die Lüfte erhob.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Adame
2007-03-18T13:07:46+00:00 18.03.2007 14:07
Saber geht! Er wird kündigen und weg gehen! oder sich zumindest irgendwohin versetzten lassen... Er wird die Star sheriffs verlassen...
Das zu meinem Gefühl nach Sabers letzten Worten...

ich habs gewusst. es konnte nur ein Moulin Rouge-Vorhangende werden... Ich kann Fire absolut verstehen! Und seine Tränen... am liebsten hätte ich mitgeheult. und April hätte ich bei der gelegenheit mal kräftig geschüttelt! Jetzt... JETZT fällt ihr auf, wie bescheuert sie gehandelt hatte... Super Mädchen! Kommt ja echt früh...

Ok, vom wirklich fiesen der Geschichte zu den lustigen stellen^^ und die kamen diesmal alle von Colt.
Das mit den Eiern fand ich den Reißer!^____^ sowas kann auch nur colt los lassen^^
und das mit den motorisierten Rollstühlen! *wechlach* das rennen hätte ich gerne gesehen! Gokel auf Extasy? Genial!!!!

Auch wenn ich fast wieder mitgeheult hätte, diesmal aus frust, ist das Kapi sowas von genial!!!!! ich liebe diese Story! allerdings sehe ich kaum noch chancen dass die beiden wieder zueinander finden werden. Von der star Sheriff truppe mal ganz zu schweigen... schließlich wird er ab jetzt in Saber immer nur den Scheißkerl sehen, der seine April befingert hat... Der einzige zu dem er vielleicht noch gehen kann ist colt. aber der wusste auch bescheid und hat fire nichts gesagt... auch keine gute vorraussetzung für eine Freundschaft...
mano! und das schlimmste! Fire wird denken das Baby ist von saber... *wääääääääääääääääääääääääääääääh* das ist soooooooooo gemein!!!!!!!!!!!!

aber ich freue mich trotzdem auf das nächste kapi!^^
*knuddel*
lg ada^^
Von:  Turbofreak
2007-03-14T16:39:28+00:00 14.03.2007 17:39
Hi, Süße!

Ich hab das Kapitel gestern in einem Rutsch durchgelesen. Hab mich mit Colts Verhalten halb tot gelacht, mit Saber gelitten aber das Schlimmste ist. Als du die Szene mit April und Saber beschrieben hast, und Fire plötzlich in ihrer Wohnung auftaucht... Mann Süße, ich hab mich selber voll ertappt gefühlt, als er da plötzlich mitmischen anfängt. Ich hab beim Lesen so einen riesen Schrecken bekommen, als wär ich da fremdgegangen *g*.

Das Kapitel hat mich total berührt, es wird Zeit, dass die vier sich endlich am Riemen reißen oder das Team zerbricht (wenn es nicht schon zerbrochen ist)

Super gut, wie immer

Niki
Von:  Sannyerd
2007-03-14T13:17:35+00:00 14.03.2007 14:17
wow bin völlig fertig...dei letzte szene war der hammer, habe richtig mit fire gelitten!!!

KLASS kap!

Sabers Worte werdem mich jetzt bis zum nächsten kapi beschäftigen puh...
Von: abgemeldet
2007-03-14T13:12:49+00:00 14.03.2007 14:12
Was für eine Dramatik! Toll geschrieben! Ich hab richtig mitgezittert. Super Kapi!

Sabers Worte am Schluss versetzen mich allerdings auch in dumpfes grübeln *unschöne Vorahnung hab*

LG, Flora
Von:  Bluey
2007-03-13T18:13:37+00:00 13.03.2007 19:13
Ich ich ich... muss jetzt auch mal was sagen.^^
Die gute Carry greift mir in den meisten Sachen vor, sie schreibt mir direkt von der Seele, jaja.^^

Das meiste meiner Meinung kennst ja schon über Messi und Tel. Ich bin absolut und schwer begeistert. Dein Schreibstil fesselt, inspiriert und packt mich jedes Mal aufs Neue ganz dolle. Ich sagte dir ja bereits, ich les nie wieder was von dir in Gegenwart von anderen, weil ich pausenlos entweder lache oder heule und nur seltsame Blicke ernte, was auch net soooo der Bringer ist.^^

Zum Kappi:
Die Szene im Flur:
Schon deine Darstellung der gesamten Atmosphäre ist wahnsinnig gut gelungen. Man sitzt direkt neben Saber auf so einem harten Stuhl und beobachtet den alten Mann.
Passt perfekt zu Sabers selbstzerstörerischer Stimmung. Man, wie der gute Saber sich zermartert, das ist ja langsam nicht mehr auszuhalten.
Es wurde Zeit, dass er mitbekommt, dass die anderen wie eine Eins hinter ihm stehen, das brauchte er mal. Auch wenn es nicht wirklich lange anhalten dürfte...
Colt hast du klasse dargestellt und die Sprüche sind einfach nur der Hammer. Meinen Lieblingssatz kennst du ja, da schmeiß ich mich immer wieder aufs Neue weg.^^
Die Diskussion zwischen Saber und Colt ist sowas von perfekt in den Rest der FF eingefügt. Als Colt ihm klarmacht, dass Sabers Chef-Getue ihm zum Hals raushängt, da seh ich bildlich die Szenen ihres Weges in die Phantomzone vor mir. Da war Sabers Gebahren ja am auffälligsten und auch die beinahe Meuterei der anderen. Man wird als Leser automatisch in die vergangen Ereignisse hereinkatapultiert und alles läuft gerade wie ein Film vor meinem inneren Auge ab.
Klasse Geschrieben, Bärchen!

im Krankenzimmer:
Boah, momentan geht mir die gute April mit ihrem Getue gewaltig auf den Geist.
Sicher, sie alle hatten in den letzten Wochen viel auszuhalten, aber für Madame dreht sich die Welt wieder in den richtigen Fugen und schon ist der Rest... c'est la vie! *grummel*
Schön, sie hat Fire wieder, ich find es auch klasse, dass sie ihn wieder hat, aber muss sie sich immer noch wie diese nervende Furie aufführen?
Sie denkt ganz schön egoistisch, was aber nachvollziehbar ist, wenn man objektiv denkt.
Ich glaub, ich bin schon zu tief im Strudel deiner FF verstrickt *feststell*, ich denk nicht mehr objektiv...
Wie Fireball aufwacht...
Das passt super, genau der richtige Satz zum richtigen Zeitpunkt. Den drei anderen müsste es eigentlich eiskalt den Rücken runtergelaufen sein.
Die Spannung zwischen Fireball und Saber ist beinahe greifbar und äußerst realistisch dargestellt. Einfach nur super.
Und der gute Saber tut mir sooooo leid!

Wie du Fire im Krankenhaus zappeln lässt ist einfach nur genial gemacht.
Auch das Verhalten der anderen Drei ist durchaus mehr als nachvollziehbar.
Hier tut mir Dave leid. Der arme Kerl steht mitten in den Fronten und weiß nicht ein noch aus. Vermutlich sehnt der sich gerade nach einem sehr, sehr langen Urlaub... *kicher*


die Diskussion April - Saber:
Sabers Verhalten ist der Hammer!
"Völlig unerwartet stieß sich der Schotte von der Mauer ab. Sein rechter Arm
legte sich dicht über der erschrockenen jungen Frau gegen den Kunststoffrahmen,
der andere zog sie grob an seinen Körper: „Und wie wäre es Madame dann genehm, dass ich mich verhalte?“ sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem
entfernt." <-- für mich die Schlüsselstelle!
Wieso schnickt April denn nich wenigstens hier, was eigentlich Sache ist? Ihr einziges Problem ist, die Lügerei schön zu reden und sich eine Story zurecht zu legen, wie sie Saber abservieren kann. Dabei ist Saber in Gedanken schon viel weiter. Nur sie merkt es nicht. Sie ist wie in den letzten Kapiteln total gefangen in ihrer kleinen Welt.
Wird Time, dass die Prinzessin aufwacht.

dann Fire's Auftauchen:
Boah, ich bin vor Ehrfurcht vor deiner Schreibkunst bald unterm Tisch gelegen.
Mausi, das ist der Hammer!
Fireballs Reaktion war absolut nachvollziehbar. Nur wieso wehrt Saber sich nicht endlich?
Mensch, Fireball war tot. Für die Dinge, die nach seinem "Ableben" geschehen sind, kann doch niemand was.
Das waren so die Gedanken, die mir durch den Kopf geschossen sind.
Die beiden Jungs taten mir so leid.
Beide in das gleiche Mädel verliebt, ehemals Freunde, nun vielleicht für immer Fremde.
Dabei hat Saber die Lage genau gecheckt und... mehr sag ich jetzt nicht.^^

Ganz große Klasse, einfach nur unglaublich gut.
Meine kühnsten Erwartungen hast du mit links beiseite gefegt und sowas von übertroffen.
Ich bin einfach nur restlos süchtig und begeistert.
Aus der Sache kommste so schnell nicht raus, Bärchen. *insidergrins*

Dein Sunny
Von: abgemeldet
2007-03-13T16:13:08+00:00 13.03.2007 17:13
Hey Süße

Das Kapitel ist ein Meisterstück. :-)

Der Anfang hat mir sehr gut gefallen. Ich hätte nie gedacht, das Colt so einfühlsam sein kann. Du schaffst es und bringst mir den Cowboy immer wieder ein Stück näher. Selbst im Umgang mit Robin bin ich erstaunt, auch wenn es nur am Rande erwähnt wurde.
"Wie er da mit einem mal gestanden hat...Gespenstisch, oder?" Mensch, ich krieg bei dem Satz immer noch Gänsehaut. Das hat mich zu tiefst berührt.
Auch Sabers Gefühle hast du sehr gut beschrieben. Ich kann mir schon vorstellen, wie er sich fühlt!

Ich muß sagen, im Krankenzimmer hab ich mich köstlich amüsiert. Was denken unsere Helden sich eigentlich, wo sie sind? Ich bin bald vom Sockel gefallen, vor lachen. Sie steiten sich, sie blödeln rum, sie zicken und es scheint irgendwie keiner zu bemerken, das da noch ein kranker im Zimmer ist, der vielleicht ein bisschen Ruhe braucht. *lach*
"Wieso hatte sie nicht sie mit in die Phantomzone genommen und versehentlich dort vergessen!" *kicher* Ich konnte Colt gut verstehen, ich konnte der Unterhaltung durch das wirre gefasel auch nicht mehr folgen. Hab mich köstlich unterhalten.
"Mir egal, so lange er die Finger von meiner lässt..." super überleitung. Das ist ja mal wieder Typisch Fire, erst lauschen und dann einfach so aufwachen. Die Gesichter der anderen müssen göttlich ausgesehen haben.

Das Fire nun doch mal neugierig ist und wissen will, was eigentlich los ist, ist doch selbstverständlich. Ist doch kein Wunder, wenn die anderen sich so seltsam verhalten. Und wer kommt da grade recht? Dave! Ist doch echt schon gemein, wie er ihn ausgequetscht hat, aber ich hätte genauso gehandelt. *gg* Wenn man das alles so mal Revue passieren lässt, ist doch in seiner abwesenheit ne Menge passiert.

Jaaaa, jetzt der Hammergeile Teil. Was hab ich auf die Szenerie gewartet. Und du hast es super klasse umgesetzt.
Ich hätte wirklich nicht gedacht, das es so ausser Kontrolle gerät, auch nach dem Auszug im icq nicht. WOW, erst mal wieder sammeln. :-)
Fire als Dampfhammer, was hat der Mensch nur für Kräfte?! Du hast in nur so einem kleinen Absatz soviel Wut und Emotionen frei gesetzt, das mir wirklich auch schon die Tränen liefen. Die Verlobte und der beste Freund und Boss, das muß so verdammt weh tun, da kann man nur noch austicken. Und von wegen "du warst tot" Was ist das für eine Entschuldigung? Das bringt die Wut doch nur noch zum überlaufen.
Ich hab die Szene schon dreimal gelesen, und ich find sie jedesmal auf neue, GENIAL!!!!!!!!

Die letzten Worte von Saber beschäftigen mich sehr. Ich glaube, das ich eine böse Ahnung habe.
Ich hoffe, das sich das alles irgendwann wieder einrenkt. :-)

Im großen und ganzen, ich LIEBE das Kapitel. *dicke fette eins geb*

Hab Dich ganz doll lieb
Deine carry


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