Nur ne Grippe
Langsam öffnete Ken seine Augen, bemerkte erleichtert, dass Omi noch schlief. Er nahm ihm das Tuch von der Stirn und tauchte es in das kalte Wasser. Als er Omi jedoch das Tuch wieder auf die Stirn legte, wachte dieser auf und blinzelte benommen. Er wirkte irritiert, fasste sich dann jedoch wieder. "Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken", entschuldigte sich Ken. Omi schüttelte den Kopf. "Was ist passiert? Ich erinnere mich nicht mehr", fragte er dann. "Du bist ohnmächtig geworden und Yohji und ich haben dich hierher gebracht. Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, aber du scheinst zum Glück nur eine Grippe zu haben. Aber warum hast du nicht gesagt, dass es dir schlecht geht? Wir hätten das auch ohne dich geschafft", erklärte Ken. "Tut mir leid. Ich wollte euch nicht allein lassen. Nicht, wo Aya doch auch nicht da ist. Aber wo ist Yohji?", gab Omi zurück. Ken wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als hinter ihm die Tür aufging und Yohji mit einer Tasse das Zimmer betrat.
"Ah, dir scheint es ja schon wieder etwas besser zu gehen, Chibi. Hier!", stellte Yohji fest und reichte Omi die Tasse. Omi setzte sich auf, nahm Yohji die Tasse ab und bedankte sich. Yohji setzte sich auf die Bettkante und fühlte Omis Temperatur. "Das Fieber ist etwas runter gegangen, aber ich glaube wir sollten trotzdem Aya informieren, zumal wir keine Ahnung haben, wie man eine Grippe behandelt", sinnierte Yohji. Ken grinste. Nach ein paar Minuten verabschiedete sich Yohji und ging telefonieren.
Ken blieb bei Omi und kümmerte sich weiter um ihn, bis Yohji zurückkam. "Und? Was hat Aya gesagt?", fragte Ken leise, da Omi zu schlafen versuchte. Yohji winkte ihn aus dem Zimmer. Die beiden setzten sich in die Küche. "Na ja, er hat mir ein paar Pflegetipps gegeben, nachdem er sich von seinem Wutanfall wieder beruhigt hatte." "Wutanfall?" "Ja, er hat uns dafür verantwortlich gemacht, von wegen wir hätten mehr auf Omi achten müssen und so eine Grippe kommt ja nicht von irgendwo und dies und das. Du kennst ihn ja, er macht sich Sorgen." Ken nickte. "Mann, was muss Aya von uns denken. Ausgerechnet wenn er mal nicht da ist, wird unser Chibi krank", witzelte Yohji. Ken lächelte schwach. "Na ja, Aya hat schon recht, Omi sah schon die letzten Tage nicht gut aus, aber er hätte ruhig was sagen können", meinte er nachdenklich. "Stimmt, aber wenn wir ehrlich sind, hätten wir uns dann wieder über ihn lustig gemacht. Er hat es sicher nicht immer leicht als Jüngster", gab der älteste Weiß zurück. Ken zuckte innerlich zusammen. Stimmt, Yohji hatte recht, sie hackten gerne mal auf dem Chibi herum. Aber sie hatten nie bedacht, dass es diesen belasten könnte. Ken wurde von Yohji, welcher ihm einen Zettel in die Hand drückte, aus seinen Gedanken gerissen. Ken blickte auf und nahm den Zettel.
"Da steht drauf, was Aya mir gesagt hat, ich fahr zur Apotheke um ein Medikament für Omi zu besorgen. Kümmere dich bitte weiter um ihn", erklärte der ältere und schnappte sich seine Jacke. Ken nickte und ging wieder zu Omi. Dort angekommen wechselte er zwischenzeitlich immer wieder das Tuch auf seiner Stirn, las nebenbei ein Buch.
So ging es die nächsten drei Tage, aber Omis Zustand besserte sich nicht wirklich, er wirkte müde und er schlief fast die ganze Zeit, aber wenn er schlief, dann sehr unruhig. Oft wachte er schweißgebadet auf, dann wischte Ken ihm den Schweiß weg und wandte sich wieder dem Fernseher in Omis Zimmer zu. Als Omi einmal fragte, warum sich Ken die ganze Zeit um ihn kümmerte, zuckte der nur die Schultern und meinte: "Einer muss sich ja um dich kümmern und so muss ich wenigstens nicht im Laden hocken wie Yohji." Omi zuckte zusammen. Irgendwie hatte es ihm innerlich wehgetan, diese Worte von Ken zu hören. So weh, das ihm Tränen in die Augen traten und er sich wegdrehte um sie vor Ken zu verbergen.
Einige Stunden später betrat Yohji das Zimmer, um Ken etwas zu Essen zu bringen. Omi schlief. Ken machte sich hungrig über das Essen her, während Yohji Omis Temperatur fühlte. /Verdammt, das Fieber ist immer noch nicht runter gegangen, auch mit den Medikamenten nicht.\, überlegte Yohji besorgt und verließ wieder das Zimmer. Er ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Er musste allerdings enttäuscht feststellen, dass um diese Tageszeit noch nichts anständiges lief, und so stellte er den Fernseher schon nach einer Stunde wieder aus, um noch einmal nach Omi zu sehen.
Er öffnete leise die Tür, um Omi nicht zu wecken, falls er schlief. Aber Omi schlief nicht. Ken hatte ihm den Rücken zugewandt und seine Augen starr auf den Fernseher gerichtet, anscheinend noch nicht bemerkend, dass Omi wach war. Omi bemerkte Yohji allerdings eine Sekunde zu spät und so sah dieser noch kurz das verräterische glitzern in Omis Augen, bevor dieser sich wegdrehte und sein Gesicht so verbarg. Yohji durchfuhr die Erkenntnis wie ein Blitz, ihm war klar, er würde Handeln müssen, und deshalb machte er Ken auf sich aufmerksam. Verwundert drehte Ken sich zu ihm um und musterte ihn fragend. "Könntest du die Blumen ausliefern? Ich hab zu viel zu tun, um dass auch noch zu erledigen", bat Yohji Ken und dieser nickte seufzend. So wirklich begeistert schien er nicht von Yohjis Bitte, aber er verließ dennoch das Zimmer.