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Haruka ~ far away

Haruka + OC
von

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Haruka ~ far away

eine Sailor Moon - FanFiction

vonLady_Shanaee

Sie saß am Klavier. Zumindest, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Ein dunkelblondes Mädchen in einem Smoking aus dunkelblauem Samt, der an den Jacketaufschlägen mit Gold abgesetzt war. Gedankenverloren waren ihre Finger über die Tasten des Flügels geglitten, die weißen Handschuhe sorglos neben sich auf den Schemel gelegt.

Nichts sonst hatte in diesem großen Raum gestanden, nur dieses schwarze Klavier, der hellbraune Parkettfußboden hatte schwach im Mondlicht geglänzt, das durch die wandhohen Fenster hereingeschien. Einige von ihnen waren in dieser lauen Sommernacht geöffnet gewesen, und eine sanfte Brise wehte in den Raum, verfing sich in ihren Haaren und ließ sie wie mit Silber überzogen aussehen. Außerdem trug sie den leichten Duft ihres Parfüms zu mir, der mich an Veilchen erinnerte, und die kristallklaren Töne der Melodie, die das Mädchen dem alten und zweifellos kostbaren Instrument entlockte.

"Kaze ni naritai..." - Ich möchte der Wind werden...

Ich kenne dieses japanische Lied: Megumi Ogata singt es, und es ist immer noch eines meiner Lieblingslieder.
 

*.~ *.~*.~

Es war eine dieser Festivitäten wie sie die Reichen unter sich gaben, und ich hätte Etienne dafür umbringen können, dass er mich mit hierhergeschleppt hatte. Aber versprochen war versprochen, er hatte mir auch schon oft geholfen. Und wenn ich mich – seiner Meinung nach – angemessen unter diesen Leuten bewegen konnte, ohne ihn oder mich zu blamieren, war das nur ein Kompliment für mich. Obwohl er zu unserer sogenannten Oberschicht gehörte und eigentlich oft genug solche Pflichttermine wahrnehmen musste, war er jedesmal nervös, so dass mir mehr oder weniger die Aufgabe zufiel, ihn von der Bar fernzuhalten und unliebsame Fragen nach einer weiblichen Begleitung im Keim zu ersticken.

Hergerichtet wie eine dunkelhaarige Barbiepuppe in einem bodenlangen, schneeweißen Abendkleid, in dem ich mit den Kronleuchtern an der Decke um die Wette glitzerte, hatte er mir aus seinem natürlich kirschroten Angeber-Ferrari geholfen und seine „Pflichtbegrüßungsrunde“ gedreht. Ein paar Höflichkeitsfloskeln, einige – aber nicht zu viele – Drinks, ein wenig unverfängliches Plaudern mit einigen Männern und Frauen, die ich schon von früheren Begegnungen dieser Art kannte...

Zwei Stunden später war mir langweilig, und ich hatte die Nase voll davon, immer amüsiert zu lächeln, wenn irgendwer seine vermeintlich witzigen Kommentare zum Besten gab. Von der Musik, die bedauerlicherweise nicht meinem Geschmack entsprach, da ich noch keine 50, sondern erst 25 Jahre alt war, ganz zu schweigen: Erst spielten sie Klassik, was ich noch halbwegs erträglich fand, doch dann spielte die Band Oldies aus den 60er und 70er Jahren...

Wie gesagt, ich war fertig mit mir und dem Rest der Welt – und ganz besonders meine Füße, denn die Absätze meiner Schuhe hätte man als Mordwerkzeuge benutzen können. Etienne war riesig, so dass ich selbst mit zehn Zentimetern neben ihm immer noch winzig wirkte.

So flüchtete ich also und fand auf meiner Suche nach etwas Ruhe diesen Saal aus dem jenes Lied klang…

Ich weiß nicht, was ich zu finden gehofft hatte, aber mit Sicherheit nicht diese elegante junge Frau, die so gedankenversunken spielte, dass sie mich zuerst gar nicht bemerkte. Überrascht schloss ich die Tür nur halb hinter mir und hörte mit beinahe angehaltenem Atem zu. Ich liebe Menschen, die Klavier oder Gitarre spielen können, weil ich selbst zu unmusikalisch dafür bin.

„Wie lange wollen Sie noch da stehen und zuhören?“

Ich war so in die Musik vertieft, dass sie mich mit ihrer Frage aus den Gedanken riss.

„So lange, bis Sie entweder aufhören oder mich hinauswerfen“, entgegnete ich und lächelte.

„Wie Sie sehen, habe ich jetzt aufgehört. Warum kommen Sie nicht her?“

Ihre Stimme klang dunkler und weiblicher, als ich zunächst vermutet hatte, und der belustigte Unterton, der jetzt in ihr mitschwang, ließ sie sinnlich wirken. Ich hätte auf ewig dieser Stimme zuhören mögen... Wie um ihrer Bitte Nachdruck zu verleihen, streckte die junge Frau ihre Hand nach mir aus. Ich zögerte... aber nur kurz.

Als ich vor ihr stand, schaute sie zu mir auf, und ich blickte in zwei tiefblaue Augen, die nun, in der Dunkelheit, fast schwarz wirkten. Sie wurden von langen Wimpern eingerahmt, die ihre Faszination noch verstärkten, doch das höfliche Lächeln, zu dem sich der feingeschnittene Mund verzogen hatte, erreichte sie nicht.

„Sie sind hübsch“, sagte die junge Frau und strich mit einer Hand über meine Wange, wobei die schlanken Finger in den Locken spielten, die mir seitlich ins Gesicht fielen.

Den Rest meiner halblangen schwarzen Haare hatte ich am Hinterkopf zusammengesteckt, damit mir eine Lockenkaskade den Rücken hinunterfiel.

„Alles Make-up und Haarspray“, seufzte ich. „Morgen, nach einem langen Bad, ist nichts mehr davon übrig.“

Hoffentlich wenigstens die Farbe, dachte ich, denn vor einigen Tagen hatte ich sie mir aus Spaß rot gefärbt, so dass man meine Haare nun mit der Farbe von Schwarz- oder Sauerkirschen beschreiben konnte. Ein fehlgeschlagenes Experiment mit tollem Ausgang.

„Wie ehrlich“, kam es spöttisch. „Sie sind die erste Frau, die ich kenne, die zugibt, nicht perfekt zu sein. Ist das hässliche Entlein also nur für diese Nacht zum schönen Schwan geworden?“

Ich überlegte, ob ich beleidigt sein sollte, entschied mich aber dagegen. Es bedurfte einer Menge mehr, mich zu kränken, und mein Aussehen kümmerte zumeist andere mehr als mich selbst.

„Ich bin nicht diejenige, die hier alleine sitzt und Balladen auf einem alten Klavier spielt.“

Touché.“

Jetzt bekam ich ein richtiges Lächeln geschenkt, eines, für das man hätte sterben können. Ich konnte nicht anders als wie gebannt in dieses schmale Gesicht zu starren. Irgendwie fühlte ich mich glücklich.

„Ist Ihr Mund so süß, wie er aussieht?“

Ich starrte mein Gegenüber verblüfft an. War das eine Anmache oder nur ein Flirt?

„Also, ich glaube, der Lippenstift schmeckt nach Himbeeren“, antwortete ich, auf ihren neckischen Ton eingehend. „Oder Kirsche, ich weiß nicht mehr.“

Bevor ich mich versah, war die Frau aufgestanden und hatte mich in ihre Arme gezogen. Sie war nun einen halben Kopf größer als ich, so dass ich jetzt zu ihr aufschauen musste. Ich ahnte, was jetzt kommen sollte und war neugierig, wie weit mein Gegenüber gehen würde.

„Dann werde ich das jetzt herausfinden...“, raunte dieser, noch dunkler und sinnlicher als vorher.

Die Umarmung wurde fester bevor ich einen sanften Mund auf meinen Lippen spürte und danach eine Zunge, die zärtlich deren Konturen nachzog. Ich erwiderte den Kuss, ließ jedoch den Mund geschlossen, als eben jene Zunge zwischen meine Lippen schlüpfen wollte. Hitze stieg in mir auf, als neugierige Hände an meinen Seiten entlang glitten und mich ein angenehm weicher Körper gegen das Klavier drückte.

„Die Tür ist nicht ganz zu...“, wisperte ich und erhielt nur unverständliches Murmeln als Antwort.

„Raffiniert, raffiniert“, flüsterte die schöne Unbekannte dann und strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn.

Sie hatte rote Wangen und einen leicht verschleierten Blick, also ging es ihr wie mir.

„Was? Die Tür?“, fragte ich lächelnd, obwohl ich genau wusste, was sie meinte.

Wie als Strafe wurde ich noch einmal gegen das Klavier gedrückt, wobei ich mich diesmal auf der Tastatur abstützen musste, um einem weiteren Kuss auszuweichen. Ein schreckliches Geräusch bar jeden Wohlklangs war die Folge – die amüsierte Reaktion darauf eine spöttisch hochgezogene Augenbraue.

„Welche Augenfarbe haben Sie?“, fragte sie dann und kam noch ein Stück näher, so dass ich halb auf dem Klavier lag, weil ich immer noch zurückwich.

„Grau.“

„Eine wunderschöne Farbe...“

Wieder berührten sich unsere Lippen, aber außer der noch heftiger aufwallenden Gefühle war er genauso wie der vorherige. Ich verwehrte mich der verlockenden Zunge.

„Ich bin kein leichtes Mädchen“, warnte ich, obwohl ich mein Herz in meinem Hals schlagen spürte. „So einfach haben Sie es bei mir nicht. Wenn Sie mich haben wollen, müssen Sie sich mehr Mühe geben.“

„Ach ja? Das schien aber eben nicht so...“

„Der Schein trügt manchmal.“

„Oje, jetzt wird's philosophisch...“

Das klang so genervt, dass ich nicht anders konnte als zu lachen.

„Bestimmt nicht“, beruhigte ich sie, immer noch in dieser unmöglichen Position, in die sie mich gedrängt hatte. „Aber ich wüsste ganz gern, wem ich diesen aufregenden Kuss zu verdanken habe.“

Das Mädchen wurde verlegen, wie jemand, dem etwas entsetzlich peinlich ist, und half mir auf.

„Oh, Entschuldigung. Tenô. Tenô Haruka.“

„Weit entfernt“ und „Himmelskönig“... Ein toller Name, fand ich. Dann fiel mir ein, wer sie war.

„Colette“, schloss ich mich an.

Haruka schenkte mir noch eines ihrer strahlenden Lächeln.

„Dieser Name gefällt mir.“

„Darüber lässt sich streiten“, seufzte ich. „Es klingt wie eine Automarke.“

„Na und? Eine Corvette ist ein wunderschönes Auto und super schnell.“

„Ich bin aber kein Mädchen, das beim Rennen in der Boxengasse den Cheerleader spielt.“

„Wie schade. Bei dir würde ich gern einen Boxenstopp einlegen, auch wenn er etwas länger dauert.“

Offenbar flirteten wir schon wieder.

„Gib mir ein H! Gib mir ein A! Gibt mir ein R! Gib mir ein U! Gib mir ein K! Gib mir ein A! Haruka!“, skandierte ich halblaut und schüttelte imaginäre Pompons. „Go! Go! Go for Gold!“

Haruka schüttelte sich vor Lachen. Ich fühlte mich stolz, dass sie nicht mehr traurig war.

Es vergingen noch einige magische Augenblicke, in denen wir uns nur in die Augen sahen, bis uns plötzlich siedend heiß einfiel, dass die anderen, das heißt, unsere Begleiter, mit Sicherheit schon nach uns suchten. Und tatsächlich: Stimmen und Schritte waren von der anderen Seite der Tür her zu hören, die wir vorher gar nicht bemerkt hatten. Wir gingen gemeinsam ihre Richtung, als sie ein sichtlich erleichterter Etienne auch schon öffnete.

Chérie!“, rief er und eilte auf mich zu, während ich überlegte, ob ich ihm für diese verhasste Anrede eine Ohrfeige geben sollte. „Es tut mir leid, dir diese Veranstaltung zugemutet zu haben. Ich hoffe, du bist mir nicht böse und hast dich gelangweilt!“

„Nööö...“

Ich hörte Haruka hinter mir leise kichern.

Chérie... Kirsche?“, wiederholte sie schmunzelnd, aber fast lautlos.

„Ja“, antwortete ich murrend, strahlte sie aber an wie ein Kind seine Süßigkeiten.

Ich mochte es, wie sie dieses Wort aussprach. Etienne verbeugte sich altmodisch und wohlerzogen, wobei er Haruka jedoch nicht aus den Augen ließ. Steif stellten sich die beiden einander vor.

„Ich danke Ihnen, dass Sie meine Begleiterin gefunden haben“, sagte er noch, und damit war die Sache für ihn erledigt.

Aber nicht für mich. Ich hakte mich zufrieden grinsend bei beiden ein, und wir gingen zurück in den Festsaal, wo uns Michiru Kaiô entgegen kam, eine der erfolgreichsten Konzertviolinistinnen unserer Zeit. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Harukas Gesicht wieder ernst wurde.

Mit dem womöglich aufreizendsten Lächeln, das sie zustande brachte, begrüßte Michiru Etienne, dem ihr verärgerter Seitenblick auf Haruka nicht auffiel. Mir jedoch fiel er auf, und ich empfand ihr Händeschütteln beleidigend, da sie die Handschuhe nicht auszog. Künstler...

Nach einem kurzen, inhaltslosen Gespräch, auf das wir alle meiner Meinung nach hätten verzichten können, verabschiedete Etienne uns.

„Sehen wir uns irgendwann mal irgendwo wieder?“, fragte Haruka noch kurz davor leise an der Garderobe.

„Ich weiß nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß und genauso leise. „Aber ich würde DICH nur zu gern mal in einem Abendkleid sehen.“

Dann verschwand sie langsam, halb von Michiru Kaiô gezogen, in der Menschenmenge, nachdem sie mir noch lächelnd das Wort „Himbeere“ zugerufen hatte. Ich blieb stehen, wo ich war, und sah ihr nach, bis Haruka nicht mehr zu sehen war, deren Blick meinen nicht losgelassen hatte. Ich musste schon wieder lächeln. Das war mit Abstand die interessanteste Party, die ich jemals besucht hatte.
 

*.~ *.~*.~

Im Gegensatz zu ihr jedoch glaube ich nicht an ein Wiedersehen. Ich verkehre nicht in denselben Kreisen wie sie, und Etienne wird mich wohl erst einmal nicht mehr auf Gelegenheiten mitnehmen, wo wir einander begegnen könnten. Somit ist Haruka für mich das, was ihr Name bedeutet: Weit entfernt.
 

- Owari -
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Laito-Sakamaki
2017-09-27T19:56:44+00:00 27.09.2017 21:56
oh lang, lang ists her... Ich habe die Storie nie vergessen. Eine der wundervollsten, die ich je gelesen habe.
Gruß Ruka-kun ^.~
Antwort von:  Lady_Shanaee
27.09.2017 22:24
Vielen, vielen Dank für dieses Riesenkompliment. O///O Ich weiß gar nicht genau, was ich da noch sagen soll. Vielleicht, dass ich noch eine Sailor Moon FF geplant habe? Und ein paar zu "Diabolik Lovers"? (Du hast ja ein Ayato-Bild bei Deinen Fotos...)

Es ist doch der Wahnsinn, wenn man trotz der Zeit, die inzwischen vergangen ist, nicht vergessen wurde und das auch noch in einem positiven Kontext. Nochmal vielen Dank. <3
Von: abgemeldet
2004-09-30T20:10:17+00:00 30.09.2004 22:10
Wirklich tolle Geschichte, aber leider recht kurz. Ich konnte Indigo auf Deiner Homepage leider auch nicht finden. Bitte schick's mir auch, wüsste so gerne wie's weitergeht!
Von: abgemeldet
2004-08-19T21:16:07+00:00 19.08.2004 23:16
Hey, deine Geschichte hat mir wirklich gut gefallen, das ist Haruka, wie ich sie kenne : ) Ich hätte auch gern 'Indigo' gelesen und war dafür sogar auf dieser etwas strangen 'phaederkiel'-Seite. Deine Seite hab ich gefunden, die Geschichte aber leider nicht. Kannst du sie mir vielleicht schicken oder mir idiotensicher erklären, wo ich sie finden kann?

Gruß, Jacky
Von:  Chaoskaetzchen
2003-05-29T23:05:59+00:00 30.05.2003 01:05
WOW!!!
Du kannst echt genial schreiben. Ich wünschte, das könnte ich auch. Leider dauert es bei mir Ewigkeiten, bis ich mal eine Seite zusammen habe.*seufz*
Mich würde die Fortsetzung von dieser Geschichte und der von Oscar wirklich interessieren.
Zum einen, weil sie einem Lust auf mehr machen, und zum anderen, damit ich noch ein bisschen was lernen könnte.
*dahinschmelz*Haruka!*seufz*
Von: abgemeldet
2002-07-05T11:33:25+00:00 05.07.2002 13:33
Hi!
Ich fand die Geschichte auch toll. Die Atmosphäre ist sehr schön, das entschuldigt auch die Tatsache, dass Haruka fremdgehenwill!*snief* Ich freu mich schon auf die Fortsetzung, fals die mal rauskommt...
Von: abgemeldet
2002-04-11T13:21:56+00:00 11.04.2002 15:21
Der Anfang dieser Geschichte ist sehr schön, stimmungsvoll beschrieben. Du bringst die Amtosphäre sehr gut rüber.
Ansonsten gefällt sie mir recht gut, allerdings mag ich Geschichten, in dennen fremde Charas eingeführt werden nicht besonders.
Aber dein Anfang..
Wunderschön.
Du kannst sehr gut die Stimmungen in der Umgebung der jeweiligen Person rüberbringen.


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