Zum Inhalt der Seite

Eden inmitten des Hades

Finden der wahren Ruhe
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einsame Begegnung

Das Unterholz knackte, die Äste knarrten und der Wind säuselte durch die Blätter. Das dichte Laubwerk ließ die Sonne nicht bis zum Boden des Waldes durchdringen. Und so kam es, dass er sich fühlte, als ob er in der tiefsten Nacht umherirrte, die er je erlebt hatte. Waren seine Schritte vor einer halben Stunde noch langsam und vorsichtig gewesen, so rannte er jetzt von Angst getrieben. Er wusste, er hätte es nicht tun sollen, aber dann hätten ihn die anderen verspottet. Nun irrte er im Wald umher und da er schon seit einer ganzen Weile die Orientierung verloren hatte, merkte er nicht, dass er immer tiefer in den Wald rannte.

Der Wald wurde dichter und dichter, die Bäume begannen, skurrile Formen anzunehmen und er litt mehr und mehr unter Verfolgungswahn. Getrieben von seiner Angst, die geschürt wurde von den peitschenden Ästen der Bäume, hetzte er durch den Wald. Das hielt er eine ganze Weile durch und er wäre auch noch weiter gerannt, wenn er nicht mit seinem Fuß an einer Wurzelhängen geblieben wäre. Verzweifelt und panisch versuchte er, seinen Fuß von dem Gestrüpp zu befreien. Vergebens sah er sich auf der dunklen Lichtung um. Nichts und niemand war zu sehen. Er wollte um Hilfe schreien, aber er hatte Angst, damit wilde Bestien anzulocken. Außerdem wollte er nicht, dass seine Kumpels ihn so hörten.

Er zerrte abwechselnd an seinem Bein und der Wurzel und wimmerte leise vor sich hin. Doch je mehr er zerrte, umso fester verflocht sich das Gestrüpp. Schließlich wurde es so eng, dass es begann, ihm die Blutversorgung zu unterbrechen. Er hörte auf zu zappeln, nahm all seine Kraft zusammen und riss seinen Fuß aus dem Gestrüpp.

Ein schmerzerfüllter Schrei durchdrang den Wald. Sein Gesicht war blass. Mit Entsetzen blickte er auf seinen Fuß. Sein Hosenbein und die Socke verfärbten sich leicht rot. Der Schuh hing noch immer im Gestrüpp.

Sein Bein war mit Kratzern übersät, die Socke hatte Risse und der Fuß hing in einem ungesunden Winkel an seinem Bein. "Ggg...gebrochen?!", flüsterte er entsetzt. Mit zitternden Händen zog er seinen Schuh aus dem Gestrüpp und versuchte, ihn sich wieder anzuziehen. Er mühte sich vergebens ab. Sein Fuß war mittlerweile auf den doppelten Umfang angeschwollen und Blau angelaufen.

Plötzlich raschelte es im Laub. In einiger Entfernung war etwas. Etwas, das durch seinen Schrei angelockt wurde. Er sah sich um, ergriff einen Stock und stand, sich auf diesen stützend, auf. Vorsichtig und unter großen Schmerzen setzte er den Fuß auf. Dann begann er langsam von dem Rascheln weg zu humpeln, immer bedacht darauf, auf keinen Ast zu treten. Er bahnte sich langsam seinen Weg durch den dunklen dichten Wald, im Magen ein Gefühl, als würden ihn tausend Augen aus der Dunkelheit anstarren.

Doch zu spät, hinter ihm brach ein überdimensionaler Vierbeiner aus dem Gestrüpp. Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte es für einen Wolf gehalten. Aber ein Wolf sah nicht so furchterregend aus. Ein Wolf hatte nicht solche Augen, so spitze Zähne und so gigantische Pranken.

Er sah die Bestie einen Moment lang an. Wie hatte sie ihn nur gefunden? Er war doch schon ein ganzes Stück entfernt von der Stelle, an der er geschrien hatte. Sein Blick wanderte vom Kopf der Bestie zu seinen Pranken und ihm gefror das Blut in den Adern. Er verlor Blut! All diese Bestien in diesem Wald rochen Blut und mochten es. Als Vorspeise. Ihm wurde bewusst, dass, auch wenn er jetzt entkommen würde, er zu einem Ziel geworden war. Er war Freiwild. Ohne das Untier noch einmal anzusehen, drehte er sich um und versuchte los zu rennen. Doch schon nach ein paar Metern wurde das zu einer Tortur für ihn. Die Beanspruchung des gebrochenen Beines betäubte seine Sinne. Er war kurz vor einer Ohnmacht.

Das Untier beobachtete ihn kurz, hetzte jedoch dann in seine Richtung und setzte zum alles entscheidenden Sprung an. Er, noch immer betäubt vom Schmerz, merkte das nicht und brach, aufgrund seines nachgebendes Beines zusammen. Er wusste, jetzt war alles aus.

Äußerer Frieden

Er schloss die Augen und die Sekunden bis zu seinem Ende schienen endlos. Als er nach einigen Minuten immer noch nicht den alles beendenden Biß der Bestie spürte, sah er sich um. Hinter ihm war nichts mehr, weder ein Monster noch irgendetwas anderes. Erleichtert sah er nach vor, aber nur, um die Bestie erneut zu erblicken. Erschrocken versuchte er rückwärts zu entkommen, aber seine Gliedmaßen wollten ihn nicht tragen.

Er sah noch einmal zu dem Biest und bemerkte, dass Blut aus seinem Maul tropfte. In diesem steckte ein Ast, dessen Spitze wie ein Flog aus dem Bauch der Bestie ragte.

Er konnte sein Glück nicht fassen. Er musste sich genau im richtigen Augenblick weg geduckt haben. So dass das Untier gegen diesen Ast gesprungen war. Seine Freude ließ ihn seine Schmerzen für einen kurzen Moment vergessen. Doch er wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis die nächste Bestie auftauchen und ihn fressen würde.

Da der Schmerz nachgelassen hatte, konnte er auch wieder klar denken. Er nahm einen Stock und band ihn mit seinem Schal an sein Bein. Gleichzeitig mit der Stützfunktion des Stockes, verhinderte der Schal weitere Blutspuren auf dem feuchten Waldboden. So begann er langsam vorwärts zu humpeln, immer aufmerksam auf jedes Geräusch hörend, was in seiner Nähe erklang.

Langsam wurde es kühler und ihm war bewusst, dass es mittlerweile Nacht war. Und so erwachte der Wald allmählich zum Leben. Auch die Lichtverhältnisse begannen schlechter zu werden, so dass er, selbst wenn er gewollt hätte, nicht schneller gehen konnte. So tastete er sich voran, immer von Baum zu Baum. Er stieg über zahlreiche Wurzeln und war immer darauf bedacht, festen Boden unter den Füßen zu haben.

Um ihn herum begann es zu rascheln. Er blieb stehen ging in die Hocke und prüfte, ob der Schal irgendwo durchsuppte.

Er hatte Glück, er hinterließ keine Spuren. Den, neben sich stehenden, Baum als Stütze nutzend, richtete er sich auf. Er sah sich um und als er den Kopf nach links drehte, sahen ihn zwei bernsteinfarbene Augen an. Ein "uuuhhh" ertönte und ohne zu realisieren, dass das ein Uhu war, stolperte er hastig nach hinten. Kaum dass er zwei Schritte getan hatte, gab der Boden unter seinen Füßen nach. Er schlug sich beim Aufprall den Kopf an und blieb bewusstlos in der Erdkuhle liegen.

Erst ein winziger Sonnenstrahl, der durch die Blätterdecke drang, weckte ihn wieder. Er schrak hoch und sah sich in Panik um. Er lag auf einer Lichtung und war umgeben von kleinen weißen Blühten, die vereinzelt, aber hier, zahlreich durch das Moos des Waldbodens drangen.

Er schloß noch einmal die Augen, erleichtert darüber, dass an ihm nichts fehlte. Außer des gebrochenen Fußes und der paar Kratzer hatte er keine weiteren Wunden. Werder Kratz- noch Bissspuren konnte er an sich feststellen. Lediglich der Schal hatte sich gelockert. Er entfernte ihn und stellte fest, dass die Kratzer aufgehört hatten zu bluten. Er nahm einen neuen Stock und stützte sein Bein erneut mit einem provisorischem Verband.

Schmetterlinge flatterten über die, von vereinzelten Sonnenstrahlen erleuchtete Lichtung, die durch einen kleinen Bach geteilt wurde. Er fühlte sich sicher und geborgen in dieser Idylle, die er noch nie erlebt hatte und von der er nicht wusste, dass sie existierte.

Er humpelte vorsichtig aus seiner Kuhle heraus zum Bach, um Hände und Gesicht von dem getrocknetem Blut des Vorabends zu befreien. Dann trank er sich noch an dem frischen Wasser satt. Er aß einige der hier wachsenden Blaubeeren und entschied sich, hier kurz auszuruhen. Er lauschte dem Plätschern des Baches und dem Zwitschern der Vögel. Er hatte den provisorischen Verband wieder entfernt, die Socke unter großen Schmerzen ausgezogen und kühlte nun den Fuß im Bach. So zurückgelehnt döste er einbischen vor sich hin.

Dann fiel ihm ein, dass er zurück musste. Nicht nur, dass man ihn vermissen würde, nein, es wurde auch gesagt, dass er nicht zu lange bleiben durfte. Es war ihm zwar verboten worden sofort wieder hinaus zu rennen, aber zu lang durfte er auch nicht bleiben. Dann wäre alles umsonst gewesen und man würde ihn immer noch nicht als vollwertiges Mitglied akzeptieren. Er zog also den Fuß aus dem Wasser und legte sich wieder den Verband an. Dann nahm er sich einen großen stabilen Stock, den er als Krücke benutzen konnte, stand auf und humpelte los. Immer den Bach entlang, denn er wusste, wo ein Fluß aus dem Wald mündete. So ging er, wissend, dass er den Weg zurück finden würde, Fluß aufwärts, wieder hinein in das dichte Geflecht aus Bäumen Büschen und Spinnweben.

Innerer Frieden

Immer wieder musste er innehalten und Pause machen. Der unwegsame Pfad, den der Fluß sich durch den Wald bahnte, war zu anstrengend für ihn. Und so kam es, dass es bereits wieder begann zu dämmern. Um ihn herum verschwanden wurzeln und spitze, aus dem Boden ragende, Stöcke in der Dunkelheit und so entschied er sich hier, auf einer wohlgeformten Wurzel die Nacht zu verbringen.

Er lehnte sich zurück und versuchte zu schlafen. Doch jetzt, da er sich nicht mehr durch das Unterholz kämpfte, realisierte er, wie der Wald zum Leben erwachte. Angst wuchs wieder in ihm und verdrängte die neu gekeimte Hoffnung. Er fühlte sich hilflos und allein. Und er spürte erneut, wie tausend Augen begannen ihn zu beobachten. Und immer wenn er die Augen schloß, begann er, Geräusche im Unterholz wahrzunehmen.

Er hörte das Aufkommen von Pfoten die sich mit schnellen Hechtsprüngen vorwärts bewegten. Sie flogen an ihm vorbei und er konnte am anderen Ufer einen Schatten vorbeischnellen sehen. Sein Puls raste und kalter Schweiß trat auf seine Stirn. Er hoffte inständig, dass das Etwas nicht Kehrt machte und ihn entdeckte. Aber wie sollte es ihn auch finden? Er verlor ja kein Blut mehr und ohne an seiner Kleidung zu riechen, würde es ihn nicht verfolgen können. Bei diesem Gedanken überkam ihn ein seltsames Gefühl. Er hatte irgendetwas vergessen. Aber was? Er war doch nun schon fast zwei Tage in diesem Wald, woran sollte er sich jetzt erinnern? Er versuchte zu überlegen, aber die Geräusche des Waldes lenkten ihn ab. Doch als er wieder da Aufsetzten der Pfoten hörte, überkam ihn ein eisiger Schauer. In Panik durchsuchte er seine Taschen , doch ohne Erfolg. Er hatte die blutige Socke am Bachufer liegen gelassen.

Er wurde kreidebleich. Sätze des Etwas wurden immer lauter, bis es schließlich vor ihm aus dem Dickicht hervorbrach. Es stoppte einen halben Meter vor ihm und begann, ihn zu beschnuppern. Das Untier war dem von letzter Nacht sehr ähnlich. Es war nur etwas größer und hatte eine andere Fellfarbe. Er nahm all seinen Mut zusammen und verpasste dem Tier einen Stockhieb auf die Nase. Es jaulte laut und schlug die Pfoten über das Gesicht. Er erhob sich von der Wurzel und stützte sich auf den nun angebrochenen Stock. Verzweifelt sah er sich nach einem Fluchtweg um, doch es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.

Er machte zwei Schritte nach hinten und fühlte, dass es hinter seinem Hacken abwärts ging. Verzweifelt sah er nun wieder zu dem Untier, welches noch immer winselte. Es hatte ihn mittlerweile mit seinen kalten hellblauen Augen fixiert.

Plötzlich holte es mit einer seiner Pranken aus, um ihn zu erschlagen. Er versuchte, sich rücklings auf den Stock stützend, diesem Hieb auszuweichen. Das Gelang ihm auch. Jedoch war die Last zu groß für den Stock, so dass er brach. Er fiel rückwärts in die Dunkelheit, hoffend, dass er weich landen und dem Untier entkommen würde.

Während der Landung spürte er, wie sich einige spitze Äste durch seinen Körper bohrten. Er hustete, und spuckte Blut. Er konnte deutlich den salzig-süßen Geschmack wahrnehmen. Er sah auf und langsam wurde ihm schwarz vor Augen. Bevor er dann das Bewusstsein verlor, und jegliche Anspannung aus seinem Körper verschwand, sah er noch, wie das Untier zum Sprung ansetzte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  BlastedKing
2005-07-25T19:10:05+00:00 25.07.2005 21:10
Ich find es seeeeehr sehr gut ^^
Aber eine sache hat mich etwas stuzig gemacht. im zweiten kapitel ist es nacht, dan kommt er auf diese Lichtung und es ist stalender Sonnenschein .....??
Aber sonst ist wirklich schön
Hut ab
Von: abgemeldet
2005-06-23T20:24:45+00:00 23.06.2005 22:24
Boah! Man kann sich nur wiederholen! Du bis echt supi.
Das war echt ne dolle geschichte. Frei nach dem Blut Lied:
Blut! Blut!
Blut, das muss spritzen meterweit!
Blut! Blut!
Blut, das muss tränken feindes Kleid!
Blut! Blut!
Blut, das muss spritzen meterweit!
Blut! Blut!
Blut in alle ewigkeit!
...
(das ganze gibts auch mit "Hirn" anstatt Blut...aber das haste ja nich geschrieben...)
Von: abgemeldet
2005-01-17T01:08:48+00:00 17.01.2005 02:08
*das so durchles* ... "und jegliche Anspannung in seinem Körper verschwand, sah er noch, wie das Untier zum Sprung ansetzte." ... Dieser Satz prägt sich in mein Hirn ein, das ich heute Nacht noch von träumen werde! XDDD Ja, ja! ^^ Das ist doch eine schöne Geschichte, kurz vorm ins bett gehen! XDDD Is echt mal was anderes, als diese Wischi-Waschi-Romanzen-zeug, was man sonst so vorgesetzt kriegt! ^^

*Kommentar von Yugi-Elch durchles* ... *schweigend staun* Ähm.. ja... "etwas dolle blutig"? Ich fands angenehm wenig! ^^" (bin ich krank? .. Perhaps *schulterzuck*) Also so soooo viel Blut war das nun wirklich nicht! ^.~ Aber du nutzt es auch noch schamlos aus, dass der arme Junge blutet und das gefällt mir! ^^ Also... ich les gern noch weiter sowas! XDDD
Gruß dat Ryuu
Von: abgemeldet
2004-12-21T12:49:21+00:00 21.12.2004 13:49
GATTERPANZER!
Schreib bloß schnell weiter oder ich kriege noch Alptraume *sich schüttel*
Echt genial....was kann ich sagen außer ich bin geplätet
Von: abgemeldet
2004-12-21T12:44:36+00:00 21.12.2004 13:44
*vor Spannung platz*
Maaaaaaaaaan kannst du toll die Umgebung beschreiben *sabber*
Noch schneller zum nächsten Kapitel
Von: abgemeldet
2004-12-21T12:38:27+00:00 21.12.2004 13:38
Boah....*Gänsehaut bekomm*
Echt gruselig und spannend O.O
und supi beschrieben die ganze Ungebung und so....
Will weiterlesen ^^
Also schnell zum nächsten Kapitel
Von: abgemeldet
2004-12-07T23:21:57+00:00 08.12.2004 00:21
Großartiger Grusel! Damit hast Du Deine erste Geschichte tatsächlich noch getoppt! Auch die Überschriftenwahl der Kapitel fand ich sehr kreativ und passend.
Etwas dolle blutig war's hier allerdings teilweise immer noch, wobei es sich schon gebessert hat...
Ansonsten: Mach weiter so! Hast nen tollen Schreibstil!
LG Dein Elch(gott)


Zurück