Wunsch
Das hier habe ich für jemanden geschrieben, der mir sehr nahe steht. Ich hoffe, du verstehst diese Geschichte richtig.
Der Wunsch
Ich kann sie sehen, die Farben. Sie sind um mich herum, überall, wohin ich sehe. Meine Welt ist wunderschön. Der Duft der Blumen, die Wärme der Sonne, die Kühle des Wassers. Wenn ich in den Himmel sehe, zeigt er mir Farben, Azurblau, Rosé, Orange, je nach dem, wie die Sonne steht. Und dann die anderen, die mit mir dort sind, ihre weichen Berührungen, ihre warmen Blicke, einfach ihre Anwesenheit, meine Freunde. Ich weiß, das ist Glück in seiner reinsten Form. Ich tanze, tanze mir meinen Weg durch diese Welt, die ich so liebe, an der ich so hänge. Die Musik, meine Musik, trägt mich mit sich. Und wenn ich abends im Bett liege, bin ich zufrieden. Aber dann kommen sie, die kleinen Stiche. Unaufhaltsam, unangenehm, als ob mich etwas ruft. Warum kann ich zu den anderen, meinen Freunden, die mit hier sind, reden, aber sie nicht zu mir? Warum sind da diese Zeilen in den Liedern, die in mir das Verlangen wecken, dass es anders sein muss? Eigentlich ist doch alles perfekt. Diese Gedanken setzen sich fest, tief in meinem Hirn, verkriechen sich, stechen immer wieder. Bin ich anders? Ich muss doch die Perfektion wahren.
Und an einem Tag, mitten im Duft der Blumen, in der Wärme der Sonne, der Kühle des Wassers, unter den Farben des bunten Himmels, in der Umarmung der anderen, sehe ich die Wände. Dünn sind sie, schimmernd und mit einem Wimperschlag von mir platzen sie, zerspringen sie, lassen mich frei, lassen mich allein.
Die Welt ist grau auf einmal, trist. Die Sonne ist zu kalt, das Wasser zu lau, der Duft vergangen. Der Himmel in seinem endlosen Grau so dicht über mir und denen, die ich 'Freunde' nannte. Ich sehe ihre Augen, erkenne kaum noch darin, was ich vorher sah. Was habe ich getan? Alles, was ich wünschte, verging, ich habe mein Glück verloren. Nun stehe ich hier, im tristen Grau, ich sehe keinen Ausweg mehr, aus dem was sich mir bietet. Das hier ist die Realität, das kann ich sehen. Ich wußte es, tief in meinem Innern, die kleinen Stiche, das war sie, die Realität, die mich rief. Die Zeilen in den Liedern, die diese Sehnsucht, diese Ungewissheit in mir weckten. Nun habe ich das und ich fühle mich elend. Ich möchte zurück in die Wärme, das Licht, in meinen Wunsch. Aber so kann ich sehen, wie es wirklich ist, die Wahrheit, die hinter allem war. Und ich weiß, zurück kann ich nicht.
Ich treibe auf diesem Ozean von Leid, den ich selbst erzeugt habe, wie ein Schiff, steuerlos, hilflos. Und als ich mich umschaue, verängstigt, hoffnungslos, traurig, leidend, entdecke ich etwas Farbe im Grau. Ein kleines Licht, spendet Wärme. Und als ich genauer hinsehe, kann ich erkennen, was es ist. Jemand lächelt, lächelt mich an. Und da! Noch ein Licht und noch eines, immer mehr. Sie lächeln mich an und dieses Lächeln, das kommt von tief unten, aus ihren Herzen. Ich kann mich selbst in diesem Licht erkennen, denn ganz tief in mir, ruht dieses Licht ebenfalls. Ich habe es nur noch nicht gemerkt. Jetzt kann ich auch die Hände sehen, sie recken sich mir entgegen, strecken sich in meine Richtung. Und es wird mir klar: Ich kann nicht mehr zurück, aber die Wirklichkeit muss nicht grau sein, ich kann sie mit Farbe versehen, mit den Menschen, die mir dort zu lächeln. Ich muss nur ihre Hände nehmen.
Ich tauche meine Hände in den Ozean und fange an, zu rudern. Ich werde es schaffen.
Für den, dem das hier gewidmet ist: Ich bin immer für dich da, ich komme dir entgegen, verlass dich darauf. Du schaffst es. Ich werde immer für dich da sein, auch wenn alles Grau ist und du denkst du kannst nicht mehr brennen. Ich brenne für dich mit!