Abgemacht
Gewalt ist keine Lösung - oder doch?
Ich weiß nicht genau warum, aber irgendwie war ich so wütend wie schon
lange nicht mehr. Am liebsten hätte ich laut geschrieen! Matt fuhr
erschrocken auf meinem Schreibtischstuhl zusammen. "Du bist so ein Idiot
Matt!", wiederholte ich noch einmal und sah ihn streng an. "Sag mir doch,
was dir an dieser Stadt nicht gefällt! Warum du dich benimmst, wie der
letzte Idiot auf dieser Welt! Und sag mir endlich, warum dein Arm so grün
und blau war! Bestimmt bist du nicht einfach nur umgefallen. Da stimmt doch
irgendetwas nicht!! Sag es mir endlich und ich kann dir helfen!", schrie
ich aufgebracht. Mein Klassenkamerad sah mich nur verwundert an, doch dann
verfinsterte sich sein Blick, als ich auf den Arm zu sprechen kam.
Plötzlich stand auch er auf. "Du glaubst also wirklich, dass du mir helfen
kannst? Wie naiv!", flüsterte er und packte mich am Kragen.
Irgendetwas gefiel mir hier nicht. Diese Tonlage. Jedoch ließ ich mich
nicht beirren. "Wenn du mir vielleicht etwas vertrauen würdest, dann könnte
ich dir bestimmt helfen! Aber nein, ein Matt braucht ja niemanden! Ja,
vielleicht bin ich ja wirklich naiv, aber es gibt immer etwas, dass man tun
kann!", sagte ich und zog die Hand, die mich so fest gepackt hatte wieder
weg von mir. "Das glaubst du also wirklich?", murmelte Matt. "Ich soll dir
vertrauen? Vertraust du mir überhaupt?" Diese Frage war natürlich äußerst
berechtigt, aber ich musste wirklich erst überlegen. Vertraute ich ihm
überhaupt? Stumm stand ich da und sagte nichts. Doch dann: "Ehrlich gesagt
muss ich mir die Frage erst ein paar Mal durch den Kopf gehen lassen. Doch
glaube ich auch, dass du nicht wirklich schlecht bist und deswegen mag ich
dich und vertraue dir auch!", beschloss ich und verhielt mich absolut
regungslos. "So, dass machst du also. Obwohl ich dir schon einigen Ärger
bereitet hab?", sagte Matt etwas zu sarkastisch in meinen Ohren.
Ich antwortete nicht und sah nur weiter stumm zu Boden. Plötzlich trat Matt
noch näher an mich heran. Alles in meinem Körper verkrampfte sich. Gerade
als ich etwas sagen wollte, legte er mir seine Hand an mein Kinn und zog
meinen Kopf zu seinen. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinen Lippen. Ein
kalter Schauer ließ mir den Rücken runter, als sich unsere Lippen
berührten. Ich konnte es kaum glauben! Wir standen in meinem Zimmer und
Matt küsste mich! Es war nur ein flüchtiger Kuss, doch mir wurden die Knie
weich, sodass ich mich an Matt ´s Schultern einhalten musste, um nicht
umzukippen. Diese Berührung dauerte jedoch nur einige Sekunden und dann zog
sich Matt wieder zurück. Sah mich jedoch noch unverwandt an. Ich kannte
mich überhaupt nicht mehr aus. Warum tut er denn sowas?! Mein Kopf lief
feuerrot an. Ich drückte mich von ihm weg und sah beschämt zu Boden. "Was
sollte denn das jetzt?!", flüsterte ich bedrückt und sah ihn an. Matt
grinste. "Das finde ich überhaupt nicht witzig!!", rief ich und ballte
meine Hände zu Fäusten. Obwohl. Wenn ich so darüber nachdenke, war es
wirklich nicht schlimm. Ich konnte es nicht leugnen. Es war angenehm. "Mir war
einfach danach", erwiderte
Matt und ging wieder auf mich zu. "Dir war einfach danach?!", schrie ich
hysterisch. "Bleib stehen wo du warst!", fügte ich noch mahnend hinzu, als
ich sah, dass er sich mir ein weiters Mal näherte. Was war denn hier bloß
los?! Er ist ein Junge! Warum hab ich es nicht für unangenehm empfunden?!
"Hast du etwa Angst vor mir?", lachte Matt. Angst? Hatte ich denn Angst?
Ich war mir da gar nicht so sicher.
Ich antwortete nicht. Dieses Mal jedoch umarmte mich Matt nur. Er drückte
mich ganz fest an sich und ich glaubte seinen Herzschlag zu hören. Mein
Herz raste, als ob es gleich platzen würde, als ich seine Stimme in meinem
Ohr hörte: "Tut mir Leid Tai. Ich kann dir nicht sagen, was mir fehlt. Doch
ich glaube, dass ich dir vertrauen kann und du mir vielleicht helfen
kannst, aber glaub mir, dass tust du schon. Schon lange. Also bitte
akzeptiere es, wenn ich es dir jetzt noch nicht sagen kann", endete er und
löste sich von mir.
Seine Stimme klang traurig. Doch irgendwie glaubte ich, dass ich etwas in
Matt bewegt hatte und auch auf ihn hören sollte.
"So. Ich geh jetzt wieder nach Hause", sagte er schließlich und fuhr mit
seiner Hand durch meine Haare. "Und denk dran! Wir haben eine Verabredung
in den Ferien. Ich hol dich dann ab Kröte!"
Er sah mich noch einmal durchdringend an und wandte sich dann zum gehen.
Ich blieb stumm. Doch dann rief ich ihm noch nach: "Ich freu mich schon
drauf und hol mich bitte bald ab!"
Matt grinste nur und verschwand dann.
Bye
Eure gojo