Mein Abschied
Vogelgezwitscher und grellen Sonnenstrahlen, die durch das kleine Fenster fielen, weckten mich.
Ich hatte schlecht geträumt und wälzte mich zu dir herum. Doch statt deines engelsgleichen
Gesichtes, das im Schlaf lächelte, sah ich Blut. Das Laken unter mir war getränkt davon und färbte
alles in ein dunkles Rot. Meine Pupillen wurden kleine Punkte, als ich deinen Kopf zu mir
umwandte, in der Hoffnung, doch noch ein friedliches Lächeln auf deinen Lippen finden zu können,
in der Hoffnung, dass die Angst, die drohend in mir aufstieg, nicht begründet war. "Tito!" Ich schrie
deinen Namen, doch deine grauen, leeren Augen sahen wie durch mich hindurch und der dünne
Faden Blut an deiner Unterlippe war schon lange getrocknet. Mein kleiner Vogel... Du hattest mich
verlassen! Neben dir lag ein Stück tückisch glänzendes Stück Glas, befleckt mit deinem reinen Blut.
"Tito!" Obwohl ich wusste, dass deine Ohren meine Stimme nicht hören konnten, schrie ihn ich
wieder, deinen Namen, so oft bis Tränen aus mir heraus brachen. Wieso hattest du mich freiwillig
verlassen? Hatte das Leben ohne Augenlicht dich so zerbrochen, dass du fliehen musstest? Der
graue Himmel, den du immer gehasst hattest, war in dein Inneres geschlichen und hatte dir die
Hoffnung auf den blauen Himmel und die Vögeln genommen, die du hattest finden wollen. Meine
Hände umfassten deinen leblosen Körper, drückten ihn an sich und wollten nicht verstehen, dass
du die Umarmung nicht erwidertest. Mit dir im Arm sank ich zurück aufs Bett und weinte, bis meine
brennenden Augen die Fähigkeit dazu verloren hatten. Noch immer fiel das Sonnenlicht in diesen
Traum, ließen ihn trotz allem dunkel und leer wirken. So wie mein Leben ohne dich nun war. Ein
Leben, das keinen Sinn ergab. Meine freie Hand umschloss die Glasscherbe neben dir und ein
Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab, während ich meinen Namen in meinen von Narben
übersäten Unterarm schnitt. Stork. Der Name, den du mir gegeben hattest, und den jeder kenne
sollte, auch wenn ich irgendwann nicht mehr war.
Tränen rannen übermein Gesicht und ich begann zu zittern. Ich würde mein Versprechen halten
und dir den blauen Himmel zeigen. An einem besseren Ort als diesem...