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When fire and ice collide

von

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Wenn die Träume fallen

2: WENN DIE TRÄUME FALLEN
 

Du füllst mich an wie Blut die frische Wunde

und rinnst hernieder seine dunkle Spur (...)

Du Überleben, wenn die Träume fallen,

zuviel gelitten und zuviel gewußt
 

(aus Gottfried Benn, "Abschied")
 

"GEFLECKTER SCHIERLING", NOKTURNGASSE, LONDON
 

Sie lag neben ihm und horchte auf seinen sich langsam beruhigenden Atem. Es war das letzte Mal - er wusste es nur noch nicht. Und eigentlich wollte sie es auch nicht wahrhaben. Halt die Zeit an. Lass' diesen Moment ewig dauern. Ein bitteres Lachen entrang sich ihrer schmerzenden Kehle; als wäre es so einfach!

"Morgaine?"

Wenn ich ihn jetzt ansehe, werde ich schwach. Ich darf nicht schwach sein...

Langsam drehte sie sich herum und erwiderte den sanften, fragenden Blick seiner blassen Augen.

"Was hast du?"

"Ich..." Hilflos schüttelte sie den Kopf. Sie wollte nicht weinen... Es war nur ein Auftrag, nicht mehr. Du bist für ihn auch nur ein Mittel zum Zweck. Ein hübsches kleines Spielzeug, das zudem seine Verbindungen zum Ministerium stabilisieren soll. Also benimm' dich nicht wie ein dummes Schulmädchen. "Es ist nichts." Abwesend entwirrte sie sein zerzaustes blondes Haar, bemüht, ihn nicht anzusehen. Ich kann es nicht. Ich brauche ihn.

"Was ist mit dir, Feuervogel?"

Der Kosename traf sie wie ein Schlag in die Magengegend. Klar doch. Nicht genug, dass ich nicht mit mir selbst im reinen bin, jetzt fängt er auch noch an, meine Absichten zu untergraben. Als wüßte er... "Lucius..." Morgaine holte tief Luft und setzte sich auf. "Wir werden uns nicht wiedersehen."

"Ich verstehe nicht..." Verwirrt sah er sie an.

"Ich denke, du verstehst mich ziemlich gut."

Tränen stiegen in ihre Augen und schnürten ihr den Hals zu. Genau das, was sie befürchtet hatte.

"Aber warum...?"

"Du bist verheiratet. Du hast einen Sohn."

"Ich liebe Narcissa nicht."

Klar. Aber mich.

"Es war eine Zweckheirat, und das weißt du genau."

"Und Draco? Was denkt er darüber, dass sein Vater fremdgeht?"

"Ich glaube nicht, daß es ihn interessiert. Nichts interessiert ihn, wenn es nicht seinen Zwecken dienen könnte."

Ein ironisches Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. "Dann sei besser vorsichtig. Nicht, daß er dich nachher mit seinem Wissen erpreßt."

"Was sollte er damit schon erreichen? Narcissa würde es auch nicht interessieren, solange es den Ruf der Familie nicht gefährdet."

"Aber genau das ist der Punkt. Wenn bekannt würde, daß der einflußreiche Lucius Malfoy..."

Sein arrogantes, siegessicheres Lächeln weckte in ihr den Wunsch, ihn zu beißen... oder zu küssen. "Sie würden es nicht wagen. Und Draco würde es auch nicht wagen."

Unwillkürlich stieß sie ein verächtliches Schnauben aus. "Hast du auch mal an meinen Ruf gedacht?"

Stirnrunzelnd musterte er sie, als habe sie gerade etwas sehr dummes gesagt. "Entschuldige, Kleines, aber dein Ruf ist ohnehin nicht der beste..."

Zorn kochte in ihr hoch. "Oh, natürlich. Ich bin ja nur eine Elementarhexe. Eine barbarische Wilde, die Kinder frisst und Sturmdämonen beschwört. Moral ist sowieso ein Fremdwort für mich - daher wird es auch niemanden wundern, dass ich verheiratete Männer verführe!"

Lucius nickte sachlich. "Ich wollte es nicht ganz so krass formulieren, aber im Prinzip: ja."

Ich hasse dich, Malfoy. Dich und deine gesamte Brut. Mögest du als Sekretär im Zaubereiministerium wiedergeboren werden ! Gleichzeitig hasste sie sich selbst, weil sie nicht in der Lage war, ihm etwas schlimmeres zu wünschen. Tränen, die nicht nur von ihrem Zorn herrührten, lösten sich aus ihren Augen und tropften ihre Wangen hinunter. "Immerhin war ich gut genug, um mit dem großartigen Malfoy Senior die ein oder Nacht zu verbringen."

"Morgaine, das entspricht doch nicht meiner Meinung. Ich habe nur versucht, die Gedanken der Allgemeinheit..."

"Sicher."

Eigentlich hatte sie hervorragende Reflexe, aber dieses Mal war er zu schnell für sie. Beinahe brutal umfasste er ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. "Jetzt hör' mir mal gut zu, Morgaine LaMort: Ich denke nicht so. Eigentlich solltest du das inzwischen begriffen haben, auch wenn du stur wie ein hundertjähriger Hauself bist!"

Ein Hauself? Er stellt mich auf eine Stufe mit einem Hauselfen? Sie wollte ihn schlagen, ihm die Augen auskratzen, ihn kratzen, beißen, ihm die Zähne eintreten... Statt dessen ließ sie es zu, daß er sie heftig an sich zog und sein Gesicht in ihrem Haar verbarg.

"Ich brauche dich, Morgaine. Du kannst nicht gehen. Das erlaube ich nicht."

Ich will nicht gehen, Lucius. Aber ich muss. Mael braucht mich - er ist verletzt. Und ich habe einen Auftrag zu erfüllen... Seine Küsse brannten wie Feuer auf ihrer kalten weißen Haut, und sie ließ es geschehen, als seine Hände erneut auf Wanderschaft gingen.
 

Es war weit nach Mitternacht, als sie einen letzten Blick auf den schlafenden Mann im Bett warf. Sein hartes, spitzes Gesicht wirkte friedlich und entspannt, und sein weißblondes Haar war auf dem Kissen ausgebreitet wie ein Heiligenschein. Morgaine zwang sich, ihr Herz zu Eis werden zu lassen. Entschlossen zog sie ihren Mantel enger um sich. "Leb' wohl, Lucius," flüsterte sie fast unhörbar. Er regte sich kurz, wachte jedoch nicht auf. Mit einem traurigen Lächeln schlich sie hinaus auf die nächtliche Nokturngasse.

Scátach erwartete sie bereits. Er knuffte sie aufmunternd in die Kniekehle; natürlich wusste er, wie ihr zumute war. "Es ist besser so." Wahrscheinlich hatte er recht- aber das machte es nicht leichter. Nein, ich werde nicht weinen! Trotzig schüttelte sie ihre wilde rote Mähne in den Nacken und machte sich auf den Weg zur Winkelgasse und ihrem Zimmer im "Tropfenden Kessel". Sie brauchte dringend Schlaf... und vielleicht eine gute Flasche Rotwein.



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