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When fire and ice collide

von

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Scars

8: SCARS
 

"You know how it feels

Some wounds never heal

Scars of yesterday

Still won't fade away (...)"
 

"Children of the night", Doro Pesch
 

PARIS
 

"Wie fühlen Sie sich?"

"Bestens." Abgesehen davon, dass ich meine Zeit mit dir verschwenden muss und deine Couch mir Rückenschmerzen bereitet. Morgaine lächelte strahlend, doch irgendwie hatte das nicht den gleichen Erfolg auf Dr. Desplechin wie sonst.

"Sie sehen schlecht aus", bemerkte der Psychologe besorgt.

"Danke. Sie sind auch nicht gerade frisch wie der junge Morgen."

"Verzeihen Sie... Ich meinte, Sie sehen etwas... müde aus."

"Kein Wunder. Ich habe die letzte Nacht damit verbracht, meine Berichte vom letzten Monat zu schreiben."

Desplechin machte sich eine rasche Notiz. "Und woran, glauben Sie, liegt es, dass Sie ihre Berichte immer erst auf den letzten Drücker verfassen?"

"Möglicherweise daran, dass ich schlicht und ergreifend keine Zeit habe, sie früher zu schreiben. Wie Sie wissen, bin ich... sehr gefragt." Und das war noch schamlos untertrieben.

"Haben Sie in letzter Zeit mal etwas für sich getan?"

Bitte nicht schon wieder diese Masche! "Zum Beispiel?"

"Ein freies Wochenende. Ein Einkaufsbummel. Ein Treffen mit Freunden."

Und wovon träumst du nachts ? "Punkt eins: keine Zeit, da zu viel Arbeit. Punkt zwei: warum? Ich habe, was ich brauche. Punkt drei: ich bin in letzter Zeit ständig mit Mael und Aidan zusammen. Reicht das nicht?"

"Ich dachte an Freunde, die nichts mit Ihrer Arbeit zu tun haben."

"Ich habe keine Freunde."

Er starrte sie völlig entgeistert an. "Aber... Sie brauchen dringend soziale Kontakte! Gerade für jemanden mit Ihrer Vorgeschichte ist es wichtig, dass..."

Sie hob die Hand, sich mühsam beherrschend. Es bringt nichts, wenn du deinen Seelenklempner anfällst. "Dr. Desplechin, bitte. Ich stehe zur Zeit etwas unter Stress, aber es geht mir gut. Wirklich."

Mit einem letzten fragenden Blick über seinen Brillenrand hinweg nickte er zögernd. "In Ordnung, Morgaine. Aber ich möchte, dass Sie sich sofort bei mir melden, sobald Sie sich in irgend einer Form überfordert fühlen."

"Natürlich."

"Die Resultate Ihres medizinischen Tests sind zwar noch im grünen Bereich, aber Sie waren schon besser in Form. Diese Gewichtsabnahme bereitet mir doch leichte Sorgen..."

Besser in Form? Das war ja wohl eine glatte Unverschämtheit. Und dafür schlug sie sich nun regelmäßig mit allen denkbaren und undenkbaren Finsterlingen herum? "Versprechen Sie mir, mehr auf sich zu achten?"

"Ja. Wenn Sie meinen..." Hauptsache, er hielt endlich den Mund !

Der vierteljährliche medizinische und psychologische Check-Up war immer eine harte Belastungsprobe für Morgaine bzw. ihre Geduld. Sie sah nicht ein, dass sie mit diesem Stümper über ihre Mutter, geschweige denn ihre Kindheit, sprechen sollte. Als ob sie sich an etwas erinnern würde! Unwillkürlich fuhr sie mit den Fingerspitzen der rechten Hand über die Narbe an ihrer Kehle.

"...uns dann in drei Monaten wieder. Morgaine? Geht es Ihnen gut?"

"Ähm... ja. Auf Wiedersehen, Dr. Desplechin." Nichts wie raus hier!
 

Sie stolperte auf den Flur, warf die Tür hinter sich zu und lehnte sich gegen die Wand. Vor ihren Augen tanzten bunte Flecken. Okay... Tief einatmen... Und wieder ausatmen... Ganz ruhig jetzt...

"Bonjour, Morgaine. Gut, dass ich Sie noch erwische." Superviseur Jean-Luc D'Albert, ihr direkter Vorgesetzter, hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt. "Bonjour, Jean-Luc. Accio Berichte." Mit einer lässigen Handbewegung dirigierte sie den Stapel von Pergamentrollen direkt in die Arme ihres verblüfften Gegenübers.

"Oh. Vielen Dank. Aber darum ging es mir eigentlich gar nicht."

Nicht er auch noch! "Sondern?"

"Warum gehen wir nicht für einen Moment in mein Büro?" Das klang nicht gut. Alles in Morgaine schrie danach, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. "Selbstverständlich."

Sein Büro war sogar noch chaotischer als ihres; ein Punkt, der ihr ihren Vorgesetzten überaus sympathisch machte. Nein, sie mochte Jean-Luc wirklich. Solange er sie in Ruhe ließ, hieß das. Auf seinen Wink hin ließ sie sich auf einem der unförmigen roten Plüschsessel nieder. D'Albert warf ihre Berichte nachlässig auf seinen ohnehin schon überfüllten Schreibtisch. "Möchten Sie einen Tee?"

"Danke, sehr gerne." Ein weiteres schlechtes Zeichen. Trotzdem nippte sie betont ruhig an den heißen, widerlich süßen Gebräu - anders als mit viel Zucker ließ sich seine spezielle Kräuterteemischung nicht ertragen.

"Sie haben in den letzten Monaten sehr gute Arbeit geleistet, Morgaine."

"Danke."

"Vielleicht ist es an der Zeit, dass Sie etwas kürzer treten."

Sie legte beide Hände um ihre Tasse, um ihr Zittern zu verbergen. Will er mich etwa in Rente schicken? Ich bin erst zwanzig, verdammt! "Wie darf ich das verstehen?"

Der Superviseur seufzte und bot ihr eine Zigarre an. Durch den Rauchschleier verfolgte sie aufmerksam jede noch so kleine Veränderung in seiner Mimik. "Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, Morgaine: Dr. De Corson und Dr. Desplechin machen sich Sorgen um Sie. Und ich mir auch."

So nennt man das heutzutage also. "Mit anderen Worten?"

"Wir wissen beide, dass Sie sich nicht besonders gut mit Dr. Desplechin verstehen, von daher nehme ich seine Beurteilungen nicht allzu ernst. Aber Madeleine De Corson versteht ihr Fach; außerdem bin ich nicht blind."

Worauf will er eigentlich hinaus?

"Sagt Ihnen der Begriff 'Burn-out' etwas?"

"Ich habe davon gehört," entgegnete sie vorsichtig. Burn-out, die Berufskrankheit erfolgreicher Auroren: ständige Müdigkeit, mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Selbstzweifel, totale Erschöpfung, Resignation.

"Wir sind der Ansicht, dass Sie in letzter Zeit besonders anfällig für diese Erscheinung geworden sind. Oh nein," er wehrte ihren Widerspruch mit einer beschwichtigenden Handbewegung ab, "ich möchte keinesfalls Ihre Leistungen in Frage stellen. Sie sind nach wie vor mein 'bestes Pferd im Stall'. Mir liegt nur daran, dass es auch so bleibt."

Urlaub? Warum stellt er mich nicht gleich vor ein Exekutionskommando? Ich habe doch erst letztes Jahr Urlaub gemacht!

"Ich weiß, dass Sie sich im Urlaub jedes Mal furchtbar langweilen, daher habe ich einen Vorschlag." Offensichtlich kannte er sie doch besser, als sie geglaubt hatte.

"Und der wäre?"

"Da zur Zeit schwarzmagisch nicht besonders viel los ist - um es mal salopp auszudrücken - schlage ich vor, dass Sie sich erst einmal auf Ihre Lehrtätigkeit in Hogwarts konzentrieren. Bei wirklich gravierenden Fällen werde ich Sie natürlich einsetzen. Aber ich möchte Ihnen den lästigen Kleinkram einfach eine Weile vom Hals halten. Ich glaube, etwas Erholung könnte Ihnen nicht schaden."

Er hatte es also auch bemerkt. Der zur Zeit herrschende, angespannte Frieden wies darauf hin, dass sich irgendwo ein mächtiger Sturm zusammenbraute... "Wenn Sie-wissen-schon-wer wieder in Erscheinung tritt, brauchen wir Sie ausgeruht und voll leistungsfähig. Das verstehen Sie doch, oder?"

Wer, wenn nicht ich? Seit Jahren schon nerven mich alle mit dieser dämlichen Prophezeihung... "Natürlich."

"Dann sind wir uns also einig?"

Morgaine zog den rechten Mundwinkel nach oben; näher konnte sie einem Lächeln momentan nicht kommen. "Sie sind der Boss, Jean-Luc."

Er erhob sich und nahm ihre Hand in seine. "Und Sie sind das Schwert. Es ist bestimmt nicht leicht, damit zu leben."

"Ich komme zurecht." Hoffentlich ließ er sie jetzt damit in Ruhe - sie hatte so schon genug, mit dem sie sich auseinandersetzen musste.

"Das weiß ich."

Was hätte Morgaine nicht dafür gegeben, ihm dieses väterlich-sanfte Lächeln aus dem Gesicht prügeln zu können!

"Passen Sie auf sich auf, Morgaine. Wir brauchen Sie."

"Sicher."

Vorsichtig befreite sie sich aus seinem Griff. "Ich muss mich wieder auf den Weg machen..."

"Selbstverständlich. Grüssen Sie bitte Mael von mir - ich bin froh, dass diese unangenehme Sache so glatt über die Bühne gegangen ist."

Unangenehme Sache? "Hören Sie, Jean-Luc, ich bin der Meinung, dass Mael..."

"Völlig im Recht war? Das sehe ich genauso. Wenn es nach mir ginge, würde dieser Macnair sofort in Askabans tiefsten Kellern verschwinden. Aber wenn das englische Ministerium darauf besteht, Scheuklappen zu tragen... Wir können uns momentan keine politischen Spannungen leisten."

"Ich verstehe."

"Gut. Ich hatte nichts anderes erwartet."

Nein. Warum auch. Es ist schließlich meine Lebensaufgabe, zu funktionieren.

"Oh - und natürlich auch meine besten Grüße an Albus Dumbledore. Es ist gut zu wissen, dass wenigstens einer den Kopf nicht in den Sand steckt."

"Ich werde es ausrichten. Auf Wiedersehen, Jean-Luc." Bevor ihm noch eine dumme Floskel einfallen konnte, verliess sie das Büro - ausnahmsweise durch die Tür.
 

LONDON
 

"Sirius?"

"Hm?"

"In welchem Jahr wurde der Orden des verknoteten Pentagramms gegründet, und was waren seine Ziele?" Hilfesuchend sah Harry seinen Paten an, der schon seit einiger Zeit in dumpfem Schweigen vor sich hin brütete.

"Was weiß ich. Kann nichts gescheites gewesen sein." Mit etwas mehr Interesse erkundigte er sich: "Bist du immer noch nicht mit deinen Hausaufgaben fertig?"

"Nein. Hermine will Ron und mich auch nicht abschreiben lassen. Sie meint, dann würden wir nichts lernen."

Der Animagus grinste. "Ganz unrecht hat sie damit ja nicht..."

"Seit sie in Rumänien bei diesem Blödmann Krum war, ist sie unausstehlich."

"Du bist doch wohl nicht etwa eifersüchtig?"

Harry schnaubte. "Eifersüchtig? Bestimmt nicht." Warum nur war ihm diese Frage jetzt peinlich gewesen? Stirnrunzelnd wandte er sich wieder seinem Aufsatz zu. Sirius erhob sich und begann, unruhig im Raum auf und ab zu gehen.

"Du machst mich nervös", beklagte Harry sich nach drei Minuten.

"Tut mir leid. Ich hasse es einfach, hier herumzusitzen und nichts zu tun. Ich wünschte, ich könnte..."

"Hinaus in die Winkelgasse gehen, Frauen und Kinder zu Tode erschrecken und damit die Dementoren auf den Plan rufen? Eine hervorragende Idee, Sirius." Mael trat aus dem Schatten der Türöffnung ins Zimmer; unwillkürlich fragte Harry sich, wie lange der Elementarmagier bereits dort gestanden hatte.

"Natürlich nicht! Ich bin doch nicht blöd!"

"Dann hören Sie bitte auf, sich wie ein verwöhntes Kind aufzuführen."

Wütend baute Sirius sich vor dem bedeutend größeren und kräftigeren Mann auf. "Ich an Ihrer Stelle würde nicht so große Töne spucken, Mael."

"Und warum nicht?", erkundigte der Bretone sich freundlich lächelnd.

"Immerhin bin ich nicht derjenige, der sich von einem... Mädchen beschützen lässt."

"Sie wissen nicht, worüber Sie sprechen, deshalb werde ich diese Bemerkung einfach ignorieren."

"Sehr freundlich", höhnte Sirius. "Fällt Ihnen keine passende Antwort ein?"

"Mir fällt einiges dazu ein, aber meine gute Erziehung hindert mich daran, es auszusprechen."

Seit seine Wunde verheilte, war Mael wesentlich gelassener - als Harry ihn kennengelernt hatte, wäre er mit Sicherheit nicht so ruhig geblieben.

"Gute Erziehung, wie?"

"Ähm... Mael, vielleicht können Sie mir helfen." Harry sah sich gezwungen, einzugreifen. "Wissen Sie, in welchem Jahr der Orden des verknoteten Pentagramms gegründet wurde und was seine Ziele waren?"

"Der Orden des verknoteten...? Warte mal, das war... 1973. Sie hatten das Ziel, sämtliche magischen Prinzipien ins Gegenteil zu verkehren. Nicht, dass sie wirklich erwähnenswert wären. Sie waren ein Haufen Stümper, die..."

Die Wohnzimmertür wurde mit nicht unbeträchtlicher Wucht ins Schloss gefeuert. "Starker Abgang", bemerkte der Auror ruhig.

"Ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist. Normalerweise ist er nicht so." Sogar in Harrys Ohren klang sein Versuch, seinen Paten zu verteidigen, ausgesprochen kläglich.

"Er erträgt es nicht, eingesperrt zu sein, selbst, wenn das Gefängnis sein eigenes Haus ist. Das kann ich sehr gut verstehen."

"Sie nehmen es ihm also nicht übel?"

"Nein. Und jetzt lass' mal deinen Aufsatz sehen. Mir ist da ein Fehler aufgefallen."
 

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"Bonjour, Maman." Es war ruhig in diesem Flügel des St. Mungo-Hospitals. Das Zimmer war hell und freundlich eingerichtet... nur einen Schritt davon entfernt, gemütlich zu sein. "Maman?"

Die Frau saß am Fenster und sah hinaus auf den Park, wie immer, wenn Morgaine sie besuchte.

"Wie geht es dir heute?" Langsam ging die Aurorin vor ihrer Mutter in die Hocke und nahm deren kalte Hände in ihre. Nimoue LaMort drehte nicht einmal den Kopf; ihr leerer Blick blieb weiterhin in die Ferne gerichtet.

"Ich habe dir Blumen mitgebracht. Schwertlilien. Die magst du doch so gerne." Schweigen, wie nicht anders zu erwarten. "Oh - und hier ist ein neuer Bademantel für dich. Der alte sah langsam wirklich etwas angefressen aus." Morgaine zwang sich zu einem Lachen. "Es ist wunderbar draußen. Im Spätsommer kann sogar eine Stadt wie London schön sein." Sanft schob sie der älteren Frau eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Die Schwester hat mir erzählt, dass du heute morgen wieder im Park spazieren gegangen bist. Hat es dir gefallen?"

Ihre Mutter war erst fünfundvierzig, doch ihr Haar war schneeweiß - eine dauerhafte Erinnerung an ihre Begegnung mit Voldemort, zusammen mit ihrem zertrümmerten Verstand. Die blauen Augen wirkten leblos wie Glasmurmeln. "Ich trete nächste Woche meine Stellung in Hogwarts an. Kannst du dir mich als Lehrerin vorstellen? Ich habe meine Probleme damit. Aber ich bin sicher, Onkel Severus wird mir helfen, wo er kann."

Bei der Erwähnung des vertrauten Namens blinzelte Nimoue wie in Zeitlupe. "Severus... Magnus hat mir erzählt, dass er jetzt Lehrer ist..."

"Ja, Maman. Schon seit fast sieben Jahren."

"Magnus hat mir versprochen, mich zu besuchen..."

"Ich bin sicher, er wird kommen. Er hat im Moment nur sehr viel zu tun, weißt du." Dieser Bastard wird wie immer bis Weihnachten warten, um seinen jährlichen Pflichtbesuch zu absolvieren. Aber du hast ja sowieso kein Zeitgefühl mehr... Wenn sie jetzt zur Tür hinausgehen und dann wieder hereinkommen würde, würde es für ihre Mutter sein, als wäre sie heute zum ersten Mal hier.

"Er hat gesagt, er bringt Morgaine mit... Ich habe mein kleines Mädchen so lange nicht gesehen..."

"Maman..." Es kam nicht überraschend, doch es tat jedes Mal etwas mehr weh. Sie weiß nicht einmal, wer ich bin... Ein Räuspern von der Tür her riss sie aus ihren schmerzvollen Gedanken; die Krankenschwester tippte demonstrativ auf ihre Taschenuhr. "Ich muss jetzt gehen, Maman, aber ich komme bald wieder. Lass es dir gutgehen, ja?" Sie hauchte Nimoue einen Kuss auf die noch immer makellose, porzellanweisse Wange und verließ dann die Klinik, ohne sich auch nur einmal umzusehen.
 

Es war sehr spät, als sie in das Hauptquartier des Phönixordens zurückkehrte. Den Rest des Nachmittags hatte sie (Desplechins Rat folgend) mit ausgiebigem Shopping in der Nokturngasse verbracht. Hier gab es definitiv die interessantesten Geschäfte, und niemand stellte dumme Fragen, wenn man auf der Suche nach einer etwas ausgefalleneren Zutat für einen Trank war. Abgesehen davon waren einige der Läden die reinste Fundgrube für ihre Leidenschaft: Morgaine sammelte verfluchte Gegenstände. Wieder dachte sie an das herrliche Collier - Tigeraugen, in Silber gefasst, belegt mit einem dreifachen Todesfluch - in einer Vitrine bei Borgin & Burkes. Natürlich war das Ding so gut wie unbezahlbar; der Preis entsprach etwa einem ihrer Monatsgehälter. Trotzdem wäre sie vielleicht schwach geworden, wenn nicht in genau diesem Moment Lucius samt Nachwuchs den Laden betreten hätte. Warum nur hatte sie ihm schon wieder über den Weg laufen müssen ? Es war auch so schon schwierig genug! Mit einem höflichen: "Guten Tag, Lucius. Auf Wiedersehen, Mr. Borgin." hatte sie sich aus dem Staub gemacht. Nein, heute war definitiv nicht ihr Tag...

Wenigstens war das Bier im "Gefleckten Schierling" stark und billig, und nachdem sie ihren Dienstausweis gezeigt hatte, war sie weitgehend von plumper Anmache verschont geblieben. Das Resultat war, dass sie jetzt, nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, durch die dunklen Räume der Blackschen Bruchbude stolperte. Das Feuer im Wohnzimmer war fast herunter gebrannt und verbreitete nun ein gedämpftes, geheimnisvolles Licht. Ohne weitere Umstände ließ Morgaine sich auf den dicken, bereits etwas abgewetzten Teppich fallen. Auf dem Rücken liegend zündete sie sich eine ihrer starken, selbst gedrehten Zigaretten an. Am besten bleibe ich jetzt einfach hier liegen... ich bin mir nicht sicher, ob ich es noch die Treppe hinauf schaffe.

"Guten Morgen." Gerade, als sie die Augen schließen wollte, fiel ein Schatten auf ihr Gesicht.

"Guten Morgen, Mister Black."

Er lächelte unverschämt charmant. "So höflich heute?"

"Ich bin zu müde und zu betrunken, um unhöflich zu sein." Gähnend räkelte sie sich in eine sitzende Position.

"Möchten Sie einen Kaffee?"

"Nein, vielen Dank. Ich werde wohl gleich schlafen gehen - wenn ich denn die Energie aufbringe, aufzustehen."

Sirius lachte leise. Der heisere Laut jagte ihr prompt einen Schauer über den Rücken.

Hey! Vernunft an Hormonzentrale! Fall jetzt nicht von einem Extrem ins nächste!

"Sie müssen wirklich eine höllische Nacht hinter sich haben."

Sie lächelte zögernd zurück. "Der Tag war auch nicht ohne."

"Arbeit?"

"Shopping."

"Oh... Ganz böse."

"Wem sagen Sie das?"

"Und danach haben Sie offenbar eine ordentliche Sauftour unternommen."

"Wieso Tour? Ich war lediglich im 'Gefleckten Schierling'."

"Ich nehme an, die Leute dort haben mehr Angst vor Ihnen als umgekehrt."

"Richtig."

Er ließ sich neben ihr auf dem Teppich nieder und sah sie nachdenklich an. "Ist es nicht ziemlich anstrengend, ständig alles und jeden zu hassen?"

Morgaine schnappte nach Luft. Mit dieser Frage erwischte er sie momentan wirklich auf dem völlig falschen Fuß. Ehe sie jedoch in die Verlegenheit kam, antworten zu müssen, stürzte Ron Weasley polternd die Treppe hinunter.

"Sirius! Kommen Sie schnell! Harry hat einen Alptraum - und er wacht nicht auf!"



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