Nur zu Besuch
Immer wenn ich dich besuch, fühl ich mich grenzenlos
Alles andere ist von hier aus soweit weg
Ich mag die Ruhe hier zwischen all den Bäumen
Als ob es den Frieden auf Erden wirklich gibt
Es ist ein schöner Weg, der unauffällig zu dir führt
Ja, ich hab ihn gern, weil er so hell und freundlich wirkt
Ich habe Blumen mit, weiß nicht, ob du sie magst
Damals hättest du dich wahrscheinlich sehr gefreut
Wenn sie dir nicht gefallen, stör dich nicht weiter dran
Sie werden ganz bestimmt bald wieder weggeräumt
Wie es mir geht, die Frage stellst du jedes Mal
Ich bin okay, will nicht, dass du dir Sorgen machst
Und so red ich mit dir wie immer
So als ob es wie früher wär'
So als hätten wir jede Menge Zeit
Ich spür dich ganz nah hier bei mir
Kann deine Stimme im Wind hörn
Und wenn es regnet weiß ich dass du manchmal weinst
Bis die Sonne scheint
Bis sie wieder scheint
Ich soll dich grüßen von den andern
sie denken alle noch ganz oft an dich
Und dein Garten, es geht ihm wirklich gut
Obwohl man merkt, das du ihm doch sehr fehlst
Und es kommst immer noch Post, ganz fett adressiert an dich
Obwohl doch jeder weiß, du weggezogen bist
Und so red ich mit dir wie immer
Und ich verspreche dir
Wir haben irgendwann wieder jede Menge Zeit
Dann werden wir uns wieder sehen
Du kannst dich ja kümmern wenn du willst, dass die Sonne an diesem Tag auch auf mein Grab scheint
Dass die Sonne scheint,
dass sie wieder scheint
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Langsam gehe ich den ruhigen Weg entlang
Wie so oft geht mir die Vergangenheit durch den Kopf
Allerdings ... meine Gegenwart
und somit wahrscheinlich auch meine Zukunft
bestehen nur aus der Vergangenheit
Wie ein Film zieht alles an mir vorbei
Alles ... von Anfang an:
Crawford kam zu mir
Gehetzt, Schweißperlen auf der Stirn
So hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen
Er war ganz außer Atem, das weiß ich noch genau
Erschöpft versuchte er mir die Lage zu erklären
Takatori sei aufmüpfig gewesen
Jay hatte wohl überreagiert ...
Wir mussten weg!
Dann ging alles sehr schnell
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern wie,
aber irgendwie standen wir wenig später
mit gepackten Koffern vor der Tür von ,Weiß'
Das gefasste Gesicht ihres Leader hat sich in meinem Kopf festgebrannt
Er wusste alles
Sie nahmen uns auf
Waren erstaunlich umgänglich
Freundlich
Zuvorkommend
Hilfsbereit
Wir lebten schon sehr lange bei ihnen,
als es plötzlich geschah:
Ich verliebte mich!
In meinen ehemaligen ärgsten Feind
Doch ich konnte nichts dagegen tun ...
Der Kampf um seine Zuneigung war hart
Sehr hart
Doch ich gab nicht auf
Konnte es nicht
Unerbittlich kämpfte ich
fand den Zugang zu dem sonst so kalten Herzen
Ja, wir wurden ein Paar
Ein sehr glückliches dazu
Doch wieder war uns das Paradies nicht vergönnt
Unsere Zweisamkeit wurde durch einen einzigen Anruf zerstört
Ausgerechnet mein Rotschopf war es
Der am nächsten am Telefon stand
Der zum Hörer griff
Der die vernichtende Nachricht persönlich entgegen nehmen musste
Es war passiert:
Seine Schwester war tot
Jedoch nicht aufgrund ihrer Krankheit
Sie wurde ermordet
Grausam
Blutig
Als Vorwarnung
An ihn
An Ran
Sie wollten ihn kriegen
Ihn fangen
Ihn töten
Er musste fliehen!
Bevor ich es selber registrierte,
hatte ich ihm eine Tasche gepackt
war mit ihm in das nächste Hotel gefahren
Ich hatte das Gefühl
Die Sonne würde sinken
Und bis jetzt ist sie noch nicht wieder aufgegangen
Tja, so geht es seitdem
Wöchentlich wechselt er die Unterkünfte
Immer mit einem anderen Namen
Geld bekommt er von uns
Immer mehr Bäume, verwaiste Häuser und eingefallene Wände werden zu Briefkästen
Toten Briefkästen
Oft wurde er schon angegriffen
Sie suchen ihn immer noch
Geben niemals auf
Er verschloss sich der Außenwelt gegenüber wieder
Zog sich zurück
Versuchte fast, gänzlich unsichtbar zu werden
Doch ich sehe ihn weiter!
Ich werde ihn immer finden!
Für meinen Geschmack, besuche ich dich viel zu wenig
Aber ich muss Rücksicht nehmen
Muss auf dich aufpassen
Deshalb selber zurückstecken
Doch immer
wenn ich dann wieder zu einem unserer so seltenen Treffen gehe
fühle ich mich wie befreit!
Dieses Gefühl macht sich auch jetzt in mir breit
Die Sorge verschwindet
Macht der Aufregung und den Schmetterlingen platz
Gleich!
Gleich ist es wieder so weit!
Ich bin bei dir!
Kann dich in die Arme schließen!
Dich küssen!
Dir durch die Haare streichen!
Und dir sagen,
wie sehr ich dich liebe!
Meine Schritte werden schneller
Mittlerweile renne ich fast den Weg entlang
Richtung des vereinbarten Hotels
Wir treffen uns immer in Gasthäusern
Sie bieten Anonymität ... und Sicherheit
Keuchend komme ich vor dem Portal zum Stehen
Fahrig suche ich in meiner Hosentasche nach dem Zettel mit der Zimmernummer
Gefunden!
Ich atme tief durch
Beruhige mich nur schwerlich
Fange langsam wieder an, weiterzulaufen
Beharrlichen Schrittes gehe ich durch die Tür
Ich grüße die Empfangsdame nicht
Sie darf sich nicht an mich erinnern
Meine Schritte werden jedoch wieder hastiger
Ich kann es kaum abwarten
Ich steuere gezielt den Lift an
Kaum angekommen drücke ich ungeduldig immer wieder auf den Schalter
Mach schon!
Mach schon!
NUN MACH SCHON!
Endlich!
Der Fahrstuhl ist angekommen
Die Türen öffnen sich
Schnell springe ich rein
Hämmere nervös auf den Etagenknopf
Der Aufzug fährt langsam an
Hektisch tigere ich in dem engen Gerät hin und her
Pling!
Die Türen schieben sich lautlos auf
Ich sprinte geradezu heraus, suche fieberhaft das Zimmer
Der Zettel in meiner Hand ist schon fast völlig hinüber
Schließlich habe ich es geschafft
Ich stehe vor der richtigen Tür
Kann aufgrund meiner Aufregung jedoch nicht länger warten
Nicht noch länger über irgendetwas nachdenken
An irgendetwas sinnlos Gedanken und Zeit verschwenden!
Alles was zählt, bist du!
Ich reiße die Tür auf
Du sitzt auf einer Sessellehne
Hast du auf mich gewartet?
Ohne ein weiteres Wort schwinge ich die Tür zu
Gehe geradewegs auf dich zu
Auch du springst auf
Und ersehnt fallen wir uns in die Arme
Ich küsse dich hungrig
Schiebe meine Zunge geradezu in den schon voraussichtlich geöffneten Mund
Und du erwiderst diesen leidenschaftlichen Kuss
Grob legst du deine Hände auf meinen Hinterkopf und in den Nacken
Ziehst mich näher an dich
Deine Finger gleiten fahrig durch meine langen Haare
Ich hingegen halte dich fest umschlungen
Drücke dich an deinen Schultern von hinten hart gegen meine Brust
Wie ich das vermisst hab!
Gott! Wie lange musste ich darauf verzichten?
Darauf, meinen Liebsten zu halten, ihm nahe sein zu dürfen?
Egal, es war auf jeden Fall zu lang!
Deine Hände wandern meinen Rücken hinunter
Ungeduldig löst du den Kuss
Ziehst mit deiner Zunge feine Spuren über mein Gesicht, mein Kinn, meinen Hals
Doch ich halte deinen Hinterkopf mit einer Hand in meiner Halsbeuge fest
Atme tief den Duft deiner Haare ein
Erst stockst du
Doch dann lehnst du dich gegen mich
Dein Griff um meine Taille verstärkt sich
Du fängst an zu schluchzen
Erste Tränen benetzen mein Shirt
Ich lasse dich nicht los
Im Gegenteil
Ich drücke dich weiter an mich
Noch fester als vorher schon
Und ich spüre die Dankbarkeit in dir
Und nicht nur du bist dankbar
Nein, auch ich
Dafür, dass du dich mir öffnest
Dass du mich in deine Welt lässt
Dass du mich liebst
Du weinst weiter
Erbarmungslos suchen sich die Tränen ihren Weg über deine Wangen
Langsam aber stetig löse ich die Umarmung
Nehme dich auf die Arme, trage dich zum Bett
Dort angekommen, nehme ich dir deine Kleider ab
Decke dich tief zu
Lasse dich kurz alleine
Du öffnest die Augen spaltbreit
Die Iriden schauen unruhig und suchend hin und her
Dein Körper fängt an zu zittern
Schnell lege ich auch meine Sachen ab
Kuschle mich zu dir unter die Decke
Wärmend schließe ich dich in die Arme
Nur langsam beruhigt sich dein Körper wieder
Wir verweben ein Handpaar miteinander
Ehe wir eng umschlungen in seltener paradiesischer Friedlichkeit einschlafen
Bis die Sonne scheint
Bis sie wieder scheint