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Kamikaze Kaito Jeanne - reloaded!

Live fast, die never
von

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Crossing Lives

Hallo!

Anfangs wollte ich "KKJ - reloaded!" (Ist der Titel OK so? Passt er?) ja gar nicht veröffentlichen...aber wie das so ist, wenn ein paar Freunde einem gut zureden...habe ich mich dann also doch dazu durchgerungen.

Dies ist meine erste Fanfic zu einem Manga/Anime, die ich aufschreibe! (ausgedacht habe ich mir allerdings schon öfter was...) Bin also sozusagen Frischfleisch und bitte daher um reichlich Kommis, damit ich weiß, was ich noch verbessern könnte^^! *thanx*

Was ich zum Titel vielleicht noch sagen sollte: "Crossing Lives" soll zwei Dinge verdeutlichen. Zum einen Marrons vielschichtiges Leben, in dem sich viele Teilbereiche untereinander kreuzen, und zum anderen die Begegnung zwischen Marron und Chiaki (hier kreuzen sich ja auch zwei Leben zum ersten Mal). Also viel Spaß und ich hoffe es gefällt euch! (Das nächste Kapitel wird auch nicht so lang, versprochen^^)
 

Kapitel 1: Crossing Lives

Es war ein wunderschöner Montagmorgen. Die Sonne und die wenigen Blumen auf ihrem Balkon strahlten sie in den schillerndsten Farben an, während sie das Bild der gerade erst erwachenden Stadt genoss. Die letzte Nacht war wieder mal viel zu lang gewesen...Ihre langen, braunen Haare wehten ihr ins Gesicht, sie schaute zur Seite und erblickte mit ihren tiefblauen Augen einen kleinen Vogel im Vorüberfliegen.

Die Aussicht war herrlich! Kein Wunder, dass sie, Marron Kusakabe, ihrem Onkel, also ihrem glücklicherweise zur Vergangenheit gehörendem Ziehvater, dieses Apartment aus den Rippen geleiert hatte! Und das Beste: Solange sie schön ihre Klappe hielt, sich um die Hausverwaltung kümmerte und sie sich einfach nur aus dem Weg gingen, musste sie noch nicht einmal die Miete zahlen! Sie wohnte sozusagen umsonst hier - seit ihrem 13. Lebensjahr. Die vielen Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Jahre bis zu diesem gerade erst erwachendem Morgen waren beschwerlich - manchmal sogar schier unerträglich - gewesen, wurden aber dennoch stets von einem kleinen Licht, heller als jeder der Menschheit bekannte Stern, begleitet: Ihre über alles geliebte Halbschwester. Scarlett Ohiara hatte nicht den gleichen Nachnamen wie Marron, sie sahen sich auch kaum ähnlich - aber im Herzen waren sie eins. Der Tod der einen würde den unmittelbaren Untergang der anderen nach sich ziehen. Soviel war klar. Sie hatten beide eine harte Zeit durchgemacht und Marron war unendlich dankbar eine so treue Begleiterin in ihr gefunden zu haben. Andere hatten Katzen, Hunde oder ähnlich vergleichbare Vertraute - Marron hatte Silvy. Dieser Spitzname stammte noch aus fernen Kindertagen. Tage, so unbeschwert und leicht...keine Spur von Einsamkeit, Leid und Schmerz - den beiden Schwestern mittlerweile wohlbekannte alte Freunde...

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es allerhöchste Eisenbahn war sich wieder an ihrem Laptop in die Arbeit zu stürzen! Es blieb ihr ungefähr noch eine halbe Stunde in der sie noch locker ein, zwei Berichte von ihr zum Großteil unbekannten Agenten lesen konnte. Das gehörte nämlich zu ihrem Job bei der CIA dazu. Gut, zugegeben, die CIA hatte ihren Sitz in den USA und Marron lebte - im Gegensatz zu Silvy - immer noch in Japan. Während diese halbe Weltreise für andere, gewöhnlichere Menschen als Marron und Silvy es waren, ein unüberwindbares Hindernis gewesen wäre, war es für sie nur ein Katzensprung ans andere Ende der Welt, der nicht länger als ein paar Sekunden dauerte. Sie war ja schließlich eine Hexe, die Magie war ihr praktisch mit in die Wiege gelegt worden - auch wenn sie sie um ein Haar verloren hätte... Sich mal so eben von einem Ort zum anderen teleportieren zu können barg erhebliche Vorteile in sich. So konnte sie nahezu an allen Orten, wo ihre Anwesenheit erforderlich war blitzschnell auftauchen und sich auf zum nächsten Termin machen. So lief es auch die letzte durchzechte Nacht: Zuallererst nahmen sie und Silvy an einer Konferenz in Amsterdam teil. Nach einigem hin und her wurden sich die lieben Damen und Herren dann auch endlich einig und so konnten sie sogar noch einen Zwischenstopp in einem Pariser Restaurant einlegen. Anschließend ließen sie sich gemeinsam auf irgend so einem piekfeinen Gala-Abend in Los Angeles blicken - was man nicht alles für seinen guten Ruf in der amerikanischen High Society tat. Anschließend - es war bereits eine halbe Stunde nach zwei Uhr nachts - beschlossen sie noch einen kleinen Abstecher ins P3 zu machen. Das P3 war ein Club in einer Seitenstraße Momokuris, der mittlerweile zum echten Geheimtipp geworden war seit Marron und teilweise auch Silvy sich ihm angenommen hatten...Jetzt war es Punkt fünf Uhr dreißig und Marron war erst vor einer knappen Stunde in ihr kuscheliges Bett gefallen. Silvy hatte sich direkt nach Boston teleportiert, sie musste in aller früh raus und sich in Harvard bei ihrem Tutor melden. Eine Stunde Schlaf musste für heute reichen - das hatte sie schon öfter ausgehalten, zumal ihr für gewöhnlich drei Stunden sowieso reichten. "Was machen da schon zwei Stunden weniger?", versuchte sie sich mit Nachdruck einzureden - das klappte fast immer...Der Kaffe in der bewusst extra groß gewählten Tasse würde sie schon auf die Beine bringen!

Auf dem Display ihres Laptops erschien ein Logo - ihr Logo; zwei schleierne Buchstaben, ein S und ein M, die sich wie Nebel immer wieder miteinander verwoben und wieder trennten, nur um an irgendeiner anderen Stelle wieder erneut zueinander zu finden. Mit sicherer Zielstrebigkeit steuerte Marron den Mauszeiger in Richtung eines Ordners, der mit einem fetten Stempelaufdruck "secret Obligations". Alle darin befindlichen Schriftstücke, die sich darin befanden, waren an "Nami", Marrons Decknamen innerhalb der CIA, adressiert. Nach einmaligem Lesen befand Marron ihn für nicht weiter bedenklich und legte ihn ad acta. Die meisten Berichte wanderten früher oder später über ihren Tisch, da sie und Silvy nun mal so was wie Autoritätspersonen waren. Und alles hatte - egal um welchen Job es sich nun handelte - seine Vor- als auch Nachteile. Im Grunde waren ihnen ziemlich viele Menschen aus den verschiedensten Bereihen unterstellt, aber niemand wusste genau wer denn nun welchen Bericht vorgesetzt bekam - eine Sache des Sicherheitsnetzes. Gerade als Marron eine weitere Datei öffnen wollte, klingelte es Sturm. Kein Zweifel - das war definitiv Myako und somit meldete sich auch ein weiterer - und der für eine 16-Jährige vielleicht einzig wirklich normale - Teil ihres Lebens: Die High School-Zeit - als Schülerin. Jeder andere hier in dieser Stadt ahnte nicht im Geringsten etwas über ihr mehr oder weniger kleines Doppelleben. Marron gedachte es bei diesen Umständen zu belassen und hatte sich fest vorgenommen ihre einzelnen Lebensbereiche durch einen glasklaren Schnitt zu trennen. Das war allerdings nicht alles so einfach, wie etwa in Sachen CIA. So manch anderes, wie zum Beispiel das P3 oder ihre Popularität als Marron Ohiara in Amerika, lagen geradezu auf dem Präsentierteller - wenn sie nicht verdammt aufpasste.

Kaum hatte Marron die Tür geöffnet sprang Myako, ein übrigens ebenso bildhübsches Mädchen, ihr in die Arme. "Morgen, du Schlafmütze!!" ,Von wegen Schlafmütze!', dachte die Geheimniskrämerin in ihr und brachte dann ein fröhliches "Morgen, Myako!" heraus. - Auf so einen ungewöhnlich fröhlichen Auftritt war Marron dennoch nicht gefasst gewesen. Der Gedanke an einen neuen bevorstehenden Schultag löste bei Myako sonst nicht gerade Euphorie aus..."Warum so happy?" "Endlich gibt's was zu feiern! Papa nimmt mich heut Nachmittag mit aufs Revier!" "War er sonst nicht immer dagegen?" Als beste Freundin, die bei den Toudaijis ein und aus ging, wusste sie natürlich nur zu genau, dass Herr Toudaiji lieber in einen Topf siedenden Öls springen würde als seine einzige Tochter an ,so einen Ort' mitzunehmen...Überhaupt war Myako mehr an Waffen, Fallen und Verhaftungen interessiert als lieber ihrer Mutter ab und zu mal im Haushalt zur Hand zu gehen. "Ich will Polizistin werden; und damit basta, hab ich zu ihm gesagt!" "...und das war's?", fragte Marron deutlich misstrauisch. "Naja, ich hab damit gedroht, die Schule hinzuschmeißen und auszuwandern..." Das war typisch Myako! Dass sie ihren Willen nicht bekam, war äußerst selten. Und das Wörtchen "aufgeben" gehörte nicht wirklich in ihren Wortschatz hinein. "Wusste ich's doch!" Marron gab sich fürs erste damit zufrieden, griff schnell nach ihrer Tasche, schaute noch einmal in den Spiegel - das hatte sie sich irgendwie so angewöhnt, Vorsicht war besser als Nachsicht - und nach einem weiteren prüfenden Blick auf ihre Schuhe meinte sie schließlich: "Ich bin fertig. Wollen wir los?" "Jaaaaaaaaa! Desto schneller wir hier wegkommen, desto schneller bin ich auf dem Präsidium!!!" Diese Sichtweise bezweifelte Marron zwar stark, aber sie wollte Myako auf keinen Fall diese Freude nehmen. Sie war immer so unbeschwert, dass Marron sie manchmal schon beneidete. Myako hatte eine tolle Familie und war - im Gegensatz zu Marron - von allen Problemen der Welt fernab und behütet aufgewachsen. Niemand hatte sie aussetzen oder töten wollen. Myako und sie waren vom ersten Tag an Freundinnen.

Zum ersten Mal begegneten sie sich in der Vorschule. Marron erinnerte sich noch genau daran, wie aufgeregt sie am ersten Tag war. Sie war noch nie in irgendeiner ähnlichen Einrichtung gewesen. Aber Vorschul-Anmeldung war ihr Onkel gesetzlich verpflichtet gewesen und somit kam sie endlich zum ersten Mal regelmäßig Tag für Tag von "zu Hause" weg - wenn auch nur für ein paar Stunden...Freunde zu finden fiel ihr erstaunlich leicht. Vielleicht lag es daran, dass sie - trotz ihres zarten Alters von 6 Jahren - schon unzählige

Male im Krankenhaus gelegen hatte - wegen den vielen blauen Flecken am ganzen Körper und ein paar Brüchen. Sie hatte sich sozusagen selbst beurlaubt...Myako stieß eine Woche später zu ihrer Klasse. In mehreren anderen Gruppen war sie nur gehänselt und schikaniert worden. Es war gerade Spielstunde. Aber auch hier schien sie niemand auch nur in seiner Nähe haben zu wollen. Marron sah ihr ganz offen ins Gesicht und innerhalb von Bruchteilen von Sekunden meldete sich in ihr so etwas wie Beschützerinstinkt: "Komm her, du kannst mit uns spielen!" Die anderen starrten sie entsetzt an: "Mit der will ich nichts zu tun haben! Auf dem Spielplatz hat sie Misa ganz gemein am Rock gezogen!" meldete sich ein Mädchen zu Wort. Einer der Jungen hatte auch etwas einzuwenden: "Und mich hat sie von der Rutsche weggeschubst!" Das Ganze war ihr so dermaßen albern und vollkommen überflüssig vorgekommen, dass sie Mühe hatte diesen Kindern nicht sofort an Ort und Stelle einen Vortrag über kindliche Ungerechtigkeit und die Übereiltheit von Vorurteilen zu halten. - Sie war schon damals viel zu erwachsen für ihr Alter gewesen. Stattdessen versuchte sie dann doch lieber zu vermitteln: "Aber sie hat dir doch nur am Rock gezogen, weil deine Unterhose so hervorgeguckt hatte, dass sie jeder sehen konnte!" antwortete sie energisch und voller Einsatz in Misas Richtung. "Und die Rutsche? Was ist mit der Rutsche?" wollte der Junge wissen. "Hast du denn nicht gesehen, dass die frisch gestrichen war? Myako wollte bloß verhindern, dass du dich schmutzig machst!" "Ach so war das...." Misa und die anderen schienen endlich zu begreifen. Der Junge flüsterte kaum hörbar: "Es tut mir Leid....." Doch das war Marron viel zu wenig. "Wie war das? Geht das nicht auch lauter?!? Immerhin konnte die arme Myako gar nichts dafür!" Daraufhin antworteten alle ganz folgsam im Chor "Es tut uns Leid!" "Und?" Auch das war Marron noch nicht genug. "Und: willst du mit uns spielen?" schoss der Chor jetzt wie aus der Kanone die Worte in den Raum. Alle anderen Kinder an den umliegenden Tischen hatten ihr Spielzeug schon längst zur Seite gelegt und starrten Marron, die die Situation voll im Griff hatte. Auch die damals noch ziemlich junge Lehrerin hatte alles aus der Ferne beobachtet und musste beim Anblick der nun sichtlich zufrieden wirkenden kleinen sechsjährigen Imperatorin ebenfalls befriedigt lächeln. Dieses Mädchen würde es noch mal weit bringen, so viel war klar. Wie sich später herausstellte, wurde diese Frau zu einer sehr engen Bekannten Marrons, die sie noch heute auf ihrem Lebensweg begleitete: Fräulein Palkaromao. Nach zwei Jahren hatte sie ihre Stelle in der Vorschule gekündigt und unterrichtete nun an der Momokuri High School Rhythmische Gymnastik, Geschichte und Japanisch. Eben diese Frau war es auch, die Marron heute wieder als erste auf dem Schulhof begrüßte. Beide lächelten sich an, freundschaftliche Worte wechselten sie aus Sicherheitsgründen jedoch nur während sie allein waren. Man musste ja schließlich niemandem Geheimnisse, die liebend gern welche blieben, auf dem Silbertablett servieren! Nicht einmal Myako erinnerte sich an ihre ehemalige Vorschullehrerin...

Die ersten Stunden im Raum R-102 flossen zäh dahin und schienen einfach kein Ende nehmen zu wollen. Mit Freuden hätte Marron jetzt einem dieser Spanisch-Kurse für Fortgeschrittene in einer der oberen Klassen beigewohnt...Aber sie konnte nicht schon wieder im Unterricht ihrer eigenen Klasse fehlen - auch wenn ihr die für sie viel zu leichten Englischaufgaben schon längst zum Halse heraushingen. Überhaupt: Myako würde sich dann wieder viel zu viele Sorgen um ihre unabkömmliche Freundin in allen Lebenslagen machen und lauter unangenehme Fragen stellen. Letztens hatte sie Marron sogar zähnefletschend zum Arzt geschleppt - obwohl ihr selbstverständlich nichts fehlte. In der Tat war sie oft abwesend auf Grund von plötzlich auftretender Krankheit...

Was sie hier jedoch machte, konnte man weder "krank sein" noch "schwänzen" nennen. Sie besuchte schlicht und ergreifend nur ein paar Kurse in der Abschlussstufe - vielleicht würde sie auch mal irgendwann die dazugehörigen Prüfungen schreiben...das stand noch in den Sternen. Denn im Moment saß sie hier in dieser Stadt sowieso fest. Mit ihrer Intelligenz hätte sie schon locker, wie Silvy es bereits tat, ein weiteres Fach an irgendeiner Uni - vorzugsweise Harvard - studieren können. Ihr abgeschlossenes Medizinstudium lag ja nun immerhin schon ein volles Jahr zurück!

Leider kam dann ihre alte Freundin Fynn, ein kleiner quirliger Engel, angeblich von Gott gesandt, dazwischen. Dass mit dem oft nicht gerade redefaulen Geschöpf etwas nicht stimmte, hatte sie sofort gemerkt: Fynn erkannte sie nicht im geringsten wieder, als wären sie zwei völlig Fremde, die sich zum allerersten Mal begegneten - was Marron zu äußerster Vorsicht veranlasste. Wie sich kurz später herausstellte, war dies auch angebracht, da Fynn nicht, wie sie stets behauptete, in Gottes Namen handelte, sondern niemand geringerem als dem Teufel höchstpersönlich diente. Wenn Marron also nicht gerade auf Fynns Geheiß hin ein paar Dämonen hinterher rannte und ihnen gehörig den Hintern versohlte, um sie anschließend einzufangen und sie vor Fynn mittels eines kleinen aber nicht unbedeutenden Tricks zu bewahren, in der High Society herumschwirrte oder als Agentin der amerikanischen Regierung versuchte die Welt ein wenig erträglicher zu machen, dann ging sie ganz normal ihrem ganz persönlichen Bildungsweg nach - wobei sie mit ihrer Intelligenz auch schon wieder eine Ausnahme war. - Aber sie hatte ja auch noch nie behauptet, ihre Leben wäre einfach...was nicht bedeutete, dass es ihr keinen Spaß machte! Der einzige Haken daran war eben nur, dass sie ständig und überall lügen musste. Egal wo sie hinging, wann sie angeblich keine Zeit hatte, wann ihr schlecht war - sie war immer woanders als sie vorgab zu sein.

Und genau jetzt in diesem Augenblick war wieder einer dieser Momente:

In ihrer rechten Tasche spürte sie - nur ganz leicht, wie eine zarte, flüchtige Regung - ihren Beeper vibrieren. Silvy hätte sie ganz sicher anders zu kontaktieren gewusst; also musste das die CIA sein, die schon wieder ihre Dienste beanspruchte. Das Problem an den flexiblen Arbeitszeiten, für die sie in ihrem Vertrag unterschrieben hatte, war nur, dass meist die CIA den Einsatzzeitpunkt festsetzte...Sie schaute zum Lehrer - ein ziemlich stämmiger Herr mittleren Alters. Dass sie jetzt so einfach verschwand würde er ihr zweifelsfrei nicht noch einmal durchgehen lassen. Schon das letzte Mal hatte er sie für "unerlaubtes Stören" mit mindestens fünf Stunden Nachsitzen drankriegen wollen. - Sein Pech, dass Fräulein Palakaramao als Klassenlehrerin mehr zu sagen hatte als er. Aber auch wenn er praktisch machtlos war und seine Beschwerden nicht über ihre überaus engagierte Lehrerin hinaus kommen würden, wollte sie ihr Glück auf keinen Fall überstrapazieren! Nach einem kurzen Schieler auf Myako sprang sie urplötzlich auf und sagte "Herr Yamada, mir ist schlecht, ich würde mich gern ins Krankenzimmer legen...wenn Sie erlauben." Dazu setzte sie noch ein ihrer Meinung nach recht kläglich wirkendes Gesicht auf und hörte schließlich ein "Ja, machen Sie nur, Fräulein Kusakabe, nehmen Sie ihre Sachen am besten gleich mit..." - Mehr hatte sie gar nicht gewollt! Leicht gekrümmt ging sie schließlich aus dem viel zu engen Raum - nur um, sobald sie außer Sichtweite war, sofort in einen flotten Gang in Richtung des Raumes "Technische Verwaltung" im anderen Flügel zu verfallen. Zu Raum T-01 hatte nur sie einen Schlüssel (dank einer gewissen Lehrerin, die ich nicht schon wieder erwähnen will^^). Sie hatte jetzt genau noch 43 Minuten, um ihren Auftrag abzuholen, zu erledigen und wieder rechtzeitig in der Schule zu zurück sein, wenn Myako sie nach der Stunde - und das würde sie zweifelsfrei tun - auf der Krankenstation besuchen kommen würde. Also stellte sie ihre Mappe zwischen Computer und Papierablage auf dem Schreibtisch ab und verschwand im Nichts...

Im selben Moment erschien ihr Körper, umgeben von einem gleißend blauen Licht, welches so schnell wieder verschwand wie es gekommen war, in ihrem Büro in der Bostoner Außenstelle der CIA. Die Rollos waren natürlich wie immer verdunkelt - aus mehreren Gründen. Sie und ihre Schwester mochten es noch nie besonders wie Tiere in einem Zirkuskäfig beobachtet zu werden. Während des Umziehens - sie konnte hier ja wohl kaum in ihrer Schuluniform durch die Gänge spazieren - erblickte sie auf ihrem Teil des edelhölzernen Eckschreibtisches, welcher neben den drei Aktenschränken und den zwei mannshohen Topfpflanzen den Großteil des Raumes einnahm, eine Notiz. - Es war eindeutig Arthurs Handschrift. Die Worte waren nur einfach dahingekritzelt worden, ohne jegliches Gefühl für Rhythmus oder gerade Linien. "Auftrag. 11:15 Uhr abholen. Nicht trödeln!" In Gedanken dankte Marron ihrem ach so "netten" Boss und ließ ein äußerst ironisches "Ach, wie nett!" im Raum verhallen. Aber für Sticheleien war jetzt keine Zeit...

Noch 39 Minuten. Marron schaute im Flur rechts um die Ecke an den Verteilungsplan: Es sah nicht gut aus...Es sah überhaupt nicht gut aus! ,Na toll!'. Ausgerechnet heute hatte Timothy (ein weiterer Deckname) Dienst. Dieser Mann hatte es schon mehrere Male mit Bravur geschafft ihr Zeitlimit zu sprengen. Auf das Schlimmste gefasst machte sie sich widerwillig auf zu seinem Büro - das Spektakel war ja doch unumgänglich, also: "Augen zu und durch!", versuchte sie sich Mut zu machen. Mit Verzicht auf große Umschweife klopfte sie einmal und trat - ohne auf eine Antwort zu warten - einfach ein. "Sie haben einen Auftrag für mich?" Der ziemlich dürr gewachsene Mann sprang mit einem Satz auf. "Oh, Fräulein Nami!" - Wie sie diesen Enthusiasmus hasste! Wahrscheinlich stand er auch noch auf sie...Bei Silvy riss er sich jedenfalls nicht so den Arsch auf. Er kramte aus einem Berg von Akten auf seinem Schreibtisch, der in dem ganzen Chaos wie der gesprengte Mount Everest höchst persönlich aussah, einen kleinen dünnen Ordner hervor. "Hier. Da finden sie alle wichtigen Informationen. Ich werde ihnen jetzt noch einige ergänzende Details dazu sagen..." Der 25-Jährige strahlte über das ganze Gesicht wie ein kleiner Junge und machte schnelle Schritte auf sie zu, um ihr einen Stuhl anbieten zu können. - Marron hätte am liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht! Sein Jackett streifte ihre modische Bluse als er ihr die Akte überreichte. "Danke." Marron mochte ihn nicht. - Jeder Mann, der ihr Avancen machte, sollte ihrer Meinung nach zu Tode verurteilt werden! Männer waren die Pest! - Sie konnte keine Beziehung gebrauchen, die ihre Welt nur unnötig verkomplizierte. Sie hatte ihre Pläne. - Und sie war bei deren Verwirklichung sehr ehrgeizig. Die Ziele, die sie sich setzte hatte sie grundsätzlich zu erreichen! Also: Keine Verehrer, keine Liebe, kein Gefühlschaos! - Das war ihre Devise.

Timothy war inzwischen immer noch nicht weiter mit seinen Ausführungen. Gelegentlich fing er sogar an zu stottern; und wenn nicht, dann konnte man seinen verworrenen Gedankengängen manchmal kaum bis gar nicht folgen. Gerade versuchte er ihr zu erklären, wie das Abhörgerät - das sie auch schon letzte Woche benutzt hatte - funktioniert. Zu sagen, dass ihr das dämliche Ding schon längst mit all seinen Funktionsweisen bekannt war, hätte sowieso nichts gebracht...das hatte sie schon etliche andere Male erfolglos probiert.

Genau in diesem Moment klopfte Silvy in ihren Gedankengängen an um bat um Einlass. - Telepathie war schon immer praktisch gewesen! - und sei es nur um sich die Zeit zu vertreiben. Ohne das geringste äußere Anzeichen der Verlagerung ihrer Aufmerksamkeit gewährte Marron ihr Zugang. Wo bist du?, tönte es in ihrem Kopf, während diese Trantüte von Abteilungsleiter munter-fröhlich weiterquasselte. Einsatzbesprechung mit Timothy. Marron nahm Silvys Mitgefühl, das sie trotz der kilometerweiten Entfernung deutlich spüren konnte, dankbar an. Momentan tingelte sie wahrscheinlich für die CIA irgendwo in der Weltgeschichte herum - was Marron zu der Annahme veranlasste, dass sie dank Arthur, der die Aufträge meist höchstpersönlich verteilte, schon wieder eine ihrer Jura-Vorlesungen verpasste... Scheiß Kerl!, dachte Marron mehr für sich selbst als an Silvy gerichtet, vernahm aber nur wenige Millisekunden später am anderen Ende ein herzhaftes Lachen. "Du sagst es Schwesterchen!...Und? Sehen wir uns nachher?" Sie checkten ihre gegenseitigen Termine in ihren Köpfen ab, so wie sie es nahezu jeden Tag taten, und fanden schließlich einen gemeinsamen Nenner: Also gut, wir sehen uns dann gegen 23:30 Uhr bei mir. Silvy bestätigte diese Aussage und zog sich langsam wieder zurück.

Tatsächlich endete nur kurz später - Marron hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben - auch Timothys halsbrecherische Odyssee der unendlichen Wortketten mit einem glänzend schwachsinnigen Finale in Form eines sinnlosen Vergleichs des Geräts mit Delfinen... "Alles klar soweit?" "Ja, selbstverständlich!" - jetzt nicht zu lächeln wäre ein Fehler gewesen, den Marron keinesfalls begehen wollte. "Ich schaff das schon. Wiedersehen!"

Noch 24 Minuten...Diese nichtsnutzige Unterredung hatte sie ganze 15 Minuten gekostet! Das bisschen an Informationen hätte sie sich auch locker in einem Drittel der Zeit aus dem Archiv fischen können! Aber Job war nun mal Job - und es war ihr wichtig den ihren verdammt gut zu machen. Da war sie Perfektionistin! - Was wiederum bedeutete, dass sie das von ihr selbst gesetzte Ziel, nämlich in genau 24 Minuten im Krankenbett ihrer Schule Kreislaufschwäche vorzutäuschen, ebenfalls vorhatte zu erreichen...In ihrem Büro wieder angekommen, teleportierte sie sich schnurstracks zum Hauptwohnsitz des Kleinkriminellen Viktor LaCras. Diese kleine Kröte hatte laut Akte Verbindung zur Drogenszene in Kuba, wo wiederum ein Drogenboss mit dem Künstlernamen Cool-Ice Unterschlupf gesucht hatte. Marron wusste nicht wieso dieser Kerl für die CIA so ein riesengroßen Problem war...Im Grunde war er nur ein kleiner Fisch in einem viel zu groß geratenen Haifischbecken. Vielleicht war es ja auch nur deswegen, weil das arme Neffchen vom Chef mal wieder Dreck am stecken hatte...Sie hatte Jeremy zwar noch nie kennen gelernt, konnte sich aber ein recht gutes Bild von ihm machen, nachdem sie eher aus Langeweile als aus wirklichem Interesse einmal sämtliche Daten aus dem Netzwerk über ihn angefordert hatte: Mittelmäßiger Schulabschluss, immer wieder mal eine Nacht im Gefängnis verbracht wegen ein paar Prügeleien, Trunkenheit am Steuer, ein einziges Mal mit Drogen in Verbindung gebracht worden...Aber Onkelchen hatte ihn jedes Mal ganz fein da rausgeboxt - was für ein Zufall!

Mittlerweile stand sie vor einem kleinen heruntergekommenen Motel mit der so gut wie abgeblätterten Aufschrift ,Cuvere'. "Hauptwohnsitz, das ich nicht lache!", brummelte sie vor sich hin. Noch 20 Minuten. Der Kerl war in seinem Zimmer - das konnte sie von ihrem Versteck aus sehen. Das Buschgras, in dem sie saß war nicht gerade die beste Deckung, sie musste sich regelmäßig umschauen. Noch 15 Minuten. Die Sonne trieb ihr den Schweiß auf die Stirn. Wann verschwand der Typ endlich? Timothy hatte doch gesagt er hätte schon vor fünf Minuten einen Deal in dem Kaffeeladen gegenüber abzuwickeln! Noch 10 Minuten und sie müsste dann eigentlich im Krankenbett liegen! In Gedanken konnte sie schon Myakos Tobsuchtsanfall sehen, wenn sie wieder irgendwo auftauchte, aber nicht dort wo sie sollte!

Noch 8 Minuten...Noch 7 Minuten...Die Zeit wurde langsam echt knapp...Noch 5 Minuten... "Na endlich! Er macht 'nen Abgang!" Jetzt musste es schnell gehen. Sie wusste, dass niemand weiter in dem Zimmer war - wenigstens etwas, das ihr die Sache erleichterte. Denn so konnte sie einfach den Teleport einsetzen. - In ihrem Einsatzbericht musste sie diese kleine Aktion ja nicht unbedingt erwähnen...Gesagt, getan und sie war in der ersten Etage des ,Cuvere'. Die Wanze war schnell installiert, nachdem sie erst einmal den Hörer geöffnet hatte. Noch 3 Minuten. Gerade als sie ihr Werkzeug wieder eingepackt hatte, hörte sie jemanden an der Tür. Zum Teleport hätte die Zeit unmöglich ausgereicht. Sie musste sich also hinter dem Schreibtisch verstecken. LaCras rannte genau in dem Moment ins Zimmer als Marron hinter dem Möbelstück verschwand. Noch 2 Minuten. Sie musste sich doch noch umziehen und ihr Zeug aus dem Computerraum holen! Der Mann rannte zum Schreibtisch und suchte etwas. Noch 1 Minute 30 Sekunden...Er schien es endlich gefunden zu haben, denn er lief wieder davon. Die Tür war noch gar nicht ins Schloss gefallen, da erhellte auch schon ein gleißendblaues Licht den Raum unter dem Schreibtisch...Null Minuten und null Sekunden....

Die Zeit war abgelaufen, der Unterricht hatte pünktlich sein Ende gefunden und Myako hätte fast ihre Tasche neben ihrem Pult vergessen auf dem weg zu Marron, wenn Yamato sie nach den ersten zwei Metern nicht lauthals darauf aufmerksam gemacht hätte. Sie machte sich verdammt noch mal Sorgen um ihre beste Freundin! Das war schon das dritte Mal diesen Monat, dass ihr einfach so während des Unterrichts schlecht geworden war. Geschweige denn von den ganzen Fehltagen, die Marron schon wieder gesammelt hatte - und dabei hatte das Jahr doch gerade erst angefangen! Myako hatte Angst, dass Marron dieses Jahr nicht versetzt werden würde, wenn das so weiter ging...Endlich stand sie vor der Tür des Krankenzimmers. Das war absolute Rekordzeit! Nicht einmal 20 Sekunden hatte sie vom Ende des Ganges bis hierher gebraucht! Sie klopfte nicht einmal an, als sie in das Zimmer stürmte... Doch zu ihrer Verwunderung war es menschenleer! "Marron?" Keine Antwort. "Marron, bist du hier?" Sie wartete einen Moment und gerade als sie Kehrt machen wollte, um sich woanders auf die Suche zu machen, da meldete sich Marron endlich. "Myako? Bist du das? Ich bin hier hinten!" Myako schaute sich um...Da hinten gab es ja noch eine Nische um die Ecke herum! Die hatte sie ja völlig vergessen! - Marron zum Glück nicht. Das war die Rettung gewesen. Als Myako um die Ecke bog stand Marrons Schultasche auf einem Stuhl und sie selbst lag in dem Bett daneben, bis zum Hals mit der Decke zugedeckt. "Was ist los? Ist dir etwa kalt? Draußen sind doch über 20 Grad!" "Es geht gleich schon wieder. Musst du nicht zum Unterricht?" Marron deutete auf die Uhr, welche gegenüber hing. Diese Pause war nicht besonders lang und die nächste Stunde würde genau in zwei Minuten anfangen. "Und was ist mit dir?" "Geh schon mal vor, ich bin auch gleich da...Nun los, mach dir keine Sorgen. Bin schon wieder völlig OK!" Nur mit Widerstreben verließ Myako den Raum. Bis sich die Tür ins Schloss fiel zogen sich die vergehenden Sekunden zäh dahin. Endlich konnte Marron erleichtert aufatmen. Fast hätte sie es nicht mehr geschafft. Sie schlug die Decke zurück und schaute an sich herunter. - Eigentlich war sie ja auch noch nicht fertig gewesen...Unter ihren Kniekehlen blitze ihre Schuluniform hervor - Die schwarze Anzugshose, die sie noch anhatte, bildete dazu einen interessanten Kontrast...

Wieder - für japanische Verhältnisse - vernünftig angezogen verbrachte sie dann den Rest des Tages wirklich und wahrhaftig in der Schule. Reinigungsdienst fiel für sie heute wegen ihrer angeblichen Übelkeit vom Vormittag aus. "Kurier du dich lieber aus, sonst klappst du mir noch ab!", hatte der Lehrer gesagt. Und so verließ sie also gemeinsam mit Myako den Schulhof. "Ich hasse Hausaufgaben! Die halten mich nur von Wichtigerem ab!" - Wovon Myako redete, war vollkommen klar: Sie durfte ja heute mit ihrem Vater aufs Revier, wie sie jedem, der es nun hören wollte oder nicht, erzählte. Von nichts anderem hatte sie den ganzen Tag geredet! Myako war schon jetzt mit ihren zarten 16 Jahren mit Leib und Seele der Verbrechensbekämpfung verfallen...Marron ließ sie einfach reden, sie wollte nur noch eine Mütze voll Schlaf bekommen, bevor sie im P3 die Aushilfe spielte. Der Wohnblock "Orleans" war nicht weiter als einen 10 Minuten andauernden Fußmarsch entfernt. Doch als die beiden Mädchen schließlich dort ankamen gelangten sie nur mit Mühe durch die Einganstür. Man hätte meinen können, ein Bild der ultimativen Verwüstung in all ihrer Perfektion vor sich zu sehen..."Was hat das denn zu bedeuten?", stellte Marron die einzig mögliche Frage in den Raum, die jedem auf der Zunge gelegen hätte, der hier eintrat. Es war aber weit und breit niemand zu sehen, dem die Dinger hätten gehören können...Während Myako bereits eine der Kisten untersuchte, beschloss Marron zu allererst ihren Briefkasten zu leeren - falls denn mal etwas drin war...was auch heute wieder nicht der Fall gewesen zu sein schien. Er war vollkommen leer. Auch gut, dann widmete sie sich jetzt eben dem Rätsel dieser herrenlosen Kisten! Myako gesellte sich zu ihr. "Was meinst du dazu? Soll ich meinen Vater holen?" Marron hielt das jedoch für ein wenig übertrieben. Bestimmt gab es eine durchaus vernünftige Erklärung für das ganze Chaos hier. - Auch wenn ihr gerade keine einfiel... "Nirgendwo kommt man hier mehr durch! Das ist Erregung öffentlichen Ärgernisses! Belästigung!..." Während Myako sämtliche in Frage kommenden Strafvergehen aufzählte, bewegte Marron sich elegant und geschmeidig an den ersten Kisten vorbei und konnte sich schließlich einen Weg in Richtung Treppe vorwärts bahnen. - der Aufzug war sowieso hoffnungslos zugestellt. Als sie schließlich eine der letzten Kisten im Gehen wegschob, die sie noch von ihrem Ziel trennten, drehte sie sich zu Myako um und rief "Komm Myako, hier geht's la...Aua!" Weiter kam sie nicht. Sie hatte doch glatt den um einige Zentimeter größeren Jungen vor ihr übersehen und war mit ihm zusammengestoßen. "Aber hallo! Solch eine Schönheit wird sich ja wohl nicht selbst verstümmeln wollen!" Er hatte sie im letzten Moment vor dem Fall rücklings zu Boden gerettet und grinste sie in seiner Umarmung nun schamlos an. Es dauerte nicht einmal 5 Sekunden bis Marrons äußeres Verteidigungssystem wieder in voll in Kraft trat. Energisch stieß sie sich von seiner Brust weg. "Hey, sag mal, was soll das?" Der Junge war ihr definitiv zu nah gekommen! Hätte sie sich zu Myako umgedreht, dann wäre ihr jetzt der unübersehbare Glanz in ihren Augen aufgefallen. Sie stand einfach nur wie verzaubert da. Marron hingegen kam jetzt erst richtig in Fahrt: "Überhaupt, was machst du hier? Ich kenn dich nicht mal! Hier haben fremde keinen Zutritt! Das ist hier doch kein Asylheim!..." Sie wurde erneut unterbrochen. - Diesmal hatte dieser unverschämte Kerl es jedoch gewagt seinen Zeigefinger auf ihre Lippen zu legen! "Darf ich jetzt auch mal?...Gut. Ich bin Chiaki Nagoya, bin 16 Jahre alt und ziehe heute hier ein. Also kein Grund zur Sorge...Für das Chaos hier möchte ich mich entschuldigen. Bis heute Abend ist alles verschwunden, versprochen...Zufrieden?" Er redete als hielte er sich für das unwiderstehlichste Wesen auf Erden! Das konnte sie nicht aus sich sitzen lassen! Der Kerl verarschte sie total! Schließlich verwaltete sie die Wohnungen - und wer außer ihr konnte besser wissen, dass keine von denen zu haben war! Sie wollte gerade zum Gegenschlag ausholen, als Myako sich in das Geschehen einmischte: "Mach dir mal darüber keine Sorgen! Das Chaos hier macht doch gar nichts!" Ihr Verhalten war recht sonderbar, wie Marron fand: Erst krakeelte sie als Erste los, dass das hier ein Unrecht sei...und dann machte sie diesem blauhaarigen Idioten mit den muskulösen Armen schöne Augen! "Ich bin Myako Toudaiji. Freut mich dich kennen zu lernen! Du ziehst hier also ein?", fragte Myako interessiert. "Ja, ganz oben, traumhafte Aussicht!..." - ,Das Grinsen wird dir schon noch vergehen', dachte Marron. - "...Appartement Nummer 7." Marron stockte der Atem. Hatte er gerade Nummer 7 gesagt?!? Sie war sehr gut in Zurückhaltung und Diskretion, aber jetzt war garantiert nicht der passende Zeitpunkt dafür: "WIE WAR DEIN NAME GLEICH NOCHMAL?" Während Chiaki sich also noch ein zweites Mal in aller Form vorstellte, sah Marron mit jedem Wort zunehmend entgeisterter aus. ,Das ist unmöglich! Die Wohnung ist ausdrücklich für ein Mädchen reserviert worden, das...' - Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn die nächste nicht wirklich begeisterungswürdige Überraschung wartete bereits auf sie: Bis jetzt hatte sie die kleinen schwarzen Engelsflügel auf Chiakis Schultern vollkommen übersehen... ,Access...!!!', schoss es ihr sogleich zischend durch den Kopf. Der nicht mehr als 20 Zentimeter große Schwarzengel grinste sie unverhohlen mit strahlendem Gesicht an und deutete gleichzeitig auf seinen jungen Begleiter. Als ihr Blick den seinen traf zuckte er nur mit den Schultern. Na warte Bürschchen, wir sprechen uns noch! schleuderte sie ihm per Telekinese entgegen - reden war jetzt unmöglich, da ja noch Myako und dieser Junge, der 100%-ig kein Mädchen war (!), bei ihr standen. Doch ihre Botschaft schien angekommen zu sein, denn kurz darauf verzog der ihr wohlbekannte Schwarzengel seine ach so nette Fratze zu einer fetten Schnute...Er wusste, was er zu erwarteten hatte: Eine deftige Standpauke in Sachen "zuverlässige Auftragserfüllung".

Die letzten Blicke Marrons mussten Bände gesprochen haben... "Hab ich dich denn so aus der Fassung gebracht, Schätzchen, dass du gar kein Wort mehr herausbekommst?" stichelte Chiaki. - Der Typ hatte ja gar keine Ahnung, was Access ihm da eingebrockt hatte! Aber jetzt war es sowieso schon zu spät. Also betrieb sie Schadensbegrenzung: "Ach, lass mal, so unwiderstehlich bist du nun auch wieder nicht!" dann setzte sie noch hinzu "Bis irgendwann einmal!" und wollte gehen. "Hey nun warte doch mal! Du hast vergessen mir deinen Namen zu verraten!" Wagte der Kerl es etwa auch noch eins drauf zu setzen und mit ihr zu flirten?!? "Den wirst du wohl kaum brauchen!" Sie wollte einfach nur weg hier. Der Typ nervte total! "Aber wie soll ich dich denn dann wieder finden in diesem großen Haus?" "Ist dir schon mal - auch wenn nur für eine Sekunde - der Gedanke gekommen, dass ich vielleicht gar nicht gefunden werden will?" "Nein." Er setzte das charmanteste Lächeln auf, das in seiner Trickkiste existierte. Marron musste unwillkürlich lächeln. Der Junge war entweder lebensmüde, nicht ganz dicht in der Birne oder einfach nur eine zu groß geratene Portion Mut mit auf die Welt bekommen. Bis jetzt war sie noch jeden Kerl wieder losgeworden... ,Also gut', dachte sie: Das Spiel konnte beginnen...
 

ENDE Kapitel 1

Poor Fighting Access

Hallo!

Danke für die lieben Kommis! Ich hab mich echt supermegadoll gefreut!!! *strahl*

Ok, das hier wird mein letztes Lebenszeichen für die nächsten 2Wochen...erhole mich im Urlaub, lasse mir (hoffentlich) die Sonne auf den Bauch scheinen und ordne meine Plots für den weiteren Storyverlauf...Aber nichtsdestotrotz: Kommis gehen auch, wenn sie erst nach 2 Wochen gelesen werden können nicht vorher verloren...daher bitte ich wieder um ein paar Kommis! ^^ - Muss doch wissen, ob ich hier totalen Blödsinn rede oder ob das hier was taugt...^^

Was noch zu sagen ist: Hätte ich mehr Zeit gehabt, dann hätt ich noch ein wenig mehr geschrieben...aber am nächsten Kapitel fang ich gleich an zu arbeiten sobald ich wieder da bin, versprochen! So jetzt ist aber genug *mir selbst auf die Finger Klopf* Viel Spaß beim Lesen!
 

KKJ - reloaded!

Kapitel 2: Poor Fighting Access
 

Der Vollmond hatte bereits den Himmel in seiner vollen Größe erobert als er still und heimlich das spätnächtliche Treiben auf der Straße beobachtete. Ein Junge, etwa 16 Jahre alt, schleppte schon den ganzen Tag unermüdlich Kisten durch den Vordereingang des Wohnhauses mit dem klangvollen Namen ,Orleans'. Chiaki Nagoya war gerade erst eingezogen und konnte nicht mal ansatzweise ahnen, was ihn noch alles in nicht allzu ferner Zukunft erwarten würde. Aber etwas störte ihn. - Schon mehrere Minuten lang spürte er einen stechenden Blick im Nacken. Jemand beobachtete ihn, soviel war klar. Doch auch nach dem dritten Mal Umschauen war weit und breit niemand zu sehen...Bildete er sich das alles nur ein? War er mittlerweile verrückt geworden? - Was eine durchaus berechtigte Frage war, denn immerhin meinte er einen männlichen Engel namens Access sehen zu können, der im Auftrag Gottes handelte. Er beschloss über letzteres lieber nicht nachzudenken, denn es war ziemlich wahrscheinlich, dass er sich am Ende noch vielleicht sogar freiwillig in die Psychiatrie einweisen ließ...weiter Kisten durch die Gegend spazieren zu tragen war da wesentlich amüsanter. Er ergriff schließlich den letzten Karton. Das Stechen in seinem Nacken war zu seiner großen Erleichterung von der einen zur anderen Sekunde plötzlich verschwunden. Hätte er sich jetzt, genau in diesem Moment, umgedreht, dann wäre ihm der nur vage aufflackernde Schimmer in Apartment Nummer 6 nicht verborgen geblieben...

Zur gleichen Zeit erschien Marron Kusakabe in ihrer Wohnung. "Dieser gottverdammte Chiaki!", fluchte sie während sich ihre Tasche nach einem atemberaubenden Schleudergang auf dem bordeauxfarbenen Sofa in der Mitte des Wohnzimmers Platz nahm. "Hat der nix Besseres zu tun als mir auf den Keks zu gehen?!?"

Sie hatte sich vor einer guten halben Stunde im P3 verabschiedet. Sie wollte gerade um die Ecke der letzten Straße biegen, die sie noch von ihrem Zuhause trennte, als sie plötzlich mitten im Gang wie zu Eis erstarrt innehielt. War das nicht dieser nervtötende Nagoya, der da unter der Laterne stand? "Ist der immer noch nicht fertig?!?" schoss ihr ihre eigene bis aufs Letzte gereizte Stimme durch den Kopf. Sie brauchte den Kerl nur zu sehen und schon kochte das Blut in ihren Adern vor Wut. Wie hatte Access ihr das nur antun können? Wieso ausgerechnet so ein Schnösel?!? Was sollte sie jetzt nur machen? Einfach an ihm vorbeispazieren? - Eine Idee, die sie sofort wieder verwarf. Er würde auf der sich ihm bietenden Szene noch eine Ewigkeit rumreiten und Myako würde das wiederum selbstverständlich keinesfalls entgehen. - Und auf deren bissige Kommentare und vor allem die lästige Frage, wo sie denn noch so spät war, konnte Marron gut verzichten! Ihr blieb also nicht anderes übrig als schon wieder den guten, alten Teleport zu benutzen. Sie hasste es Risiken einzugehen...Jemand könnte sie jederzeit dabei erwischen, wie sie urplötzlich an einem Ort verschwand, um irgendwo anders wieder aufzutauchen. Auch konnte man sich nie sicher sein, ob man an betreffender Stelle des Erscheinens auch wirklich allein war. Marron blickte sich mehrere Male diskret um, schaute noch einmal zu dem kistenschleppenden Möchtegernchameur und war schließlich im Nichts verschwunden..."Scheißkerl."

"Warum so aufgebracht?" - Die Stimme ihrer geliebten Halbschwester riss Marron aus ihren Revue passierenden Gedanken. "Silvy!" Erst jetzt bemerkte sie das bildhübsche 17-jähige Mädchen. Silvy saß in dem Sessel direkt hinter ihr, die Beine übereinander geschlagen und die Hände gefaltet in den Schoß gelegt. Ihre schulterlangen, rotfarbenen Haare umspielten graziös ihr schmales Gesicht. "Bist du schon lange hier?" Es tat gut einmal nicht in Gedanken miteinander reden zu müssen. "Erst ein paar Minuten. Ich dachte, ich komme ein wenig früher." Obwohl nur das spärliche Licht des Mondes, welcher jetzt im Zenit über dem Haus stand, das Zimmer erleuchtete, konnte Marron das weiche Lächeln im Gesicht ihrer Seelenverwandten sehen. Marron erwiderte das Lächeln. All der Ärger, der sie gerade noch von Kopf bis Fuß durchflutet hatte, war mit einem Mal wie weggeblasen. - Zusammen waren sie unbesiegbar; ein Team in jeder Lebenslage. Silvy war die Erste, die das Schweigen brach. "Sie ist nicht da." Marron wusste sofort wer gemeint war: Ihr kleines ,Problemkind' Numero Uno. Fynn Fish. Der kleine angebliche Unschuldsengel spielte seine Rolle als Engel in göttlicher Mission hervorragend. Pech nur, dass Marron damals, vor etlichen Jahren, die wahre Fynn kennen gelernt hatte. Es war purer Zufall gewesen. Ohne jene schicksalhafte Begegnung im Krankenhaus, die sie, Fynn und eine großartige Frau, die leider viel zu früh gestorben war, zusammengeführt hatte, hätte Marron diesem winzigen Satansbraten, der es faustdick hinter den Ohren hatte, ohne weiteres jedes einzelne Wort abgekauft. Silvy wusste, dass es aus eben diesen sonderbaren Umständen für Marron umso schwieriger war zu entscheiden. "Was wollen wir jetzt unternehmen? Es liegt ganz bei dir..." - Es war von Anfang an klar, dass sie zusammen gegen selbsternannte die Dienerin Gottes antreten würden. Es fragte sich nur wie und auf welche Weise. Marron zuckte mit den Schultern. - Immerhin war Fynn ihre beste Freundin in Kindertagen gewesen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was passiert war, nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten. Es waren immerhin etliche Jahre seit ihrer letzten Begegnung ins Land gezogen bis sie sich wieder sahen. Fynns Gedächtnis schien wie ausgelöscht und so hielt sich Marron erst einmal bedeckt. Mittlerweile lagen eindeutige Beweise vor, dass der kleine quirlige Engel in Ausbildung rein gar nichts mehr mit der heutigen Fynn gemein hatte. Inzwischen sammelte sie Dämonen für ihren Herrn, den Satan, welcher im allgemeinen Volksmund auch als der Teufel bekannt war. Angeblich waren die Dämonen für Gott, wie ihr Fynn lang und breit zu einzureden versucht hatte. Jeder von ihr - als Diebin Jeanne - gefangene Dämon würde Gottes Macht und Einfluss stärken. - Dabei konnte Gott doch mit allem, was auch nur im entferntesten mit Dämonen zu tun hatte, überhaupt nichts anfangen! - Wie die alte Fynn ihr ohne weiteres damals erklärt hatte...Marron schmerzte diese Entwicklung noch zu sehr in der Brust. Sie wollte ihre alte Freundin um jeden Preis vor sich selbst retten. Sie zog die für diesen Moment einzig logische Schlussfolgerung: "Erst einmal abwarten. Jetzt können wir sowieso nichts machen außer ihr die Dämonen abzuknöpfen und sie separat zu lagern..." Das Thema war damit fürs Erste erledigt und Silvy lenkte sofort da nächste ein. - Um den heißen Brei herum zu reden oder mit irgendwas lange zu fackeln, das sowieso früher oder später getan werden musste, gehörte nicht zu ihren besonderen Eigenschaften. "Was war heut Nachmittag los mit dir?" Alle anderen hatte Marron effektiv täuschen können, aber dass die Aufregung während der Begegnung mit Chiaki Nagoya von Silvy unbemerkt blieb, das war genauso wenig zu erwarten wie Schnee in Afrika. Marron seufzte nur - was meist nichts Gutes bedeutete. "Wieso glaub ich nur, dass Probleme auf uns zukommen...Los erzähl schon." Die kurze Antwort "Access." erfolgte eher gepresst und voller Gram aus den Lippen Marrons. Sie verspürte nicht die geringste Lust, alles noch einmal lang und breit erklären zu müssen - einmal hautnah miterleben hatte voll und ganz gereicht - und so schickte sie lieber ein kompaktes Paket mit den wichtigsten Informationen des Tages in die Gedanken ihrer Schwester. Silvy warf sich zurück in ihren Sessel. "Oh....Er...ist...also wieder da, ja?" Auch wenn man es ihr äußerlich nicht anmerkte, wusste Marron genau, dass sie um Beherrschung rang. "Das erleichtert uns unser Vorhaben nicht gerade..." "Du sagst es. Ich dachte, ich krieg jeden Moment nen Nervenzusammenbruch, als ich sah wer da auf der Schulter dieses egozentrischen Großkotzes saß!" "Hmh, verständlich!!!...Wie soll's jetzt weiter gehen?" Marron wusste ebenfalls nur das Einzige, das auch Silvy auf der Zunge lag: "Was können wir schon groß machen? Wir hatten Access losgeschickt, um uns ein wenig Hilfe von außen ins Boot zu holen gegen Fynn..." "...aber davon, dass er hier nen Kerl anschleppt, war nie die Rede!", führte Silvy den Satz zum Ende. "Es sollte definitiv ein Mädchen unseres Alters sein! Haben wir uns da irgendwie nicht klar genug ausgedrückt oder was?!?" "Ich schätze wir haben einen entscheidenden Faktor unachtsamer Weise übersehen: Hey, es ist Access! Der hat doch nur Blödsinn im Kopf!" Das ganze ergänzte sie dann noch mit einem "Wir hätten eben doch selbst suchen sollen..." Marron war viel zu unruhig, um jetzt noch still stehen zu können. Sie hatte schon längst damit angefangen wie Sherlock Holmes persönlich durch das Zimmer hin und her zu tigern..."Ich schnall das nicht! Wieso will mich dieser Idiot immer wieder verkuppeln?!?" Access war ebenfalls ein langwieriger Freund ihrerseits gewesen. Er und Fynn waren zusammen in der gleichen Ausbildungsstufe. Als es Schwierigkeiten gab, hatte Marron daher sofort Kontakt zu ihm aufgenommen. - Was sich jetzt wahrscheinlich als der größte Fehler ihres Lebens herausstellte. Er war stets darauf erpicht gewesen ihr das wunderbare Wesen der Liebe zu zeigen (war ja selbst in seine Fynn verliebt) - seitdem sie lauthals verkündet hatte, sie würde sich niemals in ihrem Leben verlieben. Von da an war sie wirklich nirgendwo mehr sicher vor seinen oft nicht gerade fairen Überzeugungsmethoden, wie er seine Attentate auf sie stets nannte..."Sieht der es auch irgendwann mal ein, dass es keinen Zweck hat?!? Liebe können wir uns nicht leisten! Punkt. Aus. Ende!!!" Diesmal war sie echt sauer, der Bogen war überspannt. Silvy versuchte ihre Schwester zu beruhigen - wenn einer das konnte, dann sie. "Das hilft jetzt alles sowieso nicht mehr...So wie ich Access kenne, hat er dem armen Jungen sicher schon ein schickes Outfit und nen extravaganten Künstlernamen verpasst...Keine Chance da je wieder heil raus zu kommen...Das ist reine Nervenverschwendung. Außerdem sollst du dich jetzt nicht so aufregen. Du weißt, dass du noch nicht ganz gesund bist." Sie hatte Recht. Für einen winzigen Moment herrschte vollkommene Stille im Raum - wenn da nicht so ein leises Grunzen rechts von Marron gewesen wäre...Grunzende Pflanzen hatte bis jetzt selbst nicht die sonst so schaffensfreudige Menschheit erfunden. Sie nahm das buschige Palmenwerk im Topf etwas genauer unter die Lupe...."Na sie mal einer an, wen wir da haben...Na so ein Zufall...!" Geschickt griff sie zwischen das Grün und fischte schließlich ein kleines, schwarzgeflügeltes Etwas heraus. Access reckte und streckte sich - er war kurz davor aufzuwachen. Seine Augen öffneten sich verschlafen und schlossen sich wieder. Aber dennoch, wenn auch nur für Bruchteile von Sekunden, hatten sie das nur wenige Zentimeter entfernte Gesicht mit einem gigantischen Blick, der ganze Bände sprach, wahrgenommen. Voller Schreck fuhr der Engel hoch - was sich als fataler Fehltritt erwies, da Marron seinen linken Flügel zwischen den Fingerspitzen fest hielt. "Hier geblieben Freundchen!" Ihre Stimme war wie Eiswasser und schnitt sich wie ein scharfes Messer in sein Bewusstsein. Er lachte einmal beklommen. "...Hallo..." Was ihm jetzt blühte, konnte er sich bereits in den schillerndsten Farben ausmalen..."Hallo Access...Wag es ja nicht auch noch deine Rehaugen aufzusetzen, das zieht nicht." Er beschloss sich dumm zu stellen, obwohl er nicht viel Hoffnung hatte, dass sie ihm diese Tour noch einmal abkaufte - dafür hatte er sich heute schon zu viel geleistet. "Ist was?" Er schaute wie das liebste Unschuldslamm, das je das Licht der Welt erblickt hatte. Sein Bestreben sich aus den Fängen seiner Peinigerin zu befreien hatte er bereits aufgegeben..."Soll ich nachhelfen?" Access drehte sich um. "Ach du bist ja auch da! Haben uns lange nicht mehr gesehen! Wie geht's dir, Silvy?" Als Antwort bekam er lediglich nur "Lenk nicht vom Thema ab. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?" "Ähhhh sorry, aber warum soll ich mich eigentlich verteidigen? Hab doch nix gemacht!" Marron hatte langsam, aber sicher die Nase gestrichen voll! "Kleine Gedächtnisstütze: Was hat dieser Junge da drüben in Apartment Nummer 7 zu suchen?" Bevor Access auch nur den mund öffnen konnte, fuhr Silvy vorbeugend dazwischen. "Und jetzt frag nicht, welcher Junge!" Sie war dieses Spielchen bereits genauso leid wie Marron. "Ach, ihr habt ihn schon bemerkt?" "Access, wir wissen beide, dass ich dich bei ihm gesehen habe. Jetzt stell dich nicht blöd!!!" "Ich hab doch nur gedacht, er könnte dir gefallen! So ein wenig männlicher Beistand würde dir mal ganz gut tun!" Er grinste. Fand er den ganzen Schlamassel, den er hier angerichtet hatte etwas auch noch lustig?!? "Access! Du hast unseren ganzen Plan zu Nichte gemacht! Wir wollten eine Verbündtete, die Fynn aus der Reserve lockt und uns hilft die Gefahr zu beseitigen!" - ,Die Gefahr zu beseitigen' war eine vage Umschreibung dessen, was sie eigentlich vorhatten. Sie würden dabei vielleicht sogar sterben ohne die Hilfe einer Dritten... "...Was hast du dir dabei nur gedacht!" hatte Marron ihre Standpauke weiterhin ergänzt. "Äh, na ja,...er ist eigentlich doch ganz nett, oder?" "Nett?!? Sag mal, soll das ein Scherz sein? Dieser Kerl, den du da angeschleppt hast, ist ein unausstehlicher Arsch mit nicht dem geringsten Anstand!" Darauf hatte Access genau die seiner Meinung nach passende Antwort, die ihn vor schlimmeren Schaden noch retten konnte: "Dafür, dass er angeblich so unmöglich ist, hat er dich aber ganz schön außer Atem gebracht als er dich aufgefangen hat." Sein hämisches Grinsen schien seine Gesichtszüge fast zu sprengen. "Ich war nicht außer Atem, sonder in Rage. Da besteht ein feiner Unterschied!" "Ja, ja, deswegen springst du ja jetzt auch wieder gleich im Dreieck!" Er meinte voll den Durchblick zu haben - Aber da kannte er Marron wohl schlecht! So etwas würde sie sich nicht bieten lassen! - Nicht von ihm! Er war ihr unterstellt und nicht anders herum! "Du wirst das hier schön ausbaden. Wir helfen dir nicht." Sie schaute zu Silvy; nach einem kurzen Gedankensprung hatten sie die perfekte Lösung gefunden. Silvy hatte große Freude daran sie ihm mitteilen zu dürfen: "Wir schlagen folgendes vor:..." - wobei ,vorschlagen' eher als Befehl zu sehen war - "...Du trägst dafür die alleinige Schuld, also wirst du auch die äußerst ehrenvolle Aufgabe übernehmen dich um ihn zu kümmern - was dir ja sicherlich keine Umstände bereiten dürfte, denn du hast ihn dir ja schließlich ins Haus geholt." Jetzt war es an Silvy zu grinsen. Das hörte sich alles gar nicht gut an, wie Access fand. Doch es ging noch weiter. Dieses Mal allerdings aus Marrons Mund. - Wie er diese zirkusreife Nummer doch hasste, wenn eine die Rede der anderen zum Ende führte! "Verdammte Psychospielchen!", fluchte sein Innerstes. "Du wirst aufpassen, dass er keinen Mist baut und auch nirgendwo sonst hineinschlittert, was ihn nichts angeht oder ihm gefährlich werden könnte - währen wir unserer richtigen Arbeit nachgehen. Wir haben keine Zeit Babysitter zu spielen..." Es dauerte nicht einmal eine Sekunde, als die andere auch schon wieder zu sprechen begann. "...Du bist von deinen bisherigen Pflichten entbunden. Du hast ja jetzt diesen...Wie hieß er noch gleich" Sie schaute von ihrem Sessel auf zu ihrer Schwester. "Chiaki N-a-g-o-y-a" sagte sie daraufhin nur. "Genau. Du wirst also ab sofort Chiaki als deinen neuen Schützling annehmen. Wir beide können inzwischen auch allein auf uns aufpassen." Von Marrons Seiten erfolgte ein zustimmendes Nicken. Access schaute mehr als nur doof aus der Wäsche. So hatte er sich das ganz und gar nicht gedacht... "Tja, Access, der Schuss ist wohl deutlich nach hinten losgegangen..." Marron, die ihn immer noch Fest in ihrem Griff hielt, lächelte triumphierend. "Du wirst ihm weder von uns erzählen, noch wirst du ihn mit der Nase auf unsere - und ganz speziell meine - Identität stoßen. Du wirst auf ihn aufpassen und ihn überallhin begleiten. Und wehe dir, wenn ihm etwas passiert...Du hast dir deine Suppe selbst eingebrockt. - Löffel sie auch gefälligst wieder selbst aus..." Access war fix und fertig. Er saß nur regungslos da und schaute ungläubig auf Marrons Lippen, die sich immer noch bewegten...das passte ihm so ganz und gar nicht! Den ganzen Tag den Babysitter zu spielen - schrecklich langweilig! Aber jetzt Einwände zu erheben wäre purer Selbstmord gewesen. Und er hatte eigentlich nicht vor jung zu sterben. - Nicht bevor Fynn wieder bei ihm, an seiner Seite, war. Also zog er es vor zu resignieren und antwortete "Ist ja schon gut...Ich hab's geschnallt." Bevor es noch schlimmer kommen konnte, nahm er lieber seine Beine in die Hand und machte nen Abgang. ,Wer weiß, was die sich sonst noch so einfallen lassen!", dachte er als er durch das angekippte Fenster am Balkon geknickt davonflog.

Marron schmiss sich zufrieden in den Sessel gegenüber von Silvy. Von hier hatte man die ganze Wohnung im Blick: Der Flur zur rechten Seite mit einer Tür zum Bad. Geradeaus zu befand sich die offene amerikanische Küche mit Schränken aus europäischem Kirschholz. Sie selbst saß im so genannten Wohnzimmer, was eher als freiliegender Wohnbereich durchging, denn hier waren weder Türen die es von der Küche trennten noch von der rechts an der Wand liegenden Treppe. Hinter ihr befand sich ein riesiges Bild, das zwei sich umschlingende Hände auf ockerfarbenem Grund zeigte. Links von ihr ging noch eine Tür ab, die in ihr Schlafzimmer führte. An dessen Ende befand sich ein kleiner Balkon, der genau an den von Apartment Nummer 7 grenzte. Die Treppe rechts von ihr führte hinauf in ihren Privatbereich. Ihren Freunden Myako und Yamato erzähle sie immer, das wäre der Wohnbereich ihrer Eltern gewesen und sie würde es nicht übers Herz bringen ihn tagtäglich zu benutzen. - In Wirklichkeit befanden sich dort oben eine kleine Bibliothek mit integriertem Arbeitszimmer, ein weiteres Schlafzimmer für ihre Schwester, ein mittelgroßes Gästezimmer und eine Art Lagerraum für alles, was hier aus welchen Gründen auch immer nicht rumstehen konnte. All diese Zimmer waren in einer Art Rundgang mit Geländer über dem ,Erdgeschoss' angeordnet. Von oben konnte man wunderbar auf den Wohnbereich hinunterschauen. Es war eine traumhafte Wohnung...Aber so oft sie sich auch umschauen würde, die Lösung ihrer Probleme würde sich ihr dadurch nicht offenbaren. "Tja, dann müssen wir uns wohl selbst jemand Neues suchen, wenn Access ausfällt..." Silvy schaute ihr direkt in die Augen. "Bis zur kritischen Phase sind es noch 9 Monate. - Wir haben also noch Zeit..." "Ja.", antwortete Marron bedächtig. Doch der immer näher rückende Tag der absoluten Vernichtung kam unablässig auf sie zu. Sie mussten schnell handeln, wenn sie überleben wollten...
 

ENDE Kapitel 2

Before The Storm

Hallihallo! ^^

Da bin ich wieder! Dieses Kapitel hat mich echt viel Kraft gekostet...Warum? Tja, irgendwie bin ich die letzte Zeit nur noch im Stress - kriege nix mehr vernünftig gebacken! >_< Kann nur noch bergauf gehen ^_^

Danke übrigens für die vielen tollen Kommis!!!! Danke, danke, danke, danke,...*nicht mehr aufhören kann mit danke-sagen* danke, danke, danke,...

Wär echt voll lieb, wenn ihr wieder was schreiben würdet...sagt mir ruhig eure Meinung ^^ (das gilt übrigens auch für neue Leser) - ich habe eine staatlich anerkannte Bescheinigung, dass ich zu 100% Kommentator-lieb bin und nicht beiße! *g*

Genug gelavert, wünsche viel Spaß mit "Before The Storm"!!!
 


 

KKJ - reloaded!

Kapitel 3: Before The Storm
 

Zur gleichen Zeit, wie Access entgegen aller Anstrengungen im Kampf der höheren Gewalten verlor, saß Myako vor ihrem Schreibtisch an ihren Hausaufgaben - die zu ihrem Entsetzen leider immer noch nicht gelernt hatten sich selbstständig fertig zu stellen.

"X und Y sind zwei zueinander kongruente Zahlen..." - Ok, soweit war ja noch alles klar, klang doch noch recht lösbar, aber die darauf folgende Klippe schien unüberwindbar: "...Eine weitere Zahl Z ergibt sich aus dem Y-fachen...der zu X kongruenten Zahl. Wenn Z denn nun...Was soll der Scheiß??? Ich steig da einfach nicht durch!!!" Sie verbrachte jetzt schon geschlagene zwei Stunden mit der sinnlosesten Wissenschaft der Welt, - in manchen unerschütterlichen Kulturkreisen des schlechten Geschmacks auch Mathematik genannt. Ihr dunkles Haar fiel in Strähnen über ihr Gesicht - der Zopfhalter hatte bei der ganzen Haarerauferei sowieso schon lägst seinen Geist aufgegeben. "Marron ist bestimmt schon längst fertig...Ob ich sie mal fragen gehe? Sonst sitz ich noch bis morgen früh an dem Mist und krige am Ende dann doch nur ein auf die Glocke vom Lehrer..." Hoffnungsvoll schaute sie auf den großen Zeiger der Uhr, welcher sich kontinuierlich gen 11 richtete. "Nein,....so spät kann ich sie unmöglich noch stören." Ihre Freundin sah in der letzten Zeit schon - mehr als ihr gut tat - geschafft aus...langsam machte Myako sich RICHTIG Sorgen um sie...In der Schule fehlte sie immer öfter - und um ehrlich zu sein fragte Myako sich schon eine ganze Weile, wie Marron es immer wieder schaffte ihren guten Notendurchschnitt zu halten. Dieses Mädchen hatte immer ein Lächeln übrig - egal um was es ging. Auch wenn Myako jetzt bei ihr mitten in der Tür gestanden hätte, würde Marron sie nur freundlich herein bitten und ihr helfen - und wenn sie jeden Augenblick zusammenbräche, sie würde es trotzdem tun. - Myako kannte ihre beste Freundin ebenso gut wie sich selbst. Vielleicht war das ja auch der Grund für ihre sich in der letzten Zeit häufenden Ausfälle? Beanspruchte Myako sie vielleicht zu sehr?

Ein Knarren auf dem Parkett direkt vor ihrer Zimmertür riss sie jäh aus ihren Gedanken. "Sollte er etwa..." und ja, Myako vermutete richtig. Denn als sie geschmeidig von ihrem Stuhl hüpfte und lautlos die Tür öffnete stand, ungefähr 4 Meter weiter entfernt, ihr Vater in voller Montur und aufbruchbereit auf der Türschwelle. Myako räusperte sich kurz "Khmkm,...wenn ich fragen darf, wo wollen Sie denn hin,...verehrter Herr Inspektor?" Ihr Blick hätte eine ganze Herde hungriger Löwen töten können - jetzt mit ihr diskutieren zu wollen wäre der reinste Selbstmord gewesen...Das wusste Herr Toudaiji nur zu gut - er kannte seine Tochter ja nun schon ein Weilchen...- um ehrlich zu sein ganze 16, manchmal recht qualvolle, Jahre...

Er versuchte möglichst so zu klingen als wäre er nicht gerade bei einem seiner grandiosen Fluchtversuche ertappt worden "Wo ich hin will? Ich...ähhh..." Was konnte er ihr bloß erzählen? Na gut, erzählen konnte er schon viel, ob sie es ihm glauben würde - was in diesem Fall eher unwahrscheinlich war - stand in einem ganz anderen Stern...Es musste etwas WIRKLICH Gutes sein, denn nur ein außergewöhnlich genialer Einfall konnte jetzt noch seinen Hals aus der sich immer enger ziehenden Schlinge ziehen - allerdings waren derartige Raritäten nicht gerade Stammgast in seinen Gehirnwindungen... "...ähhhhh...ich wollte gerade den Müll raus bringen... und es ist doch so frisch draußen. Da hab ich mir lieber meinen Mantel angezogen." Er versuchte ein unschuldiges Gesicht aufzusetzen, was ihm seiner Meinung nach auch gelang.

Myako stutzte, die Idee an sich war ja ganz schön, aber er hatte da eine entscheidende Tatsache übersehen: "Und wieso stehen die Müllsäcke noch da hinten in der Küche? Ich könnte wetten du hast unter deiner Kluft bereits deine Dienstuniform an und in deiner rechten Tasche liegt deine Polizeimarke. Um die Hüfte trägst du garantiert deinen Waffengurt und dein Essen hast du gewohnheitsgemäß vor der Tür versteckt. Und mit einhundertprozentiger Wahrscheinlichkeit wartet unten auch schon irgendein Kollege auf dich mit laufendem Motor, bereit zum Abhauen...Und liege ich richtig?" Seine Gedanken überschlugen sich "Woher zum Teufel weiß sie das denn jetzt schon wieder alles?!?" Laut fügte er hinzu "Das bildest du dir nur ein...ich habe heute doch gar keinen Dienst." Myako wusste es leider besser, und somit war auch seine letzte Trumpfkarte zum Scheitern verurteilt: "Pech gehabt, Paps, ich hab einen Blick auf deinen Dienstplan geworfen...Deine Schicht fängt in genau 20 Minuten an...Und du hattest mir versprochen mich das Nächste Mal mitzunehmen...was dann heute wäre." Schlussfolgerte Myako messerscharf. - Sie war eben mit Leib und Seele die Tochter eines Polizisten. Verhandlungen waren da nicht drin - und wenn sie es jetzt clever anstellte, dann würde sie dieses Mal eindeutig den Sieg in die eigenen heimischen Reihen einfahren.

Ein letzter Versuch blieb dem verzweifelten Überbleibsel eines Inspektors allerdings noch: "Aber Myako, heute ist es doch schon viel zu spät...ich dachte ich nehme dich einen Tag mit, wenn du mal nicht am nächsten Morgen in die Schule musst..." Auch das hatte er ihr schon mindestens einmal zu viel versucht ihr zu erzählen..."Netter Versuch, Paps, aber ich komme mit, basta! Versprochen ist versprochen!!" Da war er wieder, der Appell an sein Ehrgefühl als Polizist...Seine Tochter nutzte ihr Wissen über ihn mal wieder schamlos aus... "Myako..." - Weiter kam er nicht, denn ihr herrischer Blick starrte ihn regelrecht nieder. "Du hast heute Morgen gesagt du nimmst mich mit! Wag es ja nicht zu verschwinden...so wie die letzten einundzwanzig Male." "Dieses kleine Biest zählt aber verdammt genau mit!...War das wirklich schon so oft?!?" fragte der Hüter für Recht und Ordnung sich in Gedanken. "Myako,...nun versteh doch endlich...das ist viel zu gefährlich für so ein junges Mädchen wie dich. Was ist, wenn dir etwas passiert...Hast du eigentlich schon mal an deine arme Mutter dabei gedacht?" Das hatte gesessen - dachte er zumindest, denn nach einer kurzen Pause kam die blitzschnelle Revanche: "Ich kann mit einer Beretta 92 FS schon umgehen seit ich 11 bin!" - "...Ja sie hatte schon immer einen starken Willen..." ergänzte ihr Vater in Gedanken. Myako redete indessen unentwegt weiter: "...Ich kann sämtliche Polizeiparagraphe auswendig und habe deine alten Berichte schon tausendmal gelesen." - Irgendwas musste er ihr ja zur Beschäftigung geben! Wollte sie ihm jetzt daraus etwa einen Strick drehen?!? Seine Erziehung war wohl nicht gerade die beste - und jetzt hatte er den Salat! "Na wunderbar!..." ließ er schließlich mit einem ziemlich ironischen Unterton verlauten. Seine Tochter hingegen - die genau wusste, wie sie ihren Vater am besten knacken konnte - ignorierte den bitteren Beigeschmack seiner Worte und antwortete fröhlich "Ja, wunderbar! ^^ - Ich hole nur noch schnell meine Jacke!" und weg war sie. Im Flur blieb nur ein ziemlich verdattert dreinblickender Mann mittleren Alters zurück. - So hatte er sich das nicht gedacht...

Zehn Minuten später unten vor dem Orleans: Myako hatte ihren Willen bekommen; zufrieden saß sie auf dem Rücksitz des Polizeiautos ihres Vaters. Vor ihr saß Takagi (ein Kollege) vor etwas, das man gerade noch mit Ach und Krach als so genanntes Funkgerät durchgehen lassen konnte. - Ihr Vater hatte sich erst vor kurzem über die mangelnden Mittel der Dienststelle beschwert..."Kaum zu glauben! Da geht dieser blöde Funkkasten zu Bruch und der Chef drückt mir so ein völlig demoliertes Ding in die Hand! - Für Neuanschaffungen wären momentan keine Gelder da - So ein Quatsch!!! - Als ob ich nicht im Moment schon genug Probleme hätte!" waren ungefähr seine Worte gewesen. Heute war Nachtstreife angesagt...und Myako hoffte auf etwas wirklich, wirklich Aufregendes - es war immerhin ihre erste Fahrt! (und bestimmt auch nicht die Letzte, wenn es nach ihr ging...)

Sie waren noch nicht einmal eine halbe Stunde gefahren - Myako hätte nicht einmal im Angesicht des Todes zugeben, dass bei ihr langsam aber sicher Langeweile aufkam - begann die kleine Kiste namens Funkgerät in den seltsamsten Tönen zu rattern. "Kein angenehmes Geräusch, was?" meinte Takagi zu ihr nach hinten, als Myako die Miene verzog. "Ich glaub der Kasten gibt bald seinen Geist auf - das heißt, wenn er es nicht schon getan hat..." Für einen Moment schien er wirklich mit dem ernsthaften Gedanken zu spielen es einfach zu Schrott zu schlagen, wenn Myako seinem Gesichtsausdruck Glauben schenken durfte.

Ihr Vater nahm das Funkgerät in die Hand. "Ja?" Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine ziemlich kratzige Stimme - ob es ein Mann oder eine Frau war, ließ sich durch die Verzerrung nur schwer sagen... "Diese verrückte Diebin hat uns schon wieder ne Warnung zukommen lassen..." "Wer? Diese Jeamme?" "Sie heißt Jeanne. Du scheinst sie wohl nicht so richtig für voll zu nehmen..." Schallte vom anderen Ende die Berichtigung. "Eine kleine Möchtegern-Diebin geht gern auf Schatzjagd und informiert dabei auch netterweise noch die Polizei über Ort und Zeit...Wie soll man da bitteschön ernst bleiben? So was habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt!" Er hatte mal wieder diesen äußerst spöttischen Ton auf den Lippen, den er nur zu gerne einsetzte. "Na, dann hast du ja echt Glück!...Denn wir haben noch eine zweite Warnung! Ein Typ, der sich Sindbad nennt...wir haben noch keine Kartei über ihn, also Frischfleisch...^^" Das war zu viel des Guten, jetzt konnte selbst der kühle Inspektor nicht mehr cool bleiben. "WAAAAAAS?!? Sind die jetzt alle völlig durchgeknallt oder was? Wie ist die Adresse?" Diese Jeanne war ja schon Plagegeist genug, aber gleich zwei von der Sorte? Das konnte selbst er nicht fassen. Welcher normale Dieb war schon so bescheuert und setzt seine Opfer vorher auch noch in Kenntnis über den Diebstahl? Das war seiner Meinung nach echt beschränkt...So was ging echt über seinen Verstand hinaus. Vielleicht war es ja gerade Mode oder so was...Diese jungen Dinger von heute waren nicht zu unterschätzen mit ihren haarsträubenden Ideen...
 

Zur gleichen Zeit in Marrons Apartment sprang Silvy wie von der Tarantel gestochen auf und schnappte sich ihre Tasche. Marron brauchte nicht fragen, was los war - sie spürte es ebenfalls: "Sie kommt." war das Einzige, was über ihre tiefroten Lippen glitt.

Ein letzter prüfender Blick zu ihrer Schwester und Silvy verschwand in unzähligen Funken gleißenden Lichts. Im selben Moment wie auch das letzte Anzeichen für Silvys bis eben noch andauernden Besuch verschwunden war, befand sich ein kleines, grünes, für das normale Auge des Betrachters unmöglich identifizierbares Etwas mitten im Sturzflug durch die kleine Spalte des angekippten Fensters. "Maaaaaaaaaaaaarron!!! Ich bin wieder daaaaaaaa!", rief der kleine Engel. "Hallo Fynn!" antwortete Marron freudig - als würde sie zu einer langjährigen Freundin sprechen. Fynn sah Access in ihrer ganzen Statur doch recht ähnlich, nur dass es einige noch weitaus gravierende Unterschiede gab als allein der Fakt, dass sie weiße statt schwarzer Flügel besaß! Aber Marron lag es alles andere als nah ihren Argwohn und ihr Misstrauen offen zur Schau zu tragen. All das hob sie sich für später auf...das hieß, wenn sie nicht vorher schon das Zeitliche segnete. "Was gibt's Neues?", fragte sie stattdessen lieber scheinheilig. - Als ob sie das nicht wüsste! Fynn war inzwischen auf derselben Topfpflanze gelandet, auf der auch schon Access sich vor nicht mal einer Stunde zur Ruhe gebettet hatte. - Komisch, Engel schienen wohl alle dem gleichen Instinkt zu folgen...oder betraf diese Gemeinsamkeit nur Access und Fynn?

"Ich habe einen Dämon entdeckt. Du musst sofort los, Marron!" "Jetzt sofort???" "Ja, die Warnung hat die Polizei bereits bekommen! Habe sie persönlich überbracht!!!" Dieser Arbeitseifer konnte einem manchmal echt auf den Keks gehen... Doch bevor sie etwas antworten konnte hatte Fynn das Thema gewechselt: "Sag mal, wieso stehst du hier eigentlich im Dunkeln?" - Jetzt musste schnell eine Ausrede her, sonst war ihr schöner Plan im Eimer und die ganze Welt dem Untergang geweiht...Von links her schien ihr der Mond ins Blickfeld und warf ihr den rettenden Anker zu: "Der Mond war so schön...ich wollte ihn noch gern eine Weile beobachten..." - Das war immerhin eine zufrieden stellende Ausrede; nicht wirklich gut, aber auch nicht total suspekt. "...ich bin gleich so weit..." während Marron versuchte in etwas Bequemeres zu schlüpfen, berichtete Fynn ihr von ihrem Fund. "...Kennst du das Yoshitaka-Museum?" Unter Marrons roten Pullover kam ein eigenartiges Grummeln hervor, das man aller Wahrscheinlichkeit nach als "Ja" deuten konnte... "Mitten in der Galerie im 5. Stock, da hängt ein Bild..." ,Bild'...waren es bis jetzt nicht immer Bilder? Langsam wurde es Marron etwas langweilig Nacht für Nacht nur irgendwelchen Farben - denn das waren Bilder ja im Grunde - hinterher zu rennen... "Und weiter?" - inzwischen hatte sie ihren Pullover angezogen und zupfte ihn nun vor dem Spiegel zurecht. "Das Bild heißt "Tanzender Engel" und ist wunderschön..." "...und das soll ich stehlen. Richtig?" ergänzte Marron scherzhaft den Satz, um das Ganze abzukürzen. Fynn schwebte jetzt genau über ihrem Kopf und nickte zustimmend. "In einer halben Stunde habe ich dich angekündigt." "Na dann wollen wir die lieben Polizisten mal nicht auf mich warten lassen!" Sie griff ihr goldenes Kreuz von der Kommode und marschierte in Richtung Tür. - Dass da noch eine andere Warnung außer der ihren existierte...davon ahnte sie nichts.
 

ENDE Kapitel 3
 


 

Soooooo, wer sich jetzt immer noch fragt wieso das Kapi "Before The Storm" heißt: Das nächste Kapitel wird Aufschluss geben! ^^ ....stellt sich nur die äußerst pikante Frage, wann ich das fertig kriege...(Einen Satz hab ich schon...echt viel, was? *lol*)

Storm Begins - (Because There's) No Way Back To Silence

Hallihallo!^^

*glotz* *schreck* *staun* WOOOOWW! Sollte ich es wirklich mal geschafft haben mein 4. Kapi zu beenden? o__O Neeeeeee oder? *sich noch mal vergewisser* jaaaaaaaa, scheint wohl doch so zu sein... *freu*

Eure Kommis waren mal wieder voll genial! *_* *wie ein Christbaum strahl* Sagt mal, ist das auch euer voller Ernst? Nix Negatives?

Ein gaaaaanz besonderer Extra-Dank geht an meine nette, liebe, unverbesserliche, unersetzliche -Arashi-! Du hast beim Anfeuern echt Ausdauer (und Geduld >_<) bewiesen! Ich glaub ohne dich wäre ich noch immer beim ersten Satz! ^^' *ganz tief vor dir verneig* *g*

Und jetzt: Viel Spaß mit Kapi 4!
 

KKJ - reloaded!

Kapitel 4: Storm Begins

Untertitel: (Because There's) No Way Back To Silence
 

"Hier ist ja die Hölle los!", entfuhr es Myako, die auf dem Rücksitz des Polizeiwagens größte Mühe hatte einigermaßen still zu sitzen. Das war alles so aufregend! Am liebsten wäre sie sofort aus dem fahrenden Wagen gesprungen - was sie auch getan hätte, wenn ihr Vater sie nicht unter Lebenseinsatz davon abgehalten hätte...Wieso gab es denn hier keinen einzigen freien Platz zum Parken?!? Sie fuhren jetzt schon die dritte Runde um diesen komischen Springbrunnen, dessen Schöpfer schrecklich unter Geschmacksverirrung gelitten haben musste! Myako tippelte mit den Füßen nervös auf dem Boden herum. Die Finger trommelten auf ihrem Knie wie wild und definierten wahrscheinlich gerade den schnellsten Walzer der Welt völlig neu. Ihr Blick wanderte in alle Richtungen zugleich. Da waren so viele Lichter!

Und direkt vor dem Eingang des Museums stand ein stämmiger Polizist, der allen anderen irgendetwas über ein rot-weißes Megafon zurief. - Wenn sie doch nur hören könnte, was er sagte! Wieso ließen sich eigentlich diese verdammten Autofenster nicht öffnen?!? - Sicherheitsvorkehrungen eben - Wie sie sie hasste! Inzwischen fuhren sie bereits ihre vierte Runde...Sie hielt es kaum noch aus vor Neugier! Fünfte Runde. - "Geht das denn nicht schneller?!" Wie lange sollte das denn noch dauern?!? Es konnte doch nicht so schwer sein sein Auto hier irgendwo in der Walachei abzustellen!

"Na endlich!", sie hielten an. Der Motor stand noch nicht einmal still und schon schielte Myako - bereits außerhalb des Wagens - dem nächst besten Officer über die breiten Schultern hinweg in seine Unterlagen...

"Wo ist dieses Gör denn jetzt schon wieder?" Herr Toudaiji hatte bereits gefährlich nah an der Grenze zum ultimativen Wutausbruch gebaut. "Ich hatte ihr doch extra gesagt, sie soll in meiner Nähe bleiben!!!" Es war zum Verrücktwerden mit diesem Mädchen! Wenn er mal irgendwann - und das geschah mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit in nicht allzu ferner Zukunft - in ein Irrenhaus eingeliefert werden sollte, dann konnte er sich schon denken, was die Ursache dafür sein würde...Ob er den Ärzten schon mal einen Tipp geben sollte, damit die Genesung schneller vorangeht, wenn es erst einmal soweit war?

In genau diesem Moment konnte er einen kurzen Blick auf einen lila Haarschopf erhaschen. "Da bist du ja! Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als eine kleine vorpubertierende 16-Jährige zu suchen! Na warte, kleines Fräulein, du kriegst was von mir zu hören!" Wutschnaubend, wie ein majestätischer Drache, stapfte er in Richtung Myako - hätte sie ihn kommen sehen, dann wäre sie garantiert in null Komma nix nicht mehr auffindbar gewesen...aber momentan sie war gerade mit Leib und Seele damit beschäftigt gewesen dem Polizisten vor ihr ein paar interessantere Infos zu entlocken - was ihr bis jetzt auch recht gut gelang!

"Myaaaaaaakoooooo!!!!!!!!!! Beweg dich auf der Stelle hierher!!!!!!" Die Rage in der Stimme ihres Vaters war kaum zu überhören...Sollte sie (wie erst vorhin) seine äußerst missmutige Tonlage einfach ignorieren? - "Nein, diesmal wohl besser nicht..." dachte sie, denn er klang ECHT wütend! Sie drehte sich um und beschloss abzuwarten. Doch gerade als ihr Vater seinen Mund öffnete, um einem Schwall von Wörtern heraussprudeln zu lassen, standen sie auf einmal...im tiefsten Dunkel der Nacht! Nur noch aus dem nicht allzu weit entfernten Momokuri-Park schien noch ein wenig Licht...Herr Toudaiji befand sich in höchster Alarmbereitschaft.

Was hier passierte war definitiv NICHT gut. "Wo ist unsere Notbeleuchtung?!?!?", schrie er zu einem der Beamten hinüber. Der wiederum schien eher wie ein Anfänger panisch durch die Gegend zu laufen... - mit dem Ergebnis, dass er den Baum direkt vor ihm übersah und jetzt bewusstlos auf dem Boden lag. Neben Myako ertönte ein entnervtes Stöhnen von Seiten ihres Vaters - Naja, wenigstens war sie jetzt aus dem Schneider! Es dauerte nicht lange und ihre von Gott gegebene Neugier war wieder voll und ganz im aktiven Bereich: "Was hat das zu bedeuten?"

Doch bevor die soeben zum Leben erwachte Detektivin sich auch nur einen Zentimeter von ihrem Wachhund namens Vater entfernen konnte, ging das Licht wieder an. Von der anderen Seite rief jemand Sekunden später: "Sorry Leute, Entwarnung! War nur die Sicherung!" - und sie hatte sich doch schon so gefreut..."Scheiß Kerl!", entfuhr es ihr leise. Sie blickte auf zu ihrem Vater. Zum Glück schien er das nicht gehört zu haben...oder er ignorierte es einfach...oooooder, nein, er starrte konzentriert auf etwas in den Büschen gegenüber! Sie folgte seinen Augen... "Soll da hinten was sein, oder wie?..." - Keine Reaktion. Sie streckte sich nach vorn, schaute nach rechts, wippte nach links und wieder zurück. - Ohne auch nur irgendwas bemerkt zu haben. "Halllloohooooo...Erde an Paps: Da ist nichts. Nun hör schon auf damit!" Von ihrem Vater erhielt sie daraufhin nur ein kaum hörbares "Shhhhhhhhhhhh!!!!!" - War er jetzt verrückt geworden??? Da war nichts!...Rein gar nichts! - Eine Bewegung streifte ihr Blickfeld...oder... ...etwa...doch?!? Sie hätte schwören können, dass sie da gerade etwas Weißes im Gebüsch gesehen hatte!

Herr Toudaiji bewegte ganz langsam seinen Arm in Richtung Innentasche seiner Jacke, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von dem Blattwerk abzuwenden...Doch in genau diesem Moment sprang etwas Raubkatzenartiges aus dem Gebüsch! - Und es bewegte sich geradewegs auf sie zu! Myako war wie gelähmt vor Schreck...Irgendjemand schrie "Jeanne!!! Jeanne ist hier!!"

Sofort blitzen sämtliche Scheinwerfer auf und zielten...WAS war das eigentlich?... ...Ein... Mädchen?!? Myako war echt baff. - Sie hatte immer gedacht ihr Vater würde nur scherzen...aber dieses wilde Tier im weiß-roten Outfit dort, das sich nun als eine vielleicht gerade mal 16- höchstens 17-Jährige herausgestellt hatte, konnte doch unmöglich eine derartig gefürchtete Diebin sein! Jene geschmeidige Schnelligkeit und Eleganz mit der sie sich voran bewegte zogen Myako in ihren Bann... ,Einfach unglaublich!!', fuhr es Myako durch den Kopf. ,Wie macht sie das?!?'

Marron hatte sich noch nicht mal eine Minute hinter der Hecke versteckt. - Eigentlich hatte sie ja gedacht, sie könnte ein oder zwei Informationen über die ach so geheimen Sicherheitsvorkehrungen des Museums aufschnappen...aber der Vater ihrer Freundin Myako war diesmal leider schneller gewesen: Zu ihrem Leidwesen hatte er sie nur wenige Minuten später auch schon entdeckt! Pech für sie, Glück für ihn! Jetzt blieb ihr nur noch die Flucht nach vorn...also sprang sie blitzschnell aus dem Gebüsch - direkt auf jemanden zu...Halt...Diese feine Statur...Die Haare...Dieses Gesicht... ,Myako?!!!?' schoss es ihr mit Schrecken durch den Kopf. - ,Was in Dreiteufelsnamen hat SIE denn hier zu suchen?!?' Geschockt wie sie war, versuchte sie ihr durch einen halbwegs eleganten Sprung zur Seite auszuweichen - Mit Myako höchstpersönlich hätte Marron jetzt am allerwenigsten gerechnet...

Im Geiste fragte sie sich noch wie ihre Freundin es bloß hatte schaffen können ihren sonst nur allzu gern sturen Vater dazu überreden - als sie auch schon äußerst unsanft auf der Erde aufkam. "Mist!", entfuhr ihr es gedämpft durch die zusammengepressten Lippen. In weiter Ferne ertönten bereits die Sirenen, Suchscheinwerfer bewegten sich unaufhörlich in ihre Richtung und direkt hinter ihr schrie Myako: "Jeanne, na warte du kleines Biest! Mach dich auf was gefasst! Heute bin ich hier!!! Ich wird dich alle machen!!!!" Keine Zeit ihren mittlerweile ziemlich schmerzenden Fuß zu begutachten - sie musste hier schleunigst weg und ihre Mission erfüllen! ,Marron, reiß dich zusammen! Jammern kannst du jetzt vergessen!! Mach dich vom Acker!" tadelte sie sich selbst. Ihre langen, blonden Haare fielen strähnig in ihr schweißnasses Gesicht. ,Über deinen Fuß kannst du dir auch noch Gedanken machen, wenn du wieder zu Hause bist! Punkt. Aus. Ende.' - Es war ja nicht so, dass sie das erste Mal Verletzungen dieser Art hatte...sie brauchte den Schmerz einfach nur auszuknipsen - und alles war wieder in Ordnung! - Das besagte zumindest die Theorie in der Ausübung ihrer magischen Fähigkeiten. In der Praxis sah das immer noch recht schmerzhaft aus...aber sie arbeitete dran. ,Nicht gerad die Ultimativlösung, aber was soll's.' Die Sirenen kamen immer näher. Wo sollte sie bloß hin? Sie schaute sich um: Links befand sich der Eingang zum Park, lauter Bäume und ein kleiner Plattenweg - Falsche Location!...Was bot sich ihr noch? Vor ihr die Sackgasse - auch definitiv nicht die Richtung in der sie heute landen wollte! Die Option, sich einfach umzudrehen und zurück bis zur vorderen Fassade des Museums zulaufen fiel auch flach.

Die Polizisten - allen voran die jetzt äußerst belebte Myako - kamen immer näher! Sie blickte schließlich hoffnungsvoll in die letzte verbliebene Richtung: Zu ihrer Rechten ragte eine hohe Mauer empor. Sie war ordentlich verputzt...also keine Chance einfach hochzuklettern. Sie konnte auch nirgends einen Vorsprung oder Ähnliches entdecken, woran sie sich hätte hoch hangeln hätte können...nichts. Die Situation schien langsam aber sicher sich zu etwas Auswegslosem zu entwickeln...blieben nur noch die Fenster...

Tatsächlich, wer hätte das gedacht, eines davon stand sogar offen! - Und das auch noch fast zu ebener Erde! Ohne lange zu zögern rannte sie geradewegs drauf los und verschwand innerhalb von Sekunden in der kleinen, wie für sie gemachten Öffnung. Hinter ihr konnte sie Herrn Toudaiji lauthals toben hören: "Wieso ist das Fenster auf?!?" "Inspektor, ich habe sie höchstpersönlich alle kontrolliert! Vorhin waren alle Zugänge zum Museum verriegelt!", antwortete einer der Polizisten verteidigend, wenn auch ein wenig kleinlaut. "Und WIE erklären sie sich das dann bitteschön???", schallte es zurück. - Die Antwort brauchte Marron nicht abzuwarten, sie konnte es sich bereits denken...Natürlich konnte der Mann sich das nicht erklären - genauso wenig wie sie selbst! Es musste also noch jemand hier sein; jemand, der vor ihr dort erfolgreich Einlass gesucht hatte! Ob er oder sie wohl auf das gleiche Bild aus war? Sie sollte sich lieber beeilen...

Ungefähr zur selben Zeit sprang gerade eine schemenhafte Gestalt von der Reling des oberen Rundgangs im Westflügel des Museums. Die Seiten wurden gesäumt von mehren eher unbekannten, aber dennoch nicht weniger wertvollen Gemälden. - Alles hoch angepriesene Prunkstücke und Aushängeschilder dieser Galerie. Doch all das interessierte diesen Dieb hier herzlich wenig. Kunst war für ihn schon immer ein Brief mit sieben Siegeln gewesen. Er war lediglich gekommen, um diesem einen Bild dort hinten die Schönheit zu stehlen...nur diesem einen. Eine Art Auftragsarbeit, wenn man es so nahm...

In diesem Moment räusperte sich jemand hinter ihm. "Hmkhm!" Er erschrak. Die Mädchenstimme schien das jedoch kalt zu lassen. Sie redete einfach gleichgültig darüber hinweg weiter: "Das Bild da, das du gerade so angestarrt hast, ist bereits reserviert. - Schlag's dir also aus dem Kopf." Wie hatte sie es bloß geschafft so lautlos hinter ihm aufzutauchen? Ok, es war stockduster hier drin, aber wieso hatte er sie nicht bemerkt?!? Das war doch sonst immer seine Stärke gewesen! Als er ihr jedoch antwortete war von seinem Schrecken nicht mehr viel zu merken: "Für wen ist es denn reserviert, wenn ich fragen darf?", erkundigte er mit gespielter Unschuldigkeit in der Stimme. "Für mich selbstverständlich! Wenn du dir also keinen Ärger einhandeln willst, dann such dir lieber was anderes." "Vielleicht will ich mir ja Ärger einhandeln." Wäre es jetzt auch nur ein klein wenig heller gewesen, dann hätte Marron jetzt sein verschmitztes Lächeln sehen können.

Marron hatte zu irgendwelchen Spielchen jetzt eigentlich überhaupt keine Lust, aber der Kerl legte es echt drauf an! "Sorry Kleiner, aber mit derart zu kurz geratenen Milchbubis wie dir lege ich mich aus Prinzip nicht an." - Dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie er aussah und wie groß er wirklich war, spielte keine Rolle...vielleicht würde er ja wirklich verschwinden; dann hätte sie ein leichtes Spiel! Aber der Unbekannte dachte nicht mal daran es ihr leicht zu machen! "Wirst du wohl müssen!" Er grinste in ihre Richtung. "Nein,...ich glaube nicht!" Mit diesen Worten stieß sie sich mit aller Kraft vom Boden ab und sprang in einem kunstvollen Salto über ihn hinweg und landete gekonnt - wenn auch mit einem stechendem Schmerz im linken Fuß - direkt einen Meter vor dem Objekt ihrer Begierde. Sie zückte ihren weißen Pin und zielte direkt auf die Blumen, die das bildschöne Mädchen auf der Leinwand in den Händen hielt. Ein blauer Rauch umwirbelte Marron und vermischte sich mit Rot, sodass sie kaum noch etwas sehen konnte. Eine grausige Kälte erfüllte sie - ihr Herz erstarrte für einen Moment. Dann verschwand die Dunkelheit aus ihrem Herzen wieder - und mit ihr der Dämon. ,Tja, das war's für dich. Zeit heimzugehen!' Sagte sie in Gedanken zum Dämon. Der konnte jetzt jedenfalls keinem mehr was antun. Niemand hatte es verdient von einem Dämon beherrscht zu werden...niemand. Die Leinwand war leer...als hätte nie auch nur ein Pinselstrich das Weiß je berührt.

Der Streifzug der Diebin Jeanne war damit für heute beendet. Marron drehte sich zu ihrem neuen Freund um: "Siehst du, ich bekomme immer, was ich will, merk dir das!" Zugern wäre sie jetzt elegant und ruhig im Dunkel der Nacht verschwunden - möglichst ohne ihrem Fuß auch nur einen Schritt zu viel zuzumuten. Aber Myako machte ihr da leider einen gewaltigen Strich durch die Rechnung: Mit einem Mal erleuchtete ein gleißend heller, riesengroßer Strahler den Raum und somit auch das Gesicht ihres vorlauten Gegenübers! - So klein, wie Marron gedacht hatte, war er gar nicht! Im Gegenteil - er schien sogar ziemlich gut gebaut zu sein!! Mund und Nase waren verdeckt von einer Art Schleier...Aber diese tiefblauen Augen...die kamen ihr so bekannt vor...Doch sie wusste einfach nicht wo sie dieser stillen Vertrautheit, diesem Zauber, der ihr Herz umklammert hielt, schon einmal begegnet war...Sie musste hier dringend weg, wie es ihr auf einmal wie eine Abwehrreaktion durch den Kopf schoss. Mit einem letzten Blick auf seinen weiß-blauen Mantel sprang sie geradewegs aus dem nächsten Fenster, verabschiedete sich mit einem spöttischen "Aurevoir! Wiedersehen macht Freude!!!" und war auf und davon...

Auch der schöne Unbekannte wartete nicht lange mit seinem Abschied und verschwand ebenfalls sogleich von der Bildfläche, was Myako gar nicht mehr auffiel, da sie schon längst wie eine Wahnsinnige der Diebin Jeanne hinterher jagte: "Na warte, Jeanne!!!! Ich kriege dich!! Ich mach dir den Gar aus!!!!" Marron konnte darüber nur lachen! "Red doch nicht so ein dummes Zeug! Ich bin dir doch meilenweit voraus!" flüsterte sie im Wind. Aber es machte ihr große Freude, dass ihre beste Freundin endlich in ihrem Element war! Polizistin zu werden war schon immer ihr größter Traum gewesen - der sich jetzt sogar zu erfüllen schien! Soeben erreichte sie den Rand des Waldes, der den Momokuri-Park umsäumte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie war...ihr rechter Knöchel pulsierte unaufhörlich! Das Dumme war nur, dass sie jetzt unmöglich teleportieren konnte! Die Chance, dass sie jetzt jemand sah war ziemlich groß - Immerhin war stets die ganze Stadt in Aufruhr, wenn die Diebin Jeanne unterwegs war! Und zu allem Übel war Myako immer noch dicht hinter ihr...Nein das Risiko war zu groß. Sie biss die Zähne zusammen "Nun komm schon, bis nach Hause musst du es schon noch schaffen!! Sei nicht so zimperlich!" und versuchte den Schmerz so weit es ging einzudämmen, ihn einfach mit ihrem Gehirn auszuknipsen...Jetzt wollte sie nur noch so schnell wie möglich nach Hause und ihre Ruhe haben! Der Wald lichtete sich und es kamen die Häuser eines kleinen, beschaulichen Viertels zum Vorschein. Mit einem Satz wechselte sie auf das erstbeste Dach und war somit hoffentlich wenigstens für Myakos Augen unsichtbar...

"Jeanneeeee! Du verdammtes Biest!! Bleib endlich stehen!!!", schrie Myako in den Wald. Die Leute drehten sich schon haufenweise verwundert nach ihr um...So ein Teenager, der einer kostümierten Diebin hinterher jagte sah man nun ja wirklich nicht alle Tage! "Myako, lass es. Du holst sie ja doch nicht mehr ein...Unsere Wagen haben schon längst die Verfolgung aufgenommen...Da bringt es rein gar nichts, wenn du ihr blind hinterher rennst.", versuchte ihr Vater sie zu beschwichtigen. - Leider vergebens: "Ja, ja, das sagt die Polizei jedes Mal zur Presse, wenn ein Verbrecher mal wieder entkommen ist! Dad, ich schau fern. Und zur Erinnerung: Wie oft hat diese Diebin jetzt schon zugeschlagen? - 7 mal! Papa, hast du das gehört? Ganze SIEBEN MAL! Und du erzählst nichts anderes?" Myako war kaum noch zu bremsen. "So beruhige dich doch..." "Nein. Das ist ja die reiste Verletzung jeglicher Ordnung!!! Jeanne tanzt uns auf der Nase rum! Das können wir ihr unmöglich durchgehen lassen!" "Ähhhhhhh,...wieso WIR, wenn ich fragen darf?" - anscheinend durfte er nicht, denn Myako überging ihn einfach: "...Ich, Myako Toudaiji, werde dem Ein Ende bereiten und sie eigenhändig hinter Schloss und Riegel bringen!" Ihr Vater tat dies nur noch mit einer lapidaren Handbewegung ab. - Er kannte ja mittlerweile die vorübergehenden Launen seiner Tochter recht gut...Doch entgegen all seiner Erwartungen war Myako jetzt erst richtig in Fahrt gekommen! "Sie wird schon sehen, was sie davon hat! Mit einer meiner überaus genialen Fallen werde ich alles je da gewesene übertrumpfen! Die Polizei mich anflehen ihr zu helfen!!" "Gehst du da nicht ein kleines bisschen zu weit?", fragte der Inspektor mit ironischem Unterton.

Statt aber auf seine Bemerkungen einzugehen, zog Myako mit ihrer vor Tatendrang nur so strotzenden Rede lieber ins Finale: " Jeanne: Zieh dich warm an - denn Myako Toudaiji hat ihren Dienst angetreten!" Es bestand nicht der geringste Zweifel daran, dass sie nicht voll und ganz von sich überzeugt war...Sehr zum Leidwesen ihres Vaters, der ihr das Ganze jetzt wieder ausreden durfte: "Ich hab dir schon mal gesagt, dass du hier beim Einsatz nichts zu suchen hast! Ich bin hier der Polizist und du gehst schön brav zu Schule; so wie es sich gehört! Punkt. Aus. Ende!!!" Myako verschränkte die Arme vor der Brust und verdeutlichte mit einem soliden "Nein." ihren Standpunkt. "Ich bleibe." In ihren Augen blitzte es gefährlich - und Herr Toudaiji fürchtete, dass seine Tochter dafür sogar über Leichen gehen würde! Er gab's nun endgültig auf - Wie er diese endlosen Diskussionen satt hatte! Sollte sie doch machen, was sie wollte...am Ende bekam sie ja doch immer ihren Willen! Und bevor sie noch etwas wirklich Dummes anstellte, nahm er sie lieber unter seine eigenen Fittiche. "Hat ja sowieso keinen Zweck..." Sie lächelte überlegen - Endlich hatte sie gesiegt! "Sag ich doch schon die ganze Zeit! Wann ist der nächste Einsatz?" "Morgen, Punkt 7.30 Uhr." Myako reckte interessiert den Kopf. In ihrem Kopf entwickelten sich bereits Pläne. Dann sprach er weiter: "...SCHULE!!!!" - Nein, so hatte Myako sich das aber ganz und gar nicht gedacht! "Schule ist langweilig!", maulte sie herum. "Ohne Schule keine Ausbildung - und ohne Ausbildung keine Polizei. Das sind die Bedingungen, mein liebes Fräulein." Wenn es ihm schon nicht möglich war ihr diese Polizeisache auszureden, so konnte er doch wenigstens einen Funken seiner Würde retten und ihr klipp und klar ein paar Regeln aufstellen! Myako zog beleidigt eine breite Schnute. "'Nen Versuch war's wert..." Die Schule loszuwerden wäre gar kein so schlechter Deal gewesen...

Der Inspektor wandte sich an seine Truppe: "So, wir machen Schluss! Den Rest erledigen unsere Jungs auf Streife!" Er war sichtlich unzufrieden mit dem Ergebnis dieses Abends...Nicht nur, dass Jeanne schon wieder entkommen war - seine Tochter hatte es sich zu alledem auch noch in den Kopf gesetzt in seine Fußstapfen zu treten! Polizei! - Für Mädchen, wie seine kleine Tochter, war doch kein Leben! Sie würde sich früher oder später mit Leuten anlegen müssen, mit denen sie besser nichts zu tun hätte...Sie konnte nicht einmal ansatzweise erahnen, was in der Welt für schreckliche Dinge vor sich gingen - die er selbst mit eigenen Augen hatte mit ansehen müssen. Nur deswegen war er nach Momokuri zurückgekehrt; um zu vergessen...

,Nicht mehr lange und ich bin zu Hause...', dachte Marron von Vorfreude erfüllt und bewegte sich weiterhin schnell wie der Wind im Schatten der Kamine und Dächer der Häuserreihen gen Süden. Da es nicht mehr allzu weit war, beschloss sie den Rest des Wohnviertels auf weiter unten gelegenem Terrain zu durchqueren. Gesagt, getan - und sie stieß sich kräftig von dem Dachsims unter ihr ab. Bei der Landung auf der Straße hätte sie beinahe das Gleichgewicht verloren, als sie direkt vor einem blonden Mädchen mit einem großen, schwarzen Hund zum stehen kam! Doch diese sonderbare Begegnung schien keine von beiden auch nur im Geringsten zu erschrecken. "Hallo Tsugumi!", grüßte Marron. Das Mädchen antwortete strahlend "Hi! Wieder ganz groß unterwegs?" Marron musste unwillkürlich grinsen, Tsugumi hatte es schon immer verstanden die Dinge dezent auszudrücken! "Ja! Sorry, muss weiter! Tschau!" - Und schon war sie verschwunden. Die Straße lag nun wieder still und unberührt vor dem Hund und dem Mädchen, welche ihre gemeinsame Reise durch die Nacht nun wieder aufnahmen...
 

ENDE Kapitel 4
 


 

Das war der Auftakt. (ja, kein Tippfehler *ggg* Das war erst der Anfang!) Die momentan wichtigen Charas (und auch das ist kein Fehler, es gibt wirklich noch mehr!) sind komplett, die Weichen gestellt und Probleme vorprogrammiert (zumindest hab ich mir bei den Settings was gedacht)! ^_^

Und? Wie hat es euch bis jetzt gefallen? ^^ - Wer der schöne Unbekannte ist, brauche ich euch ja wohl nicht mehr zu sagen. *g* Aber weiß das Marron auch? - Natürlich nicht! *mega-grins* Wie wird es mit ihrem verletzten Fuß weitergehen? Und vor allem: WER ist diese Tsugumi?!? *lol* Als ob ich das jetzt schon verraten würde! ^_^ (allerdings dürfte dieser Chara dem einen oder anderen Jeanne-Fan bekannt sein...*nix mehr sag* *lol*)

Hallo!

>_____< *zu Kreuze kriech* *auf die Knie fall* Bitte seid mir nicht böse! Ich weiß, ich war langsam...Schneckentempo wäre dagegen richtig schnell gewesen! Kleiner Trost: Kapi 5 ist das längste, das bis jetzt online kam! ^.^ Viel Spaß beim lesen!
 

PS: Die Kapiteltitel entfallen erst mal...vielleicht denke ich mir ja mal irgendwann ein paar vernünftige aus, dann ergänze ich sie ^^
 

Kapitel 5:
 

In Marrons Schädel schien eine Horde wildgewordener Gorillas eine Party zu veranstalten - und zwar in erstaunlich genau passendem Takt zur Klingel ihrer Haustür...Sollten ihre armen Nerven denn wirklich niemals ein wenig Ruhe bekommen? Sie riss die Tür auf und versuchte ihr Möglichstes zu tun, um nicht die Beherrschung zu verlieren - äußerlich jedenfalls. "Myako, musst du immer Sturm klingeln? Wir leben hier nicht auf einem Jahrmarkt und nein, ich bin auch nicht taub..." - ,Obwohl ich das sicher noch mal sein werde, wenn du so weiter machst!' fügte sie in Gedanken weitaus weniger kultiviert hinzu. "Und? Womit kann ich dir derartig früh am Morgen dienlich sein?..." Sie wollte nur noch zurück ins Bett. - Und sie hoffte inständig, dass das hier möglichst schnell über die Bühne bringen konnte!

Doch die elementare Ironie ihrer Worte traf anscheinend nicht auf besonders fruchtbaren Boden. - Um ehrlich zu sein war er wohl eher staubtrocken, denn Myako überging die Kritik einfach! " Nun komm schon! Wir sind spät dran! Chiaki ist schon unten - er hat mir versprochen auf uns zu warten, wenn du dich beeilst!" Auf einmal war Marron hellwach. Klar, es war noch nicht Wochenende. Der Unterricht begann in einer guten halben Stunde. - Und natürlich würden sie, als beste Freundinnen, selbstverständlich zusammen hingehen...Aber was hatte Chiaki in diesem Zusammenhang da zu suchen?! "WIESO in Dreigottesnamen wartet DIESER Schnösel auf uns?!?" Myakos Antwort war schlicht und ergreifend: "Weil ich ihn gefragt hab." Das war echt die Höhe! Sie hatte diesem Kerl nie wieder über den Weg laufen wollen - was sich in Anbetracht der Umstände wahrscheinlich als ziemlich schwierig gestaltet hätte, wenn sie spontan an Access und seine doch eher morbiden Vorstellungen von Hilfe dachte! Der Typ würde ihr auch ohne Myakos Zutun schon genug auf den Senkel gehen!

"WAS hat dich verdammt noch mal dazu gebracht ausgerechnet IHN zu fragen?" Ok - eine dumme Frage, deren Antwort ihr schon allzu klar vor Augen lag... "Marron, hast du ihn dir überhaupt schon mal angesehen?" "Nein, Monster kann ich auch im Gruselkabinett betrachten - mit weitaus besserer Unterhaltung!" Vernichtende Ansicht, aber wahr. - Zumindest, was Marrons Meinung anging...Myako hielt natürlich heftig dagegen! "Der ist doch voll attraktiv! Diese Arme, dieses Lächeln! Zum Dahinschmelzen!"

Marron konnte nur noch resigniert mit den Augen drehen. - Bei der war Hopfen und Malz verloren! Aber sollte sie lediglich ihrer besten Freundin zuliebe wirklich den ganzen langen Weg zur Schule einen derart arroganten Mistkerl ertragen? ,Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte!' schoss es ihr durch den Kopf. Aber die beiden alleine lassen konnte sie auch schlecht...Wer weiß, was der mit Myako anstellen würde! - Ja, so einem Typen konnte man einfach nicht über den Weg trauen! "Egal...Lass gut sein...Gib mir fünf Minuten und ich bin da..."

Sie schlüpfte zurück in ihre Wohnung. Was war hier bloß für eine Unordnung? Bei bestem Willen...Myako konnte jetzt echt nicht hereinkommen...Auf dem Wohnzimmertisch lagen immer noch der Verbandskasten und mehrere leere Spritzen...und ein paar Schmerztabletten. Die Schmerzen hatten sie kaum schlafen lassen. Ja, die letzte Nacht war nicht gerade das, was man das gelbe vom Ei nannte...

Erst diese halsbrecherische Flucht mit Myako im Schlepptau...und dann - als wäre sie mit ihrem verdammt hinderlichen Mitbringsel, dem verstauchten Fuß, nicht schon genug gestraft gewesen, ging auch noch ihr Beeper los! Sie musste echt lebensmüde gewesen sein, als sie dann wahrhaftig zum Einsatz um Punkt Zwei Uhr Dreißig in der tiefsten Nacht erschienen war! Bei ihrem Job waren Auszeiten oder Schlampereien leider nicht drin - Aber da hatte sie sich eindeutig zu viel zugemutet! - Klüger war man leider immer erst hinterher...

An sich war es ja nichts Schweres: Einmal schnell hineinschneien, die Akte fotokopieren und wieder verschwinden. - Möglichst ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Und wären da nicht diese Idioten von Schützen, namentlich auch bekannt als die Sicherheitskräfte, gewesen! - Es hätte so schön einfach sein können! - Sie hatte nur einen winzigen Moment nicht aufgepasst. - Aber dann war es auch schon geschehen...Ein Schuss in ihre Richtung und sie konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen... "Echt astrein gelaufen, meine Liebe! Wozu wurden eigentlich Schutzwesten erfunden? Wozu werden sie dir sogar kostenlos zur Verfügung gestellt? Damit du sie nicht anziehst?!", schalt sie sich selbst. Jetzt gab's zu ihrem ohnehin schon demolierten Fuß auch noch eine entzückende Schusswunde gratis dazu, die ihr das Gefühl gab, dass ihre Eingeweide eher einem Fleischsalat glichen! Direkt in die Taille. - Hautenge Kleider waren für die nächste Zeit erst mal tabu...

"Ist jetzt auch egal. Reiß dich lieber zusammen und lass dir bloß nichts anmerken, Marron!", versuchte sie sich selbst zu ermahnen. - Im Normalfall klappte das immer ganz gut. Einreden, dass es nicht so schlimm sei, Augen zu...und clever durchmarschiert...aber wie gesagt: Im Normalfall. Ihre reche Hand zitterte. So schlimm war es schon lange nicht mehr gewesen...

Mit einem letzten kontrollierenden Blick auf ihren Verband und ein, zwei Schmerztabletten später, verließ sie schließlich das Wohnzimmer und rief übertrieben fröhlich: "Achtung! Ich kommeeeeee!!!" Myako wartete natürlich schon am Fahrstuhl. - Bereit zur Abfahrt. Sie waren wesentlich schneller im Erdgeschoss angekommen als es ihr lieb war - leider. Es half ja doch nichts...Die Fahrstuhltüren würden sich jeden Moment öffnen und mit einer niederschmetternd hohen Wahrscheinlichkeit würde ER vermutlich auch dort sein...'Na schön...einmal tief durchatmen und dann schleunigst raus hier!', dachte sie. Aber sie ahnte bereits, dass das hier doch ein wenig mehr von ihrer kostbaren Zeit beanspruchen würde.

"Hallo Chiaki!!!!!!! Da sind wir!" Die Euphorie, die in Makos Stimme mitschwang war schon beinahe unmenschlich. Wie konnte man bloß auf so einen Typen stehen?!? Schleimig, verwöhnt, arrogant; einfach widerlich! Das Mädchen hatte weitaus besseres verdient! Chiaki winkte den beiden zu. "Habt ganz schön lange gebraucht..." und als sein Blick von Myako zu Marron wanderte, durchlebte sein Tonfall ein Tal der Verwandlung: "Na, da bist du ja wieder!" Sein Lächeln sprach tausend Bände und Marron vermochte es dennoch nicht zu deuten. Sie beschloss cool zu bleiben. Distanz war die beste Abwehr. "Morgen. Können wir los? Ich hab keinen Bock zu spät zu kommen!" Sie musste sich selbst loben. Noch geschäftsmäßiger ließ es sich echt nicht mehr formulieren! "Aber immer doch,...Prinzessin!"

...Hatte er gerade "Prinzessin" gesagt?!? Tickte der noch ganz richtig oder wollte er sie einfach nur ärgern? Er hatte es echt darauf angelegt..."Hör mal zu: Wie wär's, wenn du einfach zur Abwechslung mal deine Klappe hältst und wir ganz schnell zur Schule gehen, damit ich dich wieder los bin? Von mir aus kannst du da dann soviel reden, wie du willst - vorausgesetzt ich bin weit, weit weg. Noch Fragen?" Sie hob ihre Augenbrauen an. - Äußerlich wirkte sie knallhart, doch innerlich...WIESO brachte er sie nur immer so in Rage? - Hätte sie von vornherein Access' Aufgabe lieber gleich selbst erledigt, dann müsste sie sich jetzt nicht mit so einem Pavian herumschlagen, sondern könnte in aller Ruhe ihre Aktion gegen Fynn planen!

Chiaki lächelte sie nur verschmitzt an. Was sollte denn das nun schon wieder?!? "Können wir jetzt endlich gehen?!?" - Marron war selbst überrascht über den gereizten Ton, der in ihrer Stimme mitschwang. Wieso konnte sie nicht einfach ruhig bleiben, wie sonst bei jedem anderen gottverdammten Typen auf dieser Welt auch?

"Klar können wir gehen." WAS sollte das denn jetzt? Sie hätte ihm so gut wie jeden Spruch zugetraut, aber doch keine simple Zustimmung! - ,Da hab ich wohl zu viel von dir erwartet, Mister Perfect...'

Der Weg zur Schule war größtenteils normal verlaufen...zumindest soweit, wie man es als natürlich bezeichnen konnte, wenn dieser Traumtänzer da neben Myako mal ausnahmsweise immer noch seinen Schnabel hielt. Während sie durch den Eingang der Schule gingen und Chiaki ihnen doch tatsächlich die Tür aufhielt, verstand Marron nun endgültig die Welt nicht mehr! In ihrem Kopf fuhren die Gedanken geradezu Achterbahn: ,Der ist doch nicht ganz normal! Erst benimmt er sich wie der Supermann der Frauenwelt schlechthin...und von einem zum anderen Moment mutiert er zum ultimativen Gentleman erster Klasse! Wo hat Access den bloß aufgetrieben?!?'

Da musste doch irgendwas dahinter stecken! - Doch bevor sie auch nur den Ansatz einer Frage formulieren konnte, fiel Chiaki ihr ins Wort: ".Ich weiß, dass ich eigentlich noch nicht wieder reden darf - du bist ja noch nicht weg - aber wenn ich nicht sofort frage, wo das Büro des Direktors ist, komm ich womöglich noch zu spät zum Unterricht. Und das ist doch bestimmt nicht deine Absicht..." - Und wieder war da dieses Lächeln, das sich einfach nirgends einordnen ließ! Myako hingegen war natürlich sofort Feuer und Flamme ihrem Schatzi behilflich zu sein. "Ich bring dich hin!" - Und kurz darauf waren sie verschwunden.

Endlich allein. - Ein wahrer Segen, wenn sie an die einzige Alternative in Form von IHM dachte. Es war schon kurz vor Unterrichtsbeginn...sie sollte sich wirklich langsam zu ihrem Raum bewegen...
 

Punkt Acht Uhr. Von Myako war immer noch nichts zu sehen! Sie würde den Rest der Stunde wahrscheinlich schon wieder im Flur vor der Tür verbringen, wenn sie den Wettlauf gegen die Zeit und - viel schlimmer noch - gegen Frau Palkaromao ein erneutes Mal verlor...Die Tür zum Klassenzimmer öffnete sich. Marron reckte sich nach vorne um eine besseres Sicht zu erhaschen...Wer würde von beiden zuerst da sein? Die Lehrerin oder Myako?...Braune Haare kamen zum Vorschein - und der dazugehörige Kopf folgte auch sogleich. - Tja, Myako hatte wohl wieder einmal Pech gehabt. Wieso musste sie diesen Chiaki auch unbedingt noch zum Direktor bringen? Hätte er sich doch tot suchen sollen! - Wäre bestimmt nicht zu seinem Schaden gewesen!

Fräulein Palkaromao betrat das Klassenzimmer. In der rechten Hand das Klassenbuch, in der linken ihre heiß und innig geliebte Flöte - und im Schlepptau Myako...und...Marron traute ihren Augen kaum...Chiaki!

Ihr Mund stand vor Fassungslosigkeit immer noch halb offen, als Chiaki schließlich als neuer Mitschüler vorgestellt wurde. Chiaki? Ihr Mitschüler? C H I A K I ? ? ? Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! - Doch leider - zu ihrem Entsetzen - war das anscheinend noch nicht schlimm genug...nein, es kam noch härter...Das Pult neben ihr...war...leider noch frei! - Und es war dummerweise auch der einzige leere Platz. ,So ein Mist!' Wieso musste das ausgerechnet immer ihr passieren??? Hatte sie nicht schon genug Probleme? - Anscheinend war da irgendjemand anderer Meinung, denn ihr Tag wurde Sekunde um Sekunde mieser!

Sie blickte sich um...Vielleicht hatte sie ja Glück und sie konnte während der Pause mit irgendjemand x-beliebigem tauschen! - Vielleicht würde ja auch ein Schüler aus der Parallelklasse sich dazu überreden lassen mit ihr zu tauschen! (Auch wenn sie noch nicht wusste, wie sie das der Schulleitung beibringen sollte.)

Mittlerweile war ER neben ihr angelangt. Und während er sich setzte - was bei Marron schon allein einen Tobsuchtanfall hätte auslösen können - flüsterte er ihr "Schön dich wieder zu sehen, Sonnenschein!" ins Ohr!!! Ok, sollte sie jetzt so tun, als ob sie nichts gehört hätte, oder aufspringen und ihm ihre gottverdammte Meinung geigen?! - Sie entschied sich zu ersterem und ignorierte ihn...für diesen Moment. ,Na warte nur! In der Pause kannst du was erleben!', versprach sie dem nach Vergeltung dürstenden Monster in ihr.
 

Die erste Stunde war unerträglich gewesen. Japanisch...wie langweilig. Genauso gut hätte sie jetzt auch in ihrem wunderbar kuscheligen Bett liegen können. - Ehrlich gesagt hätte sie sogar fast alles dem hier vorgezogen! Die ganzen letzten 45 Minuten über hatte sie seinen Blick im Nacken gespürt...und von der Seite...und eigentlich von überall! Zum Glück war die Stunde jetzt zu Ende. Sie zückte ihr Hausaufgabenheft und angelte sich einen Stift aus der Federtasche. Doch die Gedanken an Chiaki wollten sie einfach nicht loslassen! Langsam fing das wirklich an sie zu nerven! Was hatte dieser Typ nur so Sonderbares an sich?!? Ihre Finger spannten sich um den rosa Bleistift. Was bildete der sich eigentlich ein? Dass er einfach so mir nichts dir nichts in das Leben hart arbeitender High-School-Schüler - und ganz speziell in ihres- stolzieren und sich da breit machen könnte?!!? Der Bleistift war kaum noch in der Lage ihrer Wut standzuhalten. Sie wollte ihn nicht spüren, nicht sehen...und ihn schon gar nicht neben sich zu sitzen haben!!! Als wäre das sein Stichwort gewesen, flog der Stift in hohem Bogen runter von ihrem Tisch, durch die Luft und schließlich auf den Boden. Marron erstarrte. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie er begann ihr aus der Hand zu gleiten...Aber wie konnte das Teil über einen Meter durch die Luft sausen? Sie hatte doch nur ganz still dagesessen und ein paar Gedanken reflektiert...oder etwa doch nicht? Sollte sie wirklich einen Teil ihrer äußeren, so hart antrainierten Beherrschung verloren haben? War sie wirklich schon so weit in ihrer Wut? Die einzig vernünftige Antwort: ,Der Typ macht mich krank. Ich brauche dringend Urlaub!' Gleich nach der Mittagspause würde sie die Fliege machen...'Einfach in eine andere Klasse verschwinden und dann hat sich die Sache!', schoss es ihr durch den Kopf.

Aber bis dahin galt es tapfer durchzuhalten und die Ausgeburt des Teufels da neben ihr zu ertragen...Schweren Herzens raffte sie sich dazu auf sich von ihrem halbwegs sicheren Platz zu erheben und den Stift zurück in die heimatliche Federtasche zu bringen. - Marron hatte nur einen entscheidenden Faktor nicht beachtet: Chiaki war ebenfalls aufgeschnellt und war nur ein paar Sekunden eher bei ihrem Zielobjekt angelangt und hielt ihr es nun keck entgegen: "Hier! Dein Stift!" Marron erhob sich wieder und schaute dabei unweigerlich in sein strahlendes Gesicht. Die blauen Haare wirkten ein wenig zerzaust, aber dennoch sehr gepflegt. Und seine Augen hatten so etwas Anziehendes an sich. - Als würden sie zu fremden Welten einladen, als wüssten sie etwas, das sie nicht wusste...Wie benommen machte sie Anstalten ihm den Stift abzunehmen; immer noch gefesselt von den Tiefen seiner saphirblauen Augen. Die Berührung mit seiner geschmeidigen Hand ließ sie wieder zur Besinnung kommen. ,Reiß dich zusammen! Das ist nur ein arroganter Macho, der sich sonst was drauf einbildet gut auszusehen!', rief sie sich selbst zu Raison. Er kam ihr immer näher, diese Arme, diese weichen Gesichtszüge, diese Lippen...nein, sie musste dringend was dagegen tun, sonst würde er ihr noch mehr auf die Pelle rücken! "Ich kann selbst auf meinen Kram aufpassen. Das hätte ich durchaus auch allein geschafft!" Er lächelte sie verschmitzt an. So hatte bis jetzt noch kein Mädchen auf ihn reagiert. Und dieses eine hier weckte von Minute zu Minute mehr Interesse und machte ihn neugierig auf das, was sich hinter dem hohen Schutzwall aus Wut und Emotionslosigkeit verbarg. Eine wahre Herausforderung!

Marron war indessen schon längst wieder voll und ganz in ihre gewohnten Verhaltensprinzipien gefallen. Wutentbrannt setzte sie sich wieder an ihren Pult und nestelte an ihrer Federtasche rum. Dieser Tag trug schon bereits in den frühen Morgenstunden den unheilvollen Stempel der Marke ,Vollkatastrophe' bester Art! Am liebsten hätte sie jetzt ein paar schön kräftige Schießübungen wie in der CIA-Zentrale absolviert - mit möglichst vielen Kugeln und dem äußerst ansprechenden Gedanken, dass sämtliche Ziele stets wie Chiaki Nagoya aussahen! Ein amüsanter Gedanke. - Besonders wenn sie daran dachte, wie er vor ihr niederkniete und sie anflehte ihn zu verschonen...Die Szene gefiel ihr mehr und mehr - und fast hätte sie sich sogar ein genüssliches Lächeln abringen können...wenn nicht in eben diesem Moment ein hitzig stechender Schmerz durch ihren Körper gefahren wäre...

Marron sog scharf die Luft ein. - Das sah gar nicht gut aus. Die Schmerzmittel hätten noch mindestens drei Stunden vorhalten müssen! Sie musste sich zusammenreißen, damit sie nicht gleich vom Stuhl eine Etage tiefer auf den Boden sank. ,Scheiß Tabletten! Wieso hören die jetzt schon auf zu wirken?!?' - Sie würde sich wohl oder übel auf dem Heimweg stärkere besorgen müssen...Ihre Eingeweide zogen sich erneut zusammen. - ,OK, wesentlich stärkere!', gestand sie sich unmissverständlich ein. Doch bis dahin war es noch ein seeeeehr langer Weg und anscheinend blieb ihr keine andere Wahl als ihr Schicksal vorerst über sich ergehen zu lassen...
 

"Endlich Mittagspause!" Für Marrons Geschmack reagierte Myako ein wenig ZU enthusiastisch. ,...Könnte aber auch an meiner ganz privaten Ganzkörpertortur liegen.', dachte sie leicht gereizt. Schon seit Stunden hatte sie Probleme sich nichts anmerken zu lassen, geschweige denn sich aufrecht zu halten. Wieso war sie heute Morgen überhaupt da geblieben? Ehrlich gesagt, sie hatte nicht die geringste Ahnung. Vielleicht, weil sie nicht immer fehlen konnte, weil es zu viel Aufmerksamkeit erregte, wenn sie immer noch mit Bestnoten abschloss obwohl sie praktisch nie im Unterricht saß. Vielleicht, weil sie zur Abwechslung mal nichts mit Myako nacharbeiten wollte, das sie eigentlich sowieso schon längst wusste, oder weil sie einfach nie aufgab. Vielleicht aber auch - und das war wohl eher der wahre Grund - weil sie hier etwas festhielt, oder genauer gesagt jemand. Dieser Chiaki, so unausstehlich er auch war, ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was war das nur? Lag es an ihren Schmerzen, oder warum kam sie sich so unendlich umnebelt vor?

"Am besten erst einmal was essen.", sagte sie mehr zu sich selbst als zu den anderen Dreien. Myako, Yamato und Chiaki. Ja, seit heute waren sie zu viert. Wie auch immer Nagoya das geschafft haben mochte, aber niemand schien etwas dagegen zu haben. - Und auch wenn Marron es wahrscheinlich nie zugegeben hätte: Selbst wenn sie bei Kräften und vollkommen geistig zurechnungsfähig gewesen wäre...sie hätte ihn nicht vertrieben. Natürlich, sie war mit seinem Benehmen nicht wirklich einverstanden und irgendwie ging er ihr auch gewaltig auf den Keks...aber er schien auch gute Seiten zu haben. - Und normalerweise konnte sie sich auf ihre Menschenkenntnis voll und ganz verlassen!

"Lässt du mich mal abbeißen?" Marron wurde aus ihren Gedanken gerissen. "Häh?" Sie hatte Probleme einen klaren Blick zu fassen. Chiaki schien davon zum Glück keine Notiz zu nehmen. "Dein Sandwich." Er deutete frech auf ihre rechte Hand. "Darf ich da mal abbeißen? Hab mein Pausenbrot heute vergessen." Seine strahlenden Zähne hätten sie fast erblinden lassen! War sein Vater Zahntechniker, oder wie?!? ,Echt ätzend!', schoss es ihr durch den Kopf. Ihre Augen vertrugen heute sowieso nicht gerade viel. Und da war es mit ihrer gerade erst erworbenen und halbwegs neutralen Haltung auch schon wieder vorbei: "Pack...dir gefälligst...selbst...was...EIN!!!!" Alles drehte sich noch Meter weiter nach ihr um. War sie wirklich so laut geworden? "Alles in Ordnung mit dir, Marron?" "Ja, alles bestens!", blaffte sie Yamato an. Der arme Junge mit den braunen Haaren konnte zwar nun wirklich nichts für ihre ultramiese Laune, aber das ging Marron in diesem Moment zur Abwechslung mal vollkommen am Allerwertesten vorbei! Doch anstatt ihn noch weiter in Angst und Schrecken zu versetzen, knöpfte sie sich jetzt viel lieber Myako vor: "Tu Herrn Nagoya doch bitte den Gefallen und schaff ihn weg von mir - oder ich verarbeite ihn zu Hackfleisch!!" - Sie war sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass er immer noch vor ihr in der Hocke saß; aber beachten musste die ihn deswegen ja immer noch nicht! Sie wollte nur noch weg von hier! - Oder vielmehr weg von IHM. Seine Gegenwart war so anders, so...anstrengend!

Sie blickte sich suchend um...und da nahte auch schon die Rettung! Ihr Herz machte einen riesigen Sprung! Fräulein Palkaromao trat soeben aus der Sporthalle - wahrscheinlich hatte sie gerade wieder irgendeine arme Gymnastikklasse gequält - und nahm direkten Kurs auf den Haupteingang. Geradezu ideal, um sich elegant abzusetzen! Es war alles nur eine Frage der Inszenierung...

Myako überlegte immer noch, wie sie ihre so in Rage geratene Freundin wieder beruhigen könnte, als eben diese auch schon wie von der Tarantel gestochen aufsprang, hastig ihre paar Sachen zusammenkratzte und dabei ein dünnes Heft aus ihrer Tasche zog. "Sorry Leute, muss da noch was klären! Noten und so 'nen Kram...Sehen wir uns nach der Schule?" Und ohne auf eine Antwort zu warten stürmte sie los. Myako sah ihr total verdattert hinterher. War das da heute wirklich Marron? Ihre beste Freundin Marron? Die, die sie schätzen und lieben gelernt hatte?
 

Kaum war sie aufgesprungen...hatte sie diese Leichtsinnigkeit ihrerseits auch schon wieder bereut. Das hätte sie sich auch denken können! Denn es war vollkommen logisch, dass ihre Wunden nicht gerade weniger schmerzten, wenn sie quietschfidel durch die Gegend hopste! "Wirklich ganz toll gemacht, Marron! Du hast ja nicht schon genug Probleme! Pack doch einfach noch ein paar obendrauf!", murmelte sie in sich hinein...

Etwa auf halber Strecke hatte sie Fräulein Palkaromao dann aber doch eingeholt - endlich! Denn der unglaublich pochende Druck auf ihre Gedärme versprach mit ziemlicher Zuversicht, dass von noch ein paar mehr Laufschritten mindestens einer zu viel war!

"Ah Marron, gut dass ich dich noch sehe!" ,Gut, dass Sie gerade vorbei gekommen sind!', ergänzte dankbar Marron in Gedanken. "Hast du alles soweit?" "Aber natürlich!" Sie lächelte die Lehrerin an. - So eine Chance bekam eine 16-Jährige normalerweise nicht oft...und eine Schülerin kam eigentlich nie zu so einem wesentlich spannenderen Unterrichtsersatz. "Raum 314, Klasse C, Vertretung für Frau Rioka, Stoffgebiet Algebra. Kein Problem,...Frau Lehrerin!" Marron zwinkerte ihr zu. Nanako Palkaromao war schon so lange eine ihrer engsten Vertrauten gewesen, dass sie sich nur noch in der Schule auf Förmlichkeiten bestanden...Gerade dieses angenehm warme Verhältnis zwischen ihnen hatte Marron besonders in ihren jüngeren Jahren vor so einigen Abstürzen gerettet...Sie war einfach nur froh einen solchen Menschen zu haben, wenn ihr denn schon keine vernünftige Mutter, geschweige denn ein liebender Vater vergönnt war... "Ich hab alles im Griff! - Wie immer!" Allein die Begegnung mit Nana, wie Marron sie immer liebevoll nannte, stimmte sie wieder etwas freudiger. Hier war sie sicher und gleich würde sie auch wieder voll und ganz in ihrem Element sein. - Keine unangenehmen Fragen, kein langweiliger Stoff und das beste von alledem: Kein Zwang etwas vorgeben zu müssen, wozu man eigentlich momentan keine Lust hatte! Der Unterricht gehörte ganz ihr! Der Kurs hörte ihr zu und schrieb auf, was sie sagte...Was gab es schöneres als ein paar Abschlussjahrgängen ein wenig Mathe beizubringen, weil die Lehrer mal wieder übermäßig knapp waren? Sie hätte schon längst ihren Abschluss machen können...das bisschen Wissen, das in der Oberstufe verlangt wurde, konnte sie bereits mit 12 wunderbar wiedergeben! Während Silvy bereits fleißig in den USA ihr zweites Studium begann, drehte sie lieber noch ein, zwei Ehrenrunden in der High School. Erst war sie nur wegen Myako geblieben, dann wegen dem P3 und jetzt wegen Fynn...und das führte sie mal wieder zu einem ganz speziellen Auftrag von Gott, den sie eigentlich noch nie so richtig kennen gelernt hatte...Marron zuckte mit den Schultern. Dafür, dass ihr Leben so voll gestopft war mit Missionen der schrägsten Art ging es ihr eigentlich noch relativ gut. Sie hatte Spaß an ihrem Alltag! - Auch wenn ihr das angebliche Wunder namens Leben gelegentlich auf den Keks ging...über den Kopf gewachsen war ihr noch nie etwas! - Und bei Gott, das würde ihr auch nie passieren! Sie war stark, bereit, unbesiegbar, schön, entschlossen und mutig - ...Und...sie hatte geschworen nie wieder schwach zu sein...nie wieder...

Angekommen vor der kleinen Tür im dritten Stock, atmete Marron noch einmal ganz tief durch. "Mal sehen, wie ich das heute wieder gebacken kriege." - Ja, klar, die Schüler hatten durchaus Respekt vor ihr...Aber das war nicht immer so gewesen. Niemand ließ sich gerne sein Weltbild verbiegen - und schon gar nicht von einem Mädchen das - zumindest physisch - wesentlich jünger war! Immer wieder hatte sie sich die Kontrolle über die verschiedenen Klassen Tag für Tag, Stunde für Stunde wieder neu hart erkämpfen müssen. Doch irgendwann...da war sie bei den Schülern beliebter als jeder Lehrer auf dem gesamten Campus! Und mittlerweile war ihr das Unterrichten sogar eine der beliebtesten Beschäftigungen in ihrer ach so komplizierten Welt. Keine halsbrecherischen Aktionen, keine Magie, ja nicht mal eine Spur von Nagoya! Hier war einfach nur Faktenwissen gefragt - und das war absolut Marrons Welt!

Ihre Laune besserte sich auf einen Schlag, als sie endlich über die Türschwelle hinüber in ihre ganz eigene Welt trat. Das Licht schien ihr sofort ins Gesicht durch die großen atelierartigen Fenster. Sie lächelte und während ihre Füße sie immer weiter in Richtung Lehrertisch trieben, schaute sie in den weitläufigen Raum: Alles Spitzenschüler, die es einmal zu etwas bringen wollten. Ein jeder von ihnen blickte sie erwartungsvoll an. - Sie hatte schon immer die Aufmerksamkeit anderer magisch angezogen...Aber oft fiel die Reaktion weniger freudig aus: "Hallo Marron!" schallte es von einer Schülerin mit rötlichen Haaren in der vordersten Reihe. - Ihr Name war Midori. Eine von Marrons liebsten Schülerinnen. "Wieder da?", rief jetzt ein Junge aus der letzten Reihe. Marron drehte sich zu ihm und schenkte ihm ein Lächeln. Kazuya Takeshi. Ebenfalls ein hervorragender Schüler.

"Also gut. Wie ihr unschwer erkennen könnt...", sie setzte sich auf ihren Tisch und schlug die Beine übereinander während sie weiter redete, "...ist Frau Rioka heute nicht zugegen. Ihr müsst wohl mit mir Vorlieb nehmen." Für gewöhnlich hörte man von einer Klasse in derartigen Momenten eher ein unzufriedenes Murren, dass der Tatsache, dass sie viel lieber frei gehabt hätten, noch mehr Ausdruck verlieh...doch nicht so hier: Marron hatte ihre Leute gut erzogen beziehungsweise sie schien ihren Job ganz gut zu machen...Denn nicht einer zögerte sein Buch wissbegierig aufzuschlagen und drauf los zu arbeiten. Marron schrieb die ersten Aufgaben an die Tafel...Die Zeit verging recht schnell. Es war erstaunlich wie leicht sich ein paar pochende Adern und eine ziemlich eklige Fleischwunde aus dem Konzept bringen ließen, wenn man sich mit etwas beschäftigte, dass Spaß machte...Noch vor weniger als einer Stunde hätte Marron sofort jedes Schmerzmittel der Welt geschluckt - obgleich die Nebenwirkungen sie umgebracht hätten! Und jetzt? Sie war fast wieder fit. Alles in bester Ordnung! Den Rest des Tages würde sie jetzt auch noch heil über die Bühne bringen und dann würde sie - um wenigstens noch zu retten, was zu retten war - zusammen mit Myako und Chiaki nach Hause gehen. Bei dem Gedanken an Chiaki drehte sich allerdings schon wieder ihr Magen um... "Aber was sein muss, muss eben sein!", sagte sie sich immer wieder und wieder...

"...Und deshalb ist x gleich 243." Marron schaute auf ihre Uhr. Gleich war Schluss. Die Stunde war verblüffend zügig vorüber geflogen. So schnell hatte Marron noch nie ein Stoffgebiet durchgezogen. Aber es war ja auch weitaus anspruchsvoller und einnehmender eine vollständige Gruppe von dreißig Mann auf Trab zu halten, als selbst die Schulbank drücken zu müssen! - Und so hatte sie die Schmerzen auch schon fast vergessen, die sie den ganzen Vormittag über malträtiert hatten. - Aber eben nur fast...Sie spürte genau, dass sie nicht mehr lange einen auf Powerfrau machen konnte.

Wieso war sie überhaupt zur Schule gegangen? Es war mal wieder ihr verdammter Stolz, der es sich ja nicht mal verkneifen konnte Myako morgens die Tür zu öffnen! - Oder wollte sie einfach nur Unannehmlichkeiten aus dem Weg gehen? Wenn Myako jemals mitkriegen würde, was hier abging...Nein. Es war vollkommen richtig gewesen sich in die Schule zu schleppen! Morgen war Wochenende. Da konnte sie sich nach Herzenslust ausruhen - das hieß...nachdem sie Arthur, ihrem tyrannischen Chef, den Krankenschein zugesteckt hatte...CIA hin, CIA her. - Sie brauchte jetzt jedenfalls eine Pause. Da konnte der werte Arthur so lange toben, wie er wollte!

Statt nun noch einmal in die eigene Klasse zu gehen, beschloss Marron mit größter Vorliebe ihre Kräfte lieber etwas zu schonen und einen Kaffee im Lehrerzimmer trinken zu gehen. - Sämtliche Lehrer wussten ja sowieso von ihrer kleinen "Nebentätigkeit" hier...manche wollten es nur leider nicht so recht akzeptieren...wie zum Beispiel ihr hoch verehrter Geschichtslehrer Herr Yamada. Dass sie selbst für ihn mehrere äußerst interessante Stunden vertreten hatte spielte dabei anscheinend keine Rolle...

Und außerdem hatte sie sowieso nur die Wahl zwischen Kaffee in Gegenwart von dem wahnsinnig charmanten Herrn Geschichtslehrer oder der fragwürdigen Gesellschaft von Chiaki Nagoya. - nein, es reichte vollkommen, wenn sie mit Myakos Prahlhans und Muskelprotz nachher zusammen nach Hause ging...Das war mehr Zeit als genug, die sie mit Chiaki teilen musste. - Denn eigentlich wollte sie im Moment nicht mal dieselbe Luft wie er atmen. - Aber mit einer Sauerstoffmaske hätte sie dann wohl doch den höchsten Reifegrad für die Psychiatrie zur Schau gestellt...
 

16:00 Uhr. Schultor. Wo bleiben die bloß so lange? Machten die noch ein Schwätzchen mit dem halben Klassenzimmer, oder wie?!? Marron wollte nur noch nach Hause - und natürlich ihre lang ersehnten Schmerzmittel. Eine Spritze, eine Tablette, einfach nur irgendwas, das das Karussell in ihrem Schädel wenigstens so lange zum Stillstand brachte, bis sie in der Lage war sich in ihr Bett zu schmeißen und ihren Körper wieder halbwegs zusammenzuflicken...Leider durfte sie maximal nur zwei mal am Tag etwas gegen die Schmerzen nehmen...Sonst würde sie noch an Überlastung krepieren! Und je länger sie jetzt noch durchhielt, desto schmerzfreier würde ihr Abend verlaufen...Das war die Mühe allemal wert! Sie schaute auf ihre rechte Hand. Sie zitterte. ,Scheiße! Es wird schlimmer!', sickerte es ihr durch den leicht schwammigen Kopf. Ihr Verband löste irgendwie langsam ein seltsames Gefühl auf ihrer Haut aus. So warm und weich...Sie hatte den ganz dummen Verdacht, dass ihre Wunde wieder aufgegangen war. - Sie hätte ja gerne nachgesehen. Und wenn schon nicht mit den Augen, dann wenigstens mit ihrem inneren Tastsinn durch Magie...Doch selbst die schien ihr nicht mehr richtig zu gehorchen! Wenn die Naht wirklich geplatzt war - was gut möglich war, denn sie hatte die Hautränder nur mit einem speziellen Spray "genäht" - dann bedeutete das einen schönen, netten, kleinen Blutverlust...und ihr Blutdruck lag doch sowieso schon im Keller!

Und wenn wirklich Blut austrat, dann war es kein Wunder, dass sie so zitterte...Immerhin war diese Verletzung ja nicht ihre einzige Beschwerde, die sie zur Zeit mit sich spazieren trug...Eine ansatzweise komplette Liste all ihrer Krankheiten, die sie gerade auskurierte, hätte locker drei, vier Seiten auf ihrem Laptop füllen können! - Das war eben der Preis dafür, wenn man die Fähigkeit besaß anderen eine zweite Chance zum Leben zu schenken. Wenn man ihre mit Krankheit behafteten Organe wieder gesund machen konnte...Der einzige und ziemlich tückische Nachteil an der ganzen Sache: Die Krankheit ging auf den edlen Helfer selbst über! - Netter Tausch mit zauberhaften Nebenwirkungen, wie Marron jetzt selbst am eigenen Leib erfahren konnte. Eine Verletzung zu viel...und man war aus dem Rennen. - Denn im Normalfall war das alles kein wirkliches Handicap für sie: Marron besaß die 100%-ige Kontrolle über ihren Körper, über dessen aktive Prozesse und somit auch über den Schmerz, den sie empfand. - Das war mehr als fast der gesamte Rest der Menschheit von sich behaupten konnte. Durch das Ausschalten einiger zentraler Nervenenden, konnte sie sämtliche Schmerzrezeptoren quasi mit einem Fingerschnips außer Betrieb setzen. Kaum zu fassen, aber wahr: Es gab tatsächlich einige Hexen mit dieser rätselhaften Fähigkeit.

Sie schaute immer noch zu Boden und war vollkommen in Gedanken versunken, als Myako auf sie losstürmte und sie - leider unabwendbar - umarmte. Marron sog scharf die Luft ein und musste sich an der Mauer hinter ihr abstützen, um unter dem Gewicht ihrer besten Freundin nicht zusammen zu brechen! - Ja, das hatte gesessen: Myako hatte - um ihrem sowieso schon recht eindrucksvollen Leid noch das Sahnehäubchen aufzusetzen - ihre Schultasche direkt in Marrons Seite gerammt! ,Scheiße!...Scheiße! Scheiße!' - ein anderes Wort fand in ihren Gehirnwindungen gerade keinen Platz. Wenn die Wunde bis jetzt noch nicht aufgeplatzt war, dann war sie es jetzt ganz bestimmt!

Myako umarmte sie immer noch und merkte daher zum Glück nichts von den Höllenqualen, die gerade an die Tür von Supergirl klopften...Marron versuchte ihre Not so gut wie möglich zu kaschieren. Sie entlastete ihre verkrampften Muskeln, indem sie sich noch weiter an das Backsteinwerk hinter ihr und sendete in Gedanken ein Stoßgebet aus, dass sie nicht jeden Moment das Gleichgewicht verlor.

Doch sie hatte ihre Rechnung ohne Chiaki gemacht. Er hatte die ganze Zeit seelenruhig daneben gestanden und beäugte sie nun misstrauisch: "Sicher, dass du es heil den weiten Weg nach Hause schaffst?" So erbärmlich wie sie aussah, hätte er ihr sogar ein Taxi spendiert - oder sie gar jeden einzelnen Zentimeter bis in ihre Wohnung getragen! Myako löste sich von ihr. "Was soll das heißen?" Sie verstand überhaupt nichts. - Marron hingegen war alles sofort auf den ersten Blick hin vollkommen klar. Ihr Körper mochte zwar nicht gerade in der besten Verfassung sein...aber ihr Verstand war noch nicht verkrüppelt! Sie war so nah dran aufzufliegen! Die ganze Quälerei wäre für die Katz gewesen! Umsonst, null und nichtig! Sie dachte gar nicht daran jetzt aufzugeben! ,Das wäre doch gelacht!' Sie riss sich zusammen, stieß sich so kraftvoll wie nur irgend möglich von der Wand ab und schaltete auf Defensive: "Keine Sorge, ich wird dich bis nach Hause schon noch irgendwie ertragen können!" Im Geiste versuchte sie ihr Bewusstsein bei der Stange zu halten ,Einfach ganz normal verhalten...Bloß...nicht auffallen..." Sie ersuchte wenigstens von außen unantastbar und stark zu wirken, auch wenn sie innerlich schon längst am abkratzen war. - Ein krankes Tier durfte niemals seine Schwäche gegenüber dem Feind zeigen!

Chiaki beließ es dabei. Mit dem Mädchen stimmte etwas, selbst wenn sie es selbst nicht zugeben konnte...Er fing an sich Sorgen um sie zu machen. So wie sie vorhin fast zusammen gebrochen wäre... - Das war doch nicht normal! Sie gehörte in ihrer momentanen Verfassung wahrscheinlich eher in ein Krankenhaus oder wenigstens in ihr Bett. - Doch er wusste ganz genau, dass sie sich sowieso nicht reinreden lassen würde. Und schon gar nicht von ihm. - Soviel hatte er in den letzten paar Stunden schon dazu gelernt. Sie würde schon wissen, was sie hier tat und wie viel sie sich noch zumuten könnte. Und außerdem...so wenig von Medizin verstand er nun auch wieder nicht. Wenn es hart auf hart kam, dann würde er ihr zumindest eine solide erste Hilfe leisten können. Und alles andere würde dann sein Vater im Krankenhaus erledigen. - Auch wenn er mit seinem Vater nicht besonders gut klar kam...von seiner Arbeit als Arzt hätte sich so manch einer eine Scheibe abschneiden können! Marron würde also in den besten Händen sein.

"Können wir endlich gehen?!?" Die Schmerzen wurden schlimmer. "Mir ist kalt!" - Nein, in Wirklichkeit fühlte sie das Blut durch die Wunde sickern. "Ich brauche Bewegung!" - Und wieder falsch! Gegen ein Bett hätte sie jetzt echt nichts einzuwenden gehabt! Am besten an einem stillen Ort, wo sie ungestört nach ihrem verdammten Verband sehen konnte! Myako band sich die Schuhe zu. - Für Marron mutete das einer halben Ewigkeit an. Sie konnte sich gerade mal so mit Müh und Not dazu aufraffen ihren Gleichgewichtsinn irgendwie halbwegs vor dem Absturz zu retten und Myako band sich ganz gemütlich die Schuhe zu! Sie hatte keine Zeit für solche Spielchen! "Geht's denn noch langsamer? Ist das werte Fräulein denn vielleicht bald mal fertig? Zum Teufel! Ich will endlich los!" Ihr Ton war wesentlich gereizter als sie es eigentlich ursprünglich beabsichtigt hatte. - Und Myako reagierte dementsprechend darauf. - Jedoch anders als erwartet: "Marron, bist du wirklich in Ordnung? Du bist schon den ganzen Tag so seltsam..." "Ja, aber sicher doch!", blaffte Marron zurück. "Was ist bloß los mit dir?" Myako verstand die Welt nicht mehr.

Marron hingegen hatte keinerlei Lust dieses Thema ausgerechnet jetzt zu erörtern. - Gut, irgendwann musste dieser ganze Mist sie ja mal heimsuchen und über ihr hereinbrechen. Doch warum ausgerechnet heute?!? Ihr Zustand verschlechterte sich von Minute zu Minute und was tat sie? Sie saß in einem "wundervollen" Plauderstündchen mit Myako fest! - Dazu war sie im Moment verdammt noch mal nicht in der Lage!

Myako war geknickt...sehr geknickt. Und jetzt machte sie sich erst recht Sorgen um die sonst so sanfte Marron! "Marron...ich sehe doch, dass mit dir etwas nicht stimmt! Nun rück endlich raus mit der Sprache!"

Marron sah keinen Ausweg mehr. Sie konnte ja nicht mal mehr einen klaren Gedanken fassen! Ihr Kopf schwebte irgendwo zwischen dem unendlichen Nichts...Die ganze Situation überforderte sie! ... Sie brauchte Hilfe...ganz schnelle Hilfe...und sie tat das, was sie eigentlich gleich hätte tun sollen: Sie rief ihre Schwester ,Silvy...' Sie brauchte sie...und eine stille Ecke zum Verkriechen. ,Silvy..." - War sie überhaupt noch stark genug? Drangen ihre Rufe überhaupt noch zu ihrer Schwester auf der anderen Seite der Erde durch? Sie brauchte einen Ort an dem sie allein war. - Ohne Myako oder Chiaki. Sie musste weg von hier. Egal wohin...Hauptsache außer Sichtweite...Sie ging die ersten paar Schritte den grauen Plattenweg entlang. Hatte das Unkraut zwischen den Steinen schon immer so gelblich und verzerrt ausgesehen?

"Nun warte doch mal!", tönte es irgendwo hinter ihr in weiter, weiter Ferne...Sie hatte jetzt keine Lust irgendwas auszudiskutieren. Sie wollte nur noch weg. "Marron! Bleib verdammt noch mal endlich stehen!" - Marron drehte sich um. Es reichte! Wahrscheinlich würde das noch eine Ewigkeit so weiter gehen, wenn sie nicht etwas dagegen tat! "Weißt du was, Myako? Schnallst du nicht, dass ich gerade absolut keinen Bock habe mit dir zu reden?!???" Sie war verdammt in Rage. - Was Schmerzen aus einem einzelnen Menschen doch so alles zaubern konnten...

Ihre Nervenzellen tanzten den heißblütigsten Samba, den sie miterleben durfte! Sie hatte keine Kontrolle mehr....Blockade für Blockade löste sich auf. Sie musste schnell weg...Für einen Telepot was schon lange zu spät gewesen...Sie setzte einen Fuß vor den anderen, immer wieder und wieder...Ihr Atem ging schwer...Ihre Gliedmaßen fühlten sich an wie Blei...Da vorn war die Straße...Da musste sie rüber...erst dann würde Silvy ihr helfen können...wenn sie außer Reichweite war...Aus der Ferne hörte sie noch die Rufe...Schritte wurden laut...Dann dieses Geräusch...Ein lautes Hupen, quietschende Reifen...Ihr Mund standen offen, ihre Lippen formten ein letztes Mal den Namen "Silvy"...
 

"Maaaaarrrroooooooon!!!!" Panik erfüllte Myakos Stimme. Ihre Freundin lag leblos am Boden, die Haare ins Gesicht geklatscht. Der LKW auf der Straße stand quer. Das gellende Hupen dröhnte immer noch in ihren Ohren. Sie rannte los. War sie unter die Räder gekommen? War sie verletzt?...oder gar...sie wagte kaum daran zu denken... ...tot? Sie konnte kein Blut erkennen...aber immerhin war sie auch noch nicht ganz da! Was, wenn sie schwere Wunden hatte? Wie sollte sie ihr helfen können? Sie hatte doch keine Ahnung von so was! Sie fühlte sich so schrecklich hilflos! Chiaki stürmte an ihr vorbei. Er erreichte das am Boden liegende Mädchen zuerst und hob sofort ihren Kopf leicht an.

"Marron!" Er strich ihr die verschwitzten Haare aus dem Gesicht. "Marron! Kannst du mich hören?" Keine Reaktion. Ihre Stirn war kochend heiß. Ihr Körper bebte. Sie musste hohes Fieber haben! Wie konnte sie sich nur so lange auf den Beinen halten? Inzwischen war auch Myako angekommen. Sie stürzte geradewegs auf sie zu und begann sie wie wild zu schütteln. "Marron! So wach doch auf! Marron!!" Chiaki hielt ihre Arme fest. "Myako! Hör auf damit! Sie ist bewusstlos!..." Sie hörte seine Worte nur wie durch einen Schleier... "...Mit dem Gezappel schaden wir ihr nur! - Sie braucht einen Arzt! Einen richtigen Arzt!" Er ließ sie wieder los, um in seine Tasche zu greifen. Der Schauer lief ihm eiskalt den Rücken herunter! An seinen Händen klebte Blut! Sie war also doch schwer verletzt! Er zückte sein Handy und hielt es Myako vor die Nase. Sie war vollkommen von der Rolle...Sie war überhaupt nicht in der Lage zu reagieren! Sie saß nur apathisch da und wusste überhaupt nicht, was sie tun sollte...Die Verzweiflung stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. Das hier war ihre Freundin! IHRE Freundin! Und sie konnte rein gar nichts für sie tun! Denn sie hatte nicht die geringste Ahnung, was in so einem Fall zu tun war!!

Chiaki schüttelte den Kopf, "So wird das nichts." - Äußerlich konnte er Ruhe bewahren, doch innerlich war ihm selbst auch nicht wohler! Sein ganzer Magen verkrampfte sich. Er bekam kaum Luft! Doch wenn er jetzt auch noch in Panik verfiel, dann hätte er genauso den Katastrophenalarm ausrufen können! ,Bleib cool, Sunnyboy...Nur nicht den Kopf verlieren!' redete er sich immer wieder und wieder ein. Er musste seinen Vater anrufen. Im Krankenhaus würde man ihr helfen können! - Hoffentlich...
 

Es war so hell. So verdammt hell! Marron blinzelte...Unter ihrem Kopf spürte sie ein weiches Kissen. Der Geruch von Triclosan stieg ihr in die Nase. ,Krankenhaus' schoss es ihr sofort durch den Kopf. Sie stöhnte entnervt, zog es aber vor die Augen noch einen Moment geschlossen zu lassen. Das hier war nicht gerade ihr Lieblingsort. Und zudem würde sie sich zu gern an die letzten paar Stunden erinnern! Kurze Bestandsaufnahme: Ihre Lieblingswunde pochte mal wieder muter-fröhlich vor sich hin, ihr Schädel fühlte sich nach einer Kompresse an und jeder ihrer einzelnen Muskeln hätte ihr mit Sicherheit das Einwirken einer Streckbank bestätigt. - An sich ein ganz normaler Tag! Die Erinnerung kehrte langsam zurück. - Na gut, vielleicht ein doch nicht so ganz normaler Tag...Aber immerhin war der Wackelpudding in ihrem Kopf verschwunden! Und Knochenbrüche schien sie auch keine zu haben. - Doch selbst wenn sie welche hätte...Es hätte ihr weniger Sorgen bereitet als die Tatsache, dass sie sich wieder an ihren letzten Moment vor dem Land der Bewusstlosigkeit erinnerte! - Myako und Chiaki waren bei ihr gewesen...Ganz sicher...Aber die Preisfrage des Tages lautete ja auch nicht wo sie sie zuletzt gesehen hatte, sondern wo sie jetzt gerade in diesem Moment waren!

Hieß das etwa...? - Kein schöner Gedanke. Blieb ihr denn heute gar nichts erspart? Sie hielt ihre Hand schützend vor das Gesicht und blinzelte hindurch. Das grelle Licht stach ihr immer noch in den Augen - aber wenigstens konnte sie jetzt sehen, was die Ursache dafür war: Welcher Idiot von Elektriker war bloß auf die Idee gekommen genau über dem Krankenbett eine Neonlampe zu platzieren?!?

"Marron?" - OK, Frage beantwortet. Myako war schon mal auf jeden Fall hier...und damit besserte sich Marrons Laune nicht gerade! Sie antwortete mit einem Murren. Ihre Augen gewöhnten sich so langsam an das künstliche Supernova-Imitat über ihr...

Myako war die Stille unerträglich. Der Schrecken saß ihr immer noch in den Knochen. "Der Arzt kommt gleich wieder. Er holt die Testergebnisse ab." - Halt. Stopp. Reset-Taste! TESTERGEBNISSE? Hatte sie da richtig gehört? Was sollte der Scheiß?!? Abrupt schlug sie sie Augen auf und saß auf einmal kerzengerade im Bett. Ihr System war wieder voll auf Hundertachtzig! "Testergebnisse?!?", sprudelte es wie aus der Kanone geschossen aus ihrem Mund. "Oäh...ja..." Myako hatte absolut keine Ahnung was Marron dermaßen in Aufruhr versetzt hatte...Es waren doch nur ganz stinknormale Tests! "Weißt du...du hattest einen Unfall..." - "Ja, an so viel kann ich mich noch erinnern. Sonst würde ich hier ja nicht sitzen und..." Marron holte ihre linke Hand weit aus, um mit einer ausholenden Geste auf das Bett zu deuten, traf dann aber unglücklicherweise auf etwas ziemlich Hartes.

"Aua!" Marrons Stimme erstarrte mitten im Satz und sie wagte es kaum sich umzudrehen. Ein extrem ungutes Gefühl beschlich sie... ,Oh Gott, bitte lass mich halluzinieren!', schickte sie ein Stoßgebet gen Himmel. "Das tat verdammt weh!" Chiaki rückte in ihr Sichtfeld. Na schön, dann heute eben mal keine Halluzinationen! - Es wäre ja auch zu schön gewesen! "Was machst du denn hier?" Ihr war das vollkommen unverständlich! Ein Blick durch das Fenster hinter Chiaki verriet ihr, dass es schon ziemlich spät sein musste...Immerhin kam das einzige Licht, dass sie weit und breit ausmachen konnte, von den zahlreichen Straßenlaternen vor dem Panorama der Stadt. Von Sonne oder Mond keinerlei Spur!

Doch noch bevor Chiaki antworten konnte, übernahm Myako wieder das Wort: "Chiakis Vater ist Arzt. Er hat dich untersucht. Hätte er sich nicht angeboten, dann wärst du morgen erst rangekommen. Du hast echt verdammtes Glück!" Glück? War das nicht ein bisschen zu viel Ironie? So einem Typen sollte sie auch noch dankbar sein, nur weil sein Vater zufällig Arzt war? Sein Vater war also Arzt...Da hatte sich der kleine Nagoya-Bengel ja ne tolle Familie geangelt! ...Ein Bild flammt vor ihrem geistigen Auge auf - und plötzlich blieb ihr die Spucke im Halse stecken! Nago...Nago...Nagoya?!? Das war doch nicht etwas DER Nagoya? Wieso war ihr das nicht nur schon früher aufgefallen?

Genau in diesem Moment ging die Tür auf und jemand in einem schneeweißen Kittel zwängte sich durch den engen Spalt zwischen ihrem Bett und dem Tropf. Na wunderbar, es war DER Nagoya! Und sie würde ihn auch ganz sicher nicht daran hindern können sie nach allen Regeln der Kunst in ihre Vergangenheit zurückzuversetzen! Sie waren sich so lange nicht mehr begegnet, dass es ihr sogar fast gelungen war seine Existenz zu leugnen...

"Ach, die Prinzessin der Schönen, Reichen und Arroganten ist wieder aus der Versenkung erschienen..." Shiro Nagoya blickte verächtlich auf sie herab. "Reizend. Wirklich reizend." Sie schenkte ihm ein eiskaltes Lächeln. "Tut mir leid, aber ich muss Sie leider enttäuschen. Die korrekte Anrede ist: Königin. - Meine Mutter hat abgedankt." Ihr letzter Satz war scharf und konnte an Bissigkeit kaum überboten werden. Myako hatte Marron noch nie dermaßen kalt und unberührt sprechen hören. Doch Chiakis Vater war auch nicht wesentlich wärmer angetan: "Hätte ich gewusst, dass ich Sie behandeln soll, dann hätte ich auch abgedankt!" Marron Kusakabe...von dem Moment an als er ihre stechenden Augen gesehen hatte, wusste er wieder, wer sie war...Ja, er erinnerte sich auf einmal wieder sehr gut, trotz all der Jahre...Wieso war sie ihm nicht gleich bekannt vorgekommen? Dann hätte er ihre Akte irgendeinem beliebigen Assistentsarzt in die Hand gedrückt!

"Wie...nett." Myako erschrak. Das war weder Marrons Stimme noch die des Mannes. Sie hatte sich derartig auf das sonderbare Gespräch zwischen den beiden konzentriert, dass es ihr total entgangen war, dass eine rothaarige junge Frau das Zimmer betreten hatte. Sie war groß, schlank und trug einen beigefarbenen Mantel unter dem ein Cocktailkleid hervorblitzte. Ihr Haar fiel seicht die Schultern herunter und umspielte ihre Gesichtszüge.

Herr Nagoya, der als Einziger mit dem Rücken zur Tür stand, drehte sich um. "Und Ihr Name ist?", fragte er mit Nachdruck. "...nicht weiter von Belangen.", antwortete die Fremde nur. Marron grinste. Nein, ihr Gesicht war geradezu ein Strahlen! "Hallo schöne Frau!"

Myako schaute entgeistert zu. Wer war das bloß? Marron schien sie jedenfalls zu kennen...Jetzt schaute sich die Rothaarige angewidert um. "Interessant, wo du so absteigst...Konntest du nicht woanders mal eben so umkippen?" Äußerlich war ihr keine Veränderung anzumerken, aber Marron spürte ganz genau, dass sie innerlich lächelte. Sie hatten eben ihren eigenen, ganz speziellen Humor, den außer ihnen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit niemand sonst im Raum verstand. Uns sie stieg auf das Spielchen ein: "Wird mich das nächste Mal beherrschen." Im Grunde wussten beide ganz genau, dass Silvy sich schreckliche Sorgen gemacht hatte. Marron konnte ihre Erleichterung spüren. - Wie sanfter Mairegen umhüllte sie sie. Wo Silvy war, da war sie zu Hause, wo auch immer das war.

Myako und Chiaki verstanden allerdings herzlich wenig von dem schwesterlichen Charme. Das Gespräch wirkte auf sie einfach nur grotesk, respektlos und unterkühlt. Aber wieso strahlte Marron dann so, wenn Miss Anonym in red sie so schlecht behandelte? Nicht nur, dass sie es nicht mal für nötig hielt sich vorzustellen...nein, jetzt lunschte sie auch noch ganz ohne Scham in die Unterlagen des Arztes! "Sie haben da 'nen ganzen Haufen Papier. Sollten Sie nicht mal langsam etwas mehr tun als hier nur blöd rum zu stehen und Kaffeekränzchen zu halten? Ich meine, ich will Sie ja nicht bedrängen, aber es wäre wirklich ausgesprochen schön, wenn Sie auch zur Abwechslung auch mal was Geistreiches beisteuern könnten!" Ihr Blick und ihr Tonfall forderten ihn geradezu heraus.

"Tut mir leid Sie enttäuschen zu müssen, aber damit ich anfangen kann, sollten Sie zuallererst einmal ihren ach so hübschen Hintern aus dem Zimmer schieben. Das Gespräch ist unter vier Augen zu führen." Seine Stimme war kühl und berechnend. Er war sich seines Sieges gewiss. Er hatte letztendlich über diese Göre triumphiert. "Sie arbeiten schlampig." - Der Mann war verblüfft. Das hatte er nicht erwartet. Wie konnte sie sich so eine Behauptung herausnehmen?!? Das war ja wohl die Höhe! Das konnte er sich unmöglich bieten lassen! Immerhin war er hier der Arzt, der Chef des Krankenhauses. - Eine Respektsperson! Er versuchte ruhig zu bleiben. "Schlampig?" "Ja, Sie haben schon richtig gehört. Schlampig. Hätten Sie auch nur einen Blick in die Akte meiner Freundin hier geworfen, dann hätten Sie - sofern Sie der japanischen Sprache mächtig sind - schon lange geschnallt, dass mein Name dort ebenfalls vermerkt ist." Sie machte eine kunstvolle Pause, ließ ihre Worte wirken und starrte ihn nieder. Dann fuhr sie fort: "Ein schöner Chefarzt sind Sie! Ich will echt nicht wissen wie viele Patienten Sie schon ins Grab gebracht haben vor lauter Dämlichkeit! Verschwenden Sie verdammt noch mal nicht meine Zeit. Ich habe noch mehr zu tun als ihren Geistesergüssen zu lauschen!"

Chiakis Vater war schockiert. - Aber nicht nur er war sprachlos. Auch Myako verstand die Welt nicht mehr. Wer war dieses Mädchen nur? Sie war ihr unangenehm, ja geradezu unheimlich! So etwas von sich selbst Eingenommenes hatte sie noch nie erlebt! Mit so einem Menschen verkehrte Marron? Und wieso stand ihr Name in der Krankenakte? Was hatte das zu bedeuten? Und wie war überhaupt ihr Name? Sie hatte sich immer noch nicht vorgestellt!

Herr Nagoya war immer noch unschlüssig darüber, was zu tun war. Sollte er jetzt wie ein Idiot in die Akte schauen oder war es besser sie zurechtzuweisen und auf seine Position zu bestehen? Sollte er sich wirklich von diesem Pubertätsprodukt auf der Nase herumtanzen lassen? Marron nahm ihm die Entscheidung ab: "Jetzt haben Sie den Salat. Wären Sie vorhin schneller im Abchecken gewesen, dass ich hier drin liege, dann hätten wir uns gar nicht erst wieder begegnen müssen. Machen Sie es nicht anstrengender als nötig. Bringen wir's hinter uns und dann auf nimmer wieder sehen!" Das war zu ihrer beider Vorteil. Sie hatten nur die Wahl zwischen einem endlosen Hickhack der Worte oder dem möglichst schnellen und effizienten Weg zum Rückzug. - Er ließ sich auf den Vorschlag ein.

"Chiaki, würdet ihr uns bitte kurz entschuldigen?" Er wies auf die Tür. Myako war zwar recht verdutzt, aber dennoch folgte sie dem Jungen und verließ ebenfalls das Zimmer. Herr Nagoya brach als erster die Stille nach dem Zuklappen der Tür. "Ihr Zustand, wertes Fräulein, ist äußerst alarmierend. Ich weiß gar nicht, wie Sie sich überhaupt noch aufrecht halten können! Das grenz an ein medizinisches Wunder! Ihre Leber..." Marron unterbrach ihn "...ist zu 57 Prozent geschädigt. Eine Blutung in der vorderen Hirnhälfte - vor circa einer Stunde zum Erliegen gekommen, eine angerissene Sehne im rechten Handgelenk, eine Prellung an der linken Hand, ein paar Blutergüsse im Taillenbereich, Herzrhythmusstörungen in der hinteren Herzkammer, eine saubere Fleischwunde - nur wenige Zentimeter von der Bauchspeicheldrüse entfernt...wären nur eine kleine bescheidene Aufzählung der Dinge, die meinen Organismus vor ungefähr dreieinhalb Stunden zum Erliegen gebracht haben. Wollten Sie mir das sagen?" Silvy stand hinter ihr, um ihr notfalls den Rücken zu stärken, wenn der Kerl wieder frech wurde. Marron hatte momentan wirklich nicht die Nerven dazu sich auch noch permanent mit dieser uneinsichtigen Person bis aufs Blut zu bekämpfen. - Zumal das sowieso nichts gebracht hätte. Zwischen ihnen standen Dinge, die sie wahrscheinlich auch nicht in zehn Leben hätten aufarbeiten können.

Herr Nagoya blätterte verblüfft in seinen Unterlagen umher. "Unglaublich..." Es stimmte, jede einzelne von ihr aufgeführte Verletzung. Er kramte nach weiteren Zetteln. Marron nutzte die Gelegenheit, um zu reden. "Glauben Sie nicht, dass ich das alles nicht schon längst weiß? All diese Fakten, die Sie da haben...Zahlen aus den verschiedensten Messungen, Ergebnisse aus zahlreichen Untersuchungen...Es kommt und geht...Ich bin nicht krank, nur vorübergehend eingeschränkt in dem was ich tun kann. Definitiv kein Grund zur Sorge. In einer Sunde bin ich hier draußen." "Sie sind in akuter Lebensgefahr! Das geht nicht! Das wäre unverantwortbar!" Und er hatte schon gedacht, das Mädchen wäre in all den Jahren endlich zur Vernunft gekommen... "Das ist ja wohl unsere Sache!", mischte Silvy sich jetzt ein. "Sie können doch nicht einfach entlassen werden, wann es ihnen gerade in den Kram passt! Wir sind hier doch nicht bei ,Wünsch dir was'! Fräulein Kusakabe wird über Nacht hier bleiben und Sie, junge Dame, sehen schleunigst zu, dass Sie sich vom Acker machen!" Er drehte sich - ohne ein weiteres Wort zu verlieren - um und stand schon in der geöffneten Tür, als Marron noch einmal mit sanfter Stimme das Wort ergriff: "'Engel sollten fliegen.' Erinnern Sie sich?" Nicht nur er konnte ihre letzten Worte hören. Auch Chiaki und Myako, die direkt neben der Tür auf dem Flur standen, nahmen sie laut und deutlich wahr. Für einen kurzen Moment erstarrte Herr Nagoya zur Salzsäule. Er spürte wie die schmerzvolle Erinnerung ihm mitten ins Herz einen Stich versetzte. Dann zwang er sich jene schmerzhaften Gedanken aus der fernen Vergangenheit wieder in den Käfig zu sperren aus dem sie gerade erst entflohen waren und meinte kühl "Das tut hier nichts zur Sache." Er war innerhalb von Sekunden in den unendlichen Weiten der Gänge des Krankenhauses verschwunden. Vor der Tür blieben nur eine verblüffte Myako und ein desorientierten Chiaki zurück, denen nichts anderes übrig blieb als vor lauter Ratlosigkeit über die ihnen soeben dargebotene Szene Löcher in die Luft zu starren...
 

TO BE CONTINUED
 


 

Na, wie hat's euch gefallen? Freue mich über jedes Kommi! ^_^ Und ich möchte mich nochmals dafür entschuldigen, dass es so lange gedauert hat...an Kapi 6 bin ich schon dran - na ja...sagen wir's mal so: Die Planung hab ich schon fertig >_<

Reise in die Vergangenheit – Yesterday hurts PART 1

Hallo! ^^

Ja, ich weiß, hat lange gedauert...aber das kennt ihr ja schon von mir *g* Mit diesem Kapitel hatte ich so meine Probleme...Habe 4 verschiedene Versionen davon auf dem Tisch zu liegen gehabt! Na ja, aich hoffe, das Kapitel gefällt euch! ^^

Und danke übrigens für die vielen tollen Kommis!!!!! *freu* *strahl* *durch die Luft spring* - Ja, ich meine das so, wie es da steht. Auch negative Kritik hilft mir ^^ Sagt ruhig, wenn was nicht in Ordnung ist!

So, und jetzt auf in Marrons Vergangenheit! - Und bitte fragt euch nicht wer Scarlett ist, sondern lest bis zum Ende (eine Freundin hat mich drauf aufmerksam gemacht ^^)
 


 

KKJ – reloaded!

Kapitel 6: Reise in die Vergangenheit – Yesterday hurts PART 1
 

Von der Ferne her schlug die Kirchturmuhr zwei Uhr. Marron hatte sich tief zwischen all den Kissen und Decken vergraben und versuchte sich den Krankenhausaufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, denn richtigen Schlaf hatte sie schon lange nicht mehr gefunden. Heute war wieder eine dieser Nächte…Nächte in denen sie lieber totmüde die Augen offen hielt als in einen leichten, traumerfüllten Dämmerschlaf zu sinken. Schlaf…Nein, Schlafen konnte man das wirklich nicht nennen, wenn ihre Vergangenheit sie Monat für Monat heimsuchte…Die Erinnerung an die schon längst vorüber gezogenen Tage ihrer Kindheit klopfte nicht regelmäßig an ihre Tür, nein, so unerschrocken war sie dann doch wieder nicht. Aber sie kam so sicher wie der Tod. Und sie ließ sich nicht abschütteln oder davonschieben , genauso wenig wie der Drang nach Schlaf. Und so verlor sie auch dieses Mal den Kampf gegen die Erinnerung und entschlief der Macht ihres Verstandes in tiefe, ihr nur allzu bekannte Welten…Sie wanderte den schmalen Pfad ihrer Vergangenheit entlang - bis ihre Gedanken sie letztendlich an das Ziel ihrer nächtlichen Reise getragen hatten: Dahin, wo alles begonnen hatte. – Noch vor ihrer Geburt…
 

„Marron...“ Die warme Stimme war klar und deutlich von all den anderen Geräuschen dieser sonderbaren neuen Welt zu unterscheiden. Sie wusste nicht wo sie war oder was sie hier tat. Wie auch? Sie war ja noch nicht einmal geboren. Wie konnte sie da wissen, was sie dort draußen erwarten würde? Kameras ließen sich damals wie heute nur äußerst schlecht in den Leib einer werdenden Mutter schmuggeln.

„Marron…“ Die Stimme kam immer wieder und wieder. „Marron.“ – Regelmäßig wie ein Uhrwerk. Zu gerne hätte das Kind geantwortet. Doch so oft sie auch den Mund öffnete, welche Laute sollte sie mit den Lippen formen? Wie sollte sie einen Laut hervorbringen? Sie war Herr ihrer Gedanken, aber nicht ihrer Stimme. Immer wieder versuchte sie verzweifelt zu fragen: „Ist das mein Name?...Wer bist du? Warum sprichst du zu mir?“ – Auch wenn sie es nicht sehen konnte, so meinte sie doch ein warmes Lächeln spüren zu können. Wer blickte auf sie herab? Wer sprach zu ihr? Wer gab ihr dieses unglaubliche Gefühl von Geborgenheit, das sie so wohlwollend umhüllte? Sie fühlte sich so sicher…Wieso konnte sie es nicht einfach sagen? Warum konnte sie nicht einfach fragen, wer es war? Sie wünschte es sich doch so sehr…Die Fragen beherrschten ihre Gedanken, ihre Seele, ihren Körper. Sie verzehrte sich geradezu nach der Antwort…

„Du weißt ganz genau wer ich bin…Marron.“ Sie schreckte auf. Was war das? Panik überfiel sie. Die Stimme konnte sie unmöglich gehört haben! Die Stimme musste zu jemand anderem gesprochen haben…Oder konnte sie etwa ihre Gedanken lesen? Gedanken waren doch stumm! Niemand hatte Zugriff auf das Innerste einer Seele…Niemand.

„Höre einfach tief in dich hinein…und du wirst die Antwort von allein finden, wer ich bin...“ Da war sie wieder! Die Stimme! Eine Antwort! Was sollte das alles? Hatte man es auf sie abgesehen? „Keine Angst…Ich habe es nicht auf dich abgesehen…Höre tief in dich hinein…“ Das hatte sie doch gerade schon mal gehört! Wieso in sich hinein hören? Das hatte sie schon die letzten acht Monate getan! Sie kannte jeden Winkel ihres Herzens auswendig! „…Dann hast du dich noch nicht weit genug vorgewagt…“, schloss die Stimme. In jeder einzelnen Silbe schwang nicht ein einziger scharfer Ton mit…eigentlich nichts Gefährliches…Im Gegenteil, es klang sogar unglaublich sanft und irgendwie auch ermutigend. „Nur zu! Fürchte dich nicht…Schließe einfach deine Sinne und öffne sie für die andere Welt…die geistige Welt in dir…“ Zwei Welten? Klang das nicht ziemlich widersinnig? „…Höre tief in dich hinein…“ Oh Mann, hörte das denn nie auf? Wenn das so weiter ging, dann würde sie den Tag ihrer Geburt nicht mehr erleben – obgleich es nur noch wenige Wochen waren.

‚Was willst du von mir? Lass mich in Ruhe!’, rief sie mit all der Kraft ihrer Gedanken. Ihr kleines Herz pochte wie wild. Und wieder spürte sie dieses warme Lächeln, das sie zum umarmen schien. „Ich will nur, dass du mir vertraust.“ ‚Und was ist, wenn ich dir überhaupt nicht vertrauen will?!?’ Es hätte ihr wohlmöglich doch besser gefallen, wenn die Stimme so wenig gesprächig wie vorher geblieben wäre. Das alles hier war so beklemmend. Sie konnte ihr einfach nicht entfliehen!

„Vertrau mir…Hör in dich hinein…“ Wie lange sollte das hier noch gehen? Wie sehr sehnte sie sich jetzt wieder nach der alten Einsamkeit, die sie zuvor doch als so leer gefunden hatte. Aber die würde sie so schnell wohl nicht mehr kriegen, denn die Stimme setze zu ihrem Entsetzen schon wieder zur Litanei an… „Schließe die Augen…versuche nicht zu sehen, was du nicht sehen kannst…Fühle, was in dir ist…“ Das komische daran war: Die Stimme war noch nicht einmal aufdringlich! Sie war ihr irgendwie so vertraut und nah…Konnte sie ihr wirklich vertrauen?

Also gut! Sie würde es auf einen Versuch ankommen lassen. Was konnte schon groß passieren außer, dass sich rein gar nichts rührte? Den Geist verschließen, ein wenig in die absolute Stille horchen und wieder weg da. Ganz einfach. Immerhin war sie sich sicher nichts zu finden. Vielleicht würde die Stimme dann endlich von ihr ablassen und an andere kleine, nichts böses ahnende Mädchen diese Forderungen stellen. – Das hatte sie sich zumindest so gedacht. Denn irgendwie erwies sich die Praxis als ein klein wenig kniffeliger als erwartet…Wie verschloss man seinen Geist überhaupt? Einfach die Augen runterklappen und das war’s? Nein, leider nicht. Vielleicht alle Gedanken aus dem Kopf verbannen? Nein, das brachte auch nicht den gewünschten Effekt…Oder, wie wäre es denn, wenn sie den Kopf auf die Brust neigte, um so mit dem Geist ihrem Herzen näher zu sein? Nein, auch das brachte leider keinen Erfolg – von dem Zwicken in der Wirbelsäule mal abgesehen.

Na gut…vielleicht war das ganze doch nicht so einfach… ‚Wie verschließe ich denn meinen Geist?’ Keine Antwort. Na super! Erst ihr Interesse wecken und dann im Stich lassen. Wieso hatte sie sich auch nur eine Sekunde lang wirklich ernsthaft mit dieser Sache befasst? Das war so surreal, dass es einfach nicht funktionieren konnte! Wenn sie die Augen schloss, dann war da nur Dunkelheit! Das war eine Tatsache über die man sich eben nicht einfach hinwegsetzen konnte! Schwarz war eben schwarz. Endlos war eben endlos. Die Grenzen der Physik mussten eingehalten werden…

Ein neuer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Besaß die Endlosigkeit überhaupt eine Grenze? Konnte sie nicht immer weiter gehen ohne auf eine Mauer zu stoßen, wenn doch keine zu sehen war? War das der Zugang? Sie trat noch einmal der überwältigenden Leere in ihr gegenüber. Ihr geistiges Auge wies ihr den Weg. Sie spürte den aufgeregten Schlag ihres Herzens. Ja, sie konnte das Blut durch jede Ader ihres Körpers rauschen hören. Sie und ihr Körper waren eine Einheit, durch ein festes Band aneinander geschmiedet und unzertrennlich…Sie wagte den alles entscheidenden Schritt nach vorn, die Augen vor ungewisser Angst fest verschlossen. Auf ihrem Gesicht strömte eine unglaubliche Kühle ein, die ihren Verstand klarer und schärfer als je zu zuvor erscheinen ließ. Ihre Sinne straften sich, konnten jedes einzelne Molekül um sie herum bis aufs Genauste erfassen und analysieren. Sie brauchte nicht die Augen zu öffnen, um zu erkennen, dass sie jetzt mehr sehen konnte als je zuvor – auch ohne Licht. Denn das Schwarz war der Farbe gewichen. Die Leere war nicht länger leer, die Stille nicht länger still…So viele seltsame Bilder und Gefühle strömten auf sie ein. Dinge, die sie nie gesehen oder erlebt hatte und doch gehörten sie auf irgendeine Weise ohne Zweifel zu ihr. Eine Welt voller Farben und Abenteuer. Sie sah sich selbst und wie sie heranwuchs. Zu ihrer rechten stand ein kleines Mädchen mit roten Haaren, das in Sekundenschnelle zu einer bildhübschen Frau wurde und sie keck anlächelte. Ein See. Zwei Hände, die sich so fest umschlungen hielten als gäbe es kein morgen mehr. Ein Sturm, der sich über ihr auftat und alles mitriss. Tränen. Schmerz. Leid. Ein Grab. Ein Entschluss. Kraft. Ausdauer. Unerbittlichkeit. Überlebenswille…So unendlich viele Eindrücke ergriffen von ihr Besitz…Und tatsächlich. Da war sie! Die Antwort war zum greifen nahe zwischen all dem faszinierendem Treiben! Die Stimme hatte Recht behalten. Sie wusste den Namen. Ihre Lippen formten lautlos das Wort: G O T T.

„Siehst du? In deinem Innern verbirgt sich viel...“ Da war sie wieder! Die Stimme! Die Stimme Gottes? Gott sprach zu ihr? Zu einem kleinen Mädchen? Mit jeder Minute wurde das alles hier nur verwirrender…„Du kannst mehr als du glaubst…Du vermagst vielleicht sogar die ganze Welt zu verändern…“ Sie konnte immer noch nicht all diese Bilder in ihrem Kopf zu einem ganzen ordnen! Woher kamen sie nur? Und wieso sagte die Stimme,…Gott, dass sie die Welt verändern könnte? Warum ausgerechnet sie? Was bedeutete es eigentlich die Welt zu verändern? Und sie wusste immer noch nicht wo all diese Bilder herkamen! War es wirklich sie selbst, die sie da gesehen hatte?

Die Stimme sprach weiter: „…Willst du die Welt verändern?“ – Eine verhängnisvolle Frage, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen sollte. War das ein Scherz? ‚Wie sollte ich in der Welt denn etwas ausrichten können? Ich bin doch nur … ich ... ein ganz normales Kind …Ich bin nicht die Richtige dafür…’ Irgendwie schien Gott sie nicht ganz verstanden zu haben. – Oder er wollte nicht verstehen, denn er redete wieder und wieder auf sie ein…mit dieser unglaublichen Wärme in der Stimme, die mittlerweile einen Kanon ähnelte. „Aus diesem Grund habe ich dich aufgesucht.“ Aus diesem Grund? Was war das für ein Grund? Hatte er ihr überhaupt einen Grund genannt? „…Nur du allein erhältst die Linien vorangeschrittener Zeiten aufrecht. In dir vereint sich das Blut Jeanne D’Arcs und das einer mächtigen Generation von Hexen.“ Jeanne D’Arc? Dieser Name…so ungewöhnlich er auch in ihren Ohren klingen mochte…er kam ihr bekannt vor. „Nur du allein bist außer Jeanne D’Arc im Stande diese Aufgabe zu übernehmen.“ Nur du allein, nur du allein…Wieso sie? Sie wollte so etwas doch gar nicht! Was für eine Aufgabe sollte das sein, dass nur sie allein das schaffen könnte? „…Die Welt zu retten.“ Er las immer noch jeden einzelnen ihrer Gedanken…Das war irgendwie beängstigend. Die Welt retten? Jetzt sollte sie die Welt nicht nur verändern, sondern auch noch retten? Marron verstand jetzt fast gar nichts mehr. Sie fühlte sich restlos überfordert. Sie war doch nur klein…und unwichtig; ein Zwerg von einem Menschen, der noch nicht einmal geboren war! Am besten er würde ihr jetzt auch noch sagen, dass sie außerdem noch das Universum vor dem Angriff der Marsmännchen beschützen sollte… „Es gibt keine Marsmännchen.“ War darauf die prompte Antwort. Na, das war ja wenigstens mal eine gute Nachricht. – Obwohl…wirklich beruhigt fühlte sie sich noch immer nicht. ‚Wieso macht Jeanne das nicht? Wieso ausgerechnet ich?’ Sie brauchte auf die Antwort eigentlich gar nicht warten...Die Bilder strömten von ganz allein auf sie ein: Eine Jungfrau starb in einem Krieg weit weg von hier, in einer längst schon vergangenen Zeit…Und dann ein plötzlicher Sprung in die Gegenwart: Ein kleines Mädchen verwirkte ihr Augenlicht vor nur wenigen Stunden, um nicht erneut an ihrer alten Schicksalsbürde ersticken zu müssen…Ihre zarten Gesichtszüge waren eindeutig die von jener Jeanne, die einst vor Jahrhunderten auf Erden wandelte…Marron begriff nur langsam. Aber die Erkenntnis, die sich vor ihr bedrohlich auftürmte war einfach zu abgedreht! Das konnte Gott doch nicht ernst meinen! ‚Ich kann sie unmöglich ersetzen! SIE ist die rechtmäßige Erbin! Das kann ich nicht tun!’ „Du kannst es und das weißt du ganz genau. Du hast es gesehen…Du bist der nächste Verwandte Jeannes. Ich weiß, dass du es kannst…Und…du bist meine letzte Hoffnung.“ War da wirklich immer noch von ihr die Rede? Von Marron Kusakabe? Sie war noch nicht mal geboren und er schmiedete schon größenwahnsinnige Zukunftspläne! Wie sollte sie denn gleich die ganze Welt retten? Das klang alles so verrückt und fernab von jeder Realität!

„Das Leben wird dich stark machen…Du wirst mit der Zeit in deine Aufgabe hineinwachsen…“ Meinte er das wirklich ernst? Wahrscheinlich ja. Denn Götter pflegten für gewöhnlich nicht zu scherzen…Und was konnte ein kleines Mädchen denn schon gegen einen Gott ausrichten? Momentan gar nichts. Und vielleicht, aber nur vielleicht, wusste er ja wirklich mehr als sie selbst. Wenn es sein Wille war, dann würde er sich schon darüber im Klaren sein, was er hier tat. Dafür musste es einen Grund geben…Ein bisschen Vertrauen war hier vielleicht doch gar nicht so unangebracht. ‚Also gut. Ich will es versuchen.’ „Bist du dir auch sicher? Es gibt kein zurück.“, war Gottes Antwort. ‚Ja…Aber ich habe Angst…’ „…dass du es nicht schaffen wirst?“ Marron nickte unmerklich. Doch kurz darauf konnte sie sein warmes Lächeln auf der Haut spüren. „Jeder Mansch hat hin und wieder Angst…Aber ich verspreche dir, du wirst nicht ohne Schutz auf Erden verweilen...und nimm dich vor deiner Muter in Acht…“ Das waren seine letzten Worte…Und noch bevor Marron irgendwelche Fragen dazu stellen konnte, war er verschwunden. Sie war wieder vollkommen allein in dieser nicht mehr ganz so endlosen Stille…
 


 

Monate und Jahre später…
 

„Halt verdammt noch mal die Klappe, du kleines Miststück!“ – So hatte Marron sich die Welt außerhalb der Fruchtblase nicht vorgestellt. Kalt, ungemütlich und eine ständig herumzeternde Frau, die sich ihre Mutter schimpfte. Vor ihrer Geburt hatte sie nie Hunger leiden oder Schläge ertragen müssen. Was war das nur für ein verrückter Ort? Sollte das ihr Leben werden, das sie angeblich zu einer Schutzherrin über die Welt heranreifen lassen sollte? – Das wagte ihr gesunder und - für eine fast Vierjährige - recht wacher Verstand doch sehr zu bezweifeln! Neunzig Prozent ihrer Lebenszeit war diese seltsame Frau da vor ihr mit irgendwelchen anderen Sachen beschäftigt gewesen. Wenn sie ausreichend mit Essen versorgt wurde, dann konnte sie schon von einem wahren Segen reden. Und so hatte sie recht schnell gelernt, was es bedeutete eine Einzelkämpferin zu sein: Es war der goldene Schlüssel zum Überleben.

Ihr Vater bekam von alledem nur recht wenig mit. – Er war fast immer auf Geschäftsreise…Sie und ihre Mutter waren zum größten Teil allein im Haus…Doch seit heute war das anders: Marron hatte eine Schwester, die ab heute hier leben sollte...Eine Halbschwester, um genau zu sein. Sie war älter als Marron. Aber sie weinte und schrie wie ein Neugeborenes. Hatte sie denn noch nicht begriffen, dass Tränen in dieser Welt hier rein gar nichts brachten? Niemand scherte sich hier darum, ob sie nun hier bleiben wollte oder nicht. Marron hätte sich auch gut tausend bessere Orte auf diesem Planeten vorstellen können. Aber sie war nun einmal hier. Sie musste sich damit abfinden genauso wie die Neue es auch würde tun müssen.

Ihre Mutter versuchte das dürre Mädchen mit den roten Haaren mit allen Mitteln – vorzugsweise mit Drohungen – zur Ruhe zu bringen. Scarlett war ihr Name und bis jetzt war sie in Amerika bei ihrer Großmutter aufgewachsen. Aber die Zeiten waren vorbei. ‚Willkommen in der Realität, Schätzchen!’, war Marrons erster sarkastischer Beitrag in Gedanken gewesen als sie Scarlett zur Tür hatte reinkommen sehen. Laut hätte sie so was natürlich niemals gesagt. Schließlich war ihr ihre eigene Haut schon noch was wert…Fünf Jahre hatte die Kleine in den USA verbracht…und laut der ziemlich gruselig aussehenden Oma an ihrer Seite war ihr nun alle Magie ausgetrieben worden…Was die Frau damit meinte, war Marron durchaus klar. Sie war nicht dumm. Gott hatte sie nicht ohne einen scharfen Sinn für die Gefahren, die von ihren Mitmenschen für sie ausgingen, auf dieser Welt zurückgelassen. – Wenigstens etwas, das dieser olle Tattergreis für sie getan hatte. Denn ansonsten hatte sie auf weiter Flur hier eher allein auf verlorenem Posten gestanden….Sie wusste genau, dass ihre Mutter nur darauf wartete, dass sie endlich erste Anzeichen von Magie zeigte, um sie ihr dann zu entreißen. Denn mit Magie waren sie einander ebenbürtig und das war äußerst gefährlich für eine Frau wie ihre Mutter, die für gewöhnlich die Kontrolle zu behalten pflegte. Schon allein anhand der recht stupiden Sendungen im Fernsehen, die ihre Erzeugerin ihr Tag für Tag vorsetzte, konnte Marron mit ein wenig gesundem Menschenverstand ohne Zweifel darauf schließen, dass sie sehr, sehr, sehr viel weiter war als so manch anderes Kind in ihrem Alter. Vielleicht lag es aber auch an den magischen Kräften, die ihr innewohnten…Sie würde sich eher einen Arm abbeißen lassen als ihrer Mutter auch nur ein aufflammen von Macht zu offenbaren! Das war, wie sich jetzt schließlich dank der Schrumpelfrikadelle neben Scarlett herausstellte, äußerst weise gewesen…Mittlerweile hatte sie sich schon ein recht detailgetreues Bild von ihrer Umwelt gemacht. – Und wenn man mal von ihrem Vater absah, war die Verwandtschaft in die sie da rein geraten war ausnahmslos grauenhaft! Wie konnten die sich nur selbst ertragen, wenn nicht mal ihre Mitmenschen dazu in der Lage waren?!?

Verwandtschaft, Familie…Was war das überhaupt? Anfangs waren da nur ihr Vater und ihre Mutter gewesen. Ok, ihre Mutter konnte man voll vergessen und ungesehen in die Tonne drücken! Marrons Vater nannte sie immer Korron. Giftspritze wäre eine passendere Bezeichnung gewesen, aber auf ein Kind hörte ja bekanntlich niemand! Ihr Vater, Takumi war sein Name, war leider viel zu selten zu Hause und viel zu oft auf Geschäftsreise, um etwas von der Kaltherzigkeit und Unverfrorenheit seiner Frau mitzubekommen. Sie waren beide Architekten, hatten beide studiert…aber eigentlich brachte nur er noch das Geld mit nach Hause – während sie sich zu Hause auf die faule Haut legte und angeblich auf das Kind aufpasste. Von Geburt her war sie eine waschechte Ohiara – was auch immer sie sich darauf einbildete. Auch ihr Blut war eben nur Blut. Eine Flüssigkeit, die wissenschaftlich betrachtet eigentlich nur aus Plasma, Wasser und Millionen von Zellen bestand. Das, was die Ohiaras ausmachte war, dass sie allesamt zu einer langen Linie sehr mächtiger und zum Teil auch ziemlich unberechenbarer Hexen gehörten. Wie gesagt, nicht gerade die idealste Familie zum alt werden…

Takumi Kusakabe hingegen war das Gute in Person. Schon seit Marron denken konnte, hatte sie noch nie auch nur ein böses Wort über seine Lippen kommen hören. Er war immer so fröhlich und hatte immer Zeit für sie! – Und wenn sie Gottes Worten von damals Glauben schenken konnte, dann war er auf irgendeine Weise mit Jeanne D’Arc verwandt…Takumi konnte keiner Fliege etwas zu Leide tun. – Und Marron liebte ihn dafür. Er war irgendwie das komplette Gegenteil von ihrer Mutter. Sie hatten genauso wenige Gemeinsamkeiten wie Feuer und Wasser! – Das eine war dazu bestimmt das andere zu vernichten. Und Tag für Tag fragte sie sich, wie die beiden wohl zueinander hatten finden können…Es war eine wirklich grausame Kombination, die unmöglich ein gutes Ende finden konnte…

Doch bis dahin blieb ihr nichts weiter übrig als sich mit ihrer momentanen Situation wohl oder übel zu arrangieren. Und das wiederum bedeutete auch, dass sie irgendwie mit ihrer plötzlich wie aus dem Nichts aufgetauchten Halbschwester klar kommen musste. War sie Freund oder Feind? Konnte Marron ihr wirklich vertrauen ohne dass sie im nächsten Moment gleich ein Messer im Rücken zu stecken hatte? Das Mädchen stammte immerhin aus der Linie der Ohiaras…kein gutes Argument für allzu viel Vertrauen, das man in sie setzen konnte. Scarlett war ungefähr eineinhalb Jahre älter als sie, ziemlich hoch gewachsen, so wie Marron, und auf ihren Augen lag ein grauer Schleier, der ihnen eine silberne Farbe gab. Ihr Blick war stechend und klar – als ob sie einem direkt in die Seele schauen konnte. Das Gesicht wurde von feinen, roten Locken sanft umspielt und war dennoch irgendwie seltsam in seine Schranken gewiesen. – Als ob sie im Taumel der Zeit zur Unnahbarkeit erstarrt wäre…als ob sie kein Leben mehr in sich hätte…

Die erste Zeit hatten die beiden Kinder nur aneinander vorbei existiert. Sie teilten nur so wenige Augenblicke wie irgend möglich miteinander. Niemand wagte es dem anderen auch nur allzu offensichtlich in das Gesicht zu schauen, geschweige denn zu reden. Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, schauten sie sofort beschämt in eine andere Richtung. Bis zu jenem Augenblick, der ihr beider Leben von Grund auf verändern sollte…
 

Es war kein besonderer Tag gewesen oder ein ganz bestimmtes Ereignis… – Es sei denn, man bezeichnete Gewalt im Hause Kusakabe, wenn der Vater nicht anwesend war, als ungewöhnlich. Korron wieder äußerst übel gelaunt, wie die meiste Zeit eben. Ihre Nerven kochten gerne mal einfach über, ob nun nur so zum Spaß oder weil irgendwas nicht ganz nach ihrem Willen lief. – Es bedurfte keiner Auslöser. Aber das bedeutete nicht, dass sie sich nicht irgendeinen Schwachsinn ausdenken konnte, um ihre schlechte Laune auf die Kinder abzuwälzen…Dass gerade in diesem Moment ausgerechnet Scarlett ihren Weg kreuzte, kam ihr dabei äußerst gelegen…

Marron wäre um ein Haar beinahe selbst in das Wohnzimmer geschlendert…Aber als sie Korrons Silhouette gesehen hatte, erschien ihr auf einmal der entgegengesetzte Weg in die Küche wesentlich sympathischer. Rückzug zur Selbsterhaltung war das beste Mittel zu ihrer eigenen Verteidigung. Was mit Scarlett hingegen passierte war nicht ihr Problem…Sie würde schon noch früh genug mitbekommen, wie hier in diesem Haus die Regeln ausgespielt wurden.

Sofort erfüllte die laute Stimme ihrer Mutter den Raum: „Was zum Teufel machst du da? Hatte ich nicht gesagt, dass du auf dein Zimmer gehen sollst?“ – Nein, hatte sie nicht. Und das wusste wahrscheinlich keiner besser als Marron selbst. Das lief immer so ab. Aber die Frage nach Recht oder Unrecht hatte Korron noch nie interessiert. „Hallo? Ich rede mit dir du kleine Ausgeburt der Hölle! Antworte mir gefälligst, wenn ich dich was frage! Was machst du hier?“ Scarlett war an derartige Ausbrüche nicht gewöhnt...Wie hätte sie auch wissen sollen, was zu tun war? Wie es sich zu verhalten galt? Marron gab an diesen Punkten immer klein bei und kam meist sogar ohne große Umstände mit dem Schrecken davon. Sie hatte gelernt zu überleben. Doch Scarlett war unerfahren…fühlte sich vollkommen verloren in Zeit und Raum. Sie stand einfach nur da und schaute ihrer Mutter stumm und voller Angst in die Augen. Dort gab es keine Zuflucht, keine Rettung…nur eisige Kälte. „Willst du immer noch nicht mit der Sprache rausrücken? Los, sag schon! Sonst setzt es was!“ Sie stand immer noch wie angewurzelt da. Tränen flossen über ihr Gesicht. Wieso war ihre Mutter nur so gemein? Sie verstand einfach nicht, was sie getan haben sollte! Aus Angst etwas Falsches zu sagen, brachte sie nicht ein einziges Wort über die Lippen.

Marron schluckte. Warum sagte Scarlett nichts? Warum lief sie nicht weg? Konnte sie denn nicht erahnen, was geschehen würde? Marron schlich leise zur Wohnzimmertür zurück, um einen Blick zu erhaschen. Tränen, so unendlich viele Tränen…Wie viele davon hatte sie selbst wohl schon vergossen? Sie konnte sich noch sehr gut erinnern...wie sie damals immer ihre heißen Wangen hinunter liefen, gepeinigt von Verzweiflung und Trostlosigkeit…Aber sie hatte schon lange nicht mehr geweint. Tränen führten an diesem Ort zu keiner Lösung. Sie hatte Macht ihres eigenen Stolzes beschlossen stark zu sein und nie wieder ihrer eigenen Schwäche nachzugeben...nie wieder, das hatte sie sich geschworen. Und daran würde sie festhalten. Ihre Mutter unterschätzte ihre Willenskraft gewaltig...Ob es nun wegen ihres jungen Alters war oder weil sie dachte, dass sie Marron gebrochen hatte…Es war nicht so, dass Marron das nicht mit einem kurzen Ausflug in die Gedanken ihrer Mutter hätte herausfinden können. Vielleicht war sie ja sogar in der Lage sich vor ihr zu verteidigen oder gar ihr die Flügel ein wenig zu stutzen, sodass sie keinem Menschen mehr etwas antun konnte. Aber die Gefahr, dass sie dabei enttarnt werden würde, war zu groß. Viel zu groß. Und so gab sie lieber klein bei und hielt sich fern von jenen Widrigkeiten des Lebens.

Scarlett hingegen war noch nicht mal zwei Tage hier und steckte bereits bis zum Hals in Problemen. Sie stand immer noch mitten im Zimmer, direkt neben dem Tisch, regungslos und immer noch vollkommen unfähig etwas zu sagen. Nur ein beinahe lautloser Schluchzer drang an Marrons Ohr. Es war wie ein stummer Hilfeschrei, ein Flehen um Gnade. Doch Marron wusste, dass ihre Mutter keine Gnade kannte. Gleich war es so weit. Gleich würde sie zuschlagen. Lange konnte es nicht mehr dauern…

Urplötzlich und ohne Vorwarnung huschte ein Bild aus ferner Vergangenheit an Marrons Augen vorbei. Ein Bild, das sie eigentlich bis auf den Grund ihres tiefsten Wesens verbannt hatte; etwas, an das sie sich nie wieder erinnern wollte und von dem sie sich innerlich vollkommen abgeschieden hatte…Auf einmal spürte sie wieder den stechenden Schmerz in ihrer Brust und die glühend heiße Stelle an ihrer Wange. Sie erinnerte sich wieder wie es gewesen war als sie den ersten Wutausbruch am eigenen Leib erfahren hatte. Die Verzweiflung, der Schmerz, die unbändige Angst, die sich nie wieder vollständig hatte abstreifen lassen, die sie immer noch mit jeder einzelnen Faser ihres Körpers fühlen konnte. Die ständige Furcht war zu einem dunklen Fleck in ihrer Seele geworden…so wie sie auch zu einem Teil ihrer Halbschwester werden würde, wenn Marron das hier zuließ. Wollte sie das wirklich? Wollte sie wahrhaftig, dass das Mädchen so litt wie sie selbst? Eigentlich musste sie noch nicht einmal über diese Frage nachdenken. Die Antwort war ihr wie ins Bewusstsein gebrannt. Sie reagierte eher aus einem einzigen Impuls heraus als aus Kraft ihres Verstandes. Währens sie aus ihrem Versteck hinter der Tür hervorschnellte – genau in dem Moment als ihre Mutter zum Schlag ausholte – und sich dazwischenstellte. „Neeeeeiiiiiiiiin!!!“ Der Schrei kam aus ihrem tiefsten Inneren und drückte das aus, was sie schon seit langer Zeit fühlte: Bloßer Schmerz und blanke Wut. Ihr war es vollkommen egal, was mit ihr passierte, aber niemals im Leben sollte sie noch mehr Menschen die Illusion nehmen! Ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit und Kraft.

So schnell wie Korron sich erhitzt hatte, so schnell kühle sie auch wieder ab. „Du kleines, törichtes Ding. Glaubst du wirklich du kannst dich mir in den Weg stellen?“ Das Gör war mutig, aber ebenbürtig würde die Kleine ihr nie sein, soviel stand fest. Sie war schon ziemlich seltsam für ihr Alter…viel zu sprachgewandt und stets bedacht darauf nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. – Es sei denn ihr verblödeter Vater war anwesend. Er kam morgen nach Hause, um ihren vierten Geburtstag zu feiern und natürlich, um seine neue Adoptivtochter kennen zu lernen. Scarlett war nicht seine leibliche Tochter, sondern das Kind eines anderen Mannes, aus einer anderen Beziehung, aus einem anderen Leben…und dennoch war er bereit sie anzunehmen. Er war wahrhaftig ein Idiot! Doch auch wenn er naiv, dumm und ziemlich leicht hinters Licht zu führen war, so würde er dennoch mit messerscharfer Sicherheit bemerken, dass seine Tochter - sein einzig wahrer Stern - einen Kratzer hätte, egal wie klein er war. – Und das konnte sie unmöglich riskieren. Denn das passte so ganz und gar nicht in ihre Pläne.

„Los, verzieht euch und lasst euch ja nicht wieder hier unten blicken!“, blaffte sie die beiden an. Und Marron erkannte ihre Chance. Sie wagte es nicht einmal sich über die Reaktion ihrer Mutter zu wundern. Sofort ergriff sie die immer noch reglose Hand neben sich und sah zu, dass sie beide Land gewannen, bevor die Frau es sich noch einmal anders überlegte. So schnell sie konnte zog sie Scarlett die Treppe hinauf, rannte den Flur entlang und holte erst wieder ruhig Luft als sie in ihrem Zimmer angelangt waren.

Die ganze Zeit über hatte Scarlett nur fassungslos auf die Hand ihrer Halbschwester starren können, die sie mit der ihren verband. Wieso hatte sie das getan? Warum hatte sie sich selbst dazwischen gestellt und riskiert den Schlag abzufangen? Warum hatte sie ihr geholfen?

Eine Weile lang standen sie nur regungslos da, ohne ein Wort zu sagen. Ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest. In genau diesem Moment spürten beide eine unglaublich tiefe Verbundenheit. Es war seltsam fremd und doch so unendlich vertraut…Und ohne es zu wollen oder gar bewusst zu bemerken, hatten sie einander den Geist geöffnet. Keiner von ihnen wusste, wie das geschehen war, aber es war einfach passiert…und es war wunderbar. Vor Scarlett breitete sich die ganze Vergangenheit Marrons aus und umgekehrt. Marron konnte sehen, was dem Mädchen vor ihr widerfahren war, was sie erlebt hatte. Ihren Vater hatte Scarlett nie kennen gelernt. Sie hatte einmal magische Kräfte besessen, doch die hatte man ihr genommen. Ihre Mutter hatte sie bei ihrer Großmutter zurückgelassen, um selbst ein neues Leben zu leben. Aber auch ohne sie war es dem Mädchen in den USA nicht besser ergangen. Sie hatte in all der Zeit nicht viel mehr gesehen als den Vorgarten des Hauses in dem kleinen Dörfchen in dem sie gelebt hatte. Die Welt vor dem Fenster blieb ihr bis zum Ende verschlossen. Schläge gab es nicht, aber Zuneigung auch nicht. Sie war allein und auf sich gestellt gewesen, ohne Freunde, ohne Leben…
 

Marron schüttelte den Kopf. Was war das gerade gewesen? Sonderbar…interessant…unheimlich…und irgendwie auch unglaublich fesselnd. Sie wusste nun was für einen Menschen sie vor sich hatte. Es war jemand, der genauso verängstigt, einsam und verschlossen war wie sie selbst. Sie warf Scarlett einen fragenden Blick zu. Und wie zur Bestätigung, dass sie ähnliches gesehen haben musste, fragte sie neckisch: „Du hast also Mitleid gehabt, ja?“ Das waren ihre ersten Worte gewesen. Sie grinste. Scarlett hatte endlich jemanden zu ihrer besten Freundin erwählt, ebenso wie Marron.

Auf irgendeine unerklärliche Art und Weise waren sie miteinander verbunden – und jede von ihnen hatte das Gefühl die andere schon ein Leben lang zu kennen. Auf einmal gab es keine Barrieren mehr, keine schüchternen Blicke und Ausflüchte. Sie waren von nun an unzertrennlich, wie Pech und Schwefel. Zusammen – und das wussten sie genau – konnten sie alles überstehen! Sie teilten so viel miteinander, dass keine von ihnen wusste, wo die eine Seele endete und wo die andere begann. Sie waren nicht nur Halbschwestern, nein, sie waren viel mehr. Sie waren Geschwister im Geiste. Eine war der anderen vollkommen ebenbürtig…Intelligenz musste im Blut der Ohiaras liegen…Es war ein wunderbares Gefühl nie mehr wieder allein sein zu müssen…
 

Und dann brach der nächste Tag an. Es war Marrons Geburtstag. Alles war vollkommen normal. Na ja, bis auf die Tatsache, dass die beiden Kinder vom Morgen zuvor kaum noch wieder zu erkennen waren! Marron freute sich schon die ganze Zeit auf die Ankunft ihres Vaters. – Und Scarlett wusste warum. Immerhin hatte sie Marrons Erinnerungen gesehen. Takumi Kusakabe war ein ganz besonderer Mann. Er war Architekt und hatte in Frankreich studiert. Er erzählte Marron immer Geschichten über die vielen Mythen und alten Sagen Europas, Geschichten über Geheimnisse, Drachen, Prinzen und Prinzessinnen, aber auch über Zauberer und vor allem über die unsagbare Macht des Guten. Ein gutes Herz konnte Wunder vollbringen und den schlechtesten Menschen zum Guten bekehren. Das war sein Grundsatz an den er mit aller Kraft glaubte. Und es war ein wunderbarer Grundsatz, wie Scarlett fand. Es gab ihr Hoffnung. Er war ein herzensguter Mensch, der immer ein Lächeln übrig hatte, egal wie schlecht es ihm selbst ging. Für ihn gab es keine Fremden, nur Menschen die man noch kennen lernen musste. Und Marron hatte ihr versichert, dass er auch sie mit offenen Armen empfangen würde. – Ob sie nun seine leibliche Tochter war oder nicht. Das würde für ihn keinen Unterschied machen…

Es klingelte. Die Tür ging auf und noch im selben Moment stürme Marron bereits die Treppe hinunter, um ihrem Vater in die Arme zu fallen. Und während Scarlett immer noch voller Angst davor doch abgelehnt zu werden hoch oben auf der ersten Treppenstufe stand, flüsterte Marron ihrem Vater etwas ins Ohr. Es musste etwas über Scarlett gewesen sein, denn kurz darauf blickte er zuversichtlich lächelnd nach oben. Dann wandte er sein Gesicht wieder Marron zu: „Willst du mir deine neue Freundin nicht vorstellen?“ Marron strahlte. Sie hätte nichts auf der Welt lieber getan! „Das ist Silvy!“ Marron nannte sie von nun an immer so. Sie fand irgendwie, dass Scarlett viel zu kalt klang. Und kühle Einsamkeit war nicht länger das, was ihr Herz umschloss. Als Scarlett hatte sie nie jemanden an sich heran gelassen…Wieso sollte sie dann nicht als Silvy einen Neuanfang wagen?

„Silvy? Das ist aber ein schöner Name! … Willst du nicht zu uns runter kommen, Silvy?“ Er lächelte sie zuversichtlich an. Kein Drängen, kein Schreien. Er wartete ganz geduldig auf ihre Entscheidung und zeigte damit einfach nur, dass er für sie da war, wenn sie es denn wollte. Ihr ganzes Gesicht war ein einziges Strahlen. Er hatte sie tatsächlich einfach so akzeptiert! So jemandem war sie noch nie begegnet! Den entscheidenden Schritt zu tun fiel ihr so unglaublich leicht, dass sie es kaum fassen konnte. Es war als ob sie schweben könnte, als sie die Stufen hinunter ging und er sie sanft in den Arm nahm, so wie er Marron in dem anderen Arm hielt. „So, wollen wir mal nachschauen, was ich für euch beide in meiner Tasche habe?“ Silvy konnte es kaum glauben, als er zwei kleine Geschenkpäckchen aus seiner Jackettasche zog. Es waren tatsächlich Zwei! Jedes sorgsam für sich in gelbes Papier gewickelt und mit einer roten Schleife verziert. Als erstes wandte er sich an Marron: „Hier, mein Geburtstagskind! Mach es ganz vorsichtig auf!“ Er schenkte ihr ein Lächeln und dann hielt er das andere Päckchen – sie konnte es immer noch nicht richtig fassen – Silvy hin. „Und das ist für dich. Herzlich willkommen in der Familie!“ Er zwinkerte ihr zu. „D - D - Danke…“ Sie starrte nur verwundert auf das kleine Geschenk herab und hielt es ganz vorsichtig in den Händen, als könnte es jeden Moment zerbrechen und in tausend kleinen Stücke in alle Winde verstreut werden. „Na los…“, ermunterte er sie, „Keine Angst, es beißt schon nicht! Mach es ruhig auf!“ In seiner Stimme schwang so viel Freude und Zuversicht mit, dass es sie geradewegs ansteckte! Ihre Augen begannen vor Spannung zu glitzern. Sie schaute zu Marron rüber und erkannte in ihrem Gesicht das gleiche Leuchten. Auch sie hatte ihr Geschenk noch unberührt in der Hand. „Wollen wir es zusammen aufmachen?“ Silvy nickte einfach nur…

Ganz vorsichtig zog sie die Schleife von der rechteckigen Schachtel und machte die feinen Klebestreifen auf. Zum Schluss blieb nur noch das gelbe Papier…Und zum Vorschein kam ein längliches, reich verziertes Schmuckkästchen aus bräunlich schimmerndem Kirschholz. Die vielen eingeschnitzten Rosenranken waren mit Gold nachgemalt worden und reflektierten das Licht der Lampe an der Decke genau in ihr Gesicht. Ein kleiner Blick zu Marron hinüber sagte ihr, dass sie das gleiche in ihrem Päckchen gefunden hatte. Beinahe zeitgleich klappten sie den Deckel hoch…Und was sie darin fanden, verzauberte sie umso mehr! Ein kleines Armband aus braunem Leder. Auf einem war ein kunstvoll geschwungenes S und auf dem anderen ein M befestigt. Beide Buchstaben waren in einem matt glänzenden Gold gehalten und schienen wie füreinander geschaffen zu sein. Ihre Konturen und Linien hätten eine perfekte Einheit ergeben, wenn man sie nebeneinander gelegt hätte…

„Und? Wie gefallen sie euch?“ Marron war die erste, die zu antworteten begann: „Sie sind…“ Die Worte lagen ihr auf der Zunge, doch Silvy war es, die sie aussprach: „…atemberaubend.“ Er staunte. Das Mädchen schien einen ziemlich ungewöhnlichen Wortschatz zu haben. – Seit wann benutze eine Fünfjährige das Wort ‚atemberaubend’? Eine interessante junge Dame, die man keinesfalls aus den Augen lassen sollte. – Genau wie Marron. ‚meine Tochter, deine Tochter…’ Was machte das für einen Unterschied? Für ihn gehörte die Kleine jetzt schon zur Familie.

„Na, wollen wir den Kuchen anschneiden?“ „Au ja!!!“, riefen beide gleichzeitig. ‚Unglaublich’, schoss es ihm durch den Kopf. Die beiden kannten sich noch nicht einmal eine halbe Woche und sie teilten schon die gleiche Leidenschaft für Kuchen! Marron und Scarlett waren wie zwei Teile eines Ganzen.

Korron stand in der Küche. Sie hatte genau gesehen, wie er die Kinder begrüßt hatte. So war das nicht gedacht. – Nein, so war das sogar GANZ UND GAR NICHT gedacht! Sie hatte Scarlett doch nicht hierher bringen lassen, damit er hier Friede, Freude Eierkuchen spielen konnte, um sie in Liebe aufzuziehen! Sie sollte diesem anderen kleinen Biest endlich die Magie entlocken, die in ihr steckte! Marron war gefährlich, das hatte sie schon bei ihrer Geburt gespürt. Sonst hatten sich die Sterne nie so viel Mühe gegeben den Himmel zu erleuchten, wenn ein neues Leben in die Welt hineingeboren wurde. Das war eindeutig ein schlechtes Omen…Dem Mädchen mussten schleunigst die Flügel gestutzt werden, bevor sie zu Kräften gelangte mit denen sie besser nicht in Korron Ohiara-Kusakabes Universum herumpfuschte!

„Ach hier bist du!“ Korron fuhr erschrocken auf und drehte sich um. Takumi stand in der Tür. „Hallo Schatz, ich bin wieder da!“ Er lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme, aber der Flieger hatte Verspätung…Aber dafür…“ Er zauberte eine einzelne rote Rose aus seinem Jackett. „…eine kleine Aufmerksamkeit für die schönste Frau auf Erden!“ Pah! Eine Rose. Was sollte sie bitteschön mit einer Rose? Und überhaupt ging ihr dieses ganze lebensfrohe Getue mittlerweile extrem auf den Keks! Wann war endlich Schluss damit?!? Wieso ließ sie sich das überhaupt noch gefallen? Hatte sie nicht bereits alles, was sie von ihm wollte? Sie ergriff die Rose und legte sie achtlos auf den Küchentisch und küsste ihn auf die Lippen. „Danke!“ – Wenigstens küssen konnte er gut! Das war einer der wenigen Gründe, die sie hier festhielten.

Arm in Arm gingen sie zusammen ins Wohnzimmer zu den beiden Mädchen. Sollte er ruhig noch ein Weilchen heile Welt spielen. Sie würde sich das heute zum letzten Mal antun, so viel stand fest.

„Na? Was habt ihr denn Feines von dem Papa bekommen?“ Der freudige Ton, der in Korrons Stimme mitschwang, war wie die reinste Ironie. Marron und Silvy wussten ganz genau, was hier gespielt wurde. Marron hatte es schon unzählige Male miterlebt und Silvy hatte es in ihrer Erinnerung gesehen. Wenn sie nicht mitspielten bei der Maskerade konnte das ziemlich hässliche Folgen haben, wenn ihr Vater wieder weg war…Folgen, an die sie lieber nicht denken mochten. Also spielten sie mit und zeigten brav ihre Armbänder vor. Sie hätten es schon allein um ihres Vaters willen getan…Er hatte so eine Enttäuschung, die sich hinter diesem Weibsbild verbarg einfach nicht verdient. Sie war schöner als eine Göttin und schlimmer als jede Schlange, eine wahre Giftspritze, die entsetzlicher Weise auch noch verdammt gut schauspielern konnte! Wahrscheinlich würde ihr niemand jemals auf die Schliche kommen…

‚Der Abend wird kurz und schmerzlos verlaufen.’ – Das hatte Korron sich zumindest so gedacht. Denn zu ihrem Leidwesen sah die Realität leider etwas anders aus: Ihr ach so geliebter Ehemann schien sein überaus nerviges Kinder-ich-liebe-euch-Gehabe immer noch nicht abgelegt zu haben…in all den Jahren hatte er immer noch nichts dazu gelernt. Kinder sind nichts weiter als dreckige, kleine Biester, die nur darauf warten einem das Blut auszusaugen und die Schädel als Cornflakes-Schüssel zu benutzen. Ständig lief er mit den Gören durch die Gegend, spielte mit ihnen Fangen oder half ihnen die die Kerzen auf dem Geburtstagskuchen auszublasen, nur um sie anschließend wieder anzuzünden! Es kam ihr so vor als ob sie hier nicht nur einen Geburtstag feiern würden, sondern – nein, noch sehr viel schlimmer – dass sie sich hierbei auch noch amüsierten! Keins von diesen kleinen Bälgern hatte so was verdient! Sie hatten Korron ihr ganzes Leben doch immer nur auf der Nase herumgetanzt! Erst die eine, die sie dann endlich bei ihrer Oma in Amerika loswerden konnte und dann dieses andere Biest hier, das nicht mal im Traum daran dachte auch nur einen Funken Magie springen zu lassen! So ein abartiges Wesen konnte doch unmöglich ihre Tochter sein! Wieso nahmen Jahr für Jahr Millionen von Müttern die enorme Bürde auf sich zuerst ein - oder gar zwei – von diesen widerlichen Wesen mühevoll aus ihrem Körper zu pressen, um sie dann auch noch zu allem Übel bei sich großzuziehen? In die Mülltonne werfen sollte man sie…diese Ekel erregenden Viecher! (Dass sie selbst auch einmal so klein und hilflos gewesen war, war ihr in diesem Moment natürlich vollkommen egal!)

Warum zum Teufel hatte sie eigentlich diesen Kindervergötternden Volltrottel da zum Mann genommen? Da muss sie doch nicht Herr all ihrer Sinne gewesen sein! Was tat sie hier überhaupt noch? Es war schon längst die Zeit für einen Schlussstrich!

Sie konnte es sich einfach nicht verkneifen entnervt mit den Augen zu rollen, als Takumi nun schon zum dritten Mal zu einem kleinen Geburtstagsständchen ansetzte und sie zum Mitsingen auffordern wollte. Lieber würde sie sterben als auch nur einen einzigen Ton von diesem verdammten Lied über ihre Lippen kommen zu lassen! Welcher Idiot hatte sich diesen Quatsch mit dem ganzen Trara um den Geburtstag überhaupt ausgedacht?!? Es war ein völlig stinknormaler Tag wie jeder andere auch! Sie hatte die Schnauze gestrichen voll. Sie steuerte geradewegs zur Tür, schnappte sich ihre Jacke und dann verschwand sie im Dunkel der Nacht.

Davon schien den Rest der Familie jedoch herzlich wenig mitzubekommen. – Das hieß, Takumi hatte es sehr wohl registriert. Doch darum würde er sich später kümmern. Immerhin war Marron heute die Hauptperson! Marron und Silvy hingegen hatten ihre Mutter schon längst vergessen. Für einige Stunden war sie tatsächlich aus ihrem Gedanken verschwunden, als hätte sie wahrhaftig nie existiert. Ein süßer Moment des vollkommenen Glücks inmitten von Geburtstagskuchen, Kerzen, Musik und Spiel. Alles war einfach wunderbar gewesen!

Die Zeit bis zum Abend war viel zu schnell vergangen. - Und hätten sie einen Wunsch frei gehabt, so hätten sie ihn dafür verwendet, um die letzten Stunden für immer festzuhalten, auf dass sie nie vergehen würden. Alles war so unglaublich schön gewesen. Wie ein Traum aus dem sie nie wieder aufwachen wollten…Ihr Vater erzählte ihnen die Geschichte von einem Mann namens Merlin, dem großen Zauberer und wie er den gewöhnlichen Artus zu einem machtvollen und barmherzigen König machte. Es ging um Feen, böse Zauberer, die am Ende ihre gerechte Strafe erhielten und um das Gute im Menschen, das schließlich siegte. Und das war typisch für ihren Vater. Er machte sich immer seine eigenen Geschichten. – Aber die waren meist spannender und atemberaubender als das Leben selbst. Sie spendeten Trost und schenkten Hoffnung auf eine bessere Welt nach der es sich zu streben lohnte. In allen Geschichten dominierte stets der unerschütterliche Glaube an den Menschen selbst und seine Kraft die Dinge nach seinen Vorstellungen zu formen…Es war eine Art Lebensphilosophie. – Und Takumi Kusakabe hatte beschlossen danach zu leben.

„Seht ihr? Es lohnt sich immer an die Kraft in euch zu glauben.“, war sein finaler Satz, nachdem er mit der Geschichte geendet hatte. Silvy richtete sich in ihrem Teil des großen Himmelbettes, das sie sich mit Marron teilte, auf und fragte „Habe ich auch so eine Kraft in mir??“ Ihre kleinen, ungläubigen Augen verzauberten ihn und Takumi musste unwillkürlich lächeln. „Natürlich…“ Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „…Aber du musst auch bereit sein danach zu suchen. Von allein wird sie niemals zum Vorschein kommen…Wisst ihr, dass die meisten Menschen sogar denken, dass sie so eine Kraft gar nicht besitzen?“ „Aber wo ist diese Kraft denn? Wo müssen wir denn suchen?“, warf Marron ein. „Ihr müsst nur tief in euch hinein hören. Sie ist da. Sie lauert tief in euch. Bereit um euch zur Seite zu stehen, wann immer ihr Hilfe braucht. Ihr seid stärker als ihr euch jemals vorzustellen vermögt…“ Er schweifte vom Thema ab. Es war spät. Die Kinder sollten jetzt wirklich besser schlafen und er musste noch seine Sachen packen. „…Doch das werdet ihr erst verstehen, wenn es so weit ist. Macht euch keine Gedanken darüber. Es wird geschehen, was das Schicksal für euch bereithält. Und wenn es an der Zeit ist, dann werdet ihr euren eigenen Weg finden…“ Er strich mit seiner Hand liebevoll über ihre Wangen und gab ihnen einen Gutenachtkuss. „…Ihr habt noch genug Zeit, um die Geheimnisse des Lebens zu ergründen, das vor euch liegt. Und jetzt schlaft gut. In ein paar Tagen werde ich wieder da sein…“ „Och Papa!...Musst du wirklich heute Nacht schon wieder weg?“, quengelte Scarlett. Sie hatte ihn tatsächlich gerade Papa genannt. Schon nach so kurzer Zeit! Das war einfach erstaunlich! Takumis Herz machte einen Sprung. Sie schien ihn genauso in ihr Herz geschlossen zu haben wie er sie in das seine. Die beiden Mädchen und ihre Mutter bedeuteten ihm mehr als alles andere auf der Welt. Der Kummer in seiner Brust, dass er sie bereits heute Nacht erneut verlassen musste, war so schwer, dass er kaum noch Luft bekam. „Aber ich fahre doch nicht lange weg. Nur für ein paar Tage. Und außerdem bin ich ja auch mit dem Flugzeug unterwegs. So komme ich viel schneller nach Osaka.“ Osaka war gar nicht mal so weit entfernt von Momokuri. Geradezu ein Katzensprung im Vergleich zu den wahrhaft großen Strecken nach Paris oder Boston! „In ein paar Tagen bin ich wieder zu Hause.“ „Versprochen?“, fragte Marron. „Versprochen.“ Das waren seine letzten Worte, bevor er aus dem Zimmer ging, ihnen einen letzten liebevollen Blick zuwarf und das Licht löschte.

Er hatte noch eine gute Stunde, um seine Sachen zu packen und um noch ein wenig Zeit mit Korron zu verbringen. Doch von seiner Frau war weit und breit keine Spur…Sie war noch nicht wieder zurückgekommen. Sie jetzt noch zu suchen hätte keinen Sinn gemacht. Wenn sie nicht gefunden werden wollte, dann würde das auch so bleiben. Er hatte sie heute ziemlich vernachlässigt. Überhaupt war er viel zu selten da. Seine ständige Abwesenheit war schlecht für die Familie. Und jetzt wo auch noch die kleine Scarlett dazugekommen war…Die Versetzung, die er bereits beantragt hatte, war ganz sicher die richtige Entscheidung gewesen. In drei Wochen würde diese ewige Reiserei ein Ende haben…endlich. Denn er hatte das Gefühl, dass Korron ihn brauchte - mehr denn je zuvor...

Er trat aus der Tür und atmete die schwere, feuchte Luft der tiefen Nacht ein. Ihr Geruch trug etwas Erdiges in sich. Die einzelne Straßenlaterne vor dem Haus erhellte das zierliche Blumenbeet vor der Veranda. Die roten Rosen waren damals immer Korrons ganzer Stolz gewesen. Doch nun lagen sie nur noch verkommen da, unberührt von jeder Menschenseele. Wind und Wetter hatten ihr Übriges dazu getan. Sie waren vollkommen verkümmert. – So wie die Seele seiner Frau. Er sollte wirklich mehr auf sie Acht geben…Er schenkte ihr einfach nicht genug Zuwendung! Ein paar Blumen und liebevolle Worte reichten nicht aus für eine Beziehung, das wusste er sehr wohl. Er hatte ihr einen langen Brief auf ihr Bett gelegt. – Ein Versprechen sie nie wieder allein zu lassen, eine Beteuerung seiner Liebe zu ihr und ein Geloben auf Besserung. Viel lieber hätte er ihr all diese Dinge persönlich gesagt…Aber sie war verschwunden…Und lieber sagte er es in einem Brief als ganz ohne ein Zeichen der Zuneigung zu verschwinden…

Sein Taxi war soeben vorgefahren. Er musste jetzt wirklich los, sonst würde er morgen früh nicht pünktlich in Osaka ankommen. Und sein Kunde legte großen Wert auf Pünktlichkeit…

Korron beobachtete indessen nur ein paar Meter entfernt hinter der nächsten Straßenecke, wie ihr Mann in dem Taxi davon fuhr. Endlich war es vorbei. Endgültig. Sie ging zurück ins Haus und steuerte sofort auf das Schlafzimmer zu, um ihren Altar aufzubauen. Der Zauber musste noch heute Nacht ausgesprochen werden…Und es würde einiger Vorbereitungen bedürfen, bevor sie anfangen konnte. Den Brief öffnete sie eher beiläufig und warf ihn nach dem flüchtigen lesen achtlos auf den Boden. „Bist du wirklich so dumm?...“ Ihre Stimme war voll von Verachtung und Kühle. Glaubte er tatsächlich, dass alles seine Schuld war? Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Bei so viel Blauäugigkeit regte sich in ihr fast schon so etwas wie ein klein wenig Mitleid für eine derart verblendete Kreatur…aber eben nur fast. Fakt war, dass er beseitigt werden musste, wenn sie seine Lebensversicherung kassieren wollte. Und sie zog den Luxus nun mal dem einfachen Leben vor. Das war alles so verdammt gewöhnlich…so langweilig, dass es zum Kotzen war. Wie konnte auch nur ein einziger Mensch diesen Heile-Familie-Scheiß einem First-class-Leben in der High Society vorziehen? Sie wusste, wo sie hingehörte: In die oberste Schicht der Crème de la Crème. – Und nirgendwo sonst! Sie wusste wo sie hin wollte…Und sie würde es auch bekommen. – Um jeden Preis…

Zur gleichen Zeit saß Takumi bereits am Flughafen in einem kleinen, gemütlichen Cafe am Rande der für diese späte Stunde noch recht belebten Einkaufsstraße. Leicht übermüdet, aber ansonsten seelenruhig packte er seinen Ordner aus und blätterte noch einmal im Schnellverfahren die stolzen einhundert Seiten seiner Projektvorstellung durch. Ein riesig großer Kosmetikkonzern plante sich in Osaka niederzulassen. Das war eine ziemlich große Sache. - Die er auf keinen Fall vermasseln durfte.

„Flug 107 nach Osaka über Tokio. Ich wiederhole: Flug 107 nach Osaka über Tokio. Die Passagiere möchten sich bitte zum Gate 3 begeben.“, tönte es plötzlich durch die Lautsprecher über ihm. Sein Flug! Er schaute auf die Uhr: Nur noch eine Viertelstunde bis zum Start. Den Rest seiner Präsentation könnte er auch noch im Flugzeug durchgehen…Der Zwischenstopp in Tokio würde ihm zudem zusätzliche Zeit verschaffen, die er getrost für ein kleines Nickerchen nutzen konnte.

Gesagt, getan, und er sprang von seinem Sitzplatz auf, den Ordner sorgfältig unter dem Arm geklemmt. Der Weg bis zum Gate war nicht besonders weit. Es lag genau genommen sogar direkt vor seiner Nase, ein Katzensprung! Aller Müdigkeit zum Trotz zwang er seine schmalen Lippen zu einem herzlichen Lächeln, das glatt mit der Sonne um die Wette hätte strahlen können. – Mit einem Lachen konnte man schließlich die Welt verändern. Alles Graue konnte in farbigen Facetten erscheinen, wenn man selbst es nur wollte. Egal wie schlecht es einem ging…wie schlecht es ihm ging…auch ein Lächeln, das vollkommen ohne Ursprung, Sinn und Zweck auf die Erde gekommen war, hatte am Ende doch einen Daseinsgrund: Es ließ irgendein trauriges Herz auf der großen, weiten Welt lachen und flößte ihm wieder Leben ein. Allein dafür war es wert zu lächeln.

Im Vorbeigehen bedankte er sich bei der Kellnerin am Tresen mit einem Zwinkern und rief „Auf Wiedersehen!“, nur um bereits einem Meter weiter einer alten Dame mit Krückstock die Eingangstür aufzuhalten. Die Kellnerin sah ihm noch lange nach. Sie war verblüfft über so viel Elan. Diese Ausstrahlungskraft…so etwas hatte sie schon lange nicht mehr gesehen: Ein glücklicher Mensch. Komisch…Sie hatte noch nie darüber nachgedacht…Wann war sie eigentlich das letzte Mal glücklich gewesen? Es war lange her…viel zu lange…Aber wenn dieser Mann Freude empfinden konnte, wieso sollte sie es denn nicht auch einmal mit einem Lächeln versuchen?

Takumi hingegen hatte soeben seinen Sitzgurt ins Schloss schnappen lassen. Es war eine selbst für japanische Verhältnisse recht große Maschine: Über 300 Sitzplätze! Wenn man aus dem Fenster schaute, so konnte man in großen Buchstaben den Namen des Flugzeugtyps lesen. „Boeing…“, las Takumi in einem nuschelnden Ton. „Ein wahnsinnig großes Maschinchen, nicht wahr?“ Er erschrak und drehte sich zur Seite. Neben ihm saß eine zierliche Frau in einem taillierten Nadelstreifenanzug. Hatte er bis eben nicht noch allein hier gesessen? Aber bei den vielen Leuten behielt wahrscheinlich nicht einmal das Flugpersonal den Überblick… „Kann man wohl sagen! Eine Boeing 737! Sieht man hier nicht alle Tage!“ Die Frau musste unwillkürlich grinsen. „Fliegen Sie oft?“ „Ja; der Flugzeugrumpf ist schon fast wie mein zweites zu Hause!“ Er lächelte und breitete die Arme so weit aus wie nur irgend möglich, um die enormen Ausmaße seines beschaulichen Reiches zu präsentieren. Die Frau lachte. „Das Gefühl kenne ich nur zu gut!“ Das Flugzeug dockte ab und rollte auf die Startbahn. „Darf ich mich vorstellen?...Takumi Kusakabe. Architekt auf Geheimmission nach Osaka!“ Sie schüttelte die Hand, die er ihr reichte und erwiderte: „Dann werden wir ja noch öfter miteinander zu tun haben! Akemi Ayaka. A&A-Cosmetics. Ich war von ihrer Arbeit am Freegan-Building sehr beeindruckt!“ Sie war seine neue Auftragsgeberin! Das erklärte auch den feinen Anzug! „Ich danke Ihnen! Auf gute Zusammenarbeit!“ Die Maschine wurde immer schneller und schwebte schließlich in der Luft. Fräulein Ayaka antwortete euphorisch: „Ich denke, da wird es keine Probleme…“ - Wie auf einen Schlag war alles auf einmal vollkommen still. Es hatte einen lauten Knall gegeben. Schreie. Unbeschreibliche Hitze. Der ganze Himmel stand in Flammen, als das Flugzeug in Stücke gerissen wurde. – Und das letzte Geräusch, das an Takumi Kusakabes Ohr drang bevor sein Körper aufhörte zu existieren, war das teuflische Lachen einer weit entfernten Stimme… „Ko—rr—on…“
 

ENDE Kapitel 6
 


 

*in Deckung geh* Bitte nicht schlagen! Ich hab mal wieder gehörig in der Original-Story rumgepfuscht! >__< Aber es musste sein! Wo bleibt sonst die Dramatik? Wie hätte Marron sonst so werden sollen, wie sie heute ist? *g*

Und freut euch, denn zur Abwechslung muss ich mein Versprechen mich zu beeilen mit dem nächsten Kapitel sogar einhalten! - Es gibt da jemanden, der das 7. Kapi auch noch braucht *g* für was auch immer *lol* *Amira zuzwinker*

Reise in die Vergangenheit – Yesterday hurts PART 2

Hallo! ^^

Erst mal ein ganz, ganz, ganz, ganz, ganz großer Dank für all die lieben Kommis!!!!!!!! *freu* Schön, dass es euch so gut gefallen hat! Die haben mich wirklich aufgebaut!!!!
 

War mal wieder lange abwesend >_< Und das länger als erwartet. Bei mir hat sich diverses ereignet, das ich hier jetzt nicht noch ewig oft zu Brei zertreten möchte…
 

Hier bekommt ihr erst mal einen Auszug von dem, was ich gerade so schreibe ^^ Hat mich über einen ganzen Monat gekostet bis ich endlich zufrieden war! – Die gleiche Menge kommt bald noch mal online.

Das sind jetzt nämlich ungefähr 7 Seiten in Microsoft Word. Und eigentlich habe ich schon 11 Seiten fertig *g*
 

Denn, um ehrlich zu sein…Auch wenn’s mir gewaltig gegen den Strich geht, muss ich doch zugeben, dass meine Kapis einfach zu lang sind! Und dass ihr immerzu so lange warten müsst, nur weil ich gerade mal wieder nicht zum Schreiben in der Lage bin, ist auch nicht wirklich fair…

Bei mir hängt’s extrem von meinen Gefühlen ab, wie ich schreibe…Bin ich schlecht gelaunt oder werde ich beim Schreiben gestört, dann hagelt’s haufenweise böse Seitenhiebe (ein paar sind ja okay, aber es wird manchmal echt zu überlagert und wandert ins Zynische >_<) und bin ich überglücklich, dann liest sich das Ganze wie ne Seifenoper! Gelegentlich schreibe ich auch generell total an dem vorbei, was ich eigentlich anfangs vermitteln wollte…“Und noch mal von vorn, weil’s ja so wenig Zeit gekostet hat!“ *haha* *Ironie*

Also, die Kapitelbezeichnungen werden von nun an nicht mehr wirklich zusammen passen bzw. keine wahrhaftigen Kapitel sein, so wie ich sie definieren würde *drop* Werde einfach so schreiben, wie ich fertig werde und es dann online stellen ^_^ Wenn ich nämlich wirklich bald studieren sollte, dann ist meine Zeit eher begrenzt…

So, und nun hab ich meine 11.000 Wörter am Tag geschafft und kann euch endlich in die Arme meines 7. Kapitels treiben *ggg*

Hoffe, es gefällt euch!
 

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KKJ – reloaded!

Kapitel 7: Reise in die Vergangenheit – Yesterday hurts PART 2
 

Marron fuhr mit einem Schrecken aus dem Schlaf. Was war das eben gewesen? Schon wieder dieser Traum. Grauenhafte Erinnerungen. Bilder, die unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt waren. Damals wie heute hatte sie vom Tod ihres Vaters geträumt…wie er aus dem Fenster geschaut hatte, wie er das fröhliche Gespräch mit seiner neuen Auftraggeberin geführt hatte, wie die Maschine explodiert war, die unerträgliche Hitze auf ihren Wangen, der Geruch von verbranntem Fleisch. Alles war so real und wirklich gewesen, als ob sie selbst neben ihm gesessen hätte. „Ko—rr—on…“ Das waren seine letzten Worte gewesen.

Heute war es nur ein Traumbild von damals – von der Vision, die sie damals als Kind in jener Nacht ihres vierten Geburtstags gehabt hatte. Aber das machte es nicht weniger schmerzvoll. In dem Moment, wo er so qualvoll von ihr gegangen war, hatte sie schweißnass aufrecht in ihrem Bett gesessen und gebetet, dass das alles nur ein böser Traum war aus dem sie jeden Moment erwachen würde. Doch dem war nicht so. Es war die pure Realität gewesen, hart und grausam. Das Gelächter ihrer Mutter drang damals aus dem Schlafzimmer an ihr Ohr. Das ungute Wissen und das Gefühl einer Ahnung waren es, die ihr verrieten, wer an dem Tod ihres Vaters die Schuld hatte. Heiße Tränen waren damals über ihr Gesicht gelaufen – nicht weniger als gerade heute. Es schmerzte ihre Seele immer noch. Damals waren 162 Menschen gestorben. Unzählige Familien waren gezwungen den Schock des Todes zu überwinden. – Aber nicht einmal eine Familie war Marron geblieben…Es hatte nicht lange gedauert bis sie vor den Trümmern ihrer bisherigen Welt stand. Silvy. – Ja, anfangs waren sie für einander der einzige Trost in dieser von Verzweiflung und Ungerechtigkeit geplagten Welt. Doch ehe sie sich versahen, waren sie auseinander gerissen worden…ohne jemals die Gelegenheit des Abschieds gehabt zu haben.

Die Machtlosigkeit und Einsamkeit hatten ihr Herz zerfressen in all den Jahren, wie sie immer wieder erschrocken feststellte. Am liebsten verdrängte sie diese Tatsache und versuchte einfach ein Leben zu führen, das sie all die dunklen Schatten ihrer Vergangenheit vergessen ließ – oder eher gesagt, ein Leben, das intensiv genug war, um den bitteren Beigeschmack in ihrer Seele zu übertünchen…

Mit dem Tag als Silvy und sie sich für lange, lange Zeit aus den Augen verloren hatten, hatte sie alles bekommen, was sie sich schon immer gewünscht hatte: Ein Leben ohne ihre Mutter. Doch die Ironie des Schicksals hatte ihr dafür eine Menge genommen. Ihr Vater, ihre Schwester und damit auch ihr Glück waren von dem einen zum anderen Tag einfach in der Versenkung verschwunden, als hätte nichts von alledem jemals existiert.

Zu welchem Preis hatte sie also ihre scheinbare Freiheit bekommen? Und selbst das hatte das Schicksal ihr noch genommen. Sie wurde nur von dem einen Käfig in einen anderen gesperrt. Und zu allem Übel war nicht einmal Silvy mit ihr gekommen. Nie würde sie die letzten Momente vergessen, wie sie auseinander gerissen wurden und wie sie dem Auto nachgestarrt hatte. – Unfähig zu begreifen, was mit ihr geschah. Vor ihr hatte sich erneut die unendliche Leere ausgebreitet, dunkler und eisiger als je zuvor, und diesmal war ihr Gott ihr nicht zur Hilfe gekommen. Er hatte keine tröstenden Worte für sie gehabt, als sie vollkommen verlassen im Morgennebel auf der Türschwelle ihres Onkels zusammengesunken war. Ihre Mutter hatte sie dort einfach aus der Autotür gezerrt und abgesetzt. Die Steinplatten waren rau und kalt gewesen. Das Fußgitter hatte sich in ihr Fleisch geschnitten. Doch all das hatte sie damals nicht gekümmert. Sie war verloren im Strudel der Emotionen – unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Die blanke Hilflosigkeit ließ sie einfach nicht los, genauso wie die bloße Wut auf den himmlischen Herrn…Wie hatte er nur so etwas zulassen können?

Marron blinzelte, um die Erinnerungen der Vergangenheit, die ihre Seele in ihrem eisernen Griff umklammert hielten, abzuschütteln. Immer wieder der gleiche Kampf. Nacht für Nacht, stets wenn sie dieser Traum heimsuchte…Sie wusste genau, dass sie den Bildern nicht entfliehen konnte – obgleich sie das Ende schon kante. Es war einer dieser vielen düsteren Teile ihres Lebens, die sie am liebsten in ein kleines Kästchen gesperrt und den passenden Schlüssel dazu weit hinaus aufs Meer geworfen hätte. Sie wäre Kilometer weit gelaufen, um dem offensichtlichen Chaos zu entfliehen, das wie ein wildes Feuer in ihr loderte und sich die blutrünstigen Lippen nach mehr leckte. In ihrer Verfassung konnte sie sich allerdings noch nicht einmal Glas Wasser einschenken ohne ihre Hände vom Zittern abzuhalten. Wie sollte sie da noch fähig sein zu laufen? So lange sie immer auf Achse war, ließen die Träume sie in Ruhe…Aber jetzt konnte sie sich nicht kopfüber in ihre Arbeit stürzen und sich dort zwischen all der Hektik in ihrem Leben verkriechen.

Ihr blieb nur die einzig andere geltende Alternative: Wie schon so oft würde sie vor lauter Müdigkeit irgendwann gezwungen sein doch die Augen zu schließen…
 

Wie eine kleine, hilflose Gestalt lag sie am Boden. Sie lebte im Haus ihres Onkels. Ihr Zimmer war nicht besonders groß. Direkt neben ihr die Heizung. Doch warm war ihr trotzdem nicht. Sie hatte Angst. Angst davor auch noch dieses beklemmende Gefühl zu verlieren. Denn es war das einzige was sie noch an ihre Vergangenheit erinnerte. Die bruchstückhaften Erinnerungen an Silvy und ihren Vater hielten den Schmerz am Leben. – Sie ließen ihn wirklich erscheinen. Ohne das stechende Gefühl tief in der Seele, hatte Marron schon gar nicht mehr das Gefühl überhaupt noch zu dieser Welt zu gehören. Sie wandelte auf Erden wie eine Tote unter den Lebenden, ohne jemals eine Sehnsucht zu verspüren zu der anderen Seite zu gehören. Sollten sie doch alle lächeln. Ihr war alles egal. Sie brauchte nur die unendliche Leere in sich, um überleben zu können. Außer Schmerz und Wut war in ihrem Herzen nichts mehr übrig. – Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit, die ihr jetzt so unwirklich erschien, dass es unmöglich geschehen sein konnte…Was war, wenn sie schon immer hier gewesen war? Wenn sie das alles nur geträumt hatte? Nein, es durfte einfach kein Traum sein…Woran sie sich denn sonst festklammern, wie an einem lebensrettenden Strohhalm? Sie wollte nicht noch mehr verlieren…

Heute war es genau zwei Jahre her…eine lange Zeit…Sie erinnerte sich noch genau an den Wagen, der das Haus ihres Onkels verließ. Die kalten Steinplatten, das Fußgitter, das sich in ihr zartes Fleisch schnitt, die Kälte in ihren Knochen. Selbst die kleine Kerze, die in diesem Moment vor ihr stand, mit ihrer wärmenden Flamme ließ sie das nicht vergessen. Heeute war ihr sechster Geburtstag. Sie feierte ihn ganz allein. Sie wollte keine große Feier, keine Gesellschaft eines anderen Menschen. „Happy Birthday, Marron…“ Niemand war da, um diese traurige Szene zu beobachten. Nur sie allein war dort. – Zusammen mit dem winzigen Keks, einer schwarzen Kerze und dem unglaublich verlorenen Unterton in ihrer Stimme. 12 Monate waren bereits ins Land gezogen…Und in ein paar Stunden würde sich schließlich auch jener Tag jähren an dem sie auf einen Schlag alles verloren hatte, was ihr lieb und teuer gewesen war…Sie vermisste die beiden so schrecklich…Würde sie sie jemals wieder sehen? Ihren Vater wahrscheinlich nicht…Sein Grab hatte sie nie gesehen. Aber er war tot, das hatte sie vom ersten Moment an gewusst. Und ihr war vollkommen klar, wer da im Hintergrund die Fäden gezogen hatte…Ihre Mutter, Korron Kusakabe. Marron hatte besonders in den letzten Tagen wieder oft an sie denken müssen. Ihre Gedanken schwebten nur noch um jene Frau und wie sie sie damals einfach vor der Tür ihres Onkels zurückgelassen hatte. Die ganze Nacht hatte es gedauert, bis sie endlich gefunden worden war – vollkommen verängstigt und zusammengekauert auf dem schmalen Treppenvorsprung…

Die Zimmertür ging auf und Marron drehte sich gedankenverloren um. Ein karger, schwarzhaariger Mann blickte durch die Tür. „Marron, dein Abendbrot steht in der Küche. Ich werde dann schlafen gehen.“ Und schon war ihr Onkel wieder verschwunden – ohne auch nur eine Antwort abzuwarten oder den kleinen Keks auf dem Boden bemerkt zu haben. Marron empfand das als vollkommen normal. Saburo Yakizawa war eben kein Mensch, der großen Worte. Er war ein Einsiedler, der eigentlich den Umgang mit Kindern bis zu Marrons Erscheinen stets vermieden hatte. Und auch jetzt noch zeigte sich, dass er sich extrem unwohl in ihrer Gegenwart fühlte. Er hatte sie aus einem gewissen Verantwortungsgefühl nicht an ein Kinderheim abgeben wollen, aber das bedeutete trotzdem nicht, dass er von einem Tag zum anderen auf einmal fähig war ein Kind zu erziehen. – Und das wusste er selbst wahrscheinlich sogar am besten. Doch Marron war das ganz recht so. Sie war froh nicht mit ihm über all das, was sie damals gesehen hatte, reden zu müssen, wie es die ganzen anderen doofen Erwachsenen immer versucht hatten, als sie immer blaue Flecken hatte von den Schlägen ihrer Mutter. Hier war sie hingegen noch nicht ein einziges Mal gezwungen worden mit irgendjemandem zu reden. Sie hatte nur in Ruhe gelassen werden wollen. Denn Ruhe bedeutete Stille. Und Stille bedeutete Einsamkeit. Und nur danach sehnte sie sich: Nach dem süßen Schmerz der Einsamkeit, die sie umfangen hielt wie ein eisiger Schleier. Niemals wollte sie das Gesicht von Scarlett, die Stimme ihres Vaters vergessen…Sie war nicht in der Lage dazu Glück zu empfinden. Denn wenn sie Glück empfand, dann würden die Bilder ihrer Erinnerung allmählich verblassen und vergilben - genau wie das Foto von ihrem Vater, das sie unter ihrem Kopfkissen bewahrte.

Die Trauer hatte sich in ihr Herz gefressen, wie eine Made in einen lieblich rotgolden glänzenden Apfel. Sie sehnte sich nach den starken Armen ihres Vaters, die sie immer so schützend umschlossen hatten. Warum hatte er sterben müssen? Das hatte er einfach nicht verdient! Warum durfte Korron weiterleben? Auch sie hatte das nicht verdient! Diese Ungerechtigkeit würde Marron wohl nie begreifen können. Warum hatte sie das damals nicht verhindern können? War sie zu feige gewesen? Sie hätte doch ahnen müssen, dass so etwas passieren musste! Warum hatte Gott das zugelassen?!?...
 

…Sie saß in der Notaufnahme im ersten Stock des Nagoya-Hospitals. Die Wände waren gerade frisch mit weißer Farbe gestrichen worden. Es konnte maximal zwei Tage her sein, weil einer der Maler vergessen hatte die letzten Streifen Kreppklebeband von der Fußleiste zu entfernen. Eine Fahrradfahrerin hatte sie angefahren. Ihr Kopf schmerzte höllisch. Doch wenn sie ihn gerade hielt, dann war es einigermaßen erträglich. Das war im Vergleich zu der Pein ihrer Seele rein gar nichts. Ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ein weißer Kittel kreuzte ihr Blickfeld. „Huhu! Na, Kleine. Wie heißt du denn?“, wollte der Mann vor ihr wissen als er sich hinkniete, um mit ihr auf einer Höhe zu sein. ‚Ich will mit niemandem reden. Wieso können mich nicht alle in Ruhe lassen?’ Warum hatte die Frau auf dem Fahrrad sie bloß anfahren müssen? Wie jeden Tag war Marron durch den Park gelaufen – auf der Suche nach einem Ort an dem ihr Herz seinen Frieden fand, wo die Stimmen der Verzweiflung sie nicht erreichten…Auch nach ihrem sechsten Geburtstag hatte sich nicht viel daran geändert. - Ihre Seele war nur noch abgestumpfter geworden in den letzten paar Wochen.

„Alles in Ordnung? Geht’s dir gut?“ Der Arzt holte mit seiner rechten Hand eine kleine Lampe aus seiner Tasche und hob mit der Linken eines ihrer Lider hoch. Das Licht war gleißend hell und stach unangenehm in den Augen. Aber das schien Marron nicht zu interessieren. Sie interessierte sich für überhaupt gar nichts außer ihrem Schmerz, den sie empfand…Silvy und ihr Vater waren von ihr gegangen. Und die konnte es immer noch nicht begreifen, wie das damals hatte passieren können. Hatte er es verdient zu sterben? Wem war damit geholfen? Welches Recht hatte ihre Mutter dazu gehabt? Warum hatte sie ihre beiden Kinder denn nicht gleich mit ihm getötet? Wieso musste sie so leiden? Hatte Gott nicht versprochen sie zu beschützen? In ihrem Kopf schwirrten so viele Fragen umher und mit jedem Tag, den sie auf dieser traurigen Welt ihr armseliges Dasein fristete, kam eine neue Frage hinzu.

Der Arzt untersuchte ihr anderes Auge. Ein anderer Weg in ihr Inneres, aber der gleißende Schmerz des Lichtes war immer noch der Gleiche. Wieso wollten alle sie nur quälen? Sie wollte einfach nur einen Ort, wo niemand sich um sie scherte, wo niemand ihr sinnlose Fragen stellte, wie „Hast du heute schon etwas gegessen?“. Natürlich hatte sie heute noch nichts gegessen. Ihr Onkel stellte ihr zwar jeden Morgen etwas in die Küche, aber sie wollte nicht. Wozu sollte sie etwas essen, wenn sie dabei stets doch nur an das gemeinsame Essen mit Silvy und ihrem Vater denken musste? Sie wollte die Erinnerungen nicht verblassen lassen, denn sie wollte ihre Stimmen und Gesichter nicht vergessen und somit auch den letzten Beweis der Existenz jener verlieren, die sie liebte. Doch mit dem Schmerz in der Brust wollte sie auch nicht mehr weiterleben. Niemand konnte das verstehen. Konnte sie die Zeit nicht einfach einfrieren? Die Welt, die sie sah, war sowieso nur trist, grau und farblos. In ihr war keine Lebensfreude mehr, kein Mut und keine Kraft. Pure Resignation und endlosen Dahinvegetieren…

„Möchtest du nicht mit mir reden?“, fragte der Arzt. Er wusste langsam echt nicht mehr, wie er zu ihr durchdringen sollte. Er wischte sich seine strähnigen Haare aus dem Gesicht. Ihr Blick war so trüb und leer. In ihren Augen spiegelte sich jedes einzelne Detail des Krankenhausflures wider, aber er konnte darin nicht einen Funken ihrer eigenen Seele erkennen. Selbst die spiegelglatte Oberfläche einer Vase hatte mehr Leben in sich als dieses Mädchen! Aber er musste trotzdem irgendwie herausfinden, wer die Kleine war, sonst würde wieder ein riesiger Aktenberg auf ihn zurollen. Und außerdem, wo sollte das Mädchen denn hin, wenn die Untersuchungen beendet waren? Sie musste doch irgendwo in dieser Stadt wohnen! „Hast du einen Schülerausweis von deiner Vorschule oder so etwas? Schau mal…“ Er kramte in seiner Tasche und hielt schließlich eine kleine, gelbe Karte vor Marrons Gesicht. Das Foto zeigte ein kleines Mädchen ungefähr in ihrem Alter. „…Das ist meine kleine Tochter. Nabiki ist ihr Name. Hast du auch so eine Karte?“ Immer noch keine Reaktion. Das Kind war ja total apathisch! Vollkommen ohne Antrieb und Gefühlsregung…

Marron war das alles egal. Konnte der Mann nicht einfach gehen? Dann würde sie aufspringen und gehen. Immerhin wusste sie ja, wie sie von hier aus nach Hause kam…Wieso wollten alle immer nur irgendwelche Reaktionen von ihr sehen? Was war denn so schlimm daran sich nicht für das zu interessieren, was um sie herum war? Konnte auch nur einer von diesen Menschen ihr das verlorene Glück zurückgeben? Niemand konnte die Toten wieder zum Leben erwecken – außer Gott. Und Gott hatte sie schon lange im Stich gelassen, so wie jeder andere in diesem gottverdammten Planeten auch…

Der Mann vor ihr seufzte. „Also gut. Erschreck dich jetzt nicht…Ich werde jetzt deine Taschen nach einem Anhaltspunkt untersuchen, wer du bist, kleine Lady, in Ordnung?“ Sollte er doch ihre Sachen durchsuchen…Sie ging nicht in die Vorschule, wie all die anderen Kinder in ihrem Alter. Wie auch? Ihr Onkel hatte von Kindern überhaupt keine Ahnung. Geschweige denn, wie man welche großzog. Seit damals, als er sie im Morgengrauen vor seiner Haustür gefunden hatte, hatte sich nicht viel für sie verändert. Er behandelte sie wie eine Erwachsene, die in der Lage war für sich selbst zu sorgen. Es war ihm noch nicht einmal übel zu nehmen, dass er sie so dermaßen mit sich selbst allein ließ. Er konnte von Natur aus mit Kindern einfach nicht umgehen. – Noch so ein Versagen, das Gott zuzuschreiben war. Doch in diesem Fall war Marron das ganz recht…Immerhin stellte er so auch keine Fragen und sie konnte kommen und gehen, wann sie wollte, die Freiheit, die sie früher immer so vermisst hatte. Alle anderen Kinder wären daran wahrscheinlich zu Grunde gegangen, doch das war ja genau das, was sie auf gar keinen Fall konnte: Sie konnte nicht zu Grunde gehen. Denn ihre blutende Seele jagte den Puls durch ihre Adern, zwang sie zum atmen und ließ sie nie vergessen, dass sie immer noch unter den Lebenden verweilte. Wenn sie in die Ferne schaute, dann blieb ihr Blick wenigstens nicht wieder an irgendeiner Person haften, die sie dann erneut verlieren musste, nur weil die Ungerechtigkeit des Schicksals es wieder einmal auf sie abgesehen hatte. Ihre Gegenwart bedeutete Verderben. Wer sich ihr zu nähern versuchte, der schwebte in Gefahr selbst von der stickigen Luft des Leids gepeinigt zu werden…

Der Arzt leerte gerade ihren Rucksack als auf einmal ein blauer Haarschopf ihr Blickfeld kreuzte und ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein kleiner Junge, mit Augen so unendlich tief wie der ewige Ozean, war gerade an der Hand seiner Mutter an ihr vorüber gegangen. Die Frau neben ihm hatte ebenholzfarbenes, glatt herabfallendes Haar, wunderschön und aus der Ferne sah es so unglaublich geschmeidig aus. Ihr Kleid blaues fiel weich ihren Körper hinunter und umspielte die Rundungen ihres schlanken Körpers. Es war mit Gänseblümchen bestickt, die so schön waren, dass die den Sternen am Himmel ihren Platz hätten streitig machen können. Die beiden gingen den Gang hinunter, vorbei an all den anderen unwichtigen Menschen und nutzlosen Dingen, und machten erst vor dem Fahrstuhl halt. Die Frau kniete nieder und sagte etwas zu dem Jungen. Erst jetzt fiel Marron auf, dass er ein gelbes Basekap trug, das verkehrt herum aufgesetzt war. Zu gern hätte sie gewusst, was die Frau zu ihm gesagt hatte, bevor sie im Fahrstuhl verschwunden waren. Sie hatte so liebevoll gewirkt…so ganz und gar nicht wie Marron es von ihrer Mutter kennen gelernt hatte…
 

„Nanu, wo kommst du denn her?“

Ein anderer Tag, eine andere Zeit, immer noch dasselbe Krankenhaus. Marron hatte auf einmal vor einer Frau gestanden. Ihre karge Gestalt war umringt von unzähligen Schläuchen und schon weit vom Flur aus hatte Marron eines dieser „Bitte nicht stören“-Schilder an der Tür gesehen, wie sie sonst nur an den Einzelzimmern der Todkranken zu finden waren. Aber war diese Frau wirklich zum Sterben verurteilt? – Trotz dieses Lächelns auf den Lippen, das Herzen zum Schmelzen zu bringen schien?

Marron zuckte mit den Schultern. „Mir war langweilig. Und deswegen schaue ich mir die glücklicheren Menschen auf diesem Planeten an.“ Die junge Frau musste unwillkürlich laut lachen, was sie jedoch im selben Moment sofort zum schmerzerfüllten Husten zwang. Ihr war es doch einmal so gut gegangen…Ihre ebenholzfarbenen Haare waren strähnig und klebten schweißnass auf ihrer Stirn. – Von ihrer einstigen Geschmeidigkeit keine Spur mehr zu erkennen. Ihre rosige Haut wirkte nun aschfahl, wie die eines Geistes. Aber nahmen Geister überhaupt noch am wirklichen Leben Teil? Hatten sie die Schwelle zum Tod nicht eigentlich schon längst überschritten?

„Da bist du hier aber im falschen Zimmer gelandet.“ Ihre Stimme klang rau, aber nicht gebrochen. Auch von Schwäche war nichts zu spüren. Im Gegenteil, sie strahlte sogar immer noch eine gewisse liebevolle Wärme aus. Marron ließ sich davon für’s erste aber nicht beeindrucken und beharrte auf ihrem Standpunkt. „Nein, bin ich nicht.“ Die Frau wirkte verwirrt, sie verstand nicht, was kleine Mädchen damit zu sagen versuchte. Doch diese gewaltige Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. „Gott will mich nicht sterben lassen…“ Wie kam ein kleines Kind bloß dazu so etwas zu äußern? Doch auf ihren erschrockenen Blick hin fügte Marron nur hinzu „Ich habe es versucht, mehrmals…ohne Erfolg…Aber du hast Glück, du darfst sterben…“ Es war als würde das Kind selber gar nicht jene Worte sprechen, es formte jene Sätze als wäre es in tiefe Trance gefallen. Hörte die Kleine ihr überhaupt richtig zu?

„Aber mich hat keiner gefragt, ob ich das auch möchte. Das Leben ist doch etwas Wunderbares!“ – „Nicht, wenn man niemanden mehr hat auf der Welt.“ Das Gesicht der Sechsjährigen war starr, doch ihr Verstand blitzte hinter ihren Augen gefährlich scharf hervor. Das war es, was Marron an den Erwachsenen so sehr hasste. Sie fühlte sich schon wieder in die Enge getrieben. Es war als ob man ihr das letzte Bisschen Luft zum Atmen nahm, um sie mit Worten zu erdrücken…und dennoch starb sie nicht, obwohl das doch ihr sehnlichster Wunsch war. Denn der Tod war einem schmerzfreien Leben gleichbedeutend. Er war das einzige, was ihren Schmerz zu lindern vermochte, die letzte Station auf ihrem dem Weg in die Freiheit. Sie wollte so gern all das hier hinter sich lassen und wieder glücklich in die Lüfte hinauf steigen, ganz so wie die Engel es in der Kirche auf den vielen Abbildungen auf den großen Glasfenstern taten.

Marron fragte sich, warum sie überhaupt in dieses Zimmer gekommen war. War es Neugierde? Sie hatte die Frau natürlich sofort auf den ersten Blick erkannt gehabt. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Es war die Mutter jenes Jungen, den sie damals vor einem halben Jahr in der Notaufnahme vor dem Fahrstuhl gesehen hatte…Ihre Augen trugen nicht die Farben des Ozeans, wie ihr Sohn…Sie waren aber dennoch so unbeschreiblich dicht und unglaublich weit, vergleichbar mit dem Unterholz des Waldes in dem man sich so sehr leicht verlieren konnte...ein sonderbar sattes Braun, das einen unwiderruflich aufsaugte bis schließlich nichts mehr vom eigenen, selbstständigen Bewusstsein übrig blieb. Marrons gepeinigte Seele fühlte sich auf seltsame Art und Weise beruhigt und irgendwie vollkommener an, als sie es jemals zuvor on den vergangenen zwei Jahren gewesen war. War es das, was sie so schmerzlich vermisst hatte? Ein Stückchen Frieden? Ihr lahmendes Herz war – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick – aus seiner eisigen Starre erwacht.

„Aber deswegen lohnt es sich doch noch lange nicht zu sterben.“ Die Frau blickte sich um, als ob sie etwas suchen würde, etwas ganz bestimmtes…Und als sie es fand, schillerte ihr fahles Gesicht trotz der bleichen Töne in den schönsten Farben. Es schien immer noch Dinge auf der Welt zu geben, die ihr ein Lächeln abringen konnten. „Schau hinaus aus dem Fenster. Was siehst du?“

Marron ließ mit ihrer Antwort nicht lange auf sich warten. „Einen toten Schmetterling.“ Es hatte nicht mal drei Sekunden gedauert bis sie seinen leblosen Körper in der oberen Ecke des Fenstersimses entdeckt hatte. „Nein, schaue noch weiter nach draußen.“ Ihre Stimme klang sanft, sogar noch wohliger als die seichten Worte Gottes…. „Und? Kannst du mir nun sagen, was du noch alles siehst?“

Marrons Arme hingen desinteressiert an ihrem Körper lose herunter, ihre Gesichtszüge waren kalt und unberührt. „Die Straße, Autos, Asphalt.“ Das Spiel langweilte sie allmählich…Aus ihrem Zimmer konnte sie genau das gleiche sehen. Sie wollte nicht über einen tieferen Sinn nachdenken; sie wollte sich nicht mit dem Leben vor ihrer Haustür befassen und in tragisch-komplizierte Abstraktionen hineingestoßen werden. Ihr Leben sollte einfach und problemlos sein. Das einzige, was sie WIRKLICH WOLLTE, war ohne belästigende Worte und mutterseelenallein vor sich dahin zu vegetieren. Sie bereute es schon wieder sich ihrem Verlangen nachgegeben zu haben als sie sich dazu entschieden hatte dieses Zimmer zu betreten. – Warum übte diese Frau bloß so eine unendliche Anziehungskraft auf sie aus? Sie kannte doch noch nicht einmal ihren Namen! Es war doch eine vollkommen Fremde für sie…

Das Lächeln, in das Marron die ganze Zeit gezwungen war zu blicken, war immer noch nicht verblasst. Im Gegenteil, es forderte sie sogar geradezu dazu heraus die Suche fortzusetzen. Und das irritierende für Marron war, dass sie auch tatsächlich dieser Bitte nachkam! Es lag einfach nicht in ihrer Macht sich zu wehren. Da waren Menschen, abertausende von Menschen auf der Straße…vielleicht waren es aber auch nur hundert…ein paar Fahrräder…ein Junge klaute einer alten Dame die Handtasche…Es war eine grausame Welt. Doch dann erregte etwas anderes, etwas weitaus schöneres, ihre Aufmerksamkeit: „Kirschblüten…“ Ihre Wangen begannen sich zu lockern, ihr kleiner, starrer Mund verzog sich zu einem erstaunten Lächeln. Es war als ob… - „WAS ZUM TEUFEL HAST DU HIER ZU SUCHEN?!?!?“ Marron erschrak und wirbelte mit einem Satz herum. „Kannst du denn das Schild das draußen nicht lesen???“ Der Mann war stocksauer. Dem weißen Kittel nach zu urteilen war er Arzt. „Aber Kaiki…“, sprach die Frau mit den braunen Augen verteidigend. Ihre Stimme war wieder so rau und krächszend wie zuvor. „...Sie hat mich…“ Sie musste schwer husten, bevor sie wieder das Wort ergreifen konnte. „…nicht gestört…“ Ein kleiner Tropfen Blut bahnte sich seinen Weg aus ihrem Mundwinkel. „Lass sie ruhig noch…“ Sie unterbrach um erbneut zu husten „…ein Weilchen hier.“ „Damit es dir noch schlechter geht, Sakura?? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

Sakura, das war also ihr Name! – Sakura, wie die Kirschblüten, die sie aus dem Fenster gesehen hatte!

„Los Kleine, nun mach, dass du verschwindest. GEH IN DEIN ZIMMER! Du bist zwar fast gesund, aber das gibt dir noch lange kein Recht hier durch die Gegend zu streunen!“ Marron war so erschrocken über den schroffen Tonfall, dass sie es nicht einmal mehr wagte sich umzusehen und sich von der Kirschblütenfrau zu verabschieden, als sie mit weit aufgerissenen Augen aus dem Zimmer rannte. Noch hinter der Tür konnte sie ihn hören, wie er ihr nachrief: „Und wage es ja nicht noch einmal wieder zu kommen!“ Ihr Blick verklärte sich im Laufen. Waren das wirklich…Tränen? Echte Tränen? Sie wollte doch nicht mehr weinen. Also warum tat sie es dann? Sie wusste die Antwort nicht. Und das trieb sie noch mehr in die Verzweiflung…
 

Marron öffnete ihre Augen und starrte auf den Wecker neben ihr: vier Uhr und neunzehn Minuten. Ihr Schädel brummte. An dieser Stelle ihrer Träume wachte sie häufig auf. Oh, wenn sie doch doch wenigstens die ganze Nacht andauern würden! – Ohne Zwischenstopp in der Gegenwart! Jedes Mal, wenn sie mitten in der Nacht plötzlich wieder zur Besinnung kam, war sie unweigerlich gezwungen über die Ereignisse der Vergangenheit nachzudenken…Wieso konnte sie das alles nicht einfach hinter sich lassen? All die Erinnerungen und vor allem die vielen, vielen Tränen, die sie jede Nacht erneut auf ihren Wangen spürte, wenn ihre Träume sie durch die Dunkelheit jagten…Sie gehörten zu ihrem Leben. Sie waren der Grund für das, was heute aus ihr geworden war…Sakura Nagoya, die Frau von Kaiki Nagoya, Mutter von Chiaki Nagoya. Jetzt erinnerte sich Marron wieder. „Welch eine Ironie des Schicsals.“, bemerkte sie grimmig und resignierend zugleich. Sie hatte Chiaki nicht, wie zuerst gedacht, zum ersten Mal im Mietshaus ‚New Orleans’ getroffen als sie unglücklicherweise über seine Ansammlung von dämlichen Kartons gestolpert war. Nein, sie war ihm bereits schon sehr viel früher begegnet. Und das nicht nur einmal…
 


 


 


 

Hier mach ich jetzt einfach mal einen Schnitt. Wann ich das nächste Kapi online stelle sag ich lieber nicht. Ich will mir abgewöhnen so viele Versprechungen zu machen, was Zeitliches angeht – Hab die Erfahrung gemacht, dass ich irgendwie schneller arbeite, wenn mir nicht die Zeit im Nacken sitzt ^^°
 

Würde mich aber trotzdem wieder über eure Kommis freuen!!!!! *schon süchtig danach bin* Hoffe, ich hab euch nicht enttäuscht mit diesem Kapi...ist ja teilweise doch ganz schön hart...



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Kommentare zu dieser Fanfic (46)
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Von: abgemeldet
2008-02-07T08:50:31+00:00 07.02.2008 09:50
Hallo, da bin ich wieder!
Warte auf Fortsetzung! *nervnerv*
Von: abgemeldet
2006-11-15T22:01:13+00:00 15.11.2006 23:01
hey du!
Bin auch mal wieder aus der Versenkung aufgetaucht, und das ist alles deine Schuld!
Du hast mich wieder hervorgelockt. Schäm dich!
Jetzt aber mal im Ernst, war lange nicht mehr bei Animexx, habe aber darauf gewartet, dass es bei dir weiter geht, und da bin ich nun!
Also, jetzt zum neuen kap:
1. finde ich ganz und gar nicht, dass Marron egoistisch ist, wo kommt denn diese Idee überhaupt her? Sie hat doch nienmanden, um den sie sich kümmern/ sorgen oder sonst etwas kann, sie ist doch allein, an wen soll sie denn denken?
2.stören mich die Rechtschreibfehler kein bisschen, denn du schreibst nicht einmal annähernd so chaotisch, dass man nach der Zeichensetzung gehen müsste, außerdem, wem passieren schon nicht solche kleinen Schreibfehler?
3.geht es doch um den Inhalt und den Stil, und davon hast u ja wohl genug!
Ich finde es zwar traurig, dass Marron, das arme kleine Ding, so allein und verlassen ist, aber es ist wichtig, Marrons Hintergründe zu kennen, um Ihr Verhalten nachvollziehen zu können.
Du hast Recht, du musst nicht immer so viele Seiten schreiben, bevor du das Kapitel ins Netz stellst, auch wenn das natürlich toll ist, bin nur leider sehr ungeduldig...
Und die Idee, immer nur schritt- und auszugsweise vorzugehen, ist genial, sonst würden wir viel zu viel trauriges ertragen müssen. Nett von dir, dass du da Rücksicht auf unsere schwachen Herzen nimmst!
Wünsche dir viele kreative Phasen!!!
*dabei kein bisschen an mich denk*
*in die Luft schau und pfeif*
Ciao
Von:  marronloves
2006-09-25T16:36:01+00:00 25.09.2006 18:36
Hi Namice! Mir ist grad aufgefallen, dass ich noch kein Kommi hinterlassen hab... dabei wollte ich die erste sein! -.- Sorry.
Ich glaub das war das beste Kapitel von allen!!! Es ist zwar ziemlich hart für Marron, aber wie du weißt seh ich die Charas ganz gerne mal leiden -.-° *sadistisch bin*
Es ist klasse, Schritt für Schritt über Marrons Vergangenheit "aufgeklärt" zu werden und ich finde (auf Chiakis Kommentar bezogen) überhaupt nicht, dass Marron zu egoistisch ist. Und selbst wenn, mit ihrer Lebensgeschichte hat sie ja wohl das Recht dazu!! Ich versteh sie voll und ganz! (mag nun mal ernste Menschen!)
Dieses Kapi ist einfach nur suuuper!!! *.* Es gefällt mir von allen wirklich am Besten! Bin gespannt wie es weitergeht!!!! unsere arme Marron hats ja wirklich nicht leicht...
Na ja, viel mehr kann ich zum Kapi nicht sagen, hab ja überhaupt keine Kritikpunkte^^

Cu Marronloves
Von:  Koraja
2006-09-23T21:06:04+00:00 23.09.2006 23:06
ah!
du hast also schon ein paar mehr seiten fertig?
na das ist doch wunderbar!
und nachdem ich so den letzten kommi von mir gelesen hab, wusste ich auch wieder, worum genau es ging (ich bin extrem verpeilt was sowas angeht, ich schmeiß alles in einen pott und normalerweise kommt genrell das falsche bei raus! *seufzt)
jedenfalls freue ich mich, dass es nach so langer zeit endlich weiter geht und in schon gespannt darauf, was du dir für unsere armen beiden Mädels noch so alles ausgedacht hast!
11.000 wörter am Tag? OMG! da fall ich ja mal geschockt um! das ist echt krass!


ok, so jetzt hab ich das ganze Kapi gelesen und bin deprimiert!
das ist so traurig snief!
ok, diesmal hab ich nicht so einen wutanfall wie beim letzten mal, aber trotzdem....
wobei, eigentlich bin ich doch ziemlich wütend!
Auf einen gewissen kaiki Nagoya!
so ein Vollidiot!
was schreit der ein armes kleines Mädchen denn so an???
blödmann! jetzt mag ihch ihn nicht mehr!
Dabei ist seine Frau so eine nette person die es sogar geschafft hat zu marron durchzudringen!
und chiaki ist ja gottseidank auch nicht wie er!
Ich bin ja mal gespannt, was das noch mit den beiden wird hehe....
naja, ich hoffe die nächsten Kapis kommen schnell und ich versuche keinen Zeitsdruck aufzubauen!

Bis dann und lass es doch mal wieder ein bisschen positiver werden!
Bye Koraja
Von: abgemeldet
2006-09-17T23:08:10+00:00 18.09.2006 01:08
hallo, der kritiker ist da^^

nun ja ich finde wie schon vorher, das maron nur an sich denkt, sowohl in der vergangenheit, als auch in der gegenwart. also sozusagen sie ist sehr, sehr egoistisch!!!
auch erzählst du finde ich sehr, sehr viel nur von marons gefühlwelt und manchmal wiederholst du dich, ich meine du schreibst gut, du erklärst alles so super!!! doch zu viel ist auch nicht gut!!!
aber das ist nicht große kritik.

auf jeden fall was ich klasse finde:
- dein sehr guter schreibstil!
- das das du alles sehr gut und genau beschreibst
- und das aller wichtigste das der schluss endlcih chiaki mal ins bild rückt, es sind schon mal erste konturen wo chiaki ins spiel kommt, jetzt mache bloß kein drittes kapitel indem du die evrgangeheit beschreibst^^ also chiaki vor, er soll maron zeigen wie man das leben genießen kann und sich drauf freuen kann!!!!!

also wie schon vorher gesasgt alles nicht böse gemeint^^

schreib schnell weiter und informiere mich wieder über dein nächstes kapitel ;-)

bye chiaki
Von:  Namice
2006-09-17T15:43:28+00:00 17.09.2006 17:43
mannomann >_< die Fehler sind mir echt peinlich! Sorry!!!! Werde sie auf jeden Fall noch korrigieren!
*in die Ecke kriech* *schäm*
Von: abgemeldet
2006-09-16T21:12:41+00:00 16.09.2006 23:12
wow... das is eine tolle ff...
bitte,bitte schreib schnell weiter
die story is der hammer und ich will sie weiterlesen^^
kannst du mir bescheid geben, wenn du ein neues kapi on stellst?? wäre echt lieb von dir^^
danke^^
und schreib bitte in windeseile weiter
^^
gruß schneefloeckchen
Von: abgemeldet
2006-09-16T14:54:08+00:00 16.09.2006 16:54
das kapitel hat mir wieder sehr gut gefallen! es war traurig...herz zerreisend. ich kann jetzt auch besser nachvollziehen warum sich marron so viel arbeit aufhalst...das mit den rechtschreibfehlern und den verdrehten wörtern find ich nicht so tragisch, ich hab mich überall ausgekannt^^
Von: abgemeldet
2006-09-16T12:23:19+00:00 16.09.2006 14:23
Zunächst mal: Wieder mal ein sehr gutes Kapi deinerseits. Die Story bekommt immer mehr Zusammenhänge und den Charakter des Onkels kann man sich gut vorstellen.
Allerdings hast du ein paar ungünstige Formulierungen sowie kleinere Rechtschreib- und Grammatikfehler drin, die das Lesen zum Teil etwas erschweren bzw. die Geschichte nicht ganz so flüssig erscheinen lassen.
Nichtsdestotrotz wiedermal ein sehr gutes Kapitel und gar nicht so hart geschrieben, wie du glaubst.
Von: abgemeldet
2006-08-15T19:47:44+00:00 15.08.2006 21:47
he du ^^
ja ich weiß ich hab mir das kapi auch schon vor Monaten heruntergeladen und hab es auch angefangen zu lesen , doch irgendwie kam es in vergessenheit *g*
aber jetzt hab ich es endlich gelsen und ich bin wie bei jedem deiner kapitel total begeistert..... also bitte wennd as keine Dramatik ist ...OMG warum müssen eigentlich imemr die guten sterben?
nein es ist echt der hammer und ich find es echt klasse wie viel Detalis du immer reinbringst und wie auführlich du über alles schreiben kannst .....also ein ganz super dickes Lob von mir und schreib ja schön weiter ^^
*winke*


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