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Der Höllenschlüssel

von

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Der Höllenschlüssel
 

Plötzlich und völlig unerwartet sprang ein Vampir aus einem nahen Gebüsch. Tayla erschrak. Er griff sie hungrig an und schlug ihr seine Faust in den Unterleib. Überrascht taumelte Tayla ein paar Schritte zurück und genau in diesem Augenblick landete etwas großes, schweres und haariges auf ihrem Rücken. Die Klauen des Wesens gruben sich in ihre Schultern und Tayla schrie vor Schmerzen auf. Sie wandte den Kopf und erkannte, dass auf ihrem Rücken ein Werwolf hockte. Als sie kurz unaufmerksam war, lief der Vampir auf sie zu und rammte sie zu Boden. Tayla befand sich in einer verzwickten Situation: Der Werwolf versuchte sie zu beißen, um sie auch zu einem Werwolf zu machen und der Vampir versuchte ihr Blut zu trinken. "Verpisst euch endlich!", fluchte sie, während sie versuchte die Kreaturen von sich abzuhalten. In dem Moment packte jemand den Vampir am Kragen, riss ihn von ihr weg und rammte ihm einen Pflock durchs Herz. Der Vampir explodierte in einer Staubwolke. Jetzt konnte sich Tayla von dem Werwolf befreien. Sie stand auf, zog ihre mit geweihten Silberkugeln geladene 9mm Magnum und schoss auf den Werwolf. Der jaulte vor Schmerzen auf und blieb dann reglos liegen. Sein toter Körper verwandelte sich wieder in den eines Menschen zurück. Dann drehte sie sich um und sah sich einem weiteren Vampir gegenüber. Er hatte kurze schwarze Haare, rote Augen und riesige, schwarze Adlerschwingen. Seine Kleidung, die aus einer ärmellosen Weste, einer knappen Shorts und Turnschuhen bestand, war ebenfalls schwarz und er sah aus wie 21. Als Tayla ihren Pflock ziehen wollte, verwandelte er sich jedoch zurück. Seine Flügel und das Vampirgebiss verschwanden und seine Augen wurden dunkelblau. "Steck den Pflock weg! Für mich wirst du dieses Ding nicht brauchen.", beruhigte der Vampir Tayla und musterte sie. Tayla war 20 Jahre alt, hatte lange, lockige, zusammengebundene Haare und hellblaue Augen. Sie trug ein weißes, langärmeliges Top und eine dunkelblaue Jeans. Dazu trug sie schwarze Turnschuhe. Zögernd ließ sie den Pflock sinken und steckte die Pistole in ihren Hosenbund. "Warum sollte ich dir vertrauen?", fragte sie argwöhnisch. "Weil ich dir geholfen habe?!", erwiderte der Vampir. "Ja sicher! Und alle Wölfe werden zu Vegetariern. Deine Freunde verstecken sich doch bestimmt hier in der Nähe und warten nur darauf, dass ich meine Waffen wegstecke, damit sie mich überrumpeln können!", sagte sie misstrauisch. "Nein, ich bin allein! Ich habe kein Interesse daran, dich zu töten. Zu der Sorte gehöre ich nicht," meinte der Vampir und machte einen Schritt auf sie zu. Hastig wich Tayla einen Schritt zurück. "Ach, ja? Zu welcher Sorte gehörst du dann? ... Und bleib mir ja vom Leib!", drohte sie und hob den Pflock wieder an. Der Vampir blieb stehen und schob die Hände in die Hosentaschen. "Schade! Ich wollte dir nur helfen," erwiderte er enttäuscht und zuckte mit den Schultern. "Wer bist du überhaupt?!", fragte sie ein wenig verwirrt. "Ich bin Shion. Ich bin auch ein Dämonenjäger," antwortete er. "Du?! Du bist doch selbst ein Dämon! Wie kommst du dazu, deine Artgenossen zu jagen?"; fragte Talya ihn skeptisch. "Ich hasse es, Menschen zu töten. Und ich hasse es, wenn die stärkeren Dämonen über die Menschen herfallen, weil sie sich nicht wehren können.", erklärte Shion und sah sie traurig an. Tayla steckte den Pflock in ihren Gürtel. "Sag mal, verrätst du mir deinen Namen?", fragte Shion plötzlich. "Tayla!", antwortete sie knapp. Schweigen. "Ich glaub, ich geh dann mal! Muss noch was essen und so!?", quatschte sie drauf los, ohne zu überlegen. Tayla drehte sich um und wollte gerade gehen, als Shion fragte: "Darf ich dich noch ein Stück begleiten?" Tayla lief rot an und bevor sie eine Antwort gab, überlegte sie: "Ich weiß nicht! Soll er... oder soll er nicht...? Ach, ich kann mich nicht entscheiden. Und was ist wenn... ?" "Ich komm einfach mal mit!", meinte Shion, stellte sich neben sie und grinste sie an: "Wie soll ich dir denn beweisen, dass ich nett bin, wenn ich nicht mitkomme?" Tayla überlegte einen Augenblick. "Hm, ... na gut! ... Aber wehe, du beisst mich!", warnte sie ihn noch einmal. Shion lachte leise auf: "Ich schwöre dir, wenn ich jemals versuchen sollte, dich zu beißen, dann lass ich mich freiwillig von dir pfählen, okay? Und wohin jetzt?" Tayla zuckte mit den Schultern. "Pfff... Keine Ahnung? Weiß nicht!", erwiderte sie verlegen. "Wieso kommst du nicht mit zu mir?" "ZU DIR? Was soll ich denn da? Mich aussagen lassen? Da lungern doch bestimmt Hunderte von Blutsaugern rum," meinte sie panisch. "Also, 1.: Ja. 2.: Das werden wir ja noch sehen. 3.: Nein! 4.: Das heißt Vampire. Und 5.: Da ist nur noch mein Bruder!", antwortete Shion grinsend auf ihre Fragen. "Ich weiß ja nicht!", sagte sie verlegen. Shion sah sie mit einem Dackelblick an: "Ach bitte! Komm doch mit!" "Meine Güte, wenn's denn sein muss, hach!", ließ sie sich überreden. "Und wo wohnst du?", fügte sie fragend hinzu. "Ähm, da hinten irgendwo, also da oben! Ich meine, egal!", versuchte Shion zu erklären, verwandelte sich wieder in einen Vampir, legte einen Arm um Taylas Taille und erhob sich in die Lüfte, Richtung Süden.

Zwanzig Minuten später landeten sie auf dem Dach eines Hochhauses. "Hier wohnst du also?", fragte Tayla. "Na ja, nicht direkt hier, aber eine Etage tiefer!", antwortete Shion. Tayla lief rot an: "Sag ich doch!" "Okay, wenn du meinst! Lass uns runter gehen!", meinte er und ging in Richtung Luke. Tayla folgte ihm. Nach zwei Minuten betraten sie Shions Wohnung. "Wow! Eigentlich habe ich mir deine Wohnung ganz anders vorgestellt!", bemerkte sie, als sie sich die Zimmer anschaute. "Was hast du denn erwartet?", fragte er interessiert und verwandelte sich zurück. "Sarg! Dunkel! Leichen!", antwortete sie überlegend. "Wo hast du das denn aufgeschnappt? Das hatte noch nie ein Vampir und schon gar nicht ich! Da hätte mein Bruder gewaltig was dagegen!" - "Ich hab das so in Büchern gelesen und im Fernsehen gesehen! Und was ist dann mit Bram Stoker's Dracula???" - "Dracula? Den gibt's doch gar nicht! Deine Kreuze, den Knoblauch und deine Haustiere kannst du dir in den Hintern schieben! Das sind nur Klischees! Aber mit deinen Pflöcken bleibst du mir vom Leib, ja?", erklärte Shion. "Na toll! Wozu schleppe ich den ganzen Scheiß dann mit?", beschwerte sich Tayla. "Wie? Du hast Knoblauch dabei? Den darfst du ablegen, die Kreuze in den Müll schmeißen und dann darfst du es dir bequem machen!", meinte Shion. "Ich geh zuerst mal aufs Klo!", sagte Tayla mit rotem Gesicht. Sie drehte sich um und stapfte zum Badezimmer. Als sie die Tür öffnete, stand sie einem weiteren Mann, der nur ein Handtuch um die Hüften trug, gegenüber. Schnell und verlegen schloss sie wieder die Tür und murmelte: "Tschuldigung!" Sie ging wieder zu Shion zurück und setzte sich steif aufs Sofa. "Was ist los?", fragte Shion sie. "Da ist jemand im Bad!", sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. "Ups! Das hatte ich vergessen dir zu sagen! Mein Bruder ist auch hier!", erinnerte Shion sich. "Nein, echt?" "Shion? Bist du wieder da?", fragte sein Bruder und linste um die Ecke. "Siehste doch, Tai!", meinte Shion. Tai betrat das Wohnzimmer und musterte Tayla: "Du hast Besuch?" "Siehste doch!", antwortete er knapp und setzte sich neben sie. "Hi, ich bin Tai!", stellte er sich vor. "Ich bin Tayla!", stellte auch sie sich vor und reichte ihm knallrot die Hand. Dabei rutschte sie unauffällig zur Seite. "Ach, wisst ihr was? Ich wollte ja noch zur Toilette!", sagte Tayla schnell, stand auf und ging ins Bad. "Wo hast du die denn aufgegabelt und wer ist sie?", fragte Tai Shion. "Sie hatte gerade Schwierigkeiten, als sie von einem Vampir und einem Werwolf angegriffen wurde und sie ist die Jägerin!", erklärte Shion gelassen. "Ach so! WAAAS? Die Jägerin? Wie kommst du dazu, sie hierher zu bringen?", fragte Tai aufgebracht zurück. "Immer mit der Ruhe! Sie ist doch ganz niedlich! Ich mag sie!", antwortete er und grinste Tai an. "Hmpf! Du kapierst auch gar nichts!", meinte er. "Was kapiert er nicht?", fragte Tayla, als sie aus dem Bad kam. "Ach nichts!", sagte Tai und schaute seinen Bruder an. Shion starrte hypnotisiert auf Taylas offene Haare. Tai verdrehte die Augen, stand auf und verließ grinsend den Raum. Tayla setzte sich wieder neben Shion, der seinen Arm auf die Sofalehne legte. Plötzlich rutschte sein Arm auf ihre Schulter und er knipste schnell den Fernseher an. "Möchtest du was trinken?", fragte Shion verlegen. "Wenn du noch was anderes außer Blut dahast, dann gerne!", antwortete sie. "Äh! Ich muss mal nachschauen, das habe ich ganz vergessen!", sagte er, stand auf, ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. "Mh? Mist, da muss doch noch was sein! Da war doch noch... ah! Wusst ich's doch!", dachte Shion angestrengt nach und holte eine Flasche Cola raus. Dann nahm er sich noch ein Glas und ging damit zurück ins Wohnzimmer, wo er Tayla das Glas in die Hand drückte und ihr die Cola einschenkte. Anschließend setzte er sich wieder neben sie. "Danke, hätte nicht gedacht, dass du Cola hier hast!", stellte Tayla fest. "Na ja, manchmal hat mein Bruder Gäste, die kommen aber dann auch nicht wieder! Dann haben wir schon mal was zum Trinken da!", erwiderte er. "Und du? Hast du keine Freunde?", fragte Tayla erwartungsvoll nach. "Nein! Das geht meistens nicht, weil die Menschen altern und wir halt nicht! Ist ne schwierige Sache.", erklärte Shion traurig. "Wie bist du überhaupt zum Vampir geworden?" - "Ach, das ist doch schon so lange her, da muss ich nachdenken! Vor 243 Jahren bekam unser Dorf einen neuen Polizisten, namens Raul Cerrati. Von wegen Stadt beschützen und so, der hat die ganzen Einwohner getötet und uns, also Tai und mich zu seinen Vampirschülern gemacht! Kannst du dir das vorstellen? Einfach so? Tja und später haben wir uns an ihm gerächt! Wir töteten ihn! Und seitdem muss ich Blut trinken! Nach ner Zeit wird's ätzend!", erzählte Shion seine Geschichte. "Dann iss doch mal was anderes!", schlug Tayla vor. "Das geht nicht! Ich schmecke nichts!" - "Ist ja scheiße! Und wie siehts mit ... äh, Liebe aus? Geht das?" - "Ähhhhh? Jap! Geht!", antworte er höchst verlegen. "Wie meinst n das jetzt?" - "Ja, also, äh, na ja, das geht halt, weil ich und Tai eine Seele haben, im Gegensatz zu den anderen Vampiren, die das halt nicht können!" - "Was können?", fragte sie. "Na das!", erwiderte er leise und küsste sie vorsichtig. Erschrocken zuckte sie zurück und sah ihn überrascht an. Auch Shion war von sich selbst überrascht, doch beider Verlangen den anderen zu küssen, war zu groß. Tayla schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn stürmisch. Shion legte seine Arme um ihre Hüfte und drückte sie dabei sanft aufs Sofa.

"Ich hab kein Bock mehr Fern zu sehen! Ich hau ab!", dachte Tai und zog sich an. Tai war etwas kleiner als sein Bruder Shion, hatte blauschwarze Haare und smaragdgrüne Augen. Seine Kleidung war der Shions nicht unähnlich, denn er trug jetzt eine schwarze, ärmellose Weste, eine helle Jeans und schwarze Turnschuhe. Er wollte gerade durchs Wohnzimmer zur Haustür gehen, als Shion über die Sofalehne lugte und fragte: "Wo willst du hin?" "Hä?", machte Tai erschrocken, da er die Beiden nicht bemerkt hatte und fügte hinzu: "Oh, Entschuldigung! Ich habe euch nicht gesehen! Ich wollte nur mal so spazieren gehen!" Dann ging er zur Tür und verschwand. Shion sah ihm kurz hinterher, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich wieder Tayla zu.

Ein paar Häuserblocks weiter herrschte ein riesiger Tumult. Eine Gruppe von Werwölfen und Vampiren hatten ihre Beute eingekreist. Doch keiner der Jäger traute sich an das Opfer heran. Es war nämlich ein Gargoyle. Dieser Gargoyle war weiblich, hatte lange, struppige, schwarze Haare mit silbernen Strähnchen und seine Augen leuchteten wie das fahle Licht des Vollmonds. Die Haut des Dämons war grau und seine Hände und Füße waren klauenartig. Das einzige, was der Gargoyle trug, war eine knappe, schwarze Shorts und ein weißes, bauchfreies, trägerloses Top. Vor den Füßen des Gargoyles lag bereits ein Werwolf mit gebrochenem Genick. Deshalb trauten sich anderen nicht an ihn heran. Doch da sie wussten, dass dieser Gargoyle nicht ewig seine Gestalt behalten würde, hielten sie ihn einfach nur bis zum Morgengrauen in Schach.

Der Morgen graute bereits, als Tai um die Ecke bog und einen schmerzerfüllten Schrei vernahm. Eine Gruppe von Vampiren und Werfwölfen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie hatten sich um ein sich am Boden windendes Etwas gescharrt. Als Tai naher kam, erkannte er dass es sich bei diesem Etwas um ein junges Mädchen von vielleicht 18 Jahren handelte. Sie war es auch gewesen, die geschrieen hatte. Langsam zogen die Werwölfe und Vampire den Kreis um sie immer enger. Tai wusste sofort, dass sie das Mädchen töten wollten. Dass sie sich vor Schmerzen nicht wehren konnte und ihre große Überzahl nutzen die Jäger aus, um an ihre Beute heran zu kommen. Schon hob der erste Werwolf seine Pranke, um das Mädchen zu schlagen, als Tai einen Satz machte und schützend vor dem Mädchen stand. Die Werwölfe und Vampire sahen ihn verwirrt an. "Mach, dass du wegkommst, Junge! Diese Sache geht dich nichts an!", riet ihm der Anführer der Vampire, ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann, mit drohendem Knurren. "Was wollt ihr von ihr?", fragte Tai ruhig. "Hast du nicht gehört? Das geht dich einen verdammten Scheißdreck an!", fauchte der Anführer des Werwolfrudels. "Wie kommt es, dass Werwölfe und Vampire so friedlich und ohne Streitereien jagen?", wollte Tai weiter wissen. "Wir haben uns nur zusammengetan, weil es notwendig war. Ein gemeinsamer, mächtiger Feind bedrohte unsere Clans und jeder für sich allein hätte es nie geschafft, ihn zu besiegen. Und jetzt verzieh dich, oder wir können für nichts mehr garantieren!", erklärte ein weiterer Werwolf. "Und wer soll euer Feind sein? Etwa dieses Mädchen hier? Dann müsst ihr ja unheimlich schwach sein, wenn ihr sie mit 20 Mann angreift," redete Tai unbeirrt weiter. "Willst du damit etwa sagen, dass wir alle Feiglinge sind? Du hast ja keine Ahnung, wer dieses Mädchen ist und welche entsetzlichen Kräfte sie hat! Also lass uns in Ruhe!", befahl der Anführer der Vampire wütend. "Das werde ich nicht tun! Dieses Mädchen hat euch nichts getan! Also werde ich sie beschützen!", widersprach Tai immer noch seelenruhig. "Sie hat einen meiner Wölfe und einen Vampir erledigt! Das reicht doch wohl! Aber wie du willst! Beschütz sie ruhig, es wird das letzte sein was du tust!", brüllte der Werwolfanführer und er und sein Rudel stürzten sich auf Tai. "Das denkt aber auch nur ihr!", murmelte Tai und verwandelte sich in einen Vampir. Mit seinen riesigen, kraftvollen Flügeln schleuderte er zwei Vampire, die ihn von hinten angriffen, zur Seite und mit seinen klauenartigen Händen wehrte er die Werwölfe ab. Er schaffte es, zweien von ihnen die Kehle aufzuschlitzen und einem dritten brach er das Genick. Das war den Werwölfen eindeutig zuviel des Guten. Verängstigt jaulend und winselnd kniffen sie die Schwänze ein und flohen. Jetzt kümmerte sich Tai um die restlichen Vampire. Irgend wo in seinen Sachen trug er einen Pflock versteckt. Den holte er jetzt rasch hervor und schaffte es noch, vier Vampire nacheinander zu pfählen, bevor die anderen die Flucht ergriffen und verschwanden. Mit einem zufriedenen Lächeln steckte er den Pflock wieder weg und sah den Vampiren noch einen Moment hinterher. Dann wandte er sich ab. Jetzt konnte Tai sich in Ruhe um das Mädchen kümmern. Sie lag am Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Als er sich zu ihr niederbeugte, sah er, dass sie schwer und stoßweise atmete und ihr Köper bei jedem Atemzug vor Schmerzen krampfartig erschauerte. Bei jedem neuen Krampf presste sie die Augenlider zusammen, als würde es ihre Schmerzen lindern. Sie lag auf der Seite und die Arme hielt sie vor ihrem Unterleib verschränkt. Für Tai bedeutete dies, dass sie eine schwere Verletzung haben musste. Beruhigend sprach er auf sie ein und dennoch erschrak sie fürchterlich, als er behutsam seine Hand auf ihre Schulter legte. Panisch riss sie die Augen auf und schlug seine Hand weg. Als sie erkannte, dass er ein Vampir war, rappelte sie sich trotz aller Schmerzen mühsam auf und versuchte, wegzulaufen, doch sie schaffte nur ein paar Meter. Dann wurden die Schmerzen ihrer Verletzung zu groß und sie stürzte der Länge nach wieder zu Boden. Schluchzend blieb sie einfach liegen und wartete auf ihr Ende, wie es Tai vorkam. Tai stand wieder auf, ging die paar Schritte zu dem Mädchen und ließ sich neben ihr wieder auf die Knie nieder. Sanft packte er sie an der Schulter und drehte sie auf den Rücken. Ängstlich schluchzend hielt sie die Augen geschlossen, in Erwartung des tödlichen Bisses. Tai sagte nichts, sondern ergriff vorsichtig ihren vom Fall zerschundenen Arm und drehte ihn zur Seite. Zum Vorschein kamen drei tiefe und heftig blutende Kratzspuren, die nur von einem Werwolf stammen konnten. Tai zog seine Weste aus, riss einen Streifen ab und band ihn um ihre Wunde. Dann hob er sie hoch und flog mit ihr zu seiner und Shions Wohnung.

Tai betrat die Wohnung und brachte das Mädchen in sein Schlafzimmer. Er legte sie aufs Bett, holte Verbandszeug und versorgte ihre Wunden. "Du kannst dich jetzt ruhig ein bisschen ausruhen! Wenn du was brauchst, ich bin nebenan! Ich heiße übrigens Tai!", gab er ihr zu verstehen und verließ den Raum. Tai dachte sich, dass er sich ein kleines Päuschen auf dem Sofa gönnen könnte, doch dann bemerkte er, dass es immer noch von Shion und Tayla belegt war. Er verschränkte die Arme und schmunzelte. Die Beiden lagen ineinander verknäult und Shion umarmte Tayla noch zusätzlich mit seinen Flügeln. Um Shion zu wecken, tippte Tai ihn auf die Schulter. Erschrocken wachte Shion auf und machte eine rasche Flügelbewegung. Unglücklicherweise traf er dabei Tai im Gesicht. Er taumelte ein paar Schritte zurück und rieb sich die schmerzende Gesichtshälfte. "Kannst du nicht aufpassen, wo du hinschlägst?", meckerte Tai. Shion lugte verschlafen über die Sofalehne. "WAS? WER? Wer hat was gesagt?", nuschelte Shion und erkannte dann, seinen Bruder. "Was hast du gemacht?", fragte Shion total perplex. "Hmpf! Ich habe gar nichts gemacht! Du warst das! Wieso bist du überhaupt verwandelt?", fragte Tai ihn. Doch noch bevor Shion antworten konnte, zerrte Tayla an seinem Flügel, in der Annahme, er sei eine Decke, drehte sich zur Seite und fiel vom Sofa. Dabei zog sie Shion mit sich und fiel auf sie. Tai prustete los. "Könntest du bitte von mir runter gehen?", stöhnte Tayla. "Wenn du mich mal loslassen würdest!", erwiderte Shion und versuchte seinen Flügel aus ihrer Hand zu befreien. Tayla ließ ihn los und Shion machte einen Satz nach hinten. Tai brach in schallendes Gelächter aus. Tayla stand auf und blickte direkt in Tais Gesicht. Sie trug nur eine Hotpants. Dann folgte sie Tais Blick und bemerkte, dass sie Obenrum nichts trug. Ihr Gesicht wurde blutrot und schnell versuchte sie ihre Brust zu verdecken. Hektisch schaute sie sich nach Shion um und rannte zu ihm, ergriff einen Flügel und verdeckte damit ihre Blöße. Shion legte seinen anderen Flügel um sie. "Eine Frage: Was habt ihr heute Nacht gemacht?", fragte Tai mit lauerndem Grinsen. "DAS geht dich gar nichts an!", platzte Shion heraus. "Schon gut! Kein Problem! Ich kann's mir auch schon so denken!", meinte sein Bruder und sein Grinsen wurde noch breiter. "Halt endlich deine Klappe!", schimpfte Shion und angelte nach Taylas T-Shirt. "TAI?", kam's aus dem Schlafzimmer. Plötzlich wurde es leise und jetzt grinste Shion. "Wer ist denn das?" , fragte er schadenfroh. "Geht dich nichts an! Und jetzt... entschuldigt mich!", meinte Tai und verließ den Raum.

"Könnte ich bitte etwas zu trinken haben?", fragte das Mädchen, als Tai herein trat. "Ja, natürlich. Einen Moment!", sagte er, verließ das Zimmer und kam ein paar Augenblicke später mit einem Glas Wasser wieder. Er setzte sich neben ihr auf das Bett und half ihr, sich aufzusetzen. Dann reichte er ihr das Glas. Als das Mädchen ausgetrunken und sich wieder hingelegt hatte, fragte sie unvermittelt: "Wieso hast du mich nicht getötet?" "Warum sollte ich das tun? Ich habe keinen Grund dazu!", erwiderte er. "Ich dachte, Vampire töten nun mal, um sich zu ernähren?! Oder sehe ich das falsch?", fragte sie überrascht. "Nein, das ist im Grunde schon richtig, aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, an Blut heranzukommen," erklärte er. "Zum Beispiel?", wollte sie wissen. "Blutbank, Schwarzmarkt. Man muss nur die richtigen Leute kennen, dann kann man das Jagen umgehen," erklärte Tai. "TAI!", brüllte Shion plötzlich. "WAS?", rief Shion ungeduldig zurück. "KOMM MAL!" - "WARUM?" - "DARUM!" - "JETZT NICHT!" - "DOCH! JETZT! SOFORT!", schrie Shion. "Leck' mich doch am Arsch!", dachte Tai und verdrehte innerlich die Augen. "DAS HAB' ICH GEHÖRT!!!", rief Shion wieder. "NA UND?! WENN DU WAS WILLST,KOMM DOCH GEFÄLLIGST SELBER!", rief Tai zurück und seufzte genervt. "OKAY!", erwiderte Shion fröhlich und stand zwei Sekunden später mit Tayla in der Tür. Automatisch fiel Tais Blick auf Taylas Ausschnitt. "Schade! Ist nicht tief genug," dachte er und wollte sich leicht enttäuscht abwenden. "TAI!!! Hör auf, zu denken!", schnaubte Shion wütend. Tai zuckte erschrocken zusammen. "Wie bitte? Oh, entschuldige. ... UND DU HÖR GEFÄLLIGST AUF, MEINE GEDANKEN ZU LESEN!!!", sagte Tai aufgebracht. "Ich kann ja nicht anders, wenn du nur so'n Scheiß denkst!", erwiderte Shion unschuldig. "Argh! Du nervst! UND JETZT RAUS!", blaffte er seinen Bruder an, schob ihn und Tayla aus seinem Zimmer und schmiss hinter ihnen die Tür zu. Dann drehte er sich wieder um und lächelte entschuldigend. "Das ist mein idiotischer Bruder und seine neue Freundin, die Jägerin!", erklärte er. "Ah, ja! ... Moment! ... D-die Jägerin? Das soll wohl 'nen Scherz sein?!", fragte das Mädchen erschrocken und panisch. "Das dachte ich auch zuerst. Aber sie ist eigentlich ganz in Ordnung, wenn man nicht gerade zu den Fiesen zählt." "Das ist mir egal! Ich muss hier weg!", erwiderte das Mädchen und wollte aufstehen. Mit einem Satz war Tai bei ihr und hielt sie zurück. Sanft drückte er sie aufs Bett zurück und sagte: "Keine Sorge! Ich garantiere dafür, dass dir hier nichts passiert, ... Ähm, wie heißt du eigentlich?" "Romina!", antwortete sie nur. "Okay. Brauchst du noch irgend etwas?", fragte er hilfsbereit. Romina schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Ein paar Minuten später war sie eingeschlafen.

Als es bereits auf den späten Abend zuging, genehmigten sich Shion und Tai jeweils eine Blutkonserve. "Entschuldigung! Ich bin auch noch da! Vielleicht könnte ich mal ein Glas Cola oder so was kriegen?", meldete sich Tayla zu Wort. "Oh, ja, natürlich! Tut mir leid," sagte Shion und ging noch mal in die Küche. "Hier! Bitte!", meinte er, als er mit einem Glas Cola wiederkam. Nach ein paar Minuten schaute Tayla auf die Uhr: "Tja, ich muss dann mal so los gehen! Hab noch 'nen Job zu erledigen!" "Jetzt? Muss das denn sein? Bleib doch noch! Nur noch ein paar Minuten?", quengelte Shion. "Hm? Na gut!", meinte Tayla und setzte sich auf seinen Schoß. "Alles klar! Ich schau dann mal..."Die hören mir ja doch nicht zu"!", dachte Tai, stand auf und ging zu Romina. Als er das Schlafzimmer betrat, lag jedoch kein Mensch mehr in dem Bett, sondern ein Gargoyle. Erschrocken schrie Tai auf. Dadurch wachte der Gargoyle auf und sah sich panisch um. Schnell sprang er auf und floh durchs Fenster. Tai folgte ihm mit gewissem Abstand. Der Gargoyle bemerkte nach ein paar Minuten, dass ihm jemand gefolgt war und versuchte ihn zu erst abzuschütteln, was ihm jedoch nicht gelang und fühlte sich somit bedroht. Ruckartig drehte sich der Gargoyle um. Tai stoppte. "Verschwinde!", knurrte der Gargoyle. "Was hast du mit Romina gemacht?", fragte Tai. "Geht dich einen Scheiß an! Hau ab und lass mich in Ruhe, sonst...!", warnte ihn der Gargoyle. "Sonst was?", fragte Tai zurück. Doch noch bevor der Gargoyle antworten konnte, sackte er in sich zusammen und fiel ohnmächtig in die Tiefe. Tai stürzte hinterher und fing ihn noch rechtzeitig auf. Dann bemerkte er die drei blutenden Striemen im Unterleib, die auch bei Romina, genau an der selben Stelle, vorhanden waren. Verwundert überlegte Tai, ob es zwischen dem Gargoyle und Romina eine Verbindung gab. Um dem Gargoyle zu helfen und ihre Wunden zu versorgen, brachte Tai sie wieder zu sich nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-01-04T22:17:11+00:00 04.01.2008 23:17
cool nich schlecht ich hoff es geht weiter

Von: abgemeldet
2006-03-14T19:42:55+00:00 14.03.2006 20:42
hey, klasser Anfang.
Ich hoffe doch, du schreibst die Story schnell weiter. Bin gespannt, wie es weiter geht.
bis zum nächsten Kapitel
bye
Usagichan0003 ^-^


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