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Le Compte et la Comptesse

von

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Geständnisse und Folgen

Als Athos aufwachte, lag er allein in seinem Bett. Von Aramis war keine Spur zu sehen. Ruckartig setzte er sich auf und blickte sich im Zimmer um. Ihn nicht bemerkend, saß sie am Fenster und las in einem Buch. Neben ihr stand ein Teller mit Obst, wo sie sich ab und zu etwas nahm und in den Mund steckte. Sie schien völlig in das Buch vertieft. Die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht und zauberte goldene Tupfer in ihr Haar. Lächelnd beobachtete Athos sie, bis er überrascht wahrnahm, dass ihr Tränen über die Wange liefen. Lang-sam stand er auf und ging leise zu ihr. So erkannte er, dass sie einen Roman über eine unglückliche Liebe las. Vermutlich hatte sie es sich einfach aus dem großen Bücherregal genommen, dass in seinem Zimmer an der Wand zur Tür stand. Er konnte ein leises Schniefen vernehmen und kurz drauf wischte sie die Tränen von den Wangen. Als er fast bei ihr war, räusperte er sich leise. Trotzdem erschrak sie sich ziemlich und schaute ihn peinlich berührt an. Er lächelte und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Ich musste auch ein paar Tränen vergießen, also brauch es dir nicht peinlich sein. Das Buch ist nun mal recht traurig.", versuchte er sie zu beruhigen. Doch anscheinend schien er das Gegenteil zu erreichen. Ihre Augen füllten sich nur wieder mit Tränen und sie schaute beklommen auf ihren Schoß. Daraufhin setzte er sich auf die andere Seite des Fensters und schaute sie intensiv an.

"Du wirst ein guter Kommandant werden. Kein anderer käme dafür in Frage außer dir.", sprach er mit abso-lutem Ernst in der Stimme. Ihr Blick richtete sich überrascht auf ihn. Langsam beugte er sich vor, legte seine Hand an ihre Wange und wischte die Tränenspur weg.

"Sei mir nicht böse, bitte. Ich bin schon seit Jahren mit Susette verlobt, aber erst jetzt hab ich den Mut diesen Weg zu gehen. Die Lüftung deines Geheimnisses macht es mir allerdings wieder sehr schwer, zu gehen." Ihr Blick senkte sich und sie schluckte hart. Sanft hob er ihr Kinn und sah in zwei feuchte, blaue Augen. Sie schienen sagen zu wollen: Tu mir das nicht an. Fast in Zeitlupe näherte er sich ihr, sein Blick fest auf ihren gerichtet. Zaghaft und sanft legte er seine Lippen auf ihre. Ihr Blick weitete sich, doch schnell schloss sie die Augen und genoss diese liebevolle Berührung. Sie spürte eine wunderbare Wärme in sich aufsteigen und entspannte sich, gab sich hin. Er fixierte sie und registrierte jede Regung ihres Gesichtes. Traurig war sein Blick auf sie gerichtet. Er löste sich von ihr und lehnte sich an die Wand hinter sich, so dass er einen gewis-sen Abstand zu ihr gewann. Verträumt öffnete sie die Augen, blickte ihn dann aber ernst an, versuchte weite-re Tränen zu unterdrücken.

"Ich liebe dich und deshalb lass ich dich gehen.", flüsterte sie. Sie schloss das Buch und erhob sich langsam. Sie schritt zu einem Stuhl, wo ihre Sachen lagen und nahm sie. Schleichend ging sie zur Tür, öffnete sie und drehte sich noch mal zu ihm.

"Ich wünsche dir und Susette eine wunderbare Zukunft. Lebe immer glücklich." Die Tür schloss sich hinter ihr. Athos schaute erst jetzt hin. Er spürte, wie sich Tränen den Weg in seine Augen suchten. Um dies zu unterbinden, kniff er die Augen fest zu, legte den Kopf auf seinen Arm, der auf seinem Knie ruhte. Ohne dass er es verhindern konnte, drang ein Schluchzen über seine Lippen.

Aramis kam gerade im Foyer an, als ein Diener die Tür öffnete und D'Artagnan mit Porthos das Haus betra-ten. Überrascht erblickten sie ihren Kameraden. Doch ohne ein Wort ging dieser an ihnen vorbei, drückte dem Diener einen Brief in die Hand und verließ das Anwesen. Die zwei Musketiere schauten ihr verblüfft hinterher, verabschiedeten sich vom Diener und folgten ihr. Im Gegensatz zu ihr hatten sie allerdings ihre Pferde. Aramis schritt die Straßen entlang Richtung ihrer Wohnung. Ihr Freunde folgten ihr und ritten schließlich neben ihr.

"Was ist denn mit dir?", wollte Porthos wissen, doch er bekam nur ein ,Lass mich in Ruhe'-Blick und Ara-mis lief weiter. Der Gascogner zuckte die Schultern und folgte ihr weiter. Als sie fast an ihrer Wohnung waren, gab er Porthos einen Wink, doch ihr Pferd aus dem Hauptquartier zu holen. Dieser verstand und drehte ab. Stumm ritt er neben ihr her und ging auch stumm mit ihr in die Wohnung. Dort verschwand sie in ihrem Zimmer. D'Artagnan setzte sich vorerst an den Tisch und wartete. Erst nach fünf Minuten kam sie zu ihm. Er bemerkte sofort, dass es ihr nicht gut ging. Doch er kannte sie inzwischen so gut, dass er wusste, sie würde zu ihm kommen, wen sie reden mochte. Auch Aramis setzte sich an den Tisch, starrte vor sich hin.

"Du hast jetzt noch frei. Was willst du machen?", versuchte er ein Gespräch zu beginnen. Sie zuckte mit den Schultern und seufzte.

"Ausruhen, besaufen, ausruhen.", meinte sie resigniert. D'Artagnan sah sie entsetzt an. Sie brachte ein freudloses Grinsen auf die Lippen und blickte dann zum kalten Kamin.

"Ihr saht heute morgen recht friedlich aus. Was ist passiert?", fragte er sich besorgt zu ihr beugend. Augen-blicklich schossen ihr Tränen in die Augen. Der Junge schluckte. Ein Schluchzen entrang ihrer Kehle und sie vergrub den Kopf in ihren Armen. Langsam stand er auf, ging um den Tisch und kniete sich neben ihren Stuhl. Sanft legte er einen Arm um ihre Schulter, woraufhin Aramis ihm um den Hals fiel und laut schluchz-te. Beruhigend strich er ihr übers Haar und den Rücken. Sie klammerte sich an ihn, sank vom Stuhl und tiefer in seine Arme.

"Was hat er getan?", flüsterte D'Artagnan tonlos und schaute besorgt zu ihr runter. Wieder schluchzte sie und nur dumpf konnte er hören, wie sie stotterte,

"E..er hat... mich ge...geküsst." Der Gascogner schaute sie mitleidig an und nahm sie fester in den Arm. Erst Minuten später beruhigte sie sich langsam. Vorsichtig half er ihr auf den Stuhl und wischte ihr die Tränen weg. Aramis saß da, wie ein Häufchen Elend. Ihre ganze Körperspannung war verloren gegangen. Noch nie hatte er sie so fertig gesehen.

"Soll ich mir die Wunde ansehen?", fragte er und er bekam ein schwaches Nicken. Er lächelte aufmunternd, als sie aufstand und ins Schlafzimmer ging. Schnell machte er eine Schüssel mit Wasser und folgte ihr dann. Aramis saß bis auf die Hose entkleidet auf dem Bett und schaute melancholisch vor sich hin. Stumm setzte sich D'Artagnan daneben und begann den Verband zu entfernen. Innerhalb weniger Minuten hatte er die Wunde versorgt und ihr einen neuen Verband angelegt.

"Schlaf etwas oder les ein bisschen. Ich komme später noch mal.", sprach er ihr zu lächelnd und sie nickte knapp. Dann verließ er ihre Wohnung. Draußen kam gerade Porthos mit Foulliant.

"Bind ihn an und sattle ihn ab. Ich muss noch mal zu Athos. Achja, könntest du ihm ne Flasche Rotwein oder so bringen?", meinte D'Artagnan zu dem stämmigen Mann, als er auf Rosinante aufsaß. Der Musketier nickte und schaute seinem Kameraden irritiert hinter her.

"Aramis und eine Flasche Wein?", fragte er sich selbst, zuckte dann aber die Schultern und machte sich auf den Weg, den Auftrag auszuführen. Als er zurück kam, saß Aramis vor dem brennenden Kamin und starrte in das Feuer. Porthos merkte, dass es seinem Kumpel schlecht ging. Er nahm sich eine Stuhl und stellte ihn gegenüber von Aramis. Während er Platz nahm, reichte er dem Musketier die eine Rotweinflasche und einen Korkenzieher. Aramis nahm beides ohne Porthos anzusehen und öffnete die Flasche, reichte den Korkenzie-her an Porthos weiter und nahm einen großen Schluck. Porthos schaute seinen Freund überrascht an, trank dann aber auch einen Schluck. Sie saßen stumm bei einander, tranken ab und zu einen Schluck aus der Fla-sche, bis Porthos nach einer halben Stunde besorgt aber auch genervt fragte:

"Was ist nur los mit dir? Seit Athos uns von seiner Kündigung und Susette erzählt hat, benimmst du dich doch reichlich komisch und Athos ist auch nicht besser." Erst jetzt bekam er einen zu Tode betrübten Blick von seinem Kameraden, so dass er heftig erschrak. Das war nicht der Aramis, den er kannte!
 

D'Artagnan ließ den Diener gerade so aufmachen, bevor er sich ins Haus drängte, sich kurz um sah und ihn dann anfunkelte.

"Wo ist Athos?" Der Diener zuckte etwas zusammen.

"Compte Oliviér befindet sich in seinem Zimmer." D'Artagnan nickte, blieb dann aber stehen und schaute den Diener entrüstet an.

"Compte?"

"Ja, Monsieur."

"Na, super." D'Artagnan verdrehte wütend die Augen und erklomm im Eiltempo die Treppe und ging zu Athos' Zimmer. Ohne anzuklopfen öffnete er schwungvoll die Tür und trat ein. Was er sah, ließ ihn aller-dings stoppen. Athos saß über den Schreibtisch gebeugt, den Kopf auf den Armen liegend. Die Vorhänge waren zu gezogen, so dass es fast stockdunkel war. Nur eine halb abgebrannte Kerze stand vor Athos auf den Tisch. In seiner Wut etwas gedämpft, schloss der Gascogner leise die Tür und ging zu seinem Freund. Er setzte sich neben ihn. Athos rührte sich nicht ein Stück, nur ein tiefer Seufzer war zu vernehmen.

"Warum hast du das getan?", wollte D'Artagnan mit leiser Stimme wissen. Athos hob den Kopf nicht.

"Sie sollte wissen, dass ihre Gefühle erwidert werden." Seine Stimme war nur schwach und klang sehr ge-knickt.

"Hast du auch daran gedacht, was du ihr damit antust? Vermutlich besäuft sie sich in diesem Moment." Athos hob ruckartig den Kopf und schaute den Kameraden aus müden, aber auch entsetzten Augen an.

"Und das lässt du zu?", blaffte er. D'Artagnans Gesicht rührte sich nicht.

"Eher andersrum oder? Warum lässt du es zu, dass es ihr so schlecht geht? Aber wenn es dich beruhigt, Port-hos ist bei ihr.", meinte er mit anklagender Stimme. Athos seufzte tief und ließ den Kopf wieder auf die Ar-me sinken.

"Glaubst du, mir geht es momentan anders?", fragte er mit heiserer Stimme. D'Artagnan senkte den Blick und schüttelte, obwohl Athos es nicht sehen konnte, den Kopf. Dann legte er ihm eine Hand auf die Schulter.

"Komm mit zu ihr. Redet mit einander.", schlug er vor, aber Athos schüttelte den Kopf.

"Sie hat sich von mir verabschiedet..... für immer." D'Artagnan atmete tief ein und stieß die Luft wieder aus. Eine Weile saßen die Beiden so zusammen. Dann fixierte D'Artagnan seinen Kumpanen.

"Sag mal. Der Diener meinte, du seihst Compte?" Athos nickte schwach.

"Compte Oliviér de la Fèrre.", antwortete er.
 

Porthos schaute Aramis mit aufgerissenen Augen an. Die hatte den Blick gesenkt und auf ihren Wangen funkelten Tränenspuren.

"Lass mich das resümieren. Du heißt Renée d'Herblay und bist eine Frau, liebst Athos und er hat dich heute geküsst, wobei er mit Susette verlobt ist." Sie nickte und leerte die Flasche in einem Zug. Dann ließ sie diese fallen und brach abermals in Tränen aus. Porthos schaute sie unsicher an und dann im Zimmer umher, bevor er sich überwinden konnte und sie in den Arm nahm.

"Weißt du was? Wir beide gehen jetzt in die mieseste Spelunke und da kannst du dich hemmungslos besau-fen. Ich bring dich dann später nach Hause. Was hältst du davon?" Sie nickte schwach, löste sich aus der Umarmung und wischte die Tränen von ihren Wangen. Dann stand sie auf und holte sich aus dem Schlaf-zimmer ihren Mantel, während Porthos das Feuer löschte. Als sie zurückkam, machten sich Beide auf den Weg.



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