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Im Flügelrausch der Phantasie

Eine Sammlung an Kurzgeschichten
von

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Jäger und Beute

„Jäger und Beute“

Eine Kurzgeschichte

Von Yalene
 

Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen Werken sind bitte als unbeabsichtigter Zufall anzusehen.
 

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Jäger und Beute

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Raschelndes Blätterwerk. Das Geräusch selbst war nicht beunruhigend. Überall um ihn herum hörte er die Laute der Tiere und das Windspiel der Blätter.

Doch dieses Rascheln war anders. Es war näher, kontrollierter, kraftvoller. Es war deutlich von einer körperlichen Präsenz verursacht. Vorsichtige, suchende Augen starrten in die Dunkelheit, wanderten vergeblich die dunklen Konturen der Büsche und Bäume ab.

Doch da schien nichts zu sein. Keine Form war zu sehen, keine Augen, die zurücksahen. Kein weiteres Geräusch, das den Beobachter verriet.

Doch es war etwas da. Auch wenn er es nicht sehen konnte, etwas Grundsätzliches nagte innerhalb des Suchenden, eine Gewissheit, ein Instinkt, dass dort eine Gefahr lauerte.

Jetzt regte sich nichts. Doch das Gefühl wollte nicht weichen. Es war immer noch da, wie eine Nadel im Kopf, unnachgiebig bohrend.

Sein Körper war angespannt. Es wollte sich einfach keine Ruhe einfinden. Es brachte alles nichts. Er musste dem unbekannten Rascheln nachgehen, musste diesem Instinkt nachgeben, der ihn zur Vorsicht mahnte. Langsam, ohne hastige Bewegungen, stand er auf, entfernte sich vom wärmenden Feuer und ging, seine Waffe treu an seiner Seite, dem Ort des zuvor gehörten Geräusches entgegen. Wenige Schritte trennten ihn von dem Gebüsch.

Da war es wieder, das Rascheln. Definitiv kontrolliert. Da musste ein Tier sein, vermutlich auch ein recht großes. Der Jäger senkte langsam seinen Körper gen Boden. Ein Knie berührte lautlos die feuchte Erde. Die Waffe fuhr langsam von der Seite nach oben, legte sich mit dem Kolben an das Schulterblatt, die tödliche Öffnung sah herausfordernd in die Dunkelheit.

Ein Knurren erklang, ein tiefer, kontrollierter Laut, der aus dem Gebüsch hervordrang.

Der Jäger war angespannt.

Glühende Augen lugten unter den Blättern hervor. Das Tier ward erkannt. Die Waffe lag ruhig, ihr Halter zwang sich ebenso zur Disziplin, versuchte gleichmäßig zu atmen. Ihm stand sein Feind gegenüber. Kontrollverlust konnte zum Verlust des Lebens führen. Das Tier grollte gefährlich, auch ihm war die Situation bewusst. Ein Kampf war unvermeidlich. Der, der den Moment am besten vorbereitete, würde überleben.

Plötzlich durchbrach ein Lichtschein die Dunkelheit. Dort, wo zuvor noch sein Feind lauerte, zerriss das Licht den Vorhang der Nacht. Eine mächtige Spalte öffnete sich vor ihm auf.

Er fühlte seinen Körper schrumpfen, kindliche Züge nahmen überhand, die zuvor noch tödliche Waffe wandelte sich in einen knöchrigen Stock. Wo kurz vorher noch ein wärmendes Feuer geprasselt hatte, lagen nun nur noch gehäufte Zweige. Statt ihn umringender Dschungel brachte der einfallende Schein flache, schräge Wände zum Vorschein, einige Wollen, andere aus Leinen.

„Willst du nicht essen kommen?“, klang es aus von dem Licht vor ihm heraus. Ein gütiges Gesicht, kluge Augen und ein amüsiertes Lächeln schienen ihn geradezu in den Spalt zu ziehen.

„Du kannst dich später wieder in deine kleine Höhle zurückziehen.“

Aufgeregt und hell lachend warf der Junge den Stock beiseite und krabbelte dem Licht entgegen hin zu seiner Mutter.
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~

Ende

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